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helena

Bewertungen

Insgesamt 31 Bewertungen
Bewertung vom 02.02.2025
Halbe Leben
Gregor, Susanne

Halbe Leben


ausgezeichnet

Sehr lesenswert!

In diesem Roman werden zwei berufstätige Mütter betrachtet. Sie haben Ähnlichkeiten in ihren Lebensumständen, aber auch erhebliche Unterschiede, welche vor allem in ihrer sozialen und kulturellen Herkunft liegen.

Klara lebt mit ihrem Mann Jakob, ihrer 10jährigen Tochter sowie ihrer dementen Mutter in einem eigenen Haus in Österreich. Sie arbeitet als Architektin. Zur Pflege ihrer Mutter engagiert sie Paulina. Die alleinerziehende Paulina lebt in der Slowakei, mit ihren zwei Söhnen. Sie ist Krankenschwester. Zwei Wochen wird sie sich fortan um Klaras Mutter kümmern und zwei Wochen zu Hause sein. In ihrer Abwesenheit wird sich ihre Ex-Schwiegermutter um die Kinder kümmern. Paulina eigene Mutter ist schon verstorben. Sie selbst hat sie gepflegt und ist dabei sehr an ihre Grenzen gekommen. Paulina benötigt das Geld, um mit ihren Kindern in eine größere und schönere Wohnung zu ziehen.

Klara und Paulina tragen die Hauptverantwortung für die Familie. Die Väter sind eher abwesend oder/ und nicht erwachsen geworden. Beide zerreißen sich zwischen Arbeit und Familie, wenngleich auch aus einer unterschiedlichen Motivation heraus. Beide wollen allem gerecht werden und geraten in Erschöpfungszustände. Beide haben Schwierigkeiten in der Beziehung zu ihren Kindern. Beide benötigen die Großmütter, um ihre Abwesenheiten in der Beziehung zu ihren Kindern abzufedern. Doch das funktioniert nur bedingt und Paulina gerät immer mehr unter Druck...

Dieser fein und psychologisch gezeichnete Roman liest sich spannend und fesselnd. Da das Unglück gleich vorweg genommen wird, wird die Stimmung immer bedrückender, trauriger und steigert sich bis zur Katastrophe.

Ich konnte mit beiden Frauen gut mitfühlen. Beide Frauen sind facettenreich dargestellt, wirkten in ihren Handlungen und Überlegungen überzeugend und in gewissem Maße nachvollziehbar. In den Alltagssituationen konnte ich mich gut wiederfinden. Ich fand es zudem sehr bereichernd, zu sehen, wie beide Frauen mit ihren Herausforderungen und Konflikten umgegangen sind, welche Entscheidungen sie getroffen und welche Prioritäten sie gesetzt haben. Dies regte mich an, auch mein eigenes Leben zu überdenken und Dinge anders zu gewichten.

Der Roman stellt eindringlich und nachdenkenswert wichtige (zeitgenössische) Themen dar: Funktionalität von Familiensystemen, Mehrfachbelastung von Müttern, Rolle der Väter, Beziehung zu den Kindern sowie die Pflegesituation der eigenen Eltern. Es geht zudem um ökonomische Not und soziale Ungleichheit, um Selbstverwirklichung und nicht zuletzt um Schuld und Verantwortung.

Fazit: Ein fesselnder, psychologisch spannender, emotional bewegender und zum Nachdenken anregender Roman. Sehr lesenswert!

Bewertung vom 31.01.2025
Die Gabe
Suzuki, Suzumi

Die Gabe


ausgezeichnet

Berührende und Fragen aufwerfende Mutter-Tochter-Beziehung in Japans Hostess-Welt

Im Mittelpunkt steht eine junge Frau, die sich in Tokyo in Clubs als Hostess verdingt. Sie hat nur wenige und lockere Freundinnen, von denen eine weggezogen ist und eine andere sich unlängst das Leben genommen hat. Gleichzeitig ist ihre Mutter, eine eher unbekanntere Dichterin, schwer an Krebs erkrankt. Sie liegt im Sterben und möchte noch ein letztes Gedicht zu Papier bringen. Die junge Frau kümmert sich um ihre Mutter, erst bei sich zu Hause, dann im Krankenhaus. Zugleich lässt sie uns teilhaben an ihren Gedanken, die sich vor allem um ihre Beziehung zu ihrer Mutter und ihr Alltagsgeschehen drehen.

Die Mutter hatte ihre eigenen Herausforderungen, als Alleinerziehende. Die Tochter spürte nie die Liebe ihrer Mutter, fühlte sich ungeliebt und gehasst. Es gab eine traumatisierende Situation zwischen ihnen, die nie wirklich aufgearbeitet wurde. Letztlich tut die Tochter genau das, was ihre Mutter für sich selbst nie wollte- sich und ihren Körper verkaufen.

Das Buch liest sich fesselnd und berührend. Das Setting und die Personen sind interessant gezeichnet. Man erfährt alles aus der Ich Perspektive der Tochter. Doch war ich der jungen Frau selten richtig nah, da sie sowohl zu sich als auch zum Leben Distanz wahrt. Die Themen werden umkreist, so dass ich sie erstmal nicht so recht zum Fassen bekam. Warum war die Beziehung zu ihrer Mutter so wie sie war? Warum handelte die Mutter so, wie sie handelte ? Warum sprachen sie so wenig miteinander? Warum waren sie so beziehungslos? Warum förderte sie ihre Tochter nicht, warum setzte sie kaum Grenzen? Wo sind die Trennlinien zu den eigenen Kindern? Inwiefern gehören sie den Eltern? Wieviel Wert bzw. welchen Preis hat ein Körper? Welche Rolle spielt die Schöhnheit von Frauen?

Am Ende war ich voller Emotionen und aufgerüttelt, auch aufgrund meiner vielen Fragen und las daher den kurzen Roman ein zweites Mal, diesmal aufmerksamer und zielgerichteter. Dadurch konnte ich tiefer einsteigen und Antworten erhalten. Da mir bislang die Szene der Hostess und Host Clubs in Japan fremd waren, wurde ich zudem angeregt, hierüber zu recherchieren, um das Setting besser zu verstehen.

Fazit: Ein kurzer, schön erzählter, durchaus auch herausfordernder Roman, den man aufmerksam lesen sollte, der aufrüttelt, berührt, beeindruckt und nachhallt. Das Buch würde sich zudem gut für einen Buchclub, zum Lesen mit Austausch, eignen, da es Fragen, Interpretations- sowie Diskussionsmöglichkeiten aufwirft.

Bewertung vom 24.01.2025
21 Dinge über deine Finanzen, die du wissen solltest
Kowalski, Matthias

21 Dinge über deine Finanzen, die du wissen solltest


ausgezeichnet

Vertrauenswürdig und praxisorientiert

Die unabhängige Stiftung Warentest bietet in diesem Buch einen kompakten und dennoch umfassenden Überblick über die vielfältigen Möglichkeiten, Vermögen durch Sparen und Anlegen zu vermehren. Es werden unterschiedliche Kontenmodelle wie Giro-, Tagesgeld- und Festgeldkonten sowie Investitionen in Aktien und Fonds (aktiv und passiv) detailliert vorgestellt. Dabei werden jeweils die Vorteile, Nachteile und Risiken anschaulich erläutert. Zudem wird der Mechanismus von Zins und Zinseszins verständlich erklärt. Ergänzt wird dies durch praktische Beispielrechnungen, Hinweise auf vertrauenswürdige Informationsquellen, Tipps zur Vermeidung von Schulden, zum Aufspüren von sogenannten „Geldfressern“ sowie zur Führung von Haushaltsbüchern. Das Buch beleuchtet außerdem die Entstehung der gesetzlichen Rente und widmet sich verschiedenen Strategien zur Sicherung der Rente.

Die Hauptzielgruppe sind junge Erwachsene, doch auch ich, obwohl ich kein Neuling in Finanzdingen bin, fand hier und da nützliche Tipps und Ideen. Die Kapitel sind gut gegliedert und am Ende gibt es eine Kurzzusammenfassung der wichtigsten Punkte. Der Schreibstil ist klar, leicht verständlich und kommt auf den Punkt. Es liest sich überhaupt nicht trocken, sondern leicht und aufgelockert.

Mir gefiel besonders, dass Ergebnisse aus den jahrelangen Analysen der Stiftung Warentest sowie internationale Studien und wissenschaftliche Theorien in das Werk eingeflossen sind. Dadurch gewinnt der Überblick an Glaubwürdigkeit und Zuverlässigkeit. Das Buch bietet so fundierte, vertrauenswürdige und praxisnahe Empfehlungen.

Immer wieder wird auch auf weiterführende externe Informationsquellen verwiesen, die im E-Book durch direkte Verlinkungen schnell zugänglich sind. Außerdem finden sich Hinweise auf ergänzende Testergebnisse der Stiftung Warentest, die bei Bedarf kostenpflichtig abgerufen werden können.

Sehr gut fand ich auch, dass abschließend nicht nur auf die Vermehrung von Geld hingewiesen wird, sondern auch die Wichtigkeit von Bildung und Lebensglück betont wird, welche nicht unbedingt von Reichtum abhängig sind.

Fazit: Überzeugender, fundierter Finanzratgeber, der praxisorientiert und seriös Inhalte vermittelt. Besonders, aber nicht nur, für junge Menschen geeignet.

Bewertung vom 15.01.2025
Wieso? Weshalb? Warum? Meine Vorlesegeschichten, Band 2 - Was passiert in Wald und Wiese?
Pooch, Anna

Wieso? Weshalb? Warum? Meine Vorlesegeschichten, Band 2 - Was passiert in Wald und Wiese?


ausgezeichnet

Sehr schön

Das Buch empfehle ich im Sommer zu lesen, so dass gleich die Lust entfacht wird, in die Natur zu gehen und selbst zu entdecken.

Es gibt 15 Geschichten um 5 Familien innerhalb des Dorfes Brummelsby. Die verschiedenen Familien sind divers gestaltet und werden zu Beginn vorgestellt. Hier blätterten wir immer wieder zurück, so dass sich meine Kinder gut orientieren konnten. Die Bilder sind farbenfroh und freundlich gestaltet und es macht Spaß, die einzelnen Geschichten, mit den immer wiederkehrenden, sympathischen Figuren zu entdecken.

In jeder der alltagsnahen Geschichten stehen Erscheinungen aus der Tier- und Pflanzenwelt sowie Wetterphänomene im Fokus. Man entdeckt Kreuzottern, Käuzchen, Bienen, Wespen, Ohrwürmer, Hagel, das Moor, den Strand, Magnolienbäume, Winterschlaf und Winterruhe und vieles anderes. Manche Dinge regen wirklich an, sie nachzumachen, wie selbstgemachtes Wassereis, Himbeermarmelade, Stockbrot, ein Insektenhotel oder auch mal im Garten unter freiem Himmel zu übernachten.

Die Geschichten sind sehr ruhig erzählt, so dass sie sich gut zum Herunterkommen oder auch vor dem Einschlafen geeignet sind. Meine Kinder sind 6 Jahre alt. Ich hatte erst die Befürchtung, dass es für sie zu langweilig sein würde, dem war aber nicht so. Sie waren interessiert und stellten auch Fragen.
Es herrscht allseits eine sehr harmonische Athmospähre, es gibt keine Konflikte, die Kinder haben immer gute Laune und es gelingt alles problemlos. (Das nervte mich manchmal etwas.)
Insgesamt finden meine Kinder und ich das Buch jedoch sehr gut gelungen. Die Altersempfehlung würde ich zwischen 5 und 7 Jahren ansiedeln.

Bewertung vom 13.01.2025
Die Villa
Ryder, Jess

Die Villa


sehr gut

Spannend und fesselnd

Vor 3 Jahren ist die junge Britin Aoife auf ihrem Jungesellinnenabschied in Marbella ermordet worden. Der Täter wurde nicht gefasst.

Jedes Jahr treffen sich nun die damals dabei gewesenen jungen Frauen Dani, Tiff, Beth und Celine, um Aoife zu gedenken. Dani geht es seit dem Verlust ihrer Freundin sehr schlecht, zudem sie sich an die Geschehnisse nicht recht erinnern kann und sie sich irgendwie schuldig fühlt. Für dieses Jahr hat sie nun einen besonderen Plan, und zwar möchte sie nochmal zu der Villa in Marbella und zu all den Schauplätzen, die sie damals aufgesucht haben, um ihr Erinnerungsvermögen zu aktivieren. Die anderen sind nicht wirklich begeistert.

Dieser Thriller, oder auch Spannungsroman, wird aus mehreren Perspektiven beschrieben. So erhält man zu jeder der Frauen tiefere Einblicke. Die Hauptperspektive hat Dani inne. Nach und nach nehmen die Figuren immer mehr Gestalt an und man kann sie besser kennen lernen. Mir waren alle in verschiedenen Hinsichten sympathisch und ich konnte Mitgefühl entwickeln. Auch wenn mir insgesamt die Lebenswelten eher fremd waren, konnte ich mich gut hineinversetzen.

Zudem kommt es immer wieder zu Rückblenden und man erfährt parallel zur aktuellen Situation, was vor 3 Jahren an diesem Wochenende geschah. Das liest sich unheimlich spannend und fesselnd, so dass ich alles gut in einem Rutsch lesen konnte und wollte. Gegen Ende steigert sich die Spannung nochmal, so dass durchaus eine bedrohliche Stimmung aufkommt bis zum dramatischen Ende. Bis kurz vor Schluss war mir tatsächlich nicht klar, wie es zum Tod von Aiofe gekommen ist.

Nur einen kleinen Handlungsstrang konnte ich nicht gut nachvollziehen, da schienen mir die Handlungen verschiedener Figuren nicht ganz nachvollziehbar.

Es geht um Freundschaft, um Liebe, um verschiedene Lebensentwürfe, um Karriere sowie um sexuelle Übergriffigkeiten. Dies alles vor dem Hintergrund der spanischen Glamour Stadt Marbella und eines recht alkohollastigen Jungesellinenabschieds, wobei die Rolle des Alkohols hier durchaus kritisch betrachtet wird.

Fazit: Lesenswert!

Bewertung vom 11.01.2025
Das Fest
Fricke, Lucy

Das Fest


sehr gut

Humorvoll und warm

Das Fest wird sehr gut von Bettina Hoppe mit einer sehr angenehmen Stimme gelesen.

Die Handlung spielt an einem Tag, an einem heißen Septembertag in Berlin. Es ist Jakobs 50.Geburtstag. Für ihn kein besonderer Tag der Freude, da er nicht so recht weiß, wie es weitergehen soll und er fast schon in Depressionen abgleitet. Seine beste Freundin Ellen möchte ihn aufrütteln und hat besondere Begegnungen mit wichtigen Personen aus seiner Vergangenheit arrangiert, die ihn an diesem Tag "zufällig" treffen werden.

Das Setting Berlin gefiel mir sehr gut, Jakobs Leidenschaft zum Kino war interessant und die Personen aus seiner Vergangenheit berührten mich auf unterschiedlichste Art und Weise. An manchen Stellen war es vielleicht etwas drüber (Jakobs körperliche Versehrtheiten), das Ende vielleicht doch etwas kitschig und insgesamt sicher nicht die anspruchvollste Literatur, aber das störte mich nicht.

Ich konnte hier gute Laune und innere Wärme auftanken. Es hat mir wirklich Spaß gemacht und mich sehr gut unterhalten, bei diesem etwas verrücktem Tag dabei zu sein. Es gab berührende Momente, lustige Momente sowie Momente der Nachdenklichkeit. Vor allem aber machte es Lust und Mut, sich seinen Geburtstagen im letzten Drittel des Lebens zu stellen, das Leben sowie seine Vergangenheit anzunehmen und positiv auf die Zukunft zu schauen.

Ein humorvoller und warmer kleiner Roman, den man gut "zwischendurch" hören oder lesen kann!

Bewertung vom 04.01.2025
Energize your life!
Froböse, Ingo

Energize your life!


ausgezeichnet

Gelungener ganzheitlicher Ratgeber

Prof. Dr. Froböse und U.Schöber geben hier einen komplexen Überblick über Möglichkeiten, energievoller, entspannter und gesünder zu leben.

In einer Einführung werden Ursachen eher allgemeinerer Art für Müdigkeit und Stress, vor allem auch im Kontext unserer heutigen Zeit mit all den spezifischen Belastungen benannt. Darauffolgend werden in verschiedenen Kapiteln der Biorhytmus beleuchtet, der Schlaf, die Ernährung sowie die Bewegung bzw. Sport. Des Weiteren werden allgemeine Strategien, um im Alltag stressfreier und vitaler zurecht zu kommen, untersucht. Hier nehmen Naturerlebnisse, die Freude, Meditation, Urlaub, Wellness und andere Dinge Raum ein.

Für mich besonders interessant war das Kapitel über den Biorhytmus. Hilf- und erkenntnisreich waren hier die Einblicke und Tipps für eine gelingende und passgenaue Regeneration nach den unterschiedlichsten Belastungen. Ebenso fand ich die Zusammenstellung der Alltagstrategien sehr gelungen sowie die Beschreibung der Rolle und Förderung der Mitochondrien sehr interessant.

Im Kapitel "Mehr Power durch richtige Ernährung" finden sich auch einige Rezepte, die mich allerdings nicht so recht überzeugen konnten, hier gibt es sicherlich bessere Bücher, die sich nur mit diesem Thema beschäftigen. Im Kapitel "Mehr Energie durch Bewegung und Sport" finden sich unter anderem 20 gut dargestellte Übungen, zumeist zur Muskeldehnung. Die Wichtigkeit von Ausdauer und Kraftdehnung wird gut erläutert. Da in diesem Bereich mein innerer Schweinehund sehr aktiv ist, habe ich sie (noch) nicht ausprobiert.

Das Buch ist sehr freundlich und ansprechend gestaltet, mit vielen Fotos und abgesetzten Informationen. Es liest sich sehr flüssig und gehaltvoll.

Der Ratgeber ist sehr praxisorientiert und gibt eine Fülle wertvoller Hinweise. Die große Stärke ist die Komplexität, der Einbezug der unterschiedlichsten Lebensbereiche. Es werden sehr viele Facetten möglicher Energieräuber sowie stets gut umsetzbare Alternativen aufgezeigt. Obwohl hier ganzheitlich auf den Menschen eingegangen wird und nicht nur Einzelbereiche in den Blick genommen werden, verbleibt es nicht bei oberflächlichen Tipps, sondern geht durchaus in die Tiefe. Komprimiert und auf den Punkt gebracht, erhält man eine Fülle wertvoller Informationen, immer auch unter Einbezug aktueller wissenschaftlicher Erkenntnisse.

Ich werde diesen Ratgeber definitiv regelmäßig nutzen!

Bewertung vom 27.12.2024
Der letzte Malaussène
Pennac, Daniel

Der letzte Malaussène


ausgezeichnet

Wunderbare Unterhaltung auf hohem Niveau

Der letzte Malaussene also. Ich liebe die Reihe, ich mag die skurillen, warmherzig gestalteten Figuren, den Wortwitz, die Situationskomik. Ich mag die Spannung, die überraschenden Wendungen, die Perspektivwechsel. Ich mag die Seitenhiebe auf die französische Politik, die Verweise auf Kunst und Literatur. Ich mag, dass mich die Figuren berühren können, mich manche Situationen zum Nachdenken anregen. Ich mag den humanistischen Blick auf die Welt des Autors. Ich mag einfach alles an dieser Reihe.

Ein ehemaliger Abgeordneter und sein Sohn werden entführt. Der Politiker ist im Besitz brisanter Informationen über Regierungsangehörige, die nicht nur in Wirtschaftskriminalität, sondern auch in den Kinderhandel verstrickt sind. Die Entführer sind eine Verbrecherbande, geleitet vom schlauen und skrupellosen "Pepere", der Kinder rekrutiert und zu Verbrechern ausgebildet hat. Verschiedene Familienmitglieder der Malaussenes sind in den Fall mithineingezogen worden (nachdem sie eigentlich im Rahmen einer Kunstaktion den ehemaligen Abgeordneten mit seinem Sohn, mit dessen Einverständnis, selbst entführt haben und einen gesellschaftskritischen Kurzfilm darüber drehen wollten). Die Polizei ermittelt natürlich, allerdings möchte die Staatsanwaltschaft alles deckeln, um die Regierung und wahrscheinlich sich selbst, zu schützen.

Kein reiner Krimi, wie immer, aber ein rasantes Abenteuer voller urkomischer Einfälle und origineller Charaktere vor der Kulisse von Paris. Neben einigen brutalen Szenen gibt es vor allem viel Humor, Wortwitz und einen spannenden Erzählstil, der es sicher zum Vergnügen macht, in der Originalsprache zu lesen. Gleichzeitig berühren die Figuren und regen zum Nachdenken an. Der Roman spricht verschiedene Themen an, wie z.B. Korruption, Menschenhandel, die Rolle der Kunst und Literatur sowie Mutterschaft.

Man sollte mindestens den direkten Vorgängerband lesen, am besten aber mit dem ersten Band anfangen, da die Figuren sich entwickeln (oder auch nicht) und es derer doch recht viele gibt, die in den unterschiedlichsten Beziehungen zueinander stehen. Es gibt zwar zu jeder Person eine kurze Erklärung, aber dennoch wäre es zum wirklichen Verständnis wichtig, die Vorgänger zu kennen, zudem viele Situationen aufeinander aufbauen und sich immer wieder auch auf die Vergangenheit beziehen.

Fazit: Ich liebe die Reihe. Auch dieser letzte Band hat mich wunderbar unterhalten und mir gute Laune beschert, liess mich aber angesichts des Endes doch auch traurig zurück.

Bewertung vom 24.12.2024
Pop-up-Propaganda
Rastorgueva, Irina

Pop-up-Propaganda


ausgezeichnet

Einblick in die aktuelle Politik und Lebenswirklichkeit Russlands

Sehr erschütternd. Die Autorin, eine russische Journalistin, hat hier eine Menge detaillierter Informationen zusammengetragen, die aufzeigen, wie Russland zu einem totalitären Regime geworden ist. Sie stellt Hintergründe und den Verlauf besonders seit der 90er Jahre dar und hat insbesondere die Politik Putins und dessen Propaganda sowie den Ukrainekrieg im Blick.

Sie zeigt die Nutzung der Sprache mit dem Ziel die Wirklichkeit zu verdrehen, wie massive Propaganda Einzug in die Bildungseinrichtungen, auch Grundschulen gehalten hat. Sie zeigt, wie Medien zensiert und gleichgeschaltet werden, wie gezielte Falschinformationen in einem erheblichen und wirklich erschütternden Ausmaß gestreut werden, so dass Hass, Verstörung und Angst generiert und Feindesbilder (USA, Europa, Ukraine, Feminist*innen, Demokrat*innen, LGBTIQ) geschaffen werden. Sie zeigt, wie die Hassrede und gewaltvolles Reden in Breite normalisiert wurden, wie Verschwörungstheorien, Okkultismus und Pseudowissenschaften gezielt staatlich gefördert werden. Sie zeigt die Praxis und Folgen, wenn man als "ausländischer Agent" geführt wird. Jegliche Andersdenkende werden mit hohen Geld- und Haftstrafen belegt und deren Familien mitschikaniert. Viele sind emigriert, die Opposition ist jedoch zerstritten.

Die Autorin beschreibt die Praxis der Gerichtsbarkeit, in denen Willkür herrscht sowie die Praxis der Polizist*innen, die ihr Plansoll erfüllen müssen. Die Unterstützung durch die russisch orthodoxe Kirche wird deutlich, auch wie dort Reden für den Frieden und die Wahheit unterdrückt werden. Sie berichtet von den manipulierten Wahlen und zeigt den Konflikt zwischen dem Anspruch eines russischen Imperiums versus des Unabhängigkeitswillens der Teilrepubliken.

Die Autorin gibt zudem einen kleinen Ausblick, wie Veränderungen möglich wären. Hier findet man jedoch keine neuen Ansätze, keine neuen Ideen, als diejenigen, die seit Jahrzehnten benannt werden (Sanktionen, Einigkeit der Opposition). Sie sagt und begründet, dass von innen heraus momentan kaum demokratische Veränderungen möglich sind.

Das Werk habe ich in Abschnitten gelesen. Es ist gut lesbar. Hilfreich sind Kenntnisse über die russische Historie, unbedingt notwendig sind sie jedoch nicht. Die Fülle des Materials hat mich überzeugt. In der Gänze war ich sehr bewegt, gar erschüttert und sogar etwas beängstigt. Ich wußte einiges, aber nicht alles und vor allem nicht, welch enormes Ausmaß das alles hat. Daher konnte ich nun endlich verstehen, warum viele Russ*innen den Krieg gegen die Ukraine bejahen.
Fazit: Ein bewegender und erhellender Einblick in die aktuelle Politik und Lebenswirklichkeit in Russland.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 08.12.2024
Murmelschreck und der Pantoffelfresser
Reifenberg, Frank Maria

Murmelschreck und der Pantoffelfresser


gut

Schöne Zeichnungen, Text etwas sperrig
Meine 6 jährigeTochter hat sich das Buch selbst in der Buchhandlung ausgesucht, aufgrund der farbenfrohen und fantasievollen Illustrationen. Das Buch besteht aus vier Geschichten innerhalb eines Rummelplatzes, in dem verschiedene, wiederkehrende Figuren im Mittelpunkt stehen. Es geht um Murmelschreck den Troll und seine Frau Mimi der Elfe. In der einen Geschichte werden sie von einem Pantoffelfresser ausgetrickst, in einer anderen Geschichte tritt Murmelschreck bei einem Hässlichkeitswettbewerb an. Eine weitere Geschichte handelt von der Wahrsagerin Madame Suzette und ihren Gemahl Erwin, die Amsel, wobei Erwin der eigentliche Wahrsager ist, aber in einem wichtigen Moment krank wird. Der Rummel wird durch Mecki, den Messerweffer, die Frau mit Bart, dem Zauberer Adalbert Bombasto Ceralius und einigen anderen komplettiert. Die Geschichten sollen vor allem humorig und gut unterhaltend sein. Das gelingt leider nur zum Teil. Die Illustrationen sind sehr schön und auch bedeutend schöner als der Text. Nur fand ich die Amsel nicht gelungen, da sie wie ein Specht aussah, was mich immer wieder irritierte. Die Texte fand ich zum Vorlesen manchmal zu sperrig und auch der Humor kam nicht so richtig an. Leider waren manche Worte zu kompliziert und manche Wortspielereien kamen beim Vorlesen nicht so richtig an. Die Kinder und ich auch, verloren so ein wenig die Lust beim Vorlesen. Dennoch blieben die Kinder dran und wir lasen die Geschichten über mehrere Tage verteilt, mit einer längeren Pause dazwischen. Die recht speziellen, durchaus interessanten Figuren fand ich teilweise zu unübersichtlich. Sehr hilfreich war es aber, für die Kinder, dass jede Figur auch illustriert wurde, und so dann doch die Übersicht wieder hergestellt werden konnte. Die Altersempfehlung ist für Kinder ab 5 Jahre. Ich denke jedoch, das Buch ist eher für Ältere geeignet, vielleicht auch für Kinder, die schon selber Lesen können, da manche Wortspielereien erst beim Selbstlesen zum Tragen kommen und die Geschichten auch relativ lang sind.