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Lesebiene72
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Franken

Bewertungen

Insgesamt 96 Bewertungen
Bewertung vom 14.02.2025
Kliewe, Karen

Die Brandung - Leichenfischer


sehr gut

Solider Krimi
Das etwas düster gehaltene Cover passt zum Genre und "Tatort" des Buches, hat aber keinen direkten Bezug zu den Geschehnissen - gut gewählt.
Die ersten etwa 100 Seiten tat ich mich ehrlich gesagt etwas schwer in die Geschichte abzutauchen. Unheimlich viele lose Handlungsstränge und noch mehr Namen. Vielleicht liegt es daran, dass ich Band 1 nicht gelesen habe und mir daher ein paar Zusammenhänge fehlten; aber mit der Zeit kommt man trotzdem gut hinein und es wird verständlicher. Die Hauptprotagonisten werden menschlich und überaus sympathisch gezeichnet. Die Geschichte selbst ist vielleicht etwas abgehoben, aber in der heutigen Zeit "Wer weiß..." (die Nachrichten belegen es ja immer wieder). Auf alle Fälle geschichtlich sehr gut recherchiert und verständlich wiedergegeben.
Durch die vielen Handlungsstränge, und dadurch natürlich vielen Verdächtigen, bleibt es bis zum Schluss spannend und man kann gut mitermitteln. Und ab der Hälfte nimmt die Handlung auch richtig Fahrt auf. Ein weglegen ist fast nicht mehr möglich. Das Ende kommt dann für den Ein oder Anderen doch etwas überraschend und nüchtern daher.

Schöner, meist flüssiger Schreibstil; manches mal geschieht der Perspektivwechsel dann doch etwas zu schnell - zwei drei Sätze länger wären hier etwas schöner und nicht so bremsend gewesen.

Fazit:
Ein solider, gut recherchierter und lesenswerten Krimi für den ich eine Leseempfehlung geben kann.
Wer gerne Serien liest ist hier ohne Zweifel richtig, doch kann (zumindest dieser Band) auch alleine für sich gelesen werden.

Bewertung vom 14.02.2025
Metz, Alina

Tinte, Staub und Schatten: Das Buch der Verlorenen


sehr gut

Nostalgisches Warten auf Band 2
Was für ein wunderbar geschriebenes Buch. Wie einem schon das schöne etwas nostalgisch gehaltene Cover suggeriert werden die Leser in eine Welt voller Bücher - komplett ohne Handy und Computer - entführt und man merkt die Liebe der Autorin zu Büchern. Die einzelnen Kapitel werden jeweils mit schönen passenden Zitate, buchspezifisch und auch aus Klassikern, beendet; auch sind ein paar Illustrationen der Protagonisten enthalten.

Trotz alledem fand ich das Verhältnis des Alters der Protagonisten (16 Jahre) zum empfohlenen Lesealter von 11 Jahren etwas irritierend; es ist nicht wirklich rund. Die Figuren legen oft das Verhalten von jüngeren Kindern, eher dem Lesealter entsprechend, nahe. Auch werden die Charaktere der Sucher und der Labyrinthbewohner teilweise etwas oberflächlich dargestellt. Für das Lesealter wäre es zudem schön gewesen zusätzlich ein paar Abbildungen der verwendeten Mechaniken zu integrieren - die Vorstellungskraft der Computer-/Handyverwöhnten Leser wird hier arg strapaziert und reicht fast nicht aus.

Nichtsdestotrotz handelt es sich bei diesem Buch um eine originelle Fantasygeschichte die sehr temporeich erzählt wird.

Das Ende ist leider etwas abrupt und sehr offen. Um die Wahrheit zu erfahren bleibt einem nichts anderes übrig als sich in Geduld zu üben und auf Band 2 zu warten der im Sommer erscheinen soll.

Bewertung vom 20.11.2024
Eckardt, Tilo

Gefährliche Betrachtungen


gut

Holpriger Start
Ich bin mit großen Erwartungen an dieses Buch mit dem sehr stimmungsvollen Cover welches mir äußerst gut gefällt, herangegangen - ich wollte mehr über den Menschen Thomas Mann erfahren.
Dieses Buch hier ist gut im Zeichen der Zeit, teils liebevoll teils etwas skurril, geschrieben, konnte mich aber bzgl. meiner Erwartungshaltung nicht so ganz mit auf die Reise nehmen. Für mich war schon der Einstieg etwas holprig und nicht ganz flüssig. Der Autor schreibt aber sehr zeitgemäß und überaus detailliert - daher vielleicht etwas langatmig. Durch die sehr fiktive Handlung hat mir zudem etwas der Zugang gefehlt - irgendwie nicht so ganz rund und packend. Ich habe wahrscheinlich auch einfach die falsche Erwartungshaltung und mir zu wenig Zeit/Muse für dieses Buch gegönnt.
Sprachlich ist es zumindest hervorragend geschrieben. Auch die Herangehensweise fand ich interessant und originell; Thomas Mann verstrickt in eine Kriminalgeschichte. Auf diese Idee muss man erst mal kommen.

Fazit:
Vielleicht trifft hier der Satz "In der Ruhe liegt die Kraft" zu. Ich gebe dem Buch auf alle Fälle eine zweite Chance und werde es nochmals (mit etwas Abstand) mit mehr Ruhe und Muse lesen. Manches eröffnet sich einem ja erst auf den zweiten Blick. Ich denke einfach es ist ein Buch der leiseren Töne.

Bewertung vom 18.10.2024
Johannson, Lena

Coco und die Revolution der Mode


ausgezeichnet

Ikone ihrer Zeit
Ein weiterer Roman der Autorin über eine sehr starke Frau ihrer Zeit.
Lena Johannson schafft es in sehr fesselnden Worten das Leben von Gabrielle Chanel - Inbegriff klarer Linien und Eleganz - wie ein Märchen vor dem inneren Auge auferstehen zu lassen. Ein mutiges aber auch sehr modernes Leben geprägt von Niederlagen, Rückschlägen, unerfüllten Träumen, harter Arbeit aber auch von glücklichen Zufällen, großzügigen Mäzenen und schicksalhaften Begegnungen, gekrönt von einem für Frauen bis dahin nicht gekannten Erfolg.

Der sehr lebhafte und flüssige Schreibstil entführt einen in die Welt der Mode ins Paris der Jahrhundertwende. Sämtliche Charaktere sind sehr fein und klar gezeichnet, es wird eine direkte Nähe erzeugt. In ihrer Geradlinigkeit erinnern sie sehr an die Modeschöpfungen dieser Ausnahmefrau. Aber auch das schöne und authentisch gestaltete Cover tun ein übriges um einen auf dieser Reise zu begleiten.
Ein überaus empfehlenswertes, da sehr am wahren Leben orientiertes Buch welches leider sehr schnell ausgelesen war. Da das Buch aber mitten im Leben der Coco Chanel endet besteht die Hoffnung dieses Leben noch einmal weiterbegleiten zu dürfen.

Bewertung vom 08.10.2024
Prange, Peter

Die Himmelsstürmer / Herrliche Zeiten Bd.1


ausgezeichnet

Historischer Europagedanke
Dieser Roman, der seinen Anfang in einer der schönsten Städte nimmt war auch für mich der Anfang mit diesem Autor. Und es war lediglich der Anfang eines Weges der, so wie die Geschichte, noch weitergehen wird - nicht nur mit dem Folgeband dieses Romans. Der Autor verfügt über einen spannenden leb- und bildhaften Schreibstil der einen mit auf die Reise nimmt. Er schafft es eine Geschichte zu erschaffen die das Leben historisch belegter Personen (Escoffier, Ritz, Paxton um nur einige wenige zu benennen) und nicht historisch belegter Personen so in die Geschichte Europas zu integrieren, dass eine homogene Symbiose entsteht. Geschichtlich sehr gut recherchiert, angefangen vom Grundgedanken Europas mit der Untertunnelung des Ärmelkanals (beendet erst 1994!) über den Bau des Kurfürstendammes samt Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche bis hin zu den Kolonialgründungen vieler europäischer Länder und der Elektrifizierung des Schienenverkehrs. Also sehr moderne und aktuelle Themen.

Ein Roman angeführt von 3 Menschen die bereits im 19. Jahrhundert den Grundgedanken Europas in sich tragen und leben. Faszinierend und spannend erzählt.
Die fast 700 Seiten sind sehr kurzweilig; auch sehr viel informatives historisches ist zu erfahren. Ich bin auf alle Fälle auch die Fortsetzung gespannt.


Nachtrag: Zufällig bin ich bei meiner Informationssuche nach dem Autor auf ein älteres Buch von ihm gestoßen. "Miss Emely Paxton" - vielleicht ist es ja doch eine Trilogie!?

Bewertung vom 25.09.2024
Kenny, Emily

Die außergewöhnlichen Abenteuer der Alice Tonks


ausgezeichnet

Alice und die sprechenden Tiere
Ein Buch mit einem sehr schön gestalteten Cover; bunt, ein bisschen frech aber nicht überladen. Die Umrahmung zieht sich wie ein roter Faden durch das gesamte Buch und hat natürlich eine Bedeutung die hier aber nicht verraten wird. Eine Geschichte die sowohl für Jungs als Mädchen interessant und geeignet ist. Lesealter von 10 Jahren ist hier gut gewählt, ist aber auch für ein bisschen Ältere bestens geeignet. Schon ein bisschen anspruchsvoller geschrieben aber trotz allen eine schöne kindgerechte Sprache mit nicht zu langen Kapiteln welche die Spannung über die gesamte Länge des Buches aufrecht erhalten.

Heldin des Buches ist ein autistisches Mädchen , deren Autismus aber nicht vordergründig zur Sprache gebracht wird sondern eher als anders dargestellt wird. Und dieses Anderssein wird hier sehr positiv, sehr authentisch und unheimlich liebenswert und "normal" dargestellt. Aber auch andere schwerwiegende Erkrankungen (Depressionen einer Mutter eines Mitschülers), Mobbing und das Leben als Außenseiter in einer Klassengemeinschaft werden thematisiert. Zwar sehr unterschwellig, so dass es den kleinen Lesern gar nicht unbedingt bewusst wird, aber so, dass sich das ein oder andere Kind hier gut wiederfinden kann. Sehr einfühlsam gelöst.

Die Geschichte selbst ist in sich stimmig, kindgerecht und spannend. Gerne würden wir ein weiteres spannendes Abenteuer mit Alice erleben wollen und würden uns über eine Fortsetzung sehr freuen.

Bewertung vom 15.09.2024
Inden, Charlotte

Im Warten sind wir wundervoll


gut

Wenig historisch
Ich hatte mich sehr gefreut diesen historischen Roman Probe lesen zu dürfen, hatte ich von den War Brides bis dato doch noch nichts gehört. Der Klappentext sowie die Leseprobe versprachen eine mitreißende Geschichte. Leider konnte mich der Roman in seiner Gesamtheit nicht überzeugen. Statt gut recherchierter Tatsache plätscherte die Geschichte sehr seicht ohne großen Tiefgang dahin. Auch stand mir für einen historischen Roman die Liebesgeschichte der Enkelin der Hauptprotagonistin, die eine sehr ähnliche Reise unternimmt, etwas zu ausführlich im Vordergrund.
Die gezeichneten Figuren kamen mir allesamt sehr oberflächlich vor. Es fehlte mir bei den Charakteren als auch bei der Geschichte selbst an Tiefgang.
Als Kinder- und Jugendbuchautorin konnte mich Charlotte Inden bis dato durchaus überzeugen. Hier bei diesem Roman konnte sie diese Herkunft nicht gänzlich ablegen. Der Grundgedanke ein äußerst interessantes aber kaum bekanntes Thema als Roman zu verpacken ist gut, die Umsetzung aber leider nicht so gut gelungen. Das Thema hätte definitiv mehr hergegeben.
Gerade da sich lt. Nachwort der Roman an einer realen Geschichte orientiert wirkt mir alles etwas zu konstruiert.

Für mich leider eine Enttäuschung bei der der historische Aspekt dieses einzigartigen Themas zu kurz kommt. Wer einen leichten Liebesroman lesen möchte wird hier allerdings gut bedient. Von meiner Seite sind die 3 Sterne die ich vergebe sehr wohlwollend.

2 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 11.09.2024
Chevalier, Tracy

Das Geheimnis der Glasmacherin


sehr gut

Ungewöhnliche Zeitreise
Eine ungewöhnliche Geschichte über eine alte Handwerkskunst eingepackt in ein wunderschön gestaltetes Buch dessen Farbschnitt so aussieht wie man sich die Perlen vorstellt die die Hauptprotagonistin Orsola anfertigt. Ungewöhnlich daher, da uns Orsola und ihre Familie über mehrere Jahrhunderte hinweg begleiten (dabei selbst aber nur wenige Jahre altern) und uns die Geschichte der Glaskunst auf Murano näherbringt.
Am Anfang auch etwas befremdlich (da ich Bücher in dieser Art so noch nicht gelesen habe) aber auch raffiniert. Die Autorin verwebt viele historisch belegte Personen, unter anderem Giacomo Casanova und Kaiserin Josephine, mit fiktiven Personen um eine große Geschichte in Zeiten von Pest, Besetzung, Weltkriegen bis hin zur Corona-Epidemie zu erzählen. Immer eingebettet in die wechselreiche und eindrucksvolle Geschichte Venedigs.
Sehr gut bis in kleinste Einzelheiten recherchiert, in einem flüssigen Schreibstil erzählt, erwachen die gut gezeichneten Charaktere, vor einer schillernden und gläsernen Silhouette zum Leben. Politische und gesellschaftliche Entwicklungen kommen auch nicht zu kurz.
Und wenn man dann auch mal den kleinen Italienisch Kurs entdeckt hat der sich am Ende des Buches versteckt, macht das lesen noch viel mehr Spaß.

Bewertung vom 08.09.2024
O'Mahony, Jacqueline

Sing, wilder Vogel, sing


sehr gut

Starker Start
Unheimlich stark beginnt der Roman über eine der größten Katastrophen Irlands in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Eine Hungersnot unbekannten Ausmaßes. Sehr einfühlsam und lebendig beschreibt die Autorin das Leben der kleinen Honora. Eine Kindheit ohne Mutter, da diese bei der Geburt verstorben war und ohne Vater, da dieser mit dem Kind nichts anzufangen wusste. Ein Leben geprägt von irischen Aberglauben, von Elend, Hunger und Anderssein. Auch ihr Leben als Erwachsene in dem sich Not und Elend perlengleich aneinanderreihen wird sehr detailliert dargestellt. Als Not und Hunger ihren Höhepunkt erreichen und fast das gesamte Dorf, inclusive ihres Ehemannes, den Tod findet beschließt sie unter vielen Mühen und kaum vorstellbaren Strapazen für ein besseres Leben nach Amerika auszuwandern.

Ab der Überfahrt als blinde Passagierin und einem wieder von viel Arbeit und Not geprägten Leben in Amerika hat sich der Schreibstil etwas verändert. Was vordem sehr gut recherchiert und flüssig geschrieben war wirkt ab der Zeit in Amerika etwas gekünstelt und mühsam zusammengestückelt; irgendwie fast unglaubwürdig.

Nichtsdestotrotz ist es ein schöner und gut geschriebener Roman, der einem ein trauriges und sehr düsteres Kapitel europäischer Geschichte näherbringt - durchgängig überschrieben mit dem Wunsch nach Freiheit.

Bewertung vom 20.08.2024
Nelles, Irma

Die Gräfin


sehr gut

Historisch belegter Roman
Dem Roman "Die Gräfin" von Irma Nelles liegt eine historisch belegte Geschichte der Gräfin von Reventlow-Criminil zugrunde. Diese hat tatsächlich zur Zeit des 2. Weltkrieges sehr abgeschieden und für ihre Verhältnisse einfach auf einer Hallig im Wattenmeer gelebt was für eine Frau dieser Zeit äußerst außergewöhnlich war. Über sie gibt es zahlreiche Anekdoten - eine davon ist Grundlage für den vorliegenden Roman.
Die Gräfin war weithin bekannt für ihr Engagement. Sehr einfühlsam und detailreich beschreibt die Autorin nicht nur den Lebensalltag der Gräfin und ihrer Helfer sondern auch ihre Hilfsbereitschaft und ihren Mut gegenüber Flüchtlingen des Nationalsozialismus. In diesem kleinen Buch wird nicht nur die Hilfe und Menschlichkeit gegenüber einem einzelnen gestrandeten britischen Piloten thematisiert sondern auch die Würde des Menschen, die Hilflosigkeit des Alterns, und die Werte des Lebens wie Entschlossenheit und innere Stärke im allgemeinen.
Dieser kurze und sehr authentische Roman der sich nur über ein paar Tage des Lebens erstreckt gibt einen herausragenden Einblick in die damalige Zeit.
Die kleinen Fluchten ins plattdeutsche des Kutschers werden von jedermann verstanden und machen die Geschichte umso glaubwürdiger.
Leider bleibt das Ende über das Schicksal des Piloten in diesem Buch offen; gerne hätte ich hier noch weitergelesen.