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Lesebiene72
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Franken

Bewertungen

Insgesamt 70 Bewertungen
Bewertung vom 15.09.2024
Im Warten sind wir wundervoll
Inden, Charlotte

Im Warten sind wir wundervoll


gut

Wenig historisch
Ich hatte mich sehr gefreut diesen historischen Roman Probe lesen zu dürfen, hatte ich von den War Brides bis dato doch noch nichts gehört. Der Klappentext sowie die Leseprobe versprachen eine mitreißende Geschichte. Leider konnte mich der Roman in seiner Gesamtheit nicht überzeugen. Statt gut recherchierter Tatsache plätscherte die Geschichte sehr seicht ohne großen Tiefgang dahin. Auch stand mir für einen historischen Roman die Liebesgeschichte der Enkelin der Hauptprotagonistin, die eine sehr ähnliche Reise unternimmt, etwas zu ausführlich im Vordergrund.
Die gezeichneten Figuren kamen mir allesamt sehr oberflächlich vor. Es fehlte mir bei den Charakteren als auch bei der Geschichte selbst an Tiefgang.
Als Kinder- und Jugendbuchautorin konnte mich Charlotte Inden bis dato durchaus überzeugen. Hier bei diesem Roman konnte sie diese Herkunft nicht gänzlich ablegen. Der Grundgedanke ein äußerst interessantes aber kaum bekanntes Thema als Roman zu verpacken ist gut, die Umsetzung aber leider nicht so gut gelungen. Das Thema hätte definitiv mehr hergegeben.
Gerade da sich lt. Nachwort der Roman an einer realen Geschichte orientiert wirkt mir alles etwas zu konstruiert.

Für mich leider eine Enttäuschung bei der der historische Aspekt dieses einzigartigen Themas zu kurz kommt. Wer einen leichten Liebesroman lesen möchte wird hier allerdings gut bedient. Von meiner Seite sind die 3 Sterne die ich vergebe sehr wohlwollend.

Bewertung vom 11.09.2024
Das Geheimnis der Glasmacherin
Chevalier, Tracy

Das Geheimnis der Glasmacherin


sehr gut

Ungewöhnliche Zeitreise
Eine ungewöhnliche Geschichte über eine alte Handwerkskunst eingepackt in ein wunderschön gestaltetes Buch dessen Farbschnitt so aussieht wie man sich die Perlen vorstellt die die Hauptprotagonistin Orsola anfertigt. Ungewöhnlich daher, da uns Orsola und ihre Familie über mehrere Jahrhunderte hinweg begleiten (dabei selbst aber nur wenige Jahre altern) und uns die Geschichte der Glaskunst auf Murano näherbringt.
Am Anfang auch etwas befremdlich (da ich Bücher in dieser Art so noch nicht gelesen habe) aber auch raffiniert. Die Autorin verwebt viele historisch belegte Personen, unter anderem Giacomo Casanova und Kaiserin Josephine, mit fiktiven Personen um eine große Geschichte in Zeiten von Pest, Besetzung, Weltkriegen bis hin zur Corona-Epidemie zu erzählen. Immer eingebettet in die wechselreiche und eindrucksvolle Geschichte Venedigs.
Sehr gut bis in kleinste Einzelheiten recherchiert, in einem flüssigen Schreibstil erzählt, erwachen die gut gezeichneten Charaktere, vor einer schillernden und gläsernen Silhouette zum Leben. Politische und gesellschaftliche Entwicklungen kommen auch nicht zu kurz.
Und wenn man dann auch mal den kleinen Italienisch Kurs entdeckt hat der sich am Ende des Buches versteckt, macht das lesen noch viel mehr Spaß.

Bewertung vom 08.09.2024
Sing, wilder Vogel, sing
O'Mahony, Jacqueline

Sing, wilder Vogel, sing


sehr gut

Starker Start
Unheimlich stark beginnt der Roman über eine der größten Katastrophen Irlands in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Eine Hungersnot unbekannten Ausmaßes. Sehr einfühlsam und lebendig beschreibt die Autorin das Leben der kleinen Honora. Eine Kindheit ohne Mutter, da diese bei der Geburt verstorben war und ohne Vater, da dieser mit dem Kind nichts anzufangen wusste. Ein Leben geprägt von irischen Aberglauben, von Elend, Hunger und Anderssein. Auch ihr Leben als Erwachsene in dem sich Not und Elend perlengleich aneinanderreihen wird sehr detailliert dargestellt. Als Not und Hunger ihren Höhepunkt erreichen und fast das gesamte Dorf, inclusive ihres Ehemannes, den Tod findet beschließt sie unter vielen Mühen und kaum vorstellbaren Strapazen für ein besseres Leben nach Amerika auszuwandern.

Ab der Überfahrt als blinde Passagierin und einem wieder von viel Arbeit und Not geprägten Leben in Amerika hat sich der Schreibstil etwas verändert. Was vordem sehr gut recherchiert und flüssig geschrieben war wirkt ab der Zeit in Amerika etwas gekünstelt und mühsam zusammengestückelt; irgendwie fast unglaubwürdig.

Nichtsdestotrotz ist es ein schöner und gut geschriebener Roman, der einem ein trauriges und sehr düsteres Kapitel europäischer Geschichte näherbringt - durchgängig überschrieben mit dem Wunsch nach Freiheit.

Bewertung vom 20.08.2024
Die Gräfin
Nelles, Irma

Die Gräfin


sehr gut

Historisch belegter Roman
Dem Roman "Die Gräfin" von Irma Nelles liegt eine historisch belegte Geschichte der Gräfin von Reventlow-Criminil zugrunde. Diese hat tatsächlich zur Zeit des 2. Weltkrieges sehr abgeschieden und für ihre Verhältnisse einfach auf einer Hallig im Wattenmeer gelebt was für eine Frau dieser Zeit äußerst außergewöhnlich war. Über sie gibt es zahlreiche Anekdoten - eine davon ist Grundlage für den vorliegenden Roman.
Die Gräfin war weithin bekannt für ihr Engagement. Sehr einfühlsam und detailreich beschreibt die Autorin nicht nur den Lebensalltag der Gräfin und ihrer Helfer sondern auch ihre Hilfsbereitschaft und ihren Mut gegenüber Flüchtlingen des Nationalsozialismus. In diesem kleinen Buch wird nicht nur die Hilfe und Menschlichkeit gegenüber einem einzelnen gestrandeten britischen Piloten thematisiert sondern auch die Würde des Menschen, die Hilflosigkeit des Alterns, und die Werte des Lebens wie Entschlossenheit und innere Stärke im allgemeinen.
Dieser kurze und sehr authentische Roman der sich nur über ein paar Tage des Lebens erstreckt gibt einen herausragenden Einblick in die damalige Zeit.
Die kleinen Fluchten ins plattdeutsche des Kutschers werden von jedermann verstanden und machen die Geschichte umso glaubwürdiger.
Leider bleibt das Ende über das Schicksal des Piloten in diesem Buch offen; gerne hätte ich hier noch weitergelesen.

Bewertung vom 10.08.2024
Glutmoor / Janosch Janssen ermittelt Bd.2
Engels, Lars

Glutmoor / Janosch Janssen ermittelt Bd.2


ausgezeichnet

Spannend und solide
Ich habe Teil 1 mit diesem Ermittlerduo nicht gelesen, bin aber trotzdem schnell mit den Figuren warm geworden; ich hatte auch nicht das Gefühl, dass mir wichtige Hintergrundinformationen fehlen. Die Bücher können also unabhängig voneinander gelesen werden. Band 1 werde ich mir aber trotzdem noch holen, einfach weil der Autor einen schönen, klaren und mitreißenden Schreibstil hat.
Die Geschichte wird sehr realistisch dargestellt, genau mit dem richtigen Spannungsaufbau, so dass es von Anfang bis Ende glaubwürdig bleibt. Immer wieder wird man mit kleinen Ausflügen in die Vergangenheit auf eine neue Spur geführt. Der "Fall" nimmt dadurch einige nicht vorhersehbare Wendungen, welche aber immer begründet und nachvollziehbar dargestellt werden. Das Ende hat mich dann doch etwas überrascht - hatte ich so nicht auf dem Schirm; aber gut gelöst.
Sämtliche Protagonisten agieren mit dem richtigen Maß an Einfühlsamkeit und Professionalität und wirken dadurch sehr menschlich.
Für diesen gelungenen soliden Krimi mit dem nötigen Spannungsfeld möchte ich daher eine klare Leseempfehlung geben.

Bewertung vom 04.08.2024
Das Verrückte Orakel / Die magische Bibliothek der Buks Bd.1
George, Nina;Kramer, Jens J.

Das Verrückte Orakel / Die magische Bibliothek der Buks Bd.1


ausgezeichnet

Büchermagie
Vorweggenommen muss ich sagen, dass dieses Kinder-/Jugendbuch mein bisheriges Lesehighlight für dieses Jahr war. Spannend von der ersten bis zur letzten Seite. Aber auch eine erschreckende Vorstellung wenn ein derartiges Szenario, eine Welt ohne Bücher, Wirklichkeit wird. Am Rande davon bewegen wir uns ja schon - alles digital und mit absoluter Kontrolle. Selbst meine Enkeltochter fand die Vorstellung so zu leben wie die 4 Protagonisten - ohne Bücher und alles am Handy überwacht - gruselig.
Die Geschichte der 4 Freunde die sich etwas rebellisch gegen diese Kontrolle auflehnen und die Magie der Bücher in einem von Menschen verlassenen und von Bücherbuks bewachten alten Haus kennenlernen wird auf eine eigene spannende und magische Art und Weise erzählt. Immer wieder werden die kleinen Leser mit Anspielungen auf bekannte Bücher sowie Buchklassiker konfrontiert die einem erwachsenen Leser natürlich sofort ins Auge springen aber die jungen Leser auch zum Nachfragen anregen. Auch die Namen der kleinen Buchbuks sind lustig und äußerst passend gewählt.

Schade fanden wir, dass das Ende so sehr offen gelassen wird da es bis zum erscheinen von Band 2 im Frühjahr 2025 doch noch recht lange ist. Wir erwarten die Fortsetzung der Geschichte auf alle Fälle mit viel Spannung.
Wir vergeben fünf Sterne plus.

Bewertung vom 01.08.2024
Im Nordwind / Nordwind-Saga Bd.1
Georg, Miriam

Im Nordwind / Nordwind-Saga Bd.1


ausgezeichnet

Schwere Zeiten für Frauen
Und wieder ein gewaltiger und mitreißender Roman der Autorin der uns in die Anfänge des letzten Jahrhunderts schickt. In gewohnt ausführlich und gut recherchierter Miriam-Georg-Manier werden wir ins traditionelle hanseatische Hamburg entführt. Sehr lebendig und atmosphärisch wechselt sie im Leben der Hauptprotagonistin immer wieder in deren Kindheit auf dem Land zurück. So ergibt sich ein umfassendes Bild von Alice mit all ihren Problemen, ihrer Sturheit aber auch ihren Hoffnungen und Sehnsüchten. Aber auch die Problematiken der damaligen Gesellschaftsschichten - gebildet/ungebildet, arm/reich, herrschaftlich/untertänig, städtisch/ländlich und nicht zuletzt sesshaft/fahrendes Volk - werden thematisiert und stellen dies sehr anschaulich, und in vielen Nebencharakteren, dar. Sehr lebendige Figuren werden gezeichnet und runden diesen Roman sehr authentisch ab.
Geschichte in vielen Facetten wird hier mal wieder aufgezeigt, allen voran: die Rechte der Frauen, juristische Geschichte des Scheidungsrechts, Brauereigeschichte sowie die Geschichte des Hamburger Doms ohne dies alles zu beschönigen.

Miriam Georg ist hier wieder einmal ein aufschlussreicher, dramatischer und bildgewaltiger Roman der den Alltag wiederspiegelt gelungen, den man nicht aus der Hand legen kann und sehnsüchtig den Oktober herbeisehnt um in Band 2 zu erfahren wie sich das Leben von Alice, John, Rosa, Henk und den andern (auch vor dem Hintergrund des drohenden bevorstehenden 1. Weltkrieges) weiterentwickelt;

Bewertung vom 15.07.2024
Signum / Stormland Bd.2
Lindqvist, John Ajvide

Signum / Stormland Bd.2


sehr gut

Hoffnung auf Band 3
Ich hatte mich sehr auf Band 2 der Trilogie gefreut, hatte ich Band 1 "Refugium" doch erst vor 2 Monaten regelrecht verschlungen. Ich wollte unbedingt die spannende Fortsetzung dieses Thrillers lesen.
Leider kann Band 2 bzgl. der Spannung nicht mithalten. Mir fehlt der rote Faden. Alles ist etwas oberflächlich, gekünstelt, in die Länge ziehend und gar nicht authentisch. Das Verhalten von Julia und Astrid ist teilweise sehr befremdlich und erschließt sich mir nicht immer. Die On-Off-Beziehung von Kim und Julia überlagert etwas die eigentlichen Geschehnisse wie die der Entführung und des Todes des ehemaligen Psychologen von Kim und dessen Aufklärung durch die Polizei. Die Recherchen für das neue Buch von Julia bzgl. der wahren Schweden werden auch nur ansatzweise dargelegt; ich gehe aber davon aus, dass diese bereits die Vorbereitungen für Band 3 sind und sich erst dann alles in einem finalen Ende aufklärt.

Meiner Meinung nach sollte vorher auf alle Fälle "Refugium" gelesen werden um die einzelnen Charaktere und die Beziehungen zueinander zu verstehen.
In Band 2 sind die einzelnen Kapitel auch wieder sehr kurz gehalten, so das doch ein gewisser Lesefluss entsteht.
Alles in allem ist es doch eine gute Geschichte, auch wenn mir dieser Band etwas lückenfüllend und als die Vorbereitung für Band 3 erscheint auf welchen wir nun 1 Jahr warten müssen.

Bewertung vom 09.07.2024
Das Pfauengemälde
Bidian, Maria

Das Pfauengemälde


sehr gut

Schwierige Reise

Kommt ganz darauf an unter welcher Prämisse ich dieses Buch lesen möchte. Wenn ich einen Unterhaltungsroman erwarte wie es der Klappentext und die Leseprobe suggerieren werde ich mit Sicherheit enttäuscht werden. Diese Buch geht tiefer. Es handelt natürlich genau von dem was der Klappentext verspricht. Das Thema bietet schließlich Stoff für einen wunderbaren Roman, doch hat sich die Autorin dagegen entschieden und vielmehr ein literarisches Werk erschaffen welches sich intensiv sowohl mit familiärer Trauer- und Vergangenheitsbewältigung, Identitätsfindung, rumänischer Kultur und politischer Willkür (sowohl in der Vergangenheit als auch im Jetzt) auseinandersetzt.
Die einzelnen Charaktere der großen Familie werden sehr authentisch dargestellt; allerdings wäre ein Personenregister manchmal hilfreich gewesen um die manchmal etwas verzwickten Verbindungen leichter verstehen zu können.

Dieses Erstlingswerk bietet eine atmosphärische Geschichte in einem immer noch zerrissenen Land der EU in dem nicht nur extreme finanzielle sondern auch große Stadt - Land sowie politische Unterschiede vorherrschen.
Die Autorin hat es bestens verstanden genau diese Unterschiede sehr anschaulich herauszuarbeiten.
Mit waren diese extremen Unterschiede nicht so sehr bewusst doch wurden sie von meiner rumänische Schwiegertochter genauso bestätigt.
Ein sehr anschauliches Werk um besser verstehen zu können.

Bewertung vom 20.06.2024
Das Baumhaus
Buck, Vera

Das Baumhaus


ausgezeichnet

Ein Buch bei dem bereits das Cover sehr atmosphärisch ist - Schriftzug/Titel sowie die Buchseiten in neongrün machen dieses Buch zu einem Hingucker im Regal zu dem man einfach greifen muss. Und dieser Griff hat sich (für mich) definitiv gelohnt.

Vollkommen harmlos fängt die Autorin mit 3 verschiedenen Erzählsträngen an, diese haben erst mal gar nichts gemeinsam.
Auf allen Erzählsträngen werden sämtliche Charaktere, auch die etwas Ungewöhnlichen, sehr facettenreich dargestellt. Und ganz allmählich, ganz ruhig - fast unsichtbar - werden die Kreise mit einigen Überschneidungen der einzelnen Stränge miteinander verwoben. Gleichzeitig zieht sich die Schlinge um den/die Täter immer enger zu.
Die Autorin schafft es sehr atmosphärisch, mit vielen Zwischentönen, einem Umeinanderkreisen und verweben, geschickt, ohne aufgesetzt oder gar realitätsfremd zu wirken, immer mehr Spannung aufzubauen.

Aber wirklich erst gegen Ende fügen sich die Stränge zu einem starken Tau zusammen und alles ist auf einmal vollkommen logisch. Trotzdem dürfte den einen oder anderen das Ende überraschen.

Die Autorin hat es mit ihrem leichten Schreibstil (wieder einmal) geschafft ein schwieriges Thema in einen ungewöhnlichen Thriller mit Gänsehautfeeling zu packen.
Für mich mein bisheriges diesjähriges Lesehighlight.