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Ann-liest
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Hessen

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Insgesamt 126 Bewertungen
Bewertung vom 13.07.2025
Miller, Holly

Alles, was wir niemals sagten


sehr gut

Etwas weniger wäre mehr gewesen

„Alles, was wir niemals sagten“ ist ein schönes und stellenweise sehr emotionales Buch, das meiner Meinung nach aber im Mittelteil etwas gestrafft hätte werden können. Auch eine etwas weniger „besessene“ Protagonistin hätte der Geschichte gut getan.

Neve verliert in jungen Jahren ihre erste große Liebe bei einem Autounfall und kann diesen Verlust nie richtig verarbeiten. Dies wird besonders deutlich, als sie Jahre später auf Ash trifft. Er ist charmant, gut aussehend und erinnert Neve in dermaßen vielen Dingen an ihren verstorbenen Freund, dass sie beginnt an Seelenwanderung zu glauben.

Die Thematik ist durchaus sehr interessant, wurde hier meiner Meinung nach aber etwas zu sehr auf die Spitze getrieben und damit überreizt. Die Protagonistin wird einem beim Lesen mehr und mehr lästig und die Geschichte verliert auch an Glaubwürdigkeit. Weniger wäre hier durchaus mehr gewesen und hätte dennoch die Romanidee und auch die Themen Trauerbewältigung, Abschied, neue Liebe gut transportieren können.

Insgesamt hätte das Buch mit einigen Seiten weniger gut auskommen können, denn viele Auflösungen wurden künstlich herausgezögert.

Umso mehr konnte mich der Abschluss des Romans begeistern. Er wurde rundum stimmig und mit viel Gefühl zu Ende gebracht und konnte mich mehr als einmal zu Tränen rühren. Das hat dann doch für einiges entschädigt und dem Buch noch seine 4 Sterne eingebracht.

Bewertung vom 09.07.2025
Johnston, Bret Anthony

We Burn Daylight


ausgezeichnet

Eine tragische Geschichte

Zwei Teenager der frühen 1990er Jahre treffen sich in Texas und verlieben sich ineinander. Doch ihre Lebensumstände könnten kaum unterschiedlicher sein. Jaye folgte dem selbsternannten Sohn Gottes „Lamb“ aus Kalifornien zusammen mit ihrer überzeugten Mum nach Waco/Texas, um dort mit ihm und seiner Sekte auf einer Farm zu leben und sich auf die Apokalypse vorzubereiten. Roy ist der Sohn des Sheriffs von Waco, dessen Anliegen es ist, Lamb das Handwerk zu legen.

Die wahren Begebenheiten rund um David Koresh und seine Branch Davidians welche den Rahmen für diese fiktive Geschichte bilden, sind sicherlich noch vielen Menschen präsent, denn sie bilden ein tragisches Stück amerikanischer Geschichte.

Diese Tragik und Stimmung rund um die Razzia der Farm und die anschließende Belagerung weiß der Autor gekonnt umzusetzen und mit einer altersgerechten, zarten und doch unbeirrbaren Liebesgeschichte zu verweben.

Besonders gefallen haben mir die Charaktere, die mit all ihren Schwächen, Ecken und Kanten genau richtig, tiefgründig und spannend beschrieben wurden. Erzählt wird abwechselnd aus Roys und Jayes Perspektive, immer wieder unterbrochen durch kurze Einschübe von Interviews mit fiktiven Zeitzeugen, geführt in der Jetztzeit. Diese Mechanik hat uns als Leser beide Protagonisten sehr nahe gebracht und Einblicke in beide Seiten erlaubt.

Ebenso hat mich die Dynamik des Romans begeistert. Der Autor spielt hier stilistisch mit seinem Erzähltempo und passt etwa die Länge der Kapitel und den Wechsel zwischen den Perspektiven an die Handlung an. Kommt es zur Razzia geht alles Schlag auf Schlag, währen der Belagerung nimmt das Tempo deutlich ab. Ich mag solche stilistischen Spielereien, da sie positiv zum Erleben und zur Atmosphäre beitragen.

Mir hat dieser besondere Coming-of-age Roman sehr gut gefallen. Und auch wenn der Sektenführer hier nicht David heißt ist klar, um wen es geht. Die Möglichkeit, sich authentisches Bild- und Videomaterial aus Waco im Netz anzusehen, bildet hierbei noch einmal eine intensive Möglichkeit, sich in das Setting und die Umstände reinzufühlen.

Bewertung vom 29.06.2025

National Geographic Kids - Jenseits der Unendlichkeit


ausgezeichnet

Faszination Weltall

Das Weltall übt seit jeher seinen ganz besonderen Reiz aus. Dieses tolle Buch nimmt neugierige Kinder und Erwachsene mit auf eine faszinierende Reise und überzeugt mit erstaunlichen Fakten und wirklich spektakulären Bildern, aufgenommen vom James Webb Teleskop.

So erfahren wir einiges über den Start des Teleskops ins All im Jahr 2021 und dürfen über farbenfrohe und überwältigende Fotos staunen, die Wissenschaftlern und damit auch uns ganz viel über die Geschichte und die Unendlichkeit des Alls verraten.

Die Länge der Texte und die Tonalität richten sich definitiv an Kinder/Jugendliche und sind bespikt mit spannenden Fakten. Neben Planeten, Sternen, Galaxien und schwarzen Löchern geht es aber auch um die Technologie hinter dem Teleskop und die vielen Tests, die im Vorfeld absolviert wurden. Besonders gut gefällt mir in dem Zusammenhang, das zu den verschiedenen Themenbereichen führende Wissenschaftlerinnen zu Wort kommen und vorgestellt werden. Positiv überrascht hat mich hier tatsächlich, dass ausschließlich Frauen vorgestellt werden. Das finde ich besonders und gerade für Mädchen sehr inspirierend.

Daumen hoch von mir für dieses tolle Sachbuch von National Geographic KIDS.

Bewertung vom 24.06.2025
Berg, Mathias

Die Kriminalistinnen. Der Tod des Blumenmädchens


ausgezeichnet

Flower Power und ein Mord

„Der Tod des Blumenmädchens“ ist der erste Band einer Reihe um die Kriminalistinnen. Ich kann sehr empfehlen, mit diesem Band zu beginnen und die Reihe in der richtigen Reihenfolge zu lesen. Zwar behandelt jeder Band in sich einen abgeschlossenen Fall, aber die Entwicklung und das Leben der Kriminalistinnen wird fortlaufend erzählt, was insbesondere im Fall der Protagonistin Lucia Specht und ihrer Familiengeschichte von Bedeutung ist.

Die Reihe ist wirklich toll und besticht insbesondere durch ihre Charaktere und den zeitgeschichtlichen Hintergrund. Im Fokus steht eine Gruppe unterschiedlicher Frauen, die als erste Frauen Deutschlands zu Kriminalistinnen ausgebildet werden. Der Autor schafft es, ein sehr authentisches Bild der späten 1960er Jahre zu zeichnen. Dabei spielen in diesem ersten Band sowohl die gesellschaftlichen Entwicklungen und Spannungen zwischen dem alt-konservativen Weltbild und der Hippiebewegung wie auch der Stand von Kriminaltechnik und Ermittlungsmethoden eine Rolle. Es geht aber auch intensiv um die Rolle der Frau. Gerade in diesem Bereich deckt der Autor mit seinen Kriminalistinnen eine Vielzahl an Themen ab - die Frau in der Ehe, die alleinstehende Frau, die Frau und ihre Rolle als Mutter, der Wunsch nach Selbstverwirklichung und -bestimmung…

Ich finde diese Reihe sehr gelungen, nicht zuletzt, weil in dieses sehr atmosphärische und bunte Setting gekonnt eine Kriminalgeschichte eingeflochten wird. Die Aufteilung von Zeitgeschichte und Charakterentwicklung sowie der Kriminalgeschichte finde ich sehr ausgewogen und gelungen.

Für alle LeserInnen von Krimis mit historischem Hintergrund eine Empfehlung.

Bewertung vom 16.06.2025
Kuhlmann, Stefan

Umweg zum Sommer


sehr gut

Kurzweilige Sommerlektüre

Der erfolglose Musiker und Lebenskünstler Martin will nach Portugal zu einem Musikfestival, um seine Karriere noch einmal in Schwung zu bringen. Da kommt ihm sein Neffe Karl eher ungelegen, auf den er während der Ferien aufpassen soll.

So finden sich die zwei ungleichen Persönlichkeiten auf einem verrückten Roadtrip wieder, der sie von einer kuriosen Situation zur nächsten treibt und doch so ganz nebenbei zu Entwicklung und Reifung beiträgt.

Das Buch ist recht komödiantisch angelegt, transportiert aber schon auch grundlegende Gedanken zum Leben und der Persönlichkeit der beiden Protagonisten. So klingen ebenfalls Themen wie Verantwortungsbewusstsein, Liebe, Menschlichkeit und Hilfsbereitschaft an, um nur ein paar zu nennen. Beide merken auf der Reise, dass sie sich doch gar nicht so unähnlich sind und sich auf jeden Fall sehr gut tun. Insbesondere der altkluge Karl ist eine Freude und es macht Spaß seine Entwicklung zu verfolgen.

Das Buch ist locker leichte Unterhaltung und lässt sich auch ebenso lesen. Es ist aus meiner Sicht eine schöne, kurzweilige Sommerlektüre mit witzigen Dialogen. Mir hat es gefallen.

Bewertung vom 15.06.2025
Benning, Anna

To Tempt a God (MP3-Download)


ausgezeichnet

Fesselnde Götter-Fantasy

Die Autorin hat eine spannende Welt geschaffen, in der Aurora zwischen Licht und Finsternis lebt und alles tut, um ihren verunglückten Bruder am Leben zu erhalten. Als sie als Valet des göttlichen Thronfolgers in das Reich der Götter kommt, sieht sie sich allerhand Gewalt ausgesetzt beginnt aber gleichzeitig eine Reise, sich selbst zu entdecken.

Mich hat dieses Buch sofort in seinen Bann gezogen - die gezeichnete Welt ist phantasievoll und stimmig und bietet allerhand zu entdecken. Das gesellschaftliche Konstrukt von Göttern und Menschen bietet viel Potential und es gibt durchaus auch die ein oder andere Überraschung.

Neben der permanent düster-bedrohlichen Grundstimmung hat die Autorin einen mitreißenden Spannungsbogen entwickelt. Das offene Ende dieses gelungenen Auftakts macht Lust, direkt weiter zu lesen.

Aurora ist eine spannende Protagonistin. Vieles an ihrer Person und ihrer Geschichte liegt im Dunkeln und erst nach und nach kommt Licht in die Sache - aber ob wir schon alles wissen?

Als Sahnehäubchen wurde das Buch wundervoll gelesen von Pia-Rhona Saxe. Sie hat Aurora eine tolle, junge Stimme gegeben und schafft es hervorragend, die Gefühle der Protagonistin und die Stimmung des Settings zu transportieren.

Ich kann das Hörbuch wärmstens empfehlen - mich hat es bis zum letzten Satz und darüber hinaus gefesselt.

Bewertung vom 10.06.2025
Piper, CJ

The Deer and the Dragon / No Other Gods Bd.1


sehr gut

Originell und überraschend anders


„The Deer and the Dragon“ war ganz anders als erwartet. Ein besonderes und originelles Buch - mir hat es gefallen.

Marlow wächst in Armut und in einer religiös fanatischen Familie einsam und mit der Erfahrung seelischer und körperlicher Gewalt aber auch der Gabe der Hellsichtigkeit auf. Halt gibt ihr ihr scheinbar „imaginärer Freund“ Caliban, der sich mit der Zeit als erstaunlich real und dann auch noch als Prinz der Hölle erweist.

Die Autorin hat hier eine fantastische Welt zwischen Erde, Himmel und Hölle geschaffen und diese Welten auf eine originelle Weise miteinander verknüpft. Protagonistin Marlow ist herrlich menschlich und tappst von einer Katastrophe in die andere während ihre übersinnlichen Freunde - allen voran Fauna - die Geschichte mit liebenswürdigem Witz aufladen.

In dem Auftakt einer Dilogie schwingen verschiedene Themen mit, die der Autorin , wie sie selbst im Vorwort deutlich macht, sehr wichtig sind: Mentale Gesundheit, die Entstigmatisierung von Sexarbeit und queere Liebe finden ihren Platz in ihrem besonderen Roman.

Der Stil der Autorin ist irgendwie besonders, lässt sich aber sehr gut lesen. Ihr ist es gelungen mich zu fesseln und der Geschichte mit Begeisterung zu folgen, auch wenn sie etwas braucht um in Sachen Spannung in die Gänge zu kommen. Mir hat es aber gefallen, wie Marlow, ihr Leben und die geschaffene Welt mit vielen Details eingeführt werden. Ich bin froh, das Buch entdeckt zu haben und freue mich auf Band 2.

Bewertung vom 06.06.2025
Heine, Matthias

Verbrannte Wörter


sehr gut

Umfangreich recherchiert

Dieses Buch lohnt sich für alle, die achtsam mit unserer Sprache umgehen wollen und sich für die Geschichte der Wörter interessieren. Die hier getroffene Auswahl wurde sehr detailliert recherchiert und anhand zahlreicher historischer Quellen belegt.

Zustandegekommen ist so ein Werk, das in alphabetischer Reihenfolge zahlreiche Wörter unter die Lupe nimmt, die zurecht und teilweise auch unrecht eng mit dem NS-Regime verknüpft werden. So finden sich hier sowohl eindeutig problematische Begriffe, als auch der ein oder andere überraschende Terminus. Auf jeden Fall kann man einiges lernen über die Entstehung und historische Verwendung von Wörtern und Redewendungen. Das Buch ist somit allemal einen genaueren Blick wert.

Am Ende jeden Abschnitts gibt es eine kurze, sehr objektive Empfehlung des Autors, die teils kolumnenartig daher kommt, aber beim nachschlagen zumindest eine schnelle Einordnung erlaubt.

Etwas schwierig finde ich den Umgang mit dem Buch. Es ist zu faktenreich, um es von vorne nach hinten zu lesen (zumindest wenn man den Anspruch hat das Gelesene auch zu behalten). Vermutlich aber auch nicht vollständig genug, um es tatsächlich als Nachschlagewerk zu verwenden. Aber wenn man sich immer mal ein Wort vornimmt kann man hier viel mitnehmen.

Bewertung vom 05.06.2025
Johnson, Julie

Sturmverführt / The Wind Weaver Bd.1 (MP3-Download)


ausgezeichnet

Überzeugender Auftakt - starke Hörbuchversion

Wind Weaver hat mich von der ersten Minute an in seinen Bann gezogen und bis zuletzt nicht mehr losgelassen. In diesem tollen Hörbuch werden wir nach Anwyvn entführt - eine Welt in der die Fae gnadenlos verfolgt und getötet werden. Mittendrin Rhya, die sich als Halbling ständig dieser Bedrohung ausgesetzt sieht und die erst entdecken muss, welche verborgene Macht in ihr schlummert.

Mit Anwyvn hat die Autorin eine gefährliche und faszinierende Welt geschaffen, in der sich die Menschen und die Fae feindselig gegenüber stehen und auch noch gefährliche Phantasiewesen ihr Unwesen treiben. Ebenfalls eine wichtige Rolle spielt das Magiesystem, dass hier sehr spannend und vielseitig eingeführt wird (sowohl Elementar- als auch schwarze Magie) und viel Potential für den weiteren Verlauf der Handlung mitbringt.

Die Charaktere gefallen mir bisher gut - sie haben alle ihre Vergangenheit und ihre Ecken und Kanten, so dass es viel Raum für Konflikte aber auch große Emotionen gibt.

Besonders begeistert hat mich die Umsetzung als Hörbuch. Rebecca Veil hat mich ab der ersten Minute überzeugt und es hat einfach nur Spaß gemacht von ihr durch die Geschichte getragen zu werden. Sie hat es geschafft Spannung zu erzeugen, einen zu fesseln und eine ganz besondere, etwas düster-melancholische Armosphäre zu schaffen, die super zum Setting und der Situation der Protagonistin gepasst hat. Ein tolles Hörerlebnis, das ich guten Gewissens empfehlen kann.

Bewertung vom 31.05.2025
Deya, Claire

Eine Welt nur für uns


ausgezeichnet

Eine tief bewegende Geschichte

„Eine Welt nur für uns“ konnte mich komplett überzeugen. Es erlaubt uns einen Blick auf die letzten Monate des Krieges und die erste Nachkriegszeit in Frankreich und erzählt von den freiwilligen französischen Helfern und nicht ganz so freiwilligen deutschen Kriegsgefangenen, die gemeinsam unter Lebensgefahr Frankreichs Küste entminen mussten.

In dieses Setting voller Feindschaft, Hass und Schuld setzt die Autorin die verzweifelte Suche eines Soldaten nach seiner großen Liebe. Und so schafft sie es mit ihrem wunderschönen Erzählstil eine tragische Geschichte zu erzählen, die ganz viele Themen transportiert und doch auch einen zarten Hoffnungsschimmer auf Zukunft und Versöhnung enthält.

Für mich war dieses Buch eine ganz besondere Leseerfahrung mit starken, vielschichtigen und tiefgründigen Charakteren. Anhand verschiedener Einzelschicksale, die gekonnt miteinander verwoben werden, entsteht ein Gesamtbild der 1940er Jahre. Dabei kommen Trauer, Verzweiflung, Traumata und die Hoffnung auf Leben sehr gut zum Tragen.

Es ist ein sehr berührendes Buch, das (aus deutscher Sicht) mal einen anderen Blick auf das Kriegsende wirft und das sehr deutlich macht, dass es im Krieg keine Gewinner gibt. Es behandelt keine einfachen Themen, ist aber wunderschön geschrieben und lohnt sich.