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Akantha

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Insgesamt 33 Bewertungen
Bewertung vom 17.03.2020
Feeling Close to You / Was auch immer geschieht Bd.2
Iosivoni, Bianca

Feeling Close to You / Was auch immer geschieht Bd.2


sehr gut

“Feeling Close to you” ist der zweite Band von Bianca Iosivonis “Was auch immer geschieht“ (WAIG) – Reihe. Der Reihenname ist auf Band eins, „Finding Back to us“, zurückzuführen, welches bereits 2016 unter eben diesem Reihennamen erschienen ist. Die beiden Bände können unabhängig voneinander gelesen werden.
Teagan und Parker sind beides Livestreamer von Videospielen, die sich online kennenlernen. Sie knüpfen außerhalb des Gamings Kontakt, wenn auch weiterhin virtuell, da sie an den entgegengesetzten Küsten der USA leben. Bald schon funkt es zwischen ihnen, doch neben der Distanz gibt es noch andere Hindernisse für eine Beziehung.

An Bianca Iosivonis Schreibstil gefällt mir gut, dass er direkt und unverblümt ist. Ihre Charaktere nehmen kein Blatt vor den Mund, wenn es zu ihnen passt. Sie beschreibt aber auch die Gefühle der Protagonisten sehr lebensnah.
Im Schriftbild fällt sofort auf, dass ab und zu ein Chatverlauf abgebildet wird, meistens zwischen Teagan und Parker aber auch mal der Zuschauerchat des Livestreams. Das lockert den Text sehr auf, ist aber nicht zu viel, als dass es den Fluss stören würde. Gerade die Chats zwischen Teagan und Parker sind sehr wertvoll, da sie ihre Gefühle und vor allem den Humor der beiden, das gegenseitige Necken, toll rüberbringen und der Leser sich immer mittendrin fühlt.

Teagan war mir sofort sympathisch. Sie ist tough und lässt sich nichts gefallen, aber es ist auch eine Art Schutzmauer vor der Außenwelt und gegen ihre traurigen, manchmal düsteren, Gefühle. Parker ist leidenschaftlich und temperamentvoll beim Zocken, aber auch fürsorglich gegenüber Freunden und Familie. Man merkt sehr schnell, dass beide gut zusammenpassen. Parkers Mitbewohner verleihen dem Roman noch eine ganz besondere Note. Sie sind ein chaotischer, liebevoller Haufen, jeder einzigartig mit seinen Macken.

Teagans und Parkers Kennenlernen ist nicht kitschig und sticht wirklich heraus. Schon bei dem Klappentext habe ich mich riesig gefreut, dass ein*e etablierte*r Autor*in mal das Thema Gaming in die Hand nimmt. Direkt ein großer Pluspunkt! Notwendig für das Verständnis der Hauptgeschichte sind Kenntnisse in dem Bereich aber sicherlich nicht.

Was bei mir allerdings zu Punktabzug führt ist die Dramaturgie in Summe. Die ersten zwei Drittel waren nett zu verfolgen und auch nicht langweilig, denn es gibt einige Ereignisse, die die Geschichte voranbringen. Am Ende war es für meinen Geschmack wieder etwas zu viel künstliches Drama, wie man es aus dem Genre leider nur zu gut kennt: Ein Problem entsteht, welches die Beteiligten sehr leicht hätten umgehen können, jemand reagiert über und alles scheint verloren. Es wurde etwas aufgebauscht und Teagans Charakter war für mich dann nicht immer konsistent. Ab und zu konnte ich ihre Gefühle einfach nicht mehr nachempfinden.

Da es von den Charakteren, dem Humor und dem Thema ein wunderbares Buch ist, komme ich – trotz des etwas zu dramatischen Höhepunkts - zu 4 von 5 Sternen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 13.09.2019
Sinful Prince / Sinful Bd.1
March, Meghan

Sinful Prince / Sinful Bd.1


sehr gut

Mit „Sinful Prince“ beginnt Meghan March ihre neue „Sinful Royalty“-Trilogie – ein Spinn-Off ihrer in diesem Jahr abgeschlossenen „Sinful“ Empire-Reihe. Protagonistin ist Temperance Ransom, Keira Kilgores Assistentin, die beide bereits aus dem ursprünglichen Dreiteiler bekannt sind.

Temperance arbeitet hart und ist stolz auf das, was sie erreicht hat. Als sie allerdings ungeplant eine wilde Nacht mit einem Fremden verbringt, erwacht ihre wilde Seite. Sie kann danach kaum noch an etwas Anderes denken, als an das nächste Treffen mit ihm und welche geheimen Sehnsüchte er ihr erfüllt. Auf der anderen Seite will sie ihren seriösen, schwer erarbeiteten Lebensstil, nicht aufs Spiel setzen. Und ganz ungefährlich scheint der Unbekannte auch nicht zu sein.

Der Schreibstil von Meghan March gefällt mir gut. Alles, was sie beschrieb, konnte ich bis ins kleinste Detail vor meinen Augen sehen. Auch die explizite Sprache finde ich für die Geschichte absolut passend.

Das Buch ist vollständig aus der Perspektive von Temperance geschrieben. Ihren Charakter finde ich in dem neuen Buch nachvollziehbar und authentisch gestaltet, vor allem durch den inneren Kampf, der Lust nachzugeben gegen das Festhalten am Bekannten und Sicheren. Das alles lässt Temperance sehr menschlich wirken und ich konnte sehr gut mit ihr mitfühlen.

In ihrer neuen Reihe hat Meghan March auch etwas Neues gewagt. Neben der bekannten prickelnden Erotik und der gefährlichen Spannung, lässt sie ein interessantes Thema einfließen: Kunst und Selbstverwirklichung. Das hat dem Buch eine neue, viel tiefere und glaubhaftere Ebene hinzugefügt, die manchen Erotikromanen fehlt.

Leider waren viele andere Darstellungen im Buch absolut nicht glaubhaft und haben sich künstlich angefühlt. Temperance scheint gar kein Problem damit zu haben, ihre intimen Erlebnisse jedem anzuvertrauen, egal wie kurz sie die Person erst kennt.

Ein bisschen gestört hat mich außerdem noch die immense Geheimniskrämerei, die Meghan March auch diesmal wieder betreibt. Nirgendwo erfährt man etwas Konkretes, unendlich viele Fragen sammeln sich im Kopf und man beginnt auch in unwichtige Sachen viel zu viel hineinzuinterpretieren. Da ich aber wieder auf so eine unerwartete Auflösung wie in der „Sinful Empire“-Trilogie hoffe, kann ich meinen Unmut darüber gerade noch unterdrücken. Nach wie vor bleibt aber auch der fade Beigeschmack, ob nicht alle drei Bände in ein Buch gepasst hätten.

Temperance ist ein authentischer Charakter und sicher für viele Leser und Leserinnen absolut nachvollziehbar. Durch den zusätzlichen, neuen Aspekt hat Meghan March sich als Autorin verbessert, was ich definitiv positiv bewerte. Zu Lasten meiner Bepunktung gehen jedoch einige künstliche, unrealistische Szenen. Da ich meinen Ärger über die ganzen eingestreuten Nebelkerzen (oder auch nicht?) aber noch zurückhalten kann, komme ich insgesamt zu 4 von 5 Sternen.

Bewertung vom 25.06.2019
Dunkler Hass (eBook, ePUB)
Bürgel, Matthias

Dunkler Hass (eBook, ePUB)


gut

In „Imago. Dunkler Hass“ von Matthias Bürgel ermittelt Marius Bannert in Konstanz im Fall eines Serienmörders, der junge Frauen verstümmelt. Als er nicht mehr weiterweiß, bittet er den pensionierten LKA-Ermittler Falk Hagedorn um Hilfe. Dieser sitzt seit einem Unfall im Rollstuhl. Gemeinsam kommen sie dem Täter immer weiter auf die Spur bis Hagedorns Tochter verschwindet.

Der Roman ist in viele kurze Kapitel unterteilt. Zum einen ist es sehr angenehm zu lesen, da man immer mal ein Kapitel dazwischenschieben kann. Da mit den Kapiteln häufig Perspektive, Handlungsort und manchmal auch das Jahr der Handlung variiert, kann es aber auch anstrengend zu verfolgen sein. Mir persönlich hat dies keine Probleme bereitet. Im Gegenteil: Die Perspektiven der beiden Ermittler und vor allem die des Täters und seine Geschichte kennenzulernen, war sehr interessant und auf diese Art einfach zu erreichen. Da zu Beginn jedes Kapitels auch der Handlungsort und – falls abweichend von der Gegenwart – der Zeitpunkt in der Vergangenheit angegeben wird, konnte ich mich gut zurechtfinden.

Besonders positiv ist die Hintergrundgeschichte des Täters hervorzuheben. Diese war für mich neu und unverbraucht, der Täter dadurch nicht so klischeebehaftet, wie sonst in dem Genre. Der Autor hat die psychologischen Aspekte gut recherchiert, die Entwicklung ist dadurch glaubhaft und fast schon nachvollziehbar.

Etwas klischeehafter ist dafür Falk Hagedorn. Ein (körperlich) traumatisierter Kriminalbeamter, unhöflich und direkt, ein wenig verbittert, aber unfähig, die Arbeit hinter sich zu lassen. Trotzdem mochte ich ihn wirklich gerne. Bei ihm weiß man, woran man ist. Ich fand es außerdem für die Story sehr interessant, dass er im Rollstuhl sitzt. Nicht nur, dass es auf Barriere-Probleme des "normalen" Rollstuhlfahrers aufmerksam macht, auch schränkt es Hagedorn in seiner speziellen Arbeit immens ein. Er lässt sich aber nicht unterkriegen und macht das Beste draus. Das finde ich bewundernswert.

Im Vergleich dazu, hatte Marius Bannert leider etwas zu wenig Profil für mich. Gut gefallen hat mir der Aspekt, dass er eigentlich nicht führen und im Büro versauern will, sondern ein Praktiker, ein "Anpacker" ist - das macht ihn sympathisch. Darüber hinaus sind aber wenige andere Charakterzüge von ihm ans Licht gekommen. In einer eventuellen Fortsetzung würde ich mir hier noch etwas mehr Tiefe wünschen.

Direkt in den ersten Kapiteln, aber auch im weiteren Verlauf merkt man, dass Matthias Bürgel vom Fach kommt. Es sind vielleicht nur Kleinigkeiten, aber die Polizeiarbeit erscheint durch gewisse Aspekte sehr viel realistischer als bei einigen seiner Autorenkollegen. Wenn es um die Leichenbeschreibung geht ist allerdings vorsichtig geboten: Nichts für schwache Mägen – auch wenn ich mich da eigentlich für abgehärtet halte.

Mein größter Kritikpunkt ist leider der Schreibstil. Die Dialoge wirken zum Teil künstlich, wie ein Schauspiel, das vor dem und für den Leser aufgeführt wird. Mehr als einmal habe ich gedacht „So redet doch niemand!“. Dies verhindert die Immersion in die Geschichte leider etwas. Hinzukommen einige Ausdrücke, die sich wiederholen und Erklärungen, die für den Leser unnötig sind. Es werden sehr früh Hinweise auf den Täter eingestreut, sodass dieser leider auch recht früh bekannt ist. Bezüglich Schreibstil und Unvorhersehbarkeit sehe ich daher noch großes Verbesserungspotenzial für die Zukunft.

Ich habe mich lange Zeit schwergetan, ob ich 3 oder 4 Sterne vergebe. Die Hintergrundgeschichte des Täters und die unverbrauchte Thematik habe ich sehr begrüßt, allerdings konnten sie den Schreibstil nicht ausgleichen. Ich komme daher zu 3 von 5 Sternen, sehe aber sehr viel Potenzial in dem Autor, sodass ich für einen zweiten Teil offen wäre.

Bewertung vom 14.06.2019
Falling Fast / Hailee und Chase Bd.1
Iosivoni, Bianca

Falling Fast / Hailee und Chase Bd.1


sehr gut

„Falling Fast“ von Bianca Iosivoni ist der Auftakt ihrer neuen New Adult Dilogie, welche mit „Flying High“ am 29. Juli 2019 ihr Finale findet. Es geht um Hailee DeLuca die in den College Ferien einen Roadtrip durch die USA macht mit dem festen Vorsatz, mutig zu sein und alles zu tun, was sie sich sonst nicht traut. In einer kleinen Stadt trifft sie Chase Whittaker, der nicht nur ihrem Herzen sehr nahekommt, sondern auch allem, was sie geheim halten will.

Sehr ungewöhnlich: Das Buch beginnt mit dem Hinweis auf eine Triggerwarnung. Diese befindet sich wiederum ganz am Ende des Buches. Da sie Spoiler enthält, wird vorne darauf verwiesen, dass man sie nur mit diesem Wissen lesen soll. Zunächst fand ich die Regelung sehr merkwürdig, da ich mir nicht vorstellen kann, dass man sich freiwillig spoilert, andererseits die Triggerwarnung aber keinen Sinn macht, wenn sie erst am Ende steht. Mein Unverständnis rührte aber vermutlich daher, dass ich glücklicherweise nicht triggergefährdet bin. Mittlerweile ist mein Verständnis ein anderes: Betroffene wissen, dass sie triggergefährdet sind und können so nach hinten blättern um zu identifizieren, welche Themen im Buch relevant werden – eine wirklich rücksichtsvolle Gestaltung, die Betroffenen hoffentlich hilft, Nicht-Betroffene aber auch nicht einschränkt.

Bianca Iosivonis Schreibstil ist sehr bildhaft und man kann sich alles gut vorstellen. Sie schreibt die Kapitel im Wechsel aus den Perspektiven von Hailee und Chase. Das ist mittlerweile häufig in diesem Genre zu sehen, ich finde es aber immer noch wunderbar, um Einblick in beide Gedanken und Gefühle zu erhalten. Beim Lesen habe ich allerdings eine etwas intensivere Beziehung zu Chase aufgebaut. Das liegt vor allem daran, dass Hailee ihre Geheimnisse nicht nur vor ihm, sondern gewissermaßen auch vor dem Leser geheim hält. Ihre Gedanken und Gefühle, sind daher zum Teil verborgen und ich konnte mich nicht komplett in sie hineinversetzen. Das führte auch dazu, dass sie mir manchmal in ihrem Verhalten widersprüchlich vorkam. Sie war für mich nicht greifbar und leider nicht immer authentisch.

Mein größter Kritikpunkt ist leider der Spannungsverlauf. Am Anfang ist alles neu und interessant und man ist neugierig auf die Geheimnisse. Am Ende, wenn sich alles auflöst, nimmt das Tempo rasant zu und die Seiten fliegen dahin. Dazwischen war es für mich persönlich aber leider sehr zäh. Es passiert wenig, Hailee und Chase kommen sich erst schnell näher um dann lange auf der Stelle zu treten. Natürlich finde ich es gut, wenn es nicht von Null auf Hundert die Große Liebe ist, aber zwischendurch ist einfach kein Fortschritt zu spüren. Ich konnte mich leider des Eindrucks nicht erwehren, dass „Falling Fast“ ein bisschen künstlich in die Länge gezogen wurde, damit es noch Raum für den zweiten Band, „Flying High“, gibt. Ich bin schon froh, dass der Trilogie-Trend hier nicht zuschlägt, aber vielleicht ist auch der zweite Teil schon einer zu viel.

Aufgrund der geringen Spannung und der nicht zu greifenden Protagonistin wären es vielleicht 3 von 5 Sternen geworden. Besonders bepunkten möchte ich allerdings das wichtige Thema, welches Bianca Iosivoni aufgreift. Es handelt sich um etwas, was viel zu häufig tabuisiert oder totgeschwiegen wird. Natürlich ist es sehr sensibel, aber ich bewundere Bianca Iosivonis Mut und ihren beispielhaften Umgang damit. Somit komme ich zu 4 von 5 Sternen. Es sei noch so viel verraten: Der Cliffhanger hat es in sich und Teil zwei ist auf meine Wunschliste gewandert.

Bewertung vom 06.05.2019
Up all night Bd.1
Dawson, April

Up all night Bd.1


sehr gut

Mit „Up All Night“ von April Dawson ist der erste Teil ihrer gleichnamigen Dilogie erschienen. Die Bücher sind in sich abgeschlossene Geschichten, viele Charaktere tauchen allerdings in beiden Bänden auf.

In „Up All Night“ geht es um Taylor Jensen, die an einem einzigen Tag ihren Job und ihr Auto verliert, sowie ihren Freund beim Fremdgehen erwischt. Völlig aufgelöst begegnet sie ihrem Kindheitsfreund Daniel Grant, in dessen WG ein Zimmer frei ist. Nach diesem Tag voller Enttäuschungen will Taylor allerdings nichts mehr von Männern hören und schon gar nicht mit einem zusammenwohnen, der ihrem Herz zu nahe kommen könnte. Doch Dan versichert ihr, dass er homosexuell sei.

Direkt positiv ist mir an April Dawsons Schreibstil aufgefallen, dass sie sehr zielgerichtet schreibt. Es wird nicht viel Drumherum beschrieben, sondern sehr klar eine Geschichte erzählt. Das findet man in dem Genre selten, aber es gefällt mir wirklich gut. Es macht es dem Leser einfach, der Geschichte zu folgen, wenn die Gedanken der Protagonisten und die des Lesers nicht andauernd zu Nebensächlichkeiten abdriften. Taylors furchtbarer Tag wird sehr schnell abgehandelt. Das gefiel mir gut, denn man weiß ja durch den Klappentext schon, was passiert. Hier ging es schnell in die eigentliche und neue Geschichte über – top!

Meine Beziehung zu den Charakteren hat während des Lesens eine Entwicklung durchgemacht. Taylor hat zu Beginn direkt mein Herz erobert. Sie ist wahnsinnig stark und tough! Sie buckelt vor niemanden und bleibt sich selbst treu. Irgendwann kam bei mir allerdings ein Punkt, an dem ich sie immer weniger leiden konnte. Sie war so blind und naiv, dass ich es schon nicht mehr niedlich oder witzig finden konnte.
Dan machte ab der ersten Seite einen sympathischen Eindruck, ist hilfsbereit und tatsächlich – abgesehen von seiner Optik – der nette Junge von nebenan. Sobald es zwischen Taylor und Dan anfing zu prickeln, war es für mich jedoch etwas schwierig den heißen Typen und den netten Nachbarn in derselben Person zu sehen. Mit steigender Zahl der gelesenen Kapitel, ist auch meine Zuneigung zu ihm gestiegen und ich bin immer besser mit den zwei Facetten, die er vereint, zurechtgekommen.

Wo es kein Auf und Ab für mich gab, sondern von der ersten Seite an nur Liebe, sind die Nebencharaktere. Vor allem Addison, Daniels Schwester, und Grace, die Mitbewohnerin, sind wundervolle Personen, die ich selbst gerne meine Freundinnen nennen wollen würde. Sie sind grundverschieden, aber beide sehr individuell und authentisch konzipiert.

Zum Spannungsverlauf muss man ganz ehrlich sein: die Geschichte ist von Anfang an vorhersehbar. Es gibt keine Überraschungen und nur zwischendurch ein paar Szenen, die man so nicht unbedingt erwartet hat, die aber auch für die grundsätzliche Handlung nicht essentiell wichtig waren. Dies ändert jedoch nichts daran, dass mich das Buch sehr gut unterhaltet hat und ich diese gefühlvolle Geschichte genossen habe, sodass ich zu 4 von 5 Punkten komme.

Bewertung vom 05.02.2019
Sinful Queen / Sinful Trilogie Bd.2
March, Meghan

Sinful Queen / Sinful Trilogie Bd.2


sehr gut

Nach „Sinful King“ bildet „Sinful Queen“ von Meghan March den mittleren Teil ihrer „Sinful Empire“-Trilogie. Diese Rezension kann daher im folgenden Spoiler zu dem vorangegangenen Band enthalten.

Keira Kilgore, Geschäftsführerin und Besitzerin der Whiskey-Destillerie Seven Sinners ist Lachlan Mount, Unterweltboss von New Orleans, ausgeliefert. Um die Schulden abzubezahlen und ihre Firma zu retten, gibt sie ihm ihren Körper. Während ihre Lust sie jedes Mal auf‘s Neue verrät, versucht sie zumindest noch ihr Herz vor Lachlan zu bewahren. Dies wird jedoch immer schwieriger.

In meiner Rezension zu Teil 1 habe ich bereits überschwänglich von dem Cover geschwärmt – eigentlich total untypisch für mich, bin ich doch kein Cover-Käufer. Mit einer Einschränkung: bei einer Reihe ist es mir wichtig, dass die Teile auch optisch zusammenpassen. Es freut mich zu sehen, dass sich der Stil bei „Sinful Queen“ fortsetzt.

Der Schreibstil war weiterhin ansprechend. Beim Lesen hat er sich passend und richtig angefühlt. Er ist sehr klar, veranschaulicht Lachlans Gefühle sehr gut (in Teil 1 erging es mir mit Keiras Gefühlen genauso). Personen, Gebäude und Gegenstände waren sehr bildhaft beschrieben, sodass ich mir alles gut vorstellen konnte. In den erotischen Szenen wird explizite Sprache verwendet.

Verglichen mit Band 1 sind in „Sinful Queen“ deutlich mehr Kapitel aus der Sicht von Lachlan geschrieben. Dies hatte ich mir auch gewünscht, da Lachlan nach „Sinful King“ immer noch sehr mysteriös und undurchsichtig war und man hier jetzt mehr über ihn und seine Vergangenheit erfahren konnte. Sein kaltes und skrupelloses Verhalten, welches ihm nachgesagt wird, hat einen Grund. Dies war bereits sehr spannend. Ich hatte so viel Mitleid mit Lachlan und konnte ihn viel besser verstehen, was ihn ausmacht und wie er sich verhält. Leider wurde dies nur im ersten Kapitel ausgearbeitet und im weiteren Verlauf kaum noch aufgegriffen. Hier erhoffe ich mir etwas mehr Einblick bei Band 3.

Am Anfang von „Sinful King“ war Keira mir direkt sympathisch: tough, hart arbeitend und willensstark. Zum Ende von Band 1 und bis ungefähr zur Hälfte von Band 2 hat sie mir nicht mehr so gut gefallen. Ihre Motive und Gedanken wirkten künstlich und nicht nachvollziehbar. Dann gab es mitten in „Sinful Queen“ allerdings eine Szene, dich mich sehr berührt hat. Man hatte endlich wieder den Eindruck, dass in ihr noch so viel mehr existiert, als nur die neu entfachte Lust. So viel mehr Persönlichkeit, ihre Familie, ihre Arbeit, ihre Freiheit – endlich schien sie über all dies einmal richtig nachzudenken. Dass es so plötzlich kam, war zwar merkwürdig, aber danach empfand ich sie auf einen Schlag sehr viel authentischer und nahbarer. Für mich hat die Geschichte an der Stelle mehr Tiefe bekommen und ich hoffe wirklich, dass dies in Keiras Charakter so bleibt und nicht so plötzlich verschwindet, wie es kam.

Die zweite Hälfte des Buches hebt die Beziehung von Keira und Lachlan auf eine neue Ebene. Es sei nur so viel verraten: Die Erotik bleibt erhalten, aber auch das Herz des Lesers öffnet sich. Ich habe mein Lächeln nicht wieder aus dem Gesicht bekommen.
Was mir leider gar nicht gefallen hat, war der Übergang zwischen Band 1 und 2. Es gab einen wahnsinnigen Cliffhanger, doch dieser wird sehr schal verarbeitet: Anstatt das Gespräch und Keiras Gefühle „live“ zu erleben, berichtet sie Lachlan (und so auch dem Leser) später nur in Auszügen davon. Das war etwas enttäuschend – ich hätte mir hier einen explosiveren Einstieg gewünscht. Da „Sinful Queen“ ebenfalls mit einem actionreichen Cliffhanger endet, bin ich jetzt etwas vorsichtiger mit meinen Erwartungen – schade!

Insgesamt hat mir „Sinful Queen“ genauso gut gefallen, wie „Sinful King“. Daher komme ich zu 4 von 5 Sternen.

Bewertung vom 31.12.2018
Sinful King / Sinful Trilogie Bd.1
March, Meghan

Sinful King / Sinful Trilogie Bd.1


sehr gut

„Sinful King“ ist der erste Band der „Sinful Empire“-Trilogie von Meghan March. Protagonistin ist Keira Kilgore, Geschäftsführerin und Besitzerin der Whiskey-Destillerie Seven Sinners, einem langjährigen Familienunternehmen. Nach dem Tod ihres Ehemanns stellt sich heraus, dass dieser bei dem gefürchtetsten Mann von New Orleans, Lachlan Mount, einen Kredit über eine halbe Millionen Dollar aufgenommen hat. Die Rückzahlung ist jetzt fällig. An das Geld zu kommen ist aussichtslos, aber Lachlan würde sich auch anderweitig bezahlen lassen – er will Kiera!

Für meine Rezensionen untypisch, möchte ich mit einem Kommentar zum Cover beginnen. Die Schrift von „Sinful“ ist eher verspielt, die von „King“ klar und gradlinig. Das spiegelt bereits wunderbar den Eindruck wider, den man von Lachlan Mount hat. Er ist ein knallharter Geschäftsmann, ohne Wenn und Aber, erlaubt sich aber definitiv ein für ihn ganz untypisches Spiel mit Keira. Dieses Spiel nochmal in den abgebildeten Schachfiguren aufzugreifen, finde ich sehr gelungen.

Auch der Schreibstil hat mir gut gefallen. Beim Lesen hat er sich passend und richtig angefühlt. Er ist sehr klar, veranschaulicht Keiras Gefühle gut und hat auch eine Prise Humor, die mir immer zusagt, weil sich dann nicht alles so steif und ernst anfühlt – auch wenn Keiras Situation weniger zum Lachen ist. Personen, Gebäude und Gegenstände waren sehr bildhaft beschrieben, sodass ich mir alles gut vorstellen konnte. Auch die erotischen Szenen fügen sich gut in die Handlung ein, wirken nicht deplatziert oder übertrieben. Es wird explizite Sprache verwendet.

Die Geschichte wird überwiegend aus Kieras Perspektive erzählt, zwei- oder dreimal von Kapiteln aus Lachlans Sicht unterbrochen. Diese Unterbrechungen hätte ich mir einerseits öfter gewünscht, andererseits wurde so meine Neugier immer weiter angestachelt. Der Leser weiß kaum was Lachlan denkt und vorhat, dies fördert die düstere und geheimnisvolle Aura, die ihn umgibt. Wenn er irgendwo plötzlich auftaucht oder Kiera seine Sitmme hört, läuft auch dem Leser eine kleine Gänsehaut über den Rücken. Man kann wirklich nicht sagen, ob alles Böse, was über ihn erzählt wird, wahr ist. Anders als bei vielen anderen Bad Boys wird dieses Image auch dauerhaft aufrechterhalten. Man bekommt kaum das Gefühl, als gäbe es auch eine weiche Seite in Lachlan. So unberechenbar und unnahbar passt er perfekt in die Rolle, die Meghan March ihm zugedacht hat.

Keira ist mir sehr sympathisch: eine hart arbeitende Frau, die richtig anpackt um das Familienerbe aufrecht zu erhalten. Man hat Mitleid mit ihr, hat aber auch das Gefühl, dass sie das Mitleid nicht braucht, weil sie wirklich tough und willensstark ist. Ihre Prioritäten und Prinzipien haben sich realistisch und echt angefühlt, genauso wie ihre Schwächen. Direkt ins Herz geschlossen habe ich auch Kieras beste Freundin Magnolia, die kein Blatt vor den Mund nimmt und bezogen auf ihren Beruf und ihr Verhalten ganz und gar nicht die klassische Freundin in diesem Genre ist.

Am allermeisten hat mir aber der kleine Twist gefallen, der auf jeder Seite mitschwingt. Nicht nur durch den Cliffhanger am Ende, auch vorher hat der Leser stets das Gefühl, dass irgendetwas nicht stimmt. Ein verborgenes Geheimnis und viele versteckte Verbindungen. Etwas liegt in der Luft, der Leser kriegt Hinweise, aber kann es einfach nicht greifen.

Es steckt mehr in diesem Buch, als eine erotische Geschichte und ich bin sehr gespannt darauf, in Teil 2 („Sinful Queen“, ET 31.01.2019) und Teil 3 („Sinful Empire“, ET 28.02.2019) herauszufinden, welches Geheimnis im Verborgenen liegt. Daher vergebe ich 4 von 5 Sternen.

Bewertung vom 02.07.2018
In einer heißen Nacht / Wild Games Bd.1
Clare, Jessica

In einer heißen Nacht / Wild Games Bd.1


weniger gut

„Wild Games – In einer heißen Nacht“ ist der erste Teil von Jessica Clares „Wild Games“ – Reihe. Da der Folgeband aber andere Protagonisten hat, die aus Teil 1 nicht bekannt sind, können die Romane auch unabhängig voneinander gelesen werden.

Die Protagonistin ist Abby, Buchrezensentin für ein großes Medienunternehmen. Dieses produziert auch die Reality Show „Endurance Island“, bei der 24 Kandidaten auf einer Insel mehrere Wochen lang gegeneinander antreten, um 2 Millionen Dollar zu gewinnen. Abby soll auf Wunsch ihrer Chefin dort als Insiderin mitmachen. Kaum geht es los, trifft sie mit Dean aufeinander: gut aussehend, aber auch wahnsinnig arrogant. Er ist ihr erklärter Feind, doch dann funkt es zwischen den beiden auf eine andere Art.

Der Roman ist komplett aus Abbys Perspektive geschrieben. Jedes Kapitel startet aber mit ein bis zwei Sätzen aus Interviews, die zwischendurch mit Dean geführt werden. Das gibt einen kleinen Einblick in seine Gefühlswelt, kann Abby doch immer nur spekulieren, was er empfindet.

Abby fand ich am Anfang sehr sympathisch. Sie ist clever, witzig, frech, sagt, was sie denkt und lässt sich nichts gefallen. Doch circa in der Mitte des Buches vollzieht sie eine Wendung, die ich absolut nicht nachvollziehen kann. Es ist toll, wenn sich Charaktere entwickeln und auch Wendungen sind in Ordnung, aber diese müssen glaubhaft sein. Abby hat für mich in dem Zeitpunkt total an Authentizität verloren – es war, als wäre sie eine ganz andere Person als vorher.

Es gibt zwei Teilnehmer, die Abby etwas näher kennenlernt und auch mit diesen werde ich leider nicht richtig warm. Was sie sagen und tun soll vermutlich nett und freundlich erscheinen, aber auf mich wirken sie nur wie Roboter, die Sätze vorlesen und nichts dabei empfinden.

Ein weiterer großer Störfaktor für mich ist, dass alles so wahnsinnig schnell geht. Dass die Story bis zur Anreise auf der Insel gestrafft wird, finde ich super, geht es doch dann erst richtig los. Aber auch danach bleibt das Tempo sehr hoch. Die Beziehung zwischen Abby und Dean verändert sich rasend schnell und auch die einzelnen Tage auf der Insel werden von der Autorin zügig, fast schon oberflächlich, abgehandelt, teilweise auch mit sehr großen Sprüngen dazwischen. Die Probleme, denen die Kandidaten auf der Insel gegenüberstehen werden kurz angerissen, aber das ganze daraus erwachsende Konfliktpotenzial geht verloren.
Die Idee der Reality Show auf der Insel fand ich hervorragend, weil gerade das lange und entbehrungsreiche Miteinander zu großen Spannungen führen kann. Hier wurde sehr viel Potenzial verschenkt. Abby, beziehungsweise der Leser, trifft kaum auf andere Teilnehmer, geschweige denn, dass er sie gut genug kennenlernt, um sich eine Meinung zu bilden.

Die entstehende Liebesgeschichte hat mich zudem einfach nicht überzeugt. Es wurde alles irgendwie zurechtgebogen, um am Ende einen Deckel draufsetzen zu können. Abbys Charakter wurde komplett verändert, Dean war charakterlich für mich ganz distanziert und zu jeder Zeit austauschbar. Wendungen in der Geschichte wirkten total konstruiert und auch am Ende erscheinen mir einige Schlussfolgerungen unlogisch und ich bleibe mit vielen Fragen zurück.

Im Ergebnis komme ich somit leider zu 2 von 5 Sternen. Die Idee war wahnsinnig interessant und auch der Charakter von Abby anfänglich gelungen. Alles was folgt, wirkt entwurfsweise aufgeschrieben und die Story fühlt sich roh und unfertig an. Da hätte man sehr viel mehr draus machen können.

Bewertung vom 16.05.2018
Vicious Love / Sinners of Saint Bd.1
Shen, L. J.

Vicious Love / Sinners of Saint Bd.1


sehr gut

„Vicious Love“ ist der Auftakt der „Sinners of Saint“ Reihe von L. J. Shen. In dieser Reihe geht es in jedem Teil um einen Jungen beziehungsweise Mann der „Four HotHoles. Was sie gemeinsam haben: Sie sind alle sehr attraktiv, Frauenhelden und unfassbar gemeine Typen, „***holes“.
Im ersten Teil geht es um Baron „Vicious“ (dt.: bösartig) Spencer. Zu Highschool-Zeiten tyrannisiert er die Tochter seiner Hausangestellten, Emilia, die auf seine Schule geht. Zehn Jahre nachdem er sie aus der Stadt vertrieben hat, leitet Vicious mit seinen Freunden ein erfolgreiches Unternehmen, während Emilia sich und ihre kranke Schwester gerade über Wasser halten kann. Als Vicious und Emilia sich wiedertreffen, sind beide immer noch voller Hass, aber zugleich lieben sie sich auch.

Das Buch ist im Wechsel aus den Perspektiven von Emilia und Vicious geschrieben. Zu Beginn gibt es außerdem Rückblenden in ihre Highschool-Zeit. Je weiter die Geschichte in der Gegenwart voranschreitet, desto seltener werden die Rückblenden. Das ist schade, weil man durch sie Stück für Stück erfährt, was sich damals ereignet hat. So steuert nicht nur die aktuelle Geschichte, sondern auch die damalige auf einen Höhepunkt zu.
Zu den Charakteren: Vicious macht seinem Spitznamen wirklich alle Ehre. Ich habe bereits einige Geschichten über Bad Boys gelesen. Aber noch nie ist mir einer untergekommen, der wirklich so abscheulich gemein war. Natürlich merkt man irgendwann, dass der auch eine weiche Seite hat, aber diese liegt so tief unter der Oberfläche, dass es wirklich lange dauert, bis man als Leser auch nur ansatzweise verstehen kann, woher Emilias zwiespältige Gefühle für ihn kommen. Hier ist es der Autorin wirklich hervorragend gelungen, einen Charakter zu kreieren, der aus dem Meer von bösen Jungs heraussticht.

Emilia ist das komplette Gegenteil. Sie ist immer nett zu allen Menschen und kümmert sich fürsorglich um ihre kranke Schwester Rosie. Trotzdem hat man nicht das Gefühl, als wäre hier das aufgebrauchte Schema „Gegensätze ziehen sich an“ verewigt. Ihre beiden Charakter sind so weit voneinander entfernt, dass man gar nicht glauben kann, sie könnten überhaupt nebeneinander existieren.

Vielleicht ist das auch der Grund, warum ich mit der Liebesgeschichte nicht ganz warm geworden bin. Nach und nach verstehe ich Vicious Motive für sein Verhalten, aber dennoch gibt es kein Erlebnis wo ich beginne, mich in ihn zu verlieben. Emilias Liebe bleibt für mich unverständlich und es scheint wohl die Art Beziehung zu sein, die durch einen Blick oder eine ganz besondere Aura entsteht, die das Buch mir einfach nicht rüberbringen konnte. Das mag jetzt sehr vernichtend klingen, aber es ist einfach nur keine typische Liebesgeschichte für mich gewesen, was ich gar nicht so schlimm finde. Lediglich meine Erwartungen gingen eher in Richtung einer großen Romanze. Aber das, was Shen hier aufbietet ist vielleicht sehr viel näher an der Realität, als die gefühlvollen, schmachtenden Werke ihrer Kolleginnen.

Einen großen Minuspunkt gibt es für mich allerdings: das Finale. Das Ende ist zu perfekt. Alle Träume und Wünsche gehen in Erfüllung und jedes Opfer, was gebracht wurde, wird wieder aufgehoben, sodass man gar nicht das Gefühl hat, jemand hätte wirklich etwas opfern müssen. Sogar einige Nebencharaktere kriegen ihr eigenes Happy End. Rund 30 (Ebook-)Seiten vor Ende habe ich mich schon gefragt, was da noch kommt. Vielleicht eine Leseprobe zu Teil zwei? Es gab einfach genügend Stellen, an denen die Autorin hätte aufhören können. Aber sie musste immer noch einen draufsetzen. Dies passt wiederum gar nicht zu der von mir zuvor angepriesenen unverklärten, dafür realistischeren Liebe.

Für dieses Ende ziehe ich einen Punkt ab. Es verbleibt ein echter Bad Boy mit vielen Geheimnissen und eine prickelnde Hassliebe zwischen den Protagonisten, die ich vielleicht nicht verstehen kann, die sich aber richtig und echt anfühlt. Somit komme ich zu 4 von 5 Sternen.

Bewertung vom 27.04.2018
Die Rebellinnen / Iron Flowers Bd.1
Banghart, Tracy

Die Rebellinnen / Iron Flowers Bd.1


sehr gut

„Iron Flowers – Die Rebellinnen“ ist der erste Teil der dystopischen Iron Flowers – Reihe von Tracy Banghart. Es geht um die beiden ungleichen Schwestern Nomi und Serina, die in dem Königreich Viridia leben. Dort haben Frauen keinerlei Rechte. Beginnend mit dem Verbot lesen zu lernen bis zu dem absoluten Gehorsam gegenüber Männern, werden sie vollständig unterdrückt.
Der Regent des Landes - und jetzt nach ihm erstmals sein ältester Sohn und Thronfolger – wählt alle drei Jahre drei Frauen aus, um mit ihm im Palast zu leben, die sogenannten Graces. Serina reist als Anwärterin auf diese Position begleitet von Nomi in die Hauptstadt. Doch es kommt ganz anders und die Schwestern werden grausam getrennt. Es beginnt ein Kampf füreinander, für das eigene Leben und um die Rechte aller Frauen im Königreich.

Die Kapitel werden immer abwechselnd aus der Sicht von Nomi und Serina im personalen Erzählstil geschildert. Zu Beginn ist dies für den Leser sehr interessant, um die ganz verschiedenen Charaktere der beiden Schwester zu erkennen. Später ist es aber elementar wichtig, da nach der Trennung der beiden zwei vollkommen unterschiedliche Geschichten erzählt werden.

Beide Protagonistinnen machen im Laufe des Romans eine beeindruckende Entwicklung durch. Sie wachsen über sich hinaus, ohne dass es übertrieben wirkt. Besonders charmant daran ist, dass sie Eigenschaften entwickeln müssen, die nur die jeweils andere besitzt und die sie an dieser vorher zuweilen verteufelt haben. Diese Entwicklung mitzuerleben ist für den Leser sehr interessant. Ihre Sorgen und Probleme, sowie ihre Motive werden eingehend beleuchtet, sodass man sich mit beiden verbunden fühlt.

Dies trifft auf die Nebencharaktere leider nicht zu. Serina und Nomi beginnen jeweils ein völlig anderes Leben und treffen viele neue Menschen. Obwohl sie davon sprechen zu dieser oder jener Person eine Freundschaft aufzubauen, bleibt dies sehr plastisch. Der Leser fühlt diese Freundschaften nicht und kann somit auch seinerseits keine Verbindung zu diesen Personen aufnehmen. Die Konsequenz ist, dass man sie durch ihre Namen oder optische Auffälligkeiten unterscheidet, aber nicht durch die Gefühle, die man beim Lesen ihrer Namen empfindet. Hier ist leider sehr viel Potenzial liegengeblieben und ich hoffe, dass Tracy Banghart das im zweiten Teil wieder etwas wettmacht.

Die Geschichten der Mädchen sind jede auf ihre unterschiedliche Art sehr spannend. In der Mitte gab es eine kleine Länge, während der ich weder bei Serina noch bei Nomi weiterlesen wollte, aber im letzten Drittel wollte ich bei jedem neuen Kapitel lieber mehr von der anderen Schwester lesen. Das ist ein Gefühl, dass ein Buch mit wechselnden Perspektiven bei mir zwingend auslösen muss, um spannend und gut geschrieben zu sein. Da dies hier zum größten Teil der Fall war, sehe ich kaum Verbesserungsbedarf bei der Handlung.

Etwas schade ist, dass mir relativ früh klar, auf welche Wendung oder Plott Twist die Autorin hinarbeitet. Die von ihr angestrebte Überraschung blieb bei mir daher leider aus. Gelingt so eine Kehrtwende, ist das für mich immer ein ganz großer Pluspunkt für ein Buch. Wenn es umgekehrt aber nicht funktioniert, schlägt es nicht so negativ zu Buche, denn es ändert nichts daran, dass es für den Protagonist unerwartet ist und ihm den Boden unter den Füßen wegzureißen vermag. Daher ziehe ich für die Vorhersehbarkeit der Handlung nicht allzu viele Punkte ab.

Insgesamt liegt hier eine spannende Geschichte in einem tollen, dystopischen Setting vor. Für die etwas farblosen Nebencharaktere und Freundschaften muss ich aber einen ganzen Punkt abziehen, sodass ich zu 4 von 5 Sternen komme.
Ich freue mich schon sehr auf Teil zwei, denn es ist noch ganz viel inhaltlich zu klären und vielleicht versucht Tracy Banghart es ja noch mal mit einem Plott Twist und kann mich diesmal überraschen.