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meerblick

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Insgesamt 398 Bewertungen
Bewertung vom 06.05.2025
Die Frau hinter der Bühne (eBook, ePUB)
Garvey, Elaine

Die Frau hinter der Bühne (eBook, ePUB)


sehr gut

Auf der Suche nach dem Glück im Leben

Mairéad Sweeney ist neugierig auf dieses große, faszinierende London. Hier sucht sie ihr ganz privates Glück fernab der Heimat, die in einer kleinen irischen Gemeinde liegt. Um sich ihrem großen Traum zu nähern, nimmt sie viele Überstunden, die ständige Angst nicht zu genügen, lange Fahrzeiten zur Arbeit und einen ihr eher unliebsamen Job, der ihr oberflächlich erscheint und keine Erfüllung bringt, in Kauf. Ihr großes Ziel ist es, Regie an einem Theater zu führen, erfolgreiche Stücke publikumswirksam umzusetzen. Im Arbeitsalltag zeigt sich sehr deutlich, wie ihre Träume wahr werden könnten. Doch es widerstrebt ihr ausgenutzt als Frau zu werden, um in ihrer Karriere voranzukommen. Denn genau dieses Gefühl eher als Objekt und nicht als Person behandelt zu werden, diese matriarchalischen Machtansprüche gegenüber Frauen, hat sie fliehen lassen aus ihrem Zuhause. Unterbewusst nimmt sie wahr, dass dieser Generationenkonflikt in ihrer Familie durch traurige Demütigungen belastet ist.
Elaine Garvey zeichnet in ihrem Debütroman ‘Die Frau hinter der Bühne‘ das Bild einer jungen Frau, die klare Vorstellungen von ihrer beruflichen Laufbahn zu haben scheint. Doch der Alltag lehrt sie die Realität, in der sie steckt, auf schmerzliche Weise. Einfühlsam, mit einem zum Teil sehr rebellischen Schreibstil, nimmt die Autorin gesellschaftskritisch das traditionelle Geschlechterbild unter die Lupe und stellt diesem das Aufbegehren einer neuen Generation entgegen. Dabei werden wir nicht nur mit den traditionellen Verhaltensweisen der irischen Landbevölkerung vertraut gemacht, sondern stoßen auch auf männliches Imponiergehabe.

Bewertung vom 04.05.2025
Die Meranerin
Schneider, Siegfried

Die Meranerin


sehr gut

Verzwickte Ermittlungen

Von den beiden Ermittlern Lukas Farner und Giovanni Terranostra kann man nicht gerade behaupten das sie sich besonders sympathisch finden, ganz im Gegenteil. So kommt es bei der Arbeit immer wieder zu unliebsamen Spannungen. Doch es hilft alles nichts, der aktuelle Mordfall um die Schauspielerin Silvia Berger erfordert ihre ganze Aufmerksamkeit und die von beiden Seiten verhasste Zusammenarbeit. Während die Untersuchungen mit dem noch fehlenden Tatmotiv beginnen, gibt es immer mehr Tatverdächtige und der Fall gestaltet sich äußerst schwierig, herausfordernd.
Im vierten Fall der Meran-Krimi-Serie präsentiert Siegfried Schneider in gewohnt ruhiger, unterhaltender aber trotzdem spannender Art eine Geschichte mit Sogwirkung in der immer wieder spektakulär in Szene gesetzten Meraner Kulisse. Die Polizeiarbeit wirkt professionell mit authentischen Charakteren und unverhofften Wendungen. Bis zum Schluss bleibt es eine Geschichte, die fesselt und mich gepackt hat.
Es ist überhaupt kein Problem mit diesem Band ins Geschehen einzusteigen. Die Geschichten sind in sich abgeschlossen. Außerdem enthält das Buch ein gut sortiertes Namenregister und hilfreiche Anmerkungen einerseits zum besseren Verständnis des Geschehens andererseits zu erwähnten Personen und Sachverhalten.
Von mir gibt es eine Leseempfehlung.

Bewertung vom 04.05.2025
Der Junge aus dem Meer (eBook, ePUB)
Carr, Garrett

Der Junge aus dem Meer (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Typisch irisch

Ambros, der Fischer, und seine Frau Christine leben an der Nordwestküste Irlands in Donegal, was soviel wie ‘Die Festung der Fremden‘ bedeutet. Sie führen ein bescheidenes Leben, welches ihnen der Fischfang mit einem kleinen Boot ermöglicht. Als Anfang der siebziger Jahre des letzten Jahrhunderts an der Küste in einem Fass ein Findelkind aufgefunden wird, nehmen sich die beiden des Babys an, nennen es Brendan. Declan, ihr eigener zweijähriger Sohn reagiert eifersüchtig auf den Eindringling und lässt ihn seine Abneigung jahrelang spüren.
Garret Carr stellt in seinem Roman ‘Der Junge aus dem Meer‘ das entbehrungsreiche, harte Leben einer irischen Gemeinde, deren Familien größtenteils vom Meer leben, in den Mittelpunkt seiner Geschichte. Neben familiären Zwistigkeiten wird der gesellschaftliche Wandel betrachtet, der durch die europäische Vereinigung die Fischfanggebiete öffnet und die Menschen damit in arge finanzielle Bedrängnis und Not wirft. Der Autor gibt den wortkargen, naturverbundenen Menschen abseits der industriell hochentwickelten Regionen Europas eine Stimme, macht ihre Lebenssituation im Kampf ums tägliche Überleben deutlich und beschreibt den immerwährenden Kampf mit den Naturgewalten sehr eindrücklich.
Für alle Irlandfans und solche, die es werden wollen, ist dieser Roman ein großes Lesevergnügen.

Bewertung vom 04.05.2025
Amore in italiano
Koenig, Tabea

Amore in italiano


sehr gut

Auf den Spuren einer deutsch-italienischen Familiengeschichte

Tabea Koenig präsentiert in ‘Amore in italiano‘ eine ergreifende Geschichte, die sowohl die Einsamkeit im Herzen durch Ausgrenzung aber auch den Verlust durch den Tod und schließlich den Weg zurück in die Normalität des Lebens widerspiegelt. Authentische Charaktere zeichnen ein Bild des Alltagslebens um die Jahrtausendwende mit geschickt eingebauten Rückblenden in die fünfziger Jahre des zwanzigsten Jahrhunderts, in der die Autorin die schmerzliche Lebensgeschichte eines jungen Mannes, dem Großvater der Familie, unterhaltend in bewegender Weise gespickt mit sehr interessanten Details vorherrschender gesellschaftlicher Normen erzählt.
Lucia, Mutter zweier Töchter im Teenageralter, steht kurz vor der Scheidung und hat vor knapp einem Jahr ihre warmherzige, geduldige Mutter Christina verloren. Alberto, ihr Vater und ihr Bruder leben gemeinsam mit Lucias Familie in einem Haushalt. Die Gefühlslage ist äußerst angespannt und so kommt es nach einer wortgewaltigen Auseinandersetzung bezüglich der geplanten Urlaubsreise nach Italien zu einer kurzentschlossenen Handlungsweise, die für alle Familienmitglieder einschneidende Veränderungen in ihrer Verhaltens- und Gedankenstruktur untereinander haben wird. Alberto begibt sich mit seinem Sohn allein auf Reisen ins Bella Italia, so wie er es seiner Frau auf dem Sterbebett versprochen hat, bricht auf, um auf den Spuren der Vergangenheit zu wandeln. Lucia ist außer sich und folgt mit ihren Kindern, in der Hoffnung die Beiden zu finden. Für alle beginnt nun eine unverhoffte Tour unglaublicher Erkenntnisse.
Es ist eine Familiengeschichte, die für viele Gastarbeiter in Deutschland jener Zeit steht, die schmerzliche Themen aufgreift, sie verarbeitet und optimistisch in die Zukunft blicken lässt. Eine Geschichte, die die Schönheit der italienischen Landschaften, ihre Kultur und die Menschen in den Mittelpunkt stellt und trotz aller Tragik eine lesenswerte Sommerlektüre der besonderen Art bereithält.

Bewertung vom 02.05.2025
Alice und das Blau des Wassers
Keweritsch, Katja

Alice und das Blau des Wassers


ausgezeichnet

Eine Geschichte, die Mut macht

Ausgerechnet an ihrem neunundvierzigsten Geburtstag, der auch gleichzeitig ihr Hochzeitstag ist, muss Alice eine schreckliche Wahrheit schmerzlich erfahren. Ihr Mann Michael hat ein Verhältnis mit ihrer Kollegin und die erwartet ein Kind von ihm. Völlig geschockt von dieser Tatsache, die sie wie ein Blitz aus heiterem Himmel trifft, zieht sie sich in sich zurück und lässt das Leben ungelebt an sich vorbeiziehen. Einsam verbringt sie ihre Tage im Schockzustand in ihrem Einfamilienhaus in Hamburg, aus dem Michael noch am gleichen Tag ausgezogen ist, bis ihre Tochter sie auf die Idee bringt durch einen Haustausch und dem damit verbundenen Luftwechsel, neue Kraft zu schöpfen. Und so verbringt Alice ein halbes Jahr auf einer Kanalinsel, lernt Menschen kennen, die ihr eine andere Sicht auf das Leben vermitteln und bekommt neuen Lebensmut und Abstand zu den frustrierenden Geschehnissen, macht sich Gedanken über sich und ihr vergangenes Leben, übernimmt Verantwortung.
‘Alice und das Blau des Wassers‘ von Katja Keweritsch ist ein Roman, der lebensnah mit authentischen Charakteren eine Geschichte erzählt, wie sie des Öfteren in unserer Gesellschaft passiert. Sie setzt sich auseinander mit verantwortlichem Handeln in einer Ehe, mit dem Abhängigkeitsverhältnis in einer Partnerschaft und dem Neuanfang nach dem Scheitern. Das sind schwere Themen, die die Autorin in eine lesenswerte, berührende Geschichte gepackt hat und Mut macht, hoffnungsvoll in eine erfüllte Zukunft zu blicken.

Bewertung vom 02.05.2025
Tage wie Salzwasser
Frey, Sita Maria

Tage wie Salzwasser


sehr gut

Auf der Suche nach Antworten

Atlanta ist eine sehr rationale Frau, die mitten im Leben steht und die sich ihre Welt mit Hilfe ihrer mathematischen Begabung und der Vorliebe für Zahlenreihen erklärt. In einen alarmierenden Schockzustand versetzt sie die Nachricht vom Tod, einem Suizid, ihres stets fröhlichen Lebensgefährten Malte, während sie am Bahngleis stehend ihn im einfahrenden ICE erwartet. Sie bricht zusammen, muss versorgt werden. Auf dem Nachhauseweg kollidiert sie mit Enza. Aufopferungsvoll kümmert sich Enza um die Gestürzte, bemüht sich, ihr die notwendige Hilfe zu geben, denn Atlanta ist schwanger, erwartet ein Kind von Malte und befindet sich in einer verzweifelten Situation.
Enza wird ihrer schwerkranken Mutter einen Wunsch erfüllen und macht sich auf den Weg nach Sizilien, zu den Wurzeln ihrer Familie. In einer Art Kurzschlussreaktion schließt sich Atlanta ihr an. Es beginnt eine Reise für zwei Menschen, die sich völlig fremd sind und die sich erhoffen, Antworten auf wesentliche Fragen, die die Ereignisse des Alltags ihnen stellte, zu bekommen.
Sita Maria Frey erzählt in ihrem Roman ‘Tage wie Salzwasser‘ eine zu Herzen gehende Geschichte, die vom Chaos bohrender Gedanken bestimmt ist und gleichzeitig zwei völlig verschiedene Charaktere auf eine Tour schickt, die Wege für sich suchen, dem Leben einen Sinn zu geben und verloren gegangene Ideale zu hinterfragen. Sie werden vertraut gemacht mit sehr verschiedenen Lebensmodellen, die die Vielfalt von Lebensträumen widerspiegelt.
Lesenswert!

Bewertung vom 25.04.2025
Die Frauen hinter der Tür
Doyle, Roddy

Die Frauen hinter der Tür


ausgezeichnet

Vererbtes Trauma

In ‘Die Frauen hinter der Tür‘ von Roddy Doyle, dem irischen Schriftsteller und Drehbuchautor – ausgezeichnet mit dem Booker Prize -, erzählt der Autor die Geschichte von Paula Spencer, einer Frau, deren Leben von häuslicher Gewalt und schwerem Alkoholismus geprägt war. Nun in den Anfangsjahren der Pandemie fühlt sie sich frei und unabhängig. Sie lebt allein, trifft ab und zu einen Mann, der sie versteht, mit dem sie sich unterhalten kann. Ihre vier Kinder sind erwachsen, führen ihren eigenen Haushalt. Sie hat einen Job, der ihr Spaß macht und sie ernährt. Eines Tages steht ihre älteste Tochter Nicola vor ihrer Tür, das Kind, welches stets Stärke und Selbstbewusstsein verkörperte, die die Hürden des Alltags scheinbar spielend meistert. Sie will ihre Familie verlassen, die perfekte Vorzeigefamilie. Das ist die Ausgangssituation, in welcher sich ein schmerzhaftes, ehrliches Mutter Tochter Gespräch entwickelt, das einen Konflikt, der bereits über Generationen existiert, in den Mittelpunkt stellt. Dabei verschieben sich stets die Grenzen zwischen den beiden Frauen, zwischen Mutter sein und hilfesuchender Tochter.
Roddy Doyle zeichnet ein schonungslos ehrliches Bild einer Frau, die in ihrem Leben das Schuldbekenntnis allein für sich in Anspruch nimmt, die ihre Unsicherheit immer wieder zur Schau stellt, in dem Gespräch allerdings eine Chance sieht, ihre Mutterrolle gegenüber der starken, selbstsicher auftretenden Tochter anzunehmen und zu vertreten. Schlagfertige Wortwechsel geben der Geschichte eine gewisse Würze, verleihen diesen doch recht schweren Themen eine kaum zu glaubende Einfachheit. Paulas Gedanken widerspiegeln ein Bild der Gegensätze, in dem sie ihre fürsorgliche, liebende Seite sehr schnell in die Opferrolle verwandelt.
Ein lesenswerter Roman, der unter die Haut geht!

Bewertung vom 25.04.2025
Radikal besser.
Pferdt, Frederik G.

Radikal besser.


ausgezeichnet

Denkanstöße für mehr Vitalität

Frederik G Pferdt, erster Innovativchef bei Google, reist den Leser mit seinem Sachbuch ‘Radikal besser‘ raus aus der müden Komfortzone, gibt Denkanstöße für mehr Vitalität und bereitet damit einen Weg für mannigfaltigere Lebensfreude mit einem optimistischeren Ausblick in die Zukunft. Die Aufforderung neugierig zu bleiben, ist ein wichtiger Schritt in die Kreativität, den Alltag bunt und intelligent zu gestalten, ihn anzunehmen und nach den eigenen Bedürfnissen auszubauen, Neues auszuprobieren, ohne Scheu vor dem Versagen. Der Entdeckergeist steckt in jedem von uns. Er will gebraucht werden, um positive Emotionen zu wecken, dem Lebensgefühl eine Chance zu geben, den eigenen Platz im Leben innovativ zu nutzen, zu strukturieren, ihn aufzubauen.
Ein wirklich lesenswertes Buch, das den Entdeckergeist in uns weckt.

Bewertung vom 24.04.2025
Kumari
Krömer, Philip

Kumari


sehr gut

Kindgöttin in Nepal

In Nepal ist es eine uralte Tradition die nach strengen Regeln im Alter von zwei bis vier Jahren auserwählte Kindgöttin in ihrem Tempel, den sie allerdings nur so lange bewohnt wie ihre Kindlichkeit vorhanden ist, zu besuchen und ihr damit die Ehre zu erweisen. Zum höchsten Fest des Landes, dem Dasain Opferfest, erwartet der König voller Ungeduld seinen Sohn zurück in der Heimat, der für sehr lange Zeit im Ausland gelebt hat. Er ist mit den verbotenen Lehren des Mao Tsetung vertraut, die so gar nicht mit dem Wunsch seines Vaters ihn als Thronfolger zu sehen, in Einklang zu bringen ist.
Der Roman ‘Kumari‘ von Philip Krömer basiert auf wahren historischen Ereignissen, die in einer Fiktion sprachgewaltig verarbeitet werden. Man muss sich auf den Schreibstil einlassen und erfährt viel über die Tradition des Landes, seine Kultur und den Drang der Menschen nach einem freieren Leben.

Bewertung vom 24.04.2025
Wo wir uns treffen (eBook, ePUB)
Hope, Anna

Wo wir uns treffen (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Familienbande

Das Familienoberhaupt, ein egozentrischer Mensch namens Philip Brooke, hinterlässt als er stirbt ein großes Vermögen, gelegen in der Grafschaft Sussex, welches er seiner ältesten Tochter Franny testamentarisch vermacht, der er in seinen letzten Jahren am nächsten stand. Sein Sohn Milo und seine jüngste Tochter Isa gehen leer aus ebenso wie seine Ehefrau. Während Isa damit keine Probleme hat, versucht Milo seiner älteren Schwester ein Stück des Erbes abzuschwatzen, um es für seine Zwecke zu nutzen. Doch sein Wunsch stößt auf taube Ohren. Philip hat zu Lebzeiten seine Familie vernachlässigt, ist ausschließlich seinen Interessen gefolgt und lässt einen sehr großen Scherbenhaufen psychischen Leids zurück. So verbrachte er viele Jahre mit einer Geliebten in den USA, einfach so ohne ein Wort der Erklärung. Die Tochter, die auch in diesem Haushalt lebte, wird zu den fünf Tage andauernden Tauer-Feierlichkeiten von Isa eingeladen und bringt durch ihre offenen Worte so manchen Plan völlig durcheinander und vermeintliche Sicherheiten ins Wanken.
Anna Hope schenkt uns mit ihrem Roman ‘Wo wir uns treffen‘ eine Geschichte, die vielschichtig und lebensnah geschrieben ist, die einen scharfen Blick auf die Bande einer Familie wirft, deren Mitglieder jeder auf seine Weise schwer am eigenen Schicksal zu tragen hat und die nicht in der Lage ist, ihr Leid gemeinsam zu tragen, um es dadurch erträglicher zu gestalten. Die Stimmung ist zum Teil sehr bedrückend, widerspiegelt damit deutlich die Auswirkungen charakterlicher Schwächen.
Ich empfehle diesen Roman sehr gern weiter.