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gormflath
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Ketsch

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Insgesamt 53 Bewertungen
Bewertung vom 13.10.2024
Yagisawa, Satoshi

Die Abende in der Buchhandlung Morisaki


sehr gut

Emotionales Wohlfühlbuch für Buchliebhaber

Die 25-jährige Takako verbringt liebend gerne ihre Zeit im Antiquariat ihres Onkels Satoru und ihrer Tante Momoko. Neben ihrem Job in einer Werbeagentur ist sie am liebsten von alten Büchern umgeben und genießt neben dem Lesen auch die Gespräche mit den Kunden ihres Onkels.
Seit kurzer Zeit ist sie in Wada verliebt, der an einem Roman arbeitet, in dem es um eben diese Buchhandlung Morisaki gehen soll. Die Beziehung zu Wada kommt nicht recht in Fahrt und manchmal kommen Takako Zweifel…
Als Tante Momoko erneut schwer erkrankt, wird Takako gebraucht: Sie unterstützt ihren Onkel im Antiquariat und kümmert sich um Tante Momoko. Durch die Gespräche mit ihrer Tante wird ihr auch bewusst, dass sie ihre Beziehung zu Wada bisher blockiert.
Nach Momokos Tod schließt Onkel Satoru vor Kummer sein Antiquariat. Aber Takako hat ihrer Tante ein Versprechen gegeben, und so sorgt sie dafür, dass Satoru mit ihrer Hilfe und der seiner Stammkunden neuen Mut fasst.
Im ersten Teil der Reihe „Bücherliebe in Tokio“ lernt Takako die Welt der Bücher lieben. Nach einer schlimmen Trennung kuriert sie ihren Liebeskummer im Antiquariat Morisaki aus. Dort, im berühmten Bücherviertel Tokios schöpft sie neue Kraft und entdeckt ihre Leidenschaft zu Büchern und zum Lesen.
Dieser zweite Teil des Bestsellers lässt sich unabhängig ohne Kenntnis der Vorgeschichte lesen. Der Autor Satoshi Yagisawa wurde für den ersten Teil, der bereits verfilmt wurde, mit einem Literaturpreis ausgezeichnet. Schnörkellos und charmant erzählt er von Menschen, die durch ihre Liebe zu Büchern und einem liebenswerten Buchladen miteinander verbunden sind und sich gegenseitig helfen, schwere Zeiten zu überwinden.
Beim Lesen kann man die Hektik des Alltags hinter sich lassen, man spürt die Atmosphäre, die zwischen den staubigen Büchern im Buchladen herrscht. Feinfühlig, aber ohne übertriebene Emotionen liest man von kleinen Momenten des Alltags, in denen der Autor die Themen Familie, Freundschaft und Selbstfindung leise einfließen lässt. Kulturelle Eigenheiten mögen uns fremd erscheinen, beeindruckend ist der zwischenmenschliche Respekt, der sich im Umgang miteinander zeigt.
Das Buch lebt durch emotionale Stellen und punktet mit einem gefühlvollen Ende. Das lebhafte Cover passt hervorragend zu diesem Wohlfühlbuch, das ich gerne nebenbei gelesen habe.

Bewertung vom 01.10.2024
Merchant, Judith

SCHWEIG!


ausgezeichnet

Fulminantes Ende einer toxischen Beziehung
Einen Tag vor Heiligabend fährt Esther in den Wald zum Haus ihrer Schwester Sue, um ihr ein Geschenk zu bringen.
Sue lebt seit ihrer Scheidung alleine in einer riesigen Villa mitten im Wald und Esther macht sich große Sorgen um die labile Sue, nachdem das letzte Weihnachtsfest in einem Desaster endete. Sie möchte sich vergewissern, ob bei der jüngeren Schwester alles in Ordnung ist und ob diese regelmäßig ihre Tabletten einnimmt.
Abwechselnd erzählen die beiden Schwestern jeweils aus ihrer Perspektive und dabei kommt immer mehr aus deren Vergangenheit an die Oberfläche: Die dominante Esther will alles und jeden beschützen, daraus resultiert ihr manipulatives und ständig bevormundendes Wesen – das bekommt zuhause auch Ehemann Martin zu spüren, der aufgrund der ständigen Kontrolle ein Alkoholproblem entwickelt hat. Sue wiederum hat unter der Bevormundung der Schwester bereits als Kind gelitten und hatte daher Probleme, eine eigene Persönlichkeit zu entwickeln. Um ihre Schwester zu ärgern, hat sie sich immer wieder kleine Gemeinheiten ausgedacht, immer mehr wird von der toxischen Beziehung der Schwester sichtbar.
Obwohl Sue der Besuch ihrer Schwester unangenehm ist und sie diese schnell wieder loswerden möchte, kommt in den wechselnden Erzählperspektiven nach und nach immer mehr von der Wahrheit ans Licht. Bald ist nichts mehr so klar, wie es anfangs schien, denn es werden viele Themen angesprochen, die womöglich besser ungesagt geblieben wären.

Dann setzt ein Schneesturm ein und in der Einsamkeit im Wald gibt es keine stabil funktionierende Netzverbindung, die bevorstehende Bedrohung und Eskalation ist mit Händen zu greifen, da taucht auch noch Esthers Ehemann Martin auf und eine der beiden Schwestern greift zum Messer.
In ihrem neuen psychologischen Spannungsroman charakterisiert Judith Merchant sehr detailliert ihre Protagonisten, die man im Laufe der Handlung immer besser versteht. Das Ende bringt eine völlig überraschende Wende, von dem nur so viel verraten werden kann: Nicht alle überleben den Vorweihnachtstag.
Für mich gehört dieser Roman zu einem absoluten Highlight, dem man ohne Weiteres die Höchstpunktzahl geben kann!

Bewertung vom 01.10.2024
Engman, Pascal;Selåker, Johannes

Wintersonnenwende / Wolf und Berg ermitteln Bd.2


ausgezeichnet

Eisige Spannung im Rotlichtmilieu

Nach „Sommersonnenwende“, dem gelungenen Auftakt einer neuen schwedischen Krimireihe um Kommissar Tomas Wolf und die Journalistin Vera Berg, folgt mit „Wintersonnenwende“ der zweite, unabhängig lesbare Krimi.
Am Silvesterabend 1994 wird in einem illegalen Bordell in Stockholm der Freier einer jungen Prostituierten erschossen. Noch bevor Kommissar Wolf und sein Kollege Zingo am Tatort die Ermittlungen aufnehmen, flüchtet die junge Frau nackt und verschwindet im Schnee.
Für Kommissar Wolf – von seinem eigenen Trauma schwer gezeichnet – beginnt die Jagd nach dem skrupellosen Mörder, der sein Opfer mit einem Kopfschuss hingerichtet hat.
Die Journalistin Vera Berg hofft, mit der Berichterstattung zu diesem Fall an ihre früheren Erfolge als Starjournalistin anknüpfen zu können. Gleichzeitig ermittelt sie in dem Vermisstenfall um den Bruder des Kommissars und glaubt, dass ihre Spuren Tomas verdächtig erscheinen lassen.

Beide Protagonisten kämpfen mit ihren eigenen Problemen. Tomas, von seiner Frau verlassen, bekommt sein Leben nicht in den Griff und anstatt eine Therapie in Anspruch zu nehmen, denkt er unmittelbar vor dem neuen Fall an Selbstmord. Vera Berg nimmt große Risiken in Kauf, um nach beruflichem Misserfolg wieder Titelblatt-Stories zu produzieren.
Als ein zweiter bestialischer Mord geschieht, müssen sich Wolf und Berg zusammentun, um den Täter zu stellen. Die Spuren führen hauptsächlich ins Rotlichtmilieu, das die beiden Autoren in allen düsteren Facetten beleuchten. Auch wenn nicht alle Details ausformuliert werden, sind Kälte und Ausweglosigkeit auf fast jeder Seite greifbar.

Der Roman ist ein echter flüssig formulierter Pageturner, der vom Beginn bis zum Ende durchweg Spannung erzeugt. Falsche Fährten und zahlreiche Gedankengänge lassen die Leser bis zum Ende auf die Aufklärung des Falles warten. In rasantem Tempo geschehen immer neue unglaubliche Begebenheiten, so dass man auch diesen Roman nicht aus der Hand legen kann.
Die Personen mit ihren unterschiedlichen Charakteren sind glaubhaft geschildert und das Ende, das mit einem Cliffhanger aufwartet, lässt auf eine Fortsetzung hoffen.
Auch die äußere Gestaltung des in Blautönen gehaltenen Covers mit farbigem Buchschnitt ist sehr gelungen und ein echter Eyecatche
Die Fortsetzung finde ich rundum gelungen und somit vergebe ich hier 5 Sterne.

Bewertung vom 31.08.2024
Tsokos, Michael

Mit kaltem Kalkül / Die Sabine Yao-Reihe Bd.2


ausgezeichnet

Fesselnde Zusammenarbeit von Rechtsmedizin und BKA

Der jordanische Ex-Geheimdienstler Khalaf sucht fieberhaft nach dem achtjährigen Yasser, der aus einem Neuköllner Problembezirk, der High-Deck-Siedlung, verschwunden ist. Seine Mutter traut sich nicht, die Polizei zu involvieren, denn sie lebt mit ihrem Sohn ohne Aufenthaltsbewilligung illegal in Deutschland. Schnell findet Khalaf heraus, dass bereits vor vier ein Junge aus der Siedlung verschwunden und nicht wieder aufgetaucht ist.

Gleichzeitig untersucht Dr. Sabine Yao, stellvertretende Leiterin der Spezialeinheit „Extremdelikte“ in der Rechtsmedizin auffallende Todesfälle: In einer Bauwagensiedlung wird ein unbekannter Toter gefunden. Monica Monti, Ermittlerin und Leiterin der vierten Mordkommission des Berliner LKA, zieht die Rechtsmedizinerin zur Aufklärung des Falls hinzu. Als im Kofferraum des Toten die Leiche eines Kindes gefunden wird, scheint der Fall noch komplexer, denn es handelt sich um den vor vier Jahren verschwundenen Jungen, der jedoch keinen Tag gealtert ist.
Monti folgt unnachgiebig ihrem Instinkt, denn als erst einmal die Verbindung zu dem gerade verschwundenen Yasser hergestellt ist, beginnt ein unerbittlicher Wettlauf gegen die Zeit. Wird Yasser rechtzeitig gefunden?
Die sympathische Rechtsmedizinerin Sabine Yao, die auch privat mit der Sorge um ihre Schwester Malin mehr als genug um die Ohren hat, steht an der Seite der Ermittlerin vom BKA.
Mit der Fortsetzung des True Crime-Thrillers „Mit kalter Präzision“ bietet Michael Tsokos, Deutschlands bekanntester Rechtsmediziner, seinen Leser*innen erneut tiefe Einblicke in die Forensik. Bei authentischen Fällen aus der Rechtsmedizin bekommt man beim Lesen auf verständliche Art Einblicke in die Arbeit am Seziertisch.
Abwechselnd aus Sabine Yaos, Khalafs und Yassers Perspektive gelingt es Tsokos wieder einmal perfekt, die Balance aus Ermittlungsarbeit und Rechtsmedizin zu halten. Im Detail überträgt der Autor wahre Kriminalfälle in seinen (manchmal morbiden) Lesestoff.
Bei den kurzen Kapiteln sorgt immer ein Cliffhanger dafür, dass man das Buch nicht aus der Hand legen kann.
Bis zum Schluss wird die Spannung aufrecht erhalten. Ich habe sämtliche Romane von Michael Tsokos gelesen und wurde auch dieses Mal nicht enttäuscht!

Bewertung vom 11.08.2024
Kuhl, Nikolas;Sandrock, Stefan

Das Dickicht / LKA Hamburg Bd.1


ausgezeichnet

Wendungsreich bis zum überraschenden Ende

Juha Korhonen, Ermittler mit finnischen Wurzeln, und sein Kollege, der dunkelhäutige Lucas „Lux“ Adisa vom LKA Hamburg werden zu einem Entführungsfall hinzugezogen.
Schnell wird Juha klar, dass der aktuelle Fall Parallelen zu einem fast zwei Jahrzehnte zurückliegenden Verbrechen aufweist, einer der ersten Fälle, bei dem Juha als junger Polizist involviert war. Damals wurde der 14-jährige Daniel Boysen in einer Kiste im Wald tot aufgefunden. Der mutmaßliche Täter beging Selbstmord. Doch der leitende Ermittler hatte seine Zweifel.

Gemeinsam mit seinem Partner Lux rollt Juha den alten Fall wieder auf. Bei den erneuten Ermittlungen entdeckt Lux in der Akte Boysen viele Unstimmigkeiten – der damalige Kommissar konnte selbst nach Abschluss des Falles nicht loslassen und ließ bis zu seinem Tod nicht locker...
Die beiden Ermittler stoßen nicht nur auf polizeiliche Versäumnisse, sondern auch auf jahrzehntealte Lügen und Geheimnisse, die es zu entwirren gilt. Immer tiefer folgen Juha und Lux den Hinweisen in die Vergangenheit, bis sie eine Tragödie enthüllen, in der die Grenzen zwischen Opfern und Tätern verschwimmen und deren Auswirkungen bis heute spürbar sind.

Das spannende und zugleich unterhaltsame Krimidebüt hält seine Leser mit etlichen unerwarteten Wendungen bis zur letzten Seite in Atem. Kurze Kapitel mit Einblicken in die Vergangenheit und der lockere Schreibstil machen den Krimi zu einem Pageturner, den man erst nach dem überraschenden Ende aus der Hand legen kann. Der komplexe Fall mit rasanter Action wirkt absolut glaubwürdig. Juha und Lux ergeben ein authentisches Team, in dem jeder auf eigene Weise mit den Dämonen der Vergangenheit kämpft. Die beiden Ermittler ergänzen sich perfekt durch Lebenserfahrung kombiniert mit Neugier.
Ich hoffe sehr, dass die Autoren Nikolas Kuhl und Stefan Sandrock bereits an einer Fortsetzung brüten!

Bewertung vom 02.08.2024
Aichner, Bernhard

Yoko / Die Rache Bd.1


ausgezeichnet

Mit Yoko übertrifft Aichner sich selbst!

Seit der „Totenfrau“ habe ich alle Bücher von Bernhard Aichner mit Genuss gelesen und konnte den neuen Titel „Yoko“ kaum erwarten. Diesmal wurden meine Erwartungen sogar noch übertroffen, mit Yoko betritt eine neue Frauenfigur die Bühne. Aber der Reihe nach...

Yoko ist eine Frau Ende zwanzig, die von ihrem verstorbenen Vater die heimische Metzgerei geerbt hat. Schon als Teenager konnte sie bestens Schweinehälften zerlegen und das beliebte Wurstbrät herstellen. Jahrelang hat sie ihren kranken Vater hingebungsvoll gepflegt, aber nach seinem Tod ist das Ende der Metzgerei gekommen, denn Yoko verwandelt sie in eine Manufaktur für Glückskekse. Liebevolle selbst verfasste kurze Texte verpackt sie in ihre Glückskekse und findet dafür reichlich Abnehmer. Als sie sich dann auch noch in Maren verliebt, könnte das Leben nicht schöner und leichter sein.
Aber eines Tages befindet sich Yoko zur falschen Zeit am falschen Ort. Als sie gerade an ein chinesisches Restaurant ihre Glückskekse ausliefert, muss sie mit ansehen, wie zwei Männer einen Hund misshandeln. Sie geht dazwischen, versucht dem kleinen Hund zu helfen und wird dafür von den beiden Chinesen aufs Schlimmste für ihre Courage bestraft. Im Rausch der Gewalt wird Yoko in ihrem eigenen Auto entführt, mehrfach vergewaltigt und ihr Auto fällt den Flammen zum Opfer. Von einem Augenblick zum anderen liegt Yokos Leben in Trümmern.

Auch wenn sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht ahnt, dass sie es mit der chinesischen Mafia zu tun hat, nimmt sie ihr Schicksal nicht einfach so hin, sondern sinnt auf Rache, und zwar gnadenlos. Mit ungeahnter Härte sorgt die junge Frau für Vergeltung, und da kommt ihr auf einmal der erlernte Metzgerberuf zugute.
Yoko wird alles genommen, was sie liebt und ihre Rache dafür ist heftig!

Aichners neue Protagonistin ist ebenso unbequem wie seine bisherigen Charaktere, trotzdem fühlt man von der ersten Seite mit Yoko mit, was sie erleidet.
In kurzen Sätzen mit einer rasanten Abfolge und eingestreuten Dialogen entsteht eine Spannung, der man sich nicht mehr entziehen kann.
Kein Wort in diesem Roman ist zuviel, und auch wenn man beim als Leser starke Nerven benötigt, kann man dieses Buch nicht aus der Hand legen, bis man weiß, ob Yoko mit ihrer Rache Erfolg hat.
Dieses Buch ist für mich als Vielleserin ein absolutes Jahreshighlight!

Bewertung vom 16.07.2024
Geiger, Arno

Reise nach Laredo


sehr gut

Der Sinn des Lebens

1558: Karl V., der ehemalige Kaiser und König ist alt: Er hat abgedankt und sich in einem abgelegenen Kloster in Spanien zur Ruhe gesetzt. Seines Lebens ist er überdrüssig, gequält von zahlreichen Krankheiten und innerlich ist er zerrissen von der Monotonie seines jetzigen Lebens.
Er begegnet dem elfjährigen Jungen Geronimo, der jedoch nicht ahnt, dass Karl sein Vater ist. Gemeinsam begeben sie sich auf eine Reise nach Laredo. Karl auf einem Maulesel, der Junge auf einem Pferd reiten sie eines Nachts los.
Auf ihrer Reise geraten sie in wilde Abenteuer und treffen auf unterschiedliche Weggefährten. Nicht alle neuen Bekanntschaften lassen sich als positiv bewerten, auch Abschiede müssen verkraftet werden.
Die Reise führt Karl zu der wichtigen Erkenntnis, dass er trotz aller Macht, Ruhm und Reichtum wichtige Dinge in seinem bisherigen Leben nicht kannte: Freundschaft und Liebe sowie die Freiheit, den Moment zu leben. Und egal, wie viel Zeit einem im Leben noch bleibt, es lohnt sich immer, die Dinge wieder selbst in die Hand zu nehmen.

Das Buch ist keine leichte Kost, sondern steckt voller kluger Gedanken, die nachdenklich machen. Es ist kein Roman, den man zügig weg liest, als Leser sollte man sich Zeit nehmen, um gedanklich in die Geschichte einzutauchen.
Arno Geiger ist sprachlich ein Werk gelungen, das tief berührt, auch wenn oft die Schwermut überwiegt. Wenn man es versteht, sich auf die gedankliche Reise einzulassen, erlebt man einen magischen Roman über das Loslassen und über die Dinge, auf die es im Leben wirklich ankommt.
Ein wenig mehr der historisch bekannten Fakten hätte ich dem Roman gewünscht.

Bewertung vom 05.07.2024
Lindqvist, John Ajvide

Signum / Stormland Bd.2


ausgezeichnet

Nichts für Zartbesaitete...

Kim Ribbing hat den Schockdoktor Martin Rudbeck entführt und hält ihn in seiner Villa fest. Er selbst war vor vielen Jahren ein Opfer des Arztes und möchte verstehen, wie ein Mensch unter dem Vorwand der Wissenschaft junge Menschen quälen kann.
Die ehemalige Polizistin Julia Malmros ermittelt währenddessen im Milieu der "Wahren Schweden", einer rechtsextremen Partei mit Kontakten in die kriminelle Szene.
Als Leser verfolgt man voller Spannung nicht nur Julias Ermittlungen, sondern auch die Ermittlungen im Fall des verschwundenen Arztes. Kim hat zwar bei der Entführung gekonnt viele Spuren verwischt, aber nach und nach kommt ihm die Polizei trotzdem bedrohlich näher. Julia steht auf einmal vor einer sehr schwierigen Entscheidung: Hält sie zu Kim oder muss sie ihn an die Polizei verraten?
Trotz der Themenvielfalt verliert man als Leser nicht den Überblick, auch wenn man sich lange fragt, wie sich die losen Enden am Schluss zusammenfügen sollen.
Der Autor beschreibt auch brutalere Szenen wie Folter und Missbrauch sehr bildhaft, für zartbesaitete Leser ist der Roman daher womöglich an manchen Stellen etwas zu heftig. Ich bin jedoch der Meinung, dass gerade diese Szenen zum intensiven Leseerlebnis beitragen, die Handlungen sowie die seelische Verfassung insbesondere von Kim Ribbing lassen sich dadurch besser nachvollziehen.
Der Autor versteht es blendend, seine Charaktere zum Leben zu erwecken, indem er Gefühle und Probleme auch im privaten Bereich vermittelt. Die Balance zwischen dem privaten Bereich und den Ermittlungen sorgt für Glaubhaftigkeit.
Mit „Signum“ beginnt der zweite Fall für das Ermittlerduo Julia Malmros und Kim Ribbing – die Stormland-Trilogie - genau dort, wo der erste teil „Refugium“ endete. Von daher würde ich empfehlen, beim Lesen die Reihenfolge einzuhalten.
Ich finde diesen zweiten Teil überaus gelungen und äußerst spannend!
Auf den dritten und letzten Teil müssen die Leser leider noch eine Weile warten, aber ich bin jetzt schon sehr gespannt.

Bewertung vom 04.06.2024
Blake, Matthew

Anna O.


ausgezeichnet

Spannender Pageturner mit vielen überraschenden Wendungen

Vor vier Jahren soll Anna Ogilvy im Schlaf ihre beiden besten Freunde und Geschäftspartner mit zahlreichen Messerstichen ermordet haben. Seitdem liegt die Schlafwandlerin Anna in einer Klinik im Tiefschlaf. Aber ist man schuldig, wenn man im Schlaf ein Verbrechen begeht?

Während Viele an ihre Unschuld glauben, will das Justizministerium Anna vor Gericht bringen. Dazu wird sie heimlich in die Schlafklinik „The Abbey“ verlegt: Der Psychologe und Experte für Schlafmedizin Dr. Ben Prince soll Anna unter größter Geheimhaltung aufwecken, damit ihr der Prozess gemacht werden kann. Ben ist Experte für Verbrechen, die im Schlaf begangen wurden, für ihn spricht bei der Patientin Vieles für die Resignationstheorie.
Während Dr. Prince durch Stimulation versucht, Anna aufzuwecken, gerät er unwissentlich selbst in höchste Gefahr: Vom Justizministerium wird er ebenso beobachtet wie von seiner Ex-Frau Clara, die als Kommissarin damals die erste am Tatort war. Ebenso beobachten ihn Annas Mutter, zum Tatzeitpunkt eine einflussreiche Ministerin sowie eine geheimnisvolle Bloggerin, die im Besitz von Annas Tagebuchaufzeichnungen ist. Und dann ist da noch der mysteriöse Patient X, dem Anna vor den Morden auf der Spur war.

Der Autor erzählt die Geschichte um Anna O. aus verschiedenen Blickwinkeln, wobei der überwiegende Teil der Handlung aus Bens Perspektive berichtet. Mit Rückblicken in Annas Tagebuchaufzeichnungen springt er immer wieder in die Vergangenheit – Anna setzte sich in ihrem Tagebuch mit ihren Ängsten vor dem Schlaf auseinander.

In diesem spannungsgeladenen Pageturner werden die Grenzen zwischen Wahrheit und Fiktion verwischt. Neben interessanten Fakten über das Resignationssyndrom bringen Fragen zur menschlichen Psyche zum Nachdenken. Die außergewöhnliche Thematik und einige Wendungen lassen einen als Leser*in bis zum überraschenden Ende mitfiebern!

Ein toller Marketing-Gag ist neben dem Cover mit einem geschlossenen Auge die Schlafbrille, die mit einer Banderole um das Buch geliefert wird.

Bewertung vom 21.05.2024
Amann-Jennson, Günther W.

Einfach gesund schlafen


sehr gut

Ganzheitliches Schlafkonzept

Prof. Dr. Günther W. Amann-Jennson ist Schlafpsychologe, Schlafforscher und Pionier der Schlaf-Gesund-Philosophie „Schlaf als Therapie“. Mit diesem Motto fungiert er auch als Schlaf-Coach.
In seinem Buch vereint er seine Erfahrungen von 40 Jahren Schlafforschung, die Arbeit mit tausenden Betroffenen und das von ihm wissenschaftlich erprobte Konzept des Bioenergetischen Schlafs®.
Wenn man sich vor Augen führt, dass mehr als 80 Prozent aller erwerbstätigen Menschen unter Schlafstörungen leiden, was die körperliche und geistige Gesundheit gefährdet, müssen wir auch die Mechanismen unseres Körpers verstehen, die ihn gut oder schlecht schlafen lassen.
Der Autor beschreibt in seinem Buch ein ganzheitliches Konzept für mehr Energie, Erholung und Erfolg und gibt dazu viele Praxistipps, um die Einschlafzeit zu verkürzen und die Tiefschlafphase zu verlängern.
Auf verständliche Art vermittelt er fundiertes Wissen über das Thema Schlaf, erklärt die unterschiedlichen Schlafphasen und gibt seinen Lesern ein Schlaf-Gesund-Konzept an die Hand, das schrittweise zu einer Verbesserung des Schlafs führen kann.
Da ich schon etliche Bücher zum Thema „Gesunder Schlaf“ gelesen habe, war ich insbesondere auf der Suche nach neuen Erkenntnissen.
Völlig neu waren für mich die Erklärungen zum Schrägschlaf und wie die Himmelsrichtungen den individuellen Schlaf beeinträchtigen können.
Neu und interessant war auch das Kapitel über die 4-Nächte-Schlaf-Gesund-Woche mit praktisch umsetzbaren Tipps. Die sechs Schritte vom Wachsein bis zum Schlaf sind gut umsetzbar und hilfreich.

Wer bereits seit langer Zeit Einschlaf – und / oder Durchschlafprobleme hat, darf keine Wunder erwarten, findet hier aber insgesamt viele hilfreiche Tipps, von denen zumindest mir einige neu waren.

Meine Kritik gilt hier keineswegs dem Autor oder seinem Buch, sondern dem Verlag: Die Schriftart beeinflusst leider die Lesbarkeit. Nach ein paar Seiten musste ich eine Pause einlegen. Vielleicht sollte man das als Anregung für eine Neuauflage überdenken.