Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Lese-Lausch
Wohnort: 
Darmstadt

Bewertungen

Insgesamt 41 Bewertungen
Bewertung vom 21.04.2023
Die Radfahrerin
Leonard, Susanna

Die Radfahrerin


sehr gut

Susanna Leonard hat hier eine wunderbare Geschichte einer modernen Frau im Jahre 1894 gezeichnet. Mit gerade einmal 22 Jahren erfährt die Jüdin Annie während ihres Arbeitsalltages als Zeitungsanzeigen-Verkäuferin von einer Wette zweier Geschäftsmänner. Eine Frau soll innerhalb von 15 Monaten auf einem Fahrrad die Welt umreisen und dabei 5000 Dollar verdienen. Das Preisgeld beträgt 10.000 Dollar. Eine unglaublich hohe Summe, die es Annie ermöglichen würde ein ganz neues Leben mit ihrer Familie zu beginnen. Es gibt da nur ein paar klitzekleine Unwägbarkeiten. Annie kann kein Fahrrad fahren, ist verheiratet und hat drei kleine Kinder. Sie muss eine Entscheidung treffen die alles ändern kann. Und Annie trifft sie, denn sie begibt sich auf diese spannende Reise um die Welt und sie wächst an dieser Aufgabe.

Die Weltreise auf dem Fahrrad von Annie Londonderry basiert auf authentischen Fakten, die eingerahmt werden in eine fiktive Geschichte. Die Autorin zeichnet hier starke Charaktere mit denen die LeserInnen mitfühlen können. In diesem Roman gibt es alles was das Leser*Innen-Herz begehrt - eine unglaublich willensstarke Frau, die uns mitnimmt an schöne und manchmal gefährliche Orte, eine faszinierende Entwicklung durchmacht und die Liebe ihres Lebens findet.

Ein bisschen schade fand ich, dass wir nicht erfahren wie es genau mit ihrer neuen Liebe Jakob weitergeht, wie sich das Verhältnis zu allen ihren Kindern entwickelt und was sie mit dem Preisgeld gemacht hat - das können wir nur in unserer eigenen Phantasie erleben.

Bewertung vom 15.04.2023
Ich lieb dich nicht, wenn du mich liebst (eBook, ePUB)
Phillips, Cassandra; Delis, Dean C.

Ich lieb dich nicht, wenn du mich liebst (eBook, ePUB)


gut

Der Ratgeber „Ich lieb‘ dich nicht, wenn du mich liebst“ - Nähe und Distanz in Liebesbeziehungen von C. Phillips und D. C. Delis ist wirklich ein Buch für Jedermann. Er ist in zwei Teile unterteilt. Im ersten Teil dreht sich alles um „Die schmerzlichen Vorbedingungen für ungleiche Liebe“ und im zweiten Teil beschreiben die beiden Autor*Innen „Wie man eine gleichberechtigte Partnerschaft aufbaut“.
Grundsätzlich ist dies ein Ratgeber für alle die sich für zwischenmenschliche Beziehungen interessieren. Er ist eine Mischung aus fachlicher Kompetenz und persönlicher Erfahrung gespickt mit vielen Fallbeispielen und Übungen.
Es dreht sich alles darum, wie wir Beziehungen die ins Ungleichgewicht geraten sind wieder in stabile Beziehungen verwandeln können.
Der Ratgeber lässt sich gut und flüssig lesen. Er ist auch für Laien verständlich geschrieben. Leider aber auch ein weiterer Ratgeber unter vielen.

Bewertung vom 11.04.2023
Frauenmord in Venberg
Stein, Ella

Frauenmord in Venberg


sehr gut

Das Buch Frauenmord in Venberg ist weit mehr als ein Krimi. Die Autorin Ella Stein versteht es wie keine andere in einen Roman nicht nur eine gute Story sondern auch eine Menge wichtige Denkanstöße zu packen.

Im Roman gibt es zwei Hauptcharaktere Norbert und Manuel. Norbert, der nach 20 Jahren Ehe seine Frau Ursula erschießt und Manuel, der junge Polizist, der diesen Fall hautnah miterlebt. Der Mord an Ursula wird aus der Sicht von Norbert erzählt. Die Leser*Innen werden mitgenommen in eine Ehe die sich mit den Jahren zu einer Beziehungstragödie entwickelt. Der rauhe Ton und die teilweise frauenfeindliche Ausdrucksweise des Hauptprotagonisten gaben mir oft zu denken. Allerdings kann ich mir vorstellen, dass es in vielen langjährigen Beziehungen so abläuft wie bei Norbert und Ursula - nur ohne dass ein Mord geschieht.
Manuel der junge Polizist erzählt den Leser*Innen die Geschichte aus seiner Perspektive. Er muss sich als Neuling bei seinen Kolleg*Innen durchsetzen und seinen ersten Mordfall verarbeiten. Aber auch privat läuft es nicht wie er es sich vorstellt. Seine Freundin Karin ist ungewollt schwanger. Man könnte fast erahnen, dass sich hier vielleicht die gleiche Tragödie abspielt wie bei Norbert.

Mehr wird zur Story nicht verraten. Es sei nur noch soviel gesagt: Ella Stein schreibt nicht einfach nur über einen Mord, vielmehr gibt sie uns wichtige Denkanstöße zum Thema Femizid, Todesstrafe, Moralvorstellungen und die Werte unserer Gesellschaft.

Bewertung vom 03.04.2023
One of the Girls
Clarke, Lucy

One of the Girls


ausgezeichnet

Mal vorab: Der Thriller One of the Girls von Lucy Clarke hat meine Erwartungen mehr als erfüllt. Eine völlig in sich gelungene, spannende und fesselnde Story. Ich habe das Buch fast in einem Rutsch durchgelesen. Um nicht allzu sehr zu Spoilern gibt es nur einen kleinen Umriss der Geschichte.

Lexi, die Braut, will mit fünf ihrer Freundinnen Bella, Fen, Robyn, Ana und Eleanor auf der griechischen Insel Aegos Ihren Junggesellinnenabschied auch Hen-Party feiern. Während zu Beginn die Freundinnen noch eine gute Zeit haben, bröckelt nach und nach die Fassade, denn alle haben ein Geheimnis von dem die anderen nichts wissen und nach und nach kommen diese ans Licht. Und somit nimmt die Hen-Party ein unvorhergesehenes und schreckliches Ende.

Lucy Clarke versteht es den Leser / die Leserin unaufhaltsam an ihren Thriller zu fesseln. Sie nimmt uns mit auf eine wunderschöne Insel und sie zeichnet die Landschaft, die Umgebung, die Sonne, das Meer und die Villa so intensiv, dass man das Gefühl hat selbst mit auf der Insel zu sein. Die Charaktere der 6 Frauen sind so authentisch und stark gezeichnet, dass es kein Problem war, während des Lesens alle auseinander zu halten und dem Fortgang der Geschichte gut zu folgen. Lucy Clarke hat ihre Kapitel den jeweiligen Frauennamen zugeordnet und zusätzlich einen Tagescountdown eingebaut. Dazu sind immer wieder kleinere Abschnitte eingefügt, die schon zu Beginn den Leser / die Leserin darauf hinweisen wie der Thriller ausgeht.

Alles in allem ein grandioser Thriller ohne viel Blut und Gewalt, dafür aber mit einem gewaltigen Twist zum Ende. Eine absolute Leseempfehlung.

Bewertung vom 02.04.2023
Seventeen / Die Seventeen Reihe Bd.1
Brownlow, John

Seventeen / Die Seventeen Reihe Bd.1


ausgezeichnet

Seventeen von John Brownlow hat mich von der ersten Seite an sofort gefesselt und in seinen Bann gezogen, mitgenommen in die Welt von kaltblütigen Auftragskillern, Befehlsgebern und Hintermännern.

Seventeen, wie der Name schon sagt, ist der 17. Auftragskiller. Er ist der Beste seines Metiers und erledigt jeden seiner Aufträge schnell, reibungslos und ohne jegliche Emotion. Bis er seinen Vorgänger Sixteen erledigen soll. Dieser ist vor vielen Jahren spurlos verschwunden. Seventeen spürt ihn auf und nun ändern sich die Umstände schlagartig. Aus Jägern werden Gejagte, aus Feinden „Freunde“ und aus Auftaggebern kompromisslose Drahtzieher.

John Brownlow erzeugt mit seinem Schreibstil eine atemberaubende Atmosphäre. Die Kapitel sind kurz und werden aus der Sicht von Seventeen erzählt, der den Leser bzw. die Leserin zeitweise direkt anspricht. So findet man sich mitten im Geschehen wieder, als sei man ein Teil davon.

Bewertung vom 19.03.2023
Nackt in die DDR. Mein Urgroßonkel Willi Sitte und was die ganze Geschichte mit mir zu tun hat
Boks, Aron

Nackt in die DDR. Mein Urgroßonkel Willi Sitte und was die ganze Geschichte mit mir zu tun hat


sehr gut

Der Autor Aron Boks beschreibt in seinem Erstlingswerk „Nackt in die DDR“ die Geschichte seines Großonkels. Es handelt sich um eine biografische, sehr gut gelungene und recherchierte Darstellung des Künstlers, Kommunisten und Beamten Willi Sitte. Aber nicht nur die politische Person wird hier gezeichnet sondern auch der Familienmensch. Vor dem Buch war mir kein Werk von Willi Sitte bekannt. Deshalb hat mich schon die Leseprobe in seinen Bann gezogen. Der Autor bereist mehrere Orte der DDR, liest Tagebücher und Briefe und spricht mit noch lebenden Zeitzeugen. Der Schreibstil lässt sich gut lesen, ist sehr nüchtern und klar. Für LeserInnen die sich für die DDR, dessen Geschichte und seine Künstler interessieren ein mehr als gelungener Roman. Allerdings kein Roman den man mal schnell nebenbei an einem Sonntag lesen kann.

Bewertung vom 15.03.2023
Mohnblumen
Szaszka, Markus

Mohnblumen


ausgezeichnet

In Mohnblumen von Markus Szaszka geht es um die neunjährige Linh, die dem Tod in Gestalt des Punk-Rock-Teenagers Mori begegnet. Linh ist im Krankenhaus bei ihrer Mutter und verläuft sich dort. Auf der Suche nach dem Krankenzimmer ihrer Mutter begegnet sie Mori, die sie von nun an begleitet. Auf dem Weg zum 17. Stock, zum Zimmer mit den Mohnblumen, in dem Linhs Mutter liegt, treffen sie auf mehrere Patienten. Auf Herrn Otto und Timmi, die von ihrem Leben und ihren Wünschen erzählen. Sie streifen durch die Flure und Mori erklärt Linh das Leben und den Tod. Am Ende finden Linh und Mori gemeinsam das Zimmer der Mutter, welches beide Mädchen aus unterschiedlichen Gründen gesucht haben.
Markus Szaszka hat eine wunderschöne, sanfte und bewegende Geschichte erzählt, die einen traurig macht aber auch voller Hoffnung zurück lässt. Er hat dem Thema Tod eine völlig neue Sichtweise gegeben.

Bewertung vom 11.03.2023
Kollektorgang
Blum, David

Kollektorgang


sehr gut

Zunächst einmal zwei Worte zum Cover. Das Cover ist gut gelungen und spiegelt die doch düstere und bedrückende Stimmung hinter dem Roman wider.
Schon zu Beginn erfährt man das Ende des Romans, nämlich das Mario, 14 Jahre, durch ein Gewaltverbrechen gestorben ist. Der Protagonist erzählt seine Geschichte auf seinem Grabstein sitzend. Eine wirklich spannende und neue Sichtweise.
Mario lässt uns eintauchen in seine Welt im Plattenbau der 90er, wo es von Klischees nur so wimmelt. Wo Außenseitertum zum Alltag gehört, ebenso wie Gewalt, Kampf und Rivalität. In einer Welt in der Jugendliche auf sich selbst gestellt sind, weil die Eltern sich nicht um sie kümmern.
Wir erleben aber auch die Freundschaft zwischen Mario und seinem jugoslawischen Freund Rajko und die aufkeimende Liebe zwischen Mario und Rajkos Schwester Ema. Allerdings führt gerade die Freundschaft zu Boxer Rajko, aufgrund einer Fehde mit einer Gruppe Nazis, zu Marios Tod.
Der Autor hat hier tiefgründiges Buch geschrieben, welches mit viel Tiefgang lange nachhallt. Ein Buch von dem ich mir gut vorstellen könnte, dass es in Schulen Einzug findet.

Bewertung vom 05.03.2023
Anti-Girlboss
Shehadeh, Nadia

Anti-Girlboss


sehr gut

Nadia Shehadeh hat mich mit ihrem Buch „Anti-Girlboss“ sofort abgeholt - in meiner eigenen Welt. Nadia erzählt autobiografisch ihr Leben im heutigen Kapitalismus. Sie beschreibt mit unglaublichem Witz aber dennoch punktgenau wo wir uns oftmals befinden. In einer Leistungsgesellschaft die alles und das zu jeder Zeit von uns abverlangt. Leistung in Beruf, Privatleben, als Mutter, Boss, Freundin -was auch immer. Ich habe mich selbst oft in dem Erzählten wiedergefunden und dachte mehr als einmal „da hat sie einfach recht“. Das Buch ist ein Lobgesang auf das mal sein lassen, zurücklehnen, mal nichts tun, mal machen was man selbst für richtig und wichtig hält und sich dabei rundum wohl zu fühlen. Eine solche Sichtweise kann mehr als nur befreiend sein. Und ein Satz des Buches ist mir besonders in Erinnerung geblieben: „Kein Job der Welt wird Euch jemals lieben“. In diesem Sinne, jetzt erst mal ab auf die Couch und relaxen.