Benutzer
Benutzername: 
PoetryandCoffee
Wohnort: 
Hannover
Über mich: 
Bücher und Kaffee und das Leben ist schön!

Bewertungen

Insgesamt 51 Bewertungen
Bewertung vom 01.09.2023
Kieser, Luca

Weil da war etwas im Wasser


ausgezeichnet

Überraschend und tiefgründig

Wo soll ich bei dem Roman "Weil da war etwas im Wasser" von Luca Kieser beginnen? Hier erzählt ein außergewöhnlich talentierter Autor von einem riesigen Tintenfisch, dessen einzelne Arme, nachdem er ein ein Tiefseekabel berührt hat, anfangen, zu erzählen: von sich, dem Leben im Wasser und den Menschen. Alles ist miteinander verbunden, über Generationen hinweg. Nichts und niemand kann sich dem ewigen Kreislauf entziehen, auch wenn die erzählten Schicksale durchaus individuell erfahren werden. Geschickt spinnt der Autor ein Netz, in dem die unterschiedlichsten Protagonist*innen agieren und leben. Es geht aber auch darum, wie Kommerz, Film und Literatur sich u.a. die Wesen des Meeres aneignen, sie dämonisieren und vermarkten.

Schaffen es Menschen, über Tiere und vielmehr aus der Sicht der Tiere zu schreiben? Die Lektüre des Romans lässt erahnen, wie schwierig dies zu bewerkstelligen ist. Doch Kieser versteht es ausgezeichnet, die Lesenden auf ein Abenteuer zu schicken an dessen Ende Nachdenklichkeit bleibt und auch nicht so schnell verschwindet. Ich habe es genossen, den Geschichten aus teilweise ungewöhnlichen Perspektiven zu folgen. Der verwendete Genremix gestaltet das Lesen abwechslungsreich und die Erzählkunst des Autors hat mir einfach Freude gemacht. Alles verbunden im ewigen Kreislauf des Entstehens und Vergehens, ohne Anfang und ohne Ende.

Bewertung vom 23.07.2023
Page, Sally

Das Glück der Geschichtensammlerin


ausgezeichnet

Von der heilsamen Kraft der eigenen Geschichte

Die Putzfrau Janice hat eine besondere Fähigkeit: Sie kann zuhören. Und so sammelt sie die Geschichten, die ihre Kund*innen erzählen und lebt in ihnen, denn Janice ist davon überzeugt, dass sie keine eigene Geschichte hat. Dies ändert sich, als sie für eine 92-jährige, couragierte und willensstarke Dame arbeitet, die darauf besteht, Janice' Geschichte zu hören. Und als Janice endlich beginnt, ihre eigene Geschichte zu erzählen, hat dies ungeahnte Auswirkungen auf ihr gesamtes Leben.

In dem Fall von Sally Pages Roman "Das Glück der Geschichtensammlerin" handelt es sich auch um das Glück der Leser*innen. Empathisch und einfühlsam geschrieben, hinterlässt die Geschichte nach dem Lesen pures Glücksgefühl. Ich habe die Protagonistin auf ihrem Weg zu ihrer Geschichte und letztendlich ihrer Identität bis zum Schluss mit großem Interesse begleitet. Denn mal ehrlich: Besteht die Welt nicht aus Geschichten, die erzählt und gehört werden möchten? Ein absolutes Wohlfühlbuch und eine Protagonistin, die sich in mein Herz geschlichen hat.

Bewertung vom 16.06.2023
Gosling, Sharon

Lighthouse Bookshop


ausgezeichnet

Von der Magie zweiter Chancen im Leben

Eine Buchhandlung in einem Leuchtturm, der mitten auf dem Festland steht, sieben ganz unterschiedliche Protagonist*innen, die sich dort zusammenfinden und nicht nur ein Geheimnis, das sorgfältig gehütet wird. Die Autorin Sharon Gosling erzählt die Geschichten einer Gemeinschaft von Menschen und ihren Schicksalen, von Liebe, Freundschaft, Vertrauen und der Hoffnung auf eine Zukunft, obwohl die Vergangenheit schwierig war.

Von Anfang an haben mich der liebenswerte Ton und das Setting des Romans angesprochen. Ich habe mit den Figuren gelitten, gehofft und mich über manche Entwicklung gefreut. Sie alle sind mir im Laufe der Lektüre ans Herz gewachsen, wie gute Freunde. Und so konnte ich das Buch auch bis zum Ende nicht aus der Hand legen, denn die Autorin schafft es, trotz der Ecken und Kanten ihrer Figuren, eine außergewöhnliche Wohlfühlatmosphäre zu kreieren. Eine wunderbare Urlaubslektüre zum Entspannen und Abtauchen.

Bewertung vom 12.06.2023
Fletcher, Susan

Lass mich dir von einem Mann erzählen, den ich kannte


sehr gut

Leise, emotional und bewegend

Die 55jährige Jeanne und ihr Mann Charles Trabuc leben 1889 in Saint-Rémy-de Provence, einem kleinen Ort inmitten von Lavendelfeldern und Olivenhainen. Ihr Leben verläuft in immer gleichen Bahnen, seit die drei Jungen des Ehepaars das Haus verlassen haben. Jeanne fühlt sich einsam und in ihrem Leben eingeengt, bis die Heilanstalt, die ihr Mann leitet, einen neuen Patienten bekommt: Vincent van Gogh. Jeanne nimmt Kontakt zu dem Maler auf und fängt an, sich zu verändern. Dies hat ungeahnte Auswirkungen auf sie selbst und ihre Ehe mit Charles.

Die Autorin Susan Fletcher schreibt emotional und bewegend über die Geschichten von ganz unterschiedlichen Menschen. Der leise Ton des Romans lässt die Leser*innen das Wetter, die Landschaft, die Menschen, Farben und Stimmungen in einzigartiger Weise miterleben. Ohne Eile erzählt sie um Vincent van Gogh herum die Geschichte der Protagonistin. Fast wie in einem Gemälde aus Worten betrachten die Lesenden die geschilderten Leben. Ich konnte das Buch bis zum Ende nicht aus der Hand legen, da der Roman einen ganz eigenen Sog dadurch entwickelt hat. Lebensklug und reif schreibt die Autorin aber vor allem von der Liebe. Ein wunderbares Buch, um darin vollständig zu versinken.

Bewertung vom 06.06.2023
Stern, Anne

Dunkel der Himmel, goldhell die Melodie / Die Dresden Reihe Bd.1


ausgezeichnet

Epischer und mitreißender Auftakt

Die Historikerin und promovierte Germanistin Anne Stern nimmt die Lesenden in ihrem Roman "Dunkel der Himmel, goldhell die Melodie" mit auf eine Reise in das Dresden des 19. Jahrhunderts. Vor dem historischen Hintergrund der Semperoper erzählt sie aus dem Leben verschiedener Protagonist*innen, über ihren Triumph, ihr Scheitern, ihre Lieben, gesellschaftliche Konventionen, über Hoffnung und verlorene Träume. Dabei bildet sie einen Querschnitt der Gesellschaft des Dresdens im 19. Jahrhundert ab, der spannend und interessant geschrieben ist. Die Charaktere der Haupt- sowie Nebenfiguren sind komplex und glaubwürdig gestaltet, besonders die Protagonistin Elise Spielmann, deren Liebe zu dem Malergehilfen Christian Hildebrand einen Großteil des Romans einnimmt.

Ich war von Anfang an hingerissen vom Schreibstil der Autorin und habe mich zu keinem Zeitpunkt bei der Lektüre gelangweilt. Anne Stern versteht es, den Zeitgeist und die historischen Fakten mit ihren Figuren lebendig werden zu lassen, so dass ich das Buch bis zum Ende nicht aus der Hand legen konnte. Sehr informativ ist auch die Karte, die die Lesenden im Dresden des Jahres 1841 verortet. Und so habe ich die Sonne auf der Elbe glitzern gesehen, die Musik, den Gesang in der Oper und die Pferdekutschen auf dem Pflaster gehört, war mit hinter den Kulissen und habe mich über jede Figur, die ich im Verlauf des Lesens kennenlernen durfte, gefreut. Sie sind mir alle ans Herz gewachsen und umso gespannter bin ich jetzt auf die Folgebände in diesem fulminanten Dresden-Epos.

Bewertung vom 18.05.2023
Crosley, Sloane

Cult Classic


sehr gut

Lola liebt

Die 38-jährige Ich-Erzählerin Lola lebt, datet und liebt in New York. Kurz vor ihrer Hochzeit trifft sie merkwürdigerweise in rascher Folge auf sämtliche ihrer Ex-Freunde und findet sich in einem erheblichen Gefühlschaos wieder. Den Grund für diese Treffen und wohin sie Lola führen, erfahren die Leser*innen im Verlauf der Geschichte.

Die Autorin erzählt die Geschichte mit viel Humor, Sarkasmus und Einfallsreichtum. Nichts ist so, wie es zunächst scheint, sondern noch viel ungewöhnlicher und skurriler. Eine überraschende Story über das Daten und Lieben im 21. Jahrhundert und die Macht des Unterbewusstseins. Beim Lesen habe ich mich gewundert, amüsiert, laut gelacht, mitgerätselt und war überrascht. Eine interessante Lektüre, die ich gern weiterempfehle!

Bewertung vom 25.04.2023
Paternoster, Eva

Handwerkszeug zur RADIKALEN RESIGNATION 2.1


ausgezeichnet

...ABER die Entscheidung liegt bei mir!

Sich im Alltag oft überfordert fühlen, Gedanken, die in einer nie enden wollenden Spirale um vorhandene Probleme kreisen, innerliche Unruhe, Ängste und sich immer wiederholender Ärger und Frustration, die in einer fest eingefahrenen Verhaltensspur unsere Energie fressen. Diesen Kreislauf kann man unterbrechen.

Bei den ersten Schritten in Richtung mehr Gelassenheit begleitet die Lesenden Eva Paternosters Buch "Handwerkszeug zur Radikalen Resignation 2.1". Auf 140 Seiten erklärt die Diplom-Psychologin und approbierte Psychotherapeutin, wie verschiedene Entspannungstechniken und die ABER-Methode dabei helfen, eigene Gefühle und Gedanken zu erkennen und für unseren Vorteil zu nutzen.

Besonders gefallen hat mir, dass viele Praxisbeispiele die Methode transparent und gut zugänglich machen. Leicht anzuwenden, lassen erste positive Erfahrungen nicht lange auf sich warten. Bald hatte ich die Wahl zwischen dem "Weg des Reinsteigerns" (ich mache meinem Ärger Luft) oder dem "Weg der radikalen Resignation" (ich akzeptiere zunächst die Situation, wie sie ist). Dies führte zu einer Steigerung meiner Energie und Gelassenheit im Umgang mit Alltagsproblemen. Ein hilfreicher Ratgeber, der die Lebensqualität signifikant erhöhen kann.

Bewertung vom 15.04.2023
Glattauer, Daniel

Die spürst du nicht


sehr gut

Gesellschaftskritischer Roman zu aktuellen Themen

Die Geschichte beginnt mit dem ersten Urlaubstag zweier etablierter österreichischer Familien in einem exklusiven Urlaubsdomizil in der Toskana. Die vierzehnjährige Tochter ist mit ihrer Schulfreundin Aayana, einem gleichaltrigen somalischen Mädchen, angereist und möchte dieser das Schwimmen beibringen. Noch am ersten Tag kommt es zur schrecklichen Katastrophe und die Ereignisse nehmen ihren Lauf.

Souverän beschreibt der Autor die Protagonist*innen, orientiert sich dabei jedoch an Stereotypen der entsprechenden Personen. Dadurch fehlt es den Charakteren an Tiefe und Mehrdimensionalität. Dies ist besonders schade, da es um die ganz großen Fragen geht, wie zum Beispiel, was ein Menschenleben wert ist und ob der Wert für alle gleich bemessen wird. Ebenso spielen die Medien und ihre Berichterstattung, das geltende Rechtssystem, die Frage nach Schuld und Verantwortung sowie die Rezeption des Geschehens in breiten Teilen der Gesellschaft eine Rolle. Auf 304 Seiten schaut Glattauer hinter die Fassade der privilegierten Gesellschaft und demaskiert nach und nach deren Doppelmoral.

Daniel Glattauers Buch erschüttert und macht nachdenklich, obwohl es sich leicht und stellenweise durchaus humorvoll liest. Ich habe mich trotz der Ernsthaftigkeit der Themen gut unterhalten gefühlt und konnte das Buch bis zum Ende nicht mehr aus der Hand legen. Die Geschichte bietet viele Denkanstöße, die mich auch über das Ende des Buches hinaus beschäftigen. Allerdings hätte ich mir eine differenziertere Darstellung der einzelnen Charaktere gewünscht. Letztendlich konnten mich die Figuren nicht vollständig überzeugen und blieben für mich meistens an der Oberfläche. Trotzdem wurden hier aktuelle Themen erzähltechnisch unterhaltend und spannend behandelt.

Bewertung vom 18.03.2023
Haynes, Natalie

STONE BLIND - Der Blick der Medusa


ausgezeichnet

Der Blick auf das Schicksal der Medusa

Natalie Haynes ist eine Geschichtenweberin und so webt sie in ihrem neuesten Buch "Stone Blind. Der Blick der Medusa" ein Netz aus vielstimmigen Geschichten in dessen Mitte sich die der Medusa wiederfindet. Nach der Begegnung Medusas mit Poseidon im Tempel der Athene nimmt das Verhängnis seinen Lauf. Die Autorin verzichtet jedoch darauf, Medusa als das Monster, darzustellen, das unsere Popkultur heute kennt. Vielmehr öffnet sie den Blick auf ein sterbliches Wesen mit Gefühlen, Wünschen und Sehnsüchten, auf der Suche nach ihrer Identität. Auch ihr Mörder, der vermeintliche Held Perseus, wird anders beschrieben, als die Leser*innen es vielleicht erwarten.

Der durchweg gut lesbare Schreibstil, die wechselnden Perspektiven, Geschichten und Intrigen der Götter sowie der neue Blick auf das Schicksal der Medusa machen das Buch spannend und gut verständlich. Für alle, die in der griechischen Mythologie nicht ganz so bewandert sind, befindet sich am Ende ein Personenverzeichnis, dass die wichtigsten Protagonisten noch einmal kurz erklärt. Alles in allem hat das Buch viele Ebenen, je nachdem mit welcher Intention es gelesen wird. Die emotionale, sensible Sprache der Autorin, wenn sie über einige der Protagonistinnen schreibt, ist so intensiv, dass ich mich den beschriebenen Gefühlen nicht entziehen konnte. Dies gibt der ganzen Nacherzählung einen feministischen Twist und eine Anbindung an aktuelle Diskurse, z. B. die #Metoo-Debatte. Aber auch die Fragen, was ein Monster ist und was ein Held, was eine Familie bedeutet und ein zu Hause, werden behandelt.

Das Buch hat mich bis zur letzten Seite gerührt, überrascht, wütend gemacht und nachdenklich. Ich kann es allen empfehlen, die die Aktualität der alten Geschichten der griechischen Mythologie erleben möchten.

Bewertung vom 28.02.2023
Howe, Jenny L.

The Love Test - Versuch's noch mal mit Liebe


ausgezeichnet

Wie viele Chancen verdient die Liebe?

Die Literaturliebhaberin Allison hat es endlich geschafft und beginnt mit dem Promotionsprogramm, von dem sie schon immer geträumt hat. Unerwartet trifft sie dort ihren Ex-Freund Colin wieder, der sie vor einiger Zeit verlassen hat und dass, nachdem er ihr einen begehrten Preis für akademische Leistungen vor der Nase weggeschnappt hat. Allison ist alles andere als begeistert, doch jetzt konkurriert sie mit ihm um eine äußerst wichtige Assistentenstelle bei ihrer Mentorin. Hat die Liebe in diesem Umfeld noch eine Chance? Oder vielleicht zwei und noch besser drei?

Das Buch ist witzig und mit viel Esprit geschrieben. Allison entspricht als Plus Size Frau nicht immer dem gängigen Schönheitsideal. Sie ist dennoch selbstbewusst und erkämpft sich ihren Platz in der Welt durch Intelligenz, Scharfsinn, Engagement und Gefühl und dass alles hat auch mit Colin zu tun. Beide entwickeln sich weiter und die Frage lautet: Können sich Menschen grundlegend ändern?

In dieser Rivals-to-Lovers Geschichte geht es aber auch um Trauer, Verlust, persönliches Wachstum und darum, seinen Weg zu gehen und zu sich selbst zu finden. Es ist eine wunderbar prickelnde und herzergreifende Liebesgeschichte, die durch ihren Humor unglaublich viel Spaß beim Lesen bringt. Ich habe jede Sekunde mit diesem Buch genossen und musste oft schmunzeln aber noch öfter laut auflachen. Diese Liebesgeschichte ist genau der richtige Auftakt für den kommenden Frühling und Sommer!