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Raoul Chagny

Bewertungen

Insgesamt 50 Bewertungen
Bewertung vom 07.01.2024
Stevenson, Benjamin

Irgendwen haben wir doch alle auf dem Gewissen / Die mörderischen Cunninghams Bd.1


sehr gut

Klassisch und zugleich modern
Benjamin Stevenson hat gleichzeitig einen sehr klassischen und einen äußert modernen Kriminalroman geschrieben. Formal hält er sich an die Vorgaben des klassischen Kriminalromans und weiß mit diesen geschickt umzugehen. Zeitgleich wahrt er stets eine ironische Distanz und spielt freudig mit den Konventionen des Genres. Klischees scheint er auf den ersten Blick zu bedienen, um sie dann direkt darauf gekonnt auf den Kopf zu stellen. Stevenson spielt ein Spiel mit seinen Leserinnen und Lesern, verteilt viele Hinweise und erinnert immer wieder an sie - um dann plötzlich das ganze Geschehen in neuem Licht erscheinen zu lassen. So gelingen ihm viele überraschende und gut gestaltete Wendungen und Twists, eine spannungsreiche und kurzweilige Handlung und insgesamt ein wirklich originelles und sehr unterhaltsames Buch.

Bewertung vom 20.10.2023
Benedict, Alexandra

Mord im Christmas Express


sehr gut

Weihnachtskrimi mit Abgründen
Sowohl das Cover als auch der Klappentext von "Mord im Christmas-Express" von Alexandra Benedict lassen zunächst auf einen klassischen Cosy-Krimi erwarten. Auf den ersten Blick wirkt der Kriminalroman stimmungsvoll weihnachtlich. Das Setting - ein Zug im Schneefall mit einer Gruppe von ganz unterschiedlichen Passagieren - weist zudem deutliche Anklängen an "Mord im Orient-Express" von Agatha Christie auf. Dass dieses Buch doch kein ganz klassischer Cosy-Krimi ist, wird im Verlauf der Handlung bald deutlich. Vielfach geht es um menschliche Abgründe und Traumata - ernstere Themen, die weder das Cover noch der Klappentext erwarten lassen. Das Buch ist deutlich dunkler als erwartet. Die Handlung gestaltet Benedict mit ansprechendem Schreibstil durchaus spannend. "Mord im Christmas-Express" ist ein guter Kriminalroman - da ist es wirklich misslich, dass es auf den ersten Blick eine so andere Erwartungshaltung erweckt.

Bewertung vom 20.10.2023
Yokomizo, Seishi

Mord auf der Insel Gokumon / Kosuke Kindaichi ermittelt Bd.2


sehr gut

Spannung auf der Insel Gokumon
Auch dieser Kriminalroman von Seishi Yokomizo weiß zu überzeugen. Zum einen bietet „Mord auf der Insel Gokumon“ einen sehr spannenden und wendungsreichen Kriminalfall, bei dem Yokomizo trickreich die Geheimnisse verwoben hat, die Kosuke Kindaichi nach und nach aufdeckt. Zum anderen kann der Kriminalroman durch sein Setting und den interessanten Einbezug japanischer Geschichte und Traditionen überzeugen und bietet auch hier viele spannende Details und Informationen. Das Ganze liest sich flüssig und angenehm und stellt einen gelungenen klassischen Kriminalroman dar, bei dem es nie zu spannend oder zu unübersichtlich wird. Das Buch bietet so die perfekte Unterhaltung für einen entspannten Nachmittag. Auch der zweite Kriminalroman von Yokomizo kann dementsprechend wärmstens an Fans von Agatha Christie empfohlen werden.

Bewertung vom 23.04.2023
Suter, Martin

Melody


sehr gut

Das Geheimnis einer verschwundenen Frau
Nicht erst seit "Rebecca" von Daphne du Maurier ist die Literatur voll von Büchern über mysteriös verschwundene Frauen. Nun widmet sich "Melody" von Martin Suter diesem Topos. Eine herrschaftliche Villa, in der alles an die vor langer Zeit verschwundene Verlobte des Alt-Nationalrats Dr. Stotz - die Titelgebende Melody - erinnert. Ein Student namens Tom Elmer, der nicht nur immer mehr in den Nachlass von Stotz vordringt, sondern auch in die damit verbundenen Geheimnisse. Und der mysteriöse Dr. Stotz, bei dessen Vergangenheit nicht immer klar ist, was Realität und was Fiktion ist. "Melody" bietet eine interessante Prämisse und vielschichtige Figuren, eine interessante Handlung und das alles in der eingängigen Sprache Suters. Martin Suter ist ein wirklich rundes Buch gelungen, das sowohl lesenswert als auch empfehlenswert ist.

Bewertung vom 23.04.2023
Clark, Lucy

One of the Girls


sehr gut

Slow-burn-Spannung
Es dauert sehr lange, bis in "One of the Girls" von Lucy Clarke wirklich etwas passiert. Lange Zeit sind es nur Andeutungen auf verschwiegene Geheimnisse und darauf, dass noch etwas passieren wird, die eine dezente Spannung aufbauen. "One of the Girls" ist selbst für einen Slow-burn-Thriller ein Buch, das die Spannung ausgesprochen langsam aufbaut. In der Zwischenzeit stehen die verschieden Frauen im Mittelpunkt. Es gibt Einblicke in ihre Leben und Beziehungen untereinander. Nach und nach lernt man alle besser kennen.
Doch immer bleibt die Frage, ob hinter den Fassaden etwas lauert. Die Figuren sind interessant und - genretypisch - betont unterschiedlich gezeichnet. Clarke ist es gelungen, Figuren zu erschaffen, die nicht nur einzeln, sondern auch in ihrer Gruppendynamik gut funktionieren. Insgesamt ist es eine angenehme Lektüre, die nach und nach mit immer mehr Spannung aufwartet.

Bewertung vom 23.04.2023
Osman, Richard

Der Donnerstagsmordclub und die verirrte Kugel / Die Mordclub-Serie Bd.3


ausgezeichnet

Wieder eine Fortsetzung, wieder ein Volltreffer
Dass bei Roman-Reihen ein durchweg hohes Niveau möglich ist, beweist Richard Osman mit "Der Donnerstagsmordclub und die verirrte Kugel", dem mittlerweile dritten Roman über die gewiefte Ermittlungstruppe aus der Seniorenresidenz Coopers Chase. Auch diesmal ist ihm ein Buch gelungen, an dem es wirklich nichts auszusetzen gibt. Wie die beiden Vorgänger überzeugt auch dieses Buch durch die sympathischen und humorvoll gezeichneten Figuren und die gewitzte Sprache Osmans. Auch dieser Cosy-Krimi bietet beste Unterhaltung für einen entspannten Nachmittag und liefert dabei auch noch einen spannenden Kriminalfall. Wer die beiden vorherigen Bücher mochte, wird auch dieses Buch mögen. Der dritte Fall des Donnerstagsmordclubs kann ohne Einschränkungen empfohlen worden. Es bleibt zu hoffen, dass es bald auch einen vierten Teil geben wird.

Bewertung vom 23.04.2023
Stuart, Douglas

Young Mungo


sehr gut

Aufwühlend und berührend
Mungo hat es nicht leicht, nicht nur wegen der ihn umgebenden Armut in den Arbeitervierteln im Glasgow der 1990er-Jahre, sondern weil er anders ist und nicht in diese hypermaskuline Welt hineinpasst. Der Konformitätsdruck ist groß und wird insbesondere von seiner Familie auf ihn ausgeübt. Wie sich dies auf Mungo auswirkt und die Vielschichtigkeit seiner Gefühle stellt Douglas Stuart in "Young Mungo" realistisch und tiefgehend dar. Ihm gelingt ein einfühlsames und berührendes Portrait, das sich durch die Stärke und Nuanciertheit von Stuarts Sprache auszeichnet. Gleichzeitig ist es ein äußert brutales Buch, das das Leiden von Mungo detailliert und ungefiltert zeigt. In der homophoben Welt, in der er aufwächst, gibt es nur wenige Lichtschimmer für ihn. Alles in allem ein aufwühlender und starker, sehr gelungener Roman.

Bewertung vom 23.04.2023
Zevin, Gabrielle

Morgen, morgen und wieder morgen


ausgezeichnet

Ein great american novel für das 21. Jahrhundert
Dass Videospielen nicht nur hervorragend als Thema eines Romans geeignet sind, sondern zudem eine passende Metapher für das Leben bilden, zeigt Gabrielle Zevin eindrucksvoll mit ihrem Roman. Dabei gelingt ihr nicht nur eine überzeugende Darstellung der Bedeutung von Freundschaft in ihrem Leben, sondern sie liefert ein vielschichtiges Porträt des Wandels in der us-amerikanischen Gesellschaft. Für die Übersetzung des englischen Titels "Tomorrow, and Tomorrow, and Tomorrow" wurde die deutsche Übersetzung des Verses von Friedrich Schiller gewählt, die zwar geläufiger klingt, jedoch nicht den Übergang in die Alltagssprache gefunden hat, wie das englische Original, wodurch der Bezug zu Macbeth beim deutschen Titel weniger offensichtlich wird. Das tut der Qualität des Romans jedoch keinen Abbruch. Dieser hat wahrscheinlich das Potenzial zu einem great american novel des 21. Jahrhunderts.

Bewertung vom 23.04.2023
Winman, Sarah

Lichte Tage


ausgezeichnet

Wie das Gemälde eine überzeugende Komposition
"Lichte Tage" von Sarah Winman bezieht sich nicht nur inhaltlich und äußerlich durch das Cover auf die Sonnenblumen von Vincent van Gogh, sondern erinnert auch durch den Aufbau an ein Gemälde. Wie ein Gemälde aus einzelnen Pigmenten ist dieses Buch mosaikhaft aus einzelnen (teils sehr kurzen) Szenen aufgebaut, die zwischen Vergangenheit und Gegenwart stetig wechseln und nicht in einer logischen Entwicklung aufeinander folgen, sondern stattdessen wie sprunghafte Gedanken und Assoziationen. Das macht auch gerade die Stärke dieses Buchs aus. Sarah Winman gelingt ein überzeugendes und berührendes Porträt davon, wie Erinnerungen uns prägen und Vergangenheit bis in die Gegenwart fortwirkt, wie nahestehende Menschen uns ein Leben lang prägen und ihre Präsenz in unserem Leben fortwirkt. Alles fügt sich in diesem Buch zu einer überzeugenden Komposition zusammen - genau wie bei dem Gemälde van Goghs.

Bewertung vom 29.01.2023
Bavaria Fiction GmbH

Das offizielle Sturm der Liebe-Kochbuch


gut

Vor allem für Fans gedacht

Wer Fan der Serie "Sturm der Liebe - Das offizielle Kochbuch" ist, wird viel Freude mit diesem Buch haben. "Eine kulinarische Zeitreise durch die Erfolgstelenovela" verspricht dieses Buch und liefert genau dies. Es gibt viele Fotos aus der Serie und Informationen zur Serie. Auch die Rezepte sind passend ausgesucht und verweisen vielfach auf Figuren aus der Serie. So bietet dieses Buch vor allem eine Zeitreise durch die Staffeln der Serie und unterstützt diese durch Rezepte. Wer sich vor allem für das Kochbuch interessiert, wird hier nicht das Passende finden. Es handelt sich um typische Rezepte, die sich vielfach auch in anderen Kochbüchern finden. Neue Inspirationen gibt es da nur wenige. Leider ist auch die Präsentation der Gerichte nicht so gelungen, wie man das heutzutage aus den meisten anderen Kochbüchern kennt, sondern wirkt eher altbacken.