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Laura T.

Bewertungen

Insgesamt 23 Bewertungen
Bewertung vom 08.07.2024
Del Buono, Zora

Seinetwegen


sehr gut

Das Buch „Seinetwegen“ der Schweizer Autorin Zora del Buono nimmt mit in eine Welt voller Fragen und Fragmente rund um den Unfalltod des Vaters der Autorin und der Frage, wer der Unfallfahrer, der „Töter“ war, von dem zunächst nur die Initialen E.T. einen Anhaltspunkt geben. Gerade einmal 8 Monate alt war die Autorin, als ihr Vater bei dem Unfall ums Leben kam. Wie ging das Leben des Unfallfahrers weiter? Wer war er? Wie ist er mit der Schuldfrage umgegangen?
All diesen Fragen nähert sich die Autorin in einer intensiven und berührenden Recherche, die zu Teilen eine Aufarbeitung der Familiengeschichte zwischen der Gegenwart mit ihrer demenzkranken Mutter und der Vergangenheit einer Kindheit ohne Vater ist und zu anderen Teilen auch Sachbuchelemente rund um das Thema Verkehrsunfälle einbindet
Der Schreibstil hat mich stellenweise sehr begeistert und fasziniert, weil er so schön einfängt, wie sich die Ereignisse in vielen Kleinigkeiten und im Alltäglichen eingebrannt haben und die Familie weiterverfolgen. Es wird darin spürbar, wie nagend Fragen sein können und wie stark der Drang nach Antworten werden kann. Insgesamt hat der Schreibstil des Buches aber auch viel Verwirrung bei mir ausgelöst. Ich würde ihn als assoziativ, springend und fragmentarisch beschreiben – Szenen der konkreten Suche an verschiedenen Orten mischen sich mit Kaffeerunden mit Freunden, in denen philosophisch Themen verhandelt werden, Sachbucheinschübe und Statistiken mischen sich mit teils recht zusammenhanglosen Anekdoten. Das Buch weigert sich schon fast, eine Struktur anzunehmen – so finden sich beispielsweise auch keine Kapitel in dem Buch.
Nach der Lektüre bin ich unentschlossen, wie mein Gesamtfazit ist: Anstrengend beim Lesen fand ich es sicherlich, aber vielleicht wird das auch dem Charakter einer Suche gerecht – das Unberechenbare, das zähe Ringen, die verwirrenden Emotionen. Ich fand das Buch recht hart zu lesen, aber vielleicht muss es bei diesem Thema eben genau das sein – nicht abgerundet, nicht geglättet, sondern in irgendeiner Form roh, ungeordnet, verwirrend und verstörend. Ein anderes Leseerlebnis ist es in jedem Fall und daher würde ich im Gesamten das Buch dennoch als Lektüre empfehlen.

Bewertung vom 13.05.2024
Balli, Kaur Jaswal

Zuckerbrot


sehr gut

Der Roman „Zuckerbrot“ spielt in Singapur und hat zwei ineinander verwebte Erzählstränge. Einerseits die Sicht der Protagonistin Pin, ein 10-jähriges Mädchen, das zwischen Ausgrenzungserfahrungen, Fragen zum Richtig und Falsch, zwischen religiösen Traditionen und Ausbruchsversuchen ihren Platz sucht. Andererseits wird ein Einblick in die Kindheit und Jugend von Jini, Pins Mutter gegeben. Beides ist beeindruckend ineinander verwebt. Das Buch dreht sich um Familiengeheimnisse und Konflikte, um Generationenfragen, um die Verhältnisse zwischen Tradition und Moderne, um große gesellschaftliche Fragen, wie Ausgrenzung, Rassismus, Sexismus. All dies ist eingebettet in die Familienbeziehungen zwischen Müttern und Töchtern. Die Themen verschiedener Generationen werden in einer bemerkenswerten Leichtigkeit und fast nebenbei in den Alltagsszenen vermittelt. So spielt z.B. die besondere Verbindung von Jini zum Kochen eine große Rolle und auch die Art, wie ihre Tochter und ihr Mann darin ein Stück Einblick in ihre sonst oft sehr verschlossene Emotionswelt bekommen. Gleichzeitig wird jedoch auch die Komplexität von Familiengeheimnissen und belastenden Erfahrungen nachgezeichnet.
Anfänglich hatte ich etwas Probleme, wirklich in die Geschichte einzutauchen und fand es etwas langatmig, aber schon nach einigen Seiten hat sich diese gelegt und das Buch hat mich sehr begeistert und auch berührt. Neben vielen Eindrücken aus (dem Alltag von) Singapur, konnte ich beim Lesen auch sehr in die Stimmungen der Familie eintauchen.
Daher auf jeden Fall eine Leseempfehlung.

Bewertung vom 08.04.2024
Wurster, Sandra

Bring dein Herz zum Tanzen


gut

Vielversprechende Idee, aber letztlich ein weiterer von vielen Selbstliebe-Ratgebern
Der Hinweis „Das etwas andere Tanzbuch“ und das Cover haben mich neugierig gemacht und ich habe mich auf Inspiration zum Tanzen und zum Loslösen von inneren Hindernissen gefreut.
Mein erster Eindruck: Ein wunderschön gestaltetes Cover, das Buch liegt schön in der Hand und die Farbauswahl finde ich ansprechend. Alles in allem würde ich das Buch auf jeden Fall als Schmuckstück bezeichnen, das sich sicherlich als Geschenk eignet und ein Blickfang im Bücherregal ist.
Auch beim ersten Durchblättern fällt direkt auf, mit viel Liebe und Bedacht, das Buch gestaltet ist – die Botschaft von Selbstliebe und Freude spiegeln sich in jedem Fall im Gestalterischen wider und der Ersteindruck ist sehr stimmig. Der Text ist immer wieder von Fotos, kleinen Infoboxen, Zitaten und Illustrationen durchbrochen, was das Lesen etwas kurzweiliger und abwechslungsreicher macht. Das Buch eignet sich auch super zum Blättern und sich kreuz und quer durch den Text treiben lassen.
Zwischen den beiden schönen Buchdeckeln findet sich ein Buch über das Tanzen, Self-Care und Self Love sowie Body Positivity. Grundlage der Themen bilden ausführliche autobiographische Ausführungen der Autorin und ihrem Lebensweg – mit und ohne das Tanzen.
Die praktischen Abschnitte zum Tanzen sind recht spärlich und auch im Text nimmt das Tanzen meiner Meinung nach für ein Tanzbuch sehr wenig Raum ein – aber es soll ja auch ein „etwas anderes Tanzbuch“ sein. Im Buch finden sich auf jeden Fall viele praktische Ideen und Tipps aus dem Bereich Self Care und z.B. auch Hinweise auf Anlaufstellen und Ressourcen. Alles in allem war mir der Inhalt etwas zu flach und die Struktur nicht klar erkennbar. Für mich reiht es sich in die vielen Selbstliebe-Ratgeber fließend ein und ich vermisse etwas Neues, das sich von dem reichlich überfüllten Selbstliebe-Ratgeber-Markt abhebt. Das Thema würde so viel mehr bieten und bei der angedeuteten Diversität auf dem Cover hatte ich die Hoffnung, dass auch der Inhalt mehr Bezug darauf nehmen würde, aber bis auf einen Absatz zu Blackfacing im Kontext von Kostümen vermisse ich eine konsequente Bezugnahme darauf.
Insgesamt bin ich leider etwas enttäuscht von dem Buch bzw. hatte andere Erwartungen. Geholfen hätte mir ein stärkerer Hinweis darauf, dass es primär ein autobiographisches Buch ist, welches das Thema Tanzen als zentrales Motiv hat. Bei mir ist der Funke leider nicht übergesprungen und mein Herz hat das Buch leider nicht zum Tanzen gebracht.