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Schnuffpuschel
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Wennigsen

Bewertungen

Insgesamt 26 Bewertungen
Bewertung vom 31.03.2022
Galsworthy, John

Die Forsyte Saga


sehr gut

Der Schuber beinhaltet nicht nur die drei Teile in gebundener Form, sondern auch einen herausnehmbaren Stammbaum, welcher beim Lesen hilfreich war. Im Mittelpunkt der Reihe steht die Familie Forsyte, die Ende des 19. Jahrhunderts lebt und der englischen höheren Gesellschaft angehört. Im Anhang des letzten Teils kann man die Vita des Autors und das Nachwort zur aktuellen Ausgabe nachlesen, was mir ebenfalls sehr gut gefallen hat.

Achtung - Spoiler

1. Der reiche Mann: Die Geschichte startet 1886. Im Haus vom alten Jolyon Forsyte wird die Verlobung seiner Enkelin June mit dem Architekten Bosinney gefeiert, der der Familie zwar zugleich unter Stand erscheint, dennoch von June verteidigt wird.

Im Mittelpunkt des ersten Romans steht vor allem Soames Forsyte, einem der Neffen von Jolyon. Nach ihm wurde auch dieser Band benannt. Er ist unglücklich mit Irene verheiratet, welche die Freiheit in ihrer Ehe vermisst, die ihr zu Beginn der Beziehung versprochen wurde, Soames wiederum ziert seine Umgebung gerne mit seiner schönen Frau und versteht deren Probleme nicht. Die Ereignisse spitzen sich dramatisch zu, als Soames Bosinney den Auftrag gibt, für ihn in Robin Hill ein Haus zu bauen.

2. Nachsommer / In Fesseln: Der zweite Teil der Reihe startet circa 5 Jahre später als der erste Band - wie schon beim ersten Teil wird zunächst der Blick auf Jolyon Forsyte geworfen, der in dem Haus in Robin Hill wohnt - gemeinsam mit "dem jungen Jolyon", dessen zweiter Frau und den Kindern June, Holly und Jolly. Jolyon hat den Unmut über seinen Sohn überwunden und genießt die Nähe, da er im Stadthaus nach Junes Auszug vereinsamt war. Doch nun überkommt ihn erneut die Einsamkeit. Irene, die inzwischen von Soames nach den Geschehnissen des ersten Teils geschieden ist, kommt ihn und die Enkel öfters besuchen und gewinnt einen Platz in seinem Herz. Gegen 1920 verstirbt Jolyon Forsyte. Da er mein favorisierter Protagonist war, hatte ich mit dem Einstieg in den zweite Teil der Handlung ein wenig Schwierigkeiten.


3. Erwachen / Zu vermieten: Im letzten Tei der Forsyte Sage stehen die Enkel von Jolyon Forsyte im Mittelpunkt der Handlung.
Was ich in diesem Teil interessant fand war, dass mir tatsächlich Soames sympathisch wurde - zumindest in seiner Liebe zu Fleur. Auch wenn er zunächst bei ihrer Geburt enttäuscht ist von der Tatsache, dass sie keine Tochter ist, schafft sie es über die Jahre, seine harte Schale zu knacken - sie "füllte sein Herz völlig aus" (S. 45), das heißt nach Irene hat er endlich einen Mensch, den er ohne Einschränkung lieben kann. Die Familienzweige haben sich seit ewigen Jahren immer mehr auseinandergelebt, was vor allem auch durch den Tod des alten Jolyon noch verschärft wurde. War es in der Generation ihm und seinen Geschwistern noch so gewesen, dass man sich gegenseitig zwar mit Zweifel und Mißtrauen entgegen getreten ist, jedoch nach außen immer respektvoll miteinander umgegangen ist, werden nun offene Kriege ausgetragen. Früher galt, dass die Familie geschützt werden musste - um jeden Preis. Von diesem Motto ist zwei Generationen später kaum noch etwas zu spüren. Der Autor versucht dies in seinem Abschlussteil zu entschärfen, was ihm meines Erachtens auch gelungen ist.

Fazit : Ich hatte zunächst ein paar Schwierigkeiten beim Einstieg. Zum einen gibt es wirklich sehr viele Charaktere, die gefühlt zeitgleich auf den Plan treten, zum anderen ist mir die Identifizierung mit den Protagonisten schwer gefallen, da ich zunächst nicht ausmachen konnte, wer im Mittelpunkt steht und wer nur Nebencharakter ist. Der Stammbaum hat zumindest ersteres erheblich vereinfacht.

Da ich regelmäßig Klassiker lese, daher war mir vorab klar, dass die Schreibe des Autors nicht mit der aktueller Autoren vergleichbar sein kann. Im Vergleich zu anderen Autoren seiner Zeit muss ich jedoch gestehen, dass Galsworthys Schreibe zwar flüssig ist und man daher auch alle drei Bücher in relativ kurzer Zeit lesen kann. Aber stets hatte ich beim L

Bewertung vom 21.12.2021
Alinaghi, Yasmin

Unwert - Der Weg des Kirschmädchens


sehr gut

Innerhalb einer Leserunde habe ich gerade das Buch "Unwert - Der Weg des Kirschmädchens" von Yasmin Alinaghi ausgelesen. Der Schreibstil der Autorin ist flüssig und es ist schön, dass sie immer mal wieder die Mundart einfließen lässt.

In dem mit dreihundert Seiten für einen historischen Roman eher schmalen Buch geht es um die dreizehnjärige Käthe, die auf einem kleinen Bauernhof in der hessischen Gemeinde Gudenshain aufwächst. Nachdem ihr Mutter im Kindbett gestorben und ihr Vater in einem Siechenheim wohnt, ist sie zunächst froh, dass sie auf dem Hof bleiben darf - sie hilft überall aus, wo sie gebraucht wird, nicht zuletzt bei der Kirschernte. Doch einer der Erntehelfer, ein Mann namens Zorres, vergeht sich mehrfach an ihr, so dass ihr Leben einer Hölle gleicht.

Was ich nicht erwartet hatte, jedoch keineswegs im negativen Sinn ist die weitere Entwicklung der Handlung. Ich hatte damit gerechnet, dass der Roman sich darum dreht, wie Käthe aus den Fängen von Zorres entkommt, doch vielmehr wird thematisiert, wie mit einigen jungen Frauen und Mädchen in Käthes Situation zur Zeit des Naziregimes umgegangen wird.

Thematisch hatte mich da Buch daher sehr in den Bann geschlagen, lediglich die Beschreibung der Protagonistin hätte für meinen Geschmack ein klein wenig ausführlicher sein können, doch das ist ja Geschmackssache. Ich werde auf jeden Fall den Buchmarkt im Auge behalten, sollte hier die Geschichte fortgesetzt werden.

Bewertung vom 29.10.2021
Reimer, David

Das Geheimnis der schwarzen Pyramide


sehr gut

„Das Geheimnis der schwarzen Pyramide“ ist der vierte Teil der „Henry Voigt Abenteuerreihe“ des Autors David Reimer.
Ich kenne die Teile davor nicht, doch beim Lesen hatte ich nicht das Gefühl, dass das zum Verständnis der Handlung wichtig ist, so dass man schon sagen kann, dass der Teil auch unabhängig von der Reihe gelesen werden kann.

Doch worum geht es?
Der Archäologe Henry H. Voigt erhält eine eilige Nachricht, die ihn nach Ägypten ruft. Eigentlich wollte sich dieser gerade mehr auf sein Privatleben konzentrieren, doch ein Kollege, der gerade eine Ausgrabung an der Djoser-Pyramide leitet, lockt ihn mit dem Versprechen, dass die Geschichtsschreibung angepasst werden müsste mit seiner Entdeckung.

Wie war mein Leseeindruck?
Die Schreibe des Autors, die Entwicklung des plots aber auch die Geschichte selbst haben mir richtig gut gefallen, so dass das Lesen mir während des gesamten Buches sehr viel Spaß bereitet haben. Die Informationen zur ägyptischen Geschichte werden mit Bedacht eingestreut, ohne den Lesefluss zu beeinflussen oder staubtrocken zu machen. Oft hat man Indiana Jones vor Augen und muss schmunzeln, denn nicht nur thematisch gibt es hier Parallelen, sondern auch in der Idee, historische Fakten mit Abenteuer und einer Prise Mystizismus zu verbinden finden sich wieder. Das einzige kleine Manko sehe ich in der Entwicklung der Charaktere, allen voran der weiblichen. Diese erscheinen mir an der einen oder anderen Stelle ein wenig zu klischeehaft, aber das mag mein ganz persönlicher Eindruck zu sein. Ansonsten hat mir das Lesen großen Spaß gemacht und ich könnte mir sehr gut vorstellen, auch die anderen Bücher der Reihe zu lesen. Und es muss weitergehen mit der Reihe, denn das Ende hat durchaus Platz für einen kleinen Cliffhanger gelassen.

Bewertung vom 27.10.2015
Stettler, Markus L.

Der Blutende Planet (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Schon das Cover des Buches ist ebenso wie das Format ungewöhnlich und fällt daher sofort ins Auge. Mit seinen über 550 Seiten und dem etwas größeren Format ist es schon außergewöhnlich und hatte mein Interesse sofort geweckt, als ich es das erste Mal in den Händen gehalten habe. Auch der Klappentext verrät nicht zu viel vom Inhalt, weckt aber auch keinen falschen Eindruck – also in meinen Augen wurde hier alles richtig gemacht.
Erzählt wird die Geschichte in drei Handlungssträngen, in denen die drei Hauptcharaktere eingeführt werden. Leos Kan dient als Führungsoffizier bei den Bewaffneten Diensten und hat dank seiner ominösen Mutter Agra Kan ein Leben voller Drill, Vorsicht und Kampf hinter sich. NR, eine junge Frau ohne Namen, lebt im Schwarzlichtviertel, in welchem die Rebellen den Aufstand planen. Im dritten Handlungsstrang wird der junge Novize der Wissenschaftsreligion Franzin Berzellius eingeführt, der in die Fußstapfen seines Vaters treten möchte. Schnell wird dem Leser klar, dass die politischen Verhältnisse auf dem Planeten Gasa angespannt sind. Zu Beginn erfahren wir, dass es eine Zeit der Maschinenkriege gegeben hat, in deren Folge sehr viele Menschen ihr Leben verloren haben. Um die Menschen in Zukunft besser zu schützen, wurden die Bewaffneten Dienste, das Planetenkonsortium und die Wissenschaftsreligion gegründet, doch der Machtkampf Einzelner hat das Verhältnis unter den drei Großen Parteien schwer belastet, so dass Friedensverhandlungen auf Gasa notwendig erscheinen.
Es kommt zu einem Attentat, in dessen Folge nicht nur die Friedensverhandlungen als gescheitert erklärt werden, sondern ein Kampf um das Überleben der gesamten Menschheit auf dem Spiel steht. Plötzlich wird allen klar, dass nicht der Konflikt zwischen den verschiedenen Parteien der Menschen Ursache der angespannten Situation ist, sondern andere ihre Fäden geschickt gesponnen haben. Hier wird auch das erste Mal von der Vierten Energie gesprochen, die Titelgeber der Reihe ist.
Ich mochte Leos Kan von der ersten Seite an und auch die Beschreibung seiner Mutter hat mich sehr neugierig auf die Kurzgeschichte gemacht, die ich mir auch in den nächsten Tagen durchlesen werde. Aber es blieb nicht bei Leos – Franzin und NR haben in keinster Weise gelangweilt, auch ihre Anteile am Roman waren groß und ich hatte große Freude zu erleben, wie die drei Leben miteinander verzahnt wurden.
Die Schreibe des Autors ist sehr lebendig, die Beschreibungen der Geschehnisse sind sehr anschaulich, so dass ich jetzt noch bestimmte Situationen vor Augen habe, als hätte ich sie in einem Film gesehen. Auch die Charakterzeichnung hat mir sehr gut gefallen, sie werfen Schatten, haben eine Vergangenheit und man fiebert mit allen dreien mit.
Ich habe noch nicht allzu viele Science Fiction Romane gelesen, da ich immer das Gefühl hatte, mit technischen Details erschlagen zu werden. Oft habe ich dann schon gedacht, dass ich, wenn ich wissen möchte, wie und warum ein Schiff fliegt, ein Sachbuch kaufen kann und keinen Roman. Daher war dieses Buch eine wirklich erfrischende Erfahrung, die Lust auf mehr macht.
Was mir auch sehr gut gefallen hat, war die Sprache. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass hier jemand wirklich Herzblut in die Geschichte einfließen lassen hat, so dass mir manche Wortkreationen so gut gefallen haben, dass ich sie wahrscheinlich unwillkürlich in meinen Wortschatz übernehmen werde. Hoffentlich lässt der zweite Teil nicht allzu lange auf sich warten – ich werde ihn auf jeden Fall lesen sobald er rauskommt, da ich unbedingt wissen möchte, wie es weitergeht. Kurzum – ich gebe sehr gerne die volle Punktzahl für den Roman und spreche eine absolute Kaufempfehlung aus.
Dieses Buch ist nämlich nicht deswegen so lang, weil der Autor sich in unsinnigen Wiederholungen verstrickt, sondern einfach viel zu erzählen hat - und das macht einfach nur Spaß.