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Blubie
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Schönau

Bewertungen

Insgesamt 197 Bewertungen
Bewertung vom 30.10.2024
Wahl, Caroline

22 Bahnen


ausgezeichnet

Late to the party, I know!
So viel wurde schon über das Buch gesagt, das hat mich neugierig gemacht und ich reihe mich nun in die Gruppe der Begeisterten ein.
Es ist wieder einmal eine Geschichte über eine dysfunktionale Familie, aber wieder ein bisschen anders erzählt, mit viel Hoffnung und glaubwürdigen Protagonist:innen.
Der Schreibstil ist ansprechend und flüssig, die Sätze klar und schnörkellos - authentisch wirkend in der Ich-form einer jungen Frau - und dennoch schwingt immer auch ein wenig Poesie mit.
Ich mochte den Erzählstil sehr, aber auch die Figuren sind mir sehr ans Herz gewachsen.
Es geht um den Alkoholismus der Mutter, die Abwesenheit der Väter, den Zusammenhalt unter Geschwistern und den Drang junger Menschen trotz all der Widrigkeiten einen Platz im Leben zu finden... und ein wenig Verliebtsein ist auch dabei.
Ein tolles Buch, trotz harter Thematik.
Ich werde definitiv auch den Nachfolgeroman lesen.

2 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 23.10.2024
Hansen, Stefanie

Für immer und ein Jahr


ausgezeichnet

Ich habe eine Weile gebraucht, um in dieses Buch zu finden, denn die Thematik ist - auch wenn man davon nicht direkt betroffen ist - schon sehr schwierig.
Trauer, wenn ein geliebter Mensch viel zu früh stirbt, darum geht es es und wie man als Familie es trotzdem schafft weiter zu machen.
Jan trauert um seine Frau, die vor kurzem an Krebs verstorben ist. Zurück bleiben er und seine beiden Teenager Kinder.
Kaya hat ihrem Mann einen Auftrag hinterlassen: ein Kalender mit Geburtstagen von Menschen, die ihr wichtig waren. Jan soll ein Jahr lang an ihrer Stelle, all diesen Menschen telefonisch gratulieren.
Eine schwierige Aufgabe, da Jan nicht gut ist in der Pflege sozialer Kontakte, noch schwieriger während seiner Trauerphase.
Anfangs hatte sich in mir etwas gegen diese Idee gesperrt, weil ich es fast übergriffig fand, einen Menschen quasi damit zu erpressen - ich würde das meinem Mann einfach nicht antun wollen.
Aber während des Lesens fand ich die Idee interessant, schon allein weil nicht alle Kontakte erhellend sind und Jan weiter bringen, aber einige Anrufe eben doch.
Es tat stellenweise wirklich weh, der Familie beim Trauern zusehen zu müssen, aber das macht das Buch auch authentisch, aber insgesamt transportiert es eine schöne und hoffnungsvolle Botschaft.
Letztendlich habe ich das Buch zufrieden beendet, ohne depressive Gedanken, wie ich anfangs befürchtet hatte. Und der Schreibstil von Stefanie Hansen (Stefanie H. Martin auch bekannt für ihre wundervolle Bloomsbury Trilogie um Virginia Woolf) war wie immer ein Genuss.

Bewertung vom 20.10.2024
O'Mahony, Jacqueline

Sing, wilder Vogel, sing


gut

Dies ist die Geschichte einer irischen Frau, die als Kind verstossen wird weil ein Fluch auf ihr lastet, später den großen Hunger überlebt und schließlich in Amerika landet... immer auf der Suche nach etwas, das sie nicht greifen kann.

Der Schreibstil ist klar und geradlinig, vielleicht an manchen Stellen zu emotionslos und das war leider mein Problem mit diesem Buch, denn ich konnte Honora - die Hauptprotagonistin - nicht fühlen. Obwohl ich sie durch viele Tiefen (Höhen gibt es so gut wie keine) begleitet habe, so blieb sie mir unnahbar und fremd.
Ich verstehe, was die Autorin mit dieser Geschichte erzählen will, aber - wie so viele LeserInnen vor mir - fand ich aber die Anzahl der Schicksalsschläge zu viel (so ein bissl "Wanderhure" für Anspruchsvolle).
Der erste Teil in Irland hat mir definitiv mehr zugesagt, als die Wild-West-Story des zweiten Teil, aber ja... ohne diesen gäbe es allerdings das schlüssige, wenn auch arg kitschige, Ende nicht.
Ja, man kann es als feministische Literatur sehen, es ist auch sicher nicht schlecht, aber leider hat es meinen Geschmack nicht zu hundert Prozent befriedigen können.
Pociao und Roberto de Hollanda waren die ÜbersetzerInnen.

Bewertung vom 08.10.2024
Sargnagel, Stefanie

Iowa


ausgezeichnet

Was habe ich mich auf dieses Buch gefreut! Ich mag Stefanie Sargnagels Humor einfach und wurde absolut nicht enttäuscht.
Die Wienerin Stefanie Sargnagel wird für einige Wochen nach Iowa ans College eingeladen, um Deutsch-StudentInnen kreatives Schreiben beizubringen, sie nimmt ihre Berliner Freundin Christiane Rösinger (u.a. bekannt als Lassie Singer) mit und das Abenteuer Mittlerer Westen kann beginnen.
Der Schreibstil hat mich sofort gepackt und ich habe das Buch in einem Rutsch durchgelesen und mein Mann unfreiwillig mit... weil ich ständig Passagen vorlesen musste - teilweise wirklich schwere Arbeit, wenn man dabei so hart lachen muss.

Sargnagel trifft meinen Humor zu hundert Prozent: sarkastische Beobachtungsgabe, der Hang zum Übertreiben und liebenswerte Selbstironie. Sie beschreibt genau das Amerika, das man sich so insgeheim vorstellt, mit all den Klischees, aber trotz aller Ironie auch sehr liebenswert und ich hatte mehrmals beim Lesen den dringenden Wunsch dabei sein zu wollen.
Die Fußnoten, in denen Christiane Rösinger, das eine oder andere in der Erzählung richtig stellt, machen viel Spaß, aber generell ist die Symbiose der beiden Frauen sehr herzerfrischend.
Viel Feminismus, viele Frauenprobleme die mit dem Älterwerden einher gehen, viel Selbstreflexion und eine große Portion skurriles Amerika und ein ganz wunderbarer Humor.
Von mir gibt es eine absolute Leseempfehlung!

Bewertung vom 27.09.2024
Stögerer, Daniel

Luzia


ausgezeichnet

Die Erzählung beginnt in Wien 1926 mit der achtjährigen Luzia, die bei ihrer Pflegemutter aufwächst. Sie ist ein lediges Kind und ihre Mutter arbeitet in einem Hotel am Wolfgangsee. Später wird sie bei Bekannten auf dem Land untergebracht. Nirgendwo fühlt sie sich wirklich zugehörig.
Der Autor lässt mit seinem tollen und bildhaften Schreibstil das Wien der damaligen Zeit auferstehen, das alles andere als idyllisch ist: Politische Unruhen, Arbeitslosigkeit und Elend. Stögerers Charaktere sprechen authentisch und es sind alte Wiener Ausdrücke, die das Gesamtbild abrunden.
Daniel Stögerer hat mit diesem schmalen, aber gehaltvollen, Buch seiner Urgroßmutter ein wunderbares Denkmal gesetzt.
Meine Mutter ist als lediges Kind 1926 in Wien zur Welt gekommen, das Buch hat mich in jene Zeit entführt und ich bin dem Autor sehr dankbar dafür.
Von mir gibt es eine absolute Leseempfehlung!

Bewertung vom 26.09.2024
Mustard, Jenny

Okaye Tage


ausgezeichnet

Um dieses Buch kam man in den letzten Wochen kaum herum, da massiv Werbung dafür gemacht wurde... aber ehrlich gesagt, hätte ich es ohnehin lesen wollen - der Titel und das Buchcover haben mich einfach sofort angesprochen.
"Okaye Tage" ist ein ruhiges und unaufdringliches Buch, ohne Hektik folgen wir abwechselnd Sam und Luc durch die Kapitel und durch ihre Geschichte. Jenny Mustard schafft eine wunderbare Atmosphäre, in der sie Alltägliches spürbar macht.
Auch wenn mir die Charaktere nicht wirklich super sympathisch waren (vielleicht fällt es mir mittlerweile auch schwer, mich mit Mittzwanzigern zu identifizieren), so habe ich die Entwicklung der Beziehung zwischen den beiden gerne mitverfolgt und war einmal mehr gerne zu Gast in London.
Der Schreibstil ist ruhig aber einnehmend, die Geschichte unktischig und realistisch.
Von mir gibt es eine Leseempfehlung von Lisa Kögeböhn die Übersetzung.

Bewertung vom 23.09.2024
Nugent, Liz

Seltsame Sally Diamond (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Whoa! Was war das denn für ein geniales Buch!
Gleich mal vorweg: zarte Gemüter bitte Finger weg.
Das war absolut starker Tobak, der mich emotional ziemlich aufgewühlt hat. Dieses Buch läßt uns tief in die furchtbarsten Abgründe menschlicher Monstrositäten abtauchen.
Stilistisch gut erzählt, aus der Sicht einer Protagonistin, die man einfach mögen muss - trotz oder sogar wegen ihrer seltsamen Art.
Aber noch jemand anderes erzählt seine Geschichte, worüber ich aber nicht mehr sagen kann, weil ich sonst spoilern müsste.
Ist es ein Psychothriller? Ja, könnte man schon so sagen, aber in erster Linie ist die Erzählung ein Drama und zeigt uns, was ein einzelner Mensch an Schaden anrichten kann, wieviele Menschen davon nachhaltig betroffen und schwerst traumatisiert sind.
Die Story ist unvorstellbar grausam, aber nicht an den Haaren herbeigezogen, denn in der Vergangenheit gab es einige Beispiele, die vielleicht Inspiration für diese Geschichte waren.
Bevor ich weiter nichtssagend um den Inhalt herumeiere, höre ich hier mit der Rezension auf - mit den Worten: Lest das unbedingt!
Kathrin Razum hat wunderbar übersetzt.

Bewertung vom 19.09.2024
Menger, Ivar Leon

Finster


gut

Der Anfang des Buches hatte mich sofort eingefangen, der Schreibstil ist leicht und das Setting herrlich düster. Ein Dorf voller zwielichtiger Einwohner, die alle irgendwie nicht so ganz sauber wirken, eine psychiatrische Einrichtung als I-Tüpfelchen obendrauf.
Setting und Plot haben mir wirklich gut gefallen, die Umsetzung konnte mich leider nicht ganz so überzeugen. Der Schreibstil ist leicht... aber vielleicht auch ein bisschen arg simpel, die Dialoge wirken unnatürlich und die Protagonisten auf dem zweiten Blick zu platt. Und was mich wirklich genervt hat, war das gezwungene 80er Gefühl. Ich mag an sich Geschichten, die in der Vergangenheit spielen, aber ich möchte es spüren und nicht in jedem Absatz eine Produktplatzierung, die mich anbrüllt, dass ich bitte nicht vergessen soll, dass wir uns im Jahr 1986 befinden. So etwas wirkt auf mich leider sehr bemüht - mehr aber auch nicht.
Die Handlung fand ich gut, auch die Auflösung. Es hat Spass gemacht herumzurätseln, wer der Greifer sein könnte.
Ich denke, der Thriller wird viele begeisterte Leser finden. Ich selbst werde wohl kein weiteres Buch des Autors lesen.

Bewertung vom 17.09.2024
Jackson, Jenny

Pineapple Street


sehr gut

Jenny Jackson entführt uns für eine kurze Zeit in die Upperclass New Yorks und wir lernen drei Frauen der Familie Stockton kennen, die zum alten Geldaldel gehört. Da sind zum einen die beiden Schwestern Georgiana und Darley und zum anderen die eingeheiratete, aus der Mittelschicht stammende, Sasha.
Die Kapitel sind jeweils aus der Sicht dieser unterschiedlichen Frauen erzählt, was das Buch tatsächlich spannend macht, da ein und dieselbe Situation oftmals völlig anders interpretiert wird.
Im Prinzip geht es um die Generation der reichen Millenials, die sich ihrer Privilegiertheit bewusst sind und ihr Kapital mehr oder weniger sinnvoll einsetzen wollen.
Es sind erste Welt Probleme, die wir nebenbei kennenlernen, aber auch durchaus tragische Begebenheiten bis hin zur Einsamkeit, die dicke Bankkonten mit sich bringen können.
Mit leichtem Sarkasmus navigiert die Autorin den Leser durch diese befremdlich dekadente Welt.
Ein kurzweilig geschriebener Roman, der unterhaltsam ist, aber nicht sonderlich tiefgründig. Übersetzt von Barbara Schaden.

Bewertung vom 31.08.2024
Lind, Jessica

Kleine Monster


ausgezeichnet

Ehrlich gesagt dachte ich bei dem Buchcover und -titel, dass es sich hierbei um ein humorvolles Büchlein handelt, in dem ich über witzige Alltagssituationen mit Kindern lese…
Tja, weiter entfernt hätte ich nicht sein können. Jessica Lind erzählt von den dunklen Seiten des Mutterseins, was man fühlt, wenn das Kind nicht so „funktioniert“ wie man es sich eben so vorstellt, wenn man noch kein Kind hat. Die Gedanken, die pure Verzweiflung, der Zweifel an sich und dem Kind… das alles ist (leider) so wahnsinnig nah an der Wahrheit, dass es wehtut. Jede Mutter möchte so sein wie Olivia Walton, in der Realität sind wir aber weit davon entfernt, denn Mütter sind auch nur Menschen und diese machen Fehler. Und dann haben auch Mütter eine Vergangenheit und schleppen die Altlasten aus ihrer eigenen Kindheit herum. Auch wenn man sich noch so oft schwört: Ich werde nie wie meine Mutter!… dieses Erbe sitzt tief und kommt hoch, wenn man es nicht erwartet.
Probleme als Eltern, traumatische Ereignisse in der Kindheit, die Spuren hinterlassen, Entfremdung innerhalb der Familie - über all das schreibt Jessica Lind in ihrem Roman, der nicht spritzig leicht ist, sondern harte Kost.
Eine grossartige psychologische Skizze, die unter die Haut geht. Sehr lesenswert!