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Ele
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Insgesamt 390 Bewertungen
Bewertung vom 06.01.2024
Get you the Moon
Jo Milu

Get you the Moon


gut

Get you the Moon, Roman von Jo Milu, 388 Seiten, erschienen bei Whispering Voice Publishing
Partys, lange Nächte, Clubleben und unwiderstehliche Versuchungen, dazwischen Kehya.
Obwohl Keyha schon im Kindesalter unter schrecklichen Umständen ihre Mutter verloren hat, hat sie in ihrem bisherigen Leben nur das Schöne, das Gute und das für sie Richtige gewählt. Trotz Schwierigkeiten mit ihrem Vater, der mit dem Tod der Mutter nicht umgehen kann, bleibt sie zuversichtlich und optimistisch, dabei an ihrer Seite Eddy – ihr bester Freund seit Kindertagen.
Doch dann tritt Adam ein erfolgreicher DJ in ihr Leben und krempelt es total um. Zwischen ihnen entsteht eine leidenschaftliche Affäre, doch Adam benimmt sich seltsam und nichts ist mehr für Kehya so wie es war.
Insgesamt fand ich das Buch recht unterhaltsam, in frischem modernem und flüssigem Stil geschrieben. Moderne Sprache, freche Dialoge beleben die Geschichte. Das Setting welches sich hauptsächlich auf private Räume und Clubs bezieht, ist anschaulich geschildert. Die Handlung der agierenden Personen sind glaubhaft wenn auch nicht immer zufriedenstellend für mich gewesen. Kehyas Lebenseinstellung hat mich überzeugt. Besonders Adams Verhalten habe ich nicht immer nachvollziehen können. Meine Lieblingsperson Eddy, so einen guten Freund wünscht sich jede Frau. Die Liebensszenen waren erotisch doch niemals zum Fremdschämen, das war sehr angenehm.
Adam ist für mich durchs ganze Buch hindurch undurchschaubar geblieben. Sein Verhalten, seine Gedanken und Beweggründe sind mir nicht klar geworden, das Klischee des „Bad Boy“ hat er somit gut erfüllt. Trotzdem hätte ich mir insgesamt, mehr Tiefe im Buch gewünscht. Auch der Hintergrund über den Tod von Kehyas Mutter hätte ich mir besser erklärt gewünscht.
Dass Kehya beim Tod ihrer Mutter anwesend war, finde ich unnötig für die Gesamtgeschichte, und am liebsten hätte ich nach dem Prolog das Buch abgebrochen. Das Verhalten von Adam und besonders sein Auftreten gegenüber Sophia fand ich unterirdisch. Am meisten haben mich die gehäuft auftretenden Fehler gestört, bei einzelnen Sätzen fehlen Wörter um einen Sinn zu ergeben. Schlimm fand ich auch den Begriff „Zehnspitzen“, wobei sicher die Zehen gemeint waren, nicht zehn Spitzen, darüber bin ich mehrmals gestolpert. Außerdem fand ich nach den ersten Kapiteln unnötig immer wieder zu erwähnen, dass die Protagonisten Dreads trägt und sie immer und immer wieder zu einem Dutt frisiert.
Insgesamt hat mich das Buch jedoch gut unterhalten. Von mir 3 Sterne.

Bewertung vom 28.12.2023
Aufs Meer hinaus
Enger, Cecilie

Aufs Meer hinaus


sehr gut

Aufs Meer hinaus, historischer Roman von Cecilie Enger, 304 Seiten, erschienen im Pengiun Verlag.
Ein ruhiger unaufgeregter Roman über Emanzipation Ende des 19. Anfang des 20. Jahrhunderts.
Bertha Torgensen ist im Verkauf in der Fleischerei ihres Vaters tätig. Als sie zur Konfirmation ein Kleid bekommt lernt sie die etwas ältere, eher androgyn wirkende Hanna kennen. Ihr Weg führt sie von Zuhause weg nach Visnes und auch hier trifft sie auf Hanna, immer mehr fühlt sie sich von ihr angezogen.
Ein Buch in drei Teilen, das sich in 42 Kapitel gliedert. Lebhafte, schlagfertige Dialoge machen die Lektüre lebendig.
Mir hat das Buch gut gefallen, besonders gefällig, war der in schönen Worten, flüssig geschriebene Stil. Kaum spannend und ruhig plätschert die Geschichte, jedoch ohne besondere Hochs und Tiefs. Spannung oder erschütternde Schicksalsschläge blieben aus. Ein Buch um gefällig und ruhig dahin zu lesen und dabei gut unterhalten zu werden. Etwas mehr Erotik oder wenigstens Romantik hätte ich mir erwünscht. Wie aus den beiden erfolgreiche Reederinnen wurden, ihr Geschick in geschäftlichen Dingen hat mich sehr interessiert und dabei gut unterhalten. Eine Erfolgsgeschichte der beiden allerersten Reederinnen überhaupt. Die Figuren, besonders Bertha waren charakterlich sehr gut gezeichnet.
Der Plot an sich war stets glaubhaft und nachvollziehbar geschildert. Der Autorin kann ich eine hervorragende Recherche bestätigen, diese Erfolgsgeschichte der ersten Reederinnen hat sich wohl wirklich so oder zumindest ähnlich zugetragen. Meine Nachforschungen im Internet haben dies bestätigt. Gefallen haben mir die gefundenen Bilder der beiden „Mannsfrauen“ da wäre es eine tolle Idee gewesen etwas Bildmaterial im Buch beizufügen.
Insgesamt eine Buchempfehlung und von mir 4 Sterne.

Bewertung vom 18.12.2023
Das einzige Kind (eBook, ePUB)
Lind, Hera

Das einzige Kind (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Das einzige Kind, historischer Roman nach einer wahren Begebenheit von Hera Lind, ebook, by Knaur eBook.
Der unglaublich harte Weg des kleinen Djokos in die Freiheit und Sicherheit – unfassbar tapfer.
Djoko wurde im ehemaligen Jugoslawien geboren. In den Anfängen des 2. Weltkriegs verlor er seine Eltern und Großeltern, ohne Angehörige und mit immer wieder unterschiedlichen Bezugspersonen. Hier ist die entbehrungsreiche und gefährliche Flucht quer durch Europa, in der Kindheit des späteren Franz Peters-Engl beschrieben.
Ich bin erschüttert, des Öfteren dachte ich nicht mehr weiterlesen zu können so sehr hat mich die Lektüre mitgenommen. Welcher Überlebenswille und Zähigkeit steckt in dem kleinen Djoko, schon der Anfang war nervenzerreißend, die Beschreibung mit dem Wolfsangriff hat mich sofort in die Geschichte katapultiert. Von da ab, wollte ich die dichte und flüssige Erzählung, nicht mehr aus der Hand legen.
Das Buch spielt aus der Sicht des Protagonisten in der Ich-Form geschrieben. Lebendige Dialoge, Unterhaltungen in Mundart und fremdsprachliche Phrasen machen den Roman lebendig. Die einzelnen Kapitel sind mit Ort des Geschehens und Jahreszahl gekennzeichnet können also stets zeitlich und örtlich korrekt wahrgenommen werden.
Immer wieder hat mich der Roman an meinen Vater erinnert, der als Heimatvertriebener nach Wien kam und dort im gleichen Alter wie Djoko, jedoch im russischen Sektor, seine Jugend verbracht hat. Die Zusammenführung mit seiner Restfamilie, ebenfalls ohne gültige Papiere hat sich ebenso dramatisch gestaltet. Ganz nah dran war ich deshalb an der Erzählung. Immer wieder hat mich die Lektüre zu Tränen gerührt.
Mir hat es gefallen, dass selbst in so einer entbehrungsreichen Zeit, immer wieder Menschen mit einem guten Herz sich um dem kleinen Djoko gekümmert haben. Es hat mich so erbarmt, wie oft der Kleine Schmerzen ertragen musste, knapp mit dem Leben davon kam und immer wieder liebgewonnene Menschen verloren hat. Das war unglaublich spannend und hart zu lesen. Djoko ist ein tapferer kleiner Kerl, er verdient meine Hochachtung, er hat sich nie unterkriegen lassen und hat sich später ein beschauliches Leben aufgebaut. Die Grausamkeit eines Krieges ist hier in vielen Details dargestellt, zart besaitete Gemüter könnten bei der Lektüre Probleme haben. Insgesamt jedoch ist das meiste glaubhaft und logisch wiedergegeben, das eine oder andere wird wohl der Dramatik halber, verstärkt worden sein. Das Setting wurde hervorragend beschrieben, beim Lesen entstand Kopfkino.
Meine Empfehlung für dieses Buch, der Leser sollte die zum Teil grausame Handlung ertragen können. Das Leid und die Unmenschlichkeit eines Krieges sind schonungslos beschrieben. Die Spannung hält sich bis zur letzten Seite. Die tragisch geschilderte Kindheit Djokos bekommt von mir 5 Sterne.

Bewertung vom 08.12.2023
Monster / Oliver von Bodenstein Bd.11
Neuhaus, Nele

Monster / Oliver von Bodenstein Bd.11


ausgezeichnet

Monster, Eifel-Krimi von Nele Neuhaus, E-Book, Ullstein eBooks
Der 11. Bodenstein- Kirchhoff-Krimi
Die 16jährige Larissa wurde erdrosselt aufgefunden. Durch einen DNA-Abgleich wurde ein junger afghanischer Asylbewerber verdächtig. Bevor Pia und Kai mit ihm sprechen können, ist er wie vom Erdboden verschwunden.
Bei den Ermittlungen stößt das Ermittler-Duo auf vermehrt rätselhafte Todes- und Vermisstenfälle von Verdächtigen und auch überführten sowie bereits verurteilten Tätern, die ihre Strafe verbüßt haben. Eine Serie zeichnet sich ab. Abgründe tun sich auf und die Ermittler vom K11 kommt eine ungeheuerliche Katastrophe zu.
Der Ermittlungszeitraum zieht sich vom 7. Bis zum 20. Dezember. Einzelne Kapitel sind mit Datum versehen, die z. T. längeren Kapitel sind in Abschnitte geteilt, das Geschehen und der Zeitrahmen sind übersichtlich. Verschiedene Handlungsstränge ermöglichen es dem Leser, das Geschehen in verschiedenen Sichtweisen zu ergründen. Die Autorin schreibt wie immer sehr flüssig und bildhaft, sodass der Leser das Buch kaum aus der Hand legen mag. Schon ab dem ersten Kapitel hat mich der Plot fasziniert und bis zum Ende nicht mehr losgelassen. Zahlreiche ungeahnte Wendungen haben mich verblüfft. Die Auflösung auf den letzten Seiten kam für mich trotzdem überraschend. Der Rahmen um die Ermordung der Schülerin waren mindestens genauso spannend, wie das parallel verlaufende Verbrechen in ganz großem Stil. Ich fühlte mich durch das Thema bedingt, öfters hin und hergerissen, was für ein komplexer Krimi, ich bin begeistert. Sogar um eine der Hauptpersonen habe ich durch einen geschickt geschriebenen Satz im letzten Kapitel gebangt.
Dadurch, dass die Autorin immer wieder auch das Privatleben der Hauptpersonen aufzeigt und durch die Bücher hindurch weiterführt, fühle ich mich mit den Akteuren verbunden. Das macht sie menschlich, dies ist es was mich die Reihe immer wieder so gerne lesen lässt. Des Öfteren habe ich mir die Frage gestellt, wie würde ich mich in so einer Situation fühlen? Wie würde ich als Angehöriger eines Opfers handeln? Alle Charaktere sind authentisch und charakterlich tief gezeichnet. Sie handeln nachvollziehbar und glaubwürdig. Auch der Plot könnte sich so zugetragen haben. Eingängige Dialoge und die verschiedenen Perspektiven beleben die Handlung. Auch aktuelle Themen, wie Ausländerfeindlichkeit, Vorverurteilung durch die Medien, falsche Verdächtigungen, hat die Autorin aufgegriffen und die Probleme in unserer Gesellschaft geschildert, unbedingt am Puls der Zeit. Insgesamt fühlte ich mich wieder einmal sehr gut unterhalten. Dicht gepackt, die Geschehnisse überschlugen sich, keine Sekunde langweilig, präsentiert sich dieser Fall. Unglaublich welche Ausmaße das Geschehen annimmt. Am Ende wurde der Fall aufgelöst, keine Frage ist offen geblieben. Sympathische Figuren gibt es zuhauf, mein Lieblingscharakter wie immer Bodenstein, aber auch Prof. Henning Kirchhoff fand ich in diesem Band sehr sympathisch, ein guter Freund für Pia.
Ich finde, dass sich die Autorin in jedem Band steigert, in der Spannung, in der Komplexität. Am Ende angekommen, bin ich auch neugierig, wie es im K11 weitergeht. Ich hoffe, dass es dieses Buch schafft verfilmt zu werden. Ich freue mich schon auf die Fortsetzung der Reihe und auf Pias Entscheidung. Es ist denkbar Monster als Einzelband zu lesen. Das Personenregister am Anfang ermöglicht den Quereinstieg, alle wichtigen Personen sind erklärt und im Plot wird auch kurz auf die notwendige Vorgeschichte eingegangen es wäre aber schade sich die Vorgängerbücher entgehen zu lassen.
Eine dringende Lese- und Kaufempfehlung von mir. Dazu 5 Sterne volle Punktzahl.

Bewertung vom 20.11.2023
Die siebente Tugend / Der Silberbaum Bd.1
Ebert, Sabine

Die siebente Tugend / Der Silberbaum Bd.1


ausgezeichnet

Der Silberbaum, historischer Roman von Sabine Ebert, eBook, erschienen bei Knaur-eBook.
Frieden, Krieg und Minne – Auftakt einer neuen Mittelalter-Saga.
Jutta von Thüringen hat etwas ganz besonderes geschafft, ihren erst dreijährigen Sohn Heinrich, nach dem frühen Tod ihres Mannes dem Landgrafen Dietrich von Meißen, zu beschützen und zu erziehen. Damit er, nachdem er die Volljährigkeit erreicht hat, über zwei Markgrafschaften herrschen kann. Entgegen allen widrigen Umständen und Gegnern außerhalb und auch innerhalb der eigenen Familie, Heinrich der Erlauchte ist als Markgraf von Meißen als der vielleicht strahlendste Fürst seiner Zeit, in die Geschichte eingegangen.
Zum historischen Hintergrund kommen altbekannte Figuren und deren Nachfahren, aus der Hebammen-Saga, der Autorin in den Roman.
Das Buch besteht aus fünf Teilen, die einzelnen Kapitel sind mit, den Inhalt zusammenfassenden Überschriften versehen. Am Anfang findet sich eine Karte Mitteldeutschlands ( von 1221) welche mit einem entsprechenden Link besonders praktisch für Ebook-Leser, vergrößert, aufgerufen werden kann. Daran schließt sich ein Personenregister an, welches daher besonders hilfreich sich erwies, dass im Roman sehr viele Figuren agieren. Die historisch belegten Personen sind dabei mit einem * gekennzeichnet. Die am Ende des Buches platzierten Stammtafeln der Staufer, der Wettiner und der Ludowinger, sind sehr informativ und hilfreiche um die Zusammenhänge noch besser zu begreifen. Gerne habe ich das Glossar mit den Erklärungen der mittelalterlichen Begriffe und die Zeittafel im Anhang, immer wieder zu Rate gezogen.
Zuerst möchte ich der Autorin eine aufwändige und genaue Nachforschung bestätigen, immer wieder habe ich das Zeitgeschehen im Netz recherchiert, sie hat sich weitestgehend an die authentischen Begebenheiten gehalten. Lücken die durch die vergangene Zeit und die geringe Dokumentation der damaligen Zeit entstanden, hat sie plausibel und nachvollziehbar gefüllt. Ihre Darstellung der heiligen Elisabeth von Thüringen hat mich veranlasst, mich über diese Heilige der kath. Kirche genauer zu informieren und ich habe festgestellt, dass es sich sehr wohl um eine schwierige Person handelte. Ihre „aggressive“ Frömmigkeit hat mich des Öfteren eher abgestoßen als überzeugt, was auch bei etlichen Zeitgenossen passiert sein soll. Ebenfalls ihr Beichtvater, Konrad von Marburg, ist eine historische Persönlichkeit, und war als Großinquisitor vermutlich so ein Scheusal, wie er im Buch geschildert ist.
Die Figuren, sowohl historische wie fiktive, sind charakterlich gut dargestellt. Sie handeln glaubhaft und sind authentisch. Schon zu Beginn fiel es mir nicht schwer in Lesefluss zu kommen, die Spannung hält sich bis zum Ende des Buches. Ganz besonders gut hat mir die Beschreibung des Settings gefallen, das Geschilderte lief stets wie ein Film in meinem Kopf ab.
Mit ihrem Auftaktband zur neuen Mittelalter-Saga hat mir die Autorin viel Lesevergnügen bereitet. Zu keiner Zeit gab es schleppende Abschnitte oder unnötige Längen, Geschichte muss nicht langweilig sein, das hat die Autorin hier bewiesen. Sehr vielversprechend ist somit die Aussicht auf die weiteren Bände der Reihe, denn das Ende des Buches gibt schon eine Aussicht auf die Regierungszeit Heinrich des Erlauchten, der es als glanzvoller Fürst und sogar als Minnesänger in den Codex Manesse geschafft hat.
Ich freue mich schon auf die Fortsetzung der Saga, um Heinrich III Markgraf von Meißen besser kennenzulernen, bisher ist er mir nur vom „Dresdener Fürstenzug“ bekannt. Von mir eine Leseempfehlung für historisch interessierte Leser oder die Fans der Hebammen-Reihe. Von mir 5 Sterne.

Bewertung vom 07.11.2023
Kein guter Mann (eBook, ePUB)
Izquierdo, Andreas

Kein guter Mann (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Kein guter Mann, Roman von Andreas Izquierdo, EBook erschienen im Dumont Buchverlag
Ein Mann der aus Versehen Gott spielt.
Ausgelöst hat die Sache mit Leyendecker, den Ablauf der Verwicklungen. Walter ist ein Postbote, ein Mann kurz vor dem 60. Lebensjahr, ein Eigenbrötler und sehr streitbar, denn das Leben war nicht immer gut zu ihm. Nachdem er sich einen ausführlichen Kleinkrieg mit diesem Kunden der Post liefert, wird er in die Weihnachtspostabteilung strafversetzt. Dort erhält er eines Tages den Brief des zehnjährigen Ben, der sich Unterstützung von Gott verspricht. Walter beginnt einen Briefwechsel mit dem Jungen und versucht zu helfen.
Es ist ein Vergnügen dieses Buch zu lesen, in zwei Erzählebenen über 67 Kapitel, erzählt Izquierdo unterhaltsam, flüssig, mit Situationskomik und im auktorialen Erzählstil. Die munteren Dialoge, die in frischer und frecher Sprache gehalten sind haben mich nur so durchs Buch fliegen lassen, verschiedene Schriftarten in Briefen, einem Email-Verkehr, eine Botschaft auf einem Lottoschein heben sich vom Fließtext ab und beleben das Schriftbild.
Dieses Buch ist mir direkt ans Herz gegangen, hat mich zutiefst berührt. So schön, anfangs einfach nur lustig, doch zusehends immer emotionaler und trauriger. Je weiter die Geschichte erzählt wird, erfährt der Leser, in Rückblicken, wie es Walter ergangen ist. Sein Leben begann vielversprechend, selbst nach dem frühen Tod der Mutter hat er viel Glück erlebt. Doch plötzlich wendete sich sein Schicksal und ohne, dass Walter daran Schuld hatte, oder etwas daran ändern konnte, hat es sich ins Gegenteil verkehrt. Der kauzige ältere Herr versucht zu helfen, doch das Leben mit seinen Ungerechtigkeiten holt ihn wieder ein. Ich habe Walter liebgewonnen und so sehr bedauert.
Es geht hier um Vorurteile um die Verbreitung von Gerüchten, vor allem im Internet. Üble Nachrede gegen die man sich nicht wehren kann, Neid und Liebe die zerbricht wenn man das Vertrauen verliert. Oberflächlichkeit und fehlendes Einfühlungsvermögen. Dieser Roman ist viel mehr als eine Geschichte über einen verbitterten älteren Herrn.
Meine Lieblingsperson natürlich Walter, ich wünschte ich könnte ihn persönlich kennenlernen. Allzeit ehrlich und aufrecht und doch missverstanden, auch Ben der sich in seiner schweren Lage vertrauensvoll an Gott wendet, habe ich liebgewonnen. Diese Geschichte würde ich gerne als Weihnachtsfilm sehen, Parallelen zu Ove sind vorhanden.
Gerne hätte ich am Ende gesehen, wie Walter Gerechtigkeit widerfahren wäre. Wer den Roman „Ein Mann namens Ove“ genossen hat wird dieses Buch lieben, eine Leseempfehlung von mir und volle Punktzahl 5 Sterne.

Bewertung vom 06.11.2023
Im Herzen so kalt (eBook, ePUB)
Åslund, Sandra

Im Herzen so kalt (eBook, ePUB)


gut

Im Herzen so kalt, Thriller von Sandra Aslund, Ebook, erschienen bei Ullsteinbooks
Eine schwedische Kriminalinspektorin aus Stockholm mit deutschen Wurzeln ermittelt in Nordschweden.
Ein berühmter Umweltaktivist und Waldretter wird in den tief verschneiten Wäldern Nordschwedens von einer Schülerin tot aufgefunden. Maya Topelius zusammen mit ihrem Kollegen Pär Stenqvist ermitteln in ihrem ersten Fall. Derweil wird ihre Freundin Sanna in Stockholm Opfer eines sexuellen Übergriffs.
Das Buch ist der erste Band um die Ermittlerin Maya Topelius, 27 Kapitel in idealer Leselänge sind mit Datum gekennzeichnet, die zeitliche Abfolge der Ereignisse ist somit gekennzeichnet. Am Buch-Ende befindet sich ein sehr hilfreiches Glossar, welches die einzelnen schwedischen Begriffe erklärt, dies wurde von mir gerne angenommen. Da in diesem Buch sehr viel über Umweltthemen, besonders den Wald geschrieben wird, finden sich für Leser die Interesse zu diesem Thema haben im Anschluss eine Zusammenfassung über Artikel zum Thema. Nicht zu vergessen auch das am Ende angefügte Rezept für Mayas Favorit-Smörgastarta, die im Buch zur Sprache gebracht wird.
Ich habe mich auf dieses Buch gefreut, weil ich gerne Skandinavien-Thriller lese. Leider bleibt der Auftaktband der neuen Thrillerreihe weit hinter meinen Erwartungen, etwas mehr Spannung, mehr unerwartete Wendungen, etwas mehr Härte in den Verbrechen, hätte ich erwartet.
Vorsicht möglicher Spoiler:
Eine wichtige Person z.B. verschwindet im Wald wird von einem Mann verfolgt und – es löst sich in Wohlgefallen auf. Die Protagonistin begibt sich bei den Ermittlungen in eine prekäre Lage, kann obwohl sie entdeckt wird entkommen, hat etwas vergessen geht zurück!! Und kommt wieder davon. Ihre Freundin Sanna, wird sexuell belästigt, natürlich kann man das nicht so einfach abtun, nur ich finde sie reagiert über, denn etwas aus ihrer Vergangenheit triggert sie. Es wird ständig angedeutet, dass da etwas wirklich sehr Übles stattgefunden hat, doch auch sie ist hier mit ein paar zerdrückten Federn davongekommen. Kaum hat sich also Spannung aufgebaut, linst die Entwarnung schon um die Ecke. Selbst das zu Beginn angedeutete Kompetenzgerangel der örtlichen Polizei mit den Ermittlern aus der Hauptstadt löst sich schnell in Wohlgefallen auf. So habe ich mir einen möglichen nervenzerreißenden Thriller nicht vorgestellt. Die Lösung des Falles geschieht eigentlich auch eher aus Zufall,
Doch ganz davon abgesehen, ist der Schreibstil der Autorin flüssig, sie berichtet abwechselnd aus der Sicht verschiedener Charaktere, die leider nicht immer authentisch handeln. Etliche der Personen sind mir völlig fremd geblieben. Z.B. Pär. Der Plot an sich ist nachvollziehbar aufgebaut und verständlich. Die Verfolgungsjagd ziemlich am Ende der Geschichte fand ich sogar spannend. Die Privatsituation der Protagonistin und wie es in ihrem Leben weitergeht hat mich neugierig gemacht. Für meinen Geschmack war das gesamte Buch ein wenig zu umweltaktivistisch belegt, nicht uninteressant aber in einem Thriller nicht von mir erwartet, für solche Themen lese ich lieber andere Bücher.
Leseempfehlung für Personen die sich für nachhaltige Forstwirtschaft, Umweltprobleme, #Me too –Themen, erhöhten Zuckerkonsum und seine Folgen interessieren und nebenbei einen Krimi lesen wollen. Von mir reicht es zu 3 von 5 Sternen.

Bewertung vom 02.11.2023
Bis zum blutigen Ende (eBook, ePUB)
Dicken, Dania

Bis zum blutigen Ende (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Bis zum blutigen Ende, Thriller von Dania Dicken, 14. Teil der Libby Whitman-Reihe Ebook.
Ich konnte aus diesem Band enorm viel über Dissoziative Identitätsstörungen lernen.
Julie erhält einen anonymen Brief, in dem sich eine Person als Tatzeuge einer Mordserie outet. Zum Glück nehmen die FBI-Agentinnen diese Nachricht ernst und nach kurzer Prüfung können Libby und Julie feststellen, dass dieser Brief mit Täterwissen „echt“ sein muss. Die Beiden treten mit dem unbekannten Verfasser in Dialog, dabei kommen sie einer unglaublich grauenvollen und zugleich traurigen Geschichte auf die Spur.
Gleichzeitig wird Libby von einer jungen Frau kontaktiert die das Opfer einer Vergewaltigung war. Libby versucht mit Einfühlungsvermögen und praktischer Unterstützung zu helfen, doch sie kann eine Eskalation nicht mehr verhindern.
Ich bin wieder äußerst beeindruckt von diesem Fall. Obgleich es stellenweise sehr grausam und brutal zugeht, auch diesmal schont Dania Dicken ihre Leser nicht, ist es ein eher ruhiges, aber deswegen nicht auch aufregendes Buch. So viel Wissen über Dissoziative Identitätsstörung, Männer in der Opferrolle bei Sexualverbrechen und auch anderen psychologischen Aspekten finde ich in keinem anderen Nicht-Sachbuch. Ich habe so viel gelernt, neue Erkenntnisse erhalten, ich bin restlos begeistert. Auch nach der Lektüre lässt mich dieses Buch wohl noch einige Zeit nicht los.
Ich wollte das Buch nicht aus der Hand legen und in den Lesepausen habe ich viel über das gelesene nachgedacht. Lesefluss hat sich sofort eingestellt, das macht die Autorin gekonnt, zuerst den Leser mit ihren spannenden Prologen überzeugen und auf den ersten Seiten des Geschehens eine Verbindung zum vorangehenden Band herzustellen. Ein straffer Spannungsboden zieht sich bis zum Ende. Alle Figuren, auch die Bösewichte, Ermittler und die vertrauten Familienangehörige und Freunde sind hervorragend charakterisiert, manchmal vergesse ich direkt, dass es sie nicht wirklich gibt, ihre persönlichen Probleme und Befindlichkeiten sind wie aus dem Leben gegriffen. Sie handeln nachvollziehbar, authentisch und sympathisch. Die psychischen Verhaltensweisen und Erkrankungen, ihre Ursachen, Erscheinungsbilder und möglichen Auswirkungen, kann niemand so gut verständlich und anschaulich erklären wie die Autorin. Das ist nicht zuletzt ihrem Psychologiestudium geschuldet.
In vielen Bänden dieser Reihe kommt auch ein tatsächlicher Täter, aus dem wirklichen Leben, der parallel zum Geschehen passt zur Sprache, es hat mich gruselig fasziniert, das Treiben des deutschen Rhein-Ruhr-Rippers im Internet zu recherchieren.
In kürzester Zeit habe ich mich wieder durch Band 14 gesuchtet und freue mich schon auf die Fortsetzung. Eine absolute Leseempfehlung für die gesamte Reihe und volle Punktzahl 5 Sterne.

Bewertung vom 29.10.2023
Weihnachtsduft und Erfindergeist. 24 Geschichten über berühmte Frauen
Baldini, Laura;Bast, Eva-Maria;Beerwald, Sina

Weihnachtsduft und Erfindergeist. 24 Geschichten über berühmte Frauen


ausgezeichnet

Weihnachtsduft und Erfindergeist. 24 Geschichten über berühmte Frauen, verschiedene Autorinnen, Ebook, im Piper-Verlag.
Ein bezaubernder Adventskalender.
Laura Baldini, Eva-Maria Bast, Sina Beerwald und 16 weitere Autorinnen haben hier ein bezauberndes Werk geschaffen. Zum am Stück weglesen oder auch für jeden Tag eine Geschichte, wie es der Leserin gefällt. Ich habe es genossen, die Geschichten sind spannend und flüssig erzählt, und ich wollte erst aufhören, als ich alle Geschichten kannte.
Das Buch wird beworben, dass es sich um 24 weihnachtliche Geschichten handelt, ich habe mich gefreut, denn es sind eigentlich 26 Geschichten und berühmte Frauen die hier vorgestellt werden, also auch für den 25. und 26. Dezember eine Geschichte. Jeder berühmten Frau ist ein Kapitel gewidmet. Die Seite zum Beginn jeder einzelnen Story ist festlich gestaltet und mit einer Zahl in einem weihnachtlichen Kranz geschmückt.
Diese Erzählungen sind durchgehend passend zu Weihnachten. Besinnlich, traurig, oder auch Hoffnung machend. Starke Frauen die ihr Schicksal meistern, moderne Frauen die die Welt verändern wollen. Durch die Zeiten und durch verschiedene Länder geht der bunte Reigen. Man begegnet, berühmten Frauen die jeder kennt. Astrid Lindgren, Audrey Hepburn, Mata Hari und vielen weiteren. Einige Frauen waren mir unbekannt, ihre Stories aber so interessant, dass ich unbedingt mehr über sie erfahren will. Dieses ist auch gut möglich denn am Ende jedes Kapitels ist eine Biografie angefügt, die Fakten über die Protagonistin in kurzen Worten zusammenfasst, dazu ein Buchtipp aus dem Piper-Verlag, mit ISBN-Nr. über die Celebrity der jeweiligen Geschichte. Ganz am Ende des Buches kann man auch noch über jede der Autorinnen in Kurzzusammenfassung etwas über deren Viten erfahren.
Ein bezauberndes Buch, welches mich gehörig in Weihnachtstimmung versetzt hat. Ein etwas anderer, aber ein wirklich ansprechender Adventskalender, ein schönes Geschenk zur Vorweihnachtszeit. Ich möchte es allen Leserinnen ans Herz legen, die etwas andere Adventskalender mögen. Von mir 5 Sterne

Bewertung vom 26.10.2023
Die Welt war voller Fragen (eBook, ePUB)
Dutzler, Herbert

Die Welt war voller Fragen (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Die Welt war voller Fragen, Roman von Herbert Dutzler, EBook erschienen im Haymon Verlag.
Siegfried ist ein aufgeweckter Junge, interessiert sich für die Wissenschaft ist gut in Deutsch und liest gerne. Vieles was in den 60er Jahren nicht für Kinderohren und Kinderaugen geeignet schien, entgeht seinem wachen Verstand nicht, er beobachtet die Erwachsenen seiner Umgebung ganz genau, und so fragt er danach – ohne Argwohn und böse Gedanken einfach nur weil er es wissen will, und so kommt der Junge in Schwierigkeiten, nicht nur in der Schule.
Eine Zeitreise in die 60er Jahre, nach Österreich.
Das Buch besteht aus 15 Kapitel die Kapitelüberschriften weisen auf den Inhalt hin.
Beim Ausräumen seines Elternhauses trifft der erwachsene Siegfried auf Stücke seiner Kindheit, darauf blickt er in Erinnerungen zurück. Die Rückerinnerungen sind aus der Sicht des Protagonisten in der Ich-Form geschrieben, deshalb ist es dem Leser möglich ganz nah auch an den Gedanken des jungen Siggis „dran“ zu sein. Sehr bildhaft erzählt, ich konnte mich z.B, in sein Elternhaus prima hineinversetzen, ganz besonders ansprechend auch das Zeitkolorit, viele Dinge z.B. das Anheizen des Badezimmerofens zum samstäglichen Bad, über diverse Sendungen im Fernsehen, bis hin zu den ersten Ausfahrten mit Papas erstem Wagen, zeigen mir ganz deutlich, dass Siggi nur ein paar Jahre älter als ich sein kann. Eine Kindheit, ohne Sicherheitsbindung an den Skiern und ohne Computerspiele, mit einem Buch zu Weihnachten, welches am 2. Feiertag schon ausgelesen war. Es ein Rückblick voller Nostalgie, Emotionen und Gemütlichkeit. Ich hab mich bei der Lektüre so wohl gefühlt und in die gute alte Zeit versetzt, sogar meine Oma hat so ähnliche Gerichte gekocht, natürlich auf ihrem Holzofen. Auch an die Szenen der Übertragung der Mondlandung kann ich mich noch gut erinnern, nur ist bei uns die gesamte Familie vor dem Fernseher gesessen, drei Generationen, aber keiner hat diese wichtigen Schritte verschlafen.
Mir haben aber auch die Szenen gefallen, die die Anfänge der moderne Zeit beschreiben, die Mutter will auch ohne die Zustimmung des Vaters arbeiten, die ersten langen Haare bei Männern, Miniröcke und die Beatles. Sehr gut nachvollziehbar und real beschrieben. Immer wieder habe ich vor Situationskomik geschmunzelt, oder vor mich hin gelächelt. Der Siegfried ist einfach zum Liebhaben. Deshalb ist er auch meine Lieblingsfigur im Buch. Alle Figuren sind hervorragend charakterisiert und richtig „echt“.
Erst nach der Lektüre habe ich erfahren, dass es auch ein weiteres Buch über die Familie Niedermayr gibt. „Die Welt war eine Murmel“, das will ich unbedingt auch lesen.
Wer in den 60ern geboren und aufgewachsen ist, wird an diesem Buch Freude haben, die anderen können darin entdecken wie es damals war. Von mir 5 Sterne und eine Leseempfehlung.