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naje
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Rheinland-Pfalz

Bewertungen

Insgesamt 26 Bewertungen
Bewertung vom 03.12.2020
Henn, Carsten Sebastian

Der Buchspazierer


ausgezeichnet

Vorneweg ein paar Worte zum Buch selbst: Es hat wundervolles dickes Papier, einen festen Einband und ein Band als Lesezeichen. Außerdem hat es wunderbar gerochen (man sollte sich also überlegen, ob man sich für das Buch oder das eBook entscheidet). Anzumerken ist auch, dass der Verlag auf eine zusätzliche Plastikfolie verzichtet hat.

Aber nun zur eigentlichen Rezension:

Carl Kollhoff hat es sich zu seinem Leben gemacht seinen Kunden - die so unterschiedlich sind wie sie nur sein könnten - Bücher auszuliefern. Dazu spaziert er schon jahrelang immer die selbe Route durch die Stadt. Doch das Schicksal hält einige Überraschungen für ihn bereit. Er wird plötzlich von der Neunjährigen Schascha begleitet und findet nach anfänglichem Zögern in ihr eine Freundin.

Zu der Kundschaft von Carl zählen u. a. Mr. Darcy, Frau Langstrumpf, Effi und der Vorleser. Die Namen hat Carl aufgrund der Ähnlichkeit zu den literarischen Figuren gewählt, im Laufe des Buches lernt der Leser allerdings mehr über die Eigenheiten und Träume von Carls Kunden. Ein weiterer toller Charakter ist meiner Meinung nach der ehemalige Chef der Buchhandlung, in der Carl gearbeitet hat, der offen zugibt, dass er nicht liest, um intellektuell zu werden. Sondern nur aus egoistischen Motiven, zu seinem Vergnügen und aus Liebe zu guten Geschichten (S. 61)!

Als Carl mit einigen Schicksalsschlägen zu kämpfen hat, weiß Schascha was zu tun ist.

Der Schreibstil des Autors wirkt auf mich sehr besonnen und reflektiert. Das komplette Buch strotzt nur so von wunderschönen Zitaten, die die Liebe zum Lesen und die Magie von Büchern beschreiben.

Das Buch hat mir gut gefallen und ich konnte es nicht aus der Hand legen. Ein wahres Geschenk für alle, die Bücher lieben!

Bewertung vom 15.11.2020
Stern, Elsa

Liebe, Männer, Eierlikör und andere Katastrophen


ausgezeichnet

Elsa Stern zieht das Chaos einfach an. Leider auch in Form eines Zivilprozesses, in dessen Rahmen sie ihren Traummann Herr Q kennen lernt.

Im Laufe der Handlung, muss Elsa:

- sich darum kümmern ihr Tagebuch wieder zubekommen
- ihrer Mutter ausreden Schwiegersohn-Castings abzuhalten
- einen ungewollten Verehrer auf Abstand halten
- die Bridal Shower für ihre Cousine Helene planen
- sich Fußball Know-How von ihrem Patenkind einholen
- eine Hochzeit crashen

und das alles unter sehr ungünstigen Umständen, denn wie schon erwähnt: Sterndel zieht das Chaos an. Zum Glück hat sie zwei Freundinnen E. und A., die ihr zur Seite stehen (aber auch manchmal das Chaos nur vermehren). Ob Herr Q mit seinen meerwasserblauen Augen über das ganze Chaos hinwegsehen kann?

Sprachlich ist der Roman wirklich etwas Besonderes. Elsa spricht des Öfteren in direkter Rede mit der Leserin, so als ob, eine Freundin bei einem Gläschen Sekt – oder in Elsas Fall bei einer Flasche Eierlikör – die neusten Ereignisse ihres Liebeslebens erläutern würde. Das hat mir sehr gut gefallen. Und auch der Wortwitz ist der Autorin in die Wiege gelegt! Auch sehr süß ist der österreichische Dialekt, der an der ein oder anderen Stelle durchkommt.

Ich kann das Buch Leserinnen sehr empfehlen, die Freude an kurzweiligen und unterhaltsamen Rom-Coms im Bücherformat haben. Unterm Strich hat es bei mir einfach für gute Laune gesorgt und das ist eigentlich viel mehr wert als 5 Sterne!

Bewertung vom 20.10.2020
Bott, Nina

Ich bin eine Traumfrau - oder wie heißt das, wenn man immer müde ist?


sehr gut

Die Autorin Nina Bott ist vor allem aus dem Vorabendprogramm bekannt als Schauspielerin bei diversen Daily Soaps wie GZSZ, Alles was zählt und Verbotene Liebe. Ihr Buch handelt jedoch nicht von ihren Erfahrungen vom Set, sondern gibt private Einblicke in ihre Patchwork-Familie.

Das Buch beginnt (und endet) mit den aktuellen Herausforderungen, die eine berufstätige Mutter in Zeiten COVID-19 begegnen, der Wegfall der gewohnten Routinen und die Mehrbelastung, die auf die Mutterrolle zukommt. Bereits auf den ersten Seiten des Buchs wird die positive Grundeinstellung deutlich. Sie sieht die Krise als Chance sich auf ihre Prioritäten zu besinnen. Auch im weiteren Verlauf des Buches ist diese Einstellung erkennbar. Sie zeigt über das komplette Buch Probleme und Hürden auf, jedoch immer mit einer positiven Grundhaltung. Ich bin mir nur nicht sicher, ob ich ihr diese Positivität 100% abnehme (siehe auch zwei Abschnitte weiter meine Gedanken zum Schreibstil).

Nina Bott hat zwei Söhne und eine Tochter, wobei der erste Sohn aus einer früheren Beziehung stammt. Sie teilt in dieser Autobiografie aber nicht nur aktuelle Einblicke in ihre Patchwork-Familie, sondern schaut auch in die Vergangenheit. Mich persönlich hat fasziniert wie offen die Autorin, die auch im Mittelpunkt des öffentlichen Lebens steht, über die Alkohol- und psychischen Krankheit ihrer Mutter berichtet und welche Konsequenzen dies auf ihre Jugend hatte.

Der Schreibstil ist ungezwungen, humorvoll und wirkt jedoch an der ein oder anderen Stelle dick aufgetragen und künstlich. Z. B. die Doppelbelastung zwischen Karriere und Familie, wird gemeistert weil der Stress auf der Arbeit den Stress zu Hause beflügelt und umgekehrt (S. 141). Für mich persönlich klingt das sehr nach Motivations-Lehrbuch. An der Stelle hätte ich mir z. B. mehr Tiefe gewünscht und vllt auch ein Hauch mehr Mut zur Imperfektion (z. B. Zweifel am Modell oder ein gescheitertes Projekt auf der Arbeit, weil beides nicht mehr ging).

Zum Buch selbst: Ein klassisches Taschenbuch auf FSC-Papier gedruckt. Es liegt gut in der Hand und die Schriftgröße finde ich angenehm. Vom Umfang her kann man es gemütlich in zwei Tagen durchlesen. Die Kapitel sind aber gut in sich geschlossen, sodass man es sehr gut in Etappen lesen kann. Der Einstieg fällt jedes Mal leicht.

Für die Offenheit bzgl. psychischen Krankheiten und die humorvollen Anekdoten vergebe ich 3,5 Sterne. Ich denke das Buch ist vor allem für Fans von Nina Bott geeignet, die sich für die private Seite der Schauspielerin interessieren.

Bewertung vom 18.10.2020
Habekost, Britta;Habekost, Christian

Rebenopfer / Elwenfels Bd.1


ausgezeichnet

Das Nordlicht Carlos Herb, der als Privatermittler engagiert wurde, verschlägt es in die schöne Pfalz, um den Tod des verschwundenen Hans Strobels zu verifizieren. Denn nur wenn seine Leiche aufgefunden wird, bekommt seine Frau das üppige Erbe ausgezahlt.

Um seine Ermittlungen durchzuführen muss er jedoch erstmal schlau aus dem Pfälzer Dialekt und den einheimischen Eigenheiten werden. Wie durch Zufall landet er in Elwenfels, einem kleinen Dorf, das pfälzischer nicht sein könnte. Neben Wein und Geselligkeit spielen hier auch die Elwetritsche eine große Rolle – Haben sie etwa auch was mit dem Verschwinden von Hans Strobel zu tun?

Ein bisschen tritt der Vermisstenfall in den Hintergrund, denn Carlos ist viel zu sehr damit beschäftigt Elwenfels und die Elwenfelser Einwohner näher kennen zu lernen. Da wären z. B. Willi, Otto oder Karl vom Stammtischs, Frau Zippel von der Bäckerei und die schöne Sofie. Im Laufe des Buches sind mir die Dorfbewohner sehr ans Herz gewachsen, was wahrscheinlich auch am Schreibstil der Autoren liegt. Mein persönliches Highlight fand in Kapitel 11 statt, als sich die Elwenfelser es sich trotz Trubel am Vortag nicht nehmen lassen mit ihrem preisgekrönten Fanbus auf ihren geliebten Betzeberg zum Fußball schauen zu pilgern. Es werden wirklich viele Pfälzer Eigenheiten im Buch wiedergegeben!

Am Ende des Tages (bzw. des Krimis) kann Carlos doch noch Licht ins Dunkle des Vermisstenfalls bringen. Ich fand es gut, dass viel Abwechslung im Spiel war und die Handlung nicht vorhersehbar war.

Ich komme selbst aus der Pfalz und bin aus beruflichen Gründen weggezogen. Das Buch hat mich aber ohne Probleme zurück in die Heimat gebracht. Das war für besonders wertvoll, da wegen Corona der ein oder andere Besuch abgesagt wurde. Noch wertvoller waren nur die unzähligen Stellen, an denen ich laut loslachen musste. Der Humor kommt hier definitiv nicht zu kurz!

Die Autoren haben sich des Öfteren am Pfälzer Dialekt bedient, was das ganze Buch sehr authentisch macht und für den ein oder anderen Lacher sorgt. Ich denke auch Nicht-Pfälzer können gut folgen, da die Elwenfelser ihr Kauderwelsch auch für Carlos übersetzen müssen.

Rebenopfer hat mich voll und ganz begeistert, denn es ist eine wunderbare Mischung aus Humor, Spannung und Pfälzer Lebensgefühl. Ich habe es schon einigen FreundInnen empfohlen und ich freue mich schon sehr auf die Fortsetzungen!

Bewertung vom 20.09.2020
Westen, Jessika

DANCE OR DIE


ausgezeichnet

Die Besonderheit bei diesem Buch liegt darin, dass man bereits das Ende kennt, denn es erzählt die Geschichte der Duisburger Loveparade Katastrophe von 2010. Es ist ein Buch, das unter die Haut geht. Man begleitet Katty und ihre Freude auf dem Weg zur Loveparade nach Duisburg. Zeitgleich erhält der Leser interessante Perspektiven aus dem Rettungsdienst und aus der Liveberichterstattung des WDRs.

Während man durch Katty direkt in die Menge eintaucht, erfährt man über Renè und Katty wie es ist Entscheidungen in einer Katastrophensituation zu treffen. Die zentralen Fragen der Handlung waren für mich: Wie verhält man sich, um im Gedränge zu überleben? Wen rettet man zuerst? Welche Bilder zeigt man im Fernsehen?

Jessika Westen hat einen sehr angenehmen Schreibstil. Man ist schnell im Geschehen und baut eine Bindung zu den Hauptcharakteren Katty, René und Emma auf. Zeitgleich schafft es die Autorin dem dramatischen Ereignis die richtigen Worte zu verleihen. Außerdem wurde bei dem Roman sehr viel Liebe ins Detail gesteckt: Das merkt man u. a. an der Covergestaltung, aber auch an kleinen Details wie z. B. die Funksprüche der Zentrale an die Einsatzkräfte, die als Stilmittel bei mir immer eine Art böse Vorahnung ausgelöst haben.

Alles in allem ist das Buch keine leichte Kost, es erschüttert, nimmt mit, regt zum Nachdenken an. Trotz der Tragödie spielt auch Positivität und Hoffnung eine zentrale Rolle. Die Autorin hat das Unglück nicht nur vor Ort als Reporterin miterlebt, sondern auch im Nachgang die erforderliche Recherche betrieben, um so ein authentisches Werk zu schreiben. Ich kann das Buch nur weiterempfehlen, es ist mit Abstand der bewegendste Roman, den ich seit langem gelesen habe!!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 19.08.2020
Dykes, Amanda

Der Wind und Wellen lenkt


ausgezeichnet

Die Geschichte der Familie Bliss hat viele Schicksalsschläge, denen sie mit der Macht der Hoffnung und Liebe begenen!

Der Roman hat zwei Handlungsstränge. Während sich der erste hauptsächlich um den 18jährigen Robert Bliss dreht, ist der zweite Handlungsstrang seiner Großnichte (ich hoffe das ist die richtige Bezeichnung für den Verwandtschaftsgrad) Annie gewidmet, die es aufgrund ihrer Wurzeln zurück nach Ansel-by-the-Sea zieht. Wie bereits in der Kurzrezension erwähnt ist die Familie von einigen Schicksalsschlägen gebeutelt (ich will an dieser Stelle nicht zu viel verraten), sie findet aber immer wieder durch ihren Glauben zurück auf die positive Seite des Lebens. Das ist sehr faszinierend und macht Mut!

Der Schreibstil der Autorin ist sehr lebhaft, ich habe mich schnell in das Küstenörtchen hineingedacht. Auch die Naturgewalt (Meer iVm Unwettern) spielt eine große und interessante Rolle, im Fokus sind jedoch immer die Charaktere, die mir schnell ans Herz gewachsen sind.

Im Laufe des Buches trifft man übrigens sehr viele Charaktere. Eine große Hilfe ist hier der Familienstammbaum der Familie Bliss und die kurze Auflistung der anderen Personen am Ende des Buchs. Ich persönlich finde das immer sehr hilfreich, denn mein Namensgedächtnis ist nicht sehr ausgeprägt. Außerdem sieht man auch an weiteren Punkten (z. B. die schöne Covergestaltung oder die illustrierte Karte von Ansel-by-the-Sea), dass die Autorin bzw. der Verlag sehr viel Liebe ins Detail gesteckt haben!

Der Verlauf der Handlungsstränge hatte den nötigen Spannungsbogen, gegen Ende wirkte die Geschichte jedoch etwas konstruiert. Dennoch ist das Buch eine Leseempfehlung meinerseits, denn ich habe wirklich viele Stellen mit Klebezettel markiert, um schöne Zitate mit Tiefgang wiederzufinden. Ein gelungener Debütroman der Autorin!