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Benutzername: 
Petra Sch.
Wohnort: 
Gablitz

Bewertungen

Insgesamt 554 Bewertungen
Bewertung vom 29.01.2025
Der König
Nesbø, Jo

Der König


sehr gut

Abschluss der Geschichte um die Opgard-Brüder

"Der König" ist die Fortsetzung von "Ihr Königreich" und mMn der Abschluss der Dilogie (ich konnte dazu aber leider keine Infos finden, aber für mich ist die Story jetzt abgeschlossen), in dem es um die beiden Brüder Roy und Carl Opgard geht, die im norwegischen Dorf Os leben, wo es manchmal brutal zugeht; auch Bestechung und Korruption sind an der Tagesordnung.
Und dort soll nun ein Tunnel als Umfahrung gebaut werden, der Os aussterben lassen wird - das muss verhindert werden, immerhin hat Carl, der jüngere der beiden, der sehr charmant sein kann, vor kurzem ein Spa errichtet, das er ausbauen möchte; und der ältere Bruder Roy, der eher extrovertiert und gewaltbereit ist und Carl immer bei Problemen hilft, betreibt eine Tankstelle, eine Bar und möchte eine Achterbahn errichten lassen - das ist sein großer Traum.

Die Geschichte wird in ich-Form von Roy erzählt und hat eine düstere, teilweise deprimierende Atmosphäre; man verfolgt nicht nur das Leben der beiden Brüder, sondern eigentlich der Einwohner des ganzen Ortes.
Immer wieder werden Geschehnisse aus der Vergangenheit (also dem vorigen Band) aufgegriffen, und es ist wie das Umfallen von Dominosteinen - eine Sache baut auf der nächsten auf und eine Handlung ergibt die nächste.
Der "Dorfsheriff" hat es auch immer noch auf Roy abgesehen. Er will ihm unbedingt den Mord an seinem Vater anhängen. Und den Tod der Eltern von Roy und Carl will er auch aufklären.
Die Brutalität einiger Einwohner von Os, die Bestechlichkeit und Korruption sind wirklich deprimierend.
Mit Roy fühlt man natürlich am meisten mit, man liest ja seine Geschichte. Er tat mir so oft leid, aber manchmal konnte ich ihn bzw. sein Verhalten nicht nachvollziehen; vor allem diese Familienabhängigkeit "Blut ist dicker als Wasser", wenn man doch nur wie Dreck behandelt wird.

Es gab viele spannende Momente, man hat mitgefiebert und war neugierig, wie sich die Geschichte des Ortes entwickelt und es gab tragische Wendung(en) aufgrund falscher Informationen. Einfach nur traurig. Das Ende konnte man sich in dieser Art schon vorstellen und dieses war wie die ganze Geschichte: betrüblich.


Fazit:
Der Abschluss einer norwegische Familiengeschichte um die beiden Brüder Roy und Carl Opgard mit düsterer Atmosphäre (ich fand es so richtig Nordic Noir).

Bewertung vom 28.01.2025
Still ist die Nacht / Maya Topelius Bd.2
Åslund, Sandra

Still ist die Nacht / Maya Topelius Bd.2


gut

leider nicht so fesselnd wie Band 1

Die Stockholmer Ermittlerin Maya Topelius verbringt ihren Mittsommer-Urlaub auf der Schäreninsel Svartlöga vor Stockholm, wo ihre Freundin Emely ein Yoga-Retreat abhält.
Doch schon am nächsten Morgen nach dem Mittsommerfest wird ein Toter gefunden und der Urlaub ist für Maya vorbei: sie ermittelt nun undercover unter den Retreat-Teilnehmern und den Inselbewohnern, die vom Yoga-Retreat nicht erfreut sind.
Doch es bleibt nicht bei einer Leiche und ein schlimmer Sturm macht ein Wegkommen der panischen Retreat-Teilnehmer unmöglich.

Leider war es diesmal für mich schwer, in die Geschichte zu finden, denn es gab so viele Infos zu Yoga und Mayas Leben, und bis die Leiche gefunden wurde und die Story endlich "richtig" losging, dauerte es eine Weile.
Auch das Zerwürfnis zwischen Maya und Emely (oder eher Mayas Abwendung von Emely) war sehr anstrengend. Dass Maya im ersten Augenblick über das Geständnis von Emely enttäuscht war, kann ich nachvollziehen - aber derart verbockt über etwas, das Jahrzehnte her ist, Maya nicht wirklich betroffen hat und vor allem keinerlei Auswirkungen auf ihr Leben hatte, also DAS konnte ich absolut nicht verstehen, weshalb ich davon mit der Zeit genervt war.
Auch dass die Retreat-Teilnehmer nach dem ersten Mord derart ängstlich waren, konnte ich nicht verstehen, da der Tote ein Inselbewohner war und ich an Insel-interne Gründe gedacht habe.
Der Fall selbst wurde nach und nach immer spannender, und neugierig habe ich Mayas Ermittlungen verfolgt und war über die überraschende und authentische Auflösung der beiden Todesfälle erfreut.
Insgesamt hat mich der 2. Band leider nicht so gefesselt wie der Vorgänger.

Sehr hilfreich fand ich den Übersichtsplan der Insel in der vorderen Klappe, sodass man die Wege von Maya und die Leichenauffindungsorte gut nachvollziehen konnte. Die Beschreibung der Insel war so lebendig, dass ich alles genau vor Augen hatte.


Fazit:
Der 2. Fall für Maya Topelius hatte für mich leider Längen (im "Drumherum"), der Fall selbst hat sich spannend entwickelt und die Auflösung war authentisch.

Bewertung vom 24.01.2025
Low
Kleist, Reinhard

Low


sehr gut

David Bowies Berliner Jahre als Graphic Novel

In dieser Graphic Novel geht es um das Leben David Bowies während seiner Zeit in West-Berlin von 1976 bis 1978.
Er war körperlich und seelisch am Tiefpunkt, hatte den Starrummel satt und wollte seine Drogensucht bekämpfen. Und er wollte in Berlin Ruhe finden, was ihm auch in gewissem Maße gelungen ist. Und er fühlte sich frei.
In Berlin entstehen drei wichtige Alben, "Heroes", "Low" und "Lodger".

Ich kenne David Bowies Berliner Zeit nicht sehr detailliert, doch man hat den Eindruck, dass Reinhard Kleist die tatsächlichen Geschehnisse so weit wie möglich wahrheitsgetreu widergegeben hat.
Man trifft auch andere Künstler, zB Iggy Pop (den man zeichnerisch sofort erkennt), der eine Zeit lang mit David Bowie zusammengewohnt hat.
Schön wären noch genauere zeitliche Angaben gewesen.

Die Zeichnungen empfinde ich als hart und eher kalt, auch oft in nur einem Farbton gehalten. Ich finde den Stil aber passend für einen Erwachsenen-Comic und zur Geschichte. Denn David Bowies Leben damals war nicht leicht, und Berlin war auch keine Kuschel-Stadt. Denn während Bowie von seiner Drogensucht loskam, zeigt der autobiografische Roman "Kristiane F. - Wir Kinder vom Bahnhof Zoo", zu dessen Verfilmung David Bowie die Songs beigesteuert hat, Berlins Drogenszene.
Am Ende gibt es auch auf einigen Seiten eine Galerie, die jeweils eine Illustration auf einer kompletten Seite (bzw. Doppelseite) enthält, und die Graphic Novel schön abrundet.


Fazit:
Eine auffällige Graphic Novel über David Bowies Zeit in Berlin von 1976 bis 1978.

Bewertung vom 19.01.2025
Verlassen / Mörderisches Island Bd.4
Ægisdóttir, Eva Björg

Verlassen / Mörderisches Island Bd.4


sehr gut

4. Band der Island-Krimi-Reihe

3,5 Sterne

Island, 3. bis 5. November 2017: Die komplette Familie Snaeberg verbringt das Wochenende anlässlich des 100. Geburtstag des vor einigen Jahren verstorbenen Familienoberhaupts in einem noblen, modernen und abgelegenen Hotel in Westisland, das architektonisch und optisch dem Lavafeld, auf dem es steht, angepasst ist.
Die Familie hat das gesamte Hotel gebucht, daher ist außer den Familienmitgliedern und einigen Angestellten niemand anderes da. Oder?
Denn am Sonntag morgen wird eine Person vermisst, die dann nur noch tot geborgen werden kann und alle werden von der Polizei verhört.

Es gibt zwei Zeit- und mehrere Erzählebenen; man liest abwechselnd ab Freitag Nachmittag, als die ersten Gäste im Hotel ankommen aus Sicht verschiedener Familienmitgliedern bzw. der Hotelangestellten Irma, die fast wie ein stalkender Fan der reichen und bekannten Familie erscheint; und Sonntag Vormittag die Befragungen und Ermittlungen der Polizei aus Sicht des Polizisten Saevar, den man aus den Vorgängerbänden kennt. Das hier ist quasi die Geschichte vor Elma.
Durch diese Sprünge kommt immer Spannung auf, denn die Fäden und was eigentlich genau passiert ist, laufen erst nach und nach zusammen.
Jedenfalls merkt man, dass fast jeder dieser Familie Probleme hat und/oder ein Geheimnis. Keine nette Familie, was auch Irma immer mehr bemerkt, obwohl sie doch so von dieser Familie beeindruckt war.
Als Leser lernt man die einzelnen Familienmitglieder so nach und nach immer besser kennen.
Übrigens gibt es zu Beginn einen sehr hilfreichen Stammbaum, denn es sich wirklich sehr viele Personen und ich musste immer wieder nachsehen.

Was mir nicht gefiel, war der ständige Alkoholkonsum. Klar, auf Feierlichkeiten wird bestimmt einiges getrunken; und ja es gibt in so großen Familien sicher auch Personen, die ein Alkoholproblem haben - aber hier haben alle, sogar die Teenager, ständig viel zu viel getrunken. Gefühlt waren alle dauernd besoffen. Was anfangs noch ein gutes stilistisches Mittel war, um die Personen und deren Gefühle und Gedanken und Probleme besser kennenzulernen, war mit der Zeit einfach nur mehr anstrengend zu lesen und es hat einen richtig runtergezogen.

Was mir hier ausnahmsweise richtig gut gefiel, weil es so rätselhaft und spannend in die Geschichte eingebaut war und man selbst so gut miträtseln konnte, war die Tatsache, dass man erst nach der Hälfte erfahren hat, welche Person eigentlich vermisst und dann tot aufgefunden wurde. Das war richtig gut und spannend gelöst - und auch die Auflösung war authentisch und nachvollziehbar.


Fazit:
Vierter Teil der Island-Krimi-Reihe; diesmal ohne Elma weil in der Zeit davor. Konnte mich leider nicht ganz so fesseln wie die Vorgängerbände.

Bewertung vom 17.01.2025
Carmilla
Le Fanu, Sheridan

Carmilla


sehr gut

der allererste Vampirroman

In der grünen Steiermark in Österreich lebt das junge Mädchen Laura nur mit ihrem Vater und wenigen Bediensteten in einem abgelegenen Schloss mitten im Wald, abseits jeder sozialer Kontakte.
Als dann eine Kutsche in einer hellen Mondnacht vor dem Schloss einen Unfall hat, gelangt die junge, verletzte Frau Carmilla zur Pflege ins Schloss, denn deren Mutter muss dringend weiter. Laura ist natürlich hocherfreut, denn sie wünscht sich nichts sehnlicher als eine Freundin.

Und dieses Bedürfnis nutzt Carmilla dann auch schamlos aus; zuerst auf unterschwellige, charmante und für sich einnehmende Art. Doch der Leser merkt schnell, dass Laura abhängig von Carmilla wird und dass mit dieser etwas nicht stimmt. Es mutet höchst seltsam an, dass die junge Frau immer erst mittags aus ihrem Zimmer kommt und dafür des Nachts beim Spaziergang im Mondschein gesehen wird.
Auch Lauras Alpträume von einem dunklen Lebewesen an ihrem Bett, die Druckgefühle auf der Brust und die beiden kleinen Wunden sowie die täglich zunehmende Schwäche bescheren Grusel und Gänsehaut.

Leider bemerkt man erst nach der Hälfte des Buches, dass es sich bei Carmilla um einen Vampir handelt (wäre es nicht im Untertitel angeführt, den es im Original jedoch nicht gab), denn hier gibt es keine "typischen" Anzeichen, die man heutzutage mit Vampirismus in Verbindung bringt. Man merkt zwar, dass mit Carmilla etwas nicht stimmt, dies könnte jedoch alles mögliche sein.

Die Geschichte erinnert sehr an den bekannteren Vampirroman Dracula, der jedoch erst einige Jahrzehnte nach Carmilla geschrieben wurde. Auch dort sind Abhängigkeit, Besessenheit und Erotik zentrale Themen.
Obwohl neu übersetzt, mutet die Schreibweise von "Carmilla" alt an und man ist sich sofort gewiss, dass diese Geschichte schon vor langer Zeit verfasst wurde.
Schade fand ich, dass nie aufgeklärt wurde, wer die Frau war, die sich als Carmillas Mutter ausgab.


Fazit:
Der allererste Vampirroman mit einer weiblichen Protagonistin: Carmilla - die die junge Laura von sich abhängig macht und ausnutzt.

Bewertung vom 14.01.2025
Die Mission beginnt / Amanda Black Bd.1
Gómez-Jurado, Juan;Montes, Bárbara

Die Mission beginnt / Amanda Black Bd.1


sehr gut

actionreicher Auftakt

An ihrem zwölften Geburtstag erhält Amanda Black einen Brief ihrer Eltern, die kurz nach ihrer Geburt verstorben sind. Seitdem wird sie von ihrer Großtante Paula aufgezogen; die beiden leben in ganz ärmlichen Verhältnissen.
In diesem Brief steht nun, dass sie an ihrem 12. Geburtstag spezielle Kräfte bekommt (was ihr schon aufgefallen ist) und auserkoren ist, das Erbe der Familie Black zu erhalten. Und dazu gehört eine (runtergekommene) Villa samt (altertümlichem) Butler.
Ihre Tante will sie jedoch davon abhalten, denn es ist sehr gefährlich - aber natürlich entscheidet sich Amanda FÜR ihr Erbe.

Ich fand sehr unglaubwürdig, warum Amanda mit ihrer Tante 12 Jahre lang in schlimmster Armut leben musste, obwohl es doch ein riesiges Haus gab?! Die beiden hätten ja trotzdem dort wohnen und Amanda eben erst zum 12. Geburtstag das Geheimnis erfahren können. Und wenn Geld für das Haus da war (irgendwie musste es doch erhalten werden), warum nicht auch etwas für Amanda und ihre Großtante?
Auch dass sie ihrem neuen Freund Eric an der neuen Schule sofort ihr Geheimnis mitgeteilt hat, obwohl doch alles ganz geheim bleiben muss, und ihr dieser selbstverständlich gleich bei ihrer ersten Mission, den Diamantschlüssel, der sich in Besitz von Irma Dagon von der Dagon Corporation befindet und bei einer privaten Gala ausgestellt wird, zu klauen, um damit endlich an die ganzen verschlossenen Geheimnisse der Familie Black zu kommen, ließ mich öfter mal die Augen rollen (Amanda musste zuerst viele Rätsel lösen, um überhaupt an die Info zum Diamantschlüssen zu kommen und sich bei dessen Beschaffung vom 180. Stock abseilen usw).

Trotzdem bringt das Buch spannende Unterhaltung, wenn man die Geschichte eben so nimmt, wie sie ist: etwas magisch, mit viel Action und ein wiffes Mädchen (mit Hilfe ihres technik-affinen Freundes) als eine Art Superheldin mit Superkräften, die in Kombination aus James Bond und Indiana Jones Manier die Menschheit beschützen muss.
Eine Art Cliffhanger macht auch neugierig auf den Folgeband.


Fazit:
Actionreicher Auftakt um das Leben der 12jährigen Amanda Black; oft überzogen bzw. unglaubwürdig, aber wenn man es als eine Art Superheldin-James Bond/Indiana Jones-Action+Rätselgeschichte ansieht, ist es wirklich sehr unterhaltsam.

Bewertung vom 06.01.2025
Wir finden Mörder Bd.1
Osman, Richard

Wir finden Mörder Bd.1


ausgezeichnet

gelungener Auftakt der neuen Cozy Crime Reihe von Richard Osman


4,5 Sterne

Wer den Donnerstagsmordclub kennt, weiß, wie skurril Richard Osman seine Charaktere zeichnet; jedoch mit viel Charme und trockenem Humor, aber auch emotional.
Und genau so sind auch die handelnden Personen in seiner neuen Krimireihe, in der sich alles um die Personenschützerin Amy Wheeler, ihren Schwiegervater Steve Wheeler und die alternde Krimischriftstellerin Rosie D'Antonio dreht.

Amy wird bei ihrem Job, Rosie vor einem mordlüsternen russischen Milliardär zu beschützen, selbst angegriffen und nun gilt es mit Hilfe ihres Schwiegervaters Steve, der mal Polizist war, und der überdrehten alternden, aber immer noch bekannten Krimischriftstellerin Rosie, die auf Glamour und Unterhaltung steht, herauszufinden, wer ihr die Morde an drei Influencern andrehen will, die von Amys Agentur betreut wurden und wo Amy jeweils in der Nähe einen Job zu erledigen hatte. Bzw. wer will sie gleich umbringen lassen?

Eine wilde und rasante Verfolgungs- und Ermittlungsjagd von South Carolina nach St. Lucia, Irland, in die britische Heimat New Forest und von dort nach Dubai, auf den Spuren von Influencern, Geldschmugglern, Auftragskillern und Drogendealern lässt Spannung, Humor und witzige Unterhaltung aufkommen.
Obwohl ich sofort im Gefühl hatte, wer der Drahtzieher war, hatte man als Leser natürlich nicht immer alle Informationen, die Steve herausgefunden hat, und das Miträtseln hat trotzdem riesigen Spaß gemacht, auch wenn einiges sehr überzogen und manches unglaubwürdig war.

Achja, Steves Kater Trouble, den er eigentlich nicht wollte und dann doch sehr in sein Herz geschlossen hat, ist mein heimlicher Liebling.


Fazit:
Auch die neue Cozy Crime-Reihe von Richard Osman überzeugt durch skurrile Charaktere, Charme und trockenen Humor. Ich freue mich schon sehr auf den nächsten Band!

Bewertung vom 05.01.2025
Wohnverwandtschaften
Bogdan, Isabel

Wohnverwandtschaften


ausgezeichnet

ein emotionaler Roman über eine ungewöhnliche Wohngemeinschaft

4,5 Sterne

Die Zahnärztin Constanze zieht nach ihrer Trennung von Flo als Übergangslösung in die Wohnung von Jörg, der mit Anke und Murat eine Wohngemeinschaft bildet.
Dies war nur als Übergangslösung gedacht, doch die anderen wachsen ihr unbewusst immer mehr ans Herz (sie ihnen ebenso), und deshalb bleibt sie dann doch viel länger als geplant.

Die Schreibweise ist außergewöhnlich; es wird abwechselnd aus Sicht der vier WG-Bewohner erzählt, jeweils in ich-Form, oder auch mal als Gespräch von mehreren nach Art eines Theaterstücks.
Jedenfalls ist es so geschrieben, wie die Personen sich die Geschehnisse denken. Salopp, ohne Blatt vor den Mund, offen und emotional. Man kann dadurch sooo gut mit allen mitfühlen. Und es ist so humorig.
Und dadurch lernt man alle Vier natürlich sehr gut kennen; deren Gedanken- und Gefühlswelt.
Constanze, die über die Trennung von ihrem Lebensgefährten hinwegkommen will.
Anke, die ums Überleben kämpft, weil sie keine Schauspiel-Jobs mehr bekommt und die froh ist, endlich weibliche Verstärkung in der WG zu bekommen.
Murat ist der Puffer für alle; unterstützt bei Problemen, ist bei Streitigkeiten da, kocht für alle und hat den Schrebergarten, in dem er Ruhe findet.
Und der Rentner Jörg, der nach dem Tod seiner Frau die Zimmer in der Wohnung vermietet hat und dessen Traum eine Reise nach Georgien mit dem Bulli ist.
Doch manchmal könnte man die vier oder eher drei einfach nur schütteln. Sie sorgen sich um Jörg; diskutieren, dass etwas getan werden muss; und machen jedoch nichts. (Fast) ein Jahr lang. Ich habe das einfach nicht nachvollziehen können!
Ebenso Constanze, die sich schon beim Einzug denkt, sie muss das Klavier loswerden, weil es zu groß ist. Erst recht, als sie ständig dagegen läuft und der riesige blaue Fleck deshalb gar nicht mehr weg geht. doch nach 1,5 Jahren in der WG steht auch das Klavier immer noch an seinem alten Platz.

Doch diese Geschichte lässt einen nicht los. Sie ist packend, aufwühlend, witzig, emotional. Und einfach nur ganz wundervoll.


Fazit:
Eine zusammengewürfelte Zweckgemeinschaft vierer Personen, die als quasi Familie zusammenwachsen, die man aber manchmal einfach nur schütteln könnte. Packend, aufwühlend, witzig, berührend, emotional.

Bewertung vom 03.01.2025
Die Insel der Angst
Griffin, Martin

Die Insel der Angst


gut

hat mir leider nur so mittelmäßig gefallen

Die Dokumentarfilmerin Tess Macfarlane wird von der Firma Seawild engagiert, um mit drei anderen Mitgliedern des Unternehmens (die Biologin Dr. Alex Dahlberg, Mike Woods-Hughes und der Techniker Vinny Perriera) auf der einsamen Insel Navigaceo, die zur Inselgruppe Ilhas Desertas, nahe Madeira, gehört, die Robbenpopulation zu zählen, zu dokumentieren und zu filmen, damit die Unberührtheit der Insel weiterhin erhalten bleibt.
Doch dann entdeckt Tess in einer Bucht eine fast skelettierte Leiche, die jedoch noch nicht all zu lang in dort liegen dürfte. Doch das Ungewöhnliche ist, dass diese einen Hoodie von Seawild trägt. Tess fühlt sich nun in Lebensgefahr.

Das Setting ist toll, man hat die komplette Insel, inkl. der Bucht, des Berges und des Leuchtturms ganz genau vor Augen.
Auch die düstere Atmosphäre auf der Insel kommt unheimlich rüber, sodass man Gänsehaut bekommt, v.a. als das Wetter umschlägt.
Die Dynamik zwischen den Teilnehmern war anfangs gut, man lernt sie nach und nach kennen. Leider fand ich nur Vinny so richtig sympathisch, zu den anderen habe ich keine tiefere Verbindung aufbauen können.
Man hat später auch immer jemand anderen in Verdacht und rätselt mit, wer der Täter ist.

Es gibt auch einen zweiten Handlungsstrang: Rückblenden auf Tess' Arbeit mit Gretchen Harris vor 10 Jahren, wo Gretchen ermordet wurde.
Durch diese beiden Handlungsstränge wird es abwechslungsreich und man möchte auch wissen, was damals passiert ist.

Leider kommt Spannung erst ab der zweiten Hälfte auf, v.a. gegen Schluss, als Tess im Unwetter den Weg zum Leuchtturm sucht.
Insgesamt fand ich die Auflösung eher unglaubwürdig, auch wenn mich der Täter bzw. Drahtzieher dann doch überrascht hat. Die Figuren, allen voran Tess, haben sich manchmal unlogisch verhalten und teilweise kam es zu konstruiert rüber. Und ich konnte - zumindest Anfangs - absolut nicht nachvollziehen, warum Tess solche Angst vor ihren Kollegen hatte? Selbst, wenn einer der Mörder dieser Leiche war, hätte sie doch nichts zu befürchten gehabt. Erst später natürlich, als sie nicht aufhört zu schnüffeln und zu filmen.
Das war das nächste, was ich unlogisch fand - die Vier waren doch auf der Insel, um die Robben zu markieren, zu filmen und zu zählen usw. Das kommt genau einmal ganz kurz vor. Was machen die bitteschön den ganzen Tag lang? Ja, Tess geht heimlich die Leiche filmen. Völlig unglaubwürdig das Ganze.
Somit hat mir das Buch leider nur so mittelmäßig gefallen, auch wenn es Überraschungen hab.


Fazit:
Ein tolles, atmosphärisches Setting auf einer einsamen Insel; doch leider eine Protagonistin, die sich unlogisch verhält und auch die Auflösung konnte mich nicht so ganz überzeugen.

Bewertung vom 02.01.2025
Traue sich, wer kann! / Die Geisterhelfer Bd.1
Blase, Tina

Traue sich, wer kann! / Die Geisterhelfer Bd.1


ausgezeichnet

toller Auftankt einer gruselig-humorvollen Reihe

Im Auftakt der Geisterhelfer-Reihe lernen wir den 10jährigen Leo Helsing Krüger und die 12jährige Antonia Murkwitz kennen, von denen es auch zu Beginn der Geschichte einen Steckbrief gibt.
Leo wurde eigentlich nach dem mutigen Vampirjäger benannt, doch er hat - im Gegensatz zu diesem - leider sehr viel Angst, vor allem im Dunkeln. Und er fühlt sich ständig beobachtet und verfolgt.
Besonders gruselig findet er den Keller des Hauses, in das Leo mit seiner Familie erst neu eingezogen ist.
Und das Nachbarmädchen Antonia hat wohl auch nicht mehr alle Tassen im Schrank: ständig läuft sie komplett schwarz bekleidet herum, und sie verbringt ihre Zeit gerne am Friedhof!?!

Als Leo, um in seiner Klasse neue Freunde zu finden, bei einem Fußballspiel zusagt, wird es für ihn richtig gruselig. Denn der Fußballplatz liegt direkt neben dem Friedhof, und als der Ball über die Mauer fliegt und Leo diesen holen muss, lernt er drei gruselige Alte kennen, die seltsam grünlich-schimmern.

Es ist einfach wundervoll zu verfolgen, wie Leo mithilfe von Antonia seine Gabe, Geister zu sehen, akzeptieren kann und seine Angst nach und nach ablegt. Und dann sogar merkt, dass erstens - Antonia zwar anders ist, aber ihr Herz am rechten Fleck hat und genau dieses Anderssein ihm geholfen hat, und sie ihm eine richtig gute Freundin geworden ist - und zweitens - er überhaupt keine Angst vor den Geistern haben muss. Im Gegenteil, diese sind höchsterfreut, dass ein Mensch sie hören und sehen kann (ich kann Antonia sooo gut verstehen, dass sie auf diese Gabe total neidisch ist) und dass dieser Mensch ihnen bei diversen Problemen helfen kann.

So geschieht es auch in diesem Band, Leo und Antonia helfen den drei Geistern Agathe, Ferdinand und Harry bei einem Problem mit einem nervigen Jung-Geist; und gleichzeitig aber auch diesem polternden neuen Geist und dessen lebender Familie. Einfach nur wundervoll zu verfolgen und mit viel Humor gespickt.
Auch das Thema Trauerbewältigung für Kinder wird so recht gut verarbeitet.
Einige detailreiche schwarz-weiß Illustrationen, teilweise seitenfüllend, auf denen es viel zu entdecken gibt, untermalen das Gelesene.


Fazit:
Eine wundervolle, gruselig-humorige Geschichte über zwei taffe Geisterjäger (ok, einer musste erst mutig werden), in der wichtige Themen verarbeitet werden. Ich freue mich schon auf den Folgeband!