Benutzer
Benutzername: 
karo_liest

Bewertungen

Insgesamt 85 Bewertungen
Bewertung vom 15.02.2025
Pásztor, Susann

Von hier aus weiter


ausgezeichnet

Ein neuer Roman von Susann Pásztor, das bedeutete für mich, den muss ich unbedingt lesen. Als das Buch dann bei mir ankam, hatte ich eigentlich noch eine andere Lektüre zu beenden. Somit wollte ich nur kurz in „Von hier aus weiter“ reinblättern. Aus dem Blättern wurde dann allerdings ein Schmökern. Ich war gleich mittendrin in der Geschichte und konnte nicht mehr aufhören. Kurz und gut: Ich habe das Buch innerhalb eines Tages fertig gelesen, was natürlich absolut für die Lektüre spricht. Und ich kann sie wirklich von ganzem Herzen empfehlen. So eine schöne Geschichte.

Wir lernen Marlene kennen, die nach 30 Jahren Ehe ihren Mann Rolf verliert. Nach dessen Tod möchte die resolute Witwe selbst auch nicht mehr leben. Wie sich allerdings ihr Alltag durch den Klempner Jack und die junge Ärztin Ida verändert, ob Marlene wieder ins Leben zurückfindet, davon erzählt „Von hier aus weiter“.

Ein Buch, das trotz der ernsten Thematik so leicht daherkommt, das so hoffnungsvoll stimmt und das Lust aufs Leben macht.

Bewertung vom 10.02.2025
Kramer, Christoph

Das Leben fing im Sommer an


ausgezeichnet

Wir haben das Jahr 2006. Es ist ein heißer Sommer mit Rekordtemperaturen, der Sommer, in dem in Deutschland ein Fußballmärchen stattfindet. Die WM im eigenen Land.

Der Fußballprofi Christoph Kramer war damals 15 und schon absolut fußballbegeistert. Aber dieses Thema steht bei dem Buch gar nicht so im Vordergrund. Denn es geht viel mehr ums Erwachsenwerden, um Freundschaft und um die erste große Liebe.

Wir begegnen dem jungen Chris und seinen Freunden. Begleiten ihn ins Freibad, erleben mit ihm wilde Partys und sind dabei, als Debbie, der Schwarm aller Jungs in der Schule, sich mit ihm verabredet.
Mit viel Leichtigkeit erzählt Christoph Kramer aus Sicht des 15-jährigen Chris. Und auch wenn es nur vier Tage sind, an denen sich der Großteil dieser Erzählung abspielt, so passiert doch so viel.

„Das Leben fing im Sommer an“ ist ein Coming-Of-Age-Roman voller jugendlicher Lebenslust und Melancholie. Wunderschön geschrieben.
Was nun bei der Geschichte fiktiv ist, was autobiografisch, das darf sich beim Lesen jeder selbst überlegen. Die Danksagung am Ende des Buches ist auf jeden Fall sehr aufschlussreich und absolut berührend.

Ein ganz wunderbares Debüt, das mich sehr positiv überrascht und sehr begeistert hat.
Gerne mehr davon!

Bewertung vom 22.01.2025
Glattauer, Daniel

In einem Zug


sehr gut

„Die Vorstellung lebt von der Fantasie, die Erfahrung macht sie zunichte.“ S. 31

Eine Zugfahrt von Wien nach München, zu zweit im Viererabteil - das gestaltet sich für Eduard Brünhofer als nicht ganz angenehm, denn mit ihm im Abteil sitzt Catrin Meyr. Und die will reden. Allein das kann ja schon anstrengend sein, aber sie will über die Liebe reden.
Der nicht mehr so junge Eduard Brünhofer hat als Autor schon viel und oft über die Liebe geschrieben in seinen Büchern, reden möchte er darüber mit einer Fremden eigentlich nicht wirklich - eigentlich.
Aber er kann es nicht verhindern. Sein Gegenüber ist da nämlich ziemlich penetrant und hartnäckig, sodass es Eduard nicht gelingt, dem Ganzen zu entgehen.

Wir sind dabei im Abteil und können, dürfen, müssen dem Gespräch lauschen.
Bekommen mit, wie Eduard nach und nach viel preisgibt, was die Liebe und die langjährige Beziehung zu seiner Frau Gina betrifft.
Anfangs fand ich das noch sehr amüsant und unterhaltsam, aber nach einiger Zeit hat es mich eher etwas genervt und auch irritiert.
Als Mitreisende im Abteil hätte ich mir gedacht: „Wo seid ihr beide denn falsch abgebogen?“
Bei der Hälfte des Buches angekommen überlege ich mir: Was wird das noch?
Geht das jetzt so weiter?
Irgendwann hatte ich dann aber so eine Ahnung, worauf die Geschichte hinauslaufen könnte. Und annähernd lag ich richtig. Ab da hat mir das Buch dann doch gefallen, auch wenn es meiner Meinung nach nicht an „Die spürst du nicht“ und „Gut gegen Nordwind rankommt“. Aber Daniel Glattauer hat einen klasse Schreibstil, den ich sehr mag.
Somit kann ich sagen, der Roman war für mich jetzt kein Highlight, hat sich aber gut lesen lassen.

Bewertung vom 02.09.2024
Nelles, Irma

Die Gräfin


sehr gut

Ende August 1944:
John Philip Gunter, Pilot Officer der Royal Air Force, ist von Middenhall in Südwestengland mit einem Beobachtungsflugzeug unterwegs Richtung deutsche Nordseeküste.
Diana Henriette Adelaide Charlotte, die über 80-jährige Gräfin von Reventlow-Criminil, lebt in einem kleinen Haus auf der nordfriesischen Hallig Südfall.
Diese beiden Personen treffen aufeinander, als Diana das abgestürzte Flugzeug von John im Watt entdeckt. Sie sorgt dafür, dass der junge Mann unbeobachtet zu ihr ins Haus gebracht wird und pflegt ihn mit Hilfe von Maschmann und Meta, zwei Bediensteten, gesund.

Sehr ruhig und atmosphärisch erzählt Irma Nelles in ihrem Romandebüt diese Geschichte. Kein Wort ist zu viel, und doch wird zwischen den Zeilen viel gesagt.
Die Stimmung kommt wunderbar rüber, was vermutlich auch daran liegt, dass immer wieder plattdeutsche Sätze eingestreut werden.
Sechs aufeinanderfolgende Tage bilden die sechs Kapitel, in die das Buch eingeteilt ist. Es ist ein dünnes Buch mit nur 176 Seiten, ein autofiktionaler Roman, den ich gerne weiterempfehle.

Die sogenannte „Hallig-Gräfin“ ist übrigens keine fiktive Figur. Sie gab es wirklich. Geboren wurde die holsteinische Adlige 1863 in Preetz, gestorben ist sie 1953 auf der Hallig Südfall. Es ranken sich heute noch Mythen um sie. So soll sie 1945 tatsächlich einen britischen Piloten bei sich versteckt sowie Künstlern, die vom damaligen Regime verfolgt wurden, Unterschlupf gewährt haben. Sehr spannend alles und absolut lesenswert!

Bewertung vom 28.08.2024
Bronsky, Alina

Pi mal Daumen


ausgezeichnet

Der 16-jährige Oscar, genauer gesagt Oscar Maria Wilhelm Graf von Ebersdorff,
ist hochbegabt mit autistischen Zügen.
Im Kontrast dazu steht Monika Kosinsky, genannt Moni. Sie ist 53, hat bereits drei Enkel und muss sich mit drei Jobs über Wasser halten.
Diese zwei treffen nun an der Uni im Vorlesungssaal aufeinander, denn beide haben sich für ein Studium der Mathematik entschieden. Oscar hält Moni Anfangs für die Putzfrau, die sich in der Tür geirrt hat. Mit ihrer schrillen, auffälligen Erscheinung sticht Moni nämlich unter den Studierenden heraus. Der Kontrast zwischen ihr und Oscar könnte nicht größer sein. Und doch nähern sich die zwei an, und es entsteht eine außergewöhnliche Freundschaft.

„Pi mal Daumen“ ist ein ganz wunderbares Buch. Herrlich amüsant, tragikomisch und doch auch ernst und tiefgründig.
Alina Brinsky erzählt die Geschichte sehr treffend aus der Sicht von Ich-Erzähler Oscar.
Für mich war es das erste Buch der Autorin. Ich werde aber definitiv noch mehr von ihr lesen. Ganz große Empfehlung!

Bewertung vom 15.08.2024
Krien, Daniela

Mein drittes Leben


ausgezeichnet

Als ich erfahren habe, dass es einen neuen Roman von Daniela Krien geben wird, war für mich sofort klar: Den will ich unbedingt lesen. Bisher kenne ich von der Autorin „Die Liebe im Ernstfall“ sowie „Der Brand“, und beide Bücher haben mich sehr begeistert.
Worum geht es diesmal?
„Mein drittes Leben“ erzählt von Linda, die ihre Tochter durch einen tragischen Unfall verloren hat. Wir erfahren, wie sie mit ihrer Trauer umgeht, wie diese ihre Ehe und ihr Leben verändert und wie die Trauer sie zu einem anderen Menschen macht.
Daniela Krien hat erneut eine absolut berührende Lektüre geschrieben. Bewegend, erschütternd, tiefgründig und trotzdem leicht zu lesen.
Die Autorin schafft es, die Emotionen in ihrer ganzen Bandbreite rüberzubringen.
Das stimmige Cover - ganz klassisch, wie man es vom Diogenes Verlag kennt - rundet das Buch perfekt ab.
Sehr empfehlenswert!

Bewertung vom 01.08.2024
Pellini, Petra

Der Bademeister ohne Himmel


ausgezeichnet

Die 15-jährige Linda sieht der Zukunft kritisch entgegen. Im Grunde genommen sieht sie für sich gar keine Zukunft. Ganz pragmatisch denkt sie darüber nach, ihrem Leben bald mal ein Ende zu setzen - wären da nicht Hubert und Kevin.
Nachbar Hubert, ein ehemaliger Bademeister, ist Mitte achtzig und an Demenz erkrankt. Kevin ist wie Linda Teenager und ihr bester Freund.
Um Hubert kümmert sich Linda mehrmals wöchentlich, um die polnische Pflegekraft Ewa zu entlasten. Sie reist mit ihm gedanklich in die Vergangenheit, in eine Zeit, in der Huberts Frau noch gelebt hat. Lässt Huberts Wohnzimmer zum Schwimmbad werden, macht mit ihm Trockenübungen mit Schwimmflügeln.

Auch wenn dieser Roman sehr ernste Themen aufgreift, hinterlässt er kein bedrückendes Gefühl. Einfühlsam, ja teilweise sogar humorvoll erzählt Petra Pellini diese Geschichte. Die Autorin hat wunderbare Charaktere geschaffen, die man einfach mögen muss. „Der Bademeister ohne Himmel“ ist eine Lektüre, die das Herz erwärmt, ein wunderbares Buch, ein Lesehighlight.
Sehr empfehlenswert!

Bewertung vom 15.05.2024
Wahl, Caroline

Windstärke 17


ausgezeichnet

Bevor ich die Leseprobe geöffnet hatte, wusste ich noch nicht, dass dieses Buch eine Fortsetzung von „22 Bahnen“ ist. Nach den ersten Sätzen allerdings war es klar, und allein das hat mich schon sehr begeistert.

Die Geschichte geht also weiter. Nach Tilda steht nun deren jüngere, inzwischen erwachsene Schwester Ida im Mittelpunkt.
Nach dem Tod ihrer alkoholkranken Mutter macht sie sich mit lediglich einem alten Hartschalenkoffer, ihrem MacBook und Kleidung auf den Weg, raus aus der Mietwohnung, die aufgelöst werden soll - aber wohin? Das weiß Ida selbst noch nicht so genau. Von Tilda hat sie ein Bahnticket nach Hamburg bekommen. Dort wohnen nämlich die Schwester und ihr Mann Victor mit ihren beiden Kindern. Aber will Ida wirklich dorthin oder soll sie einfach weiterfahren?
Sie landet schließlich auf Rügen und lernt dort Kurt kennen, in dessen Kneipe sie einen Job bekommt. Zudem wird sie von ihm und seiner Frau Marianne in deren Haus herzlich aufgenommen und ganz liebevoll umsorgt. Und dann ist da auch noch Leif, ein leidenschaftlicher Surfer und erfolgreicher DJ, der Ida ebenfalls wieder Halt im Leben geben kann.

„Windstärke 17“ hat mich ab der ersten Seite gepackt. Der Schreibstil ist wieder sehr ruhig und angenehm, und trotzdem steckt so viel Kraft in den Sätzen. Die Wucht der Ostsee spiegelt sich in der Geschichte wieder. Ein Buch, das Wut und Trauer empfinden lässt und gleichzeitig aber auch so positiv stimmt und Lust aufs Leben macht.

Was für eine großartige Lektüre! „22 Bahnen“ war für mich im vergangenen Jahr ja schon ein Highlight, aber nun hat Caroline Wahl das noch getoppt, wie ich finde. Gerne mehr davon!

Und ich möchte noch anmerken, dass man zwar beide Romane unabhängig voneinander lesen kann, ich aber unbedingt empfehle, „22 Bahnen“ zuerst zu lesen, bevor man sich „Windstärke 17“ widmet.

Bewertung vom 12.05.2024
Fölck, Romy

Das Licht in den Birken


ausgezeichnet

Thea ist Mitte fünfzig. Mit Ende zwanzig ist sie von einen Tag auf den anderen aus Deutschland weg. In Portugal an der Algarve wurde sie sesshaft. 25 Jahre bleibt die dort, hütet eine Ziegenherde. Doch dann spürt sie starkes Heimweh und Sehnsucht nach ihrer alten Heimat. Schließlich macht sie sich auf den Weg, fährt 3000 km mit zwei Ziegen in ihrem Transporter zurück nach Deutschland.
Benno ist im gleichen Alter wie Thea und lebt in der Lüneburger Heide auf seinem Hof. Dort auf dem „Lebenshof“ nimmt er kranke und alte Tiere auf. Das Geld ist jedoch knapp, die Schulden hoch, daher will Benno zwei Wohnungen im alten Kesselhaus vermieten, die er ausgebaut hat. In eine davon zieht Thea ein.
Die dritte im Bunde ist Juli, eine junge Frau, die auf dem Weg nach Amsterdam ist - zu Fuß auf Wanderschaft. Ihre Reise wird allerdings abrupt unterbrochen, als sie im Wald stolpert und stürzt. Benno findet die Verletzte und nimmt sie mit auf seinen Hof.

„Aber im Leben bekam man nie, was man wollte. Sondern das, was man brauchte.“
S. 103

Wie die beiden Frauen das Leben des Einzelgängers Bruno aufmischen, wie sie versuchen, ihn aus seiner Notlage zu befreien und ihm wieder Hoffnung geben, wie sie aber alle drei auch aneinander geraten, das erzählt Romy Fölck in ihrem neuen Roman „Das Licht in den Birken“.

Es gibt Bücher, die sind eine Wohltat und ein Genuss. Schon der Roman „Die Rückkehr der Kraniche“ war für mich solch ein Buch. Und mir war daher klar, dass ich den neuen Roman der Autorin unbedingt lesen möchte. Ich wurde nicht enttäuscht. Auch diesmal lässt uns Romy Fölck in eine wunderschöne, herzerwärmende Geschichte eintauchen, die aber keinesfalls kitschig ist.
Das Cover könnte nicht passender sein. Die Naturbeschreibungen tragen dazu bei, dass man das Gefühl hat, vor Ort zu sein. Der Nebel, der morgens über das Moor zieht; die Heide in all ihren Farben. Diese Atmosphäre ist perfekt eingefangen, alles absolut stimmig. „Das Licht in den Birken“ ist ein gelungener Roman, den ich sehr, sehr gerne weiterempfehle.

Bewertung vom 18.04.2024
Di Stefano, Patrizia

Nostalgia Siciliana


sehr gut

„Dein Vater war ein ganz besonderer Mann, Tita. Er hatte einen Charme, der Frauen wie Männer dazu brachte, ihn zum Freund haben zu wollen.“ S. 204

Berlin 2004: Tita ist Grafikdesignerin und gestaltet Buchcover. Eines Tages bekommt sie einen Anruf aus Italien. Ein Notar teilt ihr mit, dass ihr Onkel verstorben sei und es die Erbschaft zu regeln gäbe, was für Tita heißt: auf nach Sizilien. Dort wartet das Landgut Magní auf sie. Die Erbengemeinschaft möchte es verkaufen, doch Tita hat andere Pläne.

Dieses Buch nimmt uns mit ins sonnige Sizilien damals und heute, aber auch ins Berlin der 60er und 70er Jahre, in die Zeit, als die ersten Gastarbeiter nach Deutschland kamen. Titas Vater Giovanni Di Stefano, genannt Gianni, war einer von ihnen.
Wir erfahren, wie es war, damals in Sizilien zu leben, wo es keine Arbeit für die jungen Männer gab. Und wie es ist, in ein Land zu kommen, in dem alles fremd ist.
Gianni fasst nach und nach Fuß in Deutschland, er geht nach Berlin und verliebt sich dort in Carla. Aber Sizilien bleibt immer seine Heimat.

Das nostalgische Cover mag vielleicht eine leichte Geschichte vermuten lassen. Leicht zu lesen ist der Roman durchaus, aber er ist keineswegs seicht. Mit viel Gefühl erzählt Patrizia Di Stefano die Geschichte ihres Vaters, den Erfinder der Tiefkühlpizza in Deutschland. Erzählt von ihren Ferien auf Sizilien, von den Gerüchen dort, von den Farben. Man sieht es bildlich vor sich und meint, alles riechen zu können.
„Nostalgia Siciliana“ ist ein sehr emotionaler, melancholischer Roman.
Mich hat die Lektüre sehr berührt und ich empfehle sie herzlich gerne weiter.