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flyspy

Bewertungen

Insgesamt 328 Bewertungen
Bewertung vom 01.12.2021
Wagner, Alexandra

Magische Welt der Dinge - Antons geheime Reise mit Paul Pulli


sehr gut

Konsumverhalten überdenken

Alexandra Wagner erzählt in Form einer Supermann-Story, wie ein Pulli hergestellt wird und welche Auswirkungen mit der Produktion verbunden sind.
Eine schöne Idee, Kindern die Auswirkungen unseres Konsums auf Menschen und Umwelt mittels einer Geschichte zu vermitteln. Die rückwärts erzählte Reise vom fertigen Lieblingspullover bis zurück zum Baumwollanbau wird durch zahlreiche Zeichnungen in Schwarzweiß illustriert. Die Zeichnungen sind gelungen, farbig wären sie für Kinder ab 8 Jahren, an die sich das Buch richtet, sicher noch anschaulicher.
Es ist zwar eine Supermann-Geschichte, aber nicht super spannend geschrieben. Sprachlich jedoch ist das Buch gut geschrieben, in Kapitel mit einer passenden Leselänge für das Alter eingeteilt und auch der Schriftsatz ist einfach lesbar.
Mich hat beim (Mit-)Lesen die Erzählweise „zurück zum Beginn“ gestört, dadurch wurde die Geschichte etwas unübersichtlich und hatte einigen Erklärungsbedarf zur Folge. Ich würde das Buch nicht zum Alleine-Lesen empfehlen.
Es werden einige globale Zusammenhänge erklärt, was sicher zum Nachdenken anregt und das Buch durchaus lesenswert macht. Eine wichtige Botschaft, die den Kindern hier ohne erhobenen Zeigefinger vermittelt wird. Und sich auch mancher Erwachsener zu Herzen nehmen könnte.
Meine Bewertung: 3,5 Sterne, aufgerundet auf 4

Bewertung vom 15.11.2021
Klune, T. J.

Mr. Parnassus' Heim für magisch Begabte


ausgezeichnet

Mehr als Fantasy und Magie

Erzählt wird die Geschichte von Linus, einem Sachbearbeiter im zentralen Jugendamt für magisch begabte Kinder und Jugendliche, der den Auftrag bekommt, das Waisenhaus von Mister Parnassus zu inspizieren. Die magisch begabten Kinder in Parnassus Obhut sind ganz besonders und magisch überdurchschnittlich begabt. Daher leben sie isoliert auf einer Insel. Linus selbst lebt alleine mit seiner Katze und ist festgefahren in seinen Routinen und Gewohnheiten, sein eigener Traum scheint unerfüllbar zu sein. Dieser Auftrag wird jedoch sein Leben auf den Kopf stellen.

Der Roman ist mehr als nur Fantasy und Magie. Er erzählt von den Unterschieden zwischen den Individuen, von der Freiheit, sich entfalten zu können, wirbt für Toleranz und warnt vor Engstirnigkeit. Die Figuren sind detailliert beschrieben und die Geschichte sprüht vor Einfallsreichtum. Nicht nur die magisch begabten Kinder suchen ihren Platz im Leben und ihre Identität, auch Linus erfährt bei seinem Aufenthalt auf der Insel mehr über sich, als er sich zuvor hätte vorstellen können. Manchmal braucht es Mut, um für die eigenen Sichtweisen einzustehen, um sich letztendlich Träume zu erfüllen und ein Heim für sich, und die einem nachstehen, zu schaffen.

T. J. Klune schafft es mit dem Buch zu begeistern, die Geschichte hallt nach. Nicht nur im Kopf der Protagonisten im Buch spielt sich einiges ab, auch das eigene Kopfkino ist gut beschäftigt. Empfehlenswert auch für Leser, die keine eingefleischten Fantasy-Fans sind.

Bewertung vom 07.11.2021
Burke, James Lee

Keine Ruhe in Montana


gut

Nicht mehr meins

Detective Robicheaux will gemeinsam mit seiner Frau und seinem Freund nach dem Hurrikan Katrina zur Ruhe kommen und beim Angeln entspannen. Morde und Machtspiele ziehen ihn dann doch wieder in Ermittlungen rein.

In den 90iger Jahren, als die Robicheaux-Krimis in Deutschland herauskamen, habe ich einige gelesen und fand sie damals gut, vor allem wegen des Schreibstils von James Lee Burke: seine Art, Landschaften in Szene zu setzen und die Protagonisten Dialoge führen zu lassen. Auch die derbere Sprache hatte mich früher nicht gestört.

Ich hatte jetzt mal wieder Lust auf einen seiner Romane, kam auch wieder in die Protagonisten rein. Wer noch keines seiner Bücher kennt, könnte damit ein Problem haben. Der Roman ist wirklich voller Kontraste. Die Sprache empfinde ich als sehr bildhaft, egal ob es um Gewalt geht oder um die grandiose Landschaft. Bei beidem wird das Kopfkino reich "bespielt". Die vielen Landschaftsmotive nehmen etwas von der Geschwindigkeit aus der eigentlichen Handlung raus, aber das ist auch typisch für den Autor und trägt dazu bei, dass man beim Lesen nicht nur in der Gewalt und Brutalität versinkt - Kontrast zur derben Sprache. Mich hat jetzt an der Geschichte gestört, dass es zu viel Machtgehabe, Sexismus, durchgedrehte Personen gab. Ich glaube, ich bin inzwischen sensibler hinsichtlich der hier reichlich bedienten Klischees geworden. Und gegen Ende kam mir die Geschichte zu konstruiert vor.

Meine „Lesezeit“ von Burke-Romanen ist definitiv vorbei.

Bewertung vom 29.10.2021
Bourne, Sam

Die Kampagne / Maggie Costello Bd.3


ausgezeichnet

Wo bleibt die Moral?

Wie weit kann Rache gehen und welche Mittel sind moralisch zu rechtfertigen?
Natasha Winthrop, eine aufstrebende Anwältin, die gute Chancen auf die Präsidentschaft hat, wird in ihrem Haus überfallen und sexuell genötigt. Es gelingt ihr den Mann zu töten, jedoch kommen Zweifel an ihrer Version hoch. Maggie Costello wird engagiert und gräbt tief in Natashas Vergangenheit.
Sam Bourne ist es gelungen, die Hauptprotagonisten und ihre Beziehungen zueinander gut zu konstruieren und wartet mit einigen Überraschungen auf.
Die brandheißen Kernthemen dieses Thrillers ranken sich um sexuelle Gewalt, Rache und miese Wahlkampfstrategien. Die Einblicke in die Wahlkampftaktiken der Politiker und ihrer Handlanger sind realitätsnah beschrieben.
Der Roman liest sich gut und versteht über weite Strecken zu fesseln. In der Mitte lässt die Spannung einige Seiten lang nach, um dafür danach nochmal richtig einzusteigen. Das Buch liefert viel Diskussionsstoff über Anstand und Moral und erschüttert zudem, wenn man sich klar darüber wird, wie niedrig tatsächlich die Aufklärungsquoten bei Vergewaltigungsdelikten ist. Gegen Ende laufen die verschiedenen Handlungsstränge zusammen, das Ende überzeugt weitgehend. Einige Fragen bleiben der eigenen Interpretation überlassen. Aufgrund der teils sehr hart geschilderten Szenen ist der Roman nichts für Zartbesaitete.

Bewertung vom 19.10.2021
Klüpfel, Volker;Kobr, Michael

Morgen, Klufti, wird's was geben


gut

Chaos zum Weihnachtsfest

Kluftis bessere Hälfte fällt aus, weil sie von der Leiter fällt und die gesamte Vorbereitung muss er nun selbst bewerkstelligen. Dazu kommt dann noch Besuch aus Japan.
24 Kapitel, 24 Katastrophen kurz vor Weihnachten –Schade, dass die Geschichte sich nur über wenige Tage direkt vor Weihnachten erstreckt und nicht die gesamte Adventszeit abdeckt. Etwas Kriminalistik wäre auch wünschenswert gewesen. Oder fällt dem Autorenduo nichts mehr an Kriminalfällen zu Klufti ein? Auf mich wirkte es im Nachgang wie „schnell mal was geschrieben“, um das Weihnachtsgeschäft mitzunehmen.
Ein tolles Cover, da ist nichts weiter dazu zu sagen, auch wenn es mit dem Inhalt nicht viel gemeinsam hat. Und der Schreibstil ist gewohnt gut lesbar, wie man es von dem Autorenduo gewohnt ist. Dazu ein ungewohnt dünnes Kluftinger-Buch, mit nur 144 Seiten finde ich es (auch als Hardcover) in Relation zum Gebotenen zu teuer.
Zugegebenermaßen war die arg kurze Geschichte schon irgendwie amüsant. Aber dennoch bin ich nicht richtig zufrieden mit dem Buch. So ist es leider kein Highlight geworden.

Bewertung vom 13.10.2021
Nuyen, Jenny-Mai

Das Zeitalter der Drachen


gut

Was Drachen ursprünglich waren …

Jenny-Mai Nuyen lässt eine Welt voller Magie entstehen, in der Menschen, Elfen und Zwerge in Furcht vor den Drachen leben. Die Drachen vertilgen alle, die von Geisterschatten befallen sind, d.h. die über magische Energie verfügen. So werden zuerst die Zauberer verschlungen. Jedes Volk entwickelt seine eigene Überlebensstrategie. Während das Volk der Zwerge auf Solidarität setzt und dabei Entbehrungen auf sich nimmt, opfern andere den Einzelnen, um die Gemeinschaft zu erhalten.
Der Roman beschreibt zunächst zwei Zeitebenen, eine, in der Aylen ihre Zauberkräfte entwickelt und diese weiter stärkt. Über 300 Jahre später treffen wir auf Nireka, deren Vater ein Mensch ist und deren Mutter eine Zwergin war. Als Nireka am Geisterschatten erkrankt, trifft sie eine Entscheidung …. Und damit beginnt im Grunde genommen die Geschichte.
Die Autorin schreibt einen gut lesbaren Stil und schildert umfänglich die magische Welt mit ihren Bewohnern, ihren unterschiedlichen Lebensstilen und verschiedenen Charakteren. Dennoch habe ich es nicht geschafft, eine echte Beziehung zu einer der beiden Hauptprotagonistinnen aufzubauen. Aylens Motivation war nicht immer klar und Nireka war zu unkritisch, ließ sich zu oft ausnutzen. Plastisch werden die Drachenleiber beschrieben, die zu einer furchterregenden Größe mutieren. Öfters waren es mir beim Lesen zu viele Abschnitte mit Beschreibungen, die etwas von der Spannung herausgenommen haben. Die Grundidee darüber, was Drachen einst waren, ist kreativ und mal ein neuer Ansatz. Das hat mir gut gefallen. Über die Entwicklung am Ende bin ich geteilter Meinung. Ohne zu viel zu verraten, kann ich nur sagen, dass mir der Teil über Nireka und Aylen gut gefiel und stimmig war. Die Rolle des jungen Varak und seiner Anhänger fand ich zu wenig durchdacht, nur abgehandelt. Das passt nicht zu den bisher gut ausgearbeiteten Passagen, lässt aber auch die Vermutung zu, dass ein Folgeband geplant ist, die Geschichte kann durchaus noch weitergehen.
Fazit: Für Liebhaber von Drachengeschichten zu empfehlen. Von mir gibt es gute 3 Sterne.

Bewertung vom 23.09.2021
Popp, Susanne

Die Teehändlerin / Die Ronnefeldt-Saga Bd.1


gut

Die Geschichte der Friederike Ronnefeldt

Rechtzeitig vor dem 200jährigen Jubiläum 2023 wird eine Trilogie zur Familiengeschichte des Teehauses Ronnefeldt aufgelegt. Friederike, Ehefrau des Teehändlers Tobias Ronnefeldt, sieht sich gezwungen während der China-Reise ihres Mannes die Geschäfte zu Hause in Frankfurt selbst zu leiten. Der neue Prokurist, der ihr von früher nicht unbekannt ist, erweist sich als nicht vertrauenswürdig. Gestützt von Freunden nimmt sie sich trotz vieler Widrigkeiten der Aufgabe mit Elan und Freude an - und dies mit Erfolg. Und erzieht weiter ihre vier Kinder und durchlebt eine neue Schwangerschaft.

Basierend auf der realen Familienchronik der Frankfurter Familie Ronnefeldt und ihres Teehandels wird hier die Lebensgeschichte von Friederike erzählt. Da nicht alle Fakten bekannt sind, wurde hier einiges in schriftstellerischer Freiheit dazu gedichtet (gut im Nachwort ausgeführt), dabei wurden historische Erkenntnisse aus dem bürgerlichen Leben der Biedermeierzeit eingebunden, dies zeigt sich auch in der Darstellung des damaligen Verständnisses der Rolle der Frau in Familie und Gesellschaft. Das ist auch weitgehend gelungen. Auch die Rolle von Religion und die Beziehung der Konfessionen untereinander ist Bestandteil der Geschichte.

Hilfreich ist das Personenverzeichnis am Anfang des Buches, dort ist auch zu erkennen, welche der Personen wirklich gelebt haben. Gut gefallen hat mir auch, dass einige Frankfurter Persönlichkeiten wie Goethe, Schopenhauer, Hoffmann erwähnt werden, sowie der Einbezug der Familie Willemer. Die Karte des historischen Frankfurts ist schön, leider etwas zu klein zu lesen.

Das Buch ist in einem gut lesbaren Stil geschrieben, aber es konnte mich nicht begeistern. Ich fand den Roman an und für sich nicht uninteressant. Aber mir fehlt etwas Spannung, es wirkt so wie eine gut zu lesende, an die Realität angelehnte, Biographie, kein Buch zum Mitfiebern. Den Umstand, dass Friederike das Geschäft vor dem Untergang retten muss, hätte man sicher interessanter aufbauen können. Auch die Passagen, in denen sie sich dem kriminellen Prokuristen stellen muss, sind nicht wirklich fesselnd zu lesen. Von einem Buch, welches sich dem Thema des Teehandels widmet, hätte ich zudem noch auch mehr zur Welt des Tees erwartet, wer annimmt, in eine Welt voller Aromen einzutauchen, wird leider enttäuscht. Friederike war mir als Person zwar sympathisch, in Summe bleibt sie für mich doch farblos. Da haben einige der Nebenfiguren mehr "Pepp", so wie ihre Freundin Clotilde und Amalie, die Besitzerin der Buchdruckerwerkstatt.

Fazit: ein gut lesbares Buch für Zwischendurch, welches jedoch nicht unbedingt neugierig auf den zweiten Band macht, trotz angefügter Leseprobe.

Bewertung vom 15.09.2021
Seibold, Jürgen

Sein oder Totsein / Lesen auf eigene Gefahr Bd.2


sehr gut

Vertrackter Fall

In seinem zweiten Fall begibt sich Robert Mondrian auf Shakespeares Spuren. Ein altes Sonett verspricht Hinweise zur Lösung eines Mordfalls zu liefern und das ist verzwickter als zunächst gedacht. Und es führt zu einem alten Fall aus Roberts altem Leben. Roberts Gehilfe Alfons darf wieder mitermitteln und verbandelt sich (endlich) mit Marie.
Jürgen Seibold hat mit dem Buchhändler Mondrian einen liebenswerten Protagonisten geschaffen, der eigentlich sein ruhiges Leben genießen möchte. Geschickt werden Details zu seiner ehemaligen Berufung (?) in die Geschichte eingebunden. Auch wer - wie ich - den ersten Band nicht kennt, kommt schnell in die Geschichte rein. "Gefremdelt" habe ich keinen Moment.
Der Krimi ist gut geschrieben und zeichnet die einzelnen Charaktere authentisch - man merkt dass sich der Autor genaue Gedanken gemacht hat, welche Eigenschaften die einzelnen Personen verkörpern sollen. Zwischendrin fällt der Spannungsbogen zugunsten der Auflösung des Rätsels, welches das Sonett stellte, etwas ab. Dieser Teil ist für Knobelfreunde nicht uninteressant. Und die Spannung und das Tempo nehmen auch wieder Fahrt auf. Die Auflösung des Falles ist letztendlich nachvollziehbar und birgt eine Tragödie in sich.
Ein gut zu lesender Krimi, der im Rems-Murr-Kreis angesiedelt ist, und bei dem auch der Humor nicht zu kurz kommt.

Bewertung vom 09.09.2021
vor Schulte, Stefanie

Junge mit schwarzem Hahn


sehr gut

Ungewöhnlich fabelhaft

Der junge Martin wächst unter schwierigen Bedingungen in einem Dorf lange vor unserer Zeit auf, wird ständig begleitet von einem schwarzen Hahn. Hahn und Junge werden von den Dorfbewohnern argwöhnisch beobachtet. Martin ist ruhig, im Vergleich zu den übrigen Menschen im Ort deutlich klüger und immer hilfsbereit. Er weiß instinktiv, dass er für eine besondere Aufgabe vorgesehen ist. Zusammen mit einem Maler, der sein Dorf besucht, verlässt er die vertraute Umgebung und macht sich auf seinen Weg. Mit Mut, Zuversicht und Zuspruch wird er letztendlich zum Retter und findet seinen Platz in der Welt.

Man könnte den Roman auch beginnen mit „es war einmal“. So fabel- oder märchenhaft mutet die Erzählung an. Eine Rezension zu schreiben fällt mir schwer, denn nach dem Lesen bin ich hin- und hergerissen. Ich empfinde die Geschichte einerseits als literarisch anspruchsvoll, in Gedanken wirkt sie nach. Anderseits bin ich der Meinung, dass der Leser auch zu viel hineininterpretieren könnte. Handelt es sich um eine Parabel, deren Sinn in eine erzählte Geschichte gekleidet wurde oder eher um eine Allegorie, die eine bildliche Vorstellung gestattet und gestaltet?

Auf jeden Fall hebt sich der Roman von anderen deutlich ab und ist lesenswert. Auch Noch-Skeptiker sollten sich ruhig daran versuchen, mit gut 220 Seiten und einem flüssigen Schreibstil ist das Buch schnell gelesen.