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Insgesamt 395 Bewertungen
Bewertung vom 18.09.2019
Saller, Tom

Ein neues Blau


ausgezeichnet

Schuldgefühle

Berlin 1985- Die Oberstufenschülern Anja, nimmt einen Job als Gesellschafterin bei einer ungewöhnlichen alten Dame an. Die beiden ungleichen Frauen sind sich sogleich sympathisch, obwohl sie beide etwas kompliziert sind. Anja staunt sehr über den Lebensstil von Lilli, die besonders an ihrem japanischen Garten und ihrer Passion, der Herstellung von Porzellan hängt! Besonders eine Schale hat es der alten Frau besonders angetan. Nach und nach erzählt Lilli der Schülerin aus ihren bewegten Leben. 
Die beiden Frauen stellen immer mehr Gemeinsamkeiten fest, beide haben jüdische Wurzeln, Anja ist auch Schülerin an Lillis alter Schule und beide haben Schuldgefühle….

„Ein neues Blau“ von Autor Tom Seller, ist ein großartiger und gefühlvoller Roman, in dem zwei Frauen die Hauptrolle spielen. Die erst 18-jährige Anja und Lilli, eine alte Frau, in der Einsamkeit ihres Hauses und Gartens lebend. Lilli hängt ihren Erinnerungen nach, die viel mit Japan, dem Teehandel und der Porzellanherstellung zu tun haben. Natürlich hat Lilli auch bewegte Zeiten erlebt und Anja erfährt sehr viele Geschichten und auch einige tiefsinnigen Gedanken und Zweifel der alten Künstlerin. Aber auch Anjas Leben ist nicht problemfrei!
Mit viel Fingerspitzengefühl beschreibt der Autor die Gefühle der beiden Damen, scheibchenweise enthüllen sich die Ereignisse der Handlung und es schält sich der Kern des Ganzen an die Oberfläche. Durch diese behutsame Vorgehensweise, kann man sich hervorragend in jede Zeit, sowie in die Gefühlswelt der einzelnen Personen einfühlen und den Inhalt genießen. Glanzvoll wird die Welt des Tees beleuchtet und auch die Geschichte der berühmten KPM (Königliche Porzellan Manufaktur) in Berlin wird geschickt in das Geschehen integriert. Der Schreibstil überzeugt und macht das Buch zum Genuss!
Für mich war der Roman eine runde Sache, er hatte so viele versteckte Facetten, Themen und Ansichten, die sich am Ende grandios ineinander fügen! Noch dazu war er unterhaltsam und auch der Spannungsbogen blieb bis zum Ende aufregend. Diese Lektüre war ein tolles Erlebnis!

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 15.09.2019
Benedict, Christian

Schlaf ist die beste Medizin


ausgezeichnet

Interessantes Wissen zum Thema Schlaf

Ein Fachbuch das sehr gut erläutert, wie wichtig Schlaf für Körper, Gesundheit und Wohlbefinden ist. Das Buch ist geschrieben, von dem in Hamburg geborenen Dr. Christian Benedict, Schlafforscher und Leiter einer Forschungsgruppe an der schwedischen Universität Uppsala und der schwedischen Wissenschaftsjournalistin Minna Tunberger. 

Im ersten Teil des Buches wird erst mal erklärt, warum wir überhaupt Schlafen, es führt uns durch die unterschiedlichen Schlafphasen, beschreibt wie unsere innere Uhr funktioniert und wie sich der digitale Wandel auf das Schlafverhalten auswirkt.
Im zweiten Teil geht es um die Auswirkungen des Schlafes, auf unser Gehirn, unsere Gefühle und unseren Alltag. Der dritte Teil dreht sich darum, wie Schlaf als Medizin eingesetzt werden kann, denn gerade was unser Immunsystem und unseren Stoffwechsel betrifft, ist Schlaf enorm wichtig.

Der Schreibstil ist sehr angenehm zu lesen und für ein Fachbuch auch gut verständlich geschrieben. Im Glossar werden viele Begriffe noch einmal aufgegriffen und erklärt. Zu jedem Kapitel und Thema gibt es zusätzlich noch separate Merkfelder, die das Geschriebene noch einmal verdeutlichen, Tipps geben oder anhand von Beispielen den Text erklären.
Das Buch hilft dabei sich mit seiner eigenen Schlafhygiene und individuellen Schlafverhalten auseinanderzusetzen, Defizite zu erkennen und gegenzusteuern. 
Ein wirklich tolles Buch um sich überhaupt einmal intensiv mit dem Thema Schlafen zu beschäftigen, ich fand es wirklich mega spannend und wichtig. Bei der Lektüre, habe ich viel über mein eigenes Schlafverhalten nachgedacht und erfahren worauf ich achten muss, um für die Zukunft meinen Schlaf zu verbessern. Mit Sicherheit werde ich künftig mehr Wert darauf legen dem Körper ausreichend Ruhe zu gönnen und auch meinen Focus auf die dafür optimale Zeit richten. Es gibt viele praktische Tipps im Buch, die ich in den Alltag mitnehmen werde, wie z.Bsp. kein Kaffee nach 15 Uhr, am morgen Licht tanken oder vor dem Schlafen Musik hören;)
Empfehlenswert!

Bewertung vom 09.09.2019
Kürthy, Ildikó von

Es wird Zeit


ausgezeichnet

Etwas zum Lachen und Weinen, denn das Leben ist kein Wunschkonzert!
Judith, fast 50, Zahnarztgattin aus Hamburg fährt in ihre alte Heimat, um dort die Asche ihrer Mutter zu beerdigen und ihr Elternhaus zu verkaufen. Dort triff sie auf ihre alte Freundin Anne, die sie seit 20 Jahren gemieden hat! Judith hat Anne gegenüber ein schlechtes Gewissen, hinter dem sich ein persönliches Geheimnis verbirgt, das sie bis heute plagt! Aber auch Anne hat sich verändert, die viel beneidetet Freundin ist in den Heimatort zurückgekehrt, um sich ihrem Schicksal zu stellen, denn sie ist unheilbar krank. Judith beschließt für ihre Freundin da zu sein und ihr beizustehen, denn auch ihr Leben erscheint ihr plötzlich sinnlos, nachdem die Kinder aus dem Haus sind, ihre Mutter tot und das Leben neben ihrem Ehemann so ganz den Reiz verloren hat….

Mit trockenem Witz und bittersüßem Schmerz setzt sich Ildikó von Kürthy mit den Problemen von uns Frauen um die 50 auseinander. Beide Protagonistinnen sehen auf unterschiedliche Lebensverläufe zurück, die eine Mutter dreier erwachsener Söhne und Ehefrau, die andere erfolgreiche Businessfrau, unglücklich geschieden.
Beide befinden sich in einer schwierigen Phase und sind an einem Wendepunkt im Leben angelangt! Anne muss sich mit ihrem tödlichen Schicksal auseinandersetzten und Judith mit dem Tod der Mutter, ihrem Ehefrust und ist auf der Suche nach Alternativen. Wenn man sich im ähnlichen Alter wie die beiden Hauptcharaktere befindet, kann man viele der Situationen in der Handlung nachvollziehen/fühlen und an vielen Stellen entweder laut lachen oder ein Tränchen verdrücken.
Die Autorin bringt gerade die Probleme mit dem Älter werden auf den Punkt;) Ob es das Hadern mit dem ein oder anderen Kilo mehr auf den Rippen, die Ängste um den Nachwuchs, das Schnarchen des Gatten;) Umgang mit Krankheit und Tod, endgültiges Loslassen oder die Frage „Was kommt denn jetzt noch!?“ ist. Frau kennt ja das Gejammer;) Den flotten und etwas trocken-ironischen Schreibstil der Autorin mag ich sehr, sie kann sicherlich auch über sich selbst Lachen:) mir gefällt diese Art von Humor!

Ein großartiges Buch für Frauen im „gewissen Lebensabschnitt“, gefühlvoll, sarkastisch, witzig. Gewürzt mit einer großen Portion Wehmut, doch die Hoffnung ist immer mit dabei! Ein Roman mitten aus dem Leben gegriffen, der mich wirklich gut unterhalten hat!

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 03.09.2019
Weigand, Sabine

Die englische Fürstin


ausgezeichnet

Ein aufregendes und authentisches historisches Porträt

Die blutjunge Debütantin und englische adelige Mary Theresa Olivia Cornwallis-West genannt Daisy, heiratet den immens reichen deutschen Hans Heinrich XV. Fürst von Pless, Graf von Hochberg. Ihre Ehe hat den Zweck ihre verarmte Familie, finanziell zu unterstützen und geschieht nicht aus Liebe. Dennoch versucht Daisy zu Beginn ihrer Ehe sehr, ihrem Mann etwas abzugewinnen und ihn zu lieben. Die charmante Daisy wird zum Mittelpunkt der damaligen High Society, quasi das erste IT-Girl, von allen geliebt und bewundert wegen ihrer Schönheit und Anmut. Selbst der deutsche Kaiser wird zu ihrem Bewunderer. Nur ihrem Mann Hans kann sie es nie recht machen. Als Daisy beginnt den einfachen Leuten im Fürstentum zu helfen und deren entsetzliche Armut offen kritisiert, stößt sie auf Unverständnis……

Der Roman „Die englische Fürstin, zwischen Glanz und Rebellion“ von Autorin Sabine Weigand, zeigt uns die Geschichte einer bewundernswerten jungen Frau, die sich trotz aller Widrigkeiten ihrer Zeit und Stellung, zu einer starken und bewundernswerten Persönlichkeit entwickelt. Die Protagonistin des Romans, Daisy von Pless, ist eine reale Person der Zeitgeschichte, die wir begleiten vom unerfahrenen Mädchen, zur umschwärmten Ikone der Gesellschaft. Daisy erspürt nicht nur die Befindlichkeiten der Menschen, sie hat auch das Herz am rechten Fleck und geht mit offenen Augen durch die Welt! Sie erkennt die Missstände ihrer Zeit und versucht zu helfen, wo sie nur kann. Leider wird ihr Engagement und ihre Hilfsbereitschaft vom eigenen Mann unterdrückt und gebremst. Doch Daisy lässt sich nicht entmutigen.
Der Autorin gelingt es hervorragend, das Leben, die Entwicklung und die Gefühle der jungen Frau in dieser bewegten Epoche darzustellen. Man fühlt mit Daisy die Ungerechtigkeiten der Zeit nach, die vor allem die Frauen betrifft. Unbeachtet und nur zum schönen Beiwerk degradiert, haben die Frauen keine Mitspracherecht was ihr Leben betrifft! Bewundernswert wie Daisy mit dieser Situation umgeht. Sie hat ihre eigenen Tricks und Kniffe ihre Ziele zu erreichen.
Eine gekonnte Verknüpfung von Realität und Fiktion, zeigt die historischen Geschehnisse der Zeit vor und während des Ersten Weltkriegs auf einprägsame und dramatische Weise. Die verzweifelte Fürstin gerät zwischen die Fronten, zerrissen und alleingelassen mit ihren Gefühlen für ihre beiden Heimatländern und deren Konflikte. Daisys Geschichte ist mitreißend, bewegend und bewundernswert! Zwischendurch wird das Geschehen immer wieder durch Briefe, Tagebucheinträge, Zeitungbeiträge und Fotos belegt.

Das gelungene Porträt der mir bislang nicht bekannten „Daisy von Pless“ hat mich begeistert! Sabine Weigand ist einfach eine absolute Meisterin was das Recherchieren und das Erleben von historischen Hintergründen betrifft und meine Erwartungen was den Roman anbelangt wurden, auch diesmal wieder nicht enttäuscht. Dieser Roman ist erlebte Geschichte, einfach sensationell unterhaltsam umgesetzt und ich kann das Buch jedem historisch interessierten Leser/in ans Herz legen!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 26.08.2019
Sommerfeld, Helene

Die Wege der Liebe / Die Ärztin Bd.3


ausgezeichnet

Großartige Familiensaga!

Berlin 1915- die Schrecken des Krieges erreichen auch die Zivilbevölkerung. Lebensmittelknappheit, Schlange stehen, minderwertige Produkte und kaum Fleisch ist in der Stadt zu haben. Die Ärztin Ricarda Tomasius muss ihre Privatpraxis schließen und wieder in der Charité arbeiten. Dort behandelt sie unzählige Frauen, die in der Munitionsfabrik arbeiten müssen und dort verstümmelt werden. Die Menschen bangen um ihre Liebsten an der Frontkämpfer, auch Ricardas Sohn Georg wird vermisst. Tochter Henny ist im Streit in die USA ausgewandert, nun noch Nesthäkchen Antonia ist ihr geblieben. Doch der Backfisch macht ihr auch Sorgen, interessiert sich Toni doch mehr für die Zootiere, als die Schularbeiten ernst zu nehmen….

„Die Ärztin-Die Wege der Liebe“ Familiensaga, von Autorin Helens Sommerfeld, ist der dritte Teil der Serie, in der das Thema Medizin im Vordergrund steht. Eine neue Generation Mediziner macht sich zum Aufbruch bereit, aber auch Mutter Ricardas Einsatz ist nach wie vor notwendig! Auch wenn ich die beiden Vorgängerbände nicht kenne, was ich sehr bedaure, bereitet es kaum Schwierigkeiten dem Roman zu folgen. Bin gleich sehr gut in die Geschichte eingetaucht und der bildhafte und eindrucksvolle Schreibstil der Autorin lässt die Seiten nur so dahinfliegen!
Eine Personenübersicht gleich zu Beginn des Buches hilft dabei. Eine sehr schön gestalteter Stadtplan von Berlin 1919 auf dem Innencover bietet dem Leser die Gelegenheit den Protagonisten durch Berlin zu folgen.
Für die Ärztin und Mutter Ricarda gibt es einiges an Schicksalswendungen zu ertragen und zu lösen, so bleibt es über das gesamte Buch hinweg sehr spannend und die Lektüre lässt absolut keine Langeweile aufkommen. Besonders der Sprung zwischen den Welten, einerseits das kriegsgebeutelte Berlin, auf der anderen das aufstrebende Amerika, macht die Geschichte sehr lebendig und spannend.

Der Roman hat mir sehr gut gefallen, perfekte Unterhaltung für historisch interessiert Leser. Die Zeit des 1. Weltkriegs und dessen Auswirkung auf die Menschen wird sehr eindrucksvoll und authentisch dargestellt. Eine Geschichte zum mitfiebern und genießen, sehr empfehlenswert! Werde mir sicherlich auch die Vorgängerbände besorgen:)

Bewertung vom 24.08.2019
Eden, Caroline

Schwarzes Meer


ausgezeichnet

Verlockende Reise in die kulinarische und kulturelle Regionen rund ums Schwarze Meer

Im Buch reisen wir zusammen mit Autorin Caroline Eden durch Regionen rund um das Schwarze Meer. Wir erforschen die Straßen, die Vergangenheit und Gegenwart von Odessa, reisen weiter über Rumänien und Bulgarien nach Istanbul, die bedeutende Stadt zwischen den Meeren. Dort erfahren wir viel über den Schmelztiegel der Kulturen und tauchen ein in Köstlichkeiten, die uns das Wasser im Mund zusammen laufen lassen. Beeindruckt von der Schicksals-gebeutelten Metropole geht es weiter durch die Schwarzmeerregion über Safranbolu, Amasra, Kastamonu, Sinope, Amaya und Tokat. 
Jede Stadt hat ihren eigenen Charakter und Genüsse. Am Ende landen wir noch Trabzon, mit seiner bewegten Geschichte.

Schön an diesem Buch ist nicht nur die gelungene und interessante Reisebeschreibung, sondern auch die liebevoll ausgesuchten Rezepte und verführerischen Bilder, die den Text gekonnt ergänzen. Insgesamt beglücken 58 orientalisch, russisch, griechisch und türkisch angehauchte Rezepte und laden zum Nachkochen ein! Mich begeistern besonders die Istanbuler Schmankerl und mein absoluter Favorit ist die Banker-Fischsuppe. Verführerisch klingen auch Börek, Manti und der Rollwagen-Kebab. Es gilt noch vieles auszuprobieren. 
Die Reisebeschreibung finde ich auch sehr gelungen, lässt sie den Leser doch tief eintauchen in geschichtliches und die Gegenwart. Sie erklärt die Mentalität der Menschen, beschreibt die Landschaft, die Eigenheiten und Entwicklung der besuchten Städte, nicht nur deren Ess-Kultur. Ein Hingucker sind all die wunderschönen Fotos, mit denen das Buch ausgeschmückt ist, Schnappschüsse, Panoramaaufnahmen und Sehenswürdigkeiten. Dazu kommen natürlich auch die wunderbar bebilderten Rezepte und Illustrationen zur Reiseroute. Das Cover ist zwar ein wenig untypisch, es passt weder zu einem Kochbuch, noch zu einem Reiseführer! Jedoch passt es hervorragend zum Thema „Schwarzes Meer“, dieses wogende stilisiertes schwarzblaues Wellenmeer mit dem Silber-funkelnden Titel, der wie ein Fisch heraus glitzert aus den Wogen, grandiose Gestaltung, die mir glänzend gefällt.
Das Buch, hat mir sehr gut gefallen, ich bekam bei der Lektüre nicht nur Lust den Herd anzuwerfen…nein, am liebsten würde ich mich auch gleich auf die Socken machen und mich selbst in das Reise-Abenteuer „Schwarzes Meer“ stürzen, um diese Gegend für mich zu entdecken;) 
Eine tolle Anregung einmal anders zu Reisen, fernab des Massentourismus und abseits der überlaufenen Reiseziele. Kulinarisch verreisen und neue Geschmackserlebnisse zu entdecken gehört sowieso zu meiner Lieblingsbeschäftigung:)

Bewertung vom 20.08.2019
Saalfeld, Michaela

Als wir im Regen tanzten


gut

Etwas zähflüssiger historischer Familienroman aus der Weimarer Republik

Berlin 1928-die Kriegsjahre sind vorüber und die Menschen wollen wieder Leben und Spaß haben! Die Filmbranche boomt und die erfolgreiche Schauspielerin Recha und ihr Mann der bekannte Regisseur Willi zur Nieden genießen das Leben. Doch so langsam macht sich immer mehr nationalsozialistische Gesinnung breit, auch in der UFA. Die jüdischstämmige Recha spürt es als Erste. Doch Willi, der verzweifelt nach einem neuen Filmthema sucht, um an seinen einstigen Erfolg anzuknüpfen, merkt zunächst gar nicht, was rund um ihn geschieht und wie seine Frau angefeindet wird.
Willis Schwester Felice, die gekonnt zwischen Mutterrolle und taffer Anwältin hin und her wechselt, kann gar nicht fassen das auch ihre Welt ins Wanken gerät und fällt völlig aus der Rolle….

Der historische Roman „Als wir im Regen tanzten“ von Autorin Michaela Saalfeld, ist der Band zwei einer Serie. Thema in diesem Teil ist die Filmbranche in Berlin und die Entwicklung vom Stummfilm zum Tonfilm. Eine große Rolle spielt auch das politische Klima der Zeit und seine Auswirkungen auf die Menschen.
Die Handlung entwickelt sich dabei leider ein wenig zäh, die Protagonisten werden stark überzeichnet und ihre Aktionen sind für mich teilweise überzogen und recht unglaubwürdig dargestellt. Gerade mit den Hauptprotagonisten kam ich gar nicht zurecht, leider konnte ich ihre Emotionen nicht nachfühlen. Das Lesen der Geschichte gestaltete sich in einigen Abschnitten recht anstrengend, viele Rückblicke und Nebenschauplätze die den Lesefluss störten. Es wäre vielleicht besser gewesen den Vorgängerband zu kennen, um sich besser auf die Protagonisten einzustellen. Hatte mir auch mehr erhofft, was das Thema Film/Ufa anbelangt, das irgendwie am Rande hängen blieb.
Gelungen fand ich dagegen, wie die Gräuel des Krieges hervorgehoben wurden deren Auswirkung auf die Nachkriegszeit mit ihren Überlebenden. Auch die unheilvolle Stimmung der Zeit, die Anfeindungen und der aufkommende Antisemitismus wurden recht gut dargestellt.

Da ich eigentlich sehr gerne historische Romane aus dieser Zeit lese und gerade in letzter Zeit auch sehr viel Stoff im Bereich 20er Jahre, hat mich diese Geschichte jedoch nicht mitreißen können! Es war ziemlich zähe Kost und mir fehlte teils sogar die Lust zum Weiterlesen. Das Ende hat mich dann leider auch nicht mehr versöhnen können, obwohl ich die Auflösung eigentlich ganz in Ordnung fand.

Bewertung vom 11.08.2019

Verrückt nach Karten


ausgezeichnet

Inspirierend-eine visuelle Explosion für Kartenliebhaber, Phantasten und Weltenwanderer

„Ich begann wohlweislich mit einer Karte und machte die Geschichte passend.“
J.R.R. TOLKIEN


„Verrückt nach Karten“ enthält eine großartige Sammlung von antiken Welt-Karten, Fantasy-Karten und Skizzen der unterschiedlichsten Autoren, aus den unterschiedlichsten Zeiten und Epochen.
Herausgeber dieses wunderbar gestalteten Meisterwerks ist der Autor und Historiker Huw Lewis-Jones. Im Buch zu Wort kommen dabei über 20 bekannte Autoren, Illustratoren und Kartenliebhaber, die von ihrer Leidenschaft zu Karten erzählen, von ihren Inspirationsquellen schwärmen und die Bildpracht der Karten-Illustrationen, mit ihren unterhaltsamen Texten ergänzen.
Das Buch zeigt sehr anschaulich durch zig beispielhafte Exemplare der Kartenkunst, wie fasziniert die Menschheit schon seit jeher von fremden Ländern und Fantasie-Karten war. Gerade die „Terra incognita“, hat manche Fantasie beflügelt, Geschichten erschaffen und zum Aufbruch in unbekanntes Terrain gelockt! Man denke an Christopher Columbus oder Marc o’ Polo. Wer nicht selbst forschen und entdecken will, kann sich eigene Welten schaffen! In vielen Fantasy-Romanen sind es gerade die Karten, die eine besondere Faszination ausüben.
Als Leser freue ich mich auch immer besonders, über eine gelungene und faszinierende Karte, die meine Fantasie beflügelt und mich bei meiner Reise durchs Buch begleitet! Im Buch versteckt sich auch eine Fundgrube an unbekannten Romanen, die zu entdecken sich sicherlich lohnen und auf meine Leseliste wandern können!

Dieser prächtige Bildband gefällt mir wirklich ganz außerordentlich, eine prächtige Sammlung, die man immer wieder mal zur Hand nehmen kann, um sich die Vielfalt der Kartografie anzusehen. Auch die Texte dazu fand ich sehr unterhaltsam und inspirierend:)

Ein Zitat des Herausgebers hat es mir besonders angetan, enthält es doch so viel an Wahrheit, gültig auch heute in unserer modernen Welt:
„Für viele lauern an den Kartenrändern immer noch Drachen: im Unbekannten, in Kulturen und Völkern, die anders sind, und in Denkweisen, die sie provozieren.“
Huw Lewis-Jones

Bewertung vom 31.07.2019
Geschke, Linus

Im Wald der Wölfe / Jan Römer Bd.4


sehr gut

Spannender Recherche-Kriminalroman durch deutsche Zeitgeschichte

Der Journalist Jan Römer verbringt seinen Urlaub in Thüringen. Zu seiner Entspannung und für ungestörte Leseexzesse hat er sich eine heimelige Waldhütte gemietet. Doch eines Nachts steht plötzlich eine verletzte und völlig verstörte fremde Frau vor seiner Türe. Nach dem Jan ihre Kopfwunde versorgt hat, erzählt sie ihm von den Geheimnissen eines nahe gelegenen Waldstücks genannt „Wald der Wölfe“ und den dort in der Vergangenheit geschehenen Morde und den toten Frauen mit dem Wolfsmal auf der Stirn…natürlich ein gefundenes Fressen für den neugierigen Schnüffeln-Journalisten Römer!

In seinem Kriminalroman „Im Wald der Wölfe“ entführt uns der Autor Linus Geschke in den kleinen Ort „Frauenwald“ am Rennsteig in Thüringen!
Es ist schon der vierte Kriminalfall, einer Buchserie mit dem Journalisten Jan Römer aus Köln. Römer stolpert über eine ungeklärte Frauen-Mordserie, die bis in DDR-Zeiten hineinreicht und sich über sechs Jahrzehnte hinzieht!
Die Morde an sich sind schon eine auffällige und spannende Sache und das Interesse von Jan Römer absolut nachvollziehbar. Doch sein Interesse weckt Aufmerksamkeit, denn der letzte Mordfall ist erst drei oder vier Jahre her. Diesmal wurde aber ein Mann erschossen, auch er mit Wolfsmal auf der Stirn.
Mit Jan Römer ermitteln auch noch seine Kollegin Mütze und zwei Freunde, die in der Story ein sehr sympathisches Team darstellen.
Die Aufarbeitung von Geschichte in der Geschichte wird vom Autor sehr anschaulich dargestellt. Immer wieder tut sich ein Fenster in die Vergangenheit auf und man bekommt einen Blick aus der Täter Sichtweise übermittelt. Das macht der Autor sehr geschickt, der Spannungsbogen steigt kontinuierlich und entlädt sich am Ende in einen spektakulären Show-Down!
Der Schreibstil ist ausdrucksstark, lebendig und liest sich flüssig.
Ein wirklich unterhaltsamer Kriminalroman, bei dem der Leser gut mit spekulieren kann, unblutig aber dennoch voller Spannungsmomente.
Cold-Cases aus DDR-Zeiten, ein faszinierendes Thema, denn dort gab es ja angeblich gar keine schwerwiegenden Verbrechen. Eine interessante These, die viel Potenzial hat. Diese hat der Autor aufgegriffen und gelungen umgesetzt. Es war mein erster Kriminalroman mit Protagonist Jan Römer und ich habe Lust auf mehr Bücher der Reihe bekommen!

Bewertung vom 26.07.2019
Ernst, Karin

Überflieger


ausgezeichnet

Aufrüttelndes unterhaltsames Eltern-Kind-Schule Erziehungsdrama

Das erfolgreiche Akademikerehepaar Claire und Niko kehren aus den Staaten zurück nach München. Mit im Gepäck haben sie ihre wunderbaren Kinder, Cordelia und Raffi. Sie alle sind privilegiert, klug, schön und besonders! Gerade Claire betrachtet ihren Nachwuchs mit Wohlwollen und vergleicht ihn auch gerne mit den Kindern von Freunden. Cordelia hat schon eine Klasse übersprungen und auch von Raffi wird Großes erwartet, kann der Fünfjährige doch schon Bücher auf Englisch und Deutsch lesen und das Alphabet in Großbuchstaben schreiben! Daher besteht die ehrgeizige Claire auch vehement darauf, Raffi so frühzeitig wie möglich einzuschulen, wieder aller Empfehlung.....!

Der Debütroman „Überflieger“ von Karin Ernst, ist eine etwas überzogen gezeichnete Gesellschaftsposse über besonders motivierte Eltern-Ansprüche und man kann sich so gut recht gut darüber amüsieren. Jedoch entdeckt man auch viel Wahres und jede Menge an Dramatik und Tragik in der Geschichte.
In unserer heutigen Zeit werden große Ansprüche gestellt und schon die Kleinsten sollen ihnen gerecht werden. Dabei prasseln die Erwartungen von allen Seiten auf die Kinder ein und dieses Drama wird am Beispiel Raffi nur allzu deutlich. Klar findet jeder sein Kind toll, individuell und will ihm größtmögliche Freiheit gewähren, dadurch wird aber leider die Gefahr groß, lauter Prinzen und Prinzessinnen zu schaffen, die auch gerne ihren Kopf durchsetzen und zum Tyrannen werden können!
Auf der anderen Seite die Schule mit ihren Standards, die keine individuelle Sichtweise zulässt. Hier zählt allein die Funktion und Angepasstheit.
Die köstlich sarkastische Erzählweise der Autorin macht den Roman zu einer genussvollen Lektüre. Es gelingt ihr den Spannungsbogen hochzuhalten und die Dramatik immer weiter zu Steigern, daher liest sich die Geschichte schnell und auch spannend. Natürlich ist das Thema wohl mehr für Eltern und die es werden wollen, interessant;)
Mir persönlich hat das Buch sehr gut gefallen und mich gut unterhalten. Viele Episoden und Erlebnisse haben mich auch an die Zeit erinnert, als meine Kinder in dem Alter waren. Verrückte Elterngespräche, Hausaufgaben-Qualen, Widerworte und der tägliche Kampf ums Aufstehen!
Gelungene bissige Gesellschaftskritik um Erziehungsfragen, Schule, subjektive und objektive Wahrnehmung, die zum Nachdenken und zur Diskussion einlädt.