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Readaholic

Bewertungen

Insgesamt 425 Bewertungen
Bewertung vom 31.01.2020
Moore, Liz

Long Bright River


ausgezeichnet

Michaela, genannt Mickey, ist Streifenpolizistin in Kensington, einem Ortsteil von Philadelphia, in dem Drogen und Gewalt den Alltag bestimmen. Nicht wenige der Drogensüchtigen prostituieren sich. Was für Mickey besonders schlimm ist: ihre jüngere Schwester Kacey ist eine von ihnen.
Die beiden jungen Frauen wuchsen bei ihrer Großmutter Gee auf, denn die eigene Mutter starb ebenfalls infolge ihrer Drogensucht. Gee ist eine harte Frau, die den Mädchen keine Liebe geben konnte, zu enttäuscht ist sie vom Leben.
Während Mickey es schaffte, beruflich Fuß zu fassen, nahm Kacey schon als Teenager Drogen. Mehr als einmal dachte Mickey, die Schwester sei tot.
Dann werden innerhalb von kurzer Zeit mehrere ermordete Prostituierte in Kensington gefunden. Mickey und ihr neuer Partner Eddy sind die ersten am Fundort einer Leiche, deren Identität lange nicht festgestellt wird. Da es sich vermutlich „nur“ um eine weitere Drogentote handelt, scheint auch niemand außer Mickey ein wirkliches Interesse daran zu haben, den Namen der jungen Frau herauszufinden. Doch was Mickey wirklich Sorgen macht, ist, dass sie ihre Schwester schon eine ganze Weile nicht mehr gesehen hat. Sie macht sich auf der Suche nach ihr, doch ohne Erfolg...
Wir erfahren viel über die Lebensumstände in Kensington, über Brutalität und Korruption, Drogenhöhlen und Babys, die schon abhängig auf die Welt kommen. In Mickeys Privatleben steht auch nicht alles zum Besten. Sie ist alleinerziehende Mutter eines vierjährigen Sohnes, den sie während ihrer Arbeitszeit in der Obhut einer nicht gerade zuverlässigen Babysitterin zurücklässt. Nach und nach erfahren wir Mickeys Geschichte, die mich sehr berührt hat.
„Long Bright River“ ist ein spannendes Buch, das ich kaum aus der Hand legen konnte. Mickey ist kein Supercop und sie ist durch und durch glaubwürdig. Dieser Roman ist ein ganz hervorragendes Erstlingswerk mit überraschenden Wendungen. Den Namen Liz Moore sollte man sich merken.

Bewertung vom 30.01.2020
Frennstedt, Tina

Das verschwundene Mädchen / Cold Case Bd.1


gut

Der Krimi beginnt mit einer albtraumhaften Szene. Eine Frau wird in ihrem Haus überfallen. Sie schafft es zwar zu fliehen, wird aber vom Täter eingeholt und am nächsten Morgen tot am Strand aufgefunden.
Das Ermittlerteam vor Ort findet bald Parallelen zu anderen Vergewaltigungs- und Todesfällen. Außerdem beschäftigen sie sich mit einem 16 Jahre zurückliegenden Fall, bei dem die Schülerin Annika nach einer Feier spurlos verschwand. Ihre Leiche wurde nie gefunden. Doch es gibt Genspuren, die darauf hinweisen, dass die Fälle etwas miteinander zu tun haben könnten. Seltsamerweise hält eine Zeugin von damals, die den mutmaßlichen Täter gesehen hat, ihre Aussage zurück. Warum, war mit bis zum Schluss nicht ganz klar.
Die zu Beginn aufgebaute Spannung flaut im Laufe des Buchs immer mehr ab. Der Leser erfährt viel über das Privatleben der Ermittlerinnen und erhält eine Fülle anderer, für die Fälle vollkommen unerhebliche Informationen. Ein alkoholkranker Ex-Freund von Annika kann sich, nachdem er sich auf die Nacht ihres Verschwindens konzentriert, plötzlich an Einzelheiten erinnern und Annikas Mutter kommt nach 16 Jahren auf die Idee, das Zimmer ihrer Tochter genauer unter die Lupe zu nehmen. Wie haarsträubend ist das denn?
Die Auflösung lässt vieles an Fragen offen. Ich hatte mir von diesem „Thriller“ sehr viel mehr erwartet und bin einigermaßen enttäuscht.

Bewertung vom 27.01.2020
Barry, Jessica

Freefall - Die Wahrheit ist dein Tod


gut

Erstaunliche Wandlung
Ein Kleinflugzeug stürzt in den Rocky Mountains ab, an Bord waren der Besitzer der Maschine und dessen Verlobte Allyson. Während alle davon ausgehen, dass beide Insassen tot sind (wobei nur der Pilot tot aufgefunden wird), schlägt sich Ally verletzt durch die Wildnis, um eventuellen Verfolgern zu entkommen. Es ist von Anfang an klar, dass sie in Gefahr ist, weshalb, wird erst im Laufe der Geschichte klar. Völlig unlogisch ist allerdings, dass die Polizei von Allys Tod ausgeht, denn ihre Leiche bleibt unauffindbar.
Allys Mutter Maggie, die seit zwei Jahren keinen Kontakt zu ihrer Tochter mehr hatte, glaubt nicht daran, dass ihre Tochter tot ist und versucht, mehr über das Leben herauszufinden, das Ally in letzter Zeit gelebt hat. Offensichtlich war sie mit dem reichen Geschäftsmann und CEO eines Pharmaunternehmens Ben Gardner verlobt. Auf den Bildern, die sie im Internet findet, ist ihre Tochter kaum wiederzuerkennen.
Die Geschichte wird in kurzen Kapiteln abwechselnd aus Allys und Maggies Perspektive erzählt, was die Geschichte abwechslungsreich macht. In Rückblicken erfährt der Leser Allys Geschichte, unter anderem, wie sich Ally und Ben kennengelernt haben. Dieser Teil erinnert sehr an die Hollywood Schmonzette Pretty Woman und ist für meine Begriffe nicht sehr glaubhaft. Weshalb sollte sich der gutaussehende reiche Ben ausgerechnet für die in einer Bar arbeitende Ally interessieren, die sich vor seinen Augen von schmierigen Typen begrapschen lässt? Nicht ganz klar war mir auch Allys Wandlung von der selbstbewussten und –bestimmten jungen Frau zu einem Modepüppchen, dessen einziges Ziel im Leben es ist, ihrem Verlobten zu gefallen.
Auf ihrer Flucht entwickelt Ally dann allerdings ungeahnte Kräfte. Selbst einen Killer, der auf sie angesetzt war, schaltet sie aus, im übrigen ohne jegliche Konsequenzen, denn sie fährt seelenruhig weiter quer durch die Vereinigten Staaten ohne dass sie von der Polizei verfolgt würde.
Freefall ist ein durchaus kurzweiliger, wenn auch ziemlich vorhersehbarer Roman. Nur kurz vor Schluss hat es die Autorin geschafft, mich zu überraschen. 3,5 von 5 Sternen.

Bewertung vom 23.01.2020
Nicholls, David

Sweet Sorrow


ausgezeichnet

Außergewöhnlicher Coming-of-Age Roman
Im Leben des 16-jährigen Charlie Lewis läuft im Moment nichts rund. Es ist Sommer, die Schule ist zu Ende und er hat die Abschlussprüfungen verhauen, so dass an College nicht zu denken ist. Seine Eltern haben sich vor kurzem getrennt. Die Mutter lebt mit ihrem neuen Lebensgefährten und dessen Töchtern zusammen, Charlies jüngere Schwester hat sie mitgenommen. Ihn hat sie nicht „in ihr Team gewählt“, wie er es ausdrückt. Stattdessen wohnt er mit dem seit der Pleite seiner Ladenkette depressiven Vater zusammen, was für Charlie sehr belastend ist. Er muss sich um alles kümmern, Essen, ein Minimum an Ordnung, die Rollen sind verkehrt. Kein Wunder, dass er so wenig Zeit wie möglich in seinem tristen Zuhause verbringen will. So fährt Charlie stundenlang mit dem Fahrrad durch die Gegend und entdeckt aus lauter Langeweile das Lesen für sich.
Bei einem dieser Ausflüge lernt er durch Zufall die gleichaltrige Fran kennen, die als Mitglied einer Laien-Theatergruppe in diesem Sommer Shakespeares „Romeo und Julia“ probt. Charlie hat zwar weder Interesse an Theater noch an Shakespeare, umso mehr gefällt ihm Fran und die einzige Möglichkeit ihr nahe zu sein, ist, selbst in dem Stück mitzuspielen. Wie sich herausstellt, eine sehr positive Entscheidung, denn plötzlich haben seine Tage Struktur und er bekommt neue soziale Kontakte. Sein Selbstbewusstsein wächst. Er geht auf wilde Partys, bewegt sich außerhalb seines bisherigen sozialen Umfelds und erlebt die erste Liebe. Auch Dummheiten und Fehlentscheidungen gehören zu diesem verrückten Sommer, auf den Charlie in diesem Buch, mittlerweile erwachsen und kurz davor zu heiraten, zurückblickt.
„Sweet Sorrow“ ist ein außergewöhnlicher Coming-of-Age Roman, der jedoch rein gar nichts mit seichten 08/15 Liebesromanen zu tun hat. Leser(innen), die solche Romane mögen, sollten also besser die Finger von dieser Geschichte lassen. Insofern finde ich den deutschen Untertitel – Weil die Liebe unvergesslich ist – auch etwas unglücklich gewählt, denn meiner Meinung nach wird damit die falsche Zielgruppe angesprochen.
Ich hatte davor noch nie etwas von Nicholls gelesen und wusste somit nicht, was mich erwartet. Mich hat Nicholls Schreibstil total begeistert. „Sweet Sorrow“ ist witzig, ironisch, tiefgründig und teilweise rührend und spannend, viel mehr als ein reiner Liebesroman. Für mich das erste Lesehighlight dieses Jahres!

Bewertung vom 13.12.2019
Hennig von Lange, Alexa

Die Weihnachtsgeschwister


sehr gut

Oh du fröhliche Weihnachtszeit!
Die Geschwister Tamara, Lissy und Ingmar kehren wie jedes Jahr zu Weihnachten in ihr Elternhaus zurück, um gemeinsam das Fest der Liebe zu feiern. Früher waren sie ein Herz und eine Seele, jetzt herrscht vom ersten Moment an Zwist zwischen ihnen. Tamara hat das Gefühl, im falschen Leben festzustecken. Der Freund, den Lissy dieses Jahr mitbringt, würde doch viel besser zu ihr passen als ihr langweiliger Ehemann Quirin. Ingmar ist entsetzt über die mangelnde politische Korrektheit seiner Geschwister. Lissy verschickt Geschenke per Amazon und Tamara kauft doch tatsächlich Klamotten bei Tschibo, das muss man sich mal vorstellen! Am nettesten und normalsten ist die alleinerziehende Lissy, die es allen recht machen will und befürchtet, dass Tamara mit ihren Geschichten über Lissys angeblich wilde Vergangenheit ihren Partner verjagt. Die Eltern geben sich Mühe, zwischen den Geschwistern auszugleichen, doch man merkt, dass es sie Kraft kostet, schließlich sind sie nicht mehr die Jüngsten.
Dann der Schock am nächsten Morgen: als die Geschwister bei ihren Eltern klingeln, öffnet niemand. Die Sorge, den Eltern könnte etwas passiert sein, eint sie plötzlich und sie spüren eine verloren geglaubte Verbundenheit.
Alexa Henning von Lange schafft es auch in diesem Roman sehr gut, die Stimmung und die Spannungen zwischen den Personen hervorragend herauszuarbeiten. Da die einzelnen Kapitel aus der Sicht eines jeweils anderen geschildert werden, kann man sich gut in die Personen hineinversetzen und erkennt bis zu einem gewissen Grad, wieso sich so verhalten, wie sie es tun. Was ich allerdings ein wenig lahm fand, war das Ende, das ich als wenig glaubhaft und sehr abrupt empfunden habe. Trotzdem eine amüsante Lektüre, die auch nachdenklich macht.

Bewertung vom 02.12.2019
Motte, Anders de la

Winterfeuernacht


sehr gut

Was geschah in der Nacht des Luciafestes?
Winterfeuernacht ist schon der dritte Roman, den ich von diesem Autor lese und er hat mir auch wieder gut gefallen. Anders de la Motte versteht es, seine Leser in den Bann zu ziehen. Obwohl streckenweise nicht allzu viel passiert, habe ich mich nie gelangweilt.

Eine junge Frau, Laura, erbt von ihrer verstorbenen Tante ein ziemlich heruntergekommenes Feriendorf. Als Kind und Teenager hatte Laura jede Ferien dort verbracht und sich wohlgefühlt. Ihre beste Freundin Iben wohnte dort und auch Jack, ein Findelkind, das ihre Tante aufgenommen hatte. Doch in einem Jahr geschieht ein schreckliches Unglück, ein Brand in der Lucianacht, bei der Iben ums Leben kommt. Von dem Tag an fährt Laura nie wieder zu ihrer Tante und hört auch nichts von ihr, die Verbindung ist vollkommen abgebrochen. Als Laura erfährt, dass sie das Feriendorf geerbt hat, beschließt sie, hinzufahren. Einerseits will sie sehen, in welchem Zustand sich Gärdnäset befindet, andererseits hofft sie, dass ihre Jugendliebe Jack möglicherweise zur Beerdigung der Tante auftaucht.

Eigentlich will Laura die Ferienanlage nur verkaufen und dann so schnell wie möglich wieder in ihr Leben nach Stockholm zurückkehren, doch dann holt die Vergangenheit sie ein und sie will unbedingt herausfinden, was eigentlich damals bei dem Brand genau geschah...

Das Buch ist wirklich sehr spannend, was mir aber dann gegen Schluss ein bisschen den Lesegenuss verdorben hat, war, dass manche Begebenheiten einfach total an den Haaren herbeigezogen sind. Vor allem die Geschehnisse rund um den Brand. Selbst wenn dies alles schon dreißig Jahre zurückliegt, kann ich mir nicht vorstellen, dass die Polizei damals so geschlampt haben soll.

Trotzdem hat mir die Lektüre vor allem auch wegen der immer wieder überraschenden Wendungen insgesamt gut gefallen und ich vergeben 4,5 von 5 Sternen.

Bewertung vom 22.11.2019
Schweikert, Ulrike

Aufbruch und Entscheidung / Die Charité Bd.2


sehr gut

Etwas langatmig
Da mir der erste Teil der Charité Reihe sehr gut gefallen hat, habe ich mich gefreut, als der zweite Band herauskam, aber leider ist er nicht so gut wie der erste. Schon im ersten Band fand ich die Sprache zum Teil hart an der Grenze zum Kitsch, hier wurde diese Grenze des öfteren überschritten.
Hauptperson des Romans ist Dr. Rahel Hirsch, eine Jüdin, die als erste Frau als Ärztin an der Charité in Berlin arbeitete. Von ihren männlichen Kollegen wurde sie größtenteils misstrauisch beobachtet, doch gab es auch Kollegen, die ihr Talent anerkannten und sie unterstützten. Im Buch lernt Rahel die Wäscherin Barbara kennen und die beiden ungleichen Frauen werden Freundinnen.
Es ist interessant, über die damaligen Verhältnisse in der Charité und die politische Situation in Deutschland zu lesen. Die Syphillis grassierte, auch Barbaras Tante erkrankt nach einer Vergewaltigung daran. Frauenrechte war damals ein Fremdwort. Frauen durften nicht wählen und verdienten viel weniger als Männer, was heute undenkbar ist (Vorsicht, Ironie).
Schweikert schreibt über die Schrecken des ersten Weltkriegs, sowohl aus der Sicht der Soldaten als auch aus Rahels Sicht, da die Soldaten in der Charité behandelt werden. Rahel entfernt Granatsplitter, amputiert Gliedmaßen und muss mit ansehen, wie viele ihren Verletzungen erliegen. Die schrecklich entstellten verwundeten Soldaten werden nach ihrer Entlassung aus dem Krankenhaus in Sanatorien abgeschoben, um die Bevölkerung nicht mit ihrem Anblick zu erschrecken und um zu verhindern, dass dem Volk die Auswirkungen des Kriegs so drastisch vor Augen geführt werden.
Viele der genannten Personen existierten wirklich, und auch reale Ereignisse werden geschildert. Allerdings ist vieles zu ausführlich beschrieben, das mittlere Drittel des Buchs zieht sich wie Kaugummi und ich war mehr als einmal versucht, es zur Seite zu legen. Gegen Ende wird es dann wieder spannender, wenn auch teilweise ziemlich vorhersehbar. Alles in allem ein Buch, das einiges an zeitgeschichtlichem Wissen vermittelt und sicher gut recherchiert ist, dem aber 200 Seiten weniger gut getan hätten.

Bewertung vom 16.11.2019
Fox, Candice

Missing Boy


ausgezeichnet

Ein Ermittlerduo, das alles außer gewöhnlich ist
Wie schon die Vorgängerbände „Crimson Lake“ und „Redemption Point“ war für mich „Missing Boy“ ein Lesevergnügen. Ich mag die beiden skurrilen privaten Ermittler Amanda Pharrell und Ted Conkaffey sehr und es macht mir großen Spaß, sie – gemütlich auf dem Sofa liegend - in die krokodilverseuchten Sümpfe Nordaustraliens zu begleiten.
In diesem Band werden Amanda und Ted von einer Mutter engagiert, deren achtjähriger Sohn Richie spurlos aus einem Hotel verschwunden ist. Die mit dem Fall betrauten Polizisten sind alles andere als begeistert, dass die beiden Privatdetektive ihnen ins Handwerk pfuschen, und doch ist es Amanda, die eine erste Spur findet.
Eine der Polizistinnen hasst Amanda aus ganzem Herzen, seit ihre Kollegin Pip bei einem Einsatz tödlich verletzt wurde. Sie gibt Amanda die Schuld am Tod der Frau und will sich dafür rächen.
Für Ted kommt der Vermisstenfall zur Unzeit, denn zum ersten Mal seit der Trennung von seiner Ex-Frau soll ihn seine kleine Tochter Lillian besuchen. Es bleibt ihm nichts anderes übrig, als Lillian tagsüber in die Obhut der Rechtsmedizinerin Val zu geben. Bald überschlagen sich die Ereignisse und Ted stellt fest, dass nichts so ist, wie es zunächst den Anschein hatte...
Ein spannender und amüsanter Roman, der mir ein paar vergnügliche Lesestunden beschert hat.

Bewertung vom 07.11.2019
Indriðason, Arnaldur

Verborgen im Gletscher / Kommissar Konrad Bd.1


weniger gut

Eine deutsche Reisegruppe, die einen isländischen Gletscher besucht, entdeckt durch Zufall eine Leiche. Es handelt sich um den seit Jahrzehnten vermissten Sigurvin, der offensichtlich ermordet wurde. Hjaltin, der als Hauptverdächtiger galt, beteuerte damals seine Unschuld und auch jetzt, kurz vor seinem Tod, bleibt er dabei, dass er mit dem Verschwinden des Mannes nichts zu tun hatte.
Kommissar Konrad war damals mit dem Fall befasst. Mittlerweile ist er zwar pensioniert, aber er ermittelt trotzdem, zumal ihm sein Rentnerdasein ziemlich langweilig ist. Er befragt alte Zeugen und Personen, die damals durchs Raster gefallen waren. Dabei stößt er auf einen weiteren Todesfall und entdeckt Verbindungen zwischen den beiden Fällen.
Was sich wie ein interessanter Cold Case anhört, ist leider eine ziemlich schleppend erzählte Geschichte, der es an Spannung fehlt. Mühsam zusammengetragene Puzzleteile und eine Fülle an Handlungssträngen, von denen die wenigsten überhaupt etwas mit der eigentlichen Geschichte zu tun haben. Wir erfahren viel über Konrads unglückliche Kindheit mit einem kriminellen Vater, sein zerrüttetes Verhältnis zur Mutter sowie über den Rest der Familie. Trotz der ausführlichen Beschreibungen blieben mir die Personen fremd. Auch Konrads frühere Kollegen bleiben blass und machen größtenteils einen äußerst unsympathischen Eindruck.
Ich habe bisher jedes von Indridasons zahlreichen Büchern gelesen. Seine frühen Bücher waren spannend und mitreißend, den letzten zwei oder drei fehlte es schon an Spannung. Aber mit „Verborgen im Gletscher“ verabschiede ich mich aus der Gruppe der Indridason-Leser. Ich habe mich durch das Buch gequält und kann es nur Leuten empfehlen, die Probleme mit dem Einschlafen haben.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.