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chuckipop
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Insgesamt 324 Bewertungen
Bewertung vom 21.04.2020
Martensen, Manuel

Tödliche Rezeptur


sehr gut

"Tödliche Rezeptur" - ein spannender, außergewöhnlicher Krimi, der im Brauereimilieu spielt

„Tödliche Rezeptur“ von Manuel Martensen ist als Taschenbuch mit 336 Seiten im Dezember 2019 über BoD – Books on Demand erschienen.

Es handelt sich um einen Krimi im Brauereimilieu, der alles mitbringt, was ein guter Krimi braucht, und dennoch absolut kein Standard ist. Und keineswegs nur für Bierliebhaber ;)

Krister Jöhns hat kein besonders gutes Verhältnis zu seinem Opa Herrmann. Als seine Mutter aber aus dem Urlaub anruft, weil sie Opa nicht erreichen kann, fährt Krister nachsehen und findet das Haus leer vor.

Als er dann die Nachrichtensendung sieht, in der das Fahndungsvideo zu einem brutalen Mord gezeigt wird, und er seinen Großvater darauf erkennt, geht er auf die Suche nach Herrmann.

Eine Lawine von Ereignissen wird dadurch losgetreten, denn mit Hilfe von Hanna, seiner Journalistenkollegin, kommt Krister einem dunklen Familiengeheimnis auf die Spur. Er stellt sich recht ungeschickt an, will der Polizei nicht alles erzählen und gerät so erst recht ins Visier der Polizei, und dann gibt es da noch jemanden…einen Jäger…der scheint skrupellos und so ist Krister plötzlich in großer Gefahr.

Der Schreibstil von Manuel Martensen hat mir gut gefallen, man war schnell mitten im Geschehen und die Protagonisten sind gut und detailliert ausgearbeitet. Der Plot ist außergewöhnlich und interessant, die Spannung steigert sich stetig. Zudem gibt es eine humorvolle Komponente, an einigen Stellen musste ich derbe schmunzeln.

„Tödliche Rezeptur“ ist ein solider, spannender und lesenwerter Krimi, der mir einige Stunden Lesespaß bereitet hat.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 17.04.2020
Paterno, Wolfgang

"So ich noch lebe ..."


sehr gut

Wer war er eigentlich, der Opa ohne Kopf? Eine Spurensuche mit Leidenschaft.

"So ich noch lebe..." von Wolfgang Paterno ist als Hardcover mit 304 Seiten im März 2020 beim Haymon Verlag erschienen.

Es handelt sich hier um eine wahre, tragische Begebenheit. Wolfgang Paterno ist in seinem Buch mit Leidenschaft und Herzblut auf der Spurensuche zur Geschichte seines Großvaters Hugo Paterno. Der Enkel durfte seinen Großvater nie kennenlernen, denn dieser wurde in Dritten Reich von den Nazis hingerichtet, nachdem er aufgrund verleumderischer Denunziationen zum Tode verurteilt wurde.

In Paternos Familie wurde nie viel über Hugo gesprochen, man versuchte ihn zu vergessen, daher war er immer der "Opa ohne Kopf"...Alles, was der Enkel über seinen Großvater direkt erfahren konnte, fand er in zwei Aluminiumkisten, in denen man "seinen Fall" lagerte. Im Buch abgebildet sind diverse Dokumente, ausserdem Fotos und Briefe. Der Autor hat darüberhinaus noch die Nachkommen diverser Zeitzeugen befragt, z.B. auch die Nachfahren der Denunzianten...

Hugo Paterno war Zollbeamter, darüberhinaus ein liebevoller Ehemann und Familienvater, ein gläubiger, ehrlicher und rechtschaffener Mann.

Aber für die damalige schlimme Zeit war er leider zu religiös undzu wenig politisch eingestellt - eine Kombination, die Neider und Denunzianten auf den Plan rief, was eine Lawine von Ereignisse auslöste, die schließlich zu Hugo Paternos Ermordung führten. Dadurch, dass er zwischendurch immer wieder vversuchte, Dinge klarzustellen, und diese nicht auf sich beruhen lassen wollte oder konnte, machte die Lage immer brisanter und der Fokus der Behörden wandte sich leider nicht mehr vom ihm ab...

Ich finde es sehr bewundernswert, dass der Autor hier den Dingen auf die Spur geht und so viele schmerzliche Dinge ausgräbt. Das ist durchaus natürlich, denn die Wahrheit zu erfahren ist reinigend und wichtig, aber nur ganz wenige haben den Mumm oder die Energie, das auf die Beine zu stellen.

Der Lesefluss war für mich persönlich bisweilen etwas trocken, und machte trotzdem extrem nachdenklich und hat mich erschüttert, so dass ich etwas länger gebraucht habe, um die Lektüre zu beenden.

Mein Fazit: Mit diesem zeitgeschichtlichen Werk hat der Autor seinem Großvater und seiner Familie großen Respekt erwiesen. Unbedingt lesenswert!

Bewertung vom 09.04.2020
McLean, Peter

Priest of Bones / Kampf um den Rosenthron Bd.1 (2 MP3-CDs)


sehr gut

Die Pious Men - spannender, schonungsloser Bandenkrieg mit sehr wenig Fantasy

"Priest of Bones - Der Kampf um den Rosenthron 1 " von Peter McLean ist ein Hörbuch mit ca 652 Minuten, welches beim Verlag Audiobuch im März 2020 erschienen ist.

Gelesen wird "Priest of Bones" von Frank Stieren. Das Genre ist als Fantasy deklariert, was jedoch irreführend ist, da es sich eher um eine Art historischen Bandenkrieg handelt, in dem nur ganz geringe Fantasyaspekte vorkommen. Daher vergebe ich auch nur 4 von 5 Sternen. An sich hat es mir von der Handlung her auszgezeichnet gefallen, und auch Sprecher Frank Stieren macht einen hervorragenden Job, mit seiner sonoren und prägnanten Stimme hat er mich wie immer direkt in seinen Bann gezogen :)

Hoffentlich schreibe ich Namen und Orte korrekt, das ist immer etwas schwierig bei einem Hörbuch ;)

Die Pious Men, soben aus dem Krieg zurückgekehrt, sind ein wahrlich rauer Haufen. Allen voran Tomas Piety, in der Armee ein Priester, ansonsten aber Bandenchef und Gangster. Tomas ist ein harter, aber gerechter Chef, der loyal ist, für seine Leute sorgt und Anstand und Ehre besitzt. Auch die Truppe seines Bruders Joken, der einen eher fragwürdigen Führungsstil besitzt, da er meist betrunken vor sich hin schnarcht, hat Tomas direkt mit unter seine Fittiche genommen.

Nachdem er die erste seiner Kneipen, die sich während des Krieges jemand anderes unter den Nagel gerissen hatte (wie die anderen Besitztümer der Brüder Piety, z.B. das Hurenhaus und das Glücksspielhaus der Reichen und Schönen) zurückerobert und seine Tante aus dem Kloster geholt hat, hat er auch seine Vertrauten beisammen.

Besonders gut gefällt mir Tomas´ rechte Hand Bloody Anne, eine sehr eigenwillige Kämpferin mit einer rauen Schale, die eine herzensgute Frau ist und bereits ein recht heftiges Schicksal hinter sich hat...!

Tomas ist mit Herzblut und Leidenschaft Pious Man, aber da man schwerlich nur von seinen Gaunereien sehr gut leben kann, dient er auch den Queensmen und damit dem Staat, und zwar als Spion. Dabei wird er ständig überwacht, nämlich in Gestalt von Aylsa, die ihm in seinem eigenen Pub als Schankmagd vor die Nase gesetzt wird ;)

Insgesamt ist der Fantasy-Aspekt des Buches eher gering, er tritt vorwiegend zutage in dem Handlungsstrang, in dem Billy the Boy, der auch den Pious Men angehört und im Krieg gekämpft hat, obwohl er erst 12 Jahre alt ist, ganz besondere Fähigkeiten zeigt und von da an zum magier ausgebildet wird. Seine Fähigkeiten werden im Verlauf der Handlung einige Male unterschiedlich eingesetzt.

Die Charaktere sind meiner Meinung nach unheimlich stark herausgearbeitet worden und detailliert beschrieben, so dass man von den meisten Protagonisten ein ganz genaues Bild im Kopf hat und eine Menge über sie weiß.

Der Zusammenhalt der Truppe ist sehr gut, sie gehen zielstrebig vor bei ihren Aufgaben und arbeiten Hand in Hand. Es geht zwar recht brutal zu und ohne Rücksicht auf Verluste, aber das war sicherlich in der damaligen Zeit keine Besonderheit.

Das Ende lässt mich nun Teil 2 mit Spannung erwarten!

Bewertung vom 07.04.2020
Bünnig, Jenny

Meine fremde Freundin


ausgezeichnet

Andersartig, berührend, lyrisch - eine wichtige, wunderbare Lektüre

"Meine fremde Freundin" von Jenny Bünnig ist im März 2020 als Hardcover mit 240 Seiten beim Arche Literatur Verlag erschienen.

Noch nie ist es mir so schwer gefallen, meine Eindrücke in Worte zu fassen. Ich hoffe, dass ich Euch meine EIndrücke ein wenig vermitteln kann und nicht nur verworren schwafele...

Die Geschichte von Josephine ist andersartig und sehr berührend. Die Schreibweise der Autorin Jenny Bünnig ist leicht und ein wenig unbeschwert, aber zugleich ungewöhnlich und eher schwere Kost, man kann (und will) die Lektüre nicht leicht abtun. Dies ist nichts, was man so nebenbei liest, man muss sich darauf konzentrieren, denn hier werden so viele unterschiedliche Emotionen übermittelt, dass mir beim Lesen oft ganz schwindelig war.

Josephine und Inken haben sich im Sandkasten kennengelernt und waren immer allerbeste Freundinnen. Nun, mit Anfang dreißig, ist Josephine unterwegs. Zu Fuß. Allein. Sie klingelt bei fremden Menschen und fragt, ob sie in deren Garten ihr Zelt aufstellen und dort übernachten kann. Josephine kann nämlich nicht in geschlossenen Räumen übernachten. Etwas ist passiert. Was hatte das mit Inken zu tun?!

Der Schreibstil des Buches ist schon ein wenig lyrisch, es gibt keine Kapitel, nur hier und da diverse Gedankenstriche. Es gibt häufige Zeitsprünge, von denen nur wenige gekennzeichnet sind, die meisten muss man aus Josephines Gedankenwelt ableiten. Das ist einer der Gründe, warum die Lektüre so besonders ist.

Ausserdem geht es hier um so viel. Freundschaft. Eifersucht. Familie. Herkunft. Gefühle. Kinderwunsch. Tagebücher. Depressionen. Menschen. Beziehungen jeglicher Art. Die Wirkung eines Menschen auf andere, Äußerlichkeiten und innere Werte. Darum, dass man niemlas einen anderen Menschen absolut kennt. Und noch vieles mehr.

Wir lernen einige Menschen kennen, die zu Josephines Leben gehören oder dort während ihrer Wanderung auftauchen, manche der Charaktere und Schicksale hätten eine eigene Geschichte verdient.

Das Ende ist ebenso untypisch wie die ganze Story, aber gerade deshalb hat es mich, obwohl nicht alles geklärt ist, in keiner Weise unbefriedigt zurückgelassen.

Mein Fazit: Absolut großartig, unbedingt lesenswert!

Bewertung vom 04.04.2020
Sehi, Clemens;Steinbach, Anne

Backpacking in Pakistan


sehr gut

Reise in ein unbekanntes Land - sehr lehrreich und unterhaltsam :)

"Backpacking in Pakistan" von Clemens Sehi & Anne Steinbach ist im März 2020 als Taschenbuch mit 288 Seiten bei CONBOOK erschienen.

Es handelt sich hier um einen sehr interessanten Reisebericht, der Schreibstil des Autorenpaares ist locker-flockig, man wird bestens unterhalten und ist mittendrin im Geschehen, zudem werden Fakten vermittelt, so dass man auch einiges zu den Hintergründen und der Historie Pakistans lernt.

Die beiden erzählen mehr oder weniger abwechselnd, was besonders spannend ist, da es sich bei Pakistan ja um ein muslimisches Land handelt, in dem Frauen ganz anders behandelt werden als hierzulande und auch sehr eingeschränkt in ihren Rechten sind. Da fand ich es als Frau beim Lesen besonders spannend, wie sich hier der Umgang mit Frauen und mit Männern unterscheidet - manchmal hätte ich gern mehr von Annes persönlichen Empfindungen in diesen Situationen erfahren.

Die Beiden reisen durch ein sehr gefährliches, vom Tourismus weitgehend unentdecktes Land und werden hierbei sehr häufig von der Polizei begleitet und ständig überwacht. Sie lernen aber auch unglaublich viele freundliche, herzliche und hilfsbereite Menschen kennen und erleben so in jeglicher Hinsicht einen Urlaub der außergewöhnlichen Art.

Super gefallen hat mir, dass beide nichts beschönigen und auch unangenehme oder peinliche Begebenheiten frei heraus zum Besten geben, was auch das ein oder andere Mal zum Schmunzeln anregt :)

Allerdings muss ich einen Punkt abziehen, so dass es "nur" zu einer 4 Sterne-Bewertung reicht: Zum Einen finde ich die "Pakistan-Lektionen" eher bevormundend lehrreich als hilfreich, denn die meisten gelten ebenso für sehr viele andere Urlaubsländer, auch in buddhistischen oder hinduistischen Regionen und sollten von den meisten Menschen , die ein wenig Respekt ziegen und sich vor ihrem Urlaub in groben Zügen über das zu bereisende Land informieren, ohnenhin automatisch eingehalten werden.

Zum Zweiten habe ich die ganze Zeit geschwankt, ob ich es nun mutig und rebellisch finde, in einem derart gefährlichen Land Urlaub zu machen, oder eher naiv und etwas ignorant - auf alle Fälle ist es eine Gratwanderung, wobei hier meiner Meinung nach teilweise die Grenze überschritten wurde...

Auf alle Fälle ein äußerst lesenswertes Buch, in dem man eine Menge über Land und Leute, Essen, Sitten und Gebräuche sowie Hintergründe erfährt.

Danke für einige Stunden, die ich in dieser fremden bunten Welt verbringen durfte :)

Bewertung vom 30.03.2020
Fuchs, David

Leichte Böden


ausgezeichnet

"Leichte Böden" - harter Tobak, das Altwerden ganz ohne Beschönigung.

"Leichte Böden" von David Fuchs ist als Hardcover mit 208 Seiten im Februar 2020 beim Haymon Verlag erschienen.

Daniel hat ein Sabbatical-Jahr und will als Erstes seine Tante Klara besuchen, die er seit Jahren nicht gesehen hat - in erster Linie allerdings, um seinen Porsche zu holen, der dort in der Garage steht, und irgendwo hinzufahren, wo es warm und schön ist.

Bei Klara und ihrem Mann Alfred, bei denen seit dem Tod seiner Frau auch der schwerkranke Heinz lebt, hat sich seit Jahren nichts verändert. Das Haus, der Kompost, der Schweinestall, alles wie früher. Wäre da nicht die Staubschicht auf dem Fussboden, der altbackene Geruch und nicht zuletzt die körperliche Konstitution der alten Herrschaften...

Daniel trifft hier ebenfalls wieder auf Maria, eine alte Schulfreundin, die Heinz´Tochter ist und nebenan wohnt.

So kommt Daniel sehr gelegen, um mit anzupacken, da Maria als Polzistin schwierige Arbeitszeiten hat und nicht immer da sein kann.

Klara meint , mit ihrem dementen Mann Alfred und dem im Rollstuhl sitzenden und nur über ein Tablet sprechenden Heinz, allein klarzukommen, aber auch ihr geht vieles nicht mehr so leicht von der Hand.

Und so bleibt der Porsche erstmal in der Garage - und überhaupt, wo ist eigentlich die Autobatterie?, und Daniel bleibt in der Alten-WG und versucht, die Dinge zu verbessern.

So ist der Alltag geprägt von vielen kleinen und mittleren Katastrophen, die Charaktere sind nicht sonderlich herzlich, aber absolut authentisch und pragmatisch detailliert ausgearbeitet.

Das Lesen geht gut von der Hand, der Schreibstil enthält oft amüsante Stellen, aber es wird hier nichts beschönigt und der Autor führt dem Leser deutlich vor Augen, dass das Altwerden mit ziemlichen Schwierigkeiten und Problemen einhergeht.

Maria trägt auch einiges mit sich herum, und Daniel ist neugierig, warum sie den Schweinestall nicht betritt...

Ein interessanter, für mich vom Genre her ganz neuer und auch unterhaltsamer Plot, der definitiv sehr sehr nachdenklich macht und mir sowohl ans Herz als auch an die Nieren gegangen ist!

Bewertung vom 30.03.2020
Völler, Eva

Ein Traum vom Glück / Ruhrpott Saga Bd.1


sehr gut

Berührender, sehr gelungener Auftakt der Ruhrpott-Saga

"Ein Traum vom Glück" von Eva Völler ist als Taschenbuch mit 464 Seiten im März 2020 bei Lübbe erschienen. Es handelt sich um den ersten Teil der Ruhrpott-Saga.
Eva Völler legt hier eine berührende und interessante Familiengeschichte vor, die in Essen ab 1951 spielt. Hierhin, genauer zu ihrer Schwiegermutter Mine, war Katharina mit ihren beiden Töchter Inge und Bärbel aus Berlin geflüchtet.
Das Zusammenleben ist nicht einfach, Katharinas Mann Karl ist noch nicht aus dem Krieg bzw. Kriegsgefangenschaft zurückgekehrt und Mine ist eine sehr verschlossene Frau, die fest daran glaubt, dass ihr Sohn zurückkehrt. Katharina hingegen denkt, dass ihr Mann wohl nicht wiederkommt und sie hat es satt, im ewigen Kohlenstaub, ohne warme Dusche und in beengten Verhältnissen zu leben...sie ändert, entwirft und näht Kleider für die Nachbarschaft, hofft auf weitere Empfehlungen und träumt von einem eigenen Atelier
Eines Tages taucht plötzlich Johannes auf, ein schwer traumatisierter Kriegsheimkehrer und Verwandter von Oma Mine...
Das Cover zum Buch finde ich sehr gelungen und äußerst ansprechend, es passt perfekt zu der Zeit und die Kombination vom schwarz-weißen Hintergrund und den farbigen Figuren ist sehr einprägsam.
Der Schreibstil von Eva Völler ist wirklich toll, prägnant und flüssig, lebendig und amüsant. Besonders der Ruhrpott-Slang von Oma Mine und Nachbarin Elfriede macht Spaß und wird ganz trocken herübergebracht. Da werden nicht viele Worte gemacht, aber das Herz sitzt am rechten Fleck, besonders bei Mine, wie sich einige Male herausstellen wird. Die Autorin hat bestens recherchiert und erzählt absolut authentisch.
Es ist permanent was los, die Spannung reisst eigentlich nie ab und zum Ende hin wird es äußerst aufregend.
Die Charaktere sind detailliert ausgearbeitet, man fühlt definitiv mit und hat eigentlich durchgehend das Gefühl, fast selbst dabeigewesn zu sein.
Für meinen persönlichen Geschmack war es leider über weite Teile zu wenig historischer Roman und zu viel Liebesgeschichte (darum auch nur 4 Sterne), zwar sehr gut geschrieben aber dennoch etwas zu seichte Unterhaltung.
Im letzten Drittel allerdings hat mich Eva Völler dann auch vollends überzeugt, die Charaktere hatte ich ja bereits zuvor ins Herz geschlossen und zum Schluß habe ich dann auch absolut mitgefiebert und mitgelitten.
Mein Fazit: Ein sehr gelungener Auftakt der Ruhrpott-Saga, das Lesen lohnt sich :)

Bewertung vom 26.03.2020
Rehm, Thorsten Oliver

Subliminal. Das Experiment


ausgezeichnet

"Subliminal" von Thorsten-Oliver Rehm ist als Hardcover mit 472 Seiten im Dezember 2019 beim Ruhland Verlag erschienen.

Das Cover finde ich tatsächlich nicht so sehr gelungen, und der Titel ist etwas speziell - hier müssen vermutlich die meisten potentiellen Leser erstmal recherchieren, was genau subliminal eigentlich bedeutet... - hier die Definition von wikipedia: Subliminal (lat. sub: "unter" und limen: „Schwelle“, deutsch: unterschwellig; Ggt.: supraliminal, deutsch: überschwellig) ist ein Begriff aus der Psychologie. Er bezeichnet die unterschwellige Darbietung bzw. Wahrnehmung von Reizen. -

Ich hätte das Buch in der Buchhanlung eher nicht in die Hand genommen, um es mir näher anzusehen. Ich bin eher zufällig darauf gestossen ...zum Glück, denn es ist sehr spannend, informativ und vor allem erschreckend!

Der Schreibstil von Thorsten-Oliver Rehm ist flüssig und prägnant, die Neugier wird geweckt und die Spannung permanent aufrechterhalten. Es gibt auch sehr actionreiche Szenen, besonders im letzten Viertel des Buches. Dennoch ist die Lektüre nichts für "nebenbei", das Lesen erfordert durchaus Konzentration, da sehr viele Protagonisten dabei sind, die Verknüpfungen zwischen ihnen treten erst im Verlauf der Handlung zutage und auch die Thematik an sich ist nicht alltäglich und daher unvertraut.

Man kann das Buch aber durchaus mal aus der Hand legen wenn erforderlich, denn die Sequenzen sind kurz und wechseln ständig, oft mit spannenden Cliffhangern, zwischen den einzelnen Charakteren und Schauplätzen.

Natascha da Silva, Journalistin und alleinerziehende Mutter, braucht eine besondere Story, um sich ihren Job zu sichern, der in Gefahr ist. Sie beginnt, zum Thema Häufung extremer Gewalt im Alltag zu recherchieren und stösst dabei zunächst auf viele verstörende Vorfälle (Zeichen der Zeit) . Menschen werden plötzlich agressiv und reizbar, andere lassen alles stehen und liegen und verreisen auf unbestimmte Zeit... Natascha will über die Verrohung der Gesellschaft schreiben - ein brisantes und hochaktuelles Thema. Sie interviewt Experten, z.B.
"Subliminal" - die Menschheit an der Grenze zum Wahnsinn?

Professor Stenzel, einen Experten zum Thema Empathie, Prof. Dannowitz, eine Spezialistin in Sachen Biochemie usw.

Natascha hat hier in ein Wespennest gestochen, man ist sich bald nicht mehr sicher, wer auf der "guten" Seite steht, was real ist und inwieweit wer wem trauen kann...

EIn guter Teil der Handlung findet am Meeresboden statt, es gibt ein Experiment in sogenannten Unterwasser-Habitaten und es wird etwas sehr wichtiges gesucht...

Mehr ins Detail zu gehen würde definitiv spoilern, aber vielleicht hat meine Rezension Euch ja soweit neugierig gemacht, dass ihr "Subliminal" auch lesen werdet - es loht sich!