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Kyra112
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Sachsen-Anhalt

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Insgesamt 330 Bewertungen
Bewertung vom 04.08.2022
Warda, Manuela

Den Wind im Haar, das Meer im Blick


sehr gut

„Den Wind im Haar, das Meer im Blick“ handelt von der Lehrerin Manuela Warda, deren Schule geschlossen wurde. Gemeinsam mit ihrer 8-jährigen Tochter Ella wagt sie das Abenteuer und zieht auf Hallig Hooge, um dort zu arbeiten und zu leben. Sie beschreibt in diesem Buch ihr beider Leben auf Hooge.

Der Name des Buches macht Lust es zu lesen, denn der Name prägt die ganze Erzählung des Buchs. Manuela Warda beschreibt eindrucksvoll, wie es ist, das gewohnte Leben hinter sich zu lassen, die Zweifel, die damit verbunden sind, nicht zuzulassen und sich einfach auf das Leben in einer anderen Welt einzulassen.
Es gibt quasi auch eine Art Spannungsbogen in diesem Buch, denn nach den ersten Kapiteln hatte ich so meine Zweifel, ob die Beiden dieses Abenteuer so durchhalten. Manuela Warda beschreibt nämlich auch ungeschönt die schwierigen Seiten des neuen Lebens, als Fremde und halligunerfahrene in eine eingeschworene Gemeinschaft zu kommen. In eine Gemeinschaft, deren Sprache sie teilweise nicht versteht, da ihre plattdeutschen Wurzeln doch woanders liegen und die Traditionen, mit denen sie aufgewachsen ist, andere sind.
Sie beschreibt auch, wie es ist, plötzlich nicht mehr nur die Mutter für die eigene Tochter zu sein, sondern auch die Lehrerin und welche Probleme damit verbunden sind.

Ihre Erzählungen wirken absolut authentisch und halten den Leser absolut bei der Stange. Man mag dieses Buch nicht mehr aus der Hand legen.
Dies ist wohl auch ihrem Schreibstil geschuldet, denn sie schreibt an sehr vielen Stellen sehr selbstironisch, was dem Ganzen auch hin und wieder einen lustigen und menschlichen Touch gibt.
Mir gefällt besonders, dass eben das Plattdeutsche viel Raum einnimmt und das man die Entwicklung der beiden Protagonistinnen von der Stadtpflanze zum Halligbewohner miterlebt.

Was mir nicht gefallen hat, war der Epilog, denn die Informationen, die ich dort gelesen habe, hätte ich gern am Anfang gelesen, dann hätte ich das Ganze für mich auch etwas anders eingeordnet. So war ich zum Ende doch etwas enttäuscht.

Für mich ein lesenswertes Buch für alle, die sich mit der Küste und der See verbunden fühlen und die gerne abenteuerliche Geschichten über das Leben anderer lesen.

Bewertung vom 02.08.2022
Heiland, Julie

Die Freundinnen vom Strandbad - Wogen der Freiheit / Die Müggelsee-Saga Bd.2


sehr gut

Die Freundinnen vom Strandbad - Wogen der Freiheit erzählt die weiterführende Geschichte der Freundinnen Martha, Betty und Clara. 
Martha und Betty sind im Osten. Ihr Leben geht wie gewohnt weiter, Nachmittage am Müggelsee, Betty träumt weiter von ihrer Schauspielkarriere und versucht die perfekte Frau für Kurt zu sein. Martha hat mit ihrem alten Leben gebrochen und baut eine Beziehung zu ihrer Mutter auf und Clara versucht ihr Glück in Westberlin. Doch trotz ihrer unterschiedlichen Wege verbindet die Freundinnen ein enges Band, welches aber zu zerreißen droht.

Das Buchcover schließt an das erste an und vermittelt hier den Chick der 60er/70er Jahre in Ostdeutschland. Es sieht sehr vertraut aus und spiegelt den Hauptort der Geschichte wider, den Müggelsee.
Der Schreibstil der Autorin ist flüssig und ich konnte gut folgen.
Da das Buch direkt an den ersten Band anschließt, beginnt es schon spannend mit der Beschreibung von Claras Flucht. 
Ich fand das Buch auch tiefgreifender als den ersten Band. Die Freundinnen sind erwachsen geworden und stehen vor größeren Problemen und Herausforderungen. Die Darstellung dieser Probleme gelingt Julie Heiland sehr gut, in dem sie die gesellschaftlichen Probleme beschreibt, vor denen die Frauen stehen. Betty in ihrer Ehe, Martha in der Vergangenheit mit ihrer Familie und Clara als Ostdeutsche im Westen. 
Trotz dieser drei so unterschiedlichen Wege gelingt es der Autorin aber, die Geschichte zusammenzuhalten. Es gibt kein Auseinanderdriften der Handlung. Durch die relativ kurzen Kapitel, immer aus dem Blickwinkel einer anderen Freundin dargestellt, hat man immer einen guten Überblick über alle drei. 
Mir gefällt auch die Darstellung der quasi ungeschminkten Wahrheit, nämlich der Probleme des politischen Systems, mit dem sich die Mädchen auseinandersetzen müssen. Mir gefällt auch, dass die Mangelwirtschaft in der DDR gut dargestellt wird, aber aufgezeigt wird, dass das damals normal war und die Menschen damit lebten, das Ganze also nicht überspitzt dargestellt wird oder mit extremen Klischees gearbeitet wird.
An manchen Stellen konnte ich vorhersehen, wie sich die Geschichte entwicklen wird, aber das war nicht schlimm und nahm der Handlung auch nicht die Spannung oder mir die Lesebegeisterung.
Etwas anstrengend fand ich die letzten Kapitel, da sie doch aus recht großen Zeitsprüngen bestanden. Es wirkte, als wollte die Autorin unbedingt noch ihr gewünschtes Ende dem/der Leser*in näherbringen. Vielleicht wäre hier weniger mehr oder das Einfügen eines Epilog von Vorteil gewesen.

Für mich war dieses Buch ein gelungener Anschluss an den ersten Band, der mir sogar noch etwas besser gefiel, weil er tiefgreifender war.

Bewertung vom 29.07.2022
Kaufman, Susan

NEW YORK - Wie es keiner kennt


ausgezeichnet

„New York wie es keiner kennt“ von Susan Kaufman ist ein Bildband über die Stadt.
Susan Kaufman zeigt hierbei jedoch nicht die üblichen bekannten Ecken von New York, sondern zwar alltägliche, aber eben solche, die man offensichtlich nicht wahrnimmt. Sie fotografiert diese aufmerksamer aus einem veränderten Blickwinkel, nämlich dem, des entspannten Menschen, der sich Zeit nimmt, seine normale Umgebung zu erkunden. Schon entstanden wunderschöne Bilder, die den Charme und den Glanz dieser Stadt zeigen und zwar nicht der Stadt, die niemals ruht, sondern einer Stadt, die Ruhe, Entspannung, Klassik und Glanz ausstrahlt.

Bei vielen Bildern wurde ich an meine Kindheit erinnert, in der ich oftmals die „Bill Cosby-Show“ geguckt habe. Aber ich habe mich insgesamt sehr oft dabei erwischt, wie diese Bilder beruhigend auf mich gewirkt haben und ich mich sogar in die Atmosphäre reindenken konnte.
Susan Kaufman ist es mit diesem Bildband gelungen, beeindruckende und mitreißende Bilder darzustellen, die Lust auf New York machen!
Dieser Bildband hat es auf jeden Fall verdient, dass man sich Zeit nimmt, um ihn anzuschauen und vor allem, muss man ihn sich auch mehrmals anschauen, weil er so wunderbar ist.

Gefallen hat mir auch die Aufteilen der „Kapitel“. Dies waren quasi die einzelnen fotografierten Stadtteile, die am Ende der Vorstellung auch nochmal grafisch in einer gemalten Straßenkarte dargestellt wurden.

Dieser Bildband ist eine Empfehlung für alle, die New York lieben oder einmal besuchen wollen.

Bewertung vom 25.07.2022
Wünsche, Christiane

Wir sehen uns zu Hause


sehr gut

„Wir sehen uns zu Hause“ von Christiane Wünsche handelt von Anne, deren Ehemann Peter vor Kurzem unerwartet gestorben ist. Eigentlich auf der Suche nach Peters Nähe, taucht sie tief in seine Vergangenheit ein und steht dabei vor den größten Fragen ihres Lebens.
Auch Alina, die Tochter von Anne und Peter trauert, aber steht ebenfalls vor der größten Herausforderung ihres Lebens.

Das Buchcover charakterisiert die Geschichte und verbindet die wichtigsten Elemente des Romans, Anne und ihren Camper und Peters ostdeutsche Heimat.
Die Einteilung des Buches ist gut gewählt und mir gefallen die kurzen Kapitel, die zwar zwischen den Protagonisten beständig wechseln, aber das macht der Geschichte nichts aus.
Anne, Ehefrau, Mutter und Lehrerin ist für mich in Teilen etwas naiv dargestellt, aber dennoch ein herzensguter, emphatischer Mensch, der sehr sensibel auf sein Umfeld reagiert. Wunderbar dargestellt ist auch ihre, durch Peters plötzlichen Tod ausgelöste, Traurigkeit, Sensibilität und Verwundbarkeit. Aber gleichzeitig begleitet der Leser Anne auf ihrem Weg zu sich selbst und zu ihrem wachsenden Selbstbewusstsein. Ich finde sie lediglich in ihrer Vergangenheit etwas naiv dargestellt. Sie hinterfragte Peters Vergangenheit nie und nahm seine Verschlossenheit seiner Vergangenheit gegenüber einfach so hin.

Alinas Trauer ist auch sehr schwer und Christiane Wünsche gelingt es, ihre Verzweiflung glaubhaft darzustellen. Auch ihre Gedankengänge, ihre Emotionen, ihre Zerrissenheit werden mitreißend dargestellt.

Gleiches gilt für Ronny. Nach und nach kann man sich wunderbar ein Bild von ihm, seiner Vergangenheit und seinem Charakter machen, aber auch, warum er so ist wie er ist.

Was mir jedoch an der Geschichte gar nicht gefallen hat, ist das Bedienen von Klischees, speziell dem des Ostens, das betrifft sowohl Einwohner der neuen Bundesländer, als auch die Beschreibung der Landschaft des Ostens und vieler kleiner Details, wie bspw. Es fuhr zuerst ein Trabi vor. Die Enttäuschung, dass das Gegenüber keinen ostdeutschen Dialekt hat, der deutsche Schäferhund, die Musik etc..

Alles in allem hat mir das Buch aber gut gefallen und ist dennoch eine Empfehlung wert!

Bewertung vom 19.07.2022
Goldwasser, Luka

Da geht noch Meer (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Das Leben ist keine Blumenwiese

Lea, liebevolle Mutter einer 6-jährigen, strebsame Versicherungsangestellte, Ehefrau des schwulen und in einer Dreiecksbeziehung lebenden Paul und naive Lebensgefährtin von Lebensguru Thorsten. Letzterer hat seine innere Entspannung leider an der falschen Stelle gefunden, sodass Lea sich nun ins Single-Dasein stürzt und dabei immer mit Anlauf ins Fettnäpfchen platscht.

Das Cover spiegelt schon wunderbar wieder, worauf diese Geschichte aus ist - auf Fröhlichkeit und Buntheit.

Der Schreibstil von Lukas Goldwasser ist phänomenal. Ich bewundere, dass er es schafft von der ersten bis zur letzten Seite seinen selbstironischen Stil, gepaart mit Sarkasmus und dem Hang zur Realität durchzuziehen. Das machte es möglich, dass die Seiten nur so flogen und das Buch viel zu schnell gelesen war.

Da die Geschichte aus Leas Perspektive erzählt wird, kann man wunderbar ihre Gedankengänge und Monologe nachvollziehen, die eben durch den genannten Schreibstil geprägt sind. Viele davon laden zum Schmunzeln ein, weil sie zum Einen lustig und zum anderen auch der Realität entsprechen, wobei Lea hier das Herz auf der Zunge trägt. Manchmal wirkt sie nur etwas zu naiv.

Gut dargestellt fand ich auch ihren Ehemann Paul und seine beiden Lebensgefährten. Die Beziehung der Drei ist im ersten Moment seltsam. Ich finde es aber super gut, dass es Lukas Goldwasser gelingt, dies als normal darzustellen - eine tolle, bunte und vor allem funktionierende Familie, die ihre Sorgen teilt, jederzeit füreinander da ist und mitunter die gleichen Probleme hat, wie jede andere „normale“ Familie. Sicher an mancher Stelle etwas überspitzt, aber das passt in diesem Fall wunderbar ins Buch.

Ins Herz geschlossen habe ich auch die Charaktere von Friederike und Juli. Friederike erinnerte mich sogar ein bisschen an einen Charakter meiner Lieblingsserie, der auch immer alle Sprichwort durcheinander bringt und die kleine Juli ist einfach nur pfiffig und goldig. Klasse ist, dass sie so erzogen wurde, dass die Familie, in der sie lebt, normal ist und das sollte auch so sein!

Ein wunderbares Buch für alle, die das Leben nicht zu ernst nehmen, Spaß am Leben haben oder einfach eine ganz tolle Urlaubslektüre suchen!

Bewertung vom 15.07.2022
Hennig von Lange, Alexa

Die karierten Mädchen / Heimkehr-Trilogie Bd.1


ausgezeichnet

Die karierten Mädchen von Alexa Hennig von Lange handelt von Klara, die mittlerweile 91 Jahre alt ist und trotz ihrer Erblindung immer noch allein in ihrem Haus lebt.
Klara blickt auf ihr Leben zurück. Damit die Nachwelt, speziell ihre Kinder davon erfahren und Klaras Leben besser verstehen, spricht sie ihre Lebensgeschichte auf Kassette. Dabei geht sie zurück bis ins Jahr 1929.

Das Buchcover ist sehr altmodisch gestaltet, aber passt zum Titel und der Geschichte. Ich war gespannt, was es mit dem Titel auf sich hat, weil ich mir nichts darunter vorstellen konnte, aber das wurde im Laufe des Buches sehr gut erklärt.

Das Buch beginnt in der Gegenwart und erklärt Klaras Leben in dieser. Sie wirkt auf mich sehr unnahbar, auch gegenüber ihren Kindern. Es fehlt etwas die liebevolle Art einer Mutter und Großmutter. Ihre Vergangenheitsfigur ist das ganze Gegenteil. Der Autorin gelingt es sie als liebevolle, junge Frau darzustellen, die sehr liebevoll und emphatisch ist.
Auch deren Gefühlslage im Kontext der damaligen historischen Ereignisse ist wunderbar und nachvollziehbar dargestellt. Gleichzeitig ist die Geschichte absolut erschütternd und nimmt den Leser von Anfang an mit. Vieles in den Handlungen der Menschen ist absolut verständlich, aber ebenso erschütternd.
Negativ ist mir aufgefallen, dass es schön gewesen wäre, die Handlungssprünge zwischen Gegenwart und Vergangenheit besser hervorzuheben, vielleicht durch eine kursive Schriftführung für die Gegenwart o.ä. Ich habe jedenfalls oftmals den Sprung in die Gegenwart nicht gleich mitbekommen.

Die Person der Susanne fand ich am Anfang etwas anstrengend, aber im Laufe des Buches wird sie absolut sympathisch und ich konnte viele Dinge verstehen, die ihre Handlungen betraf. Auch sie lässt sich nicht verbiegen, aber hält dennoch jederzeit zu Klara und geht mit ihr durch dick und dünn. Diese Freundschaft finde ich sehr besonders!

Dieses Buch beruht zum Teil auf authentischen Erzählungen und das ist der liebevollen Gestaltung des Romans auch anzumerken. Viele Dinge sind jedoch auch fiktiv hinzugefügt worden.
Ich bin schon heute gespannt auf die Fortsetzung, denn der Spannungsbogen zieht sich von der ersten bis zur letzten Seite durch und lässt den Leser gespannt zurück.

Eine ganz positive Überraschung war für mich die Tatsache, dass die Geschichte im letzten Drittel sogar hier in meiner Heimat steht und ich auch noch ein bis zwei Dinge über Sandersleben dazu gelernt habe.

Ein ganz wunderbares Buch über eine beeindruckende Frau, die versucht für ihr Umfeld das beste zu erwirken, aber sich nicht zu verbiegen

Bewertung vom 10.07.2022
Fabiani, Annette

Die Champagnerfürstin


gut

Zwei Frauen und das Vermächtnis ihrer Männer

Die Champagnerfürsten von Annette Fabian handelt von Jeanne Pommery, einer jungen Witwe, die vor der Entscheidung steht, ob sie den Champagnerhandel ihres Mannes übernehmen soll oder nicht. Bei ihrer Entscheidung möchte sie Barbe-Nicole Ponsardin-Cliquot unterstützen, die vor vielen Jahren vor der gleichen Entscheidung stand. Sie bringt Jeanne ihre Lebensgeschichte näher, um ihr die Vor- und Nachteile des Champagnergeschäftes näherzubringen.

Das Buch enthält ein wunderschönes und edles Cover. Die Blätter der Weinreben sind in gold gehalten, ebenso die Landschaft, durch die die Titelfigur wandelt. Gleichzeitig sehen die Blätter aber auch aus wie das Perlen des Champagner. Allein dieses Cover verführt dazu, zuzugreifen und das Buch lesen zu wollen.

Der eigentliche Hauptcharakter des Buches war für mich, wider Erwarten, Barbe-Nicole Ponsardin Cliquot. Der größte Teil des Buches handelt über ihre Lebensgeschichte. Diese ist sehr interessant gestaltet, mit den Aufs und Abs, den Widrigkeiten der damaligen Zeit, wie den Kriegen, die riesigen Einfluss auf den Handel der damaligen Zeit hatten. Barbe-Nicole wird als zielstrebige Frau beschrieben, die sich in der Männerdomäne durchzusetzen wusste.
Jeanne Pommery wiederum nimmt nur einen kleinen Anteil des Buches ein. Das fand ich sehr schade, denn der Klappentext verspricht ja das Erzählen ihrer Geschichte. Als diese dann erzählt wird, verläuft dieses sehr schnell und in großen Zeitsprüngen, als müsste man versuchen, ihr ganzes Leben noch auf die letzten Seiten zu quetschen. Das finde ich wirklich schade, denn ihre Geschichte hat Potenzial. Sie wirkt auf mich noch bissiger und zielstrebiger als Barbe-Nicole Ponsardin-Cliquot. Damit verlor das Buch für mich an Charme.

Die Geschichte wirkte auf mich manches Mal etwas langatmig. Es las sich gut, aber mir fehlte es manchmal an Spannung. Gerade die Ereignisse in Verbindung mit den Kriegen oder den Rückschlägen überhaupt hätte man vielleicht etwas spannender ausbauen können, um den Leser mitzunehmen.
Die Geschichte beruht an vielen Stellen auf Fiktion, was auch nicht schlimm ist. Es tat der Geschichte im Ganzen keinen Abbruch. Es wird sogar darauf verwiesen und die Autorin begründet auch nachvollziehbar, warum sie sich für welche Handlungsabläufe entschieden hat.

Alles in allem für mich dennoch ein lesenswertes Buch und eine Empfehlung für diejenigen, die gerne historische Romane über erfolgreiche bzw. zielstrebige Frauen lesen.

Bewertung vom 03.07.2022
Dominokati;Hirschberg, Saskia

Echt ist mein Perfekt


ausgezeichnet

Echt ist mein perfekt - Ein Ratgeber für Frauen, die an einem Lipödem leiden. Es ist vielmehr eine Mischung aus einem Ratgeber und einer persönlichen Geschichte der Influencerin DominoKati. Sie erzählt zum einen ihre Geschichte und gibt zum anderen Tipps, wie man mit dieser Krankheit umgehen kann, ohne dabei den Zeigefinger zu heben.

Dieses Buch weckte mein Interesse, da mir Vieles darin sehr bekannt vorkam und die Autorin mir oftmals aus dem Herzen sprach. Ich denke, es geht vielen Frauen so. DominoKati spricht mit diesem Buch ein Thema an, welches vielen Menschen nicht bekannt ist oder als Tabuthema gehandelt wird.
Mir gefiel der Schreibstil der Autorin, selbstkritisch, aber auch ironisch stellt sie sich ihrem Schicksal, führt aber lange Zeit auch einen inneren Kampf mit sich selbst, wie sie beschreibt. All das ist sehr gut nachvollziehbar. Besonders gut gefällt mir, dass sie nicht nur ihre Sichtweise sondern auch die anderer Frauen erzählt bzw. diese sogar selbst zu Wort kommen lässt.
Auch die Erklärungen ihrer Ärztin finde ich interessant, weil man hier gleich die medizinische Seite erklärt bekommt.
Vor allem gefällt mir aber Katis Fazit, jede Frau ist anders, jeder Körper ist anders und keiner ist perfekt. Wir müssen nur lernen, damit umzugehen und uns nicht verstecken. Denn oftmals sind wir auch mit den „schlechten“ Seiten unseres Körpers nicht allein, wie sich am Beispiel von Kati herausstellte.

Ein Buch, das aufklärt und Hoffnung macht, das aber auch realistisch ist. Die Autorin verschönert nichts und kritisiert auch das Gesundheitssystem. Ein interessantes Buch für alle, die unter dieser Problematik leiden oder überhaupt das Problem der „Elefantenstampfer“, der „Büffelhüfte“ etc. kennen. Ein Buch, das Mut macht!!

Bewertung vom 03.07.2022
Bernstein, Lilly

Findelmädchen


ausgezeichnet

„Findelmädchen“ - von Lilly Bernstein handelt von der 15-jährigen Helga van Beek. Helga und ihr Bruder Jürgen wachsen nach dem Krieg in Frankreich auf. Als ihr Vater aus der Kriegsgefangenschaft zurückkehrt, lässt er nichts unversucht seine Kinder zu finden. Es gelingt ihm auch und seine Kinder kommen zu ihm nach Köln, wo er ein kleines Büdchen betreibt, zurück. Dort leben sie bei der Tante von Helga und Jürgen. Jürgen fängt bei Ford an und Helga muss zur Haushaltungsschule. Damit beginnt Helgas Kampf mit den gesellschaftlichen Folgen der Nachkriegszeit und der Rolle der Frau in der damaligen Zeit.

Das Buchcover sieht toll aus und gibt etwas von Helga und der kleinen Bärbel wieder. Helgas Blick in eine aufrechte Zukunft und der Schalk in Bärbels Augen trotz aller Umstände sind für mich dort wiederzufinden.
Das Buch behandelt ein Thema, welches wir heutzutage mit aller Macht versuchen, zu bekämpfen - der Diskriminierung in jedweder Form. Außerdem erzählt es die ungerechte Rollenverteilung von Mann und Frau in den 1950er Jahren und zeigt auf, wie lange sich die Folgen des Kriegs in der Gesellschaft widergespiegelt haben.
Lilly Bernstein konnte mich von der ersten Seite des Buches mitnehmen. Ab der zweiten Hälfte konnte ich das Buch sogar nur noch schwerlich zur Seite legen, so gefesselt war ich von dem, was Helga erleben musste. Teilweise ging es mir sichtlich unter die Haut, weil es einfach so unfassbar war!! Die Autorin beschönigt nichts und es gelingt ihr damit, die Spannung in hohem Maße bis zum dritten Teil aufrechtzuerhalten.
Sicher sind es in manchen Bereichen ein paar zu viel Zufälle, damit die Geschichte passt, aber das hat mir zu keiner Zeit etwas ausgemacht.

Die Protagonisten sind gut dargestellt. Helga, als zukunftsoffen, strebsam und kämpferisch. Jürgen als aufgeschlossen, kreativ und lebensfroh und der Vater eher verschlossen, verletzt, aber glücklicher Familienvater. Schlimm jedoch, sie bilden das ab, was in vielen Familien dieser Zeit Standard war - Schweigen. Schweigen über die Erlebnisse des Krieges und seine Folgen. Man wollte vergessen und verdrängen. Doch damit wird in diesem Buch gezeigt, dass die Familie sich immer weiter voneinander entfernt bis es zum negativen Höhepunkt kommt. Ich denke, die Lehre darauf, miteinander zu reden, ist eine, die wir bis in die heutige Zeit anwenden können.
Auch die Rolle der Frau und die Integration von Menschen anderer Hautfarbe sollte heute eine Selbstverständlichkeit sein, vor allem, um diese schrecklichen Dinge, die Lilly Bernstein beschreibt zu verhindern.
Fanny und Bärbel stehen ebenso für diese Grausamkeiten und zeigen auf, wie jemand unverschuldet von der Ächtung der Gesellschaft betroffen werden kann. Dies alles sollte uns eine Lehre sein und zum Nachdenken anregen.

Fazit, ein ausgezeichnet geschriebener, historischer Roman, der von der ersten Seite an fesselt. Er ist wunderbar geeignet für all die, die auch die ungeschönten Geschichten der Nachkriegszeit und die damit verbundenen gesellschaftlichen Entwicklungen lesen und sich somit mit der deutschen Geschichte auseinandersetzen.

Bewertung vom 02.07.2022
Thaler, Anna

Der Duft von Erde nach dem Regen / Die Südtirol Saga Bd.2


ausgezeichnet

Franziska und Wilhelm führen den Apfelhof mittlerweile recht erfolgreich. Die ganze Familie packt mit an und so versuchen sie ihn stetig auszubauen. Doch die Schatten der politischen Machtübernahme sowohl im Deutschen Reich als auch in Italien rücken immer näher. Sie machen auch vor der Familie Leidinger nicht halt und bedrohen das alltägliche Leben, obwohl die Familie Bruggmoser/ Leidinger sich den italienischen Zwängen unterworfen hat.
Leopold sorgt auch immer noch nicht gerade für eine harmonische Atmosphäre und bedroht immer noch indirekt die Existenz von Franziska und ihrer Familie.
Eine schwere Zeit steht Franziska, Wilhelm und ihren Lieben bevor.

Das Buchcover sieht wieder so wunderschön aus wie das, des Vorgängerromans und bringt die Schönheit der alpenländischen Landschaft zum Ausdruck.
Der Schreibstil der Autorin ist sehr angenehm und ich kam wieder schnell in die Geschichte rein. Für all die, denen so etwas immer nicht leicht fällt, enthält der hintere Teil des Buches eine Chronologie, durch die man auch die Geschehnisse des ersten Bandes noch einmal grob zusammengefasst nachlesen kann. Ich finde das eine tolle Option.

Die Protagonisten sind lebensälter und damit auch reifer geworden. 
Franziska ist nach wie vor eine selbstbewusste Frau, die ihre eigenen Entscheidungen trifft, aber auch die Familie und Freunde zusammenhält. Sie wirkt auf mich nicht mehr ganz so lebensfroh, wie zu Beginn des ersten Bandes, vielmehr wirkt sie ruhiger und abgeklärter. Aber gerade das passt so gut zu ihrer Figur. Sie stellt nicht die ewig Glückliche dar, sondern ist realistisch beschrieben.
Auch Wilhelm hat sich verändert. Er wirkt fahriger, in sich gekehrter. Die Liebe zwischen den Beiden ist nach wie vor vorhanden, aber auch sie hat sich verändert. An manchen Stellen hat man das Gefühl, zwei mit ihrer Partnerschaft ausgeglichene Personen zu erleben, denen aber etwas die Nähe zueinander verloren gegangen ist.
Ich finde es auch gut, dass Johanna jetzt so einen großen Part im Buch bekommen hat. Ich finde, sie hat in ihrer Art und Weise viel von Franziska und Leah abbekommen. Vor allem, ist sie eine junge und selbstbewusste Frau geworden, die aber, so wirkt es, manchmal noch auf der Suche nach sich selber und ihrer Aufgabe im Leben ist. Ich glaube, sie ist nach wie vor stark geprägt durch den Tod Josephas.
Einzig Franziskas Mutter, Teresa Bruggmoser hat sich absolut positiv verändert. Sie ist für die Familie da, tut alles, was sie kann und ist gleichzeitig traurig über das, was sie durch ihre psychologische Therapie kaputt gemacht hat und erschrocken über das Handeln Leopolds.
Alles in allem wirkt die Geschichte düsterer als Band I. Das ist aber nicht negativ auf die Geschichte gemünzt, vielmehr gefällt mir das gut, denn Anna Thaler beschönigt nichts. Sie zeigt das wahre Leben und die Einschränkungen durch die bevorstehenden oder auch schon bestehenden Diktaturen auf. Sie erzählt vom Umgang mit den Juden in den Ländern der Diktatur und ist auch dabei nicht zimperlich. Für mich ist dieses Buch sehr authentisch geschrieben, enthält einen Spannungsbogen, der sich zwar etwas flach, aber dafür durchs ganze Buch zieht und der zum Ende hin auch nicht abnimmt, sondern noch zu, sodass ich mich schon heute auf den dritten Band freue.

Ich kann dieses Buch nur allen empfehlen, die sich für historische Romane, historische Familiengeschichten interessieren, in denen nicht alles rosarot ist, sondern realistisch dargestellt.