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Hennie
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Chemnitz

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Insgesamt 274 Bewertungen
Bewertung vom 30.05.2016
Richmond, Sophie

Tödlicher Tanz (eBook, ePUB)


gut

So schrieb ich nach der Lektüre der Leseprobe:

Mein Kompliment - ich bin beeindruckt von der Leistung der sehr jungen Autorin! Sie schreibt schon auffallend reif für ihr Alter. Ein bemerkenswertes Talent!!!!

Nach dem Lesen des gesamten Buches hat sich mein Eindruck ihrer Fähigkeit zum Schreiben nicht wesentlich geändert. Sophie Richmond schrieb eine Geschichte über junge Menschen im Milieu des Tanzens, das sie gut zu kennen scheint.
Die BASE ist die Welt der jungen Tänzerinnen und Tänzer, die alle eine große Begabung zu anmutigen Bewegungen haben. Es dreht sich für sie im wesentlichen nur um eines, den Tanz. Ihr Alltag ist sehr eingeengt. Sie pendeln zwischen Tanzsaal, Speise- und Schlafraum.

Die Autorin beschreibt den Konkurrenzkampf der jungen Mädchen für die Hauptrolle. Sie wählt für ihren Thriller die „Ichform“ und lässt Ida erzählen, die Zwillingsschwester von Mara. Das hat nach meinem Empfinden den Nachteil, dass die anderen Personen nur aus der Sicht Idas agieren. Sie bleiben blass und sind lediglich Statisten. Die Verhaltensweisen der anderen von ihrem Gesichtspunkt aus sind weit überzogen. Zum Beispiel Empörung, Verachtung, Ablehnung, Tuschelei, Schweigen wegen dem Austausch von Küssen mit dem anderen? Ida wird deswegen von allen „geschnitten“ ! Die Reaktion des „Betrogenen“ hätte hier vollkommen ausgereicht.
Einen oder eine Favoriten/in für die Taten hatte ich nicht. Wie schon erwähnt, die Charaktere sind zu vage angelegt, zeigen kein eigenes Profil.

Im letzten Kapitel auf der letzten Seite wird vollkommen überraschend und „Holter di Polter“ der Täter präsentiert. Ich zitiere:

»Ich kann es einfach nicht fassen, ich hätte niemals mit ... gerechnet!« Langsam schüttelte ich den Kopf und verbarg ihn in meinen Händen. Jemand, der die ganze Zeit um mich herum gewesen war, hatte mich in Angst und Schrecken versetzt. Jemand, dem ich vertraut und den ich ... genannt hatte..."

Das Buch als Thriller zu bezeichnen erscheint mir unpassend. Dafür hat es zu wenig Spannung, zu wenig Tiefgang. Es erzeugt bei mir kein Gänsehautgefühl. Für mich als absolute Liebhaberin von dem Genre ist es nicht mehr und nicht weniger als ein Jugendbuch, eine Erzählung für Teenager. Von einem Thriller meilenweit entfernt!!!!

Trotz allem bin ich der Meinung, dass Sophie Richmond eine Zukunft in der schreibenden Zunft haben wird.

Bewertung vom 30.05.2016
Rees, Tracy

Die Reise der Amy Snow


ausgezeichnet

Das Motto des Romans könnte lauten: „Nimm dein Leben in die eigene Hand und mache das Beste daraus!“
Ich habe das Buch von Kapitel zu Kapitel sehr gern und flott gelesen. Tracy Rees verfügt über einen flüssigen Schreibstil. Sie hat für einen „Erstling“ einen beachtlichen Roman vorgelegt. Die Autorin zeichnet eine schön zu lesende Geschichte über den menschlichen Charakter, über seine Schwächen und Stärken, über Frauenschicksale im viktorianischen England. Also, zu einer Zeit, in der die industrielle Revolution ihren Aufschwung nahm und das Eisenbahnnetz im Land ausgebaut wurde.

Zum Inhalt:
Amy Snow ist ein junges Mädchen ohne Wurzeln, ohne Wissen um ihre Herkunft. Nackt und blaugefroren, dem Tode nahe findet die achtjährige Aurelia Vennaway das Mädchen als Baby im Schnee nahe ihres wohlhabenden Elternhauses. Sie setzt sich gegen den heftigen Widerstand der Eltern durch und behält die Kleine, selbst noch ein Kind, und sorgt für sie. Die kleine Amy wird von der Tochter sehr reicher Eltern im wahrsten Sinne des Wortes geprägt. Da das Mädchen nicht erfährt, woher sie stammt und die Lordschaft Vennaway sie verachtet, demütigt und schlecht behandelt, wird Aurelia für sie der Dreh- und Angelpunkt ihrer kleinen Welt, die Hatville Court heißt. Sie wird ihre Schwester, Gefährtin, Vertraute, liebste Freundin.
Nach dem sehr frühen Tod Aurelias muss Amy das Haus überstürzt verlassen. Doch postum lenkt und leitet die Freundin Amys Schicksal. Ihr Weg führt durch die von Aurelia gelegten Spuren durch England direkt ins Happy End. In den verschiedenen Aufenthaltsorten lernt sie die wichtigsten Personen ihrer Freundin kennen und zuletzt deren größtes Geheimnis!!!!
Auf dieser Reise findet sie zu sich selbst und dank ihrer geliebten Aurelia endlich zu einer eigenen Identität.

Wie die Autorin die Geschichte entwickelt, den Faden nicht verliert und immer wieder aufnimmt, ist bewundernswert und eine bemerkenswerte Leistung.

Allerdings hätten einige Längen vermieden werden können, z. B. die wiederholten Selbstzweifel Amy´s wegen ihrer Herkunft, vor allem zu einem Zeitpunkt, wo sie sich schon ziemlich unabhängig wähnte.
Auch das kaltherzige, maßlos überzogene Verhalten der Eltern von Aurelia ist mir unbegreiflich geblieben, irgendwie unmotiviert. Woher kam nur dieser grenzenlose Hass und die Verachtung gegen Amy? Die Erklärung der Mutter reicht mir nicht aus.

Bewertung vom 30.05.2016
Kleeman, Alexandra

A wie B und C


sehr gut

Der Schreibstil von Alexandra Kleeman ist sehr gut. Die abstruse, sonderbare Geschichte um ihre „Hauptpersonen“ A, B, und C ist flüssig zu lesen, war für mich an manchen Stellen ungewöhnlich, bizarr und magisch. Es mutete wie Science Fiction an.

In einer Buchhandlung oder in einer Bibliothek hätte ich dieses Buch nie ausgewählt. Das Cover und die Goldbuchstaben verführen zwar in ihrer cleanen Ausstrahlung erst einmal danach zu greifen. Aber! Die Beschreibung des Klappentextes ist für mich nichtssagend und wird dem Roman nicht gerecht.

Nun habe ich mich auf dieses Buch eingelassen, es bis zum Ende gelesen und lange darüber nachgedacht. Nie ist mir etwas Ungewöhnlicheres untergekommen.
Jeder Mensch hat mehr oder weniger Macken, aber in so einer Dichte, so intensiv habe ich es noch nie gelesen.

Nun zum Inhalt, wie ich (!) ihn verstanden und interpretiert habe:

A erzählt aus ihrer Sicht, in der Ich-Form. Sie ist eine attraktive, junge Frau, die einem Beruf nachgeht. In ihrer Wohnung lebt sie mit B zusammen, die ihr aufs Haar gleicht.

A und B sind eine Person und C, der Freund von A existiert nicht wirklich, sondern nur mit Hilfe ihrer Vorstellungskraft.

A, B, C sind beliebig, ebenso die Geschichte, alles eine Metapher für das was uns umgibt.

A hat eine schwere Essstörung. Sie ernährt sich von Orangenspalten, Wassereis und Kandy Kakes (synthetischer Keks) und kann sich schwer entscheiden, wann sie was und wie viel davon essen soll.

A will sich unbedingt von B unterscheiden, von ihr trennen, sich von ihr abkapseln.
S. 91 „ Es gab keine Möglichkeit, sie zu ruinieren, ohne mich zu ruinieren.“

Alexandra Kleemann benutzt eine bildliche Sprache und einmalige, abenteuerliche Vergleiche. Hier ein Beispiel:
S. 87 „Es ist, als würde man einen Regenbogen aus Benzin essen. Wenn Benzin gut schmecken würde.“

In der Geschichte, welche die Autorin erzählt, fehlt für mich der rote Faden. Das liegt sicher an mir (Generationsfrage/Alter/Sozialisierung). Positiv zu werten ist, dass man angeregt wird, nachzudenken. Interpretationsmöglichkeiten ergeben sich mehrere. Geht es um den Sinn des Lebens? Dafür spräche beispielsweise, dass nach der Ursache des „Verschwundene – Väter- Syndroms“ (S. 89) gesucht wird. Diese verschwundenen Väter haben sich auf die Suche nach dem perfekten Leben begeben.

Schließlich begibt sich A unter Mithilfe der Wallys in die Kirche der VEREINIGTEN ESSER in eine Art Selbstfindung. Abstruse Schilderung der Zustände in dieser Sekte. Das Ziel der Maßnahmen in der Gemeinschaft der Kirche ist, dass gut angepasste ESSER sich nicht erinnern werden, sie kommen ins „Helle“ und legen das „Dunkle“ ab. Sie werden „reine Menschen“!
A scheint zumindest zum Ende der Geschichte das gefunden zu haben, was sie suchte.