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Fornika
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Insgesamt 398 Bewertungen
Bewertung vom 19.02.2018
Gregory, Daryl

Die erstaunliche Familie Telemachus


ausgezeichnet

Einst war die Familie Telemachus für ihre übersinnlichen Fähigkeiten bekannt, hat die Nation in Erstaunen versetzt. Bis ein fataler TV-Auftritt sie als Lügner enttarnte. Oder nicht? Als der 14-Jährige Matty, Telemachus-Spross der nächsten Generation plötzlich ebenfalls außergewöhnliche Fähigkeiten an sich entdeckt, steht die Geschichte seiner Familie auf einmal in einem ganz anderen Licht.

Familienromane gibt es viele. Coming-of-Age-Romane auch. Über magische Fähigkeiten hat gefühlt schon jeder Autor seine Geschichte gestrickt. Daryl Gregory hat all diese Richtungen in einem Roman vereint, der einfach anders ist. Positiv anders ; ) Das Buch wird nicht jedem gefallen, erst recht nicht, wenn man erwartet, dass sich der Herr Autor auf ein Genre festnageln lässt. Mir hat sein Roman sehr gut gefallen, ich wurde immer wieder überrascht und habe mich keine Sekunde gelangweilt. Die Familienmitglieder sind auf der einen Seite ganz außergewöhnlich (und nicht nur dank ihrer „Fähigkeiten“), auf der anderen Seite haben sie ganz alltägliche Sorgen (das eigene Geschäft geht Pleite, wie kriege ich als Alleinerziehende meinen Sohn groß?). Das macht sie sehr nahbar und echt. Auch in der Trauer um ihre Mutter wirken sie sehr natürlich. Selbstverständlich lassen sie sich erst nach einigen Kapiteln so richtig in die Karten schauen, durch die ständigen Perspektivwechsel geht einem als Leser erst so nach und nach ein Lichtlein auf. Die Handlung ist nicht klassisch „spannend“, bringt aber durch ihre Figurenentwicklung eine reizvolle Dramatik mit. Es gibt immer wieder Zeitsprünge, vom aktuellen Geschehen (Mitte der 90er), hin zu der Glanzzeit der Familie. Auch hier weiß der Autor wieder zu überraschen und man kann als Leser über manche Wendung nur staunen. Oder schmunzeln, denn zum Lachen gibt es auch einiges. Gregorys Humor liegt mir, auch wenn der Roman sicherlich kein klassisches Witzefeuerwerk ist. Den Stil des Autors mochte ich, wie bisher auch bei anderen Büchern aus seiner Feder. So ab und an hätte ich mir etwas mehr Zielstrebigkeit gewünscht, da tritt die Handlung dann doch etwas auf der Stelle, ohne dass man so recht weiß wohin es gehen soll. Auch den einen oder anderen Nebenschauplatz hätte ich so vielleicht nicht gebraucht. Insgesamt hat mich die Familie Telemachus zwar vielleicht nicht in atemloses Erstaunen versetzt, aber auf jeden Fall verdammt gut unterhalten.

Bewertung vom 15.02.2018
Ranisch, Axel

Nackt über Berlin


sehr gut

Der Teenie Jannik hat es nicht leicht im Leben. Mit einer moppeligen Statur gesegnet, wegen seiner Leidenschaft für klassische Musik belächelt, wird ihm dann auch noch klar, dass er für seinen besten Freund Tai mehr als freundschaftliche Gefühle hegt. Doch diese Probleme rücken in den Hintergrund, als den beiden der Schulrektor – sagen wir mal in die Hände fällt. In seiner eigenen Wohnung gefangen, beginnt für ihn eine harte Zeit unter der Fuchtel der eigenen Schüler.

Axel Ranisch hat mich mit seinem Roman unglaublich gut unterhalten. Witzig, skurril, ein bisschen verrückt. Gefühlvoll, einfühlsam und unter die Haut gehend. Mir haben seine Figuren sehr gut gefallen, alle sind sehr menschlich geworden. Jannik als hauptsächlichem Erzähler kommt man natürlich am nächsten, man kann seine Gefühle und Probleme immer sehr gut nachvollziehen. Seine Liebe zur Musik wird wunderbar in die Handlung eingebettet und legt einen schönen Rahmen um das große Ganze. Tai ist etwas unnahbar, im Laufe der Geschichte wird auch klar warum. Auf der anderen Seite erfährt man auch immer wieder hautnah vom Rektor Lamprecht, bei dem nach und nach auch hinter die Fassade blicken darf. Die Figuren werden sehr schön entwickelt, sodass nicht nur der eigentliche Entführungsfall die Handlung bestimmt, sondern auch das eigene Fortkommen. Der Erzählstil hat mich ebenfalls sehr angesprochen, recht locker, aber mit dem richtigen Ernst sofern nötig. Unterm Strich war „Nackt über Berlin“ ein unterhaltsamer Roman mit Tiefgang, überraschenden Entwicklungen und viel Spaß. Ich habe ihn gerne gelesen.

Bewertung vom 09.02.2018
Boschwitz, Ulrich Alexander

Der Reisende


sehr gut

Otto Silbermann führt ein gutbürgerliches Leben, wohnt mit seiner Frau in einer feudalen Wohnung, ist ein erfolgreicher Kaufmann. Doch nach der Reichsprogromnacht ändert sich für ihn endgültig alles, gerade noch rechtzeitig kann er aus der Wohnung fliehen bevor er von Nazischergen verhaftet wird. Seine Flucht führt ihn zum Bahnhof und von dort aus überall hin.

Schon die Geschichte des Autors, die hinter diesem Roman steht, wäre eigentlich ein eigenes Buch wert gewesen. Man merkt dem Reisenden die persönlichen Erfahrungen des Autors immer wieder an, die Angst, die Ohnmacht, aber auch die Wut und Verzweiflung. Silbermann steckt voller Gefühle, auch wenn er die unauffällige Fassade sehr gut aufrechterhalten kann. Er ist keine durchweg sympathische Figur, was ihn wiederum umso authentischer macht. Seine Irrfahrt durch Deutschland wirkt auf den Leser zunehmend beklemmend, immer wieder lässt der Autor kleine Szenen entstehen, die für uns heute absolut erschreckend, aber leider sehr real gewesen sind. Boschwitz wollte sein Manuskript ursprünglich überarbeiten, dies gelang ihm jedoch nicht mehr. Peter Graf hat hier in meinen Augen sehr gute Arbeit geleistet und diesem sehr mutigen und sehr wichtigen Buch zu neuem Leben verholfen.

Bewertung vom 09.02.2018
Benedict, Marie

Frau Einstein / Starke Frauen im Schatten der Weltgeschichte Bd.1


weniger gut

Im Jahre 1896 studiert Mileva als eine der ersten Frauen überhaupt Physik am Polytechnikum in Zürich. Dort muss sie sich nicht nur gegen die Vorurteile einer Männerwelt behaupten, sondern das eigenständige Leben meistern, sich gegen die Vorbehalte gegen Osteuropäer durchsetzen. In ihrem kleinen Studiengang sticht sie heraus, nicht nur aufgrund ihres Geschlechts, sondern auch aufgrund ihrer Intelligenz. Bald hat einer ihrer Mitstudenten ein Auge auf sie geworfen. Sein Name: Albert Einstein.

Mich hat „Frau Einstein“ ehrlich enttäuscht. Ich hatte mir interessante Einblicke in die physikalische Welt der Einsteins erhofft, bekommen habe ich eine Schmonzette; so eine im Groschenheftchenformat um da mal einen Maßstab anzulegen. Gestartet ist „Frau Einstein“ noch ganz interessant, der Züricher Studentenalltag und auch Milevas besondere Situation als Frau an der Uni waren spannend zu lesen. Mit dem Auftauchen von Albert Einstein selbst geht es mit Buch und auch meiner Leserstimmung bergab; ich bin halt nun mal kein Liebesromanleser und somit war ich nun wirklich nicht glücklich als sich die Handlung hauptsächlich nur noch um wer-liebt-wen-mehr und das tägliche Beziehungsdrama der beiden drehte. Zudem schleicht sich mit wachsender Seitenzahl immer mehr die Frage ein, warum genau die Autorin den Albert so gar nicht leiden kann. Ein Roman darf natürlich Lücken im Lebenslauf einer historischen Person füllen, von mir aus auch ein bisschen zurechtbiegen, aber Marie Benedict hat es wirklich auf die Spitze getrieben, sodass ich an ihren „Erläuterungen“ zu Einsteins Arbeit und Leben irgendwann auch keine Freude mehr hatte.
Gut gefallen hat mir der Erzählstil der Autorin, flüssig und leicht führt sie durch die Geschichte. Mileva fungiert als Ich-Erzählerin, sodass man ihre Gedanken und Gefühle immer sehr gut nachvollziehen kann (verstehen konnte ich sie nicht). Doch das konnte den Roman für mich letztendlich auch nicht mehr retten, sodass ein Gefühl der Enttäuschung zurückbleibt. Schade.

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Bewertung vom 04.02.2018
Zijl, Annejet van der

Die amerikanische Prinzessin


sehr gut

„If one has the will and persistence, one can do things.“
Allene Tew hat ihr Durchsetzungsvermögen nicht von ungefähr, ihre Familie hat sich in guter alter Pioniermanier im amerikanischen Jamestown einen Namen gemacht. Von diesem kleinen Städtchen aus führt ihr Lebensweg nach New York, Paris und Nizza, in die High Society und zu enormem Reichtum. Annejet van der Zijl zeichnet diesen faszinierenden Lebensweg nach.
Eine wirklich beeindruckende Person, diese Allene. Auch wenn die Autorin hier ein nüchternes Sachbuch gewählt hat, um auf Allenes Spuren zu wandeln, so kann man sich doch erstaunlich gut in diese taffe Frau hineinversetzen. Wie das berühmte Stehaufmännchen kämpft sie sich nach Schicksalsschlägen und Ablehnung durchs Leben, macht zwei Weltkriege und harte Wirtschaftskrisen durch. Annejet van der Zijl erzählt sehr eingängig, gestört hat mich lediglich, dass englische Zitate sehr umständlich verbaut wurden: erst folgt das Zitat im Fließtext, auf dem Fuße die direkte deutsche Übersetzung, ebenfalls als Fließtext. Wer des Englischen mächtig ist, liest folglich ständig Wiederholungen, ich hätte Fußnoten wesentlich passender empfunden, weil der Lesefluss laufend künstlich unterbrochen wird. Ansonsten fand ich Zijls Stil aber wie gesagt sehr angenehm. Untermalt werden van der Zijls Ausführungen mit mehreren Fotos, die Allene selbst, ihre Gefährten und ihre Wohnorte zeigen; auch Zeitungsausschnitte, Karten und ein Stammbaum lassen den Leser in Allenes Zeit eintauchen.
Insgesamt ist „Die amerikanische Prinzessin“ ein gut gemachtes Sachbuch, das mir eine faszinierende Persönlichkeit auf unterhaltsame Weise näher gebracht hat.

Bewertung vom 03.02.2018
Haruf, Kent

Lied der Weite


sehr gut

Bobby und Ike werden im kleinen Städtchen Holt faktisch von ihrem Vater alleine großgezogen; die Mutter hat die Familie quasi im Stich gelassen. Allein auf der Welt ist auch die schwangere 17-Jährige Victoria, die, verlassen vom Kindsvater, nun auch noch von der eigenen Mutter vor die Tür gesetzt wird. Über Umwege landet sie bei den McPherons, zwei eigenbrötlerischen Brüdern, die alleine auf ihrer Farm leben. Eine ungewöhnliche WG…

Kent Haruf hat mich mit seinem leisen, aber ausdrucksstarken Erzählstil gleich für sich und seine Figuren eingenommen. Er schildert das Landleben, gibt Einblicke in die Gemeinschaft von Holt, beschreibt die Beziehungen der Protagonisten, alles in einem ganz ruhigen Stil, der gerade dadurch so eindringlich wird. Oft schwingt ein trauriger Ton mit, manchmal sind die Tatsachen des Landlebens schonungslos beschrieben, trotzdem würde ich das Buch nicht als Trauerspiel ansehen.
Harufs Figuren haben mir unterm Strich alle gut gefallen, etwas mehr Tiefe hätten sie aber durchaus vertragen können. Die Jungs taten mir oft Leid, auch wenn sie mit ihrem Vater dann doch einen tollen Erziehungsberechtigten abbekommen haben; an manchen Stellen fand ich sie zu sehr als Gutmenschen dargestellt, so brave und artige 10-Jährige halte ich dann doch für unrealistisch. Gemocht habe ich auch die McPherons, die eine selbstlose Art an den Tag legen, wie sie sicherlich nicht selbstverständlich ist. Die Handlung entfaltet sich recht gemächlich, insgesamt passt sie sich dem ruhigen Ton an. Ein oder zwei Szenen sind dann aber doch sehr aufregend, was durch den Kontrast zur restlichen Handlung dann doch sehr ins Auge sticht.
Insgesamt hat mir Harufs Roman sehr gut gefallen, die wenigen Kritikpunkte sind zu verschmerzen. Jeder, der gerne ruhigere Romane liest, sollte sich ruhig mal hiermit befassen.

Bewertung vom 24.01.2018
Weigold, Christof

Der Mann, der nicht mitspielt / Hardy Engel Bd.1


ausgezeichnet

Hardy Engel ist Schauspieler im Hollywood der Goldenen Zwanziger. Naja, meist eher Statist; eigentlich auch eher unerfolgreich. Vor dem Weltkrieg war er Polizist in Mannheim, und so ist die Idee schnell geboren, sich vorerst als Privatdetektiv zu versuchen bis die Karriere als Kinostar so richtig ins Rollen kommt. Schnell findet sich Hardy jedoch in einem Fall wieder, der die Welt der Filmstudios gehörig ins Wanken bringen könnte: Jungschauspielerin Virginia stirbt nach einer rauschenden Partynacht mit dem großen Komiker Fatty. Mithilfe der jungen Pepper steckt Hardy bald viel tiefer im Sumpf der Filmstudios als er sich jemals vorstellen konnte…

Christof Weigold hat hier einen genialen Krimi abgeliefert und ich freue mich jetzt schon auf die Fortsetzung. Das Setting im „alten“ Hollywood hat mir sehr gut gefallen, Weigold lässt sehr lebendige Bilder aus den Anfangstagen des großen Kinos entstehen. Immer wieder trifft man auf bekannte Namen und Filme, sodass ich schnell das eine oder andere im Internet nachlesen wollte. Der Blick hinter die Kulissen, auch in die deutsche Kolonie vor Ort war sehr aufschlussreich und interessant. Eine sehr gelungene Atmosphäre begleitet also diesen spannenden Krimi, bei dessen Lektüre ich mich nicht ein Sekündchen gelangweilt habe. Engel ist ein sympathischer Kerl und hat eine tolle Art sich in den Fall und in die Tiefen der Filmindustrie einzuarbeiten. Sein Sidekick Pepper gibt (ihrem Namen entsprechend) noch mehr Würze zu den Ermittlungen, die sich mit allerlei Wendungen und Überraschungen sehr fesselnd lesen lassen. Ein Krimi ganz nach meinem Geschmack also, der mich wirklich überzeugt hat. Band zwei darf gerne kommen!

Bewertung vom 21.01.2018
Dunant, Sarah

Die letzte Borgia


sehr gut

Im Jahre 1502 sind die Borgias auf dem Zenit ihrer Macht. Das Familienoberhaupt sitzt als Papst Alexander VI im Vatikan, Cesare erobert Stück für Stück Italien und Lucrezia ist eine begehrte Schönheit, deren dritte Ehe gerade erfolgreich eingefädelt wird. Intrigen, Gerüchte, Hass und Neid bestimmen das Leben der Borgias, doch trotzdem kann die junge Frau auch die schönen Seiten des Lebens genießen und bemüht sich um den kulturellen Aufstieg ihrer neuen Wirkstätte.

Die Borgias sind wohl den meisten ein Begriff, ihre Macht und die Methoden, die sie dazu verwendeten um diese Macht zu behalten, sind legendär. Sarah Dunant hat sich bereits in einem vorherigen Buch mit dieser skandalumwitterten Familie befasst, ich kenne es (bisher) nicht, kam aber in diese Geschichte dennoch gut rein; ein bisschen Allgemeinbildung reichte da völlig aus. Dunants Erzählstil hat mich direkt gefesselt, sie lässt sehr lebendige Bilder entstehen und vermittelt dabei dennoch gekonnt historisches Hintergrundwissen. Der Klappentext lässt etwas mehr Handlung um Lucrezia vermuten als man letztendlich bekommt, was ihr jedoch nicht zum Nachteil gereicht. Lucrezias Schicksal war eben immer auch vom Handeln ihres Vaters und Bruders abhängig, sodass die Handlung sich ganz natürlich auch um die beiden drehen musste. Der Fokus wechselt zwischen den dreien, sodass man immer ganz nah am Geschehen ist. Die Figuren selber fand ich gut gezeichnet, trotzdem erschienen sie mir doch immer etwas distanziert. Der Fortlauf der Story ist natürlich vom historischen Geschehen bestimmt, gerade gegen Ende ging es mir jedoch sehr überstürzt zu. Da hätte sich die Autorin sicherlich etwas künstlerische Freiheit zugestehen dürfen, um dem Leser das Geschehen entsprechend nahe zu bringen.
Mir hat Dunants Ausflug in die Renaissance unterm Strich aber gut gefallen, sodass ich mir Band eins auf jeden Fall mal noch vornehmen werde.

Bewertung vom 12.01.2018
Joyce, Rachel

Mister Franks fabelhaftes Talent für Harmonie


gut

Frank ist mit Musik aufgewachsen, hat seine Liebe dazu zum Beruf gemacht und verkauft nun im eigenen Plattenladen alles was das Herz begehrt (außer CDs natürlich; bloß keine CDs.). Dabei weiß er mit seinem unglaublichen Gespür immer noch am besten, was die Käufer wirklich brauchen und welche Platte ihnen in der entsprechenden Stimmung am besten gefällt. Eines Tages steht jedoch eine Dame im grünen Mantel im Raum, bei der ihn sein Gespür völlig im Stich lässt. Doch nicht nur das wirft ihn aus der Bahn, denn eine große Baufirma will die Straße mit dem Plattenladen aufkaufen und setzt die örtlichen Ladenbesitzer unter Druck.

Von Rachel Joyce kenne ich bisher exakt zwei Bücher: Harold (fand ich doof) und das Zwei-Sekunden-Jahr (fand ich super), insofern war ich sehr gespannt wo sich Mister Frank einsortieren würde. Die Antwort: irgendwo dazwischen ; ) Die zugrundeliegende Geschichte (Mann trifft Frau) hat mir nicht soooo gut gefallen, ich bin nun mal kein Liebesromanleser. Sehr gut gefallen hat mir wiederum das musikalische Thema, das sich darübergelegt hat. Gerade die Rückblenden in Franks Kindheit sind sehr musikalisch geprägt, man erfährt viel Neues und bekommt große Lust sich mit den entsprechenden Stücken neu auseinander zu setzen. Selbst die Kapitelüberschriften sind berühmte Songs oder –zeilen (warum man manche sinnloserweise ins Deutsche übersetzt hat, muss der Leser vielleicht ja nicht verstehen), die ich dann sofort wieder im Ohr hatte. Auch Frank selbst mochte ich sehr gerne, obwohl er manchmal ein bisschen mehr Tiefe hätte vertragen können. Die anderen Ladenbesitzer hätten ebenfalls etwas mehr Fleisch auf den literarischen Rippen haben dürfen, sind insgesamt aber recht gut gelungen. Die geheimnisvolle Dame in grün konnte ich nicht wirklich einschätzen, finde sie auch jetzt immer noch nicht ganz passend für die Geschichte. Die Handlung plätschert ein bisschen vor sich hin, ohne das musikalische Thema wäre ich vielleicht nicht so lange bei der Stange geblieben. Am Ende jedoch hat mir die Autorin einen absoluten Gänsehautmoment beschert, der dann doch vieles wettgemacht hat. Ebenso ihr Erzählstil, der leicht und angenehm ist.
Insgesamt konnte mich Frank und sein Talent nicht ganz überzeugen, die Handlung hatte aber auch ihre starken Momente und somit ist das Buch sicherlich einen Leseversuch wert.

Bewertung vom 10.01.2018
Cole, Daniel

Hangman. Das Spiel des Mörders / New-Scotland-Yard-Thriller Bd.2


gut

Gut anderthalb Jahre sind vergangen, seit der Ragdoll-Mörder alle in Atem hielt. Emily Baxter ist gerade etwas zur Ruhe gekommen, als sie plötzlich nach New York geschickt wird. Dort wurde eine Leiche gefunden, die verstörende Parallelen zu den damaligen Morden aufweist. Mit zwei amerikanischen Ermittlern an der Seite versucht sie Licht ins Dunkel zu bringen, als plötzlich auch daheim in London das Unglaubliche geschieht und ähnliche Morde begangen werden. Die Agenten geraten gehörig unter Druck…

Hangman ist nach Ragdoll der zweite Band mit Ermittlerin Emily Baxter. Band eins kenne ich nicht, der Autor streut aber genug Informationen zum bisherigen Geschehen ein, sodass man auch gut quereinsteigen kann. Baxter und auch ihre Kollegen sind etwas sperrige Personen, mit kleinen Fehlern und gut gehüteten Geheimnissen, trotzdem waren sie mir recht sympathisch. Das Zusammenspiel der drei fand ich sehr gut gemacht, die Probleme, die sich aus der Zusammenarbeit auf zwei Kontinenten mit jeweils unterschiedlicher Zuständigkeit ergeben sehr authentisch. Der Fall selbst war mir leider irgendwann zu sehr abgehoben, zu sehr auf Brutalität und Masse ausgelegt. Da sind mir subtile Mörder meist lieber ; ) Trotzdem war ich von der Geschichte gefesselt, denn Cole hat einen angenehmen Erzählstil und weiß wie man einen ordentlichen Spannungsbogen strickt. Man kann zwar gut mitfiebern, aber nicht so richtig mitermitteln und –rätseln, was ich etwas schade finde. Insgesamt also ein Thriller, der zwar ganz gut gemacht ist, aber nicht so richtig meinen Geschmack getroffen hat.