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LEXI
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Österreich

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Insgesamt 388 Bewertungen
Bewertung vom 23.03.2018
Berger, Jörg

Der Garten der Liebe


ausgezeichnet

Der Garten der Liebe - gemeinsam auf dem Weg

Der Psychologe, Psychotherapeut, Paartherapeut und Buchautor Jörg Berger vergleicht in diesem Buch die Liebe zwischen Paaren mit einem Garten, dessen Pflanzen man schützen und pflegen muss, damit sie gedeihen. Er betrachtet es als Ratgeber, der dabei helfen soll, das Gespür der Leser für die Wachstumsbedingungen der Liebe zu schulen. Jörg Berger bedient sich hierbei einiger seiner Artikel, die bereits in der Zeitschrift „Family“ publiziert wurden. Jeder Artikel ist in sich abgeschlossen und es bedarf daher auch keiner bestimmten Reihenfolge, um sich die Ausführungen des Autors zu Gemüte zu führen. Man kann dieses Buch alleine, oder auch zu zweit, an einem gemütlichen Sonntagnachmittag, oder als kleine tägliche Lektüre zwischendurch lesen. Für das gemeinsame Lesen bieten sich die Gesprächsanregungen in Form von kurzen Fragen zum Ende eines jeden Kapitels an. Bei einigen Kapiteln tragen Checklisten dazu bei, sich und den Partner genauer zu analysieren.

Die Themenbereiche in diesem Ratgeber sind vielfältig. Jene Elemente, die eine Liebe zwischen Paaren fördern und zum Wachsen bringen werden ebenso unter die Lupe genommen wie Störfaktoren, die durch ihre schädlichen Einflüsse eine Beziehung zum Scheitern bringen. Der Autor beschäftigt sich mit Quellen des Glücks, betont, wie wichtig eine beiderseitige Kompromissbereitschaft ist, führt mögliche Konfliktbereiche an und bietet einfache, praxistaugliche Lösungsansätze dafür. Es werden negative Gefühle und mögliche Ursachen dafür analysiert, zugleich aber auch Wege für einen konstruktiven Umgang damit aufgezeigt. Verletzungen in Form von persönlicher Kritik, Verachtung, Selbstrechtfertigung und Rückzug werden ebenso thematisiert wie die Faktoren Berufung, Geld, Lebensträume und Persönlichkeitsentwicklung als vier Quellen des Glücks. Auch der Intimität und der Gefahr von und durch Seitensprünge wird in diesem Buch ein Kapitel eingeräumt. Letztendlich geht Jörg Berger auch auf das Konzept „Die Jahreszeiten der Liebe“ ein – einem Vergleich von Gary Chapman, dessen Buch „Die fünf Sprachen der Liebe“ bereits zum Bestseller wurde.

Fazit: Ich empfand den christlichen Ratgeber „Der Garten der Liebe“ als bereichernde Lektüre, die meines Erachtens bei Partnerschaftskrisen und Eheproblemen eine durchaus konstruktive Hilfestellung bieten kann. Der einnehmende Schreibstil, die kurzen, in sich abgeschlossenen Kapitel und die große und interessante Themenvielfalt haben mir ausgezeichnet gefallen.

Bewertung vom 22.03.2018
Winter, Claire

Die geliehene Schuld


ausgezeichnet

Du kannst niemandem vertrauen

„… es gibt niemanden, dem ich diese Dinge sonst anvertrauen könnte. Und wenn Du erst alles weißt, wirst Du genau wie ich begreifen, dass die Öffentlichkeit davon erfahren muss.“

Diese in fliegender Hast zu Papier gebrachten Zeilen an die Journalistin Vera Lessing waren das Vermächtnis ihres Kollegen Jonathan Jacobsen. Als erstklassiger Mitarbeiter des linksgerichteten Zeitungsmagazins „Echo“ wusste der geradlinige und entschlossene Endzwanziger ganz genau, auf welch gefährliche Recherchen er sich eingelassen hatte – Recherchen, die ihm letztendlich das Leben kosteten. Veras schockierte Fassungslosigkeit weicht nach der Lektüre dieses Briefes sehr rasch einer zielstrebigen Entschlossenheit, sich dieser Aufgabe zu stellen und Jonathans Arbeit fortzusetzen. Das einzige Ziel der mutigen jungen Frau besteht nun darin, herauszufinden, weshalb ihr bester Freund aus Kindheitstagen sterben musste. Unter dem Vorwand, eine Reportage über ein vermisstes deutsches Mädchen zu schreiben, folgt sie den Spuren Jonathans, wird über eine Fluchtroute nach Italien eingeschleust und ermittelt in Südtirol. Sie merkt sehr rasch, dass sie dabei in ein Wespennest sticht – und sehr bald in allerhöchster Gefahr schwebt.

Claire Winter erzählt ihren Roman in zwei Zeit- und Handlungsebenen. Während die Ereignisse um Vera Lessings Ermittlungen im Jahr 1949 in Berlin ihren Anfang nehmen, startet der Handlungsstrang der Vergangenheit in Bonn im Jahre 1948, wo eine Tochter aus gut situiertem Elternhaus ihre neue Stelle als Sekretärin im Stab Adenauers antritt. Marie Weißenburg ist ein wunderbarer, mitfühlender Mensch, wirkt naiv und unbescholten, besitzt jedoch eine große innere Stärke und Ehrlichkeit. Die Grundfesten ihres gesamten Lebens werden bis ins Innerste erschüttert, als sie erfährt, dass ihre Familie mit einer schrecklichen Lüge lebt.

Der bildhafte Schreibstil der Autorin und die hoch interessante Thematik dieses Buches haben mich auf der Stelle eingenommen. Durch den abwechselnden Fokus der Erzählung und die wechselseitige Konzentration auf Vera Lessing in der Gegenwart sowie Marie Weißenburg in der Vergangenheit wurde der Spannungsbogen permanent hochgehalten und steigerte sich gegen Ende des Buches drastisch. Die historischen Fakten zur Nazi-Vergangenheit Deutschlands wurden ausgezeichnet recherchiert und zeichnen ein erschütterndes Bild von politischen Schachzügen und der Beteiligung der Kirche hinsichtlich der Rehabilitierung und dem Schutz von Kriegsverbrechern.

Die Autorin bediente sich einer großen Anzahl handelnder Figuren, die vielschichtig und überzeugend ausgearbeitet wurden. Sie stellt ihren beiden weiblichen Protagonisten viele Nebenfiguren zur Seite, die zwar ebenso detailliert charakterisiert wurden, deren eigentliche Gesinnung und Rolle in dieser Handlung jedoch zum Teil erst allmählich offenbart wird.

Fazit: Dies war mein erster Roman von Claire Winter, der mich mit seinem brisanten Thema und den erstklassig recherchierten historischen Fakten tief beeindruckte. Ich mochte den mitreißenden Schreibstil, der mein Interesse für dieses Buch auf Anhieb weckte. Die hochgradige Spannung und die authentischen Charaktere machen dieses Buch zu einem wahren Pageturner. „Die geliehene Schuld“ hat mir ausgezeichnet gefallen – ich empfand es als richtiges „Lese-Highlight“ und freue mich bereits auf weitere Werke aus der Feder dieser Autorin.

(gekürzte Fassung)

Bewertung vom 19.03.2018
Ridge, Rachel Ann

Das Glück hat lange Ohren


ausgezeichnet

DIESER ESEL NAMENS FLASH IST EIN GESCHENK

„Als Flash auftauchte und über ihre Zufahrt zockelte, verloren, verwirrt, verängstigt und hungrig, schlenderte er geradewegs in die weit geöffneten Arme von Rachel Ridge, die überall und in allem Schönheit sieht. Sogar in einem schmutzigen, hungrigen, ungewollten, obdachlosen Esel. Und er fand bei ihr ein Zuhause.“ (Priscilla Shirer)

Gerade als die berufliche und finanzielle Situation von des Ehepaares Ridge ziemlich angespannt ist, taucht plötzlich wie aus dem Nichts ein Esel auf dem Zufahrtsweg zu ihrem Haus auf. Nach einer Erstversorgung seiner vielen kleinen Verletzungen und der vergeblichen Suche nach seinem Besitzer beschließen Tom und Rachel, den Esel zu behalten, der sich in kürzester Zeit zielstrebig seinen Weg in ihre Herzen gebahnt hat. Und so wird Flash zum festen Bestandteil der Familie. Die anfängliche Vorsicht und ängstliche Zurückhaltung des Tieres entwickelt sich behutsam und ganz langsam zu einer von Vertrauen getragenen Beziehung zu seinen Menschen. Das Leben mit Flash inspiriert wiederum Rachel dazu, vieles neu zu überdenken. Es beschert ihr interessante Erkenntnisse – und führt letztendlich zu einem Perspektivenwechsel. Tom und Rachel verlassen ihre Komfortzone, nehmen berufliche Herausforderungen an und wagen es, zu träumen – und diese Träume auch zu verwirklichen. Und mithilfe von Flash lernen sie viele unschätzbar wertvolle Lektionen über sich selbst, ihr Leben und ihren Glauben.

Das Coverfoto dieses Buches mit dem süßen Esel im Vordergrund, der ein Gänseblümchen hält, hat mich auf der Stelle in seinen Bann gezogen. Ich mag Esel, ihren eigenwilligen Charakter, ihr strubbeliges Äußeres. Und ich mag Gänseblümchen. Als ich noch dazu las, dass es sich hierbei um die Geschichte einer Familie handelt, die einem verängstigten, stark mitgenommenen und verletzten heimatlosen Esel ein neues Zuhause schenkte, war ich sofort Feuer und Flamme für dieses Buch. Dieses wunderschöne Coverfoto zieht sich übrigens durch den gesamten Inhalt. Jedes Kapitel beginnt mit einer fettgedruckten Überschrift und einer kleinformatigen Schwarz-Weiß-Kopie dieses Fotos.

Rachel Anne Ridge erzählt in einem einnehmende, locker-leichten und mit einer Riesenportion Humor versehenen Schreibstil, der mich bei mancher akribischen Beschreibung des störrischen Verhaltens dieses Esels lauthals zum Lachen brachte. Im Gegensatz zur humorvoll dargebrachten Geschichte von Flash besitzt dieses Buch jedoch zugleich auch eine große Tiefe, offenbart Erkenntnisse und Lebensweisheiten einer starken und mutigen Frau, die auch in scheinbar ausweglosen Situationen nicht aufgibt. Rachels Kraft basiert auf ihren unerschütterlichen Glauben, dem in diesem Buch Rechnung getragen wird. Die Gedanken und Gebete der Protagonistin wurden in kursiver Schrift dargestellt, sie sind sehr bewegend und machen diese Geschichte zu einer tief berührenden und empfehlenswerten Lektüre.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 14.03.2018
Martin, Charles

Ein langer Weg nach Hause


ausgezeichnet

Die bedingungslose Liebe eines Vaters zu seinem Sohn

„Egal, wohin du gehst, egal was passiert und was aus dir wird, egal, was du gewinnst oder verlierst, ob du Erfolg hast oder nicht, ob du stehst oder fällst, und egal, wohinein du deine Hände tauchst… es gibt immer ein Zurück. Nach Hause kannst du immer kommen, mein Sohn.“

Cooper O’Connor wollte mehr vom Leben, als mit seinem Vater durch die Lande ziehen, der als Wanderprediger hohen Bekanntheitsgrad erlangt hatte. Die Liebe zur Musik und eine gute Stimme wurden Cooper bereits in die Wiege gelegt, seine Gitarre war sein bester Freund und Begleiter. Großes Talent und Ausdauer verhalfen dem jungen Sänger und Songwriter zu einem kometenhaften Aufstieg, dem jedoch ein ganz tiefer Fall folgte.

Daley Cross ist Sängerin und hat die Musik ebenfalls im Blut. Die Schönheit mit der Stimme eines Engels besitzt eine große emotionale Authentizität, die zu ihrem Markenzeichen wurde. Ihre Gabe, Emotionen zu transportieren, verhalfen ihr in Kombination mit Coopers Texten zum Durchbruch.

Zwei Jahrzehnte später lebt Cooper zurückgezogen in einer kleinen Hütte in den Bergen von Colorado. Er wirkt verwahrlost, sein Gesundheitszustand ist schlecht und sein Körper durch einen tragischen Unfall vernarbt. Als er in der Nähe einer Tankstelle in Buena Vista plötzlich seine große Jugendliebe Daley wiedersieht, stellen die beiden fest, dass ihre große gegenseitige Anziehungskraft nie erloschen ist. Daley weiß jedoch noch immer nichts über den wahren Grund für Coopers plötzliches Verschwinden vor zwanzig Jahren – und in vielen Rückblenden wird die gemeinsame Vergangenheit der beiden Musiker nach und nach aufgerollt.

Was zunächst wie eine banale Liebesgeschichte scheint, entwickelt sich sehr rasch zu einem hoch interessanten Roman über die große Liebe zweier Menschen zur Musik und die verheerenden Schattenseiten von Erfolg, Ruhm und Macht. „Ein langer Weg nach Hause“ vermittelt dem Leser viele interessante Details über das Musikbusiness. Das Kernthema dieses Buches ist jedoch die Geschichte eines verlorenen Sohnes, der verzweifelt seinen Weg nach Hause, zu seinem bedingungslos liebenden Vater, sucht. Einem Vater, der ihn niemals aufgegeben hat, der jahrelang sehnsüchtig auf die Rückkehr seines Sohnes gewartet und immer wieder darauf gehofft hat, seinen Sohn wieder in die Arme zu schließen. Eine Geschichte, wie sie in Lukas 15 erzählt wird - eines der schönsten und ergreifendsten Gleichnisse der Bibel.

Der Schreibstil des Autors hat mir ausnehmend gut gefallen, ich gewöhnte mich sehr rasch an die permanenten Rückblenden in Coopers Vergangenheit. Die Art und Weise, wie Charles Martin diese behutsam aufrollte, weckte immer mehr meine Sympathie. Der Autor begnügt sich in diesem Buch mit einer Handvoll Figuren und konzentriert sich in erster Linie auf seinen Protagonisten, den Ich-Erzähler Cooper. Der Glaube spielt in diesem Roman eine große Rolle, und ich stellte nach dem Beenden dieser Lektüre fest, dass ich nie zuvor ein Buch in Händen hielt, welches dieses ganz besondere Gleichnis vom verlorenen Sohn derart gefühlvoll behandelt hat.

Fazit: „Ein langer Weg nach Hause“ ist eine sehr berührende Geschichte über eines der bekanntesten Gleichnisse der Bibel – aus meiner Sicht perfekt zu einem Roman verwoben, der kaum einen Leser unberührt lassen wird.

Bewertung vom 06.03.2018
Austin, Lynn

Ein letzter Flug


ausgezeichnet

Bereit zum Abflug?

„Wenn er sich so gut fühlte, fiel es ihm leicht zu vergessen, dass seine Zeit begrenzt war, dass die Tage, die er noch mit seinen Enkeln hatte, kostbar und rar waren. Jetzt war er am Leben und das war alles, was zählte.“

Der fünfundsechzigjährige Witwer Mike Dolan ist Flieger mit Leib und Seele. Nach seinem Einsatz im Krieg bei der US Air Force und einem Job als Buschpilot im Yukon in den Northwest Territories und Alaska gründete er ein kleines Flugunternehmen, das er nun gemeinsam mit seinem Sohn Steve führt. Einer Routineuntersuchung folgt eine schlimme Diagnose, die er seinem Sohn und dessen Familie jedoch bewusst verschweigt. Mike beschließt, die Zeit, die ihm noch bleibt, bis zur Neige auskosten und sie in vollen Zügen zu genießen.

Wilhelmina Brewsters große und einzige Leidenschaft war und ist die Musik. Nach ihrer Pensionierung empfindet die ehemalige Musikprofessorin ihr Dasein als einsam, sinnlos und leer, depressive Stimmungen und große Unzufriedenheit prägen ihren Alltag. Wilhelminas ganzes Leben war streng geregelt und strukturiert gewesen, die Pflicht stand stets im Vordergrund und ließ keinen Platz für Spontaneität. Sie verabsäumte es stets, das Leben auch genießen zu können, lächelt kaum und ist im Grunde ein sehr unglücklicher Mensch. Im Zuge ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit für ein Hospizprogramm begegnet sie Mike Dolan – und zwei völlig unterschiedliche Welten prallen aufeinander. Die Begegnung mit Mike stellt das vorhersehbare und geordnete Leben von Wilhelmina Brewster vollkommen auf den Kopf. Mike macht Wilhelmina auf die einfachen kleinen Freuden und die Schönheit des Lebens aufmerksam und weckt in der einsamen Professorin die Sehnsucht, diese Träume tatsächlich zu verwirklichen.

„Wie sieht es mit Dingen aus, von denen Sie ein Leben lang geträumt haben? Gibt es etwas, das Sie schon immer einmal machen wollten, als Sie jung waren, aber wozu Sie bisher nicht die Gelegenheit hatten?“

Die beiden so völlig unterschiedlichen Menschen werden Freunde, und lernen, das Leben mit anderen Augen zu betrachten.

Im vorliegenden Buch beschäftigt Lynn Austin sich mit dem Bewusstsein der eigenen Sterblichkeit. Der Glaube spielt eine ganz zentrale Rolle und kontroverse Themen werden behutsam und einfühlsam behandelt. Die Autorin beschäftigt sich mit dem Wunsch ihres Protagonisten nach einem „lebendigen Sterben“. Mike Dolan sieht als Ausweg vor einem „Dahinsiechen“ Selbstmord in Form eines „letzten Fluges“ als einzige Lösung. Wilhelmina Brewster stammt aus einem tief gläubigen Elternhaus und der Glaube stellt für sie das Fundament ihres Lebens dar. Die Ausführungen der Autorin zur Christlichen Apologetik und zur Sterbehilfe werden dezent in die Handlung eingebracht.

Lynn Austin hat mich mit diesem tiefgründigen Buch nachhaltig beeindruckt. In einnehmendem Schreibstil, sehr gefühlvoll und von starkem Glauben durchdrungen beherrscht sie die Kunst, sich dieser schwierigen Thematik ernsthaft, jedoch niemals belehrend, in Form dieses einzigartigen Romans zu widmen. Die Charakterisierung der Protagonisten in dieser bewegenden Geschichte ist der Autorin ausgezeichnet gelungen und hat mich an einigen Passagen zu Tränen gerührt. Ich würde „Ein letzter Flug“ definitiv als bislang bestes Buch dieser Autorin bezeichnen und kann es uneingeschränkt weiterempfehlen!

Bewertung vom 05.03.2018
Alexander, Tamera

Wer sein Herz riskiert


ausgezeichnet

Die fünfundzwanzigjährige Alexandra Jamison trauert tief um den Verlust ihres Seelengefährten und Verlobten David Thompson, der vor einem Jahr bei dem schrecklichen Eisenbahnunglück an der Dutchman’s Curve in Nashville, Tennessee, sein Leben verlor. Die junge Südstaatlerin aus gutem Hause wehrt sich vehement gegen die Heiratspläne ihres Vaters. Barrett Broderick Jamison ist Anwalt und versucht, seine Tochter in eine arrangierte Ehe mit einem reichen alten Mann zu zwingen. Alexandra verweigert jedoch nicht nur ihre Zustimmung für dieses Vorhaben, sondern entschließt sich vielmehr, ab sofort ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen. Aufgrund ihrer Bewerbung als Lehrerin an der Fisk-Universität in Nashville, die als erste Schule im Land eine höhere Bildung von Freigelassenen zum Ziel hat, kommt es zu einem schweren Zerwürfnis mit ihrem Vater. Alexandra muss unverzüglich ihr Elternhaus verlassen und ist ab sofort auf sich selbst gestellt.

Sylas Rutledge stammt aus Colorado und ist Eigentümer der Northeast Line Railroad. Bei einer geschäftlichen Besprechung mit Barrett Broderick Jamison lernt der attraktive Einunddreißigjährige dessen Tochter Alexandra kennen und ist von ihrer Intelligenz, ihrem ruhigen Selbstvertrauen und würdevollen Auftreten beeindruckt. Sylas bewirbt sich um die Vergabe des Belle-Meade-Bahnhof-Projekts, das General William Giles Hardin ausgeschrieben hat. Es gibt jedoch einen weiteren Grund für die Anwesenheit des erfolgreichen jungen Unternehmers in Nashville. Sylas ist bestrebt, die Wahrheit über den Unfall an der Dutchman’s Curve herauszufinden. Er kann nicht glauben, dass sein geliebter Stiefvater Harrison Kennedy als Lokführer dieses Zuges diesen schrecklichen Unfall tatsächlich verursacht haben soll.

Tamera Alexander entführt ihre Leser in die Südstaaten, nach Nashville, Tennessee, im Jahre 1871. Das beeindruckende Anwesen der wohlhabenden Familie Harding namens „Belle Meade“ mit ihrer erstklassigen Pferdezuchtfarm stellt auch im vorliegenden Roman einen der Schauplätze der Handlung dar. „Wer sein Herz riskiert“ punktet mit einem hoch interessanten Thema, einem einnehmenden Schreibstil und einer ausgezeichneten Charakterisierung der handelnden Figuren. Die Autorin skizziert die familiäre Situation, die Gefühls- und Gedankenwelt ihrer beiden Protagonisten und beschreibt den Zeitgeist dieser Epoche. Die Geschichte der Fisk-Universität in Nashville, die Gesangsgruppe der „Jubilee Singers“ und das tragische Zugunglück vor Nashville sind zentrale und historisch belegte Themen dieses Romans.

Obgleich das Hauptaugenmerk auf der jungen Südstaatenlady Alexandra Jamison und dem geheimnisvoll wirkenden Sylas Rutledge liegt, haben mich vor allem die Nebenfiguren für sich eingenommen. Mit der Person des Schatzmeisters der Universität und zugleich auch dem Leiter der Jubilee Singers namens George White zeichnet die Autorin einen etwas exzentrischen und sehr direkten Menschen, für den sowohl sein unerschütterlicher Glaube an Gott, als auch die Unterstützung der lernwilligen Freigelassenen den höchsten Stellenwert einnimmt. Mit dem Komponisten und Liederdichter vieler bekannter Erweckungslieder namens Philip Paul Bliss und der gebrechlichen schwarzen Lehrerin Ella Sheppard baut Tamera Alexander historische Figuren in ihr Buch ein. Mit großer Freude durfte ich darüber hinaus feststellen, dass auch „Onkel Bob“ Robert Greene, eine sehr sympathische und ebenfalls historisch belegte Figur aus einem der Vorgängerbände, ebenfalls eine kleine Rolle in dieser Handlung spielte.

FAZIT: Mit ihrer Neuerscheinung „Wer sein Herz riskiert“ präsentiert die bekannte christliche Bestsellerautorin eine wunderschöne, romantische Liebesgeschichte mit bewegender Thematik. Es hat mir allergrößtes Lesevergnügen bereitet, mich vollends auf diese Handlung einzulassen und in den Charme der Südstaaten, aber auch die mit der Sklaverei verbundenen Schattenseiten, einzutauchen.

(gekürzte Rezension)

Bewertung vom 04.03.2018
Liggett, Cathy

Der kleine Laden in Sugarcreek


ausgezeichnet

Ein Geschenk der Hoffnung kann einem Menschen weiterhelfen

Wenn man Freundlichkeit verschenkt, kommt sie immer wieder zurück (Sprichwort der Amish)

„Lydia gab Gott das Versprechen, dass sie jedem Menschen in Not helfen wollte, denn sie wusste aus eigener Erfahrung, wie wohltuend ein freundliches Wort oder eine aufmunternde Geste sein konnten. Das Leben ist für niemanden leicht. Jeder Mensch erlebt irgendwann Leid oder Schicksalsschläge. Aber ein Geschenk der Hoffnung, wie Rose es immer gesagt hatte, kann einem Menschen helfen, schwere Zeiten leichter zu überstehen.“

Für Rose waren das Stricken und das Anfertigen von Patchwork Decken eine große Leidenschaft, die sie durch ihr kleines „Woll- und Nähparadies“ zugleich auch zu ihrem Beruf gemacht hatte. Nach dem Tod der beliebten Ladenbesitzerin, die mit ihrem riesengroßen Herzen heimlich sehr viel Gutes in Sugarcreek getan hatte, übernimmt ihre Nichte Jessica Holtz ein schweres Erbe. Jessica hängt sehr an dem Handarbeitsladen von Rose, die sie nach dem Tod ihrer Eltern wie eine eigene vielgeliebte Tochter großgezogen hatte. Ihr mangelndes Talent und Interesse für Handarbeiten machen der alleinstehenden Mutter eines siebenjährigen Sohnes ihren Start als Ladenbesitzerin jedoch ziemlich schwer. Trotz alledem möchte Jessica dafür kämpfen, den Lebenstraum ihrer Tante zu erhalten. Mit Roses bester Freundin Liz Cannon verbindet auch Jessica eine langjährige Freundschaft, und gemeinsam setzen die beiden Frauen die heimlichen nächtlichen Lieferungen der „Pakete der Hoffnung“ an vom Schicksal gebeutelte Menschen fort. Als es im Laden zu einer ziemlich verzwickten Situation kommt und Jessica hilflos überfordert ist, bittet sie die zufällig vorbeikommende junge Amish-Witwe Lydia Gruber um ihre Unterstützung. Dieses Ansinnen bereichert in Folge nicht nur Jessicas Geschäft, sondern begründet auch den Beginn einer wundervollen Freundschaft. Nach und nach werden Jessica, Liz und Lydia zu einem eingeschworenen Team. Die drei so unterschiedlichen Frauen unterstützen sich gegenseitig und schmieden gemeinsam Pläne zur Rettung des Handarbeitsladens.

Cathy Liggett erzählt mit diesem wunderschönen Roman die Geschichte einer großen Frauenfreundschaft. Sie beschreibt, wie gegenseitige Unterstützung, christliche Nächstenliebe und bedingungslose Freundschaft das Leben vieler Menschen bereichert. Die Autorin besitzt einen sehr einnehmenden und an manchen Stellen durchaus humorvollen Schreibstil, der von dem großen Talent zeugt, ihren Lesern die Emotionen der handelnden Figuren nahe zu bringen.

Durch die Figur der Lydia werden dem Leser interessante Details zum Leben der Amish-Bevölkerung vermittelt – ein Aspekt, der mir außerordentlich gut gefallen hat. Die Trauerbewältigung nach dem Verlust eines geliebten Menschen und der behutsame Aufbau von Freundschaften sowie die spontane Unterstützung der Amish-Frauen in Sugarcreek für Menschen in Notsituationen werden ebenfalls eindrucksvoll beschrieben.

Die Autorin hat die drei sympathischen Protagonistinnen sehr überzeugend dargestellt. In der Person des neuen Hilfssheriffs Derek Reeves, des Handwerkers und Ladenbesitzers Daniel Kauffman sowie Lydias sanften und freundlichen Nachbarn Jonas Hershberger bringt Cathy Liggett ein wenig Aufruhr in die Herzen ihrer drei Hauptfiguren.

Fazit: „Der kleine Laden in Sugarcreek“ hat mir ein hochgradiges Lesevergnügen bereitet und bot mir alles, was ich mir von einem perfekten Roman erwarte – eine interessante und gut durchdachte Handlung, eine kleine Prise Humor, romantische Aspekte und vor allen Dingen große emotionale Tiefe und den Fokus auf die wirklich wichtigen Dinge des Lebens. Der hohe Stellenwert des Glaubens in diesem Buch und der kleine Einblick in die Denk- und Lebensweise der Amish-Frauen machten es zu einer ausgezeichneten Lektüre, die ich uneingeschränkt weiterempfehle.

Bewertung vom 03.03.2018
Strauss, Mark L.

Messias ohne Manieren


ausgezeichnet

DER MANN AUS GALILÄA

„Ich bin nicht gekommen, um Frieden zu bringen, sondern das Schwert.“ (Matthäus 10,34)

„Ich bin Historiker, kein Gläubiger, aber ich muss als Historiker zugeben, dass dieser mittellose Prediger aus Nazareth unausweichlich der Mittelpunkt der Geschichte ist. Jesus Christus ist einfach die dominierendste Gestalt der gesamten Menschheitsgeschichte.“ (H. G. Wells)

Mark L. Strauss ist Professor für Neues Testament am Bethel Seminary in San Diego und verfasste bereits Kommentare zu einigen der Evangelien. Im vorliegenden Buch beschäftigt er sich mit einigen umstrittenen Aussagen Jesu. Im Zuge seiner Ausführungen beschreibt er die politische Situation Palästinas zu Jesu Geburt und beleuchtet auch das religiöse Umfeld. Auf nicht ganz dreihundert Buchseiten thematisiert er die Abneigung der Pharisäer und Schriftgelehrten gegenüber Jesus und die Hintergründe und Motivation für Jesu Handeln. Seine Ausführungen belegt er mit kursiv dargestellten Zitaten aus der Bibel. Mark L. Strauss sucht in der Heiligen Schrift nach Beweisen für Jesu Ablehnung gegenüber Gewalt und Vergeltung und führt beispielhaft die Bergpredigt und den Aufruf zur Feindesliebe an. Er geht auf die Austreibung der Geldwechsler aus dem Jerusalemer Tempel, auf verbale Angriffe und Streitgespräche mit Pharisäern und Schriftgelehrten, die Austreibung von Dämonen und deren Flucht in eine Schweineherde oder auch auf Aufrufe Jesu zur Selbstverstümmelung in der Bibel ein. Der Autor befindet das Gleichnis vom verlorenen Sohn als eines der einprägsamsten aller Gleichnisse. Er betrachtet es als Kern des Evangeliums und legt auch weitere Gleichnisse in Bezug auf Gnade und Erlösung aus. Seine Deutungen empfand ich als verständlich und überzeugend, zumal der Autor auch nicht verabsäumt, seine Leser in die damalige Zeit zurückzuversetzen und auf die im ersten Jahrhundert herrschenden Ansichten und Überzeugungen hinzuweisen. Die Beschäftigung damit, was Jesus über die Hölle sagt, seine Definition zur Familie, seine Ausführungen zum Vorwurf des Sexismus, des Antisemitismus und des Rassismus sowie die Endzeitprophetien und die Auferstehung Jesu als geheimnisvollstes und rätselhaftestes aller Ereignisse waren weitere kontroverse Themen, die der Autor in sein Buch aufgenommen hat.

Fazit: „Messias ohne Manieren“ war eine anspruchsvolle, fordernde und intensive Lektüre, die mir ausnehmend gut gefallen hat, ich empfand sie als sehr bereichernd und interessant. Mark L. Strauss fordert seine Leser heraus und animiert sie dazu, Bibelstellen immer im Kontext zu betrachten. Trotz seines fundierten Fachwissens als Bibelexperte versteht er es ausgezeichnet, die Inhalte dieses Buches auch für Menschen ohne theologischem Hintergrund klar und verständlich zu vermitteln.