Benutzer
Benutzername: 
Kyra112
Wohnort: 
Sachsen-Anhalt

Bewertungen

Insgesamt 324 Bewertungen
Bewertung vom 29.08.2022
Zimmermann, Birgit

Die Wolkenstürmerin


sehr gut

Der Kampf gegen die gesellschaftlichen und politischen Systeme

Die Wolkenstürmerin von Birgit Zimmermann handelt von der jungen Marlene Lilienthal. Sie ist Anteilserbin eines Flugzeugbauers, der nach dem Tod ihrer Eltern in wirtschaftlichen Schwierigkeiten steckt. Sie versucht ihren Onkel und ihre Cousin zu überzeugen, das Unternehmen mittels eines Flugtaxiunternehmens zu retten.
Vor der Abstimmung zur Gründung des Unternehmens fährt Marlene in das Ferienhaus, welches sie von ihren Eltern geerbt hat. Dabei begegnet sie einem geheimnisvollen Mann, der ihr von nun an nicht mehr aus dem Kopf geht.

Ich mag historische Geschichten, noch dazu über erfolgreiche Frauen. Von daher interessierte mich dieses Buch von Anfang an, zumal das Cover, mit der Abbildung der jungen Pilotin schon auf eine solche aufmerksam macht. Deshalb ist das Cover von seiner Aufmachung auch sehr gut gewählt, wobei ich zugeben muss, dass ich die Farbgebung doch sehr gewöhnungsbedürftig finde.Es ist mir sogar etwas zu auffällig.
Ich hatte mir von dem Roman die Geschichte einer jungen Pilotin erwartet, die versucht mit ihrer Zielstrebigkeit ihren Unternehmergeist durchzusetzen und sich gegen die Bedenken aller durchsetzt. Meine Erwartungen wurden zum Teil erfüllt, aber irgendwie ging das Ganze dann doch mehr in eine Liebesgeschichte über.
Dennoch beherbergte die Geschichte verschiedene spannende Elemente, die mich dazu animierten das Buch sehr schnell durchzulesen.
Die Figuren waren sehr authentisch dargestellt. Die jungen Frauen, Marlene und Chleo, waren als sehr strebsam und karrierebeflissen dargestellt, was ich super fand, weil sie nicht das typische Klischee der Hausfrau darstellen. Gleichzeitig fand ich auch die Haltung der Männer zu Marlenes Verhalten wunderbar erzählt, weil es sich die Waage hielt. Teilweise stellten sie die gewohnten gesellschaftlichen Anforderungen an sie, aber unterstützten auch ihre neuen Ideen.
Die Geschichte hatte für mich zwei Handlungsschwerpunkte, nämlich die Entwicklung des Flugzeugbaus Appen und die Liebesgeschichte von Marlene und Bernhard vor dem Hintergrund zweier unterschiedlicher politischer Systeme.
Der Schreibstil der Autorin hat mir sehr gut gefallen. Die Kapitel waren mit ca. 10 Seiten pro Kapitel von der Länge her ideal gestaltet und besonders gut gefallen hat mir, dass die Kapitel immer mit einem Zeitraum bezeichnet waren.

Mein Fazit, ein interessantes Buch über eine strebsame, junge Frau und eher eine Empfehlung für Leser*innen, die dramatische Liebesgeschichten mögen. Gleichzeitig auch ansprechend für jene, die die Entwicklung der politischen Systeme der zwei deutschen Staaten in den 50er Jahren interessant finden.

Bewertung vom 14.08.2022
Inusa, Manuela

Blaubeerjahre / Kalifornische Träume Bd.6


ausgezeichnet

Blaubeerjahre von Manuela Inusa ist das letzte Buch aus ihrer Reihe Kalifornische Träume.
Es handelt sich um die Geschichte von Fran und ihren drei Enkelinnen bzw. ihrer einen Urenkelin, die wieder zu ihr zurück auf die Farm ziehen, um diese zu übernehmen. Dabei entdeckt jede von ihnen ihr Leben in einer gewissen Weise neu und nicht nur ihr eigenes.

Ich liebe ja die Bücher von Manuela Inusa und ganz speziell auch die Cover ihrer Bücher, weil sie einfach so einladend idyllisch und romantisch.
Mir gefiel die Struktur des Buches. Die Kapitel sind recht kurz gehalten und sie erzählen abwechselnd aus der Perspektive der vier Protagonistinnen sowie in Form eines Rückblicks auf Grandma Frans Leben. Die Abwechslung hat mir sehr gut gefallen, zumal es Manuela Inusa gelungen ist, trotz dieses ständigen Wechsels keine Holperer in die Geschichte einzubauen.
Die Rückblicke haben sogar geholfen, um die Geschichte besser zu verstehen.

Die vier Hauptcharaktere, Alison, Jillian, Delilah und Grandma Fran sind liebevoll gestaltet und ich hatte, auch geprägt durch den leichten Schreibstil der Autorin, sofort einen Draht zu ihnen und damit schnell in die Geschichte reingefunden.
Auch der Handlungsort der Geschichte wurde wunderbar, vorstellbar beschrieben und ich bin auch sofort in Lodi angekommen. Überhaupt fand ich die Beschreibung dieser Kleinstadtidylle wieder wunderbar.
Einen Spannungsbogen gab es für mich in dieser Geschichte nicht. Auch waren ganz viele Dinge für mich absolut vorhersehbar. Das machte mir aber nichts aus, denn dafür liebe ich diese liebevoll gestalteten Roman von Manuela Inusa zu sehr. Es sind einfach Herzenswünschen, die dort immer beschrieben werden und die es dem Leser*in ermöglichen aus dem Alltag zu flüchten und sich einfach mal zu entspannen. Vermutlich würde eine solche Geschichte im realen Leben nicht so problemlos ablaufen, aber dafür flüchtet man ja in die Welt der Bücher.

Für mich sind dieses Buch und überhaupt alle Bücher von Manuela Inusa eine Empfehlung wert, wenn man einfach mal einen leichten Roman lesen möchte, einen Hang zu Idylle und Romantik hat und einfach mal dem Alltag entfliehen möchte.
Fazit, ich freue mich schon jetzt auf die neue Buchreihe, deren erster Band in wenigen Wochen rauskommt.

Bewertung vom 13.08.2022
Ryan, Jennifer

Die Köchinnen von Fenley


ausgezeichnet

Gemeinsam in die Zukunft

Die Köchinnen von Fenley von Jennifer Ryan erzählt die Geschichte von vier Frauen auf dem englischen Land, die während des zweiten Weltkriegs an einem Kochwettbewerb des Ernährungsministeriums teilnehmen, um als Radiomoderatorin Karriere zu machen. Ziel ist es, mit den vorgeschriebenen Rationierungen zurecht zukommen und ein wohlschmeckendes 3-Gänge-Menü zu kreieren.
Im Fokus der Geschichte stehen Audrey, ihre Schwester Lady Gwendoline, die Küchenmagd Nell Brown und die Küchenchefin Zelda Dupont. Vier Frauen, die unterschiedlicher nicht sein könnten und sich ohne diesen Wettbewerb nie kennengelernt hätten. Doch durch diesen kommen sie sich nähern und knüpfen das enge Band der Freundschaft.

Aufmerksam geworden bin ich auf das Buch durch das Cover. Zugegeben, dies begeistert nicht unbedingt, da es sehr bieder wirkt. Aber genau dadurch habe ich mich für dieses Buch interessiert und fand schon die Leseprobe sehr überzeugend. Auch der Schreibstil der Autorin mit den wechselnden Charakteren, also jedes Kapitel wird aus dem Blickwinkel einer anderen Frau erzählt und schließt meist mit einem Rezept an, überzeugte mich, zumal es dadurch nicht langatmig wurde.
Es handelt sich hier um einen historischen Roman, dessen Fokus auf dem Kochen liegt, daher würde ich nicht unbedingt davon sprechen, dass ein Spannungsbogen in diesem Roman vorhanden war. Vielmehr überzeugte der gesamte Verlauf der Geschichte, von den Frauen, die allein auf sich gestellt waren und schließlich durch Zufälle zueinander finden. Für mich plätscherte die Geschichte auch nicht dahin, sondern ich konnte das Buch nur schwerlich zur Seite legen.

Die vier Hauptcharaktere machen dieses Buch zu etwas Besonderem. Jede der vier Frauen hat ihre eigene Last zu tragen, doch im Nachhinein ergänzen sie sich alle vier. Jennifer Ryan ist es gelungen, die Charaktere mit ihren Eigenheiten gut zu beschreiben, sodass ich zu jeder Zeit ein Bild hatte und ihr gelang es auch wunderbar den Wandel der vier Frauen zu beschreiben. 
Audrey, als liebevolle, überlastete und trauernde Witwe zur Kämpferin für Familie und Freundschaft, Gwendoline hin von der herablassenden Lady zur klugen Geschäftsfrau, Tante, Schwester und Freundin, Nell, die eingeschüchterte Küchenmagd entwickelte sich zur selbstbewussten, jungen Frau, die strebsam und emphatisch ihren Weg verfolgte und schließlich die hochnäsige, berechnende Zelda hin zur sensiblen Köchin, die immer für ihre Freundinnen da ist.
Ob die Geschichte nun authentisch ist, wage ich zu bezweifeln, aber ich denke dennoch, dass Jennifer Ryan damit aussagen will, dass man zur damaligen Zeit am besten überleben konnte, wenn es Zusammenhalt und Freundschaft gab und weniger Egoismus. In gewissen Teilen beschreibt sie das Familienbild, wie es gerade heutzutage langsam modern wird. Ich finde es aber dennoch gut vermittelt.

Für mich ein wunderbares Buch über Zusammenhalt, Freundschaft, Respekt und besondere Momente in dunklen Stunden. Eine Empfehlung für alle, die gerne historische Romane über besondere Frauen lesen!

Bewertung vom 07.08.2022
Romanelli, Giulia

Träume über dem Meer / Villa Amalfi Bd.1


gut

Villa Amalfi - Träume über dem Meer von Giulia Romanelli handelt von Ida, einer jungen Italienerin aus dem Landesinneren, die mit Hilfe ihrer Mutter vor einer arrangierten Ehe nach Amalfi flieht. Dort beginnt sie als Pastamädchen im Hotel Villa Amalfi und schafft es dabei schnell in die Herzen von Belegschaft und Besitzern. Einzig die Tochter der Besitzer macht ihr das Leben schwer. Noch dazu sind beide Frauen in den gleichen Mann verliebt.
Eine herausfordernde Zeit für Ida beginnt.

Mich hat das auffällige Design mit den Farben der italienischen Flagge neugierig gemacht, dazu die schöne Ansicht von Amalfi und der davorstehenden, jungen Frau mit einem sehnsuchtsvollen Blick auf die Steilküste. Ein schönes Design und auch die Haptik des Umschlags ist schön.

Die Geschichte beginnt mit Idas Geburt und der Anfang ist auch relativ düster, wenn man den Aussagen von Idas Vater folgt. Schon ab da ist bewusst, warum Ida fliehen musste.
Mir persönlich hat etwas die Spannung im Roman gefehlt. Der Anfang war, wie gesagt, düster, aber ansonsten plätscherte der erste Teil so vor sich hin, denn es läuft alles perfekt, lediglich Guenda steht im Weg, was aber auch schnell eine Wendung findet.
Was mich mehr interessiert hätte, wäre Idas Aufstieg innerhalb des Hotels gewesen, aber zwischen ihrer Arbeit als Pastamädchen und der Arbeit als Rezeptionistin liegen fünf Jahre, die dem Leser verborgen bleiben.
Mit dem zweiten Teil ging es mir ähnlich wie mit dem ersten. Intrigen von Guendas Seite, Ida wehrt sich selbstbewusst, aber ansonsten hätte ich mir mehr versprochen.

Auch die Geschichte um die Hotelgründerin hätte mehr Potential gehabt. So steht zwischen den Zeilen, dass sich Geschichte wiederholt und einige Erklärungen zum Hotel, aber ansonsten lernt man leider nicht viel über sie. Ich hatte mir am Anfang erhofft, dass es immer ein paar Zeitsprünge zurückgibt, aber das kam nicht, außer der Tagebucheinträge.
Auch das Ende war dann ein sehr großer Zufall.
Dennoch war die Länge und die Gestaltung der Kapitel, beginnend immer mit einem Tagebucheintrag gut gewählt. Auch der Schreibstil der Autorin war ganz angenehm.

Die Charaktere sind sehr liebevoll beschrieben. Der Figur der Ida entnimmt man im Laufe der Geschichte ihre charakterliche Entwicklung, was toll zu erleben war. Gleiches gilt für die Charaktere von Pantalea und Eugenio. Für mich war der Fels in der Brandung und die sympathischste Figur jedoch die Köchin Sandra. Sie hat die Charaktere des Romans geerdet.
Auch das Besitzerehepaar war wunderbar dargestellt.

Alles in allem eine seichte Geschichte, die sich als Urlaubsliteratur anbietet, die jedoch mehr Potenzial gehabt hätte.

Bewertung vom 04.08.2022
Warda, Manuela

Den Wind im Haar, das Meer im Blick


sehr gut

„Den Wind im Haar, das Meer im Blick“ handelt von der Lehrerin Manuela Warda, deren Schule geschlossen wurde. Gemeinsam mit ihrer 8-jährigen Tochter Ella wagt sie das Abenteuer und zieht auf Hallig Hooge, um dort zu arbeiten und zu leben. Sie beschreibt in diesem Buch ihr beider Leben auf Hooge.

Der Name des Buches macht Lust es zu lesen, denn der Name prägt die ganze Erzählung des Buchs. Manuela Warda beschreibt eindrucksvoll, wie es ist, das gewohnte Leben hinter sich zu lassen, die Zweifel, die damit verbunden sind, nicht zuzulassen und sich einfach auf das Leben in einer anderen Welt einzulassen.
Es gibt quasi auch eine Art Spannungsbogen in diesem Buch, denn nach den ersten Kapiteln hatte ich so meine Zweifel, ob die Beiden dieses Abenteuer so durchhalten. Manuela Warda beschreibt nämlich auch ungeschönt die schwierigen Seiten des neuen Lebens, als Fremde und halligunerfahrene in eine eingeschworene Gemeinschaft zu kommen. In eine Gemeinschaft, deren Sprache sie teilweise nicht versteht, da ihre plattdeutschen Wurzeln doch woanders liegen und die Traditionen, mit denen sie aufgewachsen ist, andere sind.
Sie beschreibt auch, wie es ist, plötzlich nicht mehr nur die Mutter für die eigene Tochter zu sein, sondern auch die Lehrerin und welche Probleme damit verbunden sind.

Ihre Erzählungen wirken absolut authentisch und halten den Leser absolut bei der Stange. Man mag dieses Buch nicht mehr aus der Hand legen.
Dies ist wohl auch ihrem Schreibstil geschuldet, denn sie schreibt an sehr vielen Stellen sehr selbstironisch, was dem Ganzen auch hin und wieder einen lustigen und menschlichen Touch gibt.
Mir gefällt besonders, dass eben das Plattdeutsche viel Raum einnimmt und das man die Entwicklung der beiden Protagonistinnen von der Stadtpflanze zum Halligbewohner miterlebt.

Was mir nicht gefallen hat, war der Epilog, denn die Informationen, die ich dort gelesen habe, hätte ich gern am Anfang gelesen, dann hätte ich das Ganze für mich auch etwas anders eingeordnet. So war ich zum Ende doch etwas enttäuscht.

Für mich ein lesenswertes Buch für alle, die sich mit der Küste und der See verbunden fühlen und die gerne abenteuerliche Geschichten über das Leben anderer lesen.

Bewertung vom 02.08.2022
Heiland, Julie

Die Freundinnen vom Strandbad - Wogen der Freiheit / Die Müggelsee-Saga Bd.2


sehr gut

Die Freundinnen vom Strandbad - Wogen der Freiheit erzählt die weiterführende Geschichte der Freundinnen Martha, Betty und Clara. 
Martha und Betty sind im Osten. Ihr Leben geht wie gewohnt weiter, Nachmittage am Müggelsee, Betty träumt weiter von ihrer Schauspielkarriere und versucht die perfekte Frau für Kurt zu sein. Martha hat mit ihrem alten Leben gebrochen und baut eine Beziehung zu ihrer Mutter auf und Clara versucht ihr Glück in Westberlin. Doch trotz ihrer unterschiedlichen Wege verbindet die Freundinnen ein enges Band, welches aber zu zerreißen droht.

Das Buchcover schließt an das erste an und vermittelt hier den Chick der 60er/70er Jahre in Ostdeutschland. Es sieht sehr vertraut aus und spiegelt den Hauptort der Geschichte wider, den Müggelsee.
Der Schreibstil der Autorin ist flüssig und ich konnte gut folgen.
Da das Buch direkt an den ersten Band anschließt, beginnt es schon spannend mit der Beschreibung von Claras Flucht. 
Ich fand das Buch auch tiefgreifender als den ersten Band. Die Freundinnen sind erwachsen geworden und stehen vor größeren Problemen und Herausforderungen. Die Darstellung dieser Probleme gelingt Julie Heiland sehr gut, in dem sie die gesellschaftlichen Probleme beschreibt, vor denen die Frauen stehen. Betty in ihrer Ehe, Martha in der Vergangenheit mit ihrer Familie und Clara als Ostdeutsche im Westen. 
Trotz dieser drei so unterschiedlichen Wege gelingt es der Autorin aber, die Geschichte zusammenzuhalten. Es gibt kein Auseinanderdriften der Handlung. Durch die relativ kurzen Kapitel, immer aus dem Blickwinkel einer anderen Freundin dargestellt, hat man immer einen guten Überblick über alle drei. 
Mir gefällt auch die Darstellung der quasi ungeschminkten Wahrheit, nämlich der Probleme des politischen Systems, mit dem sich die Mädchen auseinandersetzen müssen. Mir gefällt auch, dass die Mangelwirtschaft in der DDR gut dargestellt wird, aber aufgezeigt wird, dass das damals normal war und die Menschen damit lebten, das Ganze also nicht überspitzt dargestellt wird oder mit extremen Klischees gearbeitet wird.
An manchen Stellen konnte ich vorhersehen, wie sich die Geschichte entwicklen wird, aber das war nicht schlimm und nahm der Handlung auch nicht die Spannung oder mir die Lesebegeisterung.
Etwas anstrengend fand ich die letzten Kapitel, da sie doch aus recht großen Zeitsprüngen bestanden. Es wirkte, als wollte die Autorin unbedingt noch ihr gewünschtes Ende dem/der Leser*in näherbringen. Vielleicht wäre hier weniger mehr oder das Einfügen eines Epilog von Vorteil gewesen.

Für mich war dieses Buch ein gelungener Anschluss an den ersten Band, der mir sogar noch etwas besser gefiel, weil er tiefgreifender war.

Bewertung vom 29.07.2022
Kaufman, Susan

NEW YORK - Wie es keiner kennt


ausgezeichnet

„New York wie es keiner kennt“ von Susan Kaufman ist ein Bildband über die Stadt.
Susan Kaufman zeigt hierbei jedoch nicht die üblichen bekannten Ecken von New York, sondern zwar alltägliche, aber eben solche, die man offensichtlich nicht wahrnimmt. Sie fotografiert diese aufmerksamer aus einem veränderten Blickwinkel, nämlich dem, des entspannten Menschen, der sich Zeit nimmt, seine normale Umgebung zu erkunden. Schon entstanden wunderschöne Bilder, die den Charme und den Glanz dieser Stadt zeigen und zwar nicht der Stadt, die niemals ruht, sondern einer Stadt, die Ruhe, Entspannung, Klassik und Glanz ausstrahlt.

Bei vielen Bildern wurde ich an meine Kindheit erinnert, in der ich oftmals die „Bill Cosby-Show“ geguckt habe. Aber ich habe mich insgesamt sehr oft dabei erwischt, wie diese Bilder beruhigend auf mich gewirkt haben und ich mich sogar in die Atmosphäre reindenken konnte.
Susan Kaufman ist es mit diesem Bildband gelungen, beeindruckende und mitreißende Bilder darzustellen, die Lust auf New York machen!
Dieser Bildband hat es auf jeden Fall verdient, dass man sich Zeit nimmt, um ihn anzuschauen und vor allem, muss man ihn sich auch mehrmals anschauen, weil er so wunderbar ist.

Gefallen hat mir auch die Aufteilen der „Kapitel“. Dies waren quasi die einzelnen fotografierten Stadtteile, die am Ende der Vorstellung auch nochmal grafisch in einer gemalten Straßenkarte dargestellt wurden.

Dieser Bildband ist eine Empfehlung für alle, die New York lieben oder einmal besuchen wollen.

Bewertung vom 25.07.2022
Wünsche, Christiane

Wir sehen uns zu Hause


sehr gut

„Wir sehen uns zu Hause“ von Christiane Wünsche handelt von Anne, deren Ehemann Peter vor Kurzem unerwartet gestorben ist. Eigentlich auf der Suche nach Peters Nähe, taucht sie tief in seine Vergangenheit ein und steht dabei vor den größten Fragen ihres Lebens.
Auch Alina, die Tochter von Anne und Peter trauert, aber steht ebenfalls vor der größten Herausforderung ihres Lebens.

Das Buchcover charakterisiert die Geschichte und verbindet die wichtigsten Elemente des Romans, Anne und ihren Camper und Peters ostdeutsche Heimat.
Die Einteilung des Buches ist gut gewählt und mir gefallen die kurzen Kapitel, die zwar zwischen den Protagonisten beständig wechseln, aber das macht der Geschichte nichts aus.
Anne, Ehefrau, Mutter und Lehrerin ist für mich in Teilen etwas naiv dargestellt, aber dennoch ein herzensguter, emphatischer Mensch, der sehr sensibel auf sein Umfeld reagiert. Wunderbar dargestellt ist auch ihre, durch Peters plötzlichen Tod ausgelöste, Traurigkeit, Sensibilität und Verwundbarkeit. Aber gleichzeitig begleitet der Leser Anne auf ihrem Weg zu sich selbst und zu ihrem wachsenden Selbstbewusstsein. Ich finde sie lediglich in ihrer Vergangenheit etwas naiv dargestellt. Sie hinterfragte Peters Vergangenheit nie und nahm seine Verschlossenheit seiner Vergangenheit gegenüber einfach so hin.

Alinas Trauer ist auch sehr schwer und Christiane Wünsche gelingt es, ihre Verzweiflung glaubhaft darzustellen. Auch ihre Gedankengänge, ihre Emotionen, ihre Zerrissenheit werden mitreißend dargestellt.

Gleiches gilt für Ronny. Nach und nach kann man sich wunderbar ein Bild von ihm, seiner Vergangenheit und seinem Charakter machen, aber auch, warum er so ist wie er ist.

Was mir jedoch an der Geschichte gar nicht gefallen hat, ist das Bedienen von Klischees, speziell dem des Ostens, das betrifft sowohl Einwohner der neuen Bundesländer, als auch die Beschreibung der Landschaft des Ostens und vieler kleiner Details, wie bspw. Es fuhr zuerst ein Trabi vor. Die Enttäuschung, dass das Gegenüber keinen ostdeutschen Dialekt hat, der deutsche Schäferhund, die Musik etc..

Alles in allem hat mir das Buch aber gut gefallen und ist dennoch eine Empfehlung wert!

Bewertung vom 19.07.2022
Goldwasser, Luka

Da geht noch Meer (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Das Leben ist keine Blumenwiese

Lea, liebevolle Mutter einer 6-jährigen, strebsame Versicherungsangestellte, Ehefrau des schwulen und in einer Dreiecksbeziehung lebenden Paul und naive Lebensgefährtin von Lebensguru Thorsten. Letzterer hat seine innere Entspannung leider an der falschen Stelle gefunden, sodass Lea sich nun ins Single-Dasein stürzt und dabei immer mit Anlauf ins Fettnäpfchen platscht.

Das Cover spiegelt schon wunderbar wieder, worauf diese Geschichte aus ist - auf Fröhlichkeit und Buntheit.

Der Schreibstil von Lukas Goldwasser ist phänomenal. Ich bewundere, dass er es schafft von der ersten bis zur letzten Seite seinen selbstironischen Stil, gepaart mit Sarkasmus und dem Hang zur Realität durchzuziehen. Das machte es möglich, dass die Seiten nur so flogen und das Buch viel zu schnell gelesen war.

Da die Geschichte aus Leas Perspektive erzählt wird, kann man wunderbar ihre Gedankengänge und Monologe nachvollziehen, die eben durch den genannten Schreibstil geprägt sind. Viele davon laden zum Schmunzeln ein, weil sie zum Einen lustig und zum anderen auch der Realität entsprechen, wobei Lea hier das Herz auf der Zunge trägt. Manchmal wirkt sie nur etwas zu naiv.

Gut dargestellt fand ich auch ihren Ehemann Paul und seine beiden Lebensgefährten. Die Beziehung der Drei ist im ersten Moment seltsam. Ich finde es aber super gut, dass es Lukas Goldwasser gelingt, dies als normal darzustellen - eine tolle, bunte und vor allem funktionierende Familie, die ihre Sorgen teilt, jederzeit füreinander da ist und mitunter die gleichen Probleme hat, wie jede andere „normale“ Familie. Sicher an mancher Stelle etwas überspitzt, aber das passt in diesem Fall wunderbar ins Buch.

Ins Herz geschlossen habe ich auch die Charaktere von Friederike und Juli. Friederike erinnerte mich sogar ein bisschen an einen Charakter meiner Lieblingsserie, der auch immer alle Sprichwort durcheinander bringt und die kleine Juli ist einfach nur pfiffig und goldig. Klasse ist, dass sie so erzogen wurde, dass die Familie, in der sie lebt, normal ist und das sollte auch so sein!

Ein wunderbares Buch für alle, die das Leben nicht zu ernst nehmen, Spaß am Leben haben oder einfach eine ganz tolle Urlaubslektüre suchen!

Bewertung vom 15.07.2022
Hennig von Lange, Alexa

Die karierten Mädchen / Heimkehr-Trilogie Bd.1


ausgezeichnet

Die karierten Mädchen von Alexa Hennig von Lange handelt von Klara, die mittlerweile 91 Jahre alt ist und trotz ihrer Erblindung immer noch allein in ihrem Haus lebt.
Klara blickt auf ihr Leben zurück. Damit die Nachwelt, speziell ihre Kinder davon erfahren und Klaras Leben besser verstehen, spricht sie ihre Lebensgeschichte auf Kassette. Dabei geht sie zurück bis ins Jahr 1929.

Das Buchcover ist sehr altmodisch gestaltet, aber passt zum Titel und der Geschichte. Ich war gespannt, was es mit dem Titel auf sich hat, weil ich mir nichts darunter vorstellen konnte, aber das wurde im Laufe des Buches sehr gut erklärt.

Das Buch beginnt in der Gegenwart und erklärt Klaras Leben in dieser. Sie wirkt auf mich sehr unnahbar, auch gegenüber ihren Kindern. Es fehlt etwas die liebevolle Art einer Mutter und Großmutter. Ihre Vergangenheitsfigur ist das ganze Gegenteil. Der Autorin gelingt es sie als liebevolle, junge Frau darzustellen, die sehr liebevoll und emphatisch ist.
Auch deren Gefühlslage im Kontext der damaligen historischen Ereignisse ist wunderbar und nachvollziehbar dargestellt. Gleichzeitig ist die Geschichte absolut erschütternd und nimmt den Leser von Anfang an mit. Vieles in den Handlungen der Menschen ist absolut verständlich, aber ebenso erschütternd.
Negativ ist mir aufgefallen, dass es schön gewesen wäre, die Handlungssprünge zwischen Gegenwart und Vergangenheit besser hervorzuheben, vielleicht durch eine kursive Schriftführung für die Gegenwart o.ä. Ich habe jedenfalls oftmals den Sprung in die Gegenwart nicht gleich mitbekommen.

Die Person der Susanne fand ich am Anfang etwas anstrengend, aber im Laufe des Buches wird sie absolut sympathisch und ich konnte viele Dinge verstehen, die ihre Handlungen betraf. Auch sie lässt sich nicht verbiegen, aber hält dennoch jederzeit zu Klara und geht mit ihr durch dick und dünn. Diese Freundschaft finde ich sehr besonders!

Dieses Buch beruht zum Teil auf authentischen Erzählungen und das ist der liebevollen Gestaltung des Romans auch anzumerken. Viele Dinge sind jedoch auch fiktiv hinzugefügt worden.
Ich bin schon heute gespannt auf die Fortsetzung, denn der Spannungsbogen zieht sich von der ersten bis zur letzten Seite durch und lässt den Leser gespannt zurück.

Eine ganz positive Überraschung war für mich die Tatsache, dass die Geschichte im letzten Drittel sogar hier in meiner Heimat steht und ich auch noch ein bis zwei Dinge über Sandersleben dazu gelernt habe.

Ein ganz wunderbares Buch über eine beeindruckende Frau, die versucht für ihr Umfeld das beste zu erwirken, aber sich nicht zu verbiegen