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Benutzername: 
Lunamonique
Wohnort: 
Bremen

Bewertungen

Insgesamt 416 Bewertungen
Bewertung vom 13.03.2018
Frauen und Leidenschaften
Heidenreich, Elke

Frauen und Leidenschaften


ausgezeichnet

Das Hörbuch „Frauen und Leidenschaften“ erscheint zum 75. Geburtstag von Schriftstellerin, Literaturkritikerin, Kabarettistin, Moderatorin, Journalistin und Opern-Librettistin Elke Heidenreich.

Ihren 75. Geburtstag hat Elke Heidenreich zum Anlass genommen, veröffentlichte, aber noch nie vertonte, ihr sehr am Herzen liegende Texte auf einem Hörbuch zu versammeln. Es geht um die besonderen Leidenschaften der Frauen, ihre Wünsche und Sehnsüchte, Herausforderungen und Ziele, Frauen damals und Frauen heute.

„Man unterschätze lesende Frauen nicht.“ Mit welchen Widrigkeiten hatten Frauen früher zu kämpfen? Es geht um die Rolle der Frauen in der Gesellschaft und Literatur, Frauen als Leserinnen und als Publikum. Bildung und Wissen, Hinterfragen und Durchblick, Frauen mussten sich erstreiten, was Männern problemlos gewährt wurde. „Wer liest denkt nach“, Bücher bedeuteten Gefahr. Frauen mussten sich die Welt des Lesens und Schreibens erst erobern. Elke Heidenreich erzählt von hochbegabten Schriftstellerinnen und ihren berührenden Schicksalen, dem Wahnsinn des Schreibens und Auswege, die gewählt wurden. „Warum verzweifeln gerade die Klügsten...?“ Die Frauengeschichte des Lesens und Schreibens geht nah. Und bei aller Tragik ist die Begeisterung zu spüren, von Anfang bis Ende. „Wir wollen, dass unser Herz berührt wird.“ Frauen lesen anders. Sie tauchen ein in fremde Welten, fiebern und leiden mit. Elke Heidenreich spricht Frauen aus der Seele, den Lesenden und Schreibenden, den Kreativen und Worthungrigen. Anderssein ist Stärke. Es gibt eine enorme, innere Kraft, die antreibt. „Die Frau muss sich selbst Muse sein.“ Anhand von Gedichten, Zitaten, Bräuche, Legenden werden unsere Leidenschaften aus den unterschiedlichsten Perspektiven beleuchtet. Mit viel Gewicht und Eindringlichkeit schaffen sich die ersten beiden Themen „Lesen und Schreiben“ Raum. Es geht um die Frauen, die uns den Weg bereitet haben. Elke Heidenreich erinnert an die Vergessenen, an diejenigen, die sich für die Liebe entschieden haben und dadurch in den Hintergrund gerückt sind. Das Hörbuch strahlt viel Herzenswärme aus. Das zeitweise Schwere geht ins Leichte über. Ein Mädchen entdeckt ihre Liebe zum Meer. Es geht persönlich zu, und doch fällt es leicht sich wiederzufinden in Erlebnissen und Anekdoten. „Das Meer lässt die Gefühle groß werden.“ Da ist sie wieder, die Neugierde, Begeisterung, das Staunen mit der die junge wie ältere Elke Heidenreich der Welt begegnet. Welche Rosen liebt sie? Warum haben Männer ein unsicheres Verhältnis zu Rosen? „Ist der Hund glücklich, bin ich es auch.“ Zum Schluss übernimmt der Mops das Ruder. Von der besonderen Allianz „Frau und Hund“ bis zu berühmten Hunde/Herrchen-Gespannen, immer wieder blitzt auch mal der Schmunzelfaktor durch. Das Ende kommt leider viel zu abrupt. Eine abschließende Hunde-Anekdote hätte gut gepasst oder ein Nachwort. Eindeutig fehlt etwas.

Der Titel fasst den Inhalt gut zusammen. Die Leseecken-Szene ist ein sympathisches und persönliches Coverfoto. Mit typischer Elke Heidenreich-Manier werden uns ausgewählte Herzenstexte nahe gebracht. Das Hörbuch regt zum Nachdenken und Recherchieren an. Bei so vielen Gedichten und Zitaten lohnt das mehrmals Hören. Der ein oder andere wird mal wieder zum Klassiker greifen.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 11.03.2018
Ich bin's, Kitty. Aus dem Leben einer Katze
Pressler, Mirjam

Ich bin's, Kitty. Aus dem Leben einer Katze


gut

Der Kinderroman „Novemberkatzen“ von Autorin und Übersetzerin Mirjam Pressler wurde verfilmt. In „Ich bin's Kitty - Aus dem Leben einer Katze“ muss sich Kitty schicksalhaften Veränderungen stellen.

Katze Kitty lebt mit Frauchen Emma in einem Haus mit Garten. Der pensionierten Lehrerin machen Alter und Krankheit zu schaffen. Von einem Schlaganfall erholt sie sich nur schwer. Kitty kann sich nicht vorstellen, dass ihr schönes Zusammenleben von einem auf den anderen Tag ein Ende hat.

Das Vorwort ist der Liebe zu Katzen und Geschichten gewidmet. Mit Kittys aller erstem Tierarztbesuch startet ihr Abenteuer. Eigentlich ist der Tierdoktor ganz nett. Die Geschichte wird in der Ich-Perspektive aus der Sicht von Kitty erzählt. Autorin Mirjam Pressler kann sich gut in ihre Hauptfigur hineindenken. Kitty wird aber auch durch ihre Talente wie Reden, Lesen und Schreiben sehr vermenschlicht. Herzerwärmend ist die innige Beziehung zwischen Kitty und Emma. Die beiden verbindet eine besondere Mensch-und-Tier-Freundschaft. Die eine kommt kaum ohne die andere aus. Kittys Idylle wird urplötzlich zerstört. Sie ist auf sich allein gestellt. Kittys Auseinandersetzung mit dem neuen Leben als Streuner bringt die Geschichte in Fahrt. Was wird aus ihr werden? Es geht um Freundschaft und Zusammenhalt, um Veränderungen und Herausforderungen. Kitty hat als Hauskatze viel über das raue Leben alleine draußen zu lernen. Bald erhält sie Unterstützung von ungeahnter Seite. Das Realitätsnahe verschwimmt mit dem Menschlichen. Kitty steht stellvertretend für den Menschen, der mal der Gier erliegt, mal tolpatschig ist und dann wieder beeindrucken will. Ein bisschen schwingt der erhobene Zeigefinger mit, wenn es darum geht, das niemand vollkommen ist. Der Ausdruck „Webfehler“ macht Emma zusätzlich sympathisch. Kitty erinnert sich an viele schöne Stunden mit ihr und lässt sie in Gedanken aufleben. Warum versucht Kitty nicht, ihre Freundin aufzuspüren? Die Frage bleibt. Gerne hätte es hier den einen oder anderen Such-Ausflug geben können. Kittys Katzenfreunde Bruno und Flecki beleben die Geschichte. Jedes Kapitel beginnt mit einem Reim. Mal von Emma, mal von Kitty oder einem unbekannten Fremden. Die Aufmachung wirkt etwas altmodisch, hat aber auch einen eigenen Charme. Schade ist, dass Kater Bruno und Co abgewandelte, bekannte Geschichten erzählen. Hier wäre Neues und Phantasiereiches schön gewesen. Die Atmosphäre des Buches ist eher nett, sympathisch als abenteuerlich und spannend. Über allem schwebt, trotz aller Ereignisse, eine gewisse Ruhe. Am Ende kriegt Kittys Abenteuer doch noch eine erhoffte und überraschende Kurve.

Auch auf dem Cover steht Kitty im Mittelpunkt. Die Gestaltung ist schlicht und erhält einen Effekt durch die Farbkombination. Der Titel stimmt auf ein Katzenabenteuer ein. Autorin Mirjam Pressler erzählt die Geschichte in einem eigenen Stil mit vielen Lebensweisheiten und Sprüchen. Kitty soll dem Leser die Augen öffnen und appelliert mit viel Katzenelan an sein gutes Herz. Im Nachwort hat sie noch eine zusätzliche Botschaft parat, die hoffentlich ganz viele lesen und umsetzen werden.

Bewertung vom 09.03.2018
Über das tiefe Meer / Die drei Opale Bd.1
Driver, Sarah

Über das tiefe Meer / Die drei Opale Bd.1


ausgezeichnet

„Die drei Opale: Über das tiefe Meer“ ist das Debüt-Jugendbuch von Sarah Driver und bildet den Auftakt zur Fantasy-Trilogie. Eine „Fluch der Karibik-Prise“ lässt grüßen.

Captain Schneekönig hat alle Mühe, ihre Enkelkinder Maus und Sperling zu beschützen. Ungeahnte Gefahren lauern auf das Segelschiff „Jägerin“ und die Mannschaft. Seltsame Vorkommnisse häufen sich. Maus ahnt, dass der neue Steuermann Böses im Schilde führt.

Der direkte Einstieg mit dem Angriff der Bestien fesselt. Es fällt leicht, in die Welt von Maus, Sperling und Schneekönig einzutauchen. Phantasievolle, originelle Charaktere auf Seiten des Guten und des Bösen reißen mit. Maus beeindruckt mit Mut und Eigensinn. Sie und ihr Bruder haben besondere Talente. Autorin Sarah Driver überzeugt mit viel Einfallsreichtum, Wortkreationen, einem ganz eigenem Erzählstil und spannungsgeladenem Plot. Einzig Steuermann Elk nähert sich zu sehr Klischees an. Viel zu früh wird seine Rolle in der Geschichte deutlich. Ein Überraschungseffekt hätte für zusätzliche Spannung sorgen können. Intrigen, Gier, Hass, Wut, Verzweiflung, Maus wird mit ihren fast 13 Jahren alles abverlangt. Nicht ganz nachzuvollziehen ist, dass ihre intelligente und gewitzte Oma, Captain Schneekönig, eine lauernde Gefahr zu spät erkennt. Vieles ist nicht vorhersehbar. Wendungen sind effektvoll eingesetzt. Das Rätselhafte, Kampfszenen und ein geheimer Auftrag halten die Spannung auf einem hohen Niveau. Eine sehr bildhafte Sprache lässt das Abenteuer wie einen Film vor Augen ablaufen. Details wie Sperlings Mondelfe, Maus` Tierschnack-Talent und ihr Geburtstagsgeschenk bereichern die Geschichte. In kniffeligen Situationen hätte Maus oft überlegter und raffinierter handeln sollen. Es fällt leicht, vieles auf ihr Temperament und ihren Übermut zu schieben. Maus, Sperling und Schneekönig wachsen einem schnell ans Herz. Ruderer Bär und Koch Pip entwickeln sich bald zu Schlüsselfiguren. Herzensstolz, Herzensdank, Herzensglück, die eigene Sprache und Maus' Welt, das Fantasy-Abenteuer eröffnet dem Leser ein neues Universum. Maus und ihre Freunde haben es mit einem übermächtigen, eiskalten Gegner zu tun. Unglaubliche Gefahren lauern auf ihrer abenteuerlichen Reise. Das rasante Tempo, immer neue Überraschungen, es fällt schwer, Lesepausen einzulegen. Bis zum gelungenen Ausklang ein packender Lesespaß. Unmöglich Band 2 zu verpassen.

Die Cover-Illustration beeindruckt mit kreativen, abenteuerlichen und ausdrucksstarken Details. Eine tolle Farbkombination, weg von schrillen Effekten! Auch Titel und Untertitel sind ungewöhnlich in Szene gesetzt. „Die drei Opale – Über das tiefe Meer“ ist nicht nur für Jugendliche ab 12 Jahren ein grandioses Fantasy-Buch sondern nimmt auch Erwachsene mit auf eine unglaubliche Reise. „Fluch der Karibik“-Flair kommt auf. Dank Maus' Dummheiten ist die Leseluft wie energiegeladen.

Bewertung vom 05.03.2018
Stille
Kagge, Erling

Stille


sehr gut

„Stille – Ein Wegweiser“ stammt vom norwegischen Autor, Verleger, Rechtsanwalt und Abenteurer Erling Kagge. Das Buch ist das Resultat seiner Extrem-Expeditionen. Ist Stille ein Luxusgut?

Was ist Stille? Wo ist sie? Warum ist sie heute wichtiger denn je? Erling Kagge hat sich mit dem Thema „Stille“ und den drei Fragen eingehend beschäftigt und versammelt in seinem Buch dreiunddreißig Versuche einer Antwort.

Sperren wir die Welt aus, in dem wir uns ständig mit irgendetwas beschäftigen? Ist es uns überhaupt noch möglich 15 Minuten Stille zu ertragen? Autor Erling Kagge nimmt sich dem Thema „Stille“ aus den unterschiedlichsten Perspektiven an. Verbergen sich die Geheimnisse der Welt in der Stille, die wir stets zu verhindern suchen? Kurz, aber eindringlich ist eine Geschichte für seine drei Töchter, die von einer gefährlichen Expedition handelt. Erling Kagge nimmt sich dem Thema mit viel Feingefühl an, erzählt Persönliches und Familiäres. Besonders beeindruckend sind seine Erfahrungen während seiner abenteuerlichen Expeditionen. Ob eine besondere Begegnung auf dem Pazifik oder Wanderungen in der Antarktis und Arktis, Autor und Buch hinterlassen Eindruck. Die Stille in uns selbst wird als interessanteste Stille empfunden. Es fällt nicht schwer, sich den vielen Antworten anzuschließen. Flüchten wir vor uns selbst? Gehen wir der Stille aus dem Weg, weil wir Angst haben, etwas zu verpassen? Besonders Kinder und Jugendliche sind durch die technologischen Neuheiten gefährdet, sich darin zu verlieren. Was löst Sinn und Freude aus? Das Buch regt dazu an, innezuhalten und sich mit dem Wichtigem im Leben zu beschäftigen, seinen Alltag zu überdenken. Die Stille ist schon lange ein unterschätztes Luxusgut. Ihr wieder Zeit zu widmen, wäre ein Ziel. Unaufdringliche, leise Bilder zum Thema bereichern das Buch und ergänzen die Texte. Warum nicht einfach mal wieder den Sternenhimmel betrachten? Kurze Kapitel sorgen für ein guten Lesefluss. Der Wegweiser ist viel facettenreicher als sich anfangs erahnen lässt und berührt auf seine Weise. Zahlreiche wertvolle Zitate lassen sich finden. Die Stille als Hilfsmittel für die Kreativität, Stille in der Kunst und in der Betrachtung derselben, es ist erstaunlich wo überall Stille auftauchen kann. Gelungen ist auch der Perlenvergleich und der Hinweis, dass es sich lohnt, hinter scheinbar unerschütterlichen Wahrheiten Fragezeichen zu setzen. Das Ende des Wegweisers kommt viel zu abrupt. Das Buch hätte gerne doppelt so dick sein können. Es entsteht der Eindruck, dass längst nicht alles zum Thema „Stille“ gesagt wurde, und der Autor dazu noch Einiges mehr, auch aufgrund seiner vielfältigen Erfahrungen, auf Lager hat.

Die mit Lichteffekten in Szene gesetzte Straßenkreuzung hinterlässt mehr Eindruck, als der sehr schlichte weiße Buchumschlag. Auf den zweiten Blick ist die Kombination von beidem gelungen. „Stille - Ein Wegweiser“ passt sehr gut in die moderne, von Hektik und Stress geprägte Zeit und hat eine besondere Botschaft parat. Es hilft, sie in Variationen gedruckt zu lesen. Sicherlich ein Buch, dass mehrmals in die Hand genommen wird. Immer dann wenn Besinnung und Auszeit nötig sind.

Bewertung vom 02.03.2018
Frau Einstein / Starke Frauen im Schatten der Weltgeschichte Bd.1
Benedict, Marie

Frau Einstein / Starke Frauen im Schatten der Weltgeschichte Bd.1


ausgezeichnet

„Frau Einstein“ ist der Debütroman von Autorin und Anwältin Marie Benedict. Zwei Physikstudenten bereichern sich nicht nur gegenseitig in ihren wissenschaftlichen Forschungen sondern entdecken ihre Liebe füreinander.

Am Polytechnikum in Zürich lernt Albert Einstein die serbische Physikstudentin Mileva Maric kennen. Ihre zielstrebige, wissbegierige und mutige Art beeindruckt ihn. Hartnäckig sucht er ihre Nähe. Mileva bleibt zurückhaltend und will sich von ihrem Weg nicht abbringen lassen.

Die Geschichte wird in der Ich-Perspektive aus der Sicht von Mileva Maric erzählt und entführt in das Jahr 1896. Die Sprache ist der Zeit angepasst. Es fällt leicht in Milevas Welt einzutauchen. Sie ist eine der ersten Frauen, die am Polytechnikum studieren darf und hat einen steinigen Weg vor sich. Professor Weber lässt sie spüren, was er von ihren Ambitionen hält. Der Kampf um Anerkennung, Erfolg und einen respektablen Ruf verlangt alles von Mileva ab. Der einzige Kommilitone, der Interesse an ihrer Anwesenheit zeigt, ist Albert Einstein. Ihr gemeinsames Faible für Physik, Mathe und Musik verbindet. Mileva fühlt sich von der unkonventionellen Art des Freigeistes angezogen. Autorin Marie Benedict erzählt die ungewöhnliche Liebesgeschichte zweier ganz besonderer Persönlichkeiten. Hinter jedem erfolgreichen Mann steht eine starke Frau. Wie viel eigenen Anteil hatte Mileva an den gemeinsamen wissenschaftlichen Aufsätzen? War die Relativitätstheorie vielleicht sogar ihr Werk? Interessante Aspekte werden beleuchtet. Die kühne, intelligente und zielstrebige Mileva verliert sich selbst in ihrer Liebe zu Albert Einstein. Es geht um die Rolle der Frau in der Gesellschaft und an der Seite eines berühmt werdenden Mannes. Die Veränderung von Albert Einstein ist schwer nachzuvollziehen. Aus dem liebenswerten, eigensinnigen Verehrer wird ein kaltherziges, egoistisches Ekelpaket. Was ist Fiktion, was Realität? Die Frage stellt sich bald und lässt einen nicht mehr los. Das Thema „Antisemitismus“ nimmt eine untergeordnete Rolle ein. Erschreckend, mit was für Vorurteilen und Hindernissen Albert Einstein und somit auch seine Familie zu kämpfen hatte. Der Roman lässt auf verschiedene Art und Weise Emotionen hochkochen. Respektlosigkeit, Unterdrückung, Erniedrigung, vieles ist schwer zu ertragen. Alles läuft auf eine Eskalation hinaus. Mit viel Feingespür wird zum Schluss die Wende inszeniert. Der knappe Epilog rundet die Geschichte ab. Sehr hilfreich ist am Ende die „Anmerkung der Autorin“. Endlich gibt es Antworten zur Frage, wie weit die Fiktion reicht.

Das Cover mit der in Szene gesetzten Hauptfigur passt sehr gut zum beeindruckenden Roman. Warum ist Mileva immer mehr in den Schatten Einsteins gerückt? Warum ist über ihre Tochter Lieserl so wenig bekannt? Der Roman versucht Antworten zu finden, räumt aber nicht mit allen Fragen auf. Die Geschichte und die beiden besonderen Persönlichkeiten mit all ihren Rätseln bleiben im Gedächtnis.

Bewertung vom 21.02.2018
Die Rache der Polly McClusky
Harper, Jordan

Die Rache der Polly McClusky


ausgezeichnet

In „Die Rache der Polly McClusky“ von Musikjournalist, Filmkritiker, Fernseh- und Drehbuchautor Jordan Harper liegt Pollys Welt in Trümmern, und sie muss sich ungeahnten Herausforderungen stellen.

Kaum ist Nate McClusky aus dem Gefängnis entlassen, wird seine Ex ermordet. Die Polizei hält ihn für den Täter. Tatsächlich sind Nate und Polly in großer Gefahr und müssen fliehen. Detective John Park und skrupellose Gangster sind ihnen auf den Fersen.

Die Geschichte beginnt beklemmend mit gleich drei Todesurteilen, die aus einem Hochsicherheitstrakt heraus erfolgen. Einen gefährlicheren Gegner als den Präsidenten der Aryan Steel, der lebenslänglich einsitzt, kann es nicht geben. Von Anfang an baut sich Spannung auf. Bald wird klar, gegen wen sich die Todesurteile richten. Die Verurteilten scheinen chancenlos. Nate imponiert mit Beschützerinstinkt und dem unbändigen Ehrgeiz, seine Tochter Polly zu retten. Polly macht eine Verwandlung vom eingeschüchtertem Mobbingopfer zum Kämpfer durch. Beide Hauptfiguren tragen mit ihren besonderen Persönlichkeiten die Geschichte. Originell ist die Idee mit Pollys Teddybären, der Emotionen ausdrückt und Ereignisse durch Gesten kommentiert. Kurze Kapitel sorgen für einen guten Lesefluss. Perspektivwechsel machen den Krimi facettenreicher und erhöhen die Spannung. Nate und Polly kämpfen auf ihre Weise ums Überleben. Ihr Mut beeindruckt. Filmreife, packende Szenen. Die Geschichte entwickelt sich zum Roadmovie. Polly überrascht nicht nur sich sondern auch ihren Vater. Welche Rolle spielt Detective John Park? Das Tempo zieht an. Die Gefahr nimmt zu. Wer wird auf der Strecke bleiben? Es geht um Familie, Zusammenhalt, Liebe. Wie weit geht der eine für den anderen? Im letzten Buchdrittel sind die Kapitel teils etwas zu kurz geraten. Schwer zu ertragen ist die Brutalität. Eine überraschende Wendung schockiert. Der Showdown fesselt. Mitfiebern bis zum Schluss. Wird es ein Happy End geben? Auch wenn sich etwas erahnen lässt und manches überzeichnet wirkt, der Krimi erfüllt die sich aufgetürmten Erwartungen.

Der Titel weckt die Neugierde und verrät nicht zu viel. Die Details passen zum Roadmovie-Stil. Das Cover fällt trotz zurückhaltender Farben ins Auge. „Die Rache der Polly McClusky“ ist ein rasanter Lesespaß für Krimifans. Besonders bei den Beschreibungen zeigt Autor Jordan Harper seinen ganz eigenen Stil. Haupt- und Nebenfiguren sind ihm eindrucksvoll gelungen. Er ist auch für das Drehbuch zuständig. Auf die Verfilmung darf man gespannt sein.

Bewertung vom 14.02.2018
Die Königin von Lankwitz
Urlacher, Max

Die Königin von Lankwitz


gut

In „Die Königin von Lankwitz“ von Schauspieler, Dokumentarfilmer und Autor Max Urlacher haben Irene und Bea eine außergewöhnliche Geschäftsidee.

Bea ist seit 9 Monaten aus dem Knast. Der Kontakt zur Mitgefangenen und besten Freundin Irene ist nicht abgebrochen. Als Irene entlassen wird, hecken die beiden einen Plan aus, wie sie sich finanziell sanieren können.

Im Gefängnis herrscht eine Rangordnung. Wer sich nicht durchsetzen kann, zählt schnell zu den Opfern. Irene hat Bea beigebracht wie sie zur Königin wird. Auch außerhalb der Gefängnismauern sind die beiden ein gutes Team. Autor Max Urlacher erzählt die Geschichte einer ungewöhnlicher Freundschaft mit viel Humor und Sarkasmus. Bea ist unschuldig im Gefängnis gelandet. Sie wurde von ihrem Ex ausgetrickst. Irene dagegen hat es faustdick hinter den Ohren und 8 Jahre für einen Mord gesessen. Ihre schlechten Erfahrungen mit Männern haben Auswirkungen. Beide Hauptfiguren sind interessante Persönlichkeiten, haben Ecken und Kanten. Besonders das erste Buchdrittel hat einen hohen Unterhaltungswert. Jobsuche, Geschäftsidee, Kundenakquise, die Geschichte dreht voll auf. Irene und Bea sind in ihrem Element. Der Erzählstil reißt mit. Über das Makabere wird mit Charme hinweggegangen. Originell ist nicht nur die Geschäftsidee sondern auch der Zehn-Punkte-Plan und die Treffpunkte. Ab dem Mittelteil und dem Auftauchen einer Café-Bekanntschaft nimmt der Unterhaltungswert ab. Der gewohnte Witz bleibt auf der Strecke. Es wird etwas zu seltsam. Zwei Nebenfiguren sind nicht so realitätsnah und gelungen. So manches Kapitel ist etwas zu kurz geraten. Es werden Seitenhiebe gegen Fernsehindustrie, Politiker und Co verteilt. Das gewiefte Team bekommt es mit eiskalten Gegner zu tun. Der Spaß verwandelt sich in bitteren Ernst. Es geht um Liebe, Freundschaft, Zusammenhalt, Gerechtigkeit und Rache. Der „Showdown“ enttäuscht. Es hatten sich andere Erwartungen aufgebaut. Zwei Wendungen überraschen. Das Ende macht noch Einiges wieder wett. Ein kurzer und knackiger Epilog rundet die Geschichte ab.

Das Cover verströmt mit Details und Titel Humor. Die Hintergrundfarbe ist zu blass geraten. Trotzdem werden die Blicke aufs Buch gezogen. „Die Königin von Lankwitz“ nimmt mit Sarkasmus und Seitenhieben den Alltag auf die Schippe. Gerne hätte sich das Humorige, Originelle durchgehend bis zum Ende durchziehen können. Die beiden Hauptfiguren haben sehr viel Potential. Vielleicht gibt es eine Fortsetzung?

Bewertung vom 08.02.2018
Rocky, die Gangster und ich oder wie Mathe mir das Leben rettete (echt jetzt!) / Rocky und ich Bd.1
Fassbinder, Fritz

Rocky, die Gangster und ich oder wie Mathe mir das Leben rettete (echt jetzt!) / Rocky und ich Bd.1


ausgezeichnet

„Rocky, die Gangster und ich oder: Wie Mathe mir das Leben rettete (echt jetzt!)“ ist das Debüt-Kinderbuch von Autor Fritz Fassbinder. Zwei „Sitzenbleiber“ beweisen Mut und Intelligenz in einer ausweglosen Situation.

Wieder eine Mathearbeit verhauen. Felix' Versetzung ist gefährdet. Währenddessen fällt Polizeihund Rocky durch die Spürhund-Prüfung. Im Tierheim lernen sich die beiden kennen. Rocky hält Felix für seinen neuen Chef. Aus den sporadischen Treffen entwickelt sich ein Abenteuer.

Die Geschichte wird in zwei Perspektiven aus der Sicht von Felix und Polizeihund Rocky erzählt. Missverständnisse sind vorprogrammiert. Felix kann Rockys eindeutige Zeichen noch nicht deuten. Ein Malheur folgt dem anderen und plötzlich sind beide in Gefahr. Rockys Schicksal macht einerseits traurig. Ausgemustert, weil die Kräfte im Alter nachlassen? Umso schöner, dass er beweisen kann, was in ihm steckt. Felix steht für das Schicksal schlechter Schüler, die auch mit Hohn und Spott zu kämpfen haben. Es fällt leicht, mit den beiden mitzufiebern. Eine innige Freundschaft bahnt sich an. Klar ist, wenn sich die zwei zusammenraufen sind sie als Team unschlagbar. Rocky mit seiner Super-Spürnase fühlt sich immer noch im Einsatz, und das hat Folgen. Ein Junge und ein Polizeihund als Hauptfiguren, das ist originell. Der Kinderkrimi überzeugt mit spannenden, realitätsnahen Szenen. Felix- bzw. Rocky-Sichtweisen sind mit einer Illustration gekennzeichnet. Die Buchgestaltung unterstreicht das Warmherzige der Geschichte. Eine Freundschaft zwischen Tier und Mensch ist etwas Besonderes. Mit Gangster-Kommentaren kommt Humor ins Spiel. Begriffsstutzige Erwachsene, Hindernisse, Missverständnisse, die Wendungen sind gelungen. Rockys Verzweiflung ist gut nachzuvollziehen. Die Perspektivwechsel in packenden Situationen erhöhen die Spannung. Kleine Fehler haben sich eingeschlichen, z.B. spielt plötzlich ein Fahrrad keine Rolle mehr. Auch wenn das Ende vorhersehbar ist, das Wie und Wann hat Überraschendes parat. Eigensinn kann auch eine gute Charaktereigenschaft sein. Das beweist eine der Hauptfiguren.

Das kreative, farbenfrohe Cover stimmt auf ein turbulentes Abenteuer ein. Toll in Szene gesetzt wurden Titel und Hauptfiguren. „Rocky, die Gangster und ich oder: Wie Mathe mir das Leben rettete (echt jetzt!)“ reißt nicht nur Kinder ab 10 Jahren sondern die ganze Familie mit. Eine Fortsetzung wäre möglich, und es würden sich bestimmt viele Leser darauf freuen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 04.02.2018
Dein Tod komme / Peter Decker & Rina Lazarus Bd.24
Kellerman, Faye

Dein Tod komme / Peter Decker & Rina Lazarus Bd.24


gut

„Dein Tod komme“ ist Band 24 der Peter Decker & Rina Lazarus-Krimireihe. Eine Entdeckung setzt einen alten Fall wieder in Gang.

Auf einem Waldspaziergang macht Rina einen schrecklichen Fund. Ihr Ehemann Detective Peter Decker stößt auf gleich mehrere ungelöste Vermisstenfälle. Wer ist das Opfer, und was ist damals geschehen?

Ein einsamer Waldspaziergang und ein Zufallsfund, der alles ändert. Das Szenario hätte für einen packenden Einstieg sorgen können. Leider wurde hier Potential verschenkt. Keine beklemmenden Geräusche, keine spürbare Angst. Zwei Namen lassen erahnen, dass noch mehr dahinter steckt. Eine Überraschung ist das Opfer. Zu der interessanten Persönlichkeit werden erst nach und nach aufschlussreiche Details eingestreut. Zu blass bleibt das Ermittlerteam Detective Peter Decker und Detective Tyler Mac Adams. Der Altersunterschied erweist sich bei den Nachforschungen als hilfreich. Tyler hat ein gutes Gespür und weiß, wie er Verdächtige aus der College-Szene anpacken muss, um die Wahrheit herauszufinden. Was steckt hinter den Vermisstenfällen? Wer lügt, wer verschweigt etwas? Das Rätselhafte, Undurchsichtige ist gelungen. Jahre danach scheint es fast unmöglich, den Mörder zu finden. Worin liegt das Motiv? Peter und Tyler müssen sich durch Berge von Akten wälzen und zahlreiche Freunde, Bekannte und Familienangehörige befragen. Decker will alle Vermisstenfälle in der näheren Umgebung wieder aufrollen. Gibt es einen Zusammenhang? Zwei Charaktere bei den Verschwundenen hinterlassen Eindruck. Spekulationen gehen in alle Richtungen. Das Verwirrspiel fesselt. Einmal in Fahrt überzeugt Autorin Faye Kellerman über lange Strecken mit ihrem Erzählstil. Rina wird aufgrund der Menge an Fragen und sich häufenden Arbeit Teil des Ermittlerteams. Nur sehr langsam laufen die Fäden zusammen. Zwei Auftritte sind zu kurz geraten. Alles steuert auf einen Showdown zu. Das letzte Buchdrittel sollte es in sich haben. Stattdessen überwiegen Dialoge. Zwar sind die Verhöre interessant und bringen die Geschichte voran, aber die hohen Erwartungen werden enttäuscht. Ein viel zu kurzes, kompaktes Ende. Für die Auflösung wird zu wenig Zeit aufgewandt, eine packende Szene nicht ausgespielt. Sehr schade! Da wäre wesentlich mehr drin gewesen.

So richtig will das Cover nicht zum Inhalt passen. Andere Details und Düsternis hätten mehr Wirkung erzielt. Der Titel weckt die Neugierde, hätte aber kreativer in Szene gesetzt werden können. „Dein Tod komme“ hat trotz Schwächen am Anfang und Ende Unterhaltungswert. Das Rätselraten hält bis zum Schluss an. Die Zusammenhänge überzeugen nicht vollends. Undurchsichtige Nebenfiguren und ein teils raffinierter Plot, ein paar Trümpfe sind nicht von der Hand zu weisen. Das Interesse an Faye Kellermanns Krimireihe ist geweckt.