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Igelmanu
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Mülheim

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Insgesamt 1033 Bewertungen
Bewertung vom 03.10.2021
Preston, Douglas;Child, Lincoln

Labyrinth - Elixier des Todes / Pendergast Bd.14


sehr gut

»Das Verbrechen wurde fehlerfrei geplant und ausgeführt.«
»Nun, das mag sein, aber könnte es nicht sein, dass Sie unter Schock standen - was angesichts der Umstände völlig verständlich wäre -, und nicht so schnell reagierten, wie Sie in Ihrer Aussage angedeutet haben?«
»Nein.«

Zugegeben, jeder andere wäre mächtig neben der Spur gewesen. Ein nur zu bekannter Toter vor der eigenen Haustür, ganz offensichtlich brutal ermordet, das könnte schockieren oder lähmen. Aber nicht Special Agent Pendergast, der sich sofort an die halsbrecherische Verfolgung macht. Zunächst ohne Erfolg, doch erkennt er Anhaltspunkte, wo er die Suche fortsetzen kann. Was er dort erlebt, hätte aber selbst er nicht einplanen können…

Ich bin ein großer Fan dieser Reihe und begann auch diesen 14. Band mit enormer Vorfreude aufs Lesen. Beim Vorgängerband hatte Pendergast nach diversen wirklich schlimmen Schicksalsschlägen endlich wieder richtig zu sich gefunden, entsprechend engagiert und in Hochform (kurz: ganz der Alte) stürzt er sich hier in die Arbeit. Leider jedoch hatten die Autoren für ihn wieder Schlimmes vorgesehen, es erwischt ihn sehr, sehr böse.

Was folgt, ist ein grandioser Rettungseinsatz von Constance und Margo, absolut fesselnd. Beide beeindrucken mit Fachwissen und Mut und wer sie bereits aus früheren Bänden kennt, bemerkt, wie sie mal wieder über sich selbst hinauswachsen. Sehr spannend! Ich habe diese Frauenpower genossen, hoffe aber, dass die Autoren künftig etwas netter mit ihrem Agenten umgehen.

Theoretisch könnte man diesen Band ohne Vorkenntnisse der anderen lesen, ich denke aber, dass er dann nicht so viel Spaß macht, weil einfach zu viele Hintergründe zu den Protagonisten fehlen. Besser also von vorne starten, diese Reihe hat eine Menge Bände, lohnt sich aber.

Fazit: Wieder einmal ein sehr spannender Fall, ich freue mich auf den nächsten Band.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 12.09.2021
Penny, Louise

Das Dorf in den roten Wäldern / Armand Gamache Bd.1


gut

»Ihr Tweed-Rock saß genauso, wie man es vermutete, wenn jemand zu Boden gestürzt war. Ihre Strumpfhose war an einer Stelle gestopft, ansonsten heil. Sie mochte ausgeraubt worden sein, aber man hatte ihr keine Gewalt angetan. Außer dass sie umgebracht worden war, natürlich.«

Chief Inspector Armand Gamache von der Sûreté du Québec und sein Team werden zu einem kleinen, idyllisch gelegenen Dorf in den kanadischen Wäldern gerufen. Dieser grundfriedliche Flecken Erde trauert um eine Bewohnerin des Dorfes, eine alte Dame, die im Wald tot aufgefunden wurde. Alle gehen zunächst von einem bedauerlichen Jagdunfall aus, denn sicher hatte niemand einen Grund, die allseits beliebte pensionierte Lehrerin zu ermorden. Doch bei der Suche nach dem Unglücksjäger kommen Gamache Zweifel…

Puh, ich habe für diese knapp 400 Seiten reichlich lang gebraucht. Mir war zwar schon klar, dass ich es hier mit einem ruhigen Krimi zu tun haben würde, mit so viel Ruhe hatte ich aber nicht gerechnet. Im ersten Drittel hatte ich mehr das Gefühl, einer Dorfgeschichte mit ein wenig Krimihandlung zu folgen, es wurde dann ein wenig besser, zog sich aber immer noch. Dabei war die Grundidee durchaus reizvoll, die Art der Umsetzung war allerdings nicht meins. Zwischendurch gab es ein paar interessante Passagen, danach flachte es wieder ab.

Die Charaktere konnten mich auch nicht erreichen. Gamache fand ich leider ziemlich langweilig, er ist so grundsolide und wirkt makellos, zitiert Dichter und Bibelzitate. Eine junge Anfänger-Kollegin in seinem Team nimmt mit ihren Problemen regelmäßig viel Platz im Buch ein, sollte sie länger der Reihe angehören, wird sich das vermutlich bessern, momentan fand ich sie aber einfach nur nervig.

Positiv waren die ansprechenden Landschaftsbeschreibungen und Freunde von Dorfgeschichten sollten ebenfalls begeistert sein. Der Krimi hatte dadurch aber ziemliche Längen, die Auflösung passte ins Umfeld, spannend war das ganze aber nicht.

Fazit: Schöne Umgebung und interessante Anlage, aber als Krimi nicht meins. Hatte seine Momente, aber dazwischen wurde es reichlich zäh.

2 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 04.09.2021
Maurer, Jörg

Unterholz / Kommissar Jennerwein ermittelt Bd.5


sehr gut

»Wer weiß, ob an der Loisach entlang im Unterholz nicht noch mehr Leichen liegen.«

In dem beschaulichen alpenländischen Kurort mit Bindestrich sollte sich eigentlich niemand mehr über unnatürliche Todesfälle wundern. Auch die tote Frau, die hoch oben auf der Wolzmüller-Alm gefunden wird, wurde ganz eindeutig ermordet. Groß ist die Überraschung jedoch, als sie als weltweit gesuchte und unter ihresgleichen berühmte Auftragskillerin identifiziert wird. Dem Team um Kommissar Jennerwein stellt sich nun die Frage, wer die Star-Sniperin ausschaltete. Besteht am Ende Gefahr für Anwohner und Gäste des ach so heimeligen Kurorts? Tatsächlich geschieht schon bald der nächste Mord…

Im fünften Alpenkrimi wird mal wieder bewiesen, dass das Verbrechen offenbar genau dort blüht, wo es besonders idyllisch aussieht. War der Kurort schon vom ersten Band an berühmt für kreativ agierende Beerdigungsunternehmer und im Auftrag gewisser italienischer Familien arbeitende Problemlöser, kommt nun noch eine ganz spezielle Art von Seminarteilnehmern hinzu, die sich auf einer beschaulichen Alm den neuesten Entwicklungen ihres Berufsstands widmen. Sehr unterhaltsam das alles!

Auch an den Charakteren hatte ich wieder viel Spaß. Zu meinen Lieblingen gehörten wie schon so oft die Eheleute Grasegger und Problemlöser Swoboda, aber auch Stengeles Auftritt als Spurenleser war göttlich. Ein Winnetou würde da vor Neid erblassen ;-)

Die Krimihandlung war spannend und gipfelte in einer skurrilen Verfolgungsjagd. Spaß bis zur letzten Seite, ich freue mich auf den nächsten Band.

Fazit: Wie erhofft auch diesmal ein herrlich schräger Krimi. Spannend und unterhaltsam zugleich.

Bewertung vom 04.09.2021
Preston, Douglas;Child, Lincoln

Attack - Unsichtbarer Feind / Pendergast Bd.13


ausgezeichnet

»Es dauerte nur einen Augenblick, bis sie den Sarg … gefunden hatte. Behutsam hob sie den Deckel an … dann kniete sie sich hin und richtete die Taschenlampe auf die Knochen. Das Herz hämmerte ihr in der Brust, ihre Hände zitterten. Wieder wies eine Stimme im Kopf sie darauf hin, dass dies die größte Dummheit war, die sie jemals begangen hatte, und wieder antwortete eine andere Stimme, dass ihr nichts anderes übrigblieb.«

Corrie Swanson, Studentin der Kriminalistik, begibt sich in einen eingeschneiten Nobelkurort in Colorado. Dort, wo sich heute die Superreichen dem Skivergnügen hingeben, war früher eine Bergarbeitersiedlung und im 19. Jahrhundert der Schauplatz einer gruseligen Serie tödlicher Attacken durch einen bösartigen Grizzly. Elf Arbeiter sollen ihm zum Opfer gefallen sein. Corrie will für eine Semesterarbeit die exhumierten Leichen untersuchen, erlebt dabei aber zwei Überraschungen. Zum einen findet sie keine Spuren, die auf einen Bärenangriff hinweisen und zum anderen will irgendjemand sie mit aller Macht von weiteren Untersuchungen abhalten.
Wer Corrie bereits aus früheren Bänden der Reihe kennt, der weiß, dass sie – vorsichtig ausgedrückt – ziemlich stur sein kann. Und zudem einen Hang zu unüberlegten und leichtsinnigen Handlungen hat. Bald steckt sie in riesigen Schwierigkeiten, aber zum Glück gibt es ja Pendergast…

Diesen dreizehnten Band der Reihe habe ich wieder regelrecht verschlungen, ein wahrer Pageturner! Zuletzt hatte ich ja schon gehofft, dass Pendergast mal wieder „normal“ ermitteln kann und nicht nur Familienangehörige sucht bzw. jagt, daher war ich hier hochzufrieden. Zu der alten Mordserie kommt noch eine im wahrsten Sinne des Wortes brandaktuelle hinzu, denn im Nobelskiort sorgt ein äußerst brutaler Brandstifter für Panik. Außerdem stellt sich die Frage, wer es auf Corrie abgesehen hat und vor allem, warum.
Natürlich ermittelt nicht nur Pendergast, auch Corrie ist fleißig und clever. Ich mag sie sehr und bin insgeheim froh zu wissen, dass sie später selbst Agentin sein wird, sich folglich bei den ganzen gefährlichen Aktionen, in die sie sich ständig begibt, nicht umbringt.

Sehr reizvoll fand ich die Ausflüge in das Sherlock-Universum. Es gibt Rückblenden, die sich mit dem Leben von Arthur Conan Doyle befassen und sogar eine ziemlich echt wirkende Sherlock Holmes Geschichte. Weshalb sich Pendergast bei seinen Ermittlungen mit dem berühmten englischen Detektiv auseinandersetzt, würde diesem vermutlich ein „Elementar“ entlocken. Ich hatte großen Spaß an diesen Abschnitten, die ganz korrekt vom Conan Doyle Estate Ltd genehmigt wurden.

Am Ende wird alles logisch rund und wenn ich auch schon früh einen Verdacht hatte, was den Brandstifter und die weitere Entwicklung betraf, tat das der Spannung keinen Abbruch. Natürlich verfolge ich die Reihe weiter!

Fazit: Pendergast meets Sherlock Holmes. Sehr spannend, intelligent und mit tollen Charakteren.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 04.09.2021
Hancock, Anne Mette

Leichenblume / Heloise Kaldan Bd.1


sehr gut

»Liebe Heloise, hast du jemals gesehen, wie jemand verblutet? Das ist ein einzigartiges Erlebnis. Jedenfalls war es das für mich, aber ich hatte mich auch lange darauf gefreut.«

Die Kopenhagener Investigativ-Journalistin Heloise Kaldan lässt sich nicht leicht aus der Ruhe bringen, aber der Brief einer gesuchten Mörderin, mysteriös und voller teils unverständlicher, teils sehr persönlicher Andeutungen, stresst sie schon. Anna Kiel verschwand nach einem sehr blutigen Mord vor mehreren Jahren spurlos, Heloise hatte nichts mit der Berichtserstattung zu tun – warum also erhält sie diese unheimliche Post? Und woher weiß Anna so viel über sie?

Heloise macht sich auf eine Reise in Annas Vergangenheit, nimmt dazu auch Kontakt zu Kommissar Erik Schäfer auf, der immer noch die Mörderin jagt und nun auf neue Ansatzpunkte hofft. Diese finden die beiden auch tatsächlich bald, müssen aber feststellen, dass sie sich auf gefährliches Terrain begeben…

Diesen Thriller empfand ich als sehr reizvoll. In der Vergangenheit graben, nach Punkten oder Aspekten, die bislang bei den Ermittlungen untergegangen sind – so etwas fesselt mich. Dazu diese verschwurbelten Briefe (es bleibt nicht bei dem einen), bei denen man natürlich versucht, den Sinn dahinter zu begreifen und zudem die Frage, warum Anna überhaupt an Heloise schreibt. Will sie der Journalistin ihre wahre Geschichte erzählen, ist sie möglicherweise gar nicht schuldig? Was geschah wirklich und hat die ganze Angelegenheit vielleicht noch eine größere Dimension?

In wechselnden Perspektiven verfolgt man mal die Geschehnisse rund um Heloise, dazwischen aber auch die um Anna. Ständig schwankte ich: Hat sie jetzt gemordet oder nicht? Was soll die ganze Aktion? Auch Heloise, die abgeklärte Journalistin, bemerkt an sich einen ungewohnten Zug, denn aus irgendeinem Grund verspürt sie den Wunsch, Anna zu verstehen. Gibt es eine rätselhafte Verbindung zwischen den beiden Frauen? Die Auflösung beantwortet alle Fragen, schockiert aber auch.

Fazit: Verzwickte Story mit einer Reise in die Vergangenheit, bei der sich alles um Schuld und Rache dreht.

Bewertung vom 08.08.2021
Pötzsch, Oliver

Das Buch des Totengräbers / Inspektor Leopold von Herzfeldt Bd.1


ausgezeichnet

»Ist Ihre Familie denn schon lange im … Geschäft?»
»Das kann man wohl sagen. Seit über zweihundert Jahren. Der Tod stirbt nie aus.«

Die erste Begegnung zwischen dem jungen Inspektor Leopold von Herzfeldt und Augustin Rothmayer, Totengräber auf dem Wiener Zentralfriedhof, verläuft reichlich verkrampft, gegenseitige Vorurteile und Ablehnung dominieren. Doch im gemeinsamen Kampf gegen das Böse in der Stadt wird sich das ändern.

Wien, 1893. Die Mordserie, die die Stadt erschüttert, lässt viele unwillkürlich an den Ripper denken. Der unbekannte Täter geht mit enormer Brutalität vor - er pfählt seine Opfer. Von Herzfeldt, gerade als Tatortexperte in Wien angekommen, erkennt bald, dass er auf die Unterstützung des Fachmanns für Tote angewiesen ist.

Der junge Inspektor ist sehr begabt, verhält sich allerdings sozial höchst ungeschickt. Als Vertreter einer neuen Generation möchte er neue Ermittlungsmethoden bei der Polizei einführen, seine Spezialität sind Spurensicherung, Tatortfotografie, Ballistik, Mikroskopie, ein wenig Profiling… kurz, all das, was man als Kriminalistik kennt. Bei der aktuellen Mordserie könnte er sein ganzes Wissen auffahren, stößt aber den älteren Kollegen, die ohnehin große Vorbehalte gegen die neumodischen Dinge haben, dermaßen vor den Kopf, dass er schnell auf dem Abstellgleis landet. Erschwerend kommt hinzu, dass er ein lupenreines Hochdeutsch spricht und daher, obwohl er aus Graz kommt, gleich als Piefke abgetan wird. Ungewollt bestätigt er alle Vorurteile, hat es folglich enorm schwer.

Eine wahrhaft faszinierende Gestalt ist Augustin Rothmayer, Totengräber aus Tradition, voller Geheimnisse, hochintelligent und erfahren. Niemand sollte den Fehler begehen, den schrulligen Alten zu unterschätzen, denn sein Potential geht weit über das Ausheben von Gräbern hinaus. Seine Studien über alles, was mit dem Tod zu tun hat, schreibt er allabendlich in einem Almanach für Totengräber nieder, viele Kapitel im Buch beginnen mit Auszügen daraus.

Augustins Wissen umfasst natürlich auch all das, was zum Thema Aberglauben gehört. Die gepfählten Opfer und andere zeitgleich stattfindenden gruseligen Vorkommnisse lassen auch an Untote, Vampire oder Wiedergänger denken. Könnte der Mörder durch einen solchen Irrglauben angetrieben werden? Wie passt Walzerkönig Johann Strauss in dieses Szenario und was hat es mit dem jungen Mädchen auf sich, dass sich allein auf dem Friedhof herumtreibt?

All dieses findet statt in einer Zeit, die durch krasse Unterschiede gekennzeichnet ist. Da treffen Tradition und Volksglaube auf viele moderne Entwicklungen, zwischen den Fiakern fahren Fahrräder und die ersten Automobile, wer fortschrittlich sein will und über Geld verfügt, nennt ein Telefon oder einen Fotoapparat sein Eigen. Überhaupt pflegt ein Teil der Bevölkerung einen mondänen Lebensstil, die feine Gesellschaft Wiens sonnt sich in ihrem Reichtum und hat nichts mit dem anderen Teil gemein, dessen Leben durch Armut und Überlebenskampf geprägt ist. Diese spezielle Atmosphäre wird im Buch sehr gut beschrieben, ich begab mich beim Lesen auf eine fesselnde Zeitreise, die ich gerne fortsetzen werde.

Fazit: Tolle Atmosphäre, sehr spannend, faszinierende Charaktere – diese Zeitreise ins Wien des späten 19. Jahrhunderts hat Spaß gemacht.

Bewertung vom 03.08.2021
Kramer, Gerd

Tidetod


sehr gut

»Wer tötet einen Menschen und gibt ihm eine Waffe als Grabbeilage mit in den Sarg? Vielleicht war das bei den alten Ägyptern üblich, hier in Nordfriesland haben wir andere Sitten.«

In Husum treibt ein Entführer und Mörder sein Unwesen, der seine Opfer zum Überlebenskampf zwingt. Einige konnten, teils schwer verletzt, entkommen. Die Kommissare Flottmann und Hilgersen sind rund um die Uhr gefordert, zumal auch ein kleines Mädchen vermisst wird. Was treibt diesen Täter um und vor allem, wie kann man ihn stoppen?

Von der ersten Seite an ist dieses Buch ein Wettlauf gegen die Zeit. Der Leser ist dabei, wenn die Opfer versuchen, ihr Leben zu retten. Teilweise wird es dabei richtig fies, wer es cosy mag, ist hier falsch. Obwohl sich manche Entwicklung früh abzeichnete, blieb die Spannung. Dazu beigetragen hat sicher der Stil, den ich gleichzeitig als fesselnd und unterhaltsam empfand.

Sympathisch waren mir vor allem die beiden Kommissare sowie ein Musiker namens Leon Gerber, der über ein hochsensibles Gehör verfügt und damit die Ermittler unterstützen kann. Flottmann und Hilgersen sind ziemlich verschieden und liefern sich regelmäßig witzige Wortgefechte, das kennt man so von vielen anderen Teams, ich lese es aber immer gern.

Fazit: Dieser Krimi konnte mich zwar nicht sonderlich überraschen, aber auf jeden Fall gut unterhalten. Ich denke, ich nehme mir auch mal den Vorgängerband vor.

Bewertung vom 29.07.2021
Reifenberg, Frank Maria

Herr K macht Wiau


ausgezeichnet

»Und vor allem fühlt er sich wie ein Hund. Darauf kommt es an.«

Eines Morgens wacht Herr K mit dem ganz deutlichen Gefühl auf, dass etwas anders ist. Oder besser gesagt, dass etwas an ihm anders ist. Im Spiegel sieht er denselben Kater, der ihn auch am Vortag angeblickt hat. Nur erkennt er jetzt, dass er eigentlich ein Hund ist.

Herr K ist fürchterlich erschrocken. Wie wird seine Umgebung reagieren? Doch sowohl seine Verlobte, Spitzmaus Mimosa, als auch die Hunde, die er trifft, sind sehr entspannt. Wenn er sich wie ein Hund fühlt, dann ist er halt ein Hund. Ganz einfach.

Als Erwachsener weiß man natürlich, dass es nicht so einfach ist, wenn man realisiert, dass man im falschen Körper steckt. Die Umsetzung dieses wichtigen Themas in diesem Kinderbuch finde ich sehr gelungen. Alle Beteiligten stutzen kurz und überlegen dann: Wie muss man denn aussehen, um ein Hund zu sehen? Alle Hunde auf der Hundewiese sehen völlig verschieden aus und vier Beine, Fell und einen Schwanz hat K auch. Sie bellen auch alle ganz verschieden – völlig ok also, wenn Herr K Wiau ruft, Thema erledigt. Und überhaupt: Auch die Hunde, die wie Hunde aussehen, benehmen sich nicht alle gleich. Und Mimosa mag nichts essen, was Mäuse sonst so essen, sondern ausschließlich Kekse. Jeder ist anders und genau das ist normal.

Die Illustrationen sind farbenfroh, liebevoll und witzig zugleich, die Texte perfekt zum Vor- und Selberlesen. Und große und kleine Leser werden Herrn K als das sehen, was er wirklich ist.

Fazit: Es kann so einfach sein. Ein wichtiges Thema, kindgerecht umgesetzt.

Bewertung vom 29.07.2021
Marley, Robert C.

Inspector Swanson und der Fall Jack the Ripper / Inspector Swanson Bd.2


sehr gut

»Und wo fangen wir an, Sir? Haben wir überhaupt einen Anhaltspunkt? Prostituierte wie Mary Ann Nichols werden in dem Dschungel da draußen jeden Tag ermordet.«
»Ermordet, ja … aber nicht abgeschlachtet und öffentlich zur Schau gestellt. Wenn er sie in den Fluss geworfen hätte, wäre sie vielleicht niemals gefunden worden. Nein, wer immer sie so verstümmelt hat, wollte, dass sie gefunden wird.«

London, 1888. Das Team um Chief Inspector Donald Swanson hat schon viel Schlimmes gesehen, aber die Mordserie im Stadtteil Whitechapel schlägt alles. Wer mordet so brutal und blutig und vor allem warum? Es gibt reichlich Gerüchte und die Liste der Verdächtigen wächst stetig, doch im gleichen Maß scheinen die Ermittlungen boykottiert zu werden…

Wer war Jack the Ripper? Diese Frage treibt auch heute noch viele Menschen um und wird sich doch vermutlich nie beantworten lassen. Wer sich auf den aktuellen Stand der Ripperforschung bringen will, findet dazu reichlich Fachliteratur. Robert C. Marley geht mit seinem Buch einen anderen Weg. Geschickt baut er die historischen Personen, Ermittler, Opfer und Verdächtige, in eine spannende Krimihandlung ein.

Ich habe so einiges von der besagten Fachliteratur gelesen. Normalerweise mag ich es nicht so, wenn bei realen Kriminalfällen hinzugedichtet wird, aber hier passte alles. Die Atmosphäre dicht, der Stil sehr angenehm. Zudem freute ich mich über jeden bekannten Namen und kam ihnen beim Lesen viel näher, als es durch die reinen Sachbücher möglich wäre. Und letztlich ist es vollkommen legitim, sich bei einem Fall wie diesem, bei dem es gefühlt unzählige Verdächtige gibt, für die Auflösung auf einen davon festzulegen. Argumentativ passte die Auflösung auch, wenn sie real wäre, könnte ich sie nachvollziehen.

Fazit: Sehr gelungener Krimi rund um die historische Mordserie. Wer weiß, vielleicht war es ja so?