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Bücherwurm

Bewertungen

Insgesamt 288 Bewertungen
Bewertung vom 01.04.2022
Schmidt, Joachim B.

Tell


sehr gut

Der Autor Joachim B. Schmidt hat die Sage rund um den Schweizer Nationalhelden Wilhelm Tell neu aufgelegt und modernisiert. In kurzen Sequenzen mit wechselnder Perspektive erlebt der Leser Tells Geschichte aus der Sicht diverser Figuren.

Obwohl mir der rasche Tempowechsel zunächst erschwerte, den Überblick zu behalten, sorgte er für einen intensiven Sog. Ich konnte den Roman kaum noch aus den Händen legen. Die Figuren sind vielfältig gestaltet und jede Bevölkerungsschicht ist vertreten. Hierdurch erhält der Leser einen guten Einblick in damalige Verhältnisse. Darüber hinaus ermöglicht die Schilderung aus Sicht der Figuren einen emotionalen Zugang zu der Sage rund um Wilhelm Tell. Wilhelm Tell selbst tritt bei Joachim B. Schmidt als grimmiger, nahezu aggressiver Anti-Held auf, weshalb ich anfangs große Schwierigkeiten hatte, die Lektüre für mich anzunehmen. Für mich war Wilhelm Tell stets der strahlende Held. Im Laufe der Geschichte habe ich die Art und Weise der Erzählung und Darstellung aber als sehr raffiniert und interessant kennen gelernt. Denn der Roman erweitert die Sage von Wilhelm Tell um mehrere Ebenen. Insbesondere durch die wechselnden Perspektiven wird gezeigt, was für ein Mensch hinter dem Nationalhelden Wilhelm Tell steckt bzw. gesteckt haben könnte. Der Held wurde nachfolgend zum Menschen und deutlich nahbarer. Dies eröffnet neue Perspektiven und hat mir ausgesprochen gut gefallen, denn der Roman setzt sich hierdurch stark von Schillers Werk ab. Durch die Neuinterpretation der Sage und den modernen, eindringlichen Sprachstil wird Wilhelm Tell meines Erachtens auch jüngeren Generationen nahe gebracht. Etwas vermisst habe ich allerdings tiefere Einblicke in die historischen und politischen Begebenheiten, was aber sicherlich Geschmackssache ist.

Fazit: Ein zusammenfassend sehr Sog ausübender, starker Wilhelm Tell Roman, dessen moderne Neuinterpretation ihn auch der jüngeren Generation zugänglich macht.

Bewertung vom 16.03.2022
MacKay, Nina

Fluchbrecher / Legend Academy Bd.1


ausgezeichnet

Nachdem Graylee an ihrer High School erneut Unruhe stiftet, indem sie mit ihrer Guerilla-Strickarbeit den Schuleingang blockiert, ist das Fass endgültig übergelaufen. Für das nächste Halbjahr soll sie statt ihrer High School in San Franzisco, ein Internat für „Problemschüler“ in Texas besuchen. Dort erfährt Graylee allerdings, dass das Internat für Nachfahren mythischer Wesen eingerichtet wurde und sie ebenfalls eine der „Legenden“ sein soll. Während Graylee sich noch fragt, ob sie das glauben kann oder doch eher tagträumt, bricht sich ein Fluch Bahn, der seit Jahren auf dem Internat liegt…

„Legend Academy – Fluchbrecher“ ist Auftakt einer neuen Jugendbuch-Fantasy-Reihe von Nina MacKay. Die Kombination aus mythischen Wesen, einem Fluch, einem magischen See, Gestaltenwandler, Nornen, sprechenden Kolibris, die á la Cinderella die Hausarbeit erledigen, und den „Spezialkräften“ der Protagonistin Graylee wirkte für mich auf den ersten Blick einfach nur abstrus. Ich bin deshalb mit nicht allzu hoher Erwartung in den Roman gestartet. Umso überraschter war ich, dass die Ausarbeitung der Autorin unglaublich gelungen ist. Vollkommen unerwartet hat mich dieser fantasievolle und spritzige Jugendroman ab Seite 1 gefesselt. Mit einem angenehmen und vor Leichtigkeit strotzenden Sprachstil wird die Geschichte rund um Graylee und die Legend Academy erzählt. Die mythischen Wesen und das Setting wurden von der Autorin bewusst gewählt und setzen sich mit Selkies, Chimären und Co. von anderen Fantasy-Jugendromanen ab. Die einzelnen Figuren unterscheiden sich stark voneinander und sind nicht klischeehaft zu durchschauen. Die sprechenden Kolibris sind, wenn auch auf dem Papier eigentlich abstrus, für mich nicht mehr wegzudenken! Sie sind unglaublich niedlich und sorgen für viele Lacher. Ohne Pathos oder Herzschmerz empfand ich den Roman als erfrischend andersartig und amüsant. Die sich anbahnende Liebesgeschichte zwischen Graylee und Hudson stand dabei glücklicherweise nicht im Fokus. Stattdessen dreht sich alles um den mysteriösen Fluch, die magischen Kräfte und Graylees Herkunft. Mehrere Handlungsstränge und Ereignisse rund um den Fluch sorgen für Spannung und bunte Vielfalt. Der Roman endet mit einem fiesen Cliffhanger, den ich überhaupt nicht erwartet habe, der mich sehr verwirrt hat und den ich absolut noch nicht deuten kann. Ich bin deshalb schon sehr gespannt auf Teil 2!

Fazit: Eine vollkommen positive Überraschung und für mich schon jetzt ein Lesehighlight 2022: Dank spritziger Leichtigkeit, amüsanten Charakteren und spannender Ereignisse habe ich das Lesen einfach nur genossen!

Bewertung vom 12.03.2022
McLaughlin, Eoin

Lass dich drücken!


gut

„Lass dich drücken“ war meine erste Begegnung mit Igel und Schildkröte. Wegen der bezaubernden Illustrationen war ich unglaublich neugierig auf dieses Kinderbuch. Es erinnert mich in seinem Stil an „Weißt du eigentlich, wie lieb ich dich hab?“, kommt aber für mich nicht ganz an das Kinderbuch mit den süßen Hasen heran. Die Bilder von Igel und Schildkröte sind zauberhaft und wunderschön. Auch die Botschaft, die vermittelt werden soll, ist wichtig und süß. Leider empfand ich den zugehörigen Text aber als sehr mager und das kleine Büchlein von der Seitenanzahl zu kurz. Ich zweifle zudem, ob die Botschaft, die vermittelt werden soll, von einem 3-Jährigen umgehend erfasst werden kann. Ich halte das Buch eher gut geeignet z.B. als kleines Präsent für eine gute Freundin. Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist für mich aber mit 10 Euro nicht ausgewogen. Ich habe insgesamt leider mehr erwartet.

Fazit: Ein süßes, aber sehr knappes Büchlein mit tollen Illustrationen, bei dem das Preis-Leistungs-Verhältnis aber leider unausgewogen ausfällt.

Bewertung vom 10.03.2022
Thilo

Madame Kunterbunt und das Geheimnis der Mutmagie / Madame Kunterbunt Bd.1


sehr gut

Inhalt: Die Schüler der 3a lieben ihre neue Klassenlehrerin! Madame Kunterbunt trägt Kleider in allen Farben des Regenbogens, wenn sie spricht, klingt es wie eine schöne Melodie, und sämtliche Sorgen werden in ihrer Gegenwart ein bisschen kleiner. Das liegt auch an ihren Chamäleons Cilly und Rosso, die immer herrlich viel Blödsinn anstellen und auch ansonsten echt fantastisch sind. Denn ihre schimmernden Schuppen haben Zauberkräfte!

„Madame Kunterbunt und das Geheimnis der Mutmagie“ ist eine warmherzige, niedliche Geschichte für Kinder ab 8 Jahren. Die beiden Chamäleons Cilly und Rosso sorgen für ulkiges Durcheinander und sind einfach drollig. Besonders charmant dabei ist ihr Sprechfehler, der einen oft schmunzeln lässt. Madame Kunterbunt ist eine besondere Lehrerin, die mit kreativen Lehrmethoden vermittelt, dass Schule auch Spaß machen kann. Mit ihrer aufgeschlossenen Art sorgt sie für Integration und Akzeptanz in ihrer Schulklasse. Begleitet wird das Buch von zauberhaften, detaillierten Illustrationen, die die Geschichte abrunden. Der Sprachstil ist dem Alter angemessen und flüssig. Ab und zu hatte ich das Gefühl, die Geschichte plätschert nur vor sich hin und es gab keine große Wendung. Dennoch ist Madame Kunterbunt eine nette, bunte Geschichte für Zwischendurch und besonders die wunderschönen Illustrationen bestechen das Leserauge.

Bewertung vom 10.03.2022
El-Bahay, Akram

Das Portal der dreizehn Reiche / Fabula Bd.1


sehr gut

Nachdem Will bei einem Schulausflug im Central Park einen mystischen Baum inklusive Fee entdeckt hat, hält er sich für verrückt. Auch seine Zwillingsschwester Charlotte glaubt ihm zunächst kein Wort. Doch nachdem in ihrer Wohnung eine Furie auftaucht und ihre Mutter verschollen scheint, kommt Will und Charlotte der Verdacht, dass es sich hier tatsächlich um reale Begebenheiten handeln könnte. Schon bald befinden sie sich mitten in einem fantastischen Abenteuer, in dem sie nicht nur versuchen, ihre Mutter wiederzufinden, sondern auch das magische Fabula vor dem Untergang zu retten. Wahrlich keine leichte Aufgabe…

„Fabula – das Portal der dreizehn Reiche“ ist der erste Roman, den ich vom Autor Akram El-Bahay gelesen habe. Das Buch ist für Kinder ab 10 Jahren geeignet und der Leser begleitet die Zwillinge Will und Charlotte auf ihrem Abenteuer in Fabula.

Die Geschichte ist gespickt mit einem herzallerliebsten, kindgerechten Humor, der mich häufig schmunzeln lies, mir dennoch hin und wieder mal zu kindlich erschien. Der Sprachstil ist aber durchgehend bildgewaltig und fantasievoll, was mir sehr gut gefallen hat, weil der Roman hierdurch m.E. auch für Erwachsene sehr gut zu lesen ist. Hierdurch musste ich beim Lesen sehr aufmerksam bleiben, um alle Nuancen und Details in Situationen zu erfassen. Als Buch vor dem Einschlafen eignet sich die Geschichte daher meines Achtens eher nicht – es würde einem zu viel entgehen und das wäre schade!

Auch inhaltlich ist der Roman unglaublich fantasievoll, bunt und mitreißend. Jede Figur ist dabei einzigartig und besonders. Ich habe sehr viele Figuren deshalb direkt ins Herz geschlossen. Sehr nett fand ich auch die vielen Einflüsse und versteckten Hinweise auf andere Fantasieromane wie „Die unendliche Geschichte“ oder „Harry Potter“. Ich hätte mir jedoch insgesamt eine intensivere Spannung gewünscht – ich klebte nicht mit der Nase im Buch und habe vor allem in der ersten Hälfte oft den Faden verloren. Die Handlung war mir hier manchmal zu wenig „zielorientiert“. Auch waren einige Begebenheiten und Rätsel für mich schnell offensichtlich. Zum Ende hin stieg die Spannung allerdings deutlich an und es gab auch für mich die ein oder andere echte Überraschung!

Fazit:
Eine in sich abgeschlossene, lebendige und detailreiche Fantasiegeschichte mit kindgerechtem Humor, die vor allem für den jungen Leser geeignet ist, durch den bildhaften, umfangreichen Schreibstil aber auch sehr gut von Erwachsenen gelesen werden kann!

Bewertung vom 14.02.2022
Prose, Nita

The Maid / Regency Grand Hotel Bd.1


weniger gut

„The Maid“ ist der erste Krimi von der Autorin Nita Prose. Ich war sehr gespannt, da ich das Konzept sehr gelungen fand - ein Zimmermädchen, das alles sieht, aber niemand nimmt das Zimmermädchen zur Kenntnis. Eine perfekte Ermittlerin für einen cosy Krimi. Die Protagonistin Molly, die im Hotel London Regency Hotel als Zinmermädchen arbeitet, ist allerdings sehr besonders bzw. speziell, loyal und übereifrig. Und damit eigentlich überhaupt nicht unauffällig. Vor allem aber ist sie furchtbar naiv. Zwischenmenschliche Reaktionen, Redewendungen und viele Situationen erfasst sie nicht und kann Freund und Feind nicht voneinander unterscheiden. Von jedem lässt sie sich ausnutzen, kriminelle Machenschaften und außereheliche Affären erkennt sie nicht. Das soll charmant wirken, auf Dauer nutzt sich dieser Effekt jedoch ab, und nervte mich zunehmend. Molly ist zwar sehr lieb, wirkt auf mich aber leider vor allem zurückgeblieben und ihre gutgläubige Art war für mich zunehmend kaum zu ertragen. Ab ihrer Zusammenarbeit mit wahren Freunden wird es aber deutlich besser und zum Ende hin gibt es einen überraschenden Kniff. Vielleicht ist Molly doch nicht so wehrlos wie sie scheint. Der Sprachstil ist stets angenehm und leicht. Ich habe die Geschichte als Hörbuch gehört, was von Anna Thalbach sehr passend gesprochen wurde und den Charakter der Protagonistin sehr gut unterstreicht.

Fazit: Der Krimi ist insgesamt recht einfach konzipiert. Agatha Christie Niveau wird meines Erachtens nicht mal annähernd erreicht. Auch, wenn der Krimi zum Ende hin deutlich besser wird, empfand ich Story und Protagonistin leider nicht amüsant oder charmant, sondern tendenziell bemitleidenswert.

Bewertung vom 19.01.2022
Cavanagh, Steve

Thirteen / Eddie Flynn Bd.4


sehr gut

Inhalt: Der New Yorker Strafverteidiger Eddie Flynn soll Amerikas prominentesten Mordverdächtigen vor Gericht vertreten: Robert »Bobby« Solomon – jung, attraktiv und der Liebling von ganz Hollywood. Eddies Klienten zählen normalerweise nicht zu den Reichen und Schönen. Aber wenn er von der Unschuld eines Angeklagten überzeugt ist, tut Eddie alles, um ihn freizubekommen. Und er glaubt Bobby, dass dieser nichts mit dem Mord an seiner Frau und deren Liebhaber zu tun zu hat, obwohl alle Beweise gegen ihn sprechen. Der Fall scheint aussichtslos, bis Eddie erkennt: Der wahre Killer sitzt in der Jury ...

"Thirteen" ist Steven Cavanaghs erster Thriller und ich war unglaublich neugierig, denn sein Ruf eilte ihm bereits voraus. Ab Seite 1 wird der Leser mittels sehr angenehmem und wortgewandtem Sprachstil in den Bann gezogen, denn man erfährt die Geschichte aus wechselnder Perspektive. Unter anderem begleitet der Leser den Mörder bei seinen Gräueltaten und erlebt hautnah seine abtrünnigen Gedanken. Starker Tobak, der mich einige Nächte kaum hat schlafen lassen. Für diese Lektüre bin ich wohl doch zu zart besaitet!

Bewertung vom 09.01.2022
Graßhoff, Marie

Hard Liquor / Food Universe Bd.1


gut

Sobald Tycho Alkohol trinkt, wird sie übermächtig stark. Gleichzeitig werden bei ihr jedoch auch düstere Instinkte wach, die sie nutzt, um nachts auf den Straßen von New York zwielichtige Typen aufzumischen. Als sie erfährt, dass sie eine Nachfahrin alter Götter ist und eine Sekte hinter ihr her ist, um sie sich gefügig zu machen, gerät ihr Weltbild ins Wanken und sie weiß nicht mehr, wem sie noch vertrauen kann…

„Hard Liquor“ ist Band 1 einer neuen Urban-Fantasy-Serie um die Nachfahren alter Götter von Marie Grasshoff. Ich hatte bisher noch keinen Roman der Autorin gelesen und war umso gespannter.
Inhaltlich bietet Tychos Geschichte eine interessante Konstellation, die mich sehr neugierig gemacht hat. Sie nimmt schnell an Fahrt auf und die Stimmung ist düster und geheimnisvoll. Schnell wollte ich wissen, welche Hintergründe zu Tychos Verhalten führten. Obwohl ich insgesamt doch eher erwartungsvoll war und stets weiterlesen wollte, konnte der Roman mich dennoch nicht vollends überzeugen. Ich persönlich hatte durchgehend Schwierigkeiten, Tychos massiven Alkoholkonsum und ihre Alkoholsucht als probates Mittel der Selbstverteidigung anzusehen. Hier konnte ich leider keinen entspannten Zugang zu einer eigentlich für Angehörige und Betroffene so schwerwiegenden Thematik finden und die entsprechenden Anteile der Geschichte mit Abstand lesen. Zudem hat der Klappentext des Buches leider schon sehr viel vorweggenommen, dass nur noch wenige Überraschungen auf mich warteten und der Spannungsbogen retrospektiv eher flach verlief. Darüber hinaus hätte ich mir mehr Details und Ausschmückungen des Fantasyanteils gewünscht. Im Vordergrund standen hingegen durchgehend viele Kampfszenen und Lagebesprechungen, die mich allmählich ermüdeten. Der Roman las sich für mich daher wie ein Action-Roman und weniger wie ein Fantasy-Roman. Zuletzt blieben auch einige Fragen offen, obwohl Band 1 in sich abgeschlossen sein soll und Tychos Geschichte endet.

Die verschiedene Charaktere wirkten gut ausgearbeitet und ich war furchtbar traurig, als mir meine Lieblingsfigur das Herz brach (um nicht versehentlich zu spoilern, verrate ich nicht, um wen es sich hierbei handelt). Besonders hervorheben möchte ich den Sprachstil. Er hat mich ab der ersten Seite abgeholt und eingelullt. Der Wechsel zwischen Dialogen, Beschreibungen und Tychos Gedanken war fließend und gut ausgewogen. Gerne hätte ich noch mehr Ausgestaltung und Details z.B. von Tychos Alltag in der Uni, dem Aussehen ihrer Wohnung und Lebensumständen gewünscht, um noch tiefer in die Geschichte gesogen zu werden.

Insgesamt bietet „Hard Liquor“ ein außergewöhnliches Konzept, das mir bis dato noch nicht begegnet war. Die Ausführung hätte ich mir Fantasy-reicher und weniger problembehaftet und Kampfszenen-orientiert gewünscht. Nichtsdestotrotz fühlte ich mich gut unterhalten und der Roman war sehr kurzweilig.