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anette1809 - katzemitbuch.de
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Bewertungen

Insgesamt 1031 Bewertungen
Bewertung vom 29.12.2018
Moore, Clement Clarke

Die Nacht vor Weihnachten


sehr gut

Das Gedicht “Die Nacht vor Weihnachten” hat Clement Clarke Moore bereits im 19. Jahrhundert verfasst, dennoch hat es bis zum heutigen Tag nichts von seinem Zauber verloren. Es ist ein wunderbarer Klassiker, in der ein Junge den Weihnachtsmann mit seinen Rentieren zu Gesicht bekommt und selbst Erwachsene wieder ein bisschen an den Weihnachtsmann glauben lässt.

Die vorliegende Ausgabe ist zweisprachig ausgeführt. Neben den Versen in der Originalfassung enthält des Buch die deutsche Übersetzung von Werner Thuswaldner. Das Gedicht wurde in den 1940er Jahren bereits von Erich Kästner übersetzt. Zum direkten Vergleich habe ich mir die ursprüngliche Übersetzung herangezogen und für meinen Geschmack schneidet die Übersetzung von Erich Kästner besser ab. Aber auch ohne die beiden Übersetzungen einem direkten Vergleich zu unterziehen, werden sicher einige Leser darüber stolpern, dass die Übertragung des Verses, in dem der Weihnachtsmann seine Rentiere antreibt, Werner Thuswaldner nicht zufriedenstellend gelungen ist. Über die restlichen Änderungen kann man wohlwollend hinwegsehen. Die neue Übersetzung ist etwas moderner als die von Erich Kästner geraten, was sie aber nicht schlechter macht bis auf das hervorgehobene Beispiel. Im Gegenteil wird die sanft modernisierte Sprache Kinder vielleicht mehr ansprechen.

Now, Dasher, now, Dancer! Now, Prancer and Vixen!
On, Comet! On, Cupid! On, Donder and Blitzen!

Renner, mach vorwärts und ihr anderen auch!
Nichts was uns aufhält, weder Blitz noch und Rauch.

Illustriert wurde diese Ausgabe von Lisbeth Zwerger, die einen wahrhaft märchenhaften Zeichenstil zueigen hat, der meines Erachtens wunderbar dazu geeignet ist altertümliche Texte zu begleiten. Hier habe ich nur zu bemängeln, dass die formatfüllenden Illustrationen nicht über die komplette Seite gehen, sondern einen weißen Rand aufweisen. Ich persönlich finde Bilder, die die Seiten bis zum Rand ausfüllen, viel schöner anzusehen. Was ich jedoch als besonders gelungen hervorheben möchte, sind die zauberhaften Eiskristalle aus der Feder Lisbeth Zwergers, die aus kleinen Figuren bestehen, die sich an Händen oder Füßen berühren.

Ein Klassiker in neuem Gewand, der mit dem großen Pluspunkt aufwartet, dass man dieses schöne Gedicht von Clement Clarke Moore nicht nur in einer deutschen Übersetzung, sondern auch im Original genießen kann.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 29.12.2018
Kaden, Outi

Winter im Wichtelwald


sehr gut

“Winter im Wichtelwald” ist ein kleines Büchlein, welches sich gut mit Kindern im Winter lesen lässt.
Es handelt sich um Naturfotos mit Tieren, in die ein kleiner Wichtel gemeinsam mit seinem Käferchen hinein gezeichnet wurde, jeweils passend zu der fotografierten Szene, so dass sich der Wichtel auf den Bildern um die Tiere im Wald kümmern kann.
Sei es, dass er sie füttert oder ihnen hilft, weil sie krank sind. Dazu findet man auf jeder Doppelseite einen gereimten Vers, der das Geschehen auf den Fotos aufgreift.

Insgesamt gefällt mir die Symbiose aus Fotos und gezeichneten Elementen sehr gut. Die Naturfotos sind gelungen und die Zeichnungen sehr niedlich.
Die Texte sind nett gereimt und gut zum Vorlesen geeignet. Zudem regen kleine Reime Kinder zum Nachahmen und “Mitlesen” an.

Allzu viel zu entdecken gibt es auf den Bildern jedoch nicht, so dass Kinder nach ein- oder zweimaligem Ansehen möglicherweise die Lust an den Wichtelabenteuern im Winterwald verlieren.
Wer das Zusammenwirken von Fotos und gezeichneten Elementen mag, sollte jedoch einen Blick in das kleine Buch riskieren, denn in der Umsetzung ist es wirklich schön und nett anzuschauen.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 29.12.2018

Arche Literatur Kalender 2019


sehr gut

“Lesen und Leben” ist das Motto des Arche Literatur Kalenders für das Jahr 2019.
In diesem Kalender steht wöchentlich ein anderer Autor im Fokus. Durch eine ausführliche Textpassage und eine Kurzbiographie wird jeder vorgestellt, außerdem nimmt eine Fotografie des präsentierten Autors einen Großteil jeder Kalenderseite ein. Im Vergleich zum Blattanteil, der von Text und Bild eingenommen wird, ist das eigentliche Kalendarium recht klein. Da unter jedem Tagesdatum Geburt- und Sterbedaten von Schriftstellern aufgeführt sind, bleibt keinerlei Platz für persönliche Eintragungen. So ist der Kalender zwar interessant anzuschauen und vor allen Dingen zu lesen, dennoch hätte ich mir wenigstens so viel Platz gewünscht, dass ich mir unter den einzelnen Tagen Termine vermerken könnte.
Wer bei den Fotos die Angabe des Fotografen vermisst, findet diese Daten gesammelt im Anhang. Da der Kalender bei Erwerb eingeschweißt ist, kann man sich auf der Rückseite dank sechs Beispielen der 52 Kalenderblätter einen kurzen Eindruck vom Inhalt verschaffen.
Die vorgestellten Autoren bieten eine bunte Mischung durch verschiedene Jahrhunderte und Genre, bekannt und weniger bekannt, so dass man neben “alten Bekannten” ganz sicher auch viele neue Namen entdeckt, die vielleicht die Neugierde wecken, sich näher mit der vorgestellten Person und deren Werken zu beschäftigen.
Der Literatur Kalender ist nicht praktisch, sondern “nur” schön und informativ, dafür ist er ein abwechslungsreicher Wandschmuck für Literaturliebhaber, die ihre Liebe nicht nur beim Lesen von Büchern ausleben wollen.

Bewertung vom 29.12.2018
Haig, Matt

Ich und der Weihnachtsmann


ausgezeichnet

Nach den Abenteuern aus den beiden vorangegangenen Büchern leben der Weihnachtsmann, Mary und Amelia nun allesamt am Nordpol in Wichtelgrund. Amelia fühlt sich dort jedoch als totale Außenseiterin. Zwar ist sie dank des Weihnachtsmannes und Mary nicht der einzige Mensch in Wichtelgrund, jedoch der einzige, der nicht verdrumwickt wurde, also über keinerlei magische Fähigkeiten verfügt.
Da der bösartige Wichtel Wodol zwar auf Grund früherer Taten bestraft wurde, aber immer noch auf Ärger aus ist, nehmen verschiedene Dinge ihren Lauf, die Amelia immer weiter ins Abseits drängen. Auf der Suche nach einer Tätigkeit, oder einem Schulfach, bei dem sie einigermaßen mit den Wichteln mithalten kann, kommt es zu einem Unfall mit einem Flugschlitten. Der hinterlistige Wodol nutzt diese Verkettung unglücklicher Ereignisse, um eine bösartige Intrige zu spinnen, die Amelia, Mary und den Weihnachtsmann aus Wichtelgrund vertreiben soll und ist sich dabei nicht einmal zu schade, die Kaninchen einzuspannen, die mit den Wichteln seit vielen Jahren spinnefeind sind. Dabei setzt er sogar den Fortbestand des Weihnachtsfests aufs Spiel.
Ob es den drei Menschen mit Hilfe der Wahrheitselfe gelingen wird Weihnachten zu retten?

Zwar fehlte mir bei “Ich und der Weihnachtsmann” etwas von dem Weihnachtszauber, den die beiden Vorgängerbände verströmt hatten, dennoch liefert Matt Haig wieder eine zauberhafte Geschichte ab, die von Chris Mould kongenial in Szene gesetzt wurde. Der Leser trifft mit dem Weihnachtsmann, Amelia, Mary, der Wahrheitselfe, Wodol oder Nusch auf viele Charaktere, die er in den beiden vorangegangenen Bänden kennengelernt hat, dennoch sorgt Matt Haig für frischen Wind, was sein Personal angeht, sei es mit einigen Wichteln, die er neu einführt, oder den Kaninchen rund um den Osterhasen, die im späteren Verlauf eine große Rolle einnehmen.
Besonders viel Spaß hatte ich in dieser Geschichte mit der Wahrheitselfe, und habe zu meiner Freude festgestellt, dass im Original mittlerweile ein Spin Off mit ihr als Hauptfigur erschienen ist. Die Wahrheit ist nicht immer einfach zu akzeptieren, und so wirkt die Wahrheitselfe auf den ersten Blick sehr ruppig und wenig liebenswert. Jedoch weiß man bei ihr immer, woran man ist, und meistens sind es doch die wahren Freunde, die uns mit der Wahrheit konfrontieren, auch wenn diese verletzen kann. Matt Haig baut jedoch hier auch einen lustigen Aspekt ein, da die Wahrheitselfe in den Weihnachtsmann verliebt ist und dies auf Grund ihres Wesens nicht verheimlichen kann.
Neben der Wahrheitselfe ist es vor allem Nusch, die als Nachfolgerin von Wodol die Leitung der Zeitung “Tagesschnee” übernommen hat, die hinter Amelia steht, jedoch muss der Leser erfahren, dass es nicht einfach ist, dass tatsächlich der Recht bekommt, der im Recht ist und die Wahrheit vertritt. Den Wichteln geht es wie uns Menschen, sie sind sensationsgierig und springen viel eher auf die Lügengeschichten an, die Wodol in seiner neuen Zeitung “Der wahre Schnee” verbreitet.

“[…] Wenn man nur danach geht, was jemand sagt, weiß man nicht immer die Wahrheit über ihn.” (S.99)

“Ich und der Weihnachtsmann” beschert den Lesern ein fantasievolles Wiedersehen mit den Helden aus “Ein Junge namens Weihnacht” und “Das Mädchen, das Weihnachten rettet”.
Mir gefällt die Botschaft, dass Hoffnung wichtig ist, um Großes zu bewirken und man immer eine Möglichkeit sehen soll, scheinbar Unmögliches in die Tat umzusetzen. Für mich liegt darin nicht nur der Geist von Weihnachten, sondern vielmehr ein Lebensmotto, welches man sich das ganze Jahr zu Herzen nehmen sollte!
Daneben hat das Zusammenspiel zwischen Wahrheit und Lüge eine tragende Rolle in dieser Geschichte inne und wie schwierig es manchmal ist, beides zu erkennen und auseinanderzuhalten. Eine wertvolle Lektion, die man mit dieser Geschichte schon jüngeren Kindern nahebringen kann, da sich die Weihnachtsgeschichten von Matt Haig auch sehr gut zum Vorlesen eignen.

Bewertung vom 29.12.2018
Rossell, Judith

Stella Montgomery und die bedauerliche Verwandlung des Mr Filbert / Stella Montgomery Bd.1


sehr gut

Das von Nina Dulleck gestaltete Cover in Verbindung mit dem außergewöhnlichen Titel hat meine Aufmerksamkeit auf dieses Buch gelenkt. Im Inneren befinden sich zahlreiche stimmungsvolle Illustrationen, die jedoch von der Autorin selbst stammen.
Auf Grund von Titel und Klappentext hatte ich mit einen Kinderkrimi gerechnet, tatsächlich wartet die Geschichte jedoch mit zahlreichen fantastischen Elementen auf, so dass man einen Genremix aus viktorianischem Kriminalfall und fantastischem Roman erhält.

Judith Rossell beschreibt das viktorianische Seebad authentisch, die fantastischen Elemente fügen sich stimmig in die Atmosphäre und den Kriminalfall ein. Es sind gleich zwei Dinge, die den Leser miträtseln und mitfiebern lassen. Zum einen natürlich das geheimnisvolle Fläschchen, welches Mr Filbert Stella anvertraut und die wahre Identität des Mannes. Vor allem aber bangt und hofft man mit Stella, dass sie das Rätsel um ihre eigene Herkunft lüften wird. Natürlich macht Judith Rossell es spannend und offenbart zwar einige Details, hält die Auflösung jedoch für die Folgebände zurück.

Im Laufe der Geschichte schließt Stella Freundschaften, leider trennen sich die Figuren am Ende des Falls wieder, was ich sehr schade finde, da ich von einigen auch gerne mehr in den folgenden Büchern gelesen hätte. Ich denke jedoch, dass Stella dort auf andere Personen trifft, da der Schauplatz der Geschichte ebenfalls wechselt.

Im Großen und Ganzen hat mich das erste Abenteuer von Stella Montgomery sehr gut unterhalten, nur waren einige Passagen in der zweiten Hälfte des Buches unnötig in die Länge gezogen bevor sich zum Ende hin plötzlich alles überschlug. Dies hätte die Autorin ausgewogener ausarbeiten müssen.

“Stella Montgomery und die bedauerliche Verwandlung des Mr Filbert” ist ein fantastisches Abenteuer mit allerlei skurrilem Personal, welches auf unheimliche und faszinierende Weise verzaubert und zu Recht in einem Atemzug mit Lemony Snickets betrüblichen Ereignissen genannt wird.

Bewertung vom 18.12.2018
Rundell, Katherine

Das Weihnachtswunder


sehr gut

Theo ist am Heiligen Abend alleine Zuhause, da seine Eltern arbeiten müssen. Zwar haben sie eine Babysitterin für ihn engagiert, aber die ist schon früh am Küchentisch eingeschlafen.
Er findet vier alte Christbaumfiguren, einen Engel mit gebrochenen Flügeln, einen rostigen Zinnsoldaten, ein Rotkehlchen und ein Schaukelpferd. Als er eine Sternschnuppe am Himmel sieht, wünscht er sich in seiner Einsamkeit, dass er nicht mehr alleine sein muss und tatsächlich erwachen die vier Figuren zum Leben…
Nicht nur Theo erlebt nun einen wundersamen Heiligen Abend, auch für die Figuren erfüllen sich ihre sehnlichsten Wünsche auf ihrem gemeinsamem Weg durch die Stadt und die Nacht vor Weihnachten. Der Engel bekommt neue Flügel, das Rotkehlchen darf wieder singen lernen, der Zinnsoldat findet seine Liebe und das verfressene Pferd schlägt sich den Magen voll. Und zurück Zuhause? Hat die Magie von Weihnachten einen weiteres Wunder bewirkt!

Ein klassisch erzähltes Weihnachtsmärchen und nostalgische Illustrationen werden in meinen Augen vor allem ältere Leser begeistern können, zudem das Buch derart schön ausgestattet ist und unter dem Schutzumschlag so edel aussieht, dass sich der ein oder andere Leser möglicherweise selbst damit beschenken möchte.
Ob Kinder von sich aus nach diesem Buch greifen, kann ich nicht beurteilen, aber ich denke, dass es eine sehr schöne generationenübergreifende Geschichte ist, die Eltern oder Großeltern sehr gerne ihren Kindern und Enkeln vorlesen.

Es gibt kleine Illustrationen, aber auch sehr viele großformatige, seitenfüllende Bilder von Emily Sutton, die die Geschichte von Katherine Rundell begleiten. Die Bilder sind warm und nostalgisch und erwecken genau wie die Geschichte selbst ein “weihnachtliches Gefühl”. Sie sind farbenfroh, aber nicht grell, und man kann auf den großflächigen Bildern sehr viel entdecken, was neben der Geschichte den Austausch mit zuhörenden Kindern fördert.

Für mich bot “Das Weihnachtswunder” zwar keine große Überraschung, da man ähnliches bereits kennt, wenn man Weihnachtsgeschichten liebt, aber die Geschichte ist wunderschön, nostalgisch und fantasievoll umgesetzt und bringt Lesern sowie Zuhörern den Geist von Weihnachten näher, da die Geschichte vermittelt, was im Leben – und nicht nur an Weihnachten! – wirklich wichtig ist.

Bewertung vom 17.12.2018
Thuswaldner, Werner

Stille Nacht - Heilige Nacht


ausgezeichnet

“Stille Nacht! Heilige Nacht!” erzählt die Entstehungsgeschichte des wohl weltweit bekanntesten Weihnachtsliedes, so trägt das Buch auch den Untertitel “Ein Lied für die Welt”.

Es war zu Weihnachten im frühen 19. Jahrhundert, in einem so harten Winter, dass die Menschen jegliche Hoffnung verloren. In diesem Winter taten sich der Hilfspriester Joseph Mohr und der Organist Franz Xaver Gruber zusammen und machten den leidgeprüften Menschen in ihrer Heimat ein ganz besonderes Geschenk mit diesem Lied. Mohr verfasste das Gedicht, Gruber erfand die Melodie dazu. Am Ende der Mitternachtsmesse trugen die beiden das neue Lied unter Gitarrenbegleitung vor und damit begann der Siegeszug der kleinen Melodie rund um die Welt…
Missionare trugen es weiter an Orte, von denen Mohr und Gruber nie gehört hatten, und in ferne Zeiten. So wurde es auch während der Kriege gespielt und verband dort Menschen, die sonst Feinde waren, und wird noch heute gespielt, lange nachdem seine beiden Verfasser in Vergessenheit geraten sind. Umso schöner, dass man hier einiges über die beiden erfährt.

Die Illustrationen stammen von Robert Ingpen, dessen Stil sehr schön zu dieser stimmungsvollen und etwas altertümlichen Geschichte passt. Die winterlichen Szenen im Freien oder die kerzenbeleuchteten Bilder im Inneren der Kirche erzeugen eine tolle Atmosphäre.

Auf den vorderen und hinteren Vorsatzseiten ist das Lied in kompletter Länge abgedruckt.

Was könnte besser in die Vorweihnachtszeit passen als die Geschichte über das Weihnachtslied schlechthin? “Stille Nacht! Heilige Nacht!” ist empfehlenswert für Leser aller Altersklassen, die sich mit einer klassischen Geschichte auf die Weihnachtszeit einstimmen und nebenbei noch etwas über die Entstehung dieses wunderschönen Weihnachtslieds erfahren möchten.

Bewertung vom 17.12.2018
Blockum, Patrick L.

Oliver Parkins


sehr gut

Carsalen ist eine Welt, in die der elfjährige Oliver gemeinsam mit seinem Freund Alfie nach einem Zirkusbesuch gelangt.
Wir befinden uns im Jahr 1917 in England während des 1. Weltkriegs. Oliver wächst gemeinsam mit seiner jüngeren Schwester bei der Mutter auf, die ihre Familie alleine durchbringen muss. Das Geld ist mehr als knapp und so ist es für Oliver ein ganz besonderes Erlebnis, dass seine Mutter ihm den Besuch des in Fairie’s Willow gastierenden Wanderzirkus ermöglicht. Kurz vor Besuch der Vorstellung ist Oliver jedoch auf ein sprechendes Eichhörnchen aufmerksam geworden und in der Pause überredet sein Freund Alfie ihn dazu, diesem Geheimnis auf die Spur zu gehen. Dabei begegnen sie dem Gauklerfürst Alfonso Panzini, der tatsächlich aus einem einzigen Grund mit seinem Zirkus in Olivers kleinem Dorf gastiert. Er ist auf der Suche nach einem besonderen Jungen, der eine Prophezeiung erfüllen und damit Carsalen vor dem Untergang retten soll. Da Alfie zwar in der Prophezeiung nicht erwähnt wird, doch bei der Verkündung zugegen ist, treten die beiden ungleichen Freunde gemeinsam die Reise in das wundersame Land Carsalen an. Doch dort müssen sie sich zunächst unter Beweis stellen und das Vertrauen der Bewohner gewinnen.

Patrick L. Blockum hat mit der Welt des Zirkus und einem gealterten Oliver Parkins, dem der Leser zu Beginn der Geschichte in einem Seniorenheim begegnet, einen sehr zauberhaften und erfrischenden Einstieg geschaffen. Er lässt seinen Figuren Raum zur Entfaltung und die Leser können diese in einer bekannten Umgebung kennenlernen, bevor die Eindrücke aus dem unbekannten Land Carsalen auf sie einströmen.
Dieser Kniff hat mir sehr gut gefallen, da man in Carsalen so viele Eindrücke verarbeiten muss, dass die Figuren sonst ins Hintertreffen geraten wären. Mit dem gewählten Aufbau seiner Geschichte gelingt es dem Autor jedoch, sowohl seinen Figuren als auch der Welt Carsalen gerecht zu werden.
Sprachlich ist sein Werk sehr ausgereift und auch vom Anspruch her ist es durchaus für erwachsene Leser empfehlenswert. Stellenweise fand ich das Buch vielmehr von der Länge und der Ausarbeitung für das empfohlene Lesealter von 10 Jahren zu ambitioniert, andererseits sind Ambiente und Charaktere kindgerecht ausgewählt. Man sollte Spaß am Bestreiten von langwierigen Quests und einer gut ausgearbeiteten Welt mitbringen, da man durchaus auf zähe Passagen stößt, in denen es der Autor zu gut mit den Beschreibungen und seinem Faible für die sprachliche Ausarbeitung gemeint hat. Jugendliche und erwachsene Leser mögen dies entschuldigen, ob es viele Zehnjährige gibt, die unter diesen Gesichtspunkten bis zum Ende am Ball bleiben, wage ich zu bezweifeln. Ich denke jedoch, dass man die Eignung auf Grund des aussagefähigen Klappentextes gut beurteilen kann.

Patrick L. Blockum hat mit dem ersten Band um seinen Protagonisten Oliver Parkins eine wundervoll ausgearbeitete Welt erschaffen, die voller fantastischer Details steckt und auch den Humor nicht vermissen lässt. Seine Liebe zum Detail verlangt zwar stellenweise einen langen Atem, dennoch freut man sich darauf die Abenteuer von Oliver und seinen Freunden im fernen Carsalen weiter zu verfolgen, zudem die erste Geschichte noch viele Geheimnisse unbeantwortet lässt.