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Insgesamt 257 Bewertungen
Bewertung vom 31.10.2020
Die Republik
Voland, Maxim

Die Republik


gut

"Maxim Voland" ist das Pseudonym eines vielseitigen international bekannten deutschen Bestsellerautors. Sein Thriller "Die Republik" verfügt neben hilfreichem Lesebändchen u. a. über wichtiges Nachwort, interessantes Glossar und von mir vor allem zu Beginn häufig zu Rate gezogenes Personenregister.
Es ist ein "Was wäre, wenn...?"-Buch in welchem die Verhältnisse DDR/BRD genau umgekehrt sind.
Selbst, wenn ich das wusste, musste ich es mir doch während der Lektüre immer wieder vergegenwärtigen bzw. auf die aktuelle Situation bezogen einordnen.
Zwischendurch gab es echte oder fiktive Zitate und etliche versteckte Systemkritik beinhaltende Volkswitze.
Protagonisten sind ein DDR-Oberst Kuhn, Harper, eine kanadischstämmige junge Angehörige des brit. Geheimdienstes und Chris, ein aus Paris zur Beerdigung eines entfernten Verwandten angereister junger Mann, der in politische, militärische und vor allem höchst gefährliche Verwicklungen hinein gerät.
Hierbei wechselten die durch Ortsangaben zwar deutlich gemachten Schauplätze in einem irren Tempo und die Geschichte "drehte" sich immer wieder total um, dass es mir manchmal nahezu mehr Anstrengung als Spannung brachte.
Die eigentliche "Auflösung" erfolgt erst im Nachwort.
Cover und Titel passen zur Handlung.

Bewertung vom 22.10.2020
Wonderlands

Wonderlands


ausgezeichnet

Laura Millers nicht nur für Genrefans empfehlenswertes Sachbuch zu Sciefi, Horror & Fantasy"Wonderlands" übertraf meine Erwartungen bei weitem, obwohl Bücher (und Filme etc.) aus den Bereichen Science fiction, Horror und Fantasy nicht zu meinen Favoriten zählen und mir relativ selten gefallen.
Chronikartig aufgebaut führt uns das lesenswerte Werk in 5 Kapiteln von 3000 Jahre alten Epen bis hin zu den Autoren der Jetztzeit.
Kurze Inhaltsangaben mit aussagekräftigen Zitaten werden abgerundet durch Coverbilder, Filmplakate und Informationen zu den jeweiligen Autoren, Erscheinungsdaten und evtl. Verfilmungen.
Erinnerungen an Lieblingsbücher der Kinderzeit wie "Gullivers Reisen", wurden ebenso wach wie an Adventsvierteiler nach Büchern von Mark Twain, Jules Verne, oder Robert Louis Stevenso und Schullektüren wie "Edda", "Gilgamesch" oder "Odyssee".
Ich traf aber auch auf viele mir bisher nicht bekannte interessante Autoren und erhielt jede Menge Denkanstöße und etliche Leseanregungen.
Dicke Leseempfehlung!

Bewertung vom 19.09.2020
Die zitternde Welt
Paar, Tanja

Die zitternde Welt


gut

Der Titel könnte sich immerhin auf die politischen Ereignisse oder einen fahrenden Zug beziehen, der auf dem Kopf stehende Baum höchstens auf Ersteres.
Tanja Paars Roman "Die zitternde Welt" beginnt damit, dass Maria, eine junge, ledige, schwangere österreichische Provinzlerin mit einem "unbändigen Drang nach Selbstbestimmung und Freiheit" dem vor einiger Zeit abschiedslos nach Anatolien verschwundenen Vater ihres ungeborenen Kindes folgt. Im weiteren Verlauf der Geschichte wird die Familie größer und die Linie der Bagdadbahn, an der das Familienoberhaupt beschäftigt ist, länger. Das Thema "Bagdadbahn" interessierte mich sehr und auch über starke Frauen aus vergangenen Zeiten lese ich gern. So nahm ich denn anfangs auch regen Anteil am Schicksal der Protagonistin Maria, las mit großem Interesse über Fahrten von und nach Belemedik und Kayseri - sie waren dank der neben einem Lesebändchen im Buch erhaltenen Karte gut zu verfolgen - und erfreute mich an den Begegnungen der fiktiven Protagonistenfamilie mit historischen Personen wie Lawrence von Arabien, Gertrude Bell und Nazim Hikmet.
Aber mit dem durch den Ausbruch des der Ermordung des österreichischen Thronfolgers Erzherzog Franz Ferdinand und seiner morganatischen Gemahlin Sophie in Sarajewo folgenden Ersten Weltkrieges bedingten Auseinanderfall der Familie etwa in der Mitte des Buches schwand mein Interesse zunehmend dahin. Auch wenn mich eine Szene auf der Piazza Oberdan an ein kürzlich gern gelesenes anderes Buch erinnerte, konnte mich das Verfolgen der Einzelschicksale, selbst, wenn diese den damaligen Verhältnissen entsprechen sollten, mit etlichen neuen Nebenfiguren einfach nicht mehr fesseln. Möglicherweise hat auch die unmittelbar vorangegangene Lektüre des mich tief beeindruckenden Buches über Fey von Hassell "Bis wir uns wiedersehen" von Catherine Bailey die sprichwörtliche Latte zu hoch gelegt

Bewertung vom 16.09.2020
Bis wir uns wiedersehen
Bailey, Catherine

Bis wir uns wiedersehen


ausgezeichnet

Catherine Baileys historischer Roman "Bis wir uns wiedersehen - Eine Mutter, ihre geraubten Kinder und der Plan, Hitler umzubringen" (in meinen Augen mehr eine - überaus gelungene - Mischung zwischen Sachbuch und biografischem Roman) hat gute Chancen, mein Lesehighlight 2020 zu werden.
Den Untertitel finde ich zwar etwas irritierend, denn er erweckt den Eindruck, die ihrer Kinder beraubte Mutter wolle sich am "Führer" rächen, bezieht sich jedoch auf den 20. Juli 1944. Dies ist aber neben einem Rechtschreibfehler mein einziger Kritikpunkt.
Das Buch verfügt über mehrere S/W-Fotos, einige Landkarten, Personenverzeichnis, Quellennachweise und am Ende einen Überblick, was aus den wichtigsten Personen wurde, wovon sich vor allem Letztgenannter als interessant und die Karten, aus denen Kriegsgeschehen und "Reiseweg" der Hauptperson ersichtlich waren, als hilfreich erwiesen.
Im Mittelpunkt des sich nur auf reale Personen beziehenden erzählten Geschehens stehen Fey von Hassell, Tochter des aufgrund seiner Verstrickung beim Staatsstreichversuch gegen das NS-Regime und Adolf Hitler hingerichteten Ulrich von Hassell und Ehefrau des Italieners Detalmo Pirzio-Biroli, sowie deren Kinder Corrado Pirzio-Biroli (* 25. November 1940) und
Roberto Pirzio-Biroli (* 25. Februar 1942), die alle 3 von 1944 bis 1945 Sippenhäftlinge der SS waren. Kurz nach der Gefangennahme wurden ihr die Söhne entzogen, später sollten sie unter anderen Namen zur Adoption freigegeben werden. Fey selbst wurden mit anderen verhafteten 20. Juli-Angehörigen von Himmler als Privatgeisel für den Fall der Niederlage gegen die Alliierten betrachtet.
Spannend und sachlich erfährt der Leser von einer gefährlichen Odyssee durch Italien, Österreich und Deutschland, während der Fey oft in Lebensgefahr gerät. Das Wissen, dass ihre kleinen Kinder sich in ihrem Alter äußerlich ständig verändern und ihre Erinnerungen verblassen, wodurch die Chance des Wiederfindens - sofern alle Beteiligten denn am Leben bleiben - , belastet sie sehr. Trotz des erwähnten Tons konnte ich am Ende die Tränen nicht unterdrücken.
Tiefe charakterliche Abgründe, feige Mitläuferschaft, menschliche Schwächen aber auch Ehrenhaftigkeit, Heldentum, Opferbereitschaft Treue und Zivilcourage werden beeindruckend geschildert. Viele aus unterschiedlichen Sparten bekannte Namen finden Erwähnung wie z. B. Tirpitz, Vermehren, Schuschnigg, Bonhoeffer, Pius XII, Rilke, Leon Blum, Graf Bernadotte, Eisenhower, Truman, Churchill sowie div. deutsche und italienische Faschisten.

Bewertung vom 31.08.2020
Die Liebenden von der Piazza Oberdan
Klinger, Christian

Die Liebenden von der Piazza Oberdan


sehr gut

Christian Klinger präsentiert in seinem Roman "Die Liebenden von der Piazza Oberdan" in zwei Handlungssträngen die Konflikte dreier Generationen der Trientiner Familie Robusti und zugleich das Leben unter den Einflüssen Österreich-Ungarns, Mussolinis Italiens und zuletzt der nazideutschen Besatzung. Vater und Sohn Robusti sind real, wie in einem Nachwort erklärt wird, allerdings wurden z. B. Berufe und Vornamen abgeändert und Fakten mit Fiktionen ergänzt. Der Namensgeber des schicksalhaften titelgebenden Platzes war Guglielmo Oberdan oder Wilhelm Oberdank (1. 2. 1858 - 20. 12. 1882), der nach einem erfolglosen Attentat auf Kaiser Franz Joseph hingerichtet und so zum Märtyrer wurde. Das Buch sprach mich an, einige Austriazismen mögen allerdings nicht jedem Leser vertraut sein - "Jänner" für "Januar" kann man meiner Auffassung nach noch voraussetzen, aber "sekkieren" (schikanieren, drangsalieren. belästigen, plagen, nerven...) ist wohl weniger bekannt - und "Sie" wurde auch in der persönlichen Anrede nicht immer groß geschrieben.
Das HC verfügt über ein Lesebändchen, das Cover passt

Bewertung vom 31.08.2020
Arthurs wildes Hundeleben
Abidi, Heike

Arthurs wildes Hundeleben


sehr gut

Heike Abidis für Kinder ab 8 Jahren empfohlenes Kinderbuch "Arthurs wildes Hundeleben" gefiel mir recht gut. Altersentsprechend werden hier die durch ein Junge-Hund-Körpertausch-Verwechselungsspiel entstehenden meist sehr witzigen Situationen geschildert, aber die Zielgruppe lernt durch die Augen des menschlichen Helden Arthur gleichzeitig die eigentlichen Bedürfnisse sowie die elementarischen Umgangsregeln seinen vierbeinigen Freund "Lucky" betreffend kennen. Ursprünglich sollte er, der sich schon seit längerer Zeit sehnlichst einen Hund wünschte, nur für eine Woche auf "Lucky" aufpassen, während dessen Besitzer verreist sind. Aber wer hier auf wen aufpasst, das ist nicht immer eindeutig. Fazit: Lehrreich, lustig, lesenswert!

Bewertung vom 17.08.2020
Omama
Eckhart, Lisa

Omama


weniger gut

Nur mit sehr viel gutem Willen und wegen des originellen Covers, einer Anerkennung der unbestreitbar vorhandenen Bildung und Eloquenz sowie einer in Nuhr-Auftritten erworbenen Restsympathie gibt es aufgerundete 2 Sterne.
Relativ unterhaltsam, wenn auch bereits sehr fäkaliengeprägt, der erste Teil, danach weit über 200 Seiten nahezu nur noch von Erbrechen, Erotik oder Blasen- bzw. Darmtätigkeit zuzuschreibenden Körperausscheidungen handelnd und erst ab S. 312 (Kreuzfahrtteil) zwar weiterhin recht "feucht", aber doch bei aller Übertreibung wenigstens lustig, von guter Beobachtungsgabe, Phantasie und Humor zeugend.
Das Buch, bei dessen Lektüre ich manchmal fragte, ob sich die Autorin wohl über jeden zahlenden Leser lustig macht, handelt von Lisa Eckharts besonderer Beziehung zu ihrer Großmutter.