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Märchens Bücherwelt
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Wolfenbüttel

Bewertungen

Insgesamt 255 Bewertungen
Bewertung vom 01.11.2020
MacLeod Trotter, Janet

Die Sehnsucht nach Assam


gut

Ganz gespannt hab ich auf den 3.Teil der Reihe über die Frauen der Teeplantage gewartet. Hat man vorher schon viele exotische Eindrücke von Assam gewonnen, ob durch die landschaftliche Beschreibung, die Düfte, die Teesorten und vieles mehr, so konnte man zeitgleich auch die Geschichte über die Generationen der Frauen angefangen bei Olive und Carrie bis zu ihren eigenen Kindern mitverfolgen. Dieser Teil spielt sowohl in Assam als auch in England, denn Carries Tochter Adela strebt so ihre ganz eigene Vorstellung von Ausbildung und Beruf an und setzt dies durch verschiedene teilweise sehr spontane Aktionen auch durch. Sehr zum Leidwesen ihrer Eltern. Sie hat ein gutes Herz, aber oft agiert sie sehr unüberlegt, teilweise auch trotzig oder weil sie sich manches schlechter denkt, als es tatsächlich ist. Manchmal bremsen sie ihre Ängste und so erlebt man sie mal übereifrig und dann wieder als scheues Mädchen, was mich teilweise doch etwas genervt hat.
Natürlich erlebt man auch schwierige Situationen, doch bis auf eine Szene hat mir hier die Spannung gefehlt. Man spürt die Unruhen sowohl in Indien als auch im Rest der Welt, der 2.Weltkrieg startet, doch hier wird mehr Wert drauf gelegt, die ganzen politischen Abläufe zu erzählen, als letztendlich die Personen etwas mehr zu integrieren und Emotionen zu wecken. Es klang häufig wie eine Schilderung der Ereignisse, doch teilweise wirkten die Personen überhaupt nicht authentisch. Alle verfolgen ihre Ziele, egal was da kommt, es wird oft einfach ignoriert, ob Gefahr entsteht, die Handlungsweise Folgen hat oder wie andere sich dabei fühlen. Gerade bei Adela hätte ich mir einfach mehr gewünscht, es war ja ihre Geschichte, aber es hat mich leider überhaupt nicht abgeholt oder berührt. Und bei 592 Seiten wäre das wirklich wichtig gewesen. Die Unruhen und Aufstände waren zu lang, die romantische Seite viel zu kurz und am Ende zu schnell und ohne große Gefühle abgehandelt. Ich bin mir gar nicht sicher, ob es jetzt der Abschluss war oder ob ein weiterer Teil folgt, dafür blieben etliche Fragen offen.
Die Autorin hat umfangreich und gut recherchiert, fast schon zu viel, doch bei der Länge fehlte einfach die Ausgeglichenheit von historischen Ereignissen und der Handlung selber, obwohl mir der Schreibstil sonst gefällt und es schön ist, viele bekannte Personen aus den vorherigen beiden Teilen mal wieder zu treffen und zu sehen, wie es ihnen ergeht.

Bewertung vom 25.06.2020
Schörghofer, Manuela

Die Sündenbraut


ausgezeichnet

Das ist jetzt der 2.Roman und die „Braut-Reihe“ geht weiter. Diesmal mit einem Titel, der raffiniert gewählt ist, da man sich erstmal was völlig anderes darunter vorstellt und beim Lesen Stück für Stück dahinter kommt, was für eine Bedeutung er tatsächlich hat. Das Mittelalter war nun mal geprägt von Aberglauben und man hat natürlich alles dafür getan, damit man das Seelenheil retten kann und auch nach dem Tod keine Strafe erleiden muss. Und genau hier steigt die Geschichte ein, für mich etwas völlig neues und erstaunliches, aber die Vorstellungen und der Glaube gingen damals in solche vielleicht auch teilweise befremdliche Richtungen, wurde von der Kirche ja auch so geprägt.
Ich hab dieses Buch regelrecht verschlungen, war ich vom ersten Buch schon so überrascht und begeistert, die Entwicklung der Geschichte, die Hintergründe und der Schreibstil gefallen mir sehr.
Auch wenn das Mittelalter doch recht düster ist und in dieser Geschichte ebenfalls grausames ans Licht kommt, was die familiäre Seite von Fenja betrifft, so hat die Autorin dennoch an passenden Stellen etliche humorvolle Passagen eingebaut, die alles aufgelockert haben und für das richtige Maß an Spannung, Humor und Romantik gesorgt haben.
Die einzelnen geschichtlichen Abläufe sind so detailliert umschrieben, was mich zusätzlich begeistert, wenn Geschichtshintergründe in eine romantische, spannende Geschichte einfließen und man sich noch viel besser in diese Zeit zurückversetzen kann.
Man kann wirklich nichts erahnen, man hofft, man bangt und doch verläuft vieles völlig anders aber absolut genial, was die Geschichte nochmal mehr besonders macht. Raffinierte Wendungen, Begebenheiten, bei denen man den Atem anhält oder schon sämtliche Szenarien im Kopf ausgelöst werden und trotzdem verläuft es mit vielen wow Effekten plus etlichen Lacheinheiten, die einfach klasse sind und für mich absolut tolle Unterhalten geboten haben, mit einem Geschichtsverlauf, den man absolut nicht absehen konnte und wirklich überraschend ist.
Die Charaktere sind auf jeden Fall gut getroffen und dargestellt, ob eher düstere Gestalten wie Roderich oder Ingbert, die ihre Aufträge ziemlich versessen ausführen und vor nichts zurückscheuen, oder Fenja, die mit ihrem Dickkopf und ihrer impulsiven Art auf ihrer Suche nach Aufklärung öfter mit Gerald, dem Handwerker aneinander gerät, wobei man wirklich das Gefühl hat, mittendrin zu stecken und die jeweilige Stimmung genau einfangen zu können. Der verrückte Hund Red, aufmerksam, seinem Herrchen treu und immer als Beschützer zur Stelle, oder Gerald selber, der sich oft einen Spaß draus macht, Fenja aufzuziehen. Und Achatus, der verrückte Alchemist – oh man, da wird man sofort an Asterix und Obelix erinnert und es passt so herrlich!
Das Cover ist einfach wunderschön – die Farben, diese Spannung, die erzeugt wird, gerade auch mit dem Kloster im Hintergrund- wirklich gelungen und lädt förmlich dazu ein, das Buch lesen zu wollen, weil es auch so ein Hingucker ist.
Ein kleiner Wehmutstropfen ist das Ende, weil es zwar alles in allem eine fesselnde und bewegende Geschichte ist, mit all den mittelalterlichen Wirren und Bräuchen, doch hätte es zum Gesamtbild und für alle mit romantischer Ader noch ein kleines bisschen mehr sein dürfen.
Insgesamt ist dies ein Buch, was man immer wieder lesen könnte, woran man gern zurück denkt und für alle, die historische Romane lieben eine 100%ige Leseempfehlung ist. Und auch hier würde man sich wünschen, dass es mal eine Verfilmung geben würde.

Bewertung vom 06.01.2020
Rogasch, Julia

Das kleine Haus in den Dünen (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Das perfekte Buch zum Jahreswechsel, denn es handelt auch von Veränderungen im Leben, Prioritäten und den Stellenwerten, die man alltäglichen Dingen einräumt, bis Dinge passieren, die das komplette Leben durcheinander bringen.
Dieses Buch ist mir sehr zu Herzen gegangen und ich kann schon mal jedem Leser empfehlen, die Taschentücher nicht weit weg zu legen. Man erlebt eine Geschichte, die einen auf allen Gefühlslagen abholt und so reich an wertvollen Sätzen, Zitaten, Emotionen ist, dass es einen noch einige Zeit nach dem Lesen nicht loslässt.
Wieder mal holt uns die Autorin auf die Trauminsel Sylt und sie versteht es, die Orte wie Keitum, Westerland, Keitum so real zu umschreiben, die Geräusche der Möwen oder das Rauschen des Strandhafers, den Duft der Heckenrosen oder eine Meeresbrise so einzufangen, dass man meint, man wäre direkt vor Ort und jeder, der die Insel noch nicht kennt, wird sie spätestens nach diesem Buch besuchen wollen.
Die Geschichte selbst ist etwas trauriger gefasst, denn Clara und Paul müssen sich durch die schwere Atemwegserkrankung ihres Sohnes Lennart doch in vielem einschränken. Das ist schon eine Strapaze und wirkt sich auch auf ihre Ehe aus.
In dieser Situation taucht Claras bester Jugendfreund Max auf, der auch ein großes Geheimnis mit sich trägt. Doch war er bislang der Draufgänger, Herzensbrecher, jemand, dem materielle Dinge sehr wichtig waren, so steht auch ihm eine große Veränderung bevor und so sehr sich Clara auch gewünscht hat, die Vergangenheit ruhen zu lassen, so ist sie nun umständehalber gezwungen, wieder mehr Kontakt zu ihm zu haben.
Etwas, was für alle Beteiligten eine große Veränderung bedeutet und man bis zum Schluss nicht wirklich weiß, wie wird das Ganze ausgehen. Bei mir sind auf jeden Fall die Tränen geflossen, denn hier gefielen mir die einzelnen Charaktere unglaublich gut, nichts wurde kitschig dargestellt, man konnte sämtliche Reaktionen nachvollziehen, sich in jeden sehr gut reinversetzen, seine Beweggründe, Ängste, Sorgen und auch Hoffnung und Wünsche gut nachvollziehen und hat so mitgefiebert, was wohl noch passieren wird.
Besonders Lennart ist so ein lieber, herzensguter kleiner Mensch, der einen selbst beim Lesen mit seiner so liebenswerten, offenen und fröhlichen Art ansteckt und man seine Freude über so kleine Dinge so sehr spüren kann.

Am Ende bleibt nur ein Wort: WOW! Denn dieses Buch gehört zu den schönsten Büchern, die ich bisher gelesen habe und ich sage herzlichen Dank, dass ich Dein Buch vorablesen durfte und Du mir so ein wunderschönes Lesevergnügen bereitet hast.
Da möchte man am liebsten Koffer packen und die Lügenbrücke, die Uwe-Düne, das Fliewatüüt und das Gästehaus sehr gerne sofort besuchen und die Geschichte noch etwas mehr auf sich wirken lassen.
Und eine große zusätzliche Überraschung für mich: In jedem Buch tauchte die tröstende Honigmilch auf, und nun hat die Autorin eine Honigmilch Spezial gezaubert!
Das Buch verdient 5 Sterne plus und ich kann nur jedem Leser empfehlen, genießt es und lasst Euch in eine wunderbare Geschichte entführen!