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Hennie
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Chemnitz

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Insgesamt 274 Bewertungen
Bewertung vom 23.10.2016
Astley, Judy

Schuld war nur der Mistelzweig


sehr gut

Neubeginn!

Eine locker, leicht erzählte, turbulente und romantische Geschichte von Judy Astley, passend in die Vorweihnachtszeit!
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Die Erzählung beginnt im trüben, meist regnerischen, tristen Monat November. Überall, wohin man schaut, beginnen die Weihnachtsvorbereitungen. Weihnachtsdekorationen werden drinnen und draußen angebracht. Die Mehrzahl der Menschen befinden sich in vorweihnachtlicher Stimmung und entwickeln eine emsige, rastlose Betriebsamkeit.
Thea, die 35jährige Grundschullehrerin, nervt das. Weil sie einsam ist. Seit zwei Monaten lebt sie allein. Sie wurde von Mann samt Hund verlassen. Dem penetranten Ordnungsfreak Rich, dem Zwangsneurotiker, trauert sie nicht unbedingt hinterher, aber der liebenswürdige, treue Hund Benji fehlt ihr schon. Thea möchte sich am liebsten verkriechen. Da kommt ganz unverhofft eine Einladung ihrer Eltern. Sie, ihr Bruder Mike und ihre Schwester Emily sollen mit ihren Partnern und den Kindern zu ihnen kommen, weil sie etwas Wichtiges zu verkünden haben. Anna und Mike, zwei Althippies, wollen nach 45 gemeinsamen Jahren ein getrenntes Leben beginnen und doch beste Freunde bleiben. Aus diesem Anlaß möchten sie alle gemeinsam Weihnachten feiern in einem geräumigen Ferienhaus am Meer, in Cornwall. Die ganze Familie!
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Wie die Feiertage dort verlaufen und welche Verwicklungen und scheinbare Schwierigkeiten entstehen ist amüsant, unterhaltsam und kurzweilig zu lesen. Es passiert so allerhand...

Die Charaktere und die Generationen sind ausgewogen verteilt, glaubwürdig dargestellt. Eine Ausnahme bildet Emily. Sie ist meiner Meinung nach etwas überzeichnet. Ständig befindet sie sich in stressiger Stimmung, ist schlecht gelaunt und verbiestert. Fortwährend hat sie Katastrophenszenen und morbide Gedanken im Kopf. Die junge Frau verschwendet ihre Energie darauf, überall das Negative zu sehen. Dabei hat gerade sie alles, was man sich nur wünschen kann.
Mike und Anna sind angenehme Menschen – lebenserfahren und klug - , insgesamt sind sie eine harmonische, sympathische Familie.

Fazit:
„Schuld war nur der Mistelzweig“ ist ein Buch für vorwiegend weibliche Leser. Lesealter ca. ab 12 Jahre. Es bedient alle Klischees des Genres: attraktive Menschen, ein bißchen Herzschmerz, anrührend, melancholisch, aber glaubwürdig und nie geschmacklos. Es gehört zur typischen Trivialliteratur, keine anspruchsvolle Literatur. Wer Pilcher mag, wird auch dieses Buch lieben.
Die Autorin verfügt über einen angenehmen Schreibstil. Ihr gelang ein unterhaltsamer, einfühlsamer Roman, dessen Fortsetzung im nächsten Jahr sicher von den meisten LeserInnen nach der Lektüre ersehnt wird.
Das Cover bezeichne ich als geschmackvoll mit seinem Rot/Grün/Gold.

EIN WUNDERBARES GESCHENK, paßt gut in die Adventszeit, in den Nikolausstiefel, unter den Weihnachtsbaum!

Bewertung vom 07.10.2016
Sigurdardóttir, Yrsa

DNA / Kommissar Huldar Bd.1


ausgezeichnet

Obwohl ich Krimis sehr gern lese, war mir bisher Yrsa Sigurdardóttir, die vielfach ausgezeichnete Bestsellerautorin kein Begriff. Das wird sich nun ändern!
So ein fesselndes Buch habe ich seit langem nicht mehr gelesen. Es bleibt spannend bis zum letzten Kapitel, bis zur letzten Seite! Der Krimi spielt in der Haupstadt Islands. Die Bevölkerung ist überschaubar auf der Insel. Man möchte meinen, dass ein so grausam und erbarmunglos agierender Mörder schnell gefaßt werden kann. Doch weit gefehlt! Der Fall wird immer verworrener. Nirgendwo gibt es verwertbare Spuren oder Hinweise in welchem Bezug die ermordeten Personen zum Täter oder untereinander standen. Nichts! Der Mörder ist wie ein Phantom!
Es beginnt mit dem Jahr 1987. Drei Kleinkinder, 1, 3, 5 Jahre alt, ein Mädchen und zwei Jungen werden zur Adoption freigegeben. Das Mädchen ist die jüngste.
Weiter geht es 2015 - eine lange Zeit ist vergangen -, also 28 Jahre später wird eine junge Frau auf bestialische Weise in ihrem Bett ermordet. Eins ihrer drei Kinder, ein Mädchen, wird ungewollt und unbemerkt vom Täter die einzige Zeugin. Die siebenjährige Margrét steht daraufhin unter Schock, ist traumatisiert.
Huldar, der Kommissar soll den Fall als leitender Ermittler untersuchen. Das ist eine große Herausforderung für ihn, denn bisher stand er in der zweiten Reihe. Ihm zur Seite steht Freya, die Psychologin aus dem Kinderhaus. Amüsant zu lesen, wie die Beiden ihre gegenseitige Anziehungskraft zu verbergen suchen. Sie hatten einen One-Night-Stand. Huldar verschwand einfach nach der gemeinsam verbrachten Nacht, nachdem er ihr auch noch eine andere Identität vorgaukelte. Nun sehen sie sich wieder und müssen zusammenarbeiten.
Bald nach dem ersten Mord, wird wie von der kleine Margrét angekündigt, eine zweite Frauenleiche gefunden. Sie ist ebenso bestialisch zu Tode gekommen wie die Mutter des Mädchens. Und wieder wählt der Täter ein ungewöhnliches Mordinstrument! An beiden Tatorten hinterläßt er rätselhafte, skryptische Botschaften.
Ja, und da gibt es noch Karl, der so gar nicht ins Konzept passen will. Der junge Mann ist Amateurfunker und ein eigenbrötlerischer, verpeilter Außenseiter. Er entdeckt einen merkwürdigen, isländischen Zahlensender, der verschlüsselte Botschaften sendet. Karl versucht seine Freunde mit einzubeziehen, aber sie haben nicht viel für sein altmodisches Hobby übrig.
Fast über das gesamte Buch war ich am Überlegen wie die drei Kinder und die Fälle zusammengehören. Nach jedem Kapitel eröffnen sich neue Möglichkeiten, entstehen neue Fragen. Die Komplikationen für Huldar und sein Team nehmen zu, ohne, dass sie der Lösung der Morde einen Schritt näher kommen.
Zum Ende hin hat es Huldar mit 3 Morden zu tun. Das Rätsel um den Verbrecher schien gelöst zu sein. Der Täter wurde ihm auf dem Tablett serviert. Doch bald stellt sich heraus, dass es dieser nicht gewesen sein konnte. Also nimmt der Kommissar das Puzzle im Alleingang erneut auf. Und er setzt die Teile richtig zusammen. Da war ich mit dem Kommissar konform, langsam hatte sich auch bei mir die Erkenntnis durchgesetzt, wer nur der Täter sein konnte.
Yrsa Sigurdardóttir wählt einen klaren strategischen Weg und es ist gut gelöst, wie alles zusammenhängt.
Ich freue mich auf das nächste Buch der Isländerin und würde gern Freya, Huldar, Karl und der kleinen Margrét wiederbegegnen.
Ein gelungener Roman mit kleinen sprachlichen Schwächen im Ausdruck (auf S. 126 wurde bspw. 13mal „war“ oder „waren“ verwendet), die für mich aber insgesamt nicht ins Gewicht fielen. Meine ehrliche Bewunderung und meinen herzlichen Dank an die Übersetzerin, die sicher einige Hürden zu überwinden hatte. (z. B. Entschlüsselung des Zahlencodes) Das stelle ich mir sehr schwierig vor. Die zunehmend spannendere Handlung machte die kleinen Unebenheiten ganz schnell wieder wett.
Deshalb von mir fünf Sterne und eine unbedingte Leseempfehlung.

Bewertung vom 01.09.2016
Wieners, Annette

Fuchskind / Gesine Cordes Bd.2


ausgezeichnet

Die Klappen- und Umschlagtexte beschreiben schon ganz hervorragend und umfassend in knappen Worten, was den Leser in diesem Krimi erwartet! Daher möchte ich nicht näher auf den Inhalt des Krimis eingehen.

Das „Fuchskind“ ist Annette Wieners zweites Buch über die Friedhofsgärtnerin Gesine Cordes. Der Krimi wurde so aufgebaut, dass man das erste Buch nicht gelesen haben muss, um das Geschehen zu verstehen. Schon im 1. Kapitel wird Spannung aufgebaut und man ist in der Geschichte gefangen, man fühlt sich mittendrin.

Es fällt mir von Anfang an auf, dass Gesine Cordes, eine gute Beobachtungsgabe hat. Sie kann Spuren lesen und sinnvolle Schlußfolgerungen ziehen. Gesine war eine ehemalige Polizistin. Nun arbeitet sie als Friedhofsgärtnerin. In ihrem Leben ist viel Tragisches passiert und offensichtlich wird Gesine immer wieder damit konfrontiert. Obwohl die schlimmen Erlebnisse schon einige Zeit zurückliegen, ist sie mit der Verarbeitung noch lange nicht durch.
Geschickt in die Handlung eingeflochten sind Hinweise auf Pflanzen, die überall gegenwärtig sind. GIFTPFLANZEN - acht Stück an der Zahl – sie werden im Buch über jeweils eine ganze Seite beschrieben aus Gesines Notizbuch. Mit der Beschreibung der giftigen Gewächse kommen auch hier unterschwellig die belastenden Schuldgefühle am Tod ihres Jungen zum Ausdruck. Die exakten Umstände, die dazu führten, bleiben auch im 2. Band im Dunkeln.

Ich werde auf alle Fälle nun auch Band 1 „Kaninchenherz“ lesen!

„Fuchskind“ ist spannend und gut erzählt. Die Sprache der Autorin ist genau, ohne Schnörkel, viele einfache, kurze Sätze, keine überflüssigen, langen Satzkonstrukte. Die Charaktere sind gut gezeichnet. Ich möchte den sympathischen Hauptpersonen (Gesine, Marina, Hannes) in einer Fortsetzung gern wiederbegegnen.

Das Cover übt auf mich eine gewisse Faszination aus!
Die Gestaltung, mit der düsteren Wasser-/Schilflandschaft vor dem kalten, weißen Mond, finde ich sehr gelungen. Dazu paßt ausgezeichnet das aufwändig geprägte, weiße Schriftbild des Titels.
EIN ECHTER HINGUCKER!

Fazit:
Ein ruhig erzählter Krimi mit sympathischen Hauptfiguren.
Ich vergebe fünf Sterne und eine unbedingte Leseempfehlung.

Bewertung vom 01.09.2016
Kessler, Katja

Das muss Liebe sein


ausgezeichnet

So ein Buch mit lebensklugen Ratschlägen zu schreiben, das will gekonnt sein. Mein Kompliment, Katja Kessler, Sie können das!

„Das muss (kann) Liebe sein“ enthält so viele tolle Ideen, Fakten, Gegebenheiten, die sich potenzieren, wenn man zwischen den Zeilen lesen und auch eigene Erfahrungen, Erlebnisse mit einbringen kann.
Ein Pool von Zitaten berühmter Personen, - (einige Namen leider falsch geschrieben, ein klitzekleines Minus!) - tolle Kapitelüberschriften, passende Illustrationen von Peter Böhling, witzige Vergleiche, all das und viel mehr erwartet den Leser in dieser „Pflegeanleitung für den Mann oder die Frau“.

Mit spitzer Feder, teilweise leicht ironisch, aber nie böse, schmähend oder verletzend bekommen alle ihr „Fett“ weg, sowohl die Herren, als auch die Damen der Schöpfung.
Wenn sich doch jemand unangenehm berührt oder verletzt fühlt, dann (tut mir leid!) ist der/diejenige eine Mimose. Die Lektüre gestaltete sich für mich mehr als vergnüglich. Sie war amüsant, erheiternd und informativ, teilweise sehr witzig, jedoch durchaus mit ernsthaftem Hintergrund. Eine große Fleißarbeit hat die Autorin mit ihrer umfangreichen Recherche vollbracht.(siehe Quellenverzeichnis!)

Wie schon angemerkt, bin ich sehr angetan von Katja Kesslers unterhaltender Art zu schreiben. Sie beherrscht den Wechsel zwischen realen Fakten und den nicht so ernsthaft gemeinten Dingen mit einer bewundernswerten Leichtigkeit. Durch ihre besondere, pfiffige, gewitzte, teilweise umgangssprachliche Wortwahl sieht man die Dinge in einem anderen Licht. Eine Ehe zu führen ist kein Spaziergang. Nach fast 4 ½ Jahrzehnten Ehe (mit nur einem Mann!) glaube ich ganz gut zu wissen, wie diese „Institution“ funktioniert.

Einige Zitate möchte ich hier wiedergeben:
„Männer sind wie Sparlampen. Bloß keine Energie verschwenden“. S. 130
„Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet Gründe“. S.208
„Glücklich wirst du, wenn du keine großen Erwartungen hast“. S.222
„Unser Miteinander ist ein Flickenteppich des Verstehens“. S. 237

Ganz sicher klappt es auch bald mit einem Kinderbuch, liebe Katja Kessler!
Ich zitiere K.K.`s Sohn Kolja:
„Mama, und was ist, wenn du vielleicht einfach mal ein richtiges Buch schreibst? So was wie Harry Potter?!“ S. 299

Fazit:
Den Lesetipp Katja Kesslers: „Naschen Sie dieses Buch wie eine Pralinenschachtel! Probieren Sie sich durch...“ kann ich aus vollem Herzen weitergeben!
Dieses Buch eignet sich besonders zum Verschenken an alle Bindungswilligen jeden Alters - und an sich selbst - .

Bewertung vom 01.09.2016
Patterson, James;Tebbetts, Chris

Ferien sind nichts für Feiglinge / School Survival Bd.4


ausgezeichnet

RAFE, die Hauptperson im 4.Band „School Survival“ der erfolgreichen Autoren James Patterson/ChrisTebbetts ist ein freundlicher, liebenswerter, gerechtigkeitsliebender Junge, der etwas „gegen den Strich gebürstet“ ist.
Zum ersten Mal darf er ins Sommercamp fahren, ins „Camp Wannamorra“. Seine Begeisterung lässt schlagartig nach, als er erfährt, dass er dort auch lernen soll.

Rafe wird den „Bisamratten“ zugeteilt. So nennen sich die acht Jungen, die in einer spartanisch eingerichteten Blockhütte untergebracht sind. Die „Loser-Hütte“! Warum sie so genannt wird, findet es heraus!

Rafes Gedanken schweifen ständig ab und seine Phantasie ist interessanter als das echte Leben. Er verstößt gern gegen Regeln, vor allem nach seiner Meinung, gegen blöde Regeln und bringt sich damit natürlich ständig in Schwierigkeiten. Aus seiner Sicht hält das Lager viele üble Dinge bereit. Major Sherwood leitet das Camp mit straffer Hand, verfasst Leitlinien und einen Regelkatalog. Rafe Khatchadorian oder „Wieauchimmerduheißt“(so nennt ihn der Major) hat mit ihm so seine Schwierigkeiten.

Nach Rafes Einschätzung war das der schlimmste Sommer seines Lebens, aber auch der beste. Ein Widerspruch?

Mir gefiel das gesamte Buch. „Brüllend komisch“ fand ich es zwar nicht, aber wie mit dem Thema Mobbing umgegangen wurde, ist sehr gut beschrieben. Die Sprache ist locker, flockig, flott, dem Leseklientel angepaßt, manchmal etwas vulgär. Wie im richtigen Leben!

Interessant und ausdrucksstark finde ich auch die schwarz/weißen Illustrationen mit den Sprechblasen. Eine schöne Idee zur Unterstützung des Textes.

Ich schätze ein, dass nicht nur Band 4, sondern die ganze Serie ein echter Lesespaß ist, sowohl für Jungen als auch für coole Mädchen.

Das empfohlene Lesealter von 11 Jahren geht in Ordnung.

Meine Beurteilung lautet: Fünf Sterne!

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Bewertung vom 01.09.2016
Düblin, Michael

Der kalte Saphir


gut

„Der kalte Saphir“ – nicht nur der Saphir ist kalt, sondern auch die Beziehungen der Bandmitglieder untereinander sind seltsam unterkühlt.
Ich konnte mich für die Geschichte um die Band „Klarstein“ und der „Villa des Schreckens“ nicht erwärmen.

Der tatsächliche Mittelpunkt ist nicht Jerome, sondern Zed.

Mit dem kalten blauen Stein verleitete Jerome die Orchestermusikerin Zed in seine Band einzusteigen. „Klarstein“, somit fand man auch zum Namen. Man gewinnt den Eindruck, dass Jerome ein zielstrebiger, aber egozentrischer Charakter ist. Darüber vergißt er menschlich zu bleiben. Alles wird dem Erfolg untergeordnet. Sein System funktioniert erfolgreich auf der Bühne. Ansonsten „werkelt“ jeder für sich selbst. Die Bandmitglieder haben es versäumt, sich lebendige zwischenmenschliche Beziehungen aufzubauen, sowohl untereinander als auch nach außen.

Der Leser erfährt alles aus einer Sicht. Es sind die Wahrnehmungen des anerkannt genialen Tontechnikers der Band „Klarstein“ – Sebastian Winter - . Er sagt der namhaften Musikjournalistin Jule Sommer widerwillig ein Interview zu, nach 34jährigem Schweigen.

Am Ende läßt mich die Geschichte unbefriedigt zurück. Es bleiben die Fragen: Warum zog sich Winter so zurück? In diese (zwar schöne) Einöde? Wer beweist seine Aussagen? Begibt sich Jule auf die neuen Fährten? Kommt noch eine Fortsetzung, Teil 2?
Jule Sommer hat Hintergrundwissen aufgrund ihrer Tätigkeit. Für meinen Geschmack hat sie viel zu viel mit sich und ihren Gefühlen zu tun. Das langweilte und befremdete mich.

Ich wiederhole mich: Die Geschichte berührt nicht. Sie wird so kalt, wie nebenher erzählt. Und dabei geschieht ja so einiges! Nicht nur Jerome wird ermordet!

Die lange vergangene Zeit – 34 Jahre! – macht die Geschichte um Jerome, rund um die Band „Klarstein“ nebulös, verworren. Verwischte Spuren damals und im Verlaufe der vielen Jahre!!! Die Bandmitglieder sind für Jerome nur Beiwerk. Er ließ niemanden neben sich glänzen.
Sven z. B. wird als genial beschrieben. Warum blieb er nur so allein? Weshalb sein einsames schreckliches Ende?

Der Roman vermittelt den Anschein, dass es sich um eine real existierende Rockband handelte (die Texte, die Musik passen perfekt in die 70/80er Jahre).
Das Cover zeigt eine Tonspule aus den 70er Jahren und fast unentdeckt in der linken Ecke ein blauer Saphirring. Es ist stimmig, paßt zum Thema.
Das Buch ist klein und und liegt schön in der Hand, gebunden in einem Verlag mit uralten, traditionellen Wurzeln.

Fazit:
Ich habe mich zwar nicht gelangweilt, im Gegenteil, der Roman ließ sich gut lesen!
Aber, die unbestritten interessanten Charaktere wollten sich nicht zum schlüssigen Gesamtbild formen.
Für mich ist die Geschichte nicht rund, sie ist mir zu diffus. Ständig dachte ich: Jetzt kommt was Wesentliches, aber dann war´s wieder nichts!
Vielleicht stand ich auch nur „auf der Leitung“?
Von mir leider nur drei Sterne!

Bewertung vom 01.09.2016
Milchman, Jenny

Night Falls. Du kannst dich nicht verstecken


gut

Zum Inhalt (Klappentext):
Sandra hat alles. Ein Traumhaus mitten in der Natur. Einen Mann, der sie auf Händen trägt. Eine 15-jährige Tochter, ihr großes Glück. Bis aus dem Traum ein Alptraum wird:
Zwei Fremde dringen in ihr Haus ein, schlagen ihren Mann brutal nieder und nehmen Mutter und Tochter als Geiseln. Draußen tobt ein Sturm. Es gibt keinen Ausweg. Schon gar nicht für Sandra. Denn sie kennt einen der Männer — und wollte ihn um jeden Preis vergessen.

Meine Meinung:
Das Buch ließ sich gut lesen. Man blieb nie lange im unklaren, warum sich was wie entwickelte. Von Beginn an war eindeutig klar, wer sind die Guten und wer ist der Böse.
Im wesentlichen handelt es sich um eine Familiengeschichte bzw. –tragödie.
In Rückblenden erfährt der Leser mehr über die Hauptprotagonisten des Buches.
Im Grunde sind alle wichtigen Charaktere überzeichnet bis hin zum Hund der Familie.
Ich möchte zwei Personen benennen:
1. Nick, ein vollkommen abgebrühter Typ hatte niemals in seiner Kindheit Konsequenzen für seine Taten verspüren müssen. Er ist von sich und seinen Handlungen vollkommen überzeugt.
2. Die penetrante Ignoranz, das Unvermögen seiner Mutter Barbara Zusammenhänge zu erkennen, ihre abgöttische Liebe und hündische Ergebenheit ihrem Sohn gegenüber sind die Ursachen für die tragischen Entwicklungen in seinem Leben. Bis zuletzt ist sie von dem total verkorksten Menschen absolut überzeugt.
Brauchte es wirklich diese grenzenlose Überhöhung des Charakters der Mutter? Mir war das zuviel! Die Frau bekam von keiner Seite richtig Gegenwind. Wenn, dann war es nur ein laues Lüftchen.

Ebenfalls vollkommen exaltiert, überzogen, dieses Riesenhaus der Familie Tremont, von Sandra, Ben, Ivy und des Hundes McLean. Ein protziger Kasten in totaler Abgeschiedenheit, in einer absoluten Einöde. Ivy, die 15jährige Tochter haßte das neue schalldichte Haus mit seiner freischwebenden Treppe.
Die nächsten Nachbarn, „die widerlichen Nelsons“ (O-ton Ivy) wohnten „eine ganze Joggingstunde entfernt“. So konnte das Geschehen ungehindert seinen Lauf nehmen...

Fazit:
Die gesamte Geschichte wirkt konstruiert. Es gab viele Wiederholungen und unnötige Längen im Ablauf der Ereignisse. Für einen Thriller war die Geschichte für mich nicht spannend genug, vieles vorhersehbar.
Das Cover gibt die Einsamkeit der Umgebung wider, in der die Familie Tremont lebt. Es ist aber eine Umgebung in der falschen Jahreszeit. Eine stürmische, schneeverwehte Winterlandschaft wäre passender gewesen. Einen thrillergemäßen Gruselfaktor besitzt es nicht.
„Night Falls“ ist für mich ein Krimi, der sich nicht aus der Masse des Literaturangebotes hervorhebt.
Ich vergebe drei Sterne.

Bewertung vom 01.09.2016
Graham, Winston

Abschied von gestern / Poldark Bd.1


ausgezeichnet

„Poldark – Abschied von gestern“ Der erste Band:
Nach der Lektüre von beinahe 400 Seiten mit englischer Historie aus Cornwall, kann ich mit gutem Gewissen behaupten, lebendig gewordene Geschichte mit realistisch wirkenden Romanfiguren gelesen zu haben. Ich hatte zwar erst ein wenig Mühe, mich in den teilweise umständlichen Satzbau, in die ungewohnte, altmodische Sprache einzugewöhnen. Vielleicht ist das aber auch der Übersetzung geschuldet!?

Dann wollte ich wissen, wer ist dieser Winston Graham?
Meine Recherche ergab, dass es ein britischer Schriftsteller war, der von 1908 bis 2003 lebte. Er lebte selbst 30 Jahre in Cornwall. Graham recherchierte gründlich und forschte in alten Archiven. Der geschichtliche Hintergrund ist also real, sehr nah am tatsächlichen Leben in England Ende des 18.Jahrhunderts.
Dem Autor gelang es der englischen Geschichte um die Zeit der französischen Revolution Lebendigkeit zu verleihen. Auf der einen Seite beschreibt er das Landadeltum, auf der anderen das Leben der Unterschichten. Die Armut und den Kampf ums Überleben.

Zum Band 1: Cornwall 1783 - 1787
Im Jahre 1783 kehrt Hauptmann Ross Poldark aus dem amerikanischen Unabhängigkeitskrieg nach Cornwall zurück. Dort erfährt er, dass sich seit seiner Abwesenheit einiges verändert hat. Sein Vater ist verstorben und hinterließ einen großen Berg an Schulden und seine große Liebe Elizabeth ist inzwischen mit seinem Cousin Francis verlobt. Das muss er schmerzlich erleben, als er zuerst bei der Familie seines Onkel Charles einkehrt.
Trotz all dieser Umstände muss das Leben weitergehen. Nampara House – sein Zuhause- findet er total heruntergekommen und verdreckt vor. Auch seine Kupfermine ist in keinem guten Zustand. Ross hat einen starken Charakter und es gelingen ihm kleine Fortschritte.
Er nimmt das Mädchen Demelza als Dienstmädchen in sein Haus auf, nachdem er sie aus einer mißlichen Situation gerettet hat. Im Laufe der Jahre wird sie sich zu einer starken, gleichberechtigten Partnerin an seiner Seite entwickeln. Ross nimmt Demelza zur Frau, auch um dem Dorftratsch ein Ende zu bereiten. Das ist eine Heirat unter seinem Stand und wird ihm noch einiges an Ungemach bereiten...

Durch die Zeit in Amerika hatte Ross sich und seine Weltsicht verändert.
Dort nahm er Anzeichen eines neuen Lebens wahr. S. 102 „Alle Menschen wurden auf die gleiche Art geboren. Es gab also keine Vorrechte, die nicht von Menschen gemacht wurden.“

Fazit:
Da ich historische Romane sehr liebe, war das Interesse von Anfang an da. Ich bin nicht enttäuscht worden. „Abschied von gestern“ war spannend zu lesen und gab einen ersten Einblick in die Lebensumstände der Menschen. Man erfährt vom täglichen, schweren Kampf der einfachen Leute, von den Tätigkeiten und ihrer Arbeit über alle Jahreszeiten in Cornwall. Das sind die Feldbestellung, die Ernte, die Versorgung des Viehs, der Fischfang und die mühselige Arbeit in der Grube.
Das Cover zeigt den irischen Schauspieler Aidan Turner. Er ist der Darsteller des Ross Poldark. „Poldark“ ist eine achtteilige britische Fernsehserie.

Ich gebe sehr gern meine uneingeschränkte Leseempfehlung!
Nun habe ich mit dem Lesen des zweiten Bandes begonnen.

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