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Fornika
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 400 Bewertungen
Bewertung vom 24.07.2018
Wilson, Christopher

Guten Morgen, Genosse Elefant


ausgezeichnet

„Das, was ich erzähle ist alles wahr. Absolut, komplett, total wahr. Fast. Bis auf die paar Kleinigkeiten, die ich ändere.“
Juri wurde als Kind von einem Milchlaster angefahren und seitdem ist es in seinem Kopf, naja, ein bisschen chaotisch. Er lebt mit seinem als Tierarzt tätigen Vater im Hauptstadtzoo mitten im Herz des Sozialismus. Eines Tages wird der zu einem wichtigen Patienten gerufen und Juri muss mit. Nur dass es sich bei dem Kranken um kein Tier handelt, sondern um Stalin persönlich.

Ich mag Juri: vorlaut, freundlich, zugegebenermaßen auf den Kopf gefallen, aber trotzdem nicht doof. Meistens zumindest. Diese Benachteiligung wächst sich schnell zu seinem Vorteil aus, denn er wird von niemandem so recht ernst genommen. Kindermund tut oft Wahrheit kund, und zu Stalins Zeiten und besonders direkt unter dessen Nase, hat schon so mancher den Kopf dafür verloren die Wahrheit gesagt zu haben. Wilson lässt uns mit Juris Augen tief ins Zentrum von Stalins Macht schauen, und man wird schnell gewahr, dass Juris unvergleichliche Art die einzige ist wie man die Willkür, Grausamkeit und den Terror überhaupt ertragen kann. Juri bekommt viel mit, der Leser somit auch. Juri kann es nicht immer richtig einordnen, der Leser schon. In Kombination mit seiner unvergleichlich positiven Art, sorgt das oft für witzige Szenen, obwohl die Tatsachen eigentlich so gar nicht zum Lachen sind. Diesen Spagat schafft der Autor erstaunlich gut, sodass dieses Buch einerseits sehr regimekritisch, andererseits aber auch verdammt witzig und unterhaltsam ist. Sehr leicht geschrieben, und auf seine Art sehr spannend, war es schnell ausgelesen. Mir hat es sehr gefallen.

Bewertung vom 19.07.2018
Slaughter, Karin

Ein Teil von ihr


sehr gut

Ausgerechnet an ihrem 31ten Geburtstag ändert sich Andreas Leben völlig. Beim Geburtstagsessen geraten sie und ihre Mutter Laura in eine Schießerei. Der Schütze wird getötet… von Laura! Auf einmal sieht Andrea sie in einem ganz anderen Licht und muss sich fragen, welche Geheimnisse noch in ihr schlummern. Eine Spurensuche in der Vergangenheit beginnt.

Ich habe schon einige Bücher der Autorin gelesen, auch „Ein Teil von ihr“ hat mich nicht enttäuscht. Am Anfang hatte ich so meine Schwierigkeiten mit der Geschichte, sie startet etwas zäh und hat mich nicht so richtig gepackt. Das änderte sich dann aber doch noch und ich war richtig gefesselt. Andreas Spurensuche gestaltet sich sehr spannend und actionlastig, aber auch die Rückblicke in Lauras Vergangenheit sind sehr dramatisch. Doch nicht nur die temporeiche Handlung hat mir gefallen, sondern auch die Figuren. Andrea ist eigentlich ein langweiliges, graues Mäuschen, irgendwie unzufrieden mit ihrem Leben, aber auch zu tranig um daran groß etwas zu ändern. Da steckt natürlich Potential in der Figur und das schöpft die Autorin aus. Auch die anderen Figuren lassen erst nach einer Weile tief blicken und sind Slaughter allesamt gut gelungen. Der Schreibstil ist sehr angenehm und flüssig, sodass die Geschichte schnell gelesen ist. Ein Thriller, der etwas zäh startet, sich dann aber doch noch mausert. Mir hat er gefallen.

Bewertung vom 15.07.2018
Adler, Katharina

Ida


gut

Schon als junges Mädchen plagen die eigenwillige Ida viele Leiden, von unstillbarem Husten bis hin zur Bettlägerigkeit. Kein Arzt kann ihr helfen, und so beginnt sie eine Kur bei Sigmund Freud, in der Hoffnung, dass er ihrer Krankheit auf die Spur kommt.

Idas Krankengeschichte ist von Freud gut dokumentiert (er nennt sie Dora), nun ist es an Katharina Adler die Lebensgeschichte ihrer Vorfahrin nachzuzeichnen und so einiges ins rechte Licht zu rücken. Ich war ehrlich gesagt etwas enttäuscht vom Buch, da ich mir doch einen größeren Fokus auf die Zeit bei Freud erhofft hatte. Die Sitzungen finden am Rande des Geschehens statt und gehen ziemlich schnell unter. Idas Leben ist sicherlich nicht uninteressant, so richtig gefesselt hat sie mich aber nicht. Das lag zum einen daran, dass ich sie als Person furchtbar anstrengend und unsympathisch fand (bis auf wenige Situationen). Sie ist eine sture Person, aber auch furchtbar weinerlich, wenn es um ihren Zustand geht. Ich konnte das ihr/der Autorin immer nicht so recht abnehmen. Zum anderen hat mir der Erzählstil die Lektüre etwas verleidet, sehr distanziert wird berichtet, zudem nicht in chronologischer Reihenfolge sondern mit recht unlogischen Sprüngen hin und her und wieder zurück und im Kreis herum. Auf mich wirkte das ab und an sehr künstlich und hat mich zunehmend genervt. Was der Autorin hingegen sehr gut gelungen ist, ist die Darstellung des sozialen Umfelds von Ida, der politischen Lage, überhaupt des Zeitgeistes. Auch das Wirken von Idas Bruder fand ich sehr spannend, von ihm hätte ich sehr gerne mehr gelesen. Insgesamt fand ich das Buch nicht ganz schlecht, habe mich aber stellenweise doch zum Weiterlesen zwingen müssen.

Bewertung vom 27.06.2018
Cordier, Michelle

Die Toten von Paris / Jean Ricolet Bd.1


gut

Im Herbst 1944 atmet Paris auf. Die Deutschen sind auf dem Rückzug, Paris eine halbwegs freie, wenn auch vom Krieg gebeutelte Stadt. Dennoch wird aufgeräumt, auch mit Kollaborateuren, und so gelangt der unbedarfte Jean Ricolet zu seinem Job bei der Pariser Polizei. Eigentlich hatte er ja gehofft bei der Suche eines Massenmörders helfen zu dürfen, aber er wird auf den Tod eines Nazis angesetzt. Der hatte sich zuletzt eifrig damit beschäftigt Raubkunst an den Führer zu liefern. Ricolet gelangt schnell auf die Spur von Pauline, die zuletzt mit dem Opfer arbeitete. Ebenso wie für die Résistance.
Der Klappentext hatte mich wirklich sehr angesprochen, leider konnte mich die Umsetzung der guten Grundidee nicht richtig überzeugen. Ein großer Pluspunkt war für mich das aufkommende Parisfeeling. Die Autorin beschreibt Örtlichkeiten, Land und Leute sehr gut, ich hatte sofort bunte und lebendige Bilder vor Augen. Immer wieder werden französische Begriffe eingestreut, die diesen Effekt verstärken. Überhaupt fand ich den Erzählstil sehr angenehm, bis auf Kleinigkeiten war der Lesefluss immer gegeben. Die Stimmung in der befreiten Stadt wird ebenfalls sehr authentisch dargestellt, diese Mischung aus Kampf ums Überleben und gleichzeitigem Siegesgefühl wirkte auf mich sehr echt.
Leider konnte der Kriminalfall nicht richtig punkten, hier entwickelt sich einiges vorhersagbar, anderes wird zu früh aufgelöst, sodass der Spannungsbogen viel zu früh wieder abflaut. Situationen, die eigentlich großes Spannungspotential hatten, sind oft viel zu einfach und dadurch oft unglaubwürdig abgelaufen. Auch die Figuren selbst waren nicht immer glaubwürdig, sowohl Ricolet als auch Pauline handeln ab und an sehr konstruiert und zweckgebunden. Beide hätten definitiv mehr Tiefe vertragen können, gerade Pauline wird doch sehr auf ihre Motive reduziert.
Der Krimi startet stark, verliert im Mittelteil viel und kann mit dem wieder besseren letzten Drittel nicht genug punkten, um mich zu begeistern. Insgesamt bleibt der Eindruck, dass zu viel gewollt wurde und an vielen Stellen Verbesserungen möglich gewesen wären. Sicherlich kein ganz schlechter Krimi, aber einer, der sein Potential verschenkt hat. Schade.

Bewertung vom 18.06.2018
Brunt, Carol Rifka

Sag den Wölfen, ich bin zu Hause


ausgezeichnet

Ich bin sonst für gefühlsduselige Coming-of-Age-Romane so gar nicht zu haben. Doch dieser Roman hat mich voll erwischt. Eben weil er gefühlvoll ist ohne gefühlsduselig zu sein. Und weil er zwar von einem Teenager handelt, aber eben ohne den YA-Stempel aufgedrückt zu bekommen. Brunt hat eine sehr rührende, traurige, aber gleichzeitig kraftvolle Geschichte rund um June und ihre Familie geschrieben. June ist ein etwas seltsames Mädchen, eine Einzelgängerin, die sich nicht gut in die breite Masse ihrer Altersgenossen einfügen kann. Die einem aber trotz ihrer Eigenheiten schnell sympathisch ist. Finn stirbt nach Kapitel eins und doch hat man das Gefühl, dass er June, Toby und den Leser noch sehr lange begleitet. Ich war direkt etwas traurig ihn nicht persönlich gekannt zu haben, so sympathisch und faszinierend ist seine Figur. Aber auch Toby mochte ich sehr gerne, den man gemeinsam mit June neu kennen lernt.
Die Autorin schreibt sehr einfühlsam und poetisch, unendlich große Trauer und Melancholie ziehen sich durch die Geschichte, die trotzdem auch unglaublich fröhliche Momente hat. Dabei wirkt nichts davon aufgesetzt, sondern alles sehr echt. Ihre Art mit den großen Themen Verlust und Tod umzugehen, aber auch mit der Stigmatisierung HIV-Erkrankter in jener Zeit, hat mich sehr beeindruckt. Ein wundervoller Roman, der mit leisen Tönen doch eine durchdringende Botschaft verbreitet. Und eine Autorin, die sich schnell in mein Leserherz geschrieben hat.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 17.06.2018
Rayburn, James

Fake


sehr gut

Catherine Finch ist als humanitäre Helferin nach Syrien gereist, doch sie wird von Terroristen entführt und gefangen gehalten. Aus der Gefangenschaft gibt es unregelmäßige Lebenszeichen in Form von youtube-Videos. Videos, in denen die junge Frau die USA unverhohlen kritisiert. Trotzdem hat sie immer mehr Anhänger und wird zu einer Symbolfigur. Als ihr Tod nach einem Drohnenangriff gesichert scheint, überschlagen sich die Geheimdienste um diesen zu vertuschen. Nichts Geringeres als der mögliche Frieden im Nahen Osten steht auf dem Spiel.

James Rayburn (alias Roger Smith) legt hier einen Politthriller vor, der sich sehen lassen kann. Er beleuchtet die aktuelle Situation in Syrien, und kombiniert dies mit einer fiktiven, zunächst recht unrealistisch scheinenden Story; mit der Zeit kommt man als Leser aber doch ins Grübeln. Die Story legt ein gutes Tempo vor und erinnert zeitweise an einen spannenden Actionstreifen, liest sich entsprechend flott. Die Protagonisten passen sich gut ins Geschehen ein, sonderlich tiefschürfend sind sie sicherlich nicht, brauchen sie aber auch nicht. Egal ob CIA-Agent Town oder Schauspielerin Kirby, sie alle wirken etwas stereotyp, sind in dieser Form aber völlig ausreichend um ihre Funktion zu erfüllen. Die Handlung ist durchweg spannend, sorgt für ein paar Überraschungen, und hat mich im Großen und Ganzen überzeugt.
Ein spannender, gut gemachter Politthriller, perfekt zum Kopf-ausschalten.

Bewertung vom 17.06.2018
Paull, Laline

Das Eis


gut

Bei einer spektakulären Gletscherkalbung in Spitzbergen wird plötzlich die Leiche des seit Jahren vermissten Umweltschützers Tom Harding frei. Sein alter Freund Sean Cawson war dabei als Tom den Tod bei einer gemeinsamen Besichtigung einer Eishöhle fand. Nun werden alte Wunden wieder aufgerissen und langsam tritt die Wahrheit ans Licht.

Ich hatte von der Autorin bereits „Die Bienen“ gelesen und hier wie da stellt sich bei mir dasselbe Fazit ein: tolle Grundidee, sehr gut recherchiert, spannende Fakten… und trotzdem springt bei mir der Funke einfach nicht über. Aber der Reihe nach. Die Grundthematik von ewigem Eis unter dem Einfluss des Klimawandels fand ich sehr interessant. Die Autorin hat wirklich informative und anschauliche Fakten zusammengetragen und verknüpft diese hervorragend mit der fiktiven Geschichte. Das Thema Umweltschutz nimmt somit ebenfalls viel Raum ein, jedoch ohne belehrend zu wirken. Ebenfalls sehr spannend fand ich Auszüge aus Forschungs- und Reiseberichten vergangener Tage, die die Autorin zwischen den Kapiteln wiedergibt. Bei der fiktiven Handlung rund um Tom und Sean hat mir dann doch ein bisschen was gefehlt, hier zu verworren erzählt, da zu langatmig geraten. Erst in der zweiten Hälfte wurde das etwas besser, das konnte für mich das Ruder aber nicht mehr endgültig herumreißen. Viele der Nebenfiguren fand ich etwas blass und unklar, oft werden sie auf eine Eigenschaft reduziert und zeigen wenig Entwicklungspotential. Die Beschreibungen der arktischen Landschaft sind der Autorin da viel besser gelungen, schon auf den ersten Seiten des Buches spürt man die beißende Kälte und wird von glitzernden Eisbergen beeindruckt. Auch sonst hat mir der Erzählstil recht gut gefallen, auch wenn dieser die z.T. langatmige Handlung nicht immer aufzupeppen vermag. Insgesamt also ein eher etwas durchwachsener Roman, der aber durchaus mit starken Momenten zu punkten vermag.

Bewertung vom 17.06.2018
Tudor, C. J.

Der Kreidemann


ausgezeichnet

Der Sommer 1986 wird Eddie immer im Gedächtnis bleiben, ist es doch der Sommer, in dem der Kreidemann in sein Leben tritt. Auch ein etwas unheimlicher neuer Lehrer ist in der Stadt, als zudem auf der örtlichen Kirmes ein schrecklicher Unfall geschieht. Als auch noch die Leiche eines jungen Mädchens gefunden wird, ist in der Kleinstadt endgültig nichts mehr wie es war.

Die Autorin hat bei mir voll ins Schwarze getroffen, denn der Kreidemann ist ein Thriller ganz nach meinem Geschmack. Subtile Spannung, aber immer mit Sogwirkung, sehr flüssig, aber auch authentisch erzählt. Eddie fungiert als Ich-Erzähler, berichtet sowohl als 12-Jähriger, als auch 30 Jahre später vom Geschehen. Tudor schafft es sehr gut, dass beide Stränge sich zu einer tollen Geschichte verbinden, die mich von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt hat. Eddie mochte ich als Hauptfigur sehr gerne, mit der Zeit merkt man jedoch, dass auch er Geheimnisse hat. Seine Figur ist sehr gut ausgearbeitet, andere hätten durchaus noch ein bisschen Feinschliff vertragen können. Das ist aber tatsächlich auch mein alleiniger Kritikpunkt, denn ansonsten hat mir der Kreidemann wirklich ausnehmend gut gefallen. Eine Autorin, die ich mir merken muss.

Bewertung vom 17.06.2018
Dübell, Richard

Das Jahrhundertversprechen / Jahrhundertsturm Trilogie Bd.3


sehr gut

Von fornika
Nach Ende des Ersten Weltkriegs ist auch für die von Briests nichts mehr wie zuvor. Außer vielleicht die gut gehegte Feindschaft zu ihren nächsten Nachbarn, den von Cramms. Während Otto und Hermine um die Zukunft von Gut und Detektei kämpfen, scheint ihren Ziehsohn Max die Vergangenheit einzuholen. Gerade als er sich als Mechaniker und Rennfahrer einen Namen zu machen versucht.

Die vorherigen Bände hatten mir sehr gut gefallen, sowohl was die fiktive Handlung wie auch die Einbindung ins historische Geschehen angeht. Hier schwächelt der vorliegende letzte Band meiner Meinung nach ein bisschen. Wahrscheinlich liegt das auch daran, dass mich die Geschichte des Motorsports dann doch sehr viel weniger fesseln kann als es Entwicklung von Eisenbahn (Band 1) bzw. Flugzeug (Band 2) konnte ; ) Dieser Aspekt der Handlung konnte mich also nicht so überzeugen, ansonsten ist der Blick auf den Geist der Zeit aber sehr gut gelungen. Die Zeit der Wirtschaftskrise und das Erstarken der nationalsozialistischen Strömungen gibt der Autor sehr authentisch wieder und bindet die Familiengeschichte der von Briests gut ein. Wie schon in Band 1 zeichnet sich schnell eine Liebegeschichte ab, die ich in ihrer epischen Breite dann doch nicht so ausführlich gebraucht hätte, im Großen und Ganzen habe ich das Schicksal der Familie aber sehr gerne verfolgt. Geschrieben ist die Story sehr ansprechend inklusive der reichlichen und authentische Ausflüge in den Berliner Dialekt. „Das Jahrhundertversprechend“ ist leider nicht der fulminante Höhepunkt geworden wie ich ihn mir erhofft hatte, unterm Strich habe ich ihn aber doch ganz gerne gelesen.

Bewertung vom 01.05.2018
Theils, Lone

Das Meer löscht alle Spuren / Nora Sand Bd.2


sehr gut

Eigentlich ist Literatur so gar nicht Nora Sands bevorzugte Sparte. Doch der iranische Dichter Ishmail möchte nur mit ihr ein Exklusivinterview führen, allerdings unter der Prämisse, dass sie ihm bei einem großen Problem hilft: auf der Flucht aus dem Iran hat er seine Frau aus den Augen verloren. Nora setzt ihr ganzes journalistisches Gespür daran Amina zu finden und merkt dabei, dass die Menschlichkeit bei Offiziellen und Einwanderungsbehörden nicht gerade groß geschrieben wird.

Ich mochte schon Band 1 mit Nora Sand sehr gerne, doch die Autorin hat mit diesem Buch hier die Latte noch ein bisschen höher gelegt. Sie befasst sich mit dem sehr aktuellen und brisanten Thema der illegalen Einwanderung und zeichnet ein (leider muss man manchmal sagen) sehr realistisches und umfassendes Bild. Sand taucht tief in die Materie ein und so wird dem Begriff „Flüchtling“ schnell ein Gesicht gegeben. Ishmail ist leider nur als Nebenfigur präsent, da hätte ich mir mehr von ihm erhofft, nicht zuletzt auch in seiner Funktion als Dichter; da hat die Autorin leider Potential verstreichen lassen. Nora als Hauptfigur kannte ich schon aus Band 1, neue Seiten habe ich trotzdem noch an ihr entdecken können. Ihre Beziehung zu Andreas ist für Neuleser vielleicht etwas undurchsichtig, abgesehen davon, kann man „Das Meer löscht alle Spuren“ aber ganz wunderbar auch ohne den Vorgänger lesen. Der Fall entwickelt sich sehr spannend, und bis auf Kleinigkeiten auch sehr schlüssig. Man kann ziemlich lange mit Nora mitfiebern, ohne den Braten zu riechen. Der Schreibstil ist mehr als flüssig zu lesen und so war das Buch in kürzester Zeit ausgelesen.
Ich habe mich von Theils Krimi sehr gut unterhalten gefühlt und bin jetzt schon wild entschlossen, auch Band 3 zu verschlingen.