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Lilli33
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 556 Bewertungen
Bewertung vom 18.09.2022
Poznanski, Ursula

Stille blutet / Mordgruppe Bd.1


ausgezeichnet

Gegen Bodyshaming und Mobbing

Inhalt:
Zu spät erfasst die siebenundzwanzigjährige Nachrichtensprecherin Nadine Just, was sie da vor laufender Kamera vom Teleprompter abliest. Es ist die Ankündigung ihres eigenen Todes. Tatsächlich wird sie zwei Stunden später von ihrem Ex-Freund Tibor Glaser in ihrer Garderobe tot aufgefunden. Schnell rückt der Mitinhaber einer gut gehenden Werbeagentur in den Fokus der Polizei und sein persönlicher Albtraum beginnt …

Meine Meinung:
„Stille blutet“ ist der Auftaktband einer neuen Thriller-Reihe der österreichischen Bestsellerautorin Ursula Poznanski. Ich habe sowohl ihre Jugendbücher als auch ihre Thriller-Reihe um Kaspary und Wenninger gelesen und durchweg für gut bis sehr gut befunden. Auch mit „Stille blutet“ konnte Poznanski mich begeistern. Ich empfand das Buch von der ersten bis zur letzten Seite fesselnd und größtenteils sehr spannend und habe es innerhalb von 24 Stunden geradezu verschlungen.

Zwar wirken die Figuren zum Teil ein klein wenig plakativ, aber dadurch kommt umso besser die Botschaft der Autorin rüber. Es wird übrigens vorne im Buch auf eine Triggerwarnung, die sich im Anhang befindet, hingewiesen. Das finde ich ganz gut so, denn so weiß man, dass es diese Warnung gibt, stolpert aber nicht unfreiwillig darüber, denn sie enthält leichte Spoiler. Wer aber das Bedürfnis hat, die Warnung zu lesen, kann dies tun.

Fina Plank ist neu bei der Mordgruppe der Wiener Kriminalpolizei und eine wahre Bereicherung. Leider sieht ihr Büropartner Oliver Homburg das anders. Seiner Meinung nach taugen Frauen bei der Polizei nur zum Kaffeekochen und sollten dabei ein hübsches Gesicht und eine gute Figur haben. Auf Fina trifft das nicht zu, und so muss sie sich manchen Schlag unter die Gürtellinie anhören. Im Lauf der Zeit lernt sie jedoch, Oliver immer besser Paroli zu bieten, wobei sie zum Glück auch Rückhalt von den anderen Kollegen bekommt.

Die Ermittlungen der Polizei gehen nur langsam voran. Aber Poznanski richtet auch das Hauptaugenmerk auf den unter Verdacht stehenden Tibor Glaser, der von einer Zwickmühle in die nächste geschleudert wird und sich immer mehr in dem Fall verheddert. Dass er dabei Fehler macht, kann ich gut nachvollziehen. Sein Vertrauen, dass die Polizei schließlich den wahren Täter finden wird, ist einfach nicht sehr groß. Das geht ja leider vielen Menschen so. Und dummerweise sprechen alle Indizien gegen ihn.

Im Verlauf der Handlung treten immer neue Überraschungen zutage, die ein anderes Licht auf die Ereignisse werfen. Ich fand es regelrecht verstörend, zu wie viel Bosheit Menschen fähig sind und wie leicht sie sich manipulieren lassen.

Der Mord an Nadine Just wird schließlich aufgeklärt, ein anderes Verbrechen bleibt am Ende allerdings offen. Dieses ist wohl Teil der Rahmenhandlung der ganzen Reihe. Obwohl ich Cliffhanger am Ende des Buches normalerweise nicht mag, stört es mich hier zumindest nicht, sondern macht mich umso neugieriger auf den nächsten Band.

Bewertung vom 16.09.2022
Wekwerth, Rainer

Shadow Land


sehr gut

Abenteuerliche Dystopie für junge Lesende

Inhalt:
Kalifornien 2169. Ein Virus hat das menschliche Leben auf den Kopf gestellt. Es verwandelt die erkrankten Menschen in Monster, die sofort eliminiert werden müssen. In der Stadt hat man einen Weg gefunden, die Erkrankung hinauszuzögern und ein halbwegs normales Leben zu führen.

Die siebzehnjährige Kaia lebt seit zehn Jahren in der Stadt, nachdem ihre Familie bei einem Überfall in der Wildnis ums Leben kam. Sie wird zur Soldatin ausgebildet. Bei einem Auftrag außerhalb der Stadt erkennt Kaia, dass nicht alles so ist, wie es scheint …

Meine Meinung:
Rainer Wekwerth ist fast schon ein Garant für außergewöhnliche Geschichten. Auch „Shadow Land“ ist eine außergewöhnliche Dystopie. Der Autor kombiniert nie dagewesene phantastische Wesen mit neuartiger Technik und spinnt damit eine gesellschafts- und umweltkritische abenteuerliche Geschichte, die vor allem bei den jüngeren Leser*innen gut ankommen dürfte. Für ältere ist vielleicht der Schreibstil etwas zu einfach, das Konzept zu geradlinig und wenig überraschend. Die Handlung schreitet rasant voran, da kommt keine Langeweile auf. Es wird aber auch nicht besonders viel ausgeschmückt, sondern einfach und direkt die Geschichte erzählt.

Die ein oder andere Handlung bzw. Personenentwicklung empfand ich nicht als hundertprozentig stimmig. Aber da sollte man vielleicht auch nicht alles auf die Goldwaage legen. Insgesamt ist es ein tolles Buch, das spannend ist und gut unterhält und dabei noch zum Nachdenken anregt.

Bewertung vom 13.09.2022
Slaughter, Karin

Die Vergessene


sehr gut

Komplexe Idee, spannend ausgeführt

Inhalt:
1982. Am Abend des Highschool-Abschlussballs läuft die siebzehnjährige Emily Vaughn ihrem Mörder über den Weg. Die Tat kann nicht aufgeklärt werden.

Vierzig Jahre später. Andrea Oliver hat gerade ihre Prüfung zum US-Marshal bestanden und übernimmt ihren ersten Auftrag, den Schutz von Bundesrichterin Esther Vaughn, der Mutter der getöteten Emily. Auf eigene Faust ermittelt Andrea nebenbei im Mordfall Emily, denn es besteht Grund zur Annahme, dass Andreas leiblicher Vater dahintersteckt. Dieser könnte demnächst aus dem Gefängnis freikommen und Andrea und ihre Mutter Laura, die sich im Zeugenschutzprogramm befinden, bedrohen.

Meine Meinung:
Zwar handelt „Die Vergessene“ wie der Vorgänger „Ein Teil von ihr“ von Andrea Oliver, kann jedoch problemlos eigenständig gelesen werden. Ich kenne den Vorgänger nicht, und obwohl zuweilen auf dessen Geschichte hingewiesen wird, hatte ich keinerlei Verständnisschwierigkeiten.

Der Thriller wird in zwei Handlungssträngen erzählt. Zum einen verfolgen wir Emilys tragische Geschichte Anfang der 1980er Jahre, zum anderen Andreas Ermittlungen in der Gegenwart.

Dabei konnten mich die aktuellen Ereignisse weit mehr begeistern als die Geschehnisse vor vierzig Jahren. Sicher ist auch Emilys Geschichte fesselnd und vor allem bedrückend, aber die Gegenwart ist doch um einiges spannender, da hier der Ausgang einfach noch nicht feststeht.

Die beiden Handlungsstränge werden immer mehr miteinander verflochten. Das ist wirklich super gemacht. Es gibt auch etliche überraschende Wendungen, viele mögliche Verdächtige und ab und zu sogar eine witzige Szene. Man kann sehr gut miträtseln, wer wohl Emilys Mörder ist und wer die Drohbriefe an die Richterin geschickt hat.

Eigentlich hat mir das Buch sehr gut gefallen. Nur mit der Charakterisierung der Hauptpersonen war ich nicht ganz einverstanden. Diese war in meinen Augen nicht konsequent. Sowohl Emily als auch Andrea werden als intelligente, starke Frauen beschrieben, die aber von Zeit zu Zeit einem Anfall von extremer Naivität bzw. Unsicherheit erliegen, was für mich nicht stimmig war.

Das Ende impliziert eine Fortsetzung der Reihe, aber die hier bearbeiteten Kriminalfälle sind abgeschlossen.

Bewertung vom 01.09.2022
Carter, Chris

Blutige Stufen / Detective Robert Hunter Bd.12


sehr gut

Typisch Carter, aber nicht sein bestes Werk

Inhalt:
Eine junge Frau wird bestialisch ermordet in ihrer Wohnung gefunden. Sofort wird die UV-Einheit für extrem gewalttätige Verbrechen der Polizei von Los Angeles angefordert. Detective Robert Hunter und Carlos Garcia stehen zunächst vor einem Rätsel - im wahrsten Sinne des Wortes, denn der Täter hat eine Gedichtzeile hinterlassen. Als kurz darauf eine zweite Frau gewaltsam zu Tode kommt, suchen Hunter und Garcia fieberhaft nach einer Verbindung.

Meine Meinung:
Ich selbst habe zwar alle Bände dieser Reihe gelesen, denke aber, dass man hier keine Vorkenntnisse braucht. Der Kriminalfall ist in sich abgeschlossen, und das Privatleben der Ermittler bzw. die beruflichen Verflechtungen spielen keine allzu große Rolle bzw. alles Nötige dazu wird hier noch einmal gesagt.

Chris Carter ist bekannt für seine absolut grausigen und oft ekelerregenden Mordarten, also definitiv nichts für zarte Gemüter. Auch hier hat er sich wieder einiges einfallen lassen, jedoch nichts, was ich nicht in anderen Thrillern schon gelesen hätte.

Der Anfang zieht sich ein wenig für Chris Carters Verhältnisse, was unter anderem an Wiederholungen aus verschiedenen Perspektiven liegt, aber dann kommt bald Schwung in die Handlung und es fällt schwer, das Buch aus der Hand zu legen. Cliffhanger am Ende der relativ kurzen Kapitel sowie anschließende Perspektivwechsel sorgen dafür, dass man einfach nur weiterlesen will, um endlich diesem widerwärtigen Täter auf die Spur zu kommen oder um zu erfahren, ob es womöglich noch weitere Opfer gibt. Dabei kann man selbst gut miträtseln und Spuren verfolgen, die sich aber allzu oft als Sackgasse bzw. Irrwege entpuppen. Hier zeigt sich der Autor als Meister der Finten. Das ist richtig gut gemacht.

Die Auflösung konnte mich dann tatsächlich überraschen, auch wenn die etwaige Richtung schon früher zu sehen war. So hat mir Chris Carter wieder einmal ein paar spannende Lesestunden beschert, wobei ich die herausragende Figur des Detective und Psychologen Robert Hunter nur bewundern konnte.

Die Reihe:
1. Der Kruzifix-Killer
2. Der Vollstrecker
3. Der Knochenbrecher
4. Totenkünstler
5. Der Totschläger
6. Die stille Bestie
7. I am Death. Der Totmacher
8. Death Call. Er bringt den Tod
9. Blutrausch. Er muss töten
10. Jagd auf die Bestie
11. Bluthölle
12. Blutige Stufen

Bewertung vom 01.09.2022
Strobel, Arno

Fake - Wer soll dir jetzt noch glauben?


sehr gut

Trau, schau, wem!

Inhalt:
Patrick Dostert und seine Frau Julia fallen aus allen Wolken, als früh am Morgen die Polizei klingelt. Patrick wird beschuldigt, eine Frau misshandelt und entführt zu haben. Für die Tatzeit hat er allerdings ein Alibi, ein Abendessen mit einem potenziellen chinesischen Geschäftspartner. Doch der Chinese ist unauffindbar, das Alibi bricht zusammen. Patrick ist überzeugt, dass ihm jemand etwas in die Schuhe schieben will, doch wer? Er hatte mit niemandem Streit, hat sich mit allen gut verstanden. Und es kommt noch dicker. Im Internet kursiert plötzlich ein Video, das eindeutig Patrick zeigt, wie er eine Frau misshandelt …

Meine Meinung:
„Fake“ bzw. „Fakt“ sind zwei Ausgaben derselben Geschichte, die sich inhaltlich nicht unterscheiden. Da ich ein großer Fan von Arno Strobel bin, war ich schon sehr gespannt auf sein neues Buch, das übrigens ein Stand-alone ist. Und ich wurde nicht enttäuscht.

Mir gefiel der Aufbau des Thrillers sehr gut. Der erste Teil wird aus der Sicht von Patrick erzählt. Ab einem gewissen Punkt übernimmt ein allwissender Erzähler, da Patrick dann nicht mehr der hauptsächlich Handelnde ist. Der Prolog stimmt auf eine bedrückende Geschichte ein, die man dann auch tatsächlich bekommt, wenn auch nicht unbedingt so, wie man es erwartet.

Ein wenig gestört hat mich der ermittelnde Kommissar, der sich ziemlich platt sofort auf Patrick als Täter versteift. Genauso platt entwickelt der Autor einige Verdächtige. Ich hatte beim Lesen ein bisschen Mühe, den Zaunpfählen aus dem Weg zu gehen.

Nichtsdestotrotz gelang es Arno Strobel wieder einmal, mich mit einer fesselnden Handlung bis zum Schluss an der Nase herumzuführen und dann zu überraschen.

Bewertung vom 24.08.2022
Perko, Marion

Vega - Der Wind in meinen Händen


gut

Offenes Ende

Inhalt:
Deutschland 2052. Das Land leidet unter Wassermangel. Wettermacher erzeugen mit Hilfe von Drohnen und Chemikalien den ersehnten Regen. Auch die siebzehnjährige Vega ist eine Wettermacherin, allerdings besitzt sie dafür eine natürliche Gabe, was aber niemand wissen darf. Als es zu einem Wetterunfall kommt, wird Vega zur Gejagten, obwohl sie unschuldig ist.

Meine Meinung:
Das Buch startet sehr interessant und spannend. Im Mittelteil geht die Handlung dann nur ein bisschen schleppend voran, bevor das Tempo gegen Ende wieder anzieht. Der Schreibstil ist relativ einfach, für ein Jugendbuch aber okay.

Die Protagonistin Vega war mir sofort sympathisch und ich habe ihre Geschichte gerne verfolgt. Leider kommt ja kaum ein Jugendbuch ohne Dreiecksliebesgeschichte aus, so auch dieses.

Das bearbeitete Thema Wetter bzw. Klima wird gut dargestellt und zeigt auf, was uns in nicht allzu ferner Zukunft blühen kann, denn das Szenario erscheint mir nicht ganz unwahrscheinlich.

Erzählt wird aus der Sicht von Vega, die man dadurch schnell kennenlernt und gut einschätzen kann. Die anderen Figuren, allen voran ihre männlichen Begleiter Leo und Esper sind bis zum Schluss nicht durchschaubar. So wirft dieser 1. Band der Reihe mehr Fragen auf, als er beantwortet, und endet nicht mit einem für mich befriedigenden Abschluss, sondern mit einem bösen Cliffhanger. Schade, denn eigentlich fand ich das Buch nicht schlecht, aber etwas mehr sollte auch der Auftaktband einer Reihe schon auflösen.

Bewertung vom 23.08.2022
Herrmann, Elisabeth

Düstersee / Joachim Vernau Bd.7


ausgezeichnet

Undurchsichtig bis zum Schluss

Inhalt:
Christian Steinhoff, ein entfernter Bekannter des Berliner Anwalts Joachim Vernau, hat diesen eingeladen, Urlaub auf seinem Anwesen in der Uckermark zu machen. Nach der ersten Nacht findet Vernau seinen Gastgeber tot auf. Kurz darauf kommt im Dorf eine einheimische Frau zu Tode. Plötzlich ist Vernau mehr oder weniger in die Todesfälle verstrickt und beginnt auf eigene Faust zu recherchieren.

Meine Meinung:
Dies ist bereits der 7. Band dieser Reihe, kann aber problemlos als Stand alone gelesen werden. Der Kriminalfall ist in sich abgeschlossen, essentielle private Verknüpfungen werden hier noch einmal zur Sprache gebracht.

Elisabeth Herrmann konnte mich wieder einmal über Stunden fesseln und begeistern. Das Erzähltempo finde ich sehr angenehm. Zunächst nimmt die Handlung nur langsam Fahrt auf, dafür werden die Umstände deutlich und die (zum Teil sehr skurrilen) Personen bekannt gemacht. Nach diesem Vorgeplänkel beginnen die Ereignisse dann bald sich zu überschlagen. In jedem Kapitel scheint die Marschrichtung zu wechseln. Ständig stehen neue Überraschungen und unerwartete Entwicklungen an. Die Autorin hat meisterhaft falsche Fährten gelegt und führt die Leserschaft an der Nase herum. So ist der Kriminalroman bis zum Schluss sehr spannend und kaum vorhersehbar. Die Auflösung konnte mich zwar überraschen, ist dabei aber auch plausibel.

Fazit:
Elisabeth Herrmann hat mir wieder ein paar spanende und unterhaltsame Lesestunden beschert. Ich freue mich schon auf den nächsten Band mit Joachim Vernau.

Die Joachim Vernau-Reihe:
1. Das Kindermädchen
2. Die siebte Stunde
3. Die letzte Instanz
4. Versunkene Gräber
5. Totengebet
6. Requiem für einen Freund
7. Düstersee

Bewertung vom 21.08.2022
Buehlman, Christopher

Der schwarzzüngige Dieb (Schwarzzunge, Bd. 1)


ausgezeichnet

Spannung und Humor mit viel Fantasie

Inhalt:
Kinsch Na Schannack wurde von der Gilde zum Meisterdieb ausgebildet. Dafür schuldet er ihr ein Vermögen, mit dessen Rückzahlung er in Verzug geraten ist. Er bekommt die Möglichkeit, seine Schulden durch die Ausführung eines Auftrags zu tilgen, dessen genauen Inhalt er aber nicht weiß. Auf jeden Fall macht er sich zusammen mit der Ritterin und Dienerin der Todesgöttin Galva, der jungen Hexe Norrigal und Kater Karl auf eine abenteuerliche und äußerst gefährliche Reise …

Meine Meinung:
„Der schwarzzüngige Dieb“ ist der Auftaktband einer Trilogie. Schon nach den ersten Seiten stand mein Urteil fest: einfach herrlich dieser Humor! Christopher Buehlman lässt seinen Helden, den schwarzzüngigen Dieb Kinsch Na Schannack, seine Geschichte selbst erzählen. Und er tut dies auf grandiose Weise mit viel (Selbst-) Ironie und Sarkasmus. Es gibt kaum eine Seite, wo ich beim Lesen nicht schmunzeln oder gar laut lachen musste. Die Dialoge sind spritzig und frech, absolut köstlich! Etwas Humorvolles zu schreiben, halte ich für mit das Schwierigste für einen Autor, aber Buehlman hat hier zumindest bei mir den Nerv hundertprozentig getroffen, und das, obwohl das Buch nur so vor Kraftausdrücken strotzt, die allerdings oft umschrieben sind. Sonst ist das gar nicht so mein Fall, aber hier ist es perfekt, weil es einfach zu der Figur und in den Kontext passt.

Unsere drei Gefährten müssen sich zusammenraufen und dann manches Abenteuer und manchen Kampf überstehen. Dabei sind auch die Kampfszenen toll erzählt, richtig spannend. Und auch hier blitzt immer wieder der Humor hervor.

Christopher Buehlman hat beim Worldbuilding seiner Fantasie freien Lauf gelassen und ein tolles Setting geschaffen. Die Bedeutung von Fantasiewörtern wird im laufenden Text gut erklärt, sodass ein Glossar unnötig ist. Im Anhang befindet sich aber noch eine Karte und ein Kalender, die die Orientierung in Kinsch Na Schannacks Welt erleichtern.

Mir hat dieses Buch so viel Spaß gemacht, dass ich gerne die volle Punkt- bzw. Sternezahl vergebe. Ich freue mich schon auf die Fortsetzung.

Bewertung vom 20.08.2022
Washburn, Kawai Strong

Haie in Zeiten von Erlösern


ausgezeichnet

Hat mich unerwartet stark beeindruckt

Inhalt:
Die Götter haben anscheinend Großes vor mit Nainoa, dem 2. Kind der hawaiianischen Familie Flores. Als der Siebenjährige bei einer Bootsfahrt ins Wasser fällt und von einem Hai nicht gefressen, sondern gerettet wird, denken alle, der Junge ist was Besonderes. Wenige Jahre später manifestiert sich auch noch eine unglaubliche Gabe und die Hoffnungen, die man auf das Kind setzt, sind groß, um nicht zu sagen, riesig. Doch Nainoa scheint daran zu zerbrechen. Seine Geschwister Dean und Kaui leiden aber auch unter der Situation. Alle drei Kinder versuchen ihr Glück auf dem amerikanischen Festland, denn Hawaii ist nicht gerade von Reichtum geprägt.

Meine Meinung:
Hawaii ist für mich absolutes Neuland. Weder war ich jemals dort noch habe ich mich groß mit diesem US-Staat befasst und wusste daher vor der Lektüre kaum etwas darüber. Mein Bild der Inseln war von Blumenkränzen und Aloha geprägt. Der Autor Kawai Strong Washburn hat es in seinem Debütroman geschafft, dieses Bild komplett zu überschreiben. Was er über Land und Leute, Götter und Mythen erzählt, klingt wesentlich authentischer als meine vorherige Vorstellung.

Von Anfang an konnte er mich mit der Geschichte der Familie Flores fesseln, die aus wechselnden Perspektiven der fünf Familienmitglieder erzählt wird, hauptsächlich aber aus der Sicht der drei Kinder. So verfolgen wir jedes der Kinder auf seinem speziellen Weg zum Erwachsenen, der von Hoffnung und Scheitern, von Liebe zur Familie und zur Heimat, von Eifersucht und Verzweiflung geprägt ist.

Der Glaube an die hawaiianischen Götter und die Legenden werden dabei perfekt eingebaut, nehmen aber nicht zu viel Raum ein. Sie verdeutlichen jedoch die Verbundenheit der Protagonist*innen mit ihrer Heimat.

Fazit:
Mich hat dieser Roman mit dem seltsamen, sperrigen Titel absolut überrascht, und zwar positiv. Wer bereit ist, über seinen eigenen Tellerrand zu blicken und sich in ungewöhnliche Charaktere hineinzuversetzen, ist hier richtig.

Bewertung vom 13.08.2022
van Rensburg, Laure

Nur du und ich


sehr gut

Überraschend

Inhalt:
Seit sechs Monaten sind der Literaturprofessor Steven und die wesentlich jüngere Studentin Ellie ein Paar. Das Jubiläum wollen sie mit einem leidenschaftlichen Wochenende in einem abgelegenen Ferienhaus auf Long Island feiern. Dabei kommen Geheimnisse zum Vorschein, die für eine(n) von ihnen den Tod bedeuten werden …

Meine Meinung:
Die Erzählung beginnt mit dem Ende, dem Moment, wo die Polizei eintrifft. Diese Schilderung machte mich dann schon neugierig auf das, was im Vorfeld wohl passiert ist. Leider konnte mich die weitere Handlung dann erst mal gar nicht so fesseln. Es wird mit etlichen Wiederholungen erzählt, und auch die eingebauten Sexszenen fand ich eher belanglos beschrieben.

Doch je mehr man von den zwei Hauptfiguren in wechselnden Perspektiven liest, desto interessanter wird die Story. Mit der Richtung, in die sie führt, hätte ich nicht gerechnet und war daher ziemlich überrascht. Ich fand dies aber sehr gut. Dieser Richtungswechsel hat mich dann voll für den Roman eingenommen, den man zwar als Thriller bezeichnen kann, in dem aber sehr viel mehr steckt.

Auch wenn weder Ellie noch Steven sonderlich sympathisch rüberkommen, verspürte ich doch eine gewisse Nähe zu einer der Personen und sympathisierte mit ihr. So bangte ich vor allem gegen Ende beim Showdown darum, wer dieses Wochenende wohl überleben würde.