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TochterAlice
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Köln

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Insgesamt 1466 Bewertungen
Bewertung vom 07.09.2023
Simon, Teresa

Worte der Wahrheit / Die Repoterin Bd.2


sehr gut

Es fängt gut an im zweiten Teil: Malou hat ihr Ziel erreicht und ist nun eine erfolgreiche Gesellschaftsreporterin beim "Tag". Doch wieder werden ihr so einige Steine in den Weg gelegt, weniger beruflich - obwohl es da auch Neider gibt - als privat, wo sich ihre Familiensituation komplett verändert, teilweise in Richtungen, die für eine erwachsene Frau eher unüblich sind. Dazu werden uns Lesern die großen Stars der 1960, in denen wir uns in diesem Roman immer noch befinden, von der privaten Seite gezeigt.

Überhaupt steht auch in diesem zweiten Band die private Situation von Malou wieder komplett im Vordergrund, für meinen Geschmack ein wenig zu sehr. Andererseits gibt uns gerade das die Möglichkeit, zu erkennen, was es alles für Schwierigkeiten für eine Frau im beruflichen Alltag in dieser Zeit gab.

Wie immer überzeugt Autorin Theresa Simon, selbst promovierte Historikerin, durch punktgenaue Sachkenntnis auch kleinster Details und macht gerade dadurch diesen Roman so spannungsreich, dass ich ihn nicht mehr aus der Hand legen wollte! Ein Roman, mit dem man herrlich in vergangene Zeiten reisen kann, gerade wenn man sich für das geschriebene Wort interessiert!

Bewertung vom 04.09.2023
Pollatschek, Nele

Kleine Probleme


weniger gut

Marsmenschen statt Larsmännchen - das ging mir bei der Lektüre dieses extrem kleinteiligen Romans oft durch den Kopf.

Ich bin selbst jemand, der die Prokrastination zum Lebensstil erhoben hat - unfreiwillig, versteht sich. Aber mir würde nie einfallen, andere auf die öde und umständliche Art damit zu behelligen, wie es Nele Pollatschek ebendieses Larsmännchen tun lässt.

Was für ein nerviger Mann - und seine Lieben scheinen jetzt auch nicht so wahnsinnig spannend zu sein: allesamt kreisen sie um sich selbst und um ihre wenig interessanten Vorlieben, Laster, Sorgen und Sehnsüchte.

Zusammenfassungen und Überblicke - zumindest ab und zu sollte dieses Buch uns Lesern welche schenken, meinen Sie nicht? Denn sonst kann ich darin absolut keinen Fuß fassen und mich während der Lektüre so einrichten, dass ich mich wohlfühle. Immer nur kleinteilige Info über die Familie - und zwar solche, die ich nun wirklich nicht haben will, so bspw. dass das Töchterchen einen Thatcher-Fimmel hat. Das darf ja wohl nicht wahr sein! Wäre sie meine Tochter, würde ich das in unsgerem Haus nicht gestatten - alles hat ja wohl seine Grenzen.

Ziemlich anstengend, mein Geschreibe? Nun ja, für mich selber auch. Aber ich passe mich nur dem Niveau des Romans an. Wobei ich zum Schluß noch ein Lob aussprechen möchte, nämlich für das Cover. Das ist so schön, dass ich mich bisher daran noch nicht satt gesehen habe - und das trotz des Inhalts.

Bewertung vom 03.09.2023
Koschak, Michaela

Hitze, Flut und Tigermücke


ausgezeichnet

Es geht um unseren Planeten
Und damit - wie könnte es andes sein - um den Klimawandel, der hier so anschaulich erklärt wird, dass auch solche wie ich, die nicht allzuviel Ahnung von Naturwissenschaften jeder Art haben, einiges klar wird. Auch so manche Frage, die sich den potentiellen Leser stellen könnte, wird so beantwortet, dass es mir vorkam, als würde ein Vorhang aufgezogen. Und das auch noch auf unterhaltsame, leicht lesbar Art und Weise.

Wirklich sehr empfehlenswert!

Bewertung vom 30.08.2023
Walls, Jeannette

Vom Himmel die Sterne


sehr gut

Ein Mädchen aus gutem Hause .... oder?

Ein Mädchen aus gutem Hause ....oder?

Das ist Sallie Kincaid ganz bestimmt, denn für die Menschen dort ist sie die Tochter des Duke und nichts anderes. Der Duke ist derjenige, der in der Gegend - wir befinden uns in Virgina - das Sagen hat und sozusagen als großer Zampano den Ton angibt, die Geschicke der Bewohner bestimmt - ohne ihn läuft eigentlich gar nichts. Egal, ob gut oder schlecht und vor allem von letzterem bekommen die Bewohner des Counties so einiges mit.

Weswegen sie ihn und auch seine Tochter nicht sonderlich wertschätzen. Dabei ist Sallie gerade erst zurückgekehrt aus dem Exil bzw. aus der Ausgrenzung, in die sie vom eigenen Vater auf das Betreiben der Stiefmutter geschickt wurde und zwar für neun lange Jahre. Neun Jahre in ärmlichsten Verhältnissen bei ihrer Tante, in denen der Vater sich kaum um ihr Wohlergehen scherte. Und sonst sowieso keiner!

Jeannette Walls hat ein Herz für die Benachteiligten, vor allem diejenigen, die unverschuldet in eine Sch....situation geraten sind.

Die Autorin vermag gar nicht schlecht zu schreiben - so meine Überzeugung. Ich habe alles, was es von ihr bisher in deutscher Sprache gibt, quasi verschlungen. Dagegen fällt diese Geschichte um Sallie Kincaid ein wenig ab, ein winziges bisschen nur. Aber ich verspüre diesmal nicht die bedingungslose Begeisterung, die die Autorin zuvor jedes Mal in mir geweckt hat.

Immer noch ist ein ausgesprochen lesenswerter historischer Roman auf höchstem Niveau, den ich sehr genieße, aber dieses Nicht-Aufhören.-Können, diese Faszination, dieses süchtig Machende - das fehlte mir. Natürlich empfehle ich ihn dennoch und zwar als einen Roman mit einem Herzen für und einem Blick auf die Frauen, auf ihre Belange und vor allem auf das, was ihnen fehlt. Nämlich die Achtung und die Würdigung, die ihnen in der Zeit um und nach dem Ersten Weltkrieg fehlte. Auch vom eigenen Geschlecht und aus Männersicht ja sowieso, zumindest in vielen Fällen.

Man sollte das Titelbild der deutschen Erstausgabe ignorieren, da die darauf abgebildete Frauengestalt eher in die 1940er bzw. gar -50er Jahre passt und das Buch in die Hand nehmen. Man wird einen historischen Roman von literarischem Wert genießen dürfen.

Bewertung vom 29.08.2023
Abidi, Heike

Hör auf dein Herz, auch wenn es stolpert


sehr gut

Märchen für vom Leben Gebeutelte ab dem Spätmittelalter

Und das ist eine mehr oder weniger charmante Umschreibung für das Lebensalter. Wir lernen Floriane (ja, der Name hat mir auch nicht zugesagt) als hochzufriedene frischgebackene "Fuffzigerin" kennen, nämlich einen Tag nach dem rundesten aller Geburtstage, wo sie auf eine wundervolle Feier und ein supertolles Geschenk ihres Ehemannes zurückblickt.

Aber schon kurz danach bricht ihr der Boden unter den Füßen weg,weil genau der saubere Gatte sie aus der Wohnung und aus seinem Leben jagt, er hat nämlich etwas deutlich frischeres gefunden!

Als sie am selben Tag noch ihren überaus angenehmen Job in einem der besten Hotels der Stadt verliert, ist klar: sie braucht Trost - nämlich die Arme ihrer alten und ungebundenen Tante und die Worte ihrer besten Freunde - allesamt ihre Kollegen im Hotel, denen ebenfalls gekündigt wurde.

Was sich daraus entwickelt, ist ebenso lustig wie absehbar - also nicht im Einzelnen natürlich, aber doch in der Wirkung. Auch wenn vieles doch sehr weit hergeholt und deutlich überzogen ist, hat es mir viel Spaß gemacht, das Buch zu lesen. Denn Heike Abedi hat originelle Ideen und eine Art von Humor, die mir entgegen kommt.

Und dazu weiß sie, dass auch Leser*innen im Mittelalter und darüber hinaus gerne Märchen mögen. Zumindest, wenn sie so geschaffen sind wie dieses hier, werden sie daran Spaß haben.

Bewertung vom 28.08.2023
Cosgrove, Matt;Amores, Eva

Montag / Worst Week Ever Bd.1


sehr gut

Unruhig
Und zwar so unruhig, wie es irgend möglich ist, so gestaltet sich das Leben von Justin Chase in dieser einen Woche, die uns hier vorgeführt wird. Nein, das stimmt nicht - genauer gesagt geht es nur um einen einzigen Tag, nämlich den Montag.

Ich muss ganz ehrlich gestehen - ich hatte ja keine Ahnung, worauf ich mich da so einlasse. Und so habe ich ein Gedankenwelt kennengelernt, die wirrer und kleinteiliger nicht sein kann - ja, Justin ist voller Unruhe, er ist so kribbelig und fahrig, wie man überhaupt nur - Stopp, falsch! - wie überhaupt nur ein gebeutelter Teenagerjunge, dessen Leben gerade die wildesten Sprünge macht, nur sein kann.

Ich muss sagen, mir war das too much. Nicht, dass ich die Genialität dahinter nicht erkenne, doch soviel Aufregung, soviel jähen Wechsel in der mir vorgeführten Gedankenwelt kann ich in meinem doch recht fortgeschrittenen Alter nicht mehr nachvollziehen. Aber keine Sorge - für junge Leute unter 16 Jahren beiderlei Geschlechts ist es mit Sicherheit genau das Richtige!

Bewertung vom 26.08.2023
Fischer, Elena

Paradise Garden


sehr gut

Eine runde Geschichte
Das ist Elena Fischers "Paradise Garden" auf jeden Fall. Es gibt einen klaren Start und ein noch viel klareres Ende, die zentralen Fragestellungen werden aufgelöst und dazu laufen eine ganze Reihe mehr oder weniger schräger oder zumindest sich klar voneinander abgrenzender Protagonisten mit ebensovielen unterhaltsamen Eigenschaften und Sprüchen auf.

Es gibt eine klare Hauptperson, nämlich die vierzehnjährige Billie, aus deren Sicht die Begebenheiten erzählt werden und eine große Nebenrolle, nämlich Billies Mutter, die Ungarin Marika, eine Frau mit wenig Geld, aber mit tollen Ideen, die Billies Leben zu einem mit Überraschungen prall gefüllten machen. Zudem kann sie köstliche Pancakes backen. Die beiden leben in einer wenig heimeligen Hochhaussiedlung irgendwo in Deutschland und so offen Marika auch in vielen Dingen ist, eines verrät sie ihr nicht: nämlich, wer ihr Vater ist. Und eines Tages wird genau das zu Billies wichtigstem Anliegen...

Ja, es ist eine runde und gewissermaßen auch glatte Story, eine, die nur in wenigen Passagen aus dem Takt gerät und überrascht, zumindest wirkte sie so auf mich.

Der Humor, den die Autorin sehr geschickt immer wieder einfließen lässt, hat die Lektüre für mich in weiten Teilen zu einem Genuss werden lassen. Aber insgesamt war es mir dann doch alles etwas zu vorhersehbar, zu glatt eben.

Ein bisschen wie ein modernes Märchen mit sehr realistischem Inhalt. Leider. Denn ein Leben mit so wenig Geld zu bestreiten, wie es Billie und ihre Mutter gezwungen sind, das ist in Deutschland heutzutage weder ein Zuckerschlecken noch eine Seltenheit.

Ein lesenswerter Roman mit Luft nach oben, den ich dennoch sehr gerne weiterempfehle, auch als Geschenk für lesefreudige junge Menschen, die so allmählich aus der für ihre Zielgruppe vorgesehenen Literatur herauswachsen.

Bewertung vom 22.08.2023
Ægisdóttir, Eva Björg

Verlogen / Mörderisches Island Bd.2


ausgezeichnet

Ein ganz, ganz großes Vielleicht ist es, mit dem ich meine Ausführungen zu diesem Krimi starte - denn das ist es, was die isländische Autorin Eva Björg Ægisdóttir uns Lesern mit auf den Weg gibt - eigentlich von Beginn an. Und zwar im Hinblick auf die Handlung

Vielleicht war es so, vielleicht hingegen so - aber: vielleicht, aber nur ganz vielleicht, kann es auch ganz anders gewesen sein? Wie genau, darauf müsst ihr selber kommen. Oder aber Euch bis ganz zum Schluss des Buches gedulden!

Ja, die isländische Autorin hat es faustdick hinter den Ohren, ebenso wie so manch eine*r ihrer Protagonist*innen. Welche genau? Darauf müssen sie auch selbst kommen, falls sie nicht bis ganz zum Ende der Geschichte warten wollen.

Sie fragen mich, was ist, wenn Sie ganz genau, so richtig, richtig aufmerksam lesen, auf jedes kleinste Fitzelchen achten. Dann müssten Sie doch das gesamte Geheimnis, bzw. jeden einzelnen Teil, jedes kleinste Partikelchen davon knacken können?

Nun, ich glaube nicht, dass das hinhaut, aber ich hinterlasse Ihnen das ganz große "Vielleicht" aus dem ersten Satz. Denn vielleicht klappt das ja tatsächlich bei Ihnen! Dann informieren Sie mich unbedingt dahingehend und Sie können sich meiner uneingeschränkten Bewunderung sicher sein.

Denn Eva Björg Ægisdóttir schreibt anders als alle anderen Autor*innen, die ich bisher gelesen habe und sie setzt auch die Puzzleteile anders zusammen bzw. sind die deutlich kleinteiliger als bei anderen Autor*innen. Aber nicht langweiliger oder komplizierter!

Ich freue mich jedenfalls schon sehr um den nächsten Band um Ermittlerin Elma und ihre Kollegen, die mir inzwischen schon so richtig ans Herz gewachsen sind. Ja, tatsächlich, bereits nach zwei Fällen!

Bewertung vom 22.08.2023
Newman, Catherine

Und wir tanzen, und wir fallen


weniger gut

Wahrscheinlich habe nur ich damit so meine Probleme: Eine Frau im besten Alter, Edi nämlich, ist unheilbar an Krebs erkrankt und ihre beste Freundin Ash, die sie bereits ein ganzes Leben lang begleitet, kümmert sich um sie, als sie ins Hospiz kommt.

Wir alle haben schon mit dieser Einrichtung auf eine gewisse Art unsere Erfahrungen gemacht, sei es, dass wir nur davon gehört haben. Bei mir ist es so, dass eine meiner engsten Freundinnen über zehn Jahre in einer solchen tätig war und ich durch sie die unterschiedlichsten Eindrücke, Erfahrungen und Episoden darüber übermittelt bekam.

Aber eines war darin niemals enthalten: dass eine Angehörige und ein behandelnder Arzt dort wilden Sex auf dem Gang praktizieren und das nicht nur einmal. Auch ist Ash, ebenfalls bereits im besten Alter und getrennt lebend, offenbar eine, der Sex ebenso wichtig ist wie ihr täglich Brot (und das ist ihr als Journalistin, die über Lebensmittel und Speisen schreibt, wirklich SEHR wichtig).

Bin ich denn wirklich der einzige Mensch auf der großen weiten Welt, den dieser viele Sex in unpassenden Zusammenhängen unglaublich auf die Nerven geht? Denn genau das ist passiert: ich habe einfach keine Lust mehr, nach diesem Buch zu greifen, wer weiß schon, wer als nächstes über wen herfallen wird und wie oft. Und das in einem Roman, in dem es um das Füreinander-Einstehen gehen soll - so dachte ich zumindest!

Bewertung vom 21.08.2023
Fuchs, Felicitas

Romy. Mädchen, die pfeifen / Mütter-Trilogie Bd.3 (eBook, ePUB)


sehr gut

Autorin Felicitas Fuchs - in Wahrheit ist sie eine andere - schreibt wieder über die bereits bekannte Familie - Minna ist inzwischen leider schon verstorben, Hanne in einer schwierigen Ehe und in ungeliebten beruflichen Bahnen gefangen. Die älteste Tochter Romy, um die es diesmal geht, ist fast erwachsen und besteht ihre Lehre in der Gastronomie mit Bravour. Leider (rückwirkend gesehen) nicht ohne seelische Blessuren, gerät sie doch direkt danach an den falschen Mann, den sie zwar schnell wieder loswird, der sie aber in jahrzehntelange Schwierigkeiten bringt.
Obwohl der Fokus dieses Bandes laut Titel auf Hanne liegt, nimmt Minna eine ebenso große Rolle ein und zum Ende hin spielt mehr und mehr noch eine dritte Person eine zunehmend größere Rolle - doch darüber sollten Sie selbst lesen, es lohnt sich jedes Wort.


Romy hat - ähnlich wie ihre Mutter und Großmutter - zunächst kein glückliches Leben, aber es gelingt ihr, immer wieder auf die Sonnenseite zu gelangen - nicht zuletzt wegen ihres überaus energischen Charakters

Aus meiner Sicht ist dieser dritte Band von der Autorin stilistisch nicht ganz so perfekt geworden, wie der zweite Band über Romys Mutter Hanne. Wieder einmal gehen für meinen Geschmack bestimmte Männer zu oft fremd (da kommt man doch zu nichts anderem mehr im Leben.

Dieser trotz allem sehr gelungene Roman ist spannend zu lesen und empfehlenswert für Rezipienten, die sich für Lebenswege "normaler" Menschen interessieren! Allerdings sollte man sich darauf einstellen, dass es zeitweise richtig heftig wird, diesmal nicht so sehr in Bezug auf zeitgeschichtliche Aspekte, sondern auf Romys eigenes Leben. Hut ab, wie sie sich immer wieder zu fangen vermag. Und zwar in verschiedener Hinsicht. Das hat mir wirklich ausgesprochen gut gefallen!

Dass es ständig ums Trinken und Rauchen ging, war für mich hingegen nicht so toll - auch wenn vor allem letzteres in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wirklich sehr intensiv betrieben wurde (auch in meiner eigenen Familie), muss es ja nicht ständig Erwähnung finden. So war es mir des Guten dann doch deutlich zu viel.