Benutzer
Benutzername: 
jam

Bewertungen

Insgesamt 475 Bewertungen
Bewertung vom 25.06.2021
Luft, Lena

Perfekte Mütter sind auch keine Lösung (eBook, ePUB)


gut

„Also“, erklärte mir mein praktisch denkendes Töchterlein, „hast du immer alles im Blick. Du kannst ganz getrost während der Konferenz Milch abpumpen und dich davon überzeugen, dass es keiner merkt.“
1. Kapitel

Klappentext (gekürzt):
Juliane hat alles im Griff. Zuhause in Krisenzeiten mit vier Kindern? Die Tochter in der Pubertät, das Baby noch nicht abgestillt? Alles kein Problem! Sich professionell im neuen Job als Chefredakteurin eines Frauenmagazins einarbeiten? Kein Problem!
Oder etwa doch?
Juliane (…) sitzt mit Nutella verschmierter Bluse und unterschiedlichen Flip-Flops in Videokonferenzen, beschäftigt die Kinder in der plötzlich befohlenen Quarantäne…

Diese Text zusammen mit dem fröhlich-bunt getupften Cover haben mein Leserherz höher schlagen lassen. Ein humorvolle Blick darauf, wie es uns Mamas in Coronazeiten geht, zwischen Homeoffice und Anwesenheit in der Arbeit, während die Kinder daheim sind. Als wir uns damit abfinden mussten, eben nicht alles Schlechte von unseren Kindern fernhalten zu können und dass fünfe auch mal grade sein müssen.
Und die Geschichte beginnt auch unterhaltsam, da wird während der Videokonferenz unter der Kameralinse Milch abgepumpt, die Vögel fliegen frei durchs Haus… Doch schnell schlägt die Stimmung um, Juliane steht beruflich vor großen Herausforderungen und verbündet sich mit den Kindern gegen ihren Partner. Als Mutter sehe ich sie gar nicht, die großen Kinder übernehmen die kleinen und auch wenn sie immer wieder mal wichtige Sätze wie „Denk an die Treppe“ sagt, geht es eigentlich nur um ihre Arbeit und ihre toxische Beziehung.
Zeitlich ist die Geschichte am Ende von Lockdown Nr. 1 angesiedelt, gerade gibt es wieder ein wenig Freiheit. Ich kenne ganz sicher nicht alle Bestimmungen in Deutschland zu jedem Zeitpunkt, aber ich weiß, wie sich die meisten Menschen in meinem Umfeld seit Beginn der Pandemie verhalten haben. Und das eher nicht so, wie es hier geschildert wird. Viele Besuche, obwohl die Kinder in Quarantäne sind, verlassen die Eltern ständig das Haus, machen Autofahrten mit haushaltsfremden Personen… Und auch wenn der Titel schon verspricht, dass es nicht um perfekte Mütter geht, spätestens als Juliane den Kindern einredet, dass ein Besuch möglicherweise Corona haben könnte, um sie aus dem Raum zu schaffen, und dann darüber lacht, dass diese schreiend die Treppe raufstürmen, hat mein Mutterherz geblutet. Auch wenn dann wieder Mal die große Tochter die Situation retten darf und die jüngeren Geschwister beruhigt… Generell wirkte das Coronathema auf mich wie im Nachhinein dazugeschrieben.
Juliane arbeitet als freie Journalistin und hat die Chance, ihr erstes eigenes Magazin herauszubringen. Doch ihr Geschäftspartner entpuppt sich als Ekel und sie hat große Angst, zu versagen. Sie stürzt sich in Vorleistung, kontaktiert andere Journalisten und schreibt Artikel. Ihre Arbeitswelt ist so weit weg von meiner, dass ich leider nur sehr schwer in die Geschichte hineinkam. Manchmal hätte ich wohl einen kurzen Hinweis darauf gebraucht, was in dieser Branche üblich ist, denn mir kam alles ungewöhnlich vor, auch wenn es in der Realität sicher so ist.
Was noch den einen oder anderen Stern rettet sind die durchaus lustigen Intermezzi, der lockere Schreibstil und das nette Ende.
Fazit: Herausfordernde Arbeitssituationen gepaart mit einer toxischen Beziehung und einem kleinen Corona-Anstrich. Ich habe mir mehr erwartet.

Bewertung vom 24.06.2021
Herzog, Katharina

Wie Träume im Sommerwind


ausgezeichnet

„Bevor sie nach Paris gegangen war, hatte Emilia in Zinnowitz das Gefühl gehabt, von der Langeweile erdrückt zu werden. Sie kannte jeden Quadratzentimeter auf diesem Fleckchen Erde.“
Seite 122
Und jetzt hat Emilia keine andere Wahl als Paris zu verlassen, denn ihre geliebte Schwester Clara hatte einen schweren Unfall. Zurück in ihrem Heimatort muss sie Verantwortung übernehmen, Claras Rolle ausfüllen und ihr eigenes Leben ordnen.
Katharina Herzog erzählt in „Wie Träume im Sommerwind“ die berührende Geschichte der Schwestern in zwei Zeitsträngen. Wir begleiten Clara in ihrer Jugendzeit nach England, in einen wunderschönen Garten zu ihrer ersten großen Liebe. Und wir sehen, wie Emilia heute versucht, ihrer Schwester zu helfen, und deshalb einerseits die Eltern am heimischen Rosenhof unterstützt. Und danach nach England reist, an den Ort in Claras Vergangenheit, der wohl eine große Bedeutung für sie hat.
Kann ein vertrauter Geruch von dort sie erwecken?
Emilia ist eine Rebellin, in den kurzen Rückblenden in die Vergangenheit der Schwestern spürt man schon, wie sehr sie die Enge der Insel bedrückt, wie sie durch Kleidung etc. herausstechen und provozieren will. Als sie ihre besondere Fähigkeit erkennt, setzt sie alles daran, nach Paris an eine renommierte Parfümeurschule zu kommen. Ihre Schwester liebt Rosen ebenso wie ihre Eltern und kümmert sich um deren Rosenhof, in Zeiten des Internethandels und billiger Importblumen keine leichte Aufgabe.
Und so dreht sich die Geschichte um Düfte, was sie bewirken können und die Schönheit und Vielfalt der Rosen – eine für mich als Leserin berauschende Mischung. Ich fand beides wahnsinnig interessant und spannend und man spürt, dass die Autorin für beide Themen gut recherchiert hat und selbst dieser Faszination erlegen ist!
Ich mochte Emilia von Anfang an, sie, die ihre eigene Kraft unterschätzt und für ihre Schwester kämpft. Aber auch die Reise in die Vergangenheit, an wunderschöne Plätze in Groß Britannien haben mich sehr bewegt und berührt. Emilia wandelt auf den Spuren ihrer Schwester und geht doch ihren eigenen Weg. Und letzten Endes finden die Zeitstränge ein gemeinsames Ende.
Fazit: Eine berührende Geschichte über Zusammenhalt und Liebe an faszinierenden Schauplätzen.

Bewertung vom 17.06.2021
Mallery, Susan

Es geschehen noch Küsse und Wunder / Fool's Gold Bd.30 (eBook, ePUB)


sehr gut

„Sie war alles, wonach er nie gesucht hatte. Er war nach Fool´s Gold gekommen, um seine Karriere voranzutreiben, doch stattdessen hatte er etwas wesentlich Wichtigeres gefunden – den fehlenden Teil seines Herzens.“
7. Kapitel
Mit dem Buch „Es geschehen noch Küsse und Wunder“ dürfen wir gleich zwei Paare auf dem Weg zum großen Glück begleiten, denn dieses Buch beinhaltet zwei Kurzromane.
Roman 1: Abby ist eigentlich völlig ausgelastet mit den Vorbereitungen der Hochzeit ihrer Schwester, da bittet sie diese um einen großen Gefallen: Joaquin, der ihr zukünftiger Schwager und berühmter Chirurg, kommt 3 Wochen früher in die Stadt und sie soll sich um ihn kümmern. Was soll sie mit diesem hochbegabten Mann so lange machen?
Und Joaquin hat ganz andere Gründe, die ihn in die Stadt führen, doch die bodenständige Abby versteht ihn und zeigt ihm, wie ein normales Leben aussehen kann.
Roman 2: Stephanie ist alleinerziehende Mutter, das letzte, was sie brauchen kann, sind die Komplikationen, die ein Mann mit sich bringt. Da zieht Nash Harmon in ihre Frühstückspension, um seiner neu gefundenen Familie im Ort nahe zu sein – und kommt auch Stephanie näher…
Erst war ich etwas überrascht über die doch sehr unterschiedlichen Geschichten, die hier in ein Buch gepackt wurden. Abby und Joaquin, die Hochzeitsvorbereitungen, das gemeinsame Basteln war so fröhlich, so lebendig… und dann Stephanie, die sich als Witwe mehr schlecht als recht über Wasser hält, dazu Nash, der gerade erst seine vielen Halbgeschwister kennenlernt und einen gefährlichen Beruf und eine dramatische Vergangenheit hat… Der Beginn der zweiten Geschichte kam mir so düster und traurig vor.
Doch je mehr ich in die Geschichte eintauchte, umso mehr habe ich gemerkt, dass beide Kurzromane genau das beinhalten, was ich an Susan Mallerys Geschichten so mag: Liebe, Familie und Zusammenhalt, auch gerade dann, wenns schwierig wird… Da jeder Roman für sich knapp über 100 Seiten hat, kommen die Geschichten flott voran, bleiben aber glaubwürdig.
Es sind dies zwei ältere Romane, die im Original schon vor Jahren erschienen sind. Man merkt es der Aktualität der Geschichten nicht an, sehr wohl aber dem Stil. Sie sind bodenständig und liebevoll, nicht so – für europäische Verhältnisse – übertrieben wie leider manche ihrer neueren.
So habe ich mich gut abgeholt und aufgehoben gefühlt und ein paar gemütliche Stunden verbracht!
Fazit: Zwei unterschiedliche Geschichten über Liebe, Familie und Zusammenhalt – für einen gemütlichen Tag in der Sonne zum Wegträumen genau richtig!

Bewertung vom 10.06.2021
Morus, Liv

25 Knoten


ausgezeichnet

„Manchmal greife ich zum Telefonhörer, weil ich mich mit ihm besprechen will … und dann fällt es mir wieder ein … dass ich das nicht mehr kann …“



Als Majas Großvater, der große Reeder Magnus Johansson nach einem Unfall im Koma liegt, entdeckt sie in seinen Sachen einen verdächtigen Brief. Hatte er etwa eine Affäre?

Um das zu klären, begibt sie sich auf den Weg nach Frankreich – um festzustellen, dass es um etwas viel Größeres und weiter Verzweigtes geht…

In was für Machenschaften war ihr geliebter Großvater verstrickt? Und wurden ihm diese zum Verhängnis?

Majas Nachforschungen bringen sie einmal rund um die Welt – und in große Gefahr!



25 Knoten ist ein superspannendes Buch das mich auf verschlungenen, unvorhersehbaren Pfaden zu einem absolut stimmigen Ende gebracht hat.

Der Einstieg führte mich schon auf eine falsche Fährte, gemeinsam mit dem „maritimen“ Titel dachte ich mir, die Geschichte selbst würde uns direkt aufs Meer, zu manipulierten Sicherheitsmaßnahmen oder Ähnliches führen. Doch das wäre zu einfach für Liv Morus gewesen, der weitere Verlauf war überraschend und interessant anders. Da werden Familienbande geknüpft, Medien geschickt manipuliert und Kartelle geschmiedet.



Maja ist eine absolut liebenswerte Protagonisten, das nette Mädchen von nebenan, mit dem man sich sofort identifizieren kann. Ihre Neugierde und die Liebe zu ihren Großeltern sind eine große Motivation, die sie dazu bringen, über sich hinauszuwachsen und sich mehr zuzutrauen.

Ihre Entwicklung war schön zu lesen und absolut stimmig.

Majas Reise führt sie weit umher und überraschend nahe an viele wunderbare Menschen. Die Verbundenheit, die sich da rasch zeigt, war ein weiteres Highlight in diesem Buch. Ebenso wie die spürbar perfekt recherchierten Handlungsorte – Maja bringt uns nach Marseille, New York und Singapur – und die Autorin uns diese Orte mit wenigen Worten so sphärisch nahe, als wäre man selbst dort angekommen.



Gerade durch diese Reisen und Begegnungen fordert dieses Buch auch viel Aufmerksamkeit vom Leser ein, denn wir bekommen unerwartet viele wichtige Personen zu Gesicht. Hier ist ein gutes Gedächtnis gefragt – oder ein kleiner Notizzettel in meinem Fall ;) Doch der Roman ist es absolut wert, nicht nur nebenher sondern konzentriert gelesen zu werden!



„25 Knoten“ überrascht auch in anderem Sinne: Schon zu Beginn ist mir eine „Eigenheit“ aufgefallen, die zusammen mit den eingestreuten Intermezzi erst Mal willkürlich wirkten – und am Ende das Bild perfekt abgerundet haben! Ich war überrascht, wie im Nachhinein jeder noch so unbedeutend wirkende Nebensatz seinen wichtigen Platz in der Geschichte eingenommen hat!


Liv Morus schreibt immer bildhaft und glaubwürdig und spielt hier auch gekonnt mit unseren Emotionen. Obwohl Magnus Verhalten keineswegs richtig oder verständlich war – letzten Endes kann man ihm nicht böse sein.


Wems gefallen hat (und den Krimilesern unter euch wird es gefallen!) – unbedingt auch ihre spannende Reihe um Reporterin Elisa und Kommissar Henri Wieland lesen!

Fazit: Ein spannender, abwechslungs- und facettenreicher Krimi, der mich auf verschlungenen Pfaden einmal um die Welt und zu einem absolut stimmigen Ende geführt hat!

Bewertung vom 10.06.2021
Gogolin, Wolfgang A.

Sieben mal geplagt / Französisch von unten Bd.2


ausgezeichnet

„Was geschieht, wenn die Hand des Handelns gute Gründe findet und aus einem ganz normalen Menschen ein Schlächter wird? Aus einem Arnauder. Direkt unter allen. In einer kleinen Stadt?“

Seite 113



Denn in Arnaud, einem kleinen, verschlafenen Dorf in Frankreich ist ein Mord passiert. Das Opfer? Der ungeliebte Bürgermeister, weshalb es genug Verdächtige und Motive gibt. Und die Polizei sich nicht allzu viel Mühe mit der Aufklärung gibt. Um sie zu unterstützen, kommt ein Ermittler aus Paris.

Daneben ein kleines Bistro mit einer verliebten Wirtin, die locker weiterlieben will, ein gläubiger Verliebter, der nicht ohne Trauschein kann, ein Engländer, der eigentlich keiner ist, ein kleiner frauenfeindlicher Kater, der es sich mit der Katzengöttin Isis vertan hat und deshalb von Plagen heimgesucht wird. Und eine Kirche, die aufgrund einer Spende so aufwendig renoviert wird, dass das Geld leider nicht für den geplanten Kindergarten reicht…



„Sieben Mal geplagt“ ist der zweite Band einer Trilogie, ich habe den Vorgänger nicht gelesen. Auch wenn man dieses Buch unabhängig lesen kann, so hat mir zum Einstieg trotz kurzer Zusammenfassung etwas gefehlt. Der Autor schreibt verschlungen, blumig, poetisch, was wunderschön ist, für mich aber manchmal auch verwirrend und ein wenig anstrengend zu lesen.

Es sind viele Themen, die er aufgreift, die Rolle der Kätzin im Leben eines Katers, Herkunft, Glaube, schlechte Taten aus guten Gründen. Und in diesem Teil kam ich der Auflösung, wie all diese Dinge miteinander verschlungen sind, noch nicht wirklich nahe. Es gibt viele Nebenschauplätze, deren Wichtigkeit ich nicht einordnen kann, wie einen reumütigen Ehemann, der Jesus findet.

Der Mord selber gerät so in den Hintergrund, bis ein Bewohner sich mehr damit auseinandersetzen muss, als ihm lieb ist. Und genau an der Stelle hat mir wohl auch das Wissen aus dem ersten Band gefehlt.

Mittendrin Kater Merlin, der eigentlich ein lieber Kater sein will, aber irgendwie doch immer die Kätzinnen und seine Göttin Isis beleidigt, weshalb diese ihm auch Respekt vor weiblichen Wesen beibringen will. Was ihr, zumindest in diesem Band, noch nicht so gelingen will, denn er ist ein unbelehrbarer Macho der mir mit seinen abwertenden Gedanken einiges abverlangte. Manchmal tat er mir dann doch ein wenig leid, obwohl ihm viele Zweibeiner zur Rettung eilen. Dadurch ist er mittendrin im Geschehen. Und letzten Endes schafft er es sogar, göttliche Hilfe zu erlangen.

Was bleibt, ist eine auf schräge Art interessante Geschichte, die ein wenig verwirrend war.

Bewertung vom 06.06.2021
Sukegawa, Durian

Die Katzen von Shinjuku


ausgezeichnet

„Ich saß eine ganze Weile stumm neben ihr, unfähig zu sprechen. Aber in meiner Brust tobte ein Aufruhr an Gefühlen wie eine zitternde Dose Buntstifte. Eine Glastür meines Herzens flog auf und heraus stürmten jede Menge Dinge, die ich nicht einordnen konnte.“
Seite 238

Wir befinden uns in Tokio am Ende der 80iger Jahre. Dort lernen wir Yama kennen, der so gerne in der Fernsehbranche Fuß fassen möchte, aber aufgrund einer körperlichen Besonderheit gestaltet sich das sehr schwierig. In einer trostlosen Phase stolpert er ins Kalinka, eine kleine Bar in Shinjuku. Dort lernt er nicht nur die Kellnerin Yume kennen, sondern einen Querschnitt an Charakteren, ein besonders Spiel… und vor allem die Katzen von Shinjuku…

Yama hat mich sehr bewegt, er steht an einem Wendepunkt in seinem Leben, hat den richtigen Pfad noch nicht gefunden. Auf dem Weg dorthin lernen wir auch viel über Japans Kultur, über starken Alkoholkonsum und Chefs, die ihre Mitarbeiter schlagen. Das wirkte erst etwas befremdlich auf mich, war aber auch wahnsinnig faszinierend. Er versucht, Programme für die Masse zu machen und scheitert doch immer wieder, meist an sich selbst und dem, was er eigentlich tun will… An diesem Punkt begegnet er der eigenwilligen Yume, die so verschlossen und interessant wirkt, abweisend aber ganz besonders. Sie zeigt ihm nicht nur ihre Welt, sondern auch wie seine gelingen kann.
Durian Sukegawas Geschichte über die Katzen von Shinjuku ist so vielschichtig, es fällt mir schwer, all das zu beschreiben, weil ich wohl vieles davon selber noch nicht ganz begriffen habe… Japans Kultur, die Fernsehbranche, körperliche Stigmata, faszinierende Persönlichkeiten. Und doch sind alle gleich, wollen geliebt werden und suchen Nähe. So wie die Katzen, die, wenn wir sie kennenlernen, viel über uns selber aussagen…
Ich möchte nicht verschweigen, dass diese so poetische Geschichte gegen Ende eine wirklich dramatische Wendung nimmt, mit der ich nicht gerechnet habe und die mich stark berührt und bewegt hat. Mehr als einmal musste ich schlucken und das Buch kurz weglegen, mich sammeln und wieder eintauchen, in die dunklen Ecken der menschlichen Seele.
Letzten Endes entließ mich Durian Sukegawa aber mit dem Gefühl, gerade etwas besonders gelesen und vor allem etwas Wichtiges gelernt zu haben, und einem Lächeln im Gesicht.
Fazit: Eine besondere Geschichte über eine faszinierende Welt in einer spannenden Zeit, bewegend, berührend, mit viel Nachklang…

Bewertung vom 01.06.2021
Bach, Nina

Stadt, Land, Mann


sehr gut

10 Punkte, warum Sie Ihre beste Freundin brauchen: (…)

9. Nichts im Leben kann so schlimm sein, dass Sie es Ihr nicht erzählen würden.

Seite 192



Wirklich?! Gerade als Ina mit Nathalies Hilfe den Barkeeper Nick kennenlernt, um sich über ihr letztes Beziehungsfiasko hinwegzutrösten, erfährt sie, dass ihre geliebte Oma gestorben ist. Also geht es schnurstracks zurück in den Schwarzwald, wo sie deren Gasthof geerbt hat. Gut, dass ihr Bekannter Olli Makler ist und ihr hilft.

In der Zwischenzeit hadert Nathalie in Berlin mit ihrer in die Jahre gekommenen Beziehung und kümmert sich etwas zu intensiv um Nick...



So unterschiedlich wie das pulsierende Berlin und das kleine, verschlafene Örtchen im Schwarzwald, so verschieden sind auch die beiden Freundinnen. Während Ina sich beruflich mit Artikeln über Mundhygiene beschäftigt, schreibt Nathalie für ein Lifestylemagazin und ist immer hinter dem neuesten Trend her. Regelmäßig werden ihre Liste für das Magazin, „10 Punkte,…“ gedruckt, die auch immer wieder ins Buch eingebaut sind und die Geschehnisse abrunden und auflockern.

Etwas leid tat mir ihr Freund Hannes, der sich dem Kochen verschrieben hat und nicht ahnt, dass Nathalie unzufrieden ist. Sie spielt mit dem Feuer, setzt sowohl ihre Beziehung als auch ihre Freundschaft zu Ina aufs Spiel. Als es ihr zu viel wird, verzieht auch sie sich zu Ina in den Schwarzwald.

Dort hat es mir so richtig gefallen! Der alte Gasthof mit urigen Schildern in Mundart, rotweiß karierte Bettwäsche, die markigen Einwohner, der Schnapsbrunnen,… all das hatte ich vor meinem inneren Auge. Ich hätte den beiden Freundinnen nur zu gerne geholfen, den Gasthof etwas aufzupeppen für den möglichen Verkauf!

Als dann auch noch Nick dort auftaucht, wird Nathalie und die Freundschaft zu Ina erst richtig auf die Probe gestellt. Und für mich als Leserin ging es unterhaltsam drunter und drüber!

Aber letzten Endes siegt doch immer die Freundschaft!

Mir hat´s Spaß gemacht mit den beiden und ich bin gerne wieder mit dabei, wenn es von der Stadt aufs Land geht, egal ob mit oder ohne Mann!

Fazit: Eine locker-leichte Liebesgeschichte mit urigem Schwarzwaldflair!

Bewertung vom 28.05.2021
Wood, Dany R.

Nur Helga schwamm schneller


ausgezeichnet

„Jupp, wir müssen die Polizei informieren.“
„Sehr witzig, Inge. Ich bin die Polizei, schon vergessen?“
„Ich meine die richtige. (…)“, sagte sie aufgeregt.
Seite 95

Nur davon will Oberkommissar Jupp Backes gar nichts wissen! Aber der Reihe nach:
Gestern noch hat Oma Käthe mit ihrer Feundin Margot deren 80igsten Geburtstag gefeiert, gemeinsam mit der lieben Familie. Wobei, so richtig lieb ist in dieser Familie keiner. Und heute treibt die erfahrene Schwimmerin Margot tot im Pool! Doch Oberkommissar Jupp will auf keinen Fall die Kripo dazu holen, denn die Lorbeeren für die Aufklärung des Mordes, die will er ernten!
Und so spannt er wie gewohnt Frau Inge und Schwiegermutter Käthe ein, um ihm bei den Ermittlungen zu helfen! Die müssen dann schon mal Protokoll schreiben und telefonische Befragungen durchführen!
Dies ist nicht das erste Mal, dass auch ich tatkräftig dabei bin, wenn es in dem beschaulichen Ort Hirschweiler zu einem ungeklärten Todesfall kommt – und sicher auch nicht das letzte Mal! Abgesehen von einem kantigen Kommissar versorgt uns Dany R. Wood wie immer auch mit einer unterhaltsamen Rahmenhandlung, erzählt von Liebeleien und missglückten Fortbildungsversuchen und zeigt uns, wie das Dorfleben sein kann. Und das Familienleben, mit einer trauernden eigenwilligen Oma unter einem Dach, die der eigene Schwiegersohn am liebsten ins Heim bringen würde... Dazu gibt’s noch genau die richtige Brise Dialekt, um dem Ganzen die richtige Würze zu geben!
Jupp stellt sich gewohnt schwerfällig an bei den Ermittlungen, zieht oft etwas zu schnell seine Schlüsse und hat auch mich damit auf die falsche Fährte gelockt. Und so blieb der Mord an Margot bis zum Schluss spannend für mich, die Aufklärung dennoch schlüssig – und unterhaltsam!

Fazit: Ein unterhaltsamer Krimi mit Lokalkolorit!

Bewertung vom 21.04.2021
Sanne, Manuela

Für die Katz / Rosa Fink Bd.1


ausgezeichnet

„Würdelose Rassen-Schau! Nein zu Qualzuchten! Keine Katzenausstellung“
Seite 13

Nachdem dieser und weitere Drohbriefe eingelangt sind, bittet Bernd seinen ehemaligen Polizeikollegen Sebi, ein wachsames Auge bei der Katzenausstellung zu haben. Der fackelt nicht lange, sondern verschiebt den geplanten Urlaub an der Nordsee mit seiner Noch-Ex-Frau Rosa um einen Tag.
Rosa ist verständnisvoll, begleitet ihn sogar zur Ausstellung – und verliebt sich sofort in eine Britisch Kurzhaar. Doch gleich darauf findet die Ausstellung ein jähes Ende, und Rosa und Sebi beginnen zu ermitteln!
Mit „Für die Katz“ hat Manuela Sanne einen spannenden, liebenswerten Krimi geschrieben, der auf Samtpfötchen daherkommt. Rosa ist eine rundliche, liebenswürdige Protagonistin, die in einem Buchladen arbeitet. Alles andere als perfekt, genauso wenig wie Sebi, der nach einem Erbe den aktiven Dienst beendet hat und seither hobbymäßig als Privatermittler arbeitet. Und gerade, weil sie Rundungen, Ecken und Kanten haben, einer guten Nachspeise nicht abgeneigt sind, sind sie so unglaublich sympathisch!
Als dann nach der Ausstellung auch noch ein Zuchtkater verschwindet, ist Rosa Feuer und Flamme und unterstützt Sebi tatkräftig. Sie beweist Kombinationsgabe und eine gute Spürnase. Dabei befassen sich die beiden mit dem Thema „Zucht“ und ihren Schattenseiten und ließen auch mich darüber nachdenken.
Ich muss ehrlich zugeben, dass ich mich damit vorher nicht beschäftigt hatte, einfach weil es sich nicht ergeben hat. Unsere letzte Katze haben wir vor 18 Jahren zu uns geholt, als Waise von der Alm, der dringend eine Ersatzmutter brauchte, da stellte sich die Frage nicht. Und auch jetzt – so hübsch solche Katzen sind – schlägt mein Herz für Findlinge, die Hilfe brauchen. Nach der Lektüre käme für mich eine Zuchtkatze noch weniger in Frage, auch wenn es durchaus liebevolle Züchter gibt, wie die Autorin auch in diesem Roman gezeigt hat.
Der Fall selbst bleibt bis zuletzt spannend, auch wenn sich mein Anfangsverdacht bestätigte war ich mir bezüglich des Motives lange nicht sicher.
Unterhaltsam auch immer wieder das Auf und Ab zwischen Rosa und Sebi, die zwar geschieden sind aber irgendwie doch knapp vor der Hochzeit stehen. Da freue ich mich auf die Fortsetzung, die die beiden wieder zurück an die Nordsee führt!
Fazit: Ein liebenswerter Cosy-Crime mit samtpfötigen Opfern und Impulsen zum Nachdenken!

Bewertung vom 13.04.2021
Habekost, Britta;Habekost, Christian

Rieslingmord / Elwenfels Bd.3


ausgezeichnet

„Habt ihr eigentlisch gewusst, dass des „OM“ ursprünglich e pfälzisches Wort is?“, flüsterte der Doktor in die Runde.
„ ‚Om‘ Saschmdag, om Sunndag is es in Elwenfels om schönste.“ „
Seite 79
Aber eigentlisch is es immer schön in Elwenfels, dem magischen Ort in der Palz, der irgendwie aus der Zeit gefallen scheint! Dort ist die Welt noch ein Stückchen weit in Ordnung, da gibt’s noch einen Bäcker, der sein Brot selbst bäckt, eine Unterwäscheverkäuferin, die nicht auf den Preis, sondern auf Qualität schaut und einen Pfarrer, der nach einer flammenden Rede laute Rockmusik hört.
Auch ein paar sinnsuchende Yogis haben nun diesen versteckten Ort entdeckt, und so gibt’s auf einmal bunte Teebeutelchen, Buddhastatuen und unsere vertrauten Elwenfelser verbiegen sich wie a Brezn. Doch was auf den ersten Blick so ruhig und friedlich aussieht, hat es in sich!
Dies ist der dritte Band der Elwenfels-Reihe, man kann ihn, so man unbedingt will, auch ohne die Vorgänger lesen. Ich würde es nicht empfehlen! Warum? Nach einer kurzen Einfindungsphase versteht man sicher auch als Neuankömmling die Dorfbewohner, aber man verpasst einfach eine Menge, wenn man nicht jedes Buch dieser Reihe verschlingt!
Auch dieses Mal kommt der Privatermittler Carlos Herb aus Hamburg genau zur rechten Zeit in Elwenfels an, denn einer der Yogis stürzt von einem Felsen, und er hat mehr Verbindung zu diesem besonderen Ort als nur eine spirituelle. Obwohl Carlos das Wasser bis zum Halse steht, möchte er seinen Freunden beistehen!
Britta und Christian Habekost haben es wieder meisterhaft geschafft, einen Spagat zwischen Regionalität, Humor, Nostalgik und Moderne hinzulegen! Wie jedes Mal wünsche ich mir nichts mehr, als für immer in Elwenfels bleiben zu dürfen, wo Woi ka Alkohol is sondern beinahe ein Zaubertrank. Wo man zusammenhält, trotz aller Traditionen offen für Neues ist und doch den Boden unter den Füssen behält!
Der Fall selbst ist packend, aber nicht zu blutig, die wirkliche Spannung aber entsteht durch die Personen untereinander, Carlos Gefühle für eine Bewohnerin und eine ihm wohlgesonnene Ermittlerin und all die liebenswerten Charaktere.
Und natürlich gibt es da noch Erwin auf seinem Traktor – was es mit ihm auf sich hat? Das lasse ich euch lieber selbst herausfinden!
Fazit: Der meisterhafte 3. Band einer unglaublichen Reihe über ein magisches Dorf, voller Mystik, Tradition, neuen Einflüssen und Spannung! Ich kann es nicht erwarten, den nächsten zu lesen!