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Buchofant
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Insgesamt 243 Bewertungen
Bewertung vom 23.02.2021
Eo, Danbi

Der Wald der verlorenen Schatten


weniger gut

"Der Wald der verlorenen Schatten" von Danbi Eo konnte mich leider nicht überzeugen, obwohl ich mich aufgrund des vielversprechenden Klappentextes sehr darüber gefreut habe.

Kurz zur Story:
Die junge Hyoju hat bei einem Autounfall ihre beiden Eltern verloren und lebt deshalb als Waise in Seoul. Aufgrund eines Zwischenfalls verliert sie zuerst ihren Job als Ticketverkäuferin und dann auch noch ihren Freund Dongwoo. Eines Tages erhält sie dann einen Anruf, dass ihre bis dato unbekannte Großmutter gestorben sei und ihr ein Erbe hinterlassen habe. Da Hyoju monetäre Probleme hat, fährt sie zu der Trauerfeier in das Dorf Dogi, um dort ihr Erbe anzutreten. Dort erfährt sie auch von dem geheimnisvollen Wald, den sie auf keinen Fall betreten sollte, es aber dann trotzdem tut.

Mir war leider der Einstieg in die Geschichte viel zu langgezogen. Man erfährt anfangs ziemlich viel über die Protagonistin und ihr Leben.
Aber mein erster Eindruck von ihr war: alkoholabhängige, psychisch angeknackste und problembehaftete Frau, die ziemlich aufbrausend und anstrengend sein kann und kein Händchen für Beziehungen oder soziale Kontakte hat.
Leider konnte ich nach der Vorgeschichte überhaupt nicht nachvollziehen, warum Hyoju ihrem Exfreund Dongwoo so dermaßen hinterherheult und ihn fast schon stalkt.

Wirklich interessant wäre es dann geworden, als dann endlich der besagte Wald ins Spiel kommt. Obwohl der Wald ja der Fokus der Geschichte ist, haben mir hier aber der Tiefgang und Ausschmückungen gefehlt. Insgesamt fand ich die Erzählung zu oberflächlich, auch wenn es der Autorin gelungen ist, das wenig Mystische und Geheimnisvolle so zu integrieren, dass man es nicht sonderlich hinterfragt.
Als dann auch noch der geheimnisvolle Muyeong hinzukommt, könnte man meinen, dass die Geschichte interessanter wird. Im Prinzip wird sie das auch, der Leser will, wie Hyoju, unbedingt mehr über den fremden Mann erfahren. Aber die Passagen und Szenen wiederholen sich, jede Nacht wird im Prinzip ähnlich beschrieben, es passiert gefühlt das Gleiche. Erst in der letzten Nacht und gegen Ende des Buches gewinnt dann die Erzählung mehr an Fahrt und wurde für mich interessanter.

Grundsätzlich wäre eine kurze Einführung (ggf. seitens des Verlages) schön gewesen, welche die koreanische Kultur erklärt: Dann wäre es ggf. für den Leser nachvollziehbarer, warum Hyoju in ihrem alten Job gekündigt wird, obwohl sie selbst angegriffen wird. Oder warum sie aufgrund von Nasenbluten im Vorstellungsgespräch den Job nicht erhält oder ihr Freund Dongwoo die Beziehung beendet, als er erfährt, dass sie eine Waise ist.

Leider muss ich sagen, dass ich das Buch wohl nach den ersten 100 Seiten abgebrochen hätte, wenn es kein Rezensionsexemplar gewesen wäre. Der zu lange Einstieg, die langatmigen Ausführungen über das gesamte Buch hinweg und die für mich mehr als unsympathische Protagonistin konnten mich leider wirklich nicht überzeugen.
Den Schreibstil fand ich teilweise auch anstrengend zu lesen, zumal sich viele Übersetzungsfehler eingeschlichen haben. Insgesamt überwiegt der innere Monolog von Hyoju.
Mehr Dialoge und Ausschmückungen hätten der Erzählung mehr Pfiff verliehen. Wirklich schade, aber deshalb nur 2 von 5 Sternen.

Bewertung vom 03.02.2021
Schöche, Vanessa

BROKEN Will - Bis ich mit dir zu träumen wage


ausgezeichnet

„BROKEN Will“ hat mich von der ersten Seite an überzeugt!
Kurz zur Story:
Nach einem ziemlich einschneidenden Erlebnis in ihrem Leben, verschlägt es Will von Seattle nach Clearwater, einer Küstenstadt in Florida. Dort beginnt sie eine Tätigkeit als Barkeeperin, ohne weiter ihre Träume zu verfolgen.
Mit dem Umzug nach Florida hat Will nicht nur ihr bisheriges Leben hinter sich gelassen, sondern versucht auch, ihre Vergangenheit zu vergessen, aber dennoch wird sie noch immer von Albträumen verfolgt.

Wir lernen Will als sympathische und witzige Person kennen, die es gelernt hat, sich mit dem Leben, das ihr noch geblieben ist, zu arrangieren. Sie geht offen mit ihren Narben um, lässt aber im Prinzip niemanden an sich heran.
Eine Ausnahme stellt ihre Mitbewohnerin Tammy dar, die als Einzige über Will und ihre Vergangenheit Bescheid weiß. Tammy ist für Will der Lichtblick, ihr Fels in der Brandung, ihr Sonnenschein an düsteren Tagen. Und sie vertraut ihr alles an.
Als dann plötzlich Josh in ihr Leben tritt, wird Wills Leben von heute auf morgen auf den Kopf gestellt. Denn Josh scheint anders zu sein, doch auch Josh hat ein Päckchen zu tragen, das er aber auch nicht offen zeigt. Und Josh ist von der ersten Minute an von Will fasziniert und merkt, dass hinter der oberflächlichen Distanz von Will mehr steckt, als sie bereit ist, zu zeigen.

Es entwickelt sich eine tiefgründige, emotionale und höchst mitreißende Liebesgeschichte, die einen Leser von der ersten Seite an fesselt. Dadurch, dass die Geschichte aus zwei Ich-Perspektiven (Will und Josh) verfasst wurde, erhält man einen tiefen Einblick in die Gefühle und Gedanken der beiden Protagonisten.
Und die Geschichten der beiden sind so unglaublich prägend. Man fühlt mit ihnen, man leidet mit ihnen, man fühlt sich mit ihnen und ihren Problemen verbunden.

Vanessa Schöche überzeugt in ihrem Roman mit äußerst liebevoll ausgearbeiteten Charakteren, einer tiefgründigen und höchst emotionalen Story und vielen überraschenden Wendungen.
Ich fand die Hauptcharaktere von Anfang sehr sympathisch und absolut überzeugend. Auch Josh habe ich sofort in mein Herz geschlossen, ich sag nur, Stichwort: Stormy!

Ich empfehle dieses Buch an alle, die aufregende Liebesgeschichten mögen!
Bis zuletzt fiebert man mit und hofft natürlich auf ein Happy End, denn eines weiß man als Leser gewiss: Dass Will jemanden verdient hat, der sie von Herzen liebt.
Euch erwartet eine wunderbare, spannende und herzergreifende Geschichte mit unerwarteten Wendungen und einer Achterbahnfahrt an Emotionen, die mich zu Tränen gerührt hat.
Schön fand ich außerdem das versteckte Wortspiel, das die Autorin für den Titel „BROKEN Will“ gewählt hat. Ein sehr gelungenes Werk!

Ganz klar verdiente 5 von 5 Sternen!

Bewertung vom 27.01.2021
Kiefer, Lena

Die Welt wird brennen / Ophelia Scale Bd.1


ausgezeichnet

Ich bin durch Social Media auf die "Ophelia Scale"-Reihe von Lena Kiefer aufmerksam geworden. Da die Reihe ja dermaßen gehyped wird, hatte ich dementsprechend auch gewisse Erwartungen. Und ich muss sagen: Diese wurden absolut erfüllt!

Die komplette Reihe handelt von der Protagonistin Ophelia Scale und spielt im Jahre 2134, also etwas mehr als 100 Jahre in der Zukunft, und in einer Zeit, in der Technologie per Gesetz durch den König verboten wurde. Da Ophelia selbst äußerst technikaffin ist und durch die Regelungen des Regenten in ihren Träumen und Handlungen eingeschränkt wurde, schließt sie sich deshalb einer Widerstandsbewegung namens ReVerse an. Im Auftrag von ReVerse soll sich die mutige und willensstarke Ophelia in die Ausbildung zum royalen Geheimdienst einschleusen, um ein Attentat auf den König ausüben und dadurch die Welt von dessen umnachvollziehbaren Regelungen, der sog. "Abkehr", befreien zu können. Im Palast angekommen, trifft sie dann auf den geheimnisvollen Lucien, der ausgerechnet der Bruder des Königs ist, und verliebt sich in diesen. Und man stellt sich folgende Fragen: Schafft es Ophelia, den König zu töten? Ändert sie ihre Meinung? Ist Lucien wirklich der, für den er sich ausgibt?

Auch wenn die Dystopie in der (fernen) Zukunft spielt, schafft es Lena Kiefer, eine durchaus nachvollziehbare Welt zu schaffen, die in Anbetracht der sich immer schneller entwickelnden technischen Fortschritte gar nicht so undenkbar ist. Auch wenn das World-Building viele unbekannte technische Gimmicks aufweist, die es auf diese Art und Weise (noch) nicht bei uns gibt, kann man sich als Leser durchaus vorstellen, dass diese irgendwann Anwendung in unserer Gesellschaft finden. Dadurch, dass ebenso Verweise auf bspw. Shakespeare oder tatsächlich stattgefundene historische Ereignisse eingebaut sind, überzeugt die Dystopie noch mehr und man kann umso besser in die Geschichte eintauchen.

Des Weiteren überzeugt Lena Kiefer auch in dieser Reihe mit äußerst liebevoll ausgearbeiteten und komplett unterschiedlichen Charakteren. Der Schreibstil ist äußerst flüssig und angenehm, man fliegt förmlich durch die Seiten. Die Geschichte wird komplett aus Ophelias Perspektive erzählt, so fühlt man sich direkt mit der Protagonistin verbunden und kann ihre Gefühle und Gedanken nachvollziehen.

Alles in allem: Eine sehr gelungene Story mit tollem World-Building, witzigem Humor, viel Spannung und einem wahnsinnig interessanten und tollen Love Interest (Lucien!!!). Die Dystopie überzeugt auf voller Länge und ist wie eine Mischung aus "Die Bestimmung", "Die Tribute von Panem" und "Jason Bourne", wenngleich die Story aber auch eine komplett andere ist :-)

Aber Vorsicht: Der Cliffhanger am Ende ist ganz schön gemein, also lieber warten, bis man alle Bände auf einmal hat und dann nahtlos weiterlesen kann :-D
BTW: Mein Herz hat bei dem Ende ganz schön was mitgemacht...