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LichtundSchatten

Bewertungen

Insgesamt 297 Bewertungen
Bewertung vom 12.10.2022
So nicht!
Gottlieb, Sigmund

So nicht!


schlecht

So nicht.

Obwohl ich in vielem mit ihm übereinstimme, ist seine Rhetorik schwer erträglich, sie machen die Inhalte nahezu alle unleserlich. Ein salbadernder Schulmeister, der immer noch in seiner alten Rolle lebt, den Ausdruck aber noch seichter verwässert hat.

Im Gespräch mit Gabi Decker hören wir das: „Wir müssen aufpassen, dass ja, ein Kapitel bei mir heißt, die bedrohte Demokratie, ja, das ist das Buch, aber darum geht’s doch gar nicht, dass wir eben nicht, mit dem was wir sagen, es sagen und wie wir es sagen, sozusagen, nicht diese ohnehin schon sehr im Augenblick gefährdete Staatsform, unsere Staatsform, von außen und innen gefährdet ist, aufpassen wie wir es sagen…“ Stoibern nennt man diese Sprechweise.

Und dann dieses irre Titelbild. Ja sitzt er denn schon über der Erde und redet direkt mit dem heiligen Franz Josef? Der hatte wirkliche Intelligenz, vielleicht lässt sich Gottlieb so inspirieren. In jedem Fall ziemlich peinlich, selbstherrlich.

Der für mich schwerwiegendste Fehler im Lektorat, neben all der unnötigen Genderei: Henrik M. Broder. Niemals darf ein Lektorat so etwas durchgehen lassen. Man gebe Sieglieb ein Y wie Yoga.

Bewertung vom 02.10.2022
Sinnbilder
Messner, Reinhold;Messner, Diane

Sinnbilder


schlecht

Er vollführte seinen eigenen Angaben zufolge etwas völlig Unnötiges: Berge erklimmen wie noch niemand vor ihm. Er fuhr Porsche und verdiente sein Geld für seine Projekte mit dem Verkauf von Büchern. Jetzt also eine Anleitung für den Verzicht.

Geradezu absurd wird es, wenn er seine Selbstmord-Kommandos als Schritte zum Verzicht verklärt. Immer weniger Gewicht und kein Sauerstoff für den 8000er, also allen Ballast abwerfen, um dem Tod noch schneller näher zu kommen.

Nichts kann ich bewundern und noch weniger glauben, was in diesem Buch steht. RM ist ein Grenzgänger des Lebens und der Wahnsinn wird in dem Titelbild gut eingefangen. Kein Vorbild, nichts was Sinn ergäbe.

Nicht mal zu einem Gemeinschaftsbild mit seiner Frau hat es gereicht, der Egomane darf alleine nach Luft schnappen und die Sonne genießen, obwohl die Ansichten seiner Frau ganz nett sind. Sie will vor allem kein Anhänger einer wie auch immer gearteten Bewegung sein, macht hier aber mit, um im grünen Mainstream mitzuschwimmen. Und beide wollen ordentlich verkaufen, jetzt für die grün lackierten Projekte des Reinhold Mustergrün.

5 von 11 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 02.10.2022
Das Phänomen Markus Lanz
Haider, Lars

Das Phänomen Markus Lanz


sehr gut

Gut so, weitermachen!

Er war Tellerwäscher, 2 Jahren lang, und hatte sich damals zum Barkeeper hochgearbeitet. Markus Lanz sagte neulich, es sei unerträglich gewesen, dabei den politischen Gesprächen der Gäste zuzuhören. Unfasslich, welche Dummheiten aus diesen Mündern kamen, meinte er heute.

Mit dieser Geschichte ist im Grunde alles zum Phänomen ML gesagt. Noch immer ist er der Barkeeper, jetzt aber mit der Möglichkeit, Gespräche mit seinen Gästen zu führen, sie auszuhorchen und geschickt zu deichseln. Statt dem Mixer schüttelt er ab und an seine Gäste ordentlich durch.

Ich muss zugeben, die belehrende Funktion hat seit dem Gespräch mit Jörges gegen Wagenknecht 2014 nachgelassen, ML kann inzwischen sogar zuhören. Und seine Meinung ändern. Er ist älter und klüger geworden, ein geschickter Frager.

Seine durchaus positive Wandlung beschreibt dieses Buch zutreffend und ML dürfte sich gebauchpinselt fühlen. Tatsächlich glaube ich, er ist eine ehrliche, wirklich gut aussehende Haut, die es aufrichtig meint. Er will etwas bewegen, verändern und wundert sich immer noch, dass man ihn lässt.

Interessant finde ich seine Gespräche mit Richard David Precht bzw. den gemeinsamen Podcast. Tatsächlich komme ich hier ins Spiel, weil mich ein alter Bekannter ähnlich nervt wie Precht das mit Lanz tut. Precht weiß einfach alles besser, er ist völlig unabhängig und nimmt es gerne auch mit der versammelten Journaille auf. Lanz sieht hier im Grunde nicht so gut aus, greift aber immer wieder mutig an. 80:20 für Precht, so meine Zählweise.
Oft und gerne gehen sie aber auch Hand in Hand.

Das Ergebnis: ein wirklich in weiten Strecken sehr kontroverser, sehr hörenswerter, erkenntnisreicher Podcast, der neulich vermittelte, dass man nicht alle AfD Wähler als rechtsradikal titulieren und sie wieder in die Mitte der Gesellschaft stellen solle, so Precht. Ziemlich mutig vom unterlegenen Lanz, ehrlich seine Bildung zu offenbaren, wenn er nur etwas weniger „wahnsinnig, aufregend und unfasslich“ sagen würde.

Ich muss den ZDF Lanz nachts ab und an „mitnehmen“, weil ihn meine Frau zum Einschlafen gerne im Hintergrund hat. Was muss ich sagen: es trifft zu, er ist nicht mehr klar berechenbar, die Themen und Gäste sind spannend, interessant, er lädt auch Abweichler ein. Mehr und mehr höre ich interessiert zu.

Immer wieder denke ich an J.B.Kerner, den Lanz damals um 2008 unnötig machte. Kerner war wirklich schlimm, dass er jetzt Quiz-Fragen Dritter zuschalten darf, niemand kann es besser. So hat jeder die richtige Fähigkeit, wie Thomas Gottschalk unnachahmlich fest-stellte.

Wer Will, Illner oder Plasberg kennt, weiß, es ist leicht, besser zu sein als diese Regierungstreuen. Trotzdem: Lanz macht’s besser, bohrender, tiefer schürfend. Gut so, weitermachen!

Bewertung vom 26.09.2022
Fremd
Friedman, Michel

Fremd


gut

Der kleine Michel hört von seinem Vater genau diesen Rat: „Du hast nur eine Chance: werde klug.“ Wie wenig andere hat er diese Richtlinie erfüllt, MF ist ein begnadeter Rhetoriker - und doch sieht man, dass die oft übertriebene Zurschaustellung seiner Intelligenz eine tiefe dunkle Seite hat.

Diese Buch leuchtet den traurigen MF aus und erklärt seine Fallstricke, Hemmungen, Sehnsüchte und Wünsche, eine psychoanalytische Reise in das Zusammenleben seiner Familie und das Großwerden des kleinen Michel.

MF möchte heute nicht als jüdischer Mitbürger gesehen werden, sondern so offen und herzlich wie zwei Menschen sich begegnen sollten, unabhängig von ihrer Religion. Dass MF hier ein Wort von Karl Lagerfeld ausblendet und nicht anecken möchte, wer verstünde es nicht. Trotzdem, wer den Kern von Religionen begriffen hat und ihren ausgrenzenden Charakter muss feststellen: wer nicht darüber redet, verharmlost und steckt den Kopf in den Sand.

Ich weiß nicht, an wievielen Ecken Michel Friedmann falsch abgebogen ist. Mit Sicherheit hatte er eine schwere, niederschmetternde Kindheit und seine Eltern boten ihm wenig wohltuende Fürsorge. Nun, es gibt keinen einklagbaren Titel dafür und viele Menschen erleiden ähnliche Schicksale.

Trotzdem, dieses Buch schürft tief und lässt einen traurig zurück, ein anderer Blick auf MF ist möglich. Warum er heute seine Schärfe verloren hat wie vor seinem Problem 2003, man versteht es, er will dazu gehören und nimmt deshalb eine Position der mittleren Toleranz ein, die ihm eine Art gutes Netz in der Öffentlichkeit verschafft. Andere Parteien als undemokratisch zu kennzeichnen, halte ich für völlig unangemessen.

Wer weitere Hintergründe über MF und zu diesem Buch erfahren will, höre ein sehr gelungenes, sachlich gutes Interview in SWR1 Leute heute vom 12.9.22

2 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 26.09.2022
Braunes Erbe
Jong, David de

Braunes Erbe


ausgezeichnet

Mir war ein Großteil der hier genannten Vorwürfe an der Oberfläche bekannt. Hier aber reicht das Erkennen tiefer, wir begegnen deutschen Industriegrößen in ihrem Bemühen, sich mit Hitler und den damit einhergehenden Möglichkeiten mehr Macht und Geld zu sichern, auf eine Weise, die einen erschrecken lässt.

Goebbels und seine Familie stehen zu Beginn im Mittelpunkt und eine Frau, Johanna Maria Magdalena Behrend, die zunächst mit Günther Quandt verheiratet war, steigt mit der Verbindung zum Propagandachef der Nazis zur entscheidenen Frau in Nazideutschland auf.

Man liest bzw. hört gespannt zu und am Ende steht ein Brief. Magda Goebbels schreibt an ihren Sohn Harald Quandt, in dem sie ihm erklärt, warum sie ohne Nazi-Deutschland nicht mehr leben will. Dabei nahm sie und ihr Mann auch die minderjährigen Kinder in den Freitod.

Dieser Brief an ihren Sohn Harald verdeutlicht die Kraft einer Überlegenheits-Ideologie und ihre Zersetzung des Menschlichen. Man ist alleine davon schockiert und kann nachempfinden, wie breit und fest der Nationalsozialismus vernetzt war.

Wichtig auch heute ist, Menschen bzw. Agglomerationen nicht zu viel Macht zu geben, soziale Marktwirtschaft muss sich auf eine Einhegung dieser fatalen Wirkungen konzentrieren, sie unmöglich machen, eine zentrale Lehre aus diesem Buch.

Bewertung vom 26.09.2022
Die vierte Gewalt
Precht, Richard David;Welzer, Harald

Die vierte Gewalt


ausgezeichnet

Überraschend an den Schlussfolgerungen an diesem Buch ist nichts. Lediglich die Autoren erzeugen ein leichtes Wunderschauern. Es steht in der Reihe eines anderen Buches, von René Pfister (Ein falsches Wort, Wie eine linke Ideologie aus Amerika unsere Meinungsfreiheit bedroht), der das linke Amerika in seinem hochmoralischen Konzept entzaubert.

Wer auch nur in Ansätzen eine andere Sicht vertritt als alles vom Mainstream der Medien Propagierte, ist heute ein Aussätziger und wird gecanceled. Und zwar von Journalisten, die sich um Brot, Einkommen und Sonderrabatte prügeln wie wenig andere Wirtschaftsbereiche. Um bestehen und den Weg nach oben gehen zu können, haben sich alle modernen Journalisten der Hochmoral verpflichtet, ihr Oberkommando ist gnadenlos und setzt abweichende Meinungen einfach vor die Tür.

Warum kam es so? Nun, Franz Werfel schrieb in seinem 1946 veröffentlichten Roman „Stern des Ungeborenen" folgendes: „Zwischen Weltkrieg II und Weltkrieg III drängten sich die Deutschen an die Spitze der Humanität und Allgüte. Und sie nahmen das, was sie unter Humanität und Güte verstanden, äußerst ernst. Sie hatten doch seit Jahrhunderten danach gelechzt, beliebt zu sein. Und Humanität schien ihnen jetzt der bessere Weg zu diesem Ziel. Sie fanden diesen Weg sogar weit bequemer als Heroismus und Rassenwahn. So wurden die Deutschen die Erfinder der Ethik der selbstlosen Zudringlichkeit.“

Die Stellschrauben der Moral gehen heute Hand in Hand mit einer Politik, die Enzensberger 1994 so umschrieb: „In der Abenddämmerung der Sozialdemokratie hat dagegen Rousseau noch einmal gesiegt. Sie haben nicht die Produktionsmittel, sondern die Therapie verstaatlicht. Dass der Mensch von Natur aus gut sei, diese merkwürdige Idee hat in der Sozialarbeit ihr letztes Reservat. Pastorale Motive gehen dabei eine seltsame Mischung ein mit angejahrten Milieu- und Sozialisationstheorien und mit einer entkernten Version der Psychoanalyse. Solche Vormünder nehmen in ihrer grenzenlosen Gutmütigkeit den Verirrten jede Verantwortung für ihr Handeln ab.“ („Aussichten auf den Bürgerkrieg“, 1994, S. 37)

Nicht ohne Grund wechseln & kungeln heute Journalisten und Politiker hin und her, ihre Rhetorik hat Bismarck schon 1878 skizziert:  "Wer werden die Aufseher sein in dem allgemeinen sozialistischen Zuchthaus? Das werden die Redner sein, die durch ihre Beredsamkeit die großen Massen, die Majorität der Stimmen für sich gewinnen, gegen die wird kein Appell sein, das werden die erbarmungslosesten Tyrannen sein." Otto von Bismarck sprach diese Worte und es ist ein Blick von 1878 nach 2022, der in seiner Hellsichtigkeit nicht treffender sein könnte. Diese Aussage ist zu Beginn des Artikels von Walter Jens abgedruckt, der bezeichnenderweise den Titel "Die Vernunft der Redekunst" trägt.
Nun, diese Vernunft ist den Massenmedien abhanden gekommen, sie engagieren sich aktivistisch für fast alles und predigen wie weiland die evangelische oder katholische Kirche. Deren Kirchentage sind nichts als Hochämter der Journalisten, die vor Kraft heute kaum noch gehen können.

Precht und Welzer (PW) legen ihre Hände in weit klaffende Wunden eines Berufsstandes, der in den letzten Jahren deutlich schlechter geworden ist. Er wird nicht mehr für glaubwürdig gehalten. Migration und Corona haben das Selbstverständnis des Journalismus deutlich verändert: nicht mehr Kontrolle ist relevant, sondern Macht. Die Macht, Stimmung zu machen und sie zu lenken.
Massenmedial gehetzte Politiker sind das Ergebnis, sie sind Wachs in den Händen sensationierender, machtvoller Journalisten. Mediokratie ist die Folge, sie bestimmt und setzt Normen, denen Politiker folgen.

5 von 7 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 15.09.2022
Fethullah Gülen (eBook, ePUB)
Pahl, Jon

Fethullah Gülen (eBook, ePUB)


schlecht

Wenig ist bei Gülen so wie die Oberfläche scheinen will.

Wer wirklich wissen will, was mit Gülen los ist, dem sei eine aktuelle Hörfunk Sendung empfohlen: "Gülen in Deutschland - Wie demokratiefeindlich ist die Bewegung?."

Dabei erfährt man alles Notwendige zu dieser Bewegung, die auf Umwegen ein einziges Ziel erreichen will: den Koran als gültiges Weltwissen verbreiten, mit Personenkult, extremer Kontrolle, Sicherheitsdiensten und vielen Dingen mehr, die sich mit demokratischen Systemen nur schwer vereinbaren lassen.

Erdogan und Gülen sind islamische Brüder im Geiste, die den politischen Islam fördern und verbreiten wollen. Wenig ist bei Gülen so wie die Oberfläche scheint. Die Tarnsysteme sind umfassend ausgestattet, das Wording perfekt auf demokratische Länder abgerichtet. Jeder sollte hinter diese Tarnung schauen lernen.

Irritierend für mich ist, dass der Autor die Ziele und Tarnungen Gülens unkritisch übernimmt. Er vergleicht ihn gar mit Luther, ein haarsträubender Vergleich, der nur eines offenbart: geringes Verständnis für die Ideen und Ziele des Islam.

Bewertung vom 15.09.2022
Jeder für sich und Gott gegen alle
Herzog, Werner

Jeder für sich und Gott gegen alle


gut

Psychoanalyse als grauenhafter Fehler des 20. Jahrhunderts
Rezension aus Deutschland vom 29. August 2022
Werner Herzog ist davon überzeugt, dass die Psychoanalyse mit vielen anderen grauenhaften Fehlern das 20. Jahrhundert zu einem schrecklichen gemacht hat.

Hier kann ich ihm nur zustimmen:

„Wenn sie in ein Haus einziehen, und wenn sie jeden letzten dunklen Winkel mit hellen Neonlichtern ausleuchten, wird das Haus unbewohnbar. Und wenn sie gleichzeitig den Versuch machen, einen Menschen mit grellen Lichtern bis in die dunkelsten Schatten der Seele auszuleuchten, wird dieser Mensch unbewohnbar. Ich könnte niemals ein Liebesverhältnis mit einer Frau haben, die jeden zweiten Tag beim Psychiater ist.“

Eine beeindruckende, lesenswerte Biografie eines Menschen, der von der eigenen Sendung überzeugt ist und sein Leben in ein Ringen mit Gott, den Gewalten, Umständen und den Menschen gestellt hat. Seine Hybris quillt aus allen Seiten des Buches, schon als Schüler nimmt er mit 5 Pseudonymen an einem Schreibwettbewerb teil und wettet, dass alle 5 gewinnen. Aber es waren nur 4, für Werner Herzog ein Misserfolg. Das Buch ist eine Abfolge aus Unglücken, Drama und nochmals Drama.

Seine Eltern waren Atheisten und er wird mit 14 Katholik. Der Islam hätte ihm noch besser gefallen, weil dabei niemand zwischen ihm und Gott gewesen wäre, lese ich. Außer den ganzen Regeln, die Mohammed in den Hadith und im Koran vorgegeben hat, muss man ergänzen. Und der Unterdrückung von Frauen, auch Ungläubigen. Mit Sicherheit hat er davon bis heute keine Ahnung, man hört an Dingen, in denen man sich wirklich auskennt, ob jemand daher redet oder nicht. Seine Erklärungen über die frühen Christen und das Ringen um die Trinität traue ich einem 13-Jährigen nicht zu, sie klingen nachträglich eingefügt.

Das Buch klingt wie von einem Höhlenmenschen gesprochen, düster, voller Unglücke, mystisch und leider sein ganzes Leben und das seiner Verwandten bis in alle letzten Ecken ausleuchtend. Hier erklärt sich ein Gesandter fremder, mythischer Kräfte und leider musste ich an Axel Springer denken, der sich für einen Wiedergänger Jesus hielt. WH sieht überall verzückte, mythische Verbindungen, die ihm Wege aufzeigen und Hinweise.

WH hat ein unfasslich großes, festes Ego sowie Überzeugungen und Werke, die einem Bewunderung abbringen. Sympathisch muss man ihn nicht finden. Noch wie war ich beim Lesen/Hören eines Buches beklemmter und habe keinerlei Wunsch, mit diesem Mann ein Wort zu reden.

Dieser Satz blieb mir in Erinnerung, aus der Deutschlandwanderung: "Der Schwan schwamm von hinnen nach dannen."

Ich kenne keinen einzigen Film von Herzog und wollte mir Walter Steiner, den Skiflieger, ansehen. Auch, weil ich selbst Skispringer war. Mit diesem Buch im Hintergrundgepäck war es mir unmöglich, auch nur wenige Minuten zu folgen, ich kann es mir nicht erklären. Vielleicht nur so viel: die Absurditäten des WH in Filme gegossen müssen keine Kunst sein, auch seine Texte werden ihn nicht überleben, wie er hofft. Überschäumende Egos versiegen ebenso im Boden wie alle anderen Höhlenmenschen.

Bewertung vom 15.09.2022
Global gescheitert?
Schröter, Susanne

Global gescheitert?


ausgezeichnet

Der westlichen Hybris die Leviten gelesen!
Vor allem grüne Anhänger sollten dieses Buch gut studieren, um ihre eigenen Schattenseiten kennenzulernen. Sowohl ihre Unterstützung der Ukraine als auch die blinden Flecken bei der Religion des Friedens schaffen immer neue Brandherde, die langsam vor sich hin glimmen und in der Zukunft zu massiven Problemen werden.

Prof. Susanne Schröter benennt die Probleme und falschen Entscheidungen einer alternativlosen Politkaste im Westen, deren Weg direkt in Kulturkampf, Abgrund und Cancel Culture führt. Dabei sind die Menschenrechtsverletzungen in der Türkei, einem NATO Land, ganz besonders hervorzuheben. Die Nato ist eine Wertegemeinschaft, die sich u.a. zur Demokratie bekennt. Die Türkei aber verfolgt eine anti-westliche Agenda, ja führt Amerikan und Europa immer wieder an der Nase herum, um den Islam wieder zielstrebig zu einer politischen Kraft zu machen und die intellektuelle Westbindung aufzuheben.

Atatürk und seine laizistischen Bestrebungen sind heute weitgehend außer Kraft. Jeder wusste, dass Erdogan die Demokratie nur als temporäres, strategisches Mittel sah. Er verfolgt den Plan einer Re-Konstitution des islamischen Weltreiches und wird nicht müde zu sagen, dass die Fahnen des Islam wieder über Israel wehen sollten.

Susanne Schröter legt mit diesem Buch eine Bestandsaufnahme aktueller Politik des Westens und insb. der Grünen vor, deren Wendungen Angst und Schrecken einjagen müssen. Sie werden heute aber durch weitgehend regierungskonforme Medien unterstützt, deren Konzept weit ab vom Geist jener Leitlinie stehen, die Hans-Joachim Friedrichs vorgegeben hat. Schreiber und Mediendarsteller heute verstehen sich als Götter, die im Oberkommando der hehren Weltmoral stehen und belehren.

Sich davon abzuwenden und Bücher wie dieses von Susanne Schröter zu lesen, ist eine der besten Maßnahmen überhaupt, um wieder Vernunft und Klarheit atmen zu können. Der damit gewonnene Blick auf die Realitäten wird damit frei von falscher Moral und richtet sich auf jene kulturellen Grundstürze, die jedem ernsthaften Demokraten zu denken geben müssen.

Bewertung vom 15.09.2022
Schnurr, Eva-Maria; Patalong, Frank

"Deutschland, deine Kolonien"


weniger gut

Besser wäre gewesen, Bismarck hätte sich durchgesetzt.

Selbstverständlich waren auch Deutsche keine reinen Gutmenschen damals im 19.Jh. in ihren Kolonien, so wie alle anderen Eroberer-Länder auch. Weit früher allerdings begannen die Engländer mit ihrer Kolonialisierung und neben allen problematischen Handlungen bleibt festzuhalten, dass Engländer, entgegen wirtschaftlicher Interessen, die Sklavenhalterei beendeten. (Siehe Weltgeschichte der Sklaverei, Flaig)

Es gibt Kolonien, die fremde Hilfe annahmen, sich weiterentwickelten und andere, die nach wie vor rückständig, meist korrupt, blieben. Inwieweit deutsche Entwicklungshilfe nach 1945 dazu beitrug, wird in diesem Buch nicht problematisiert, obwohl der Unterschied zur chinesischen Hilfe (stärker marktwirtschaftlich orientiert) eklatant ist.

Katja Iken schreibt in ihrem Beitrag (Mit Küssen und Kosen gibt man keinen Liebesbeweis): „Deutsche Frauen waren unabdingbar zum Erhalt der „weißen Herrenrasse“, Basis deutscher Unterdrückungsherrschaft in Afrika.“ So wäre nach meinem Wissen erst in den 30er Jahren formuliert worden, obwohl Houston Stewart Chamberlain, ein englischer Schriftsteller damals schon in diese Richtung fabulierte.

Darwin und sein Überlebenskonzept der Arten übertrug man Ende des 19. Jh. auch auf Völker und Rassen (engl. race). In Deutschland dachte man eher an ein Erziehungsvolk, mit folgender Aufgabe für die Schutzbefohlenen in Afrika: „Sie müssen erst mit endloser Geduld, Strenge und Gerechtigkeit im Laufe der Jahrhunderte zu (europäischen) Menschen erzogen werden.“

Die damaligen Probleme deutscher Handlungsweisen in den Kolonien wurden im Berliner Parlament offen diskutiert. Bismarck war ein Gegner kolonialer Ausdehnung und glaubte nicht an die wirtschaftlichen Verheißungen überseeischen Besitzes. Hätte Wilhelm II auf ihn gehört und ihn länger am Ruder gelassen, sähe vieles anders aus. Tatsächlich musste der deutsche Staat erhebliche finanzielle Aufwendungen leisten, um wirtschaftliche Abenteuer zu sichern. Es war ein Verlustgeschäft.

Dieses Buch vermittelt unglaublich traurige Schicksale aus einer Zeit sehr anschaulich, die uns heute fremd ist. Sie müssen aber alle mit dem damaligen (weltweiten) Empfinden erfasst und vergleichend bewertet werden. Hier empfiehlt sich ein Buch, das sachlicher und differenzierter vorgeht, im Übrigen von einem Nicht-Deutschen geschrieben: „Verteidigung des deutschen Kolonialismus“ von Bruce Gilley.

Deutschland kommt dabei besser weg als andere Betreiber von Kolonien. 1960 wurde Französisch-Togo zur unabhängigen Republik Togo. Die Regierung von Togo lud zur Unabhängigkeitsfeier auch den letzten deutschen Gouverneur Herzog Adolf Friedrich zu Mecklenburg-Schwerin ein. Deutsch wird auch heute noch an vielen Schulen Togos gelehrt.

Mit beiden Büchern kommt man vermutlich einer Wahrheit näher, die damals nichts wusste von BLM oder Gender und die selbstverständlich über kulturelle Unterschiede redete. Dabei war man von der eigenen Kraft und der Intelligenz völlig überzeugt, ähnlich wie sich das alte Rom eine andere Lebensart gar nicht vorstellen konnte.

1 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.