Benutzer
Benutzername: 
Glüxklaus
Wohnort: 
Franken

Bewertungen

Insgesamt 629 Bewertungen
Bewertung vom 17.08.2022
Till, Jochen

Die höchstfamose Zoo-Schule - Tierisch-lustige Vorlesegeschichte für die erste Klasse


ausgezeichnet

Höchstfamose, lustige Vorlesegeschichten mit drolligen Figuren und starken Botschaften

In der höchstfamosen Zooschule wird es nicht langweilig: Direktor Lernegern würde bestimmt seinen Kopf vergessen, wäre er nicht angewachsen, Stinktier Skottie landet in der falschen Klasse, Giraffe Gino beweist überraschend ein erstaunliches Talent, Frau Puschel wird vor eine besondere Herausforderung gestellt, der schüchterne Paulchen traut sich was und auch schulfremde Wesen werden an der Schule herzlich aufgenommen.

Jochen Till formuliert witzig, anschaulich und sehr kindgemäß mit viel wörtlicher Rede. Dank des eingängigen, lockeren Schreibstils lässt sich die Geschichte leicht und flüssig vorlesen. Steffen Gumberts farbenfrohe, klar konturierte, komische und oft ziemlich niedliche Bilder passen perfekt zu den Geschichten. Die Bilder sind nicht starr, stecken vielmehr voller Dynamik und guter Laune.
Die Geschichten eignen sich zum Vorlesen für Kinder ab fünf Jahren. Fortgeschrittene Erstleser können sie auch schon selbstständig lesen. Die Schrift ist aufgrund des weiten Zeilenabstands und der Größe gut lesbar. Durch die vielen Bilder ist das Text-Bildverhältnis ausgewogen und überfordert selberlesende Kinder nicht.

Eine herrlich bunte Figurentruppe bereichert die Geschichten: Ein schusseliger Katta-Direktor, ein pflichtbewusster Pandahausmeister, ein schwimmendes Stinktier, eine recht untypische Giraffe, ein überaus ungeduldiges Eichhörnchen, ein tiefenentspannntes Faultier, der schönste Vogel der Welt, eine aufgeweckte, einfühlsame Katzenbärin und viele weitere mehr. In dieser Schule werden die Tierkinder grundsätzlich von Vertretern anderer Tierarten unterrichtet. So sind die Konstellationen immer wieder überraschend. Die Tierkinder haben oft sehr menschliche Probleme. Mit ihnen können sich die Leser und Zuhörer daher bestimmt gut identifizieren.

Die verschiedenen Schulabenteuer sind nicht nur warmherzig, unkonventionell, originell, phantasievoll und sehr witzig, sondern auch gleichzeitig besondere Mutmachgeschichten mit wichtigen Botschaften. Sie regen an, einen Blick über den eigenen Tellerrand zu wagen, zeigen, wie schädlich Hektik sein kann, preisen stattdessen den Wert von Entspannung und Gelassenheit, demonstrieren, dass vermeintliche Schwächen auch Stärken sein können und sind ein Plädoyer für mehr Toleranz und gegenseitiges Verständnis. Jochen Till zeigt auf höchstfamose, unterhaltsame Art, worum es in einer Gemeinschaft zum Wohlfühlen geht, ohne den moralischen Zeigefinger zu erheben. Das Buch bietet Erstklässlern und Vorschulkindern zahlreiche Gesprächsanlässe über das Schulleben und das soziale Miteinander, eignet sich ganz prima als Vorlesebuch in den ersten Schulwoche. Eine echte Bereicherung für jede Schultüte.

Bewertung vom 15.08.2022
Mentges, Jennifer

Elternhaus


sehr gut

Ein Haus mit dunkler Geschichte und gefährlicher Anziehungskraft - fesselnder Psychothriller

„Und so war der Junge eingekeilt zwischen dem Haus und der Vergangenheit, und die Vergangenheit war so dicht wie Nebel, der ihn zu ersticken drohte.“

Die alte Villa im Hamburger Vorort übt eine ganz besondere Anziehungskraft auf den Barpianisten und Klavierlehrer Tobias Hansen aus. Regelmäßig kommt er zum Haus und beobachtet, was hier vor sich geht. Als Yvette Winkler mit ihrem Mann Bernhard und den vier gemeinsamen Kindern in das Haus einzieht, schafft es Tobias rasch, das Vertrauen der Familie zu gewinnen. Schon bald gehört er als Klavierlehrer der Kinder zum Freundeskreis der Familie. Doch er verhält sich immer merkwürdiger. Was sind seine wahren Absichten?

Autorin Jennifer Menges formuliert präzise, anschaulich, gut verständlich und flüssig. Sie erzählt die Geschichte multiperspektivisch, meist aus der Sicht von Yvette, von Tobias, aber auch mal aus dem Blickwinkel der Haushaltshilfe Consuelo, des Maklers oder der blinden Nachbarin Gerda Hoff. Meist wird das Geschehen chronologisch geschildert, doch werden auch wiederholt Rückblenden und Kindheitserinnerungen von Tobias eingeschoben.
Das Cover, ein Klavier, ein helles Fenster mit Vorhängen, ein in Strichen skizziertes Haus und viel Dunkelheit drumherum, wirkt bedrohlich und weckt die Neugier.

Dass Tobias Hansen nicht der ist, der er vorzugeben versucht, wird rasch klar. Er präsentiert sich nach außen sympathisch, charmant, freundlich und hilfsbereit, hat aber gleichzeitig gewichtige Geheimnisse zu verbergen und benimmt sich zunehmend seltsam und befremdlich. Mit Yvette hatte ich deutlich weniger Schwierigkeiten als mit Tobias. Sie scheint wesentlich berechenbarer und leichter einzuschätzen als Tobias.
Und dann gibt es noch Haushälterin Consuelo Strunz, die ganz offen von Familienglück träumt und dabei besorgniserregende Verhaltensweisen zeigt. Im Roman tummeln sich einige dubiose Charaktere, die die Figurenkonstellation interessant und reizvoll machen.

Was geschah damals in der alten Villa? Warum ist Tobias von dem Haus so besessen? Was hat Tobias zu verbergen? Und welche Pläne verfolgt er?
Jennifer Mentges hat einen fesselnden, atmosphärischen Thriller konstruiert, der mit einem packendem Finale überzeugt und durchaus Beklemmungen hinterlässt. Schaudern braucht nicht unbedingt viel Action oder Blutvergießen, es reicht wie hier ein gelungenes Setting. Ein besonderes Haus, das Dreh- und Angelpunkt der Geschichte ist. Nach und nach puzzelt sich ein komplexes Gesamtbild zusammen und am Ende überrascht der Roman noch mit der ein oder anderen unvorhergesehenen Entwicklung. Da sind manche Längen im Mittelteil schnell vergessen. Unterm Strich ein solider, durchdachter, fesselnder Psychothriller um Rache, Wahn, Betrug, Schuld und andere menschliche Abgründe.

Bewertung vom 05.08.2022
Till, Jochen

Memento Monstrum (Bd. 2)


ausgezeichnet

Steht dem ersten Band in nichts nach - ein monstermäßig grandioser Bücherschatz

„Ach, weißt du“, erwiderte ich. „Es muss ja nicht jeder alles können. Und es kann auch nicht jeder berühmt werden. Aber das ist nicht schlimm. Es gibt viel wichtigere Sachen im Leben, als berühmt zu werden.“

Nach der großen Wiedervereinigung aller Monster mit anschließender Feier bleiben die Gäste noch ein Weilchen in Draculas Schloß bei Vlad und seinen Enkeln. Rhesus, Vira und Globinchen können immer noch nicht genug von Opa Vlads Geschichten bekommen. Vlad hat zum Glück noch mehr spannende Erzählungen auf Lager und lässt sich nicht lange bitten, seine Erlebnisse mit dem Riesenaffen Kong zum Besten zu geben. Und auch Yetis Vergangenheit ist ziemlich ereignisreich, sie erzählt allen von einem ganz besonderen Weggefährten. Schließlich erfahren die Kids auch noch, wie Van Helsing zum Zombie wurde.

Jochen Till schreibt gewohnt flüssig, kindgemäß und sehr witzig, abwechselnd in der Gegenwart und in der Vergangenheit. Seine originellen Wort- und Sprachspielereien machen großen Spaß, so z.B. Globinchens herrliche Verhörer wie „Weltwirtschafstfrise“ statt „Weltwirtschaftskrise“. Auch der Name „BlutTube“ für das vampirische Pendant zu YouTube sorgte in der Vorleserunde für viele Schmunzler. Wie auch beim ersten Band ist die äußerliche Gestaltung perfekt gelungen: der Einband mit Goldprägung, ein ansprechendes Cover mit Bildern von Kong, Opa Vlad und Globinchen und Wiebke Rauers einfach zauberhafte, detaillierte, kunstvolle Illustrationen, die man nicht oft genug bewundern kann. Das Buch ist bewusst auf alt gemacht, mitunter finden sich auf den Seiten Abbildung von erstaunlich real wirkenden Insekten. Dieses Buch stellt schon äußerlich einen echten Bücherschatz dar.
Die Schrift im Blocksatz ist normal groß gedruckt, sie hat einen größeren Zeilenabstand und recht breite Seitenränder, so ist sie angenehm zu lesen.
Zum Vorlesen und Selberlesen eignet sich das Buch für unerschrockene Kinder ab acht Jahren.

Was für monstermäßig starke Figuren! Da ist zunächst Vampir Vlad, der mit den Erlebnissen in seinem Leben gut und gerne zig Bücher füllen könnte, schließlich ist er ja schon 589 Jahre alt und geht auf die 600 zu. Opa verfügt über ein ausgesprochenes Erzähltalent und kann mit seinen alten Geschichten selbst die Pubertierenden unter seinen Enkelkinder fesseln. Enkel Rhesus kennt sich mit Technik aus und ist viel in den Sozialen Medien unterwegs, Sandwichkind Vira ist sehr schlau und Nesthäkchen Globinchen frech, quirlig und überhaupt nicht auf den Mund gefallen. Zur Abendstückgesellschaft gehören noch eine imposante Spinne, ein Werwolf, ein Yeti, ein Zombie, ein Unsichtbarer und ein Fischmensch. Aber das sind längst nicht alle im Buch vorkommenden Monster. Bereichert wird das Ganze zusätzlich noch durch einen weltberühmten Riesenaffen und Frankensteins Schöpfung. Alles waschechte und ziemlich liebenswerte Gruselgestalten!

Sowohl die Rahmenhandlung mit den erfrischenden Gesprächen der kleinen und großen Anwesenden als auch die fast märchenhaft anmutenden Geschichten mit ihren klugen Botschaften unterhalten auf allerfeinste Weise. King Kong erkennt, was wirklich wichtig ist im Leben, Yeti blickt ins Innere von Menschen und lässt sich nicht von Äußerlichkeiten blenden und Van Helsing erfährt, dass ein Pakt mit dem Teufel immer Nachteile hat. Für Kinder sind die mitreißenden, phantasievollen Abenteuergeschichten der faszinierenden Figuren vermutlich neu. Erwachsenen werden die Geschichten der Protagonisten auf etwas andere Art kennen und sich sehr über Jochen Tills Neuinterpretationen und die zahlreichen Anspielungen aus Literatur und Kultur freuen. Ein Buch, das Jung und Alt gleichermaßen Vergnügen bereitet. Auch der zweite Band von Memento Monstrum „Achtung haarig“ ist rundum gelungen: eine hochwertige Aufmachung, spannende Geschichten mit Botschaften zum Nachdenken, bekannte, originelle und witzige Charaktere, eine herrliche Sprache, alle

Bewertung vom 03.08.2022
Valentine, Jenny

Ich bin Joy / Joy Applebloom Bd.1


ausgezeichnet

Ein Plädoyer für Optimismus - buntes, fröhliches Kinderbuch mit liebenswerter Hauptfigur

„ »Wir sind klein, aber wir sind nicht niemand«, sage ich. »Stimmt.« »Und etwas ist immer besser als nichts«, sage ich.“

Joy Applebloom ist ein durch und durch fröhliches Mädchen, das stets in allem das Positive sieht. Bisher hatten Joy und ihre Familie keinen festen Wohnsitz, waren als Weltenbummler überall in der Welt zu Hause. Jetzt sind sie zu Joys Großvater, der mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen hat, ins verregnete England gezogen. Eigentlich freut sich Joy, dass sie zum ersten Mal in ihrem Leben eine Schule besuchen soll, doch die Eingewöhnung verläuft viel schwieriger als gedacht. An der Schule gefällt ihr zunächst nur der alte Eichenbaum auf dem Pausenhof. Doch dann soll ausgerechnet der einem Schulneubau weichen. Das muss Joy auf jeden Fall verhindern.

Autorin Jenny Valentine schreibt aus Joys Sicht in Ich-Form. Sie erzählt erfrischend witzig und herrlich direkt. Ihre bildhafte, individuelle Sprache macht großen Spaß, zum Beispiel erfindet Joy stets einen der Situation angepassten neuen Zweitnamen für ihren Großvater. Die Art wie sich Joy ausdrückt, lässt ohne Zweifel Rückschlüsse auf ihren Charakter zu. Auf mich wirkt die Erzählweise daher sehr authentisch. Die Schrift ist etwas größer gedruckt. Claire Lefevre hat für die Geschichte wenige klare, zum Inhalt passende Bilder von Wolken, dem Baum und Joy gezeichnet. Das farbenfrohe, fröhliche Cover entspricht perfekt dem Inhalt, der Botschaft und der Stimmung der Geschichte. Das Buch richtet sich an Kinder ab neun Jahren.

Joy mit ihrem unverwüstlichem Optimismus, ihrer Tatkraft und ihrer guten Laune muss man einfach mögen. Sie glaubt ganz fest an „Alltagsmagie“, daran, dass das Leben viele besondere Überraschungen bereithält, die man nur erkennen muss. Joy ist ein Freigeist mit viel Humor, braucht Bewegung, ist kreativ, einfallsreich, leidenschaftlich, erfasst scharfsinnig vieles auf den ersten Blick und bringt es treffend auf den Punkt. Nur mit manchen starren Regeln in der Schule tut sich Joy schwer. Schule ist für sie, die überall einen Silberstreif finden kann, leider eine „silberstreifenfreie“ Zone“.
Hat Joys Schwester wirklich recht, wenn sie zu Joy sagt, Joy „und die Schule, das passt einfach nicht? »Es ist wie bei Schneewittchen: Du bist die hässliche Schwester, und die Schule ist der Schuh.« Oder liegt eher Joy richtig, wenn sie denkt: „Vielleicht ist es ja genau andersherum.“?
Joys Großvater wirkt anfangs recht nüchtern, streng, sehr organisiert. Er hat viele Regeln, z.B. wie Hausarbeit richtig erledigt oder wann gesungen wird. Seine Einstellung scheint oft ziemlich gegensätzlich zu Joys. Doch möglicherweise wirken Joys Zuversicht und ihre gute Laune ja auch ansteckend…
Auch Joys spaßbefreite Lehrerin Mrs. Hunter könnte sich eine Scheibe von Joys Unbeschwertheit abschneiden..

Ob Joy sich in ihrer neuen Schule doch noch einleben und dort ihren Silberstreifen finden wird? Und was passiert mit der Eiche?
Die quirlige Hauptfigur Joy lässt sich nicht unterkriegen und beeinflusst auch andere mit ihrem Optimismus. Sie resigniert nicht, sondern stellt sich unangenehmen Situationen und versucht Schwierigkeiten und Hindernisse zu bewältigen. Von ihrer unbekümmerten, direkten Art können wir alle sicher noch etwas lernen. Probleme gibt es mehr als genug im Leben und nicht alle sind zu lösen. Aber dass es sich immer lohnt, sie anzugehen und Ungerechtigkeiten zu bekämpfen, ist eine wunderbare Botschaft an die Leserinnen und Leser. So lässt sich schon einiges verändern. Joy macht einfach Spaß, gute Laune und glücklich, ihre Geschichte auch.

Bewertung vom 02.08.2022

PAW Patrol: Die Fellfreunde retten den Tag


weniger gut

Enttäuschendes Erstlesebuch mit kaum Spannung und wenig Anspruch

Die Paw Patrol retten den Tag und zeigen in zwei Geschichten, was sie alles drauf haben. 1. „Der kleine Oktopus“: Kapitän Tollpatschs Boot wird von einem riesigen Oktopus festgehalten. Die Paw Patrol greift ein. Die tierischen Helfer möchten Tollpatsch und sein Boot retten und finden dabei heraus, was mit dem Oktopus los ist.
2. „Flugzeug in Not“: Bürgermeisterin Gutherzig nimmt bei Lotta Flugstunden, doch während des Flugs kommt es zu einem Unglück. Das Flugzeug braucht sofort eine Reparatur, Skye und Rocky sind sofort zur Stelle und versuchen zu helfen. Ob sie es schaffen?

Die Sprache ist ausgesprochen einfach gehalten, es werden keine ausschmückenden Wörter verwendet. Die Sätze sind also sehr kurz und auf das absolut Notwendige reduziert. Alles liest sich eher wie eine Inhaltsangabe als wie eine Geschichte. Die englischen Aussprachen der Namen werden in der Personenübersicht am Anfang in Lautsprache in Klammern hinzugefügt. Die Namen der Mitglieder der tierischen Patrouille sind in der Geschichte zudem in unterschiedlichen Farben gedruckt, entsprechend der Kleidungsfarbe der Tiere, so erkennen Kinder schon ohne genau zu lesen, um wen es gerade geht und müssen sich nicht durch die Schreibweise, die nicht der Aussprache entspricht, verwirren lassen. Das ist durchaus sinnvoll.
Die Schrift ist groß gedruckt. Meist gibt es nur einen einzigen Satz pro Seite. Viele bunte Bilder zeigen die Handlung deutlich, so dass der Sinn im Wesentlichen auch ohne Worte zu verstehen ist. Am Ende schließt sich eine Rätselseite mit Purzelwörtern an. Das Buch richtet sich an Leseanfänger ab sechs Jahren zum Lesenlernen und üben.

Die Figuren werden auf der ersten Seite mit Bild vorgestellt und sind den meisten Kindern sicher schon bekannt. Die Paw Patrol besteht aus Hunden, die wie Superhelden in Notsituationen helfen. Diese kommen bei tierlieben Kindern bestimmt gut an.

Das Buch „Die Fellfreunde retten den Tag“ ist mein erster Kontakt mit der Paw Patrol. Mir erschließt sich die Faszination, die von dieser Serie ausgeht, nach dem Lesen dieses Buchs absolut nicht. Die Handlung ist leider ziemlich plump, schlicht und wenig originell, die Sprache ebenso. Auch wenn es sich um ein Erstlesebuch handelt, hätte es meiner Meinung nicht geschadet, die Sätze zumindest ein wenig abwechslungsreicher zu formulieren. Lesen sollte immer auch der Wortschatzerweiterung dienen.
Für Fans der tierischen Rettungstruppe ist es sicherlich motivierend, eine Geschichte der Serie selber lesen zu können. Für alle anderen gibt es meiner Meinung nach aber deutlich raffiniertere, einfallsreichere und unterhaltsamere Erstlesegeschichten.

Bewertung vom 02.08.2022
Böhm, Anna

Fabelwesen zelten selten / Emmi & Einschwein Bd.6


ausgezeichnet

Campingurlaub mit Fabelwesen - rundum gelungene Fortsetzung mit viel Witz, Herz und Wunder

Emmi, Einschwein und die restliche Familie Brix freuen sich sehr auf den kommenden Urlaub am Meer, doch dann trüben zwei Hiobsbotschaften die Stimmung gewaltig. Einschweins kulinarische Magie scheint irgendwie kaputt - es zaubert nur noch saure Gurken. Und der Fabelbaum der Familie Brix auf der Brombeerlichtung im Fabelwald soll abgeholzt werden. Das darf auf keinen Fall passieren. Kurzerhand wird umdisponiert und statt Ferien am Meer steht nun Protestcamping im Wald auf dem Programm. Ob sich die Abholzung dadurch aufhalten lässt?

Anna Böhm schreibt gewohnt flüssig, gut verständlich, anschaulich, witzig und sehr kindgemäß. Die ganz eigenen Wortkreationen und Einschweins kreative Wortspiele machen immer wieder Spaß. Schon der gereimte Titel des Buchs „Fabelwesen zelten selten“ verspricht viel Unterhaltung. Auch die lustigen Kapitelüberschriften wie „Dieses Kapitel fährt woandershin“ zeigen, dass es hier besonders originell zugeht. Susanne Göhlichs Bilder illustrieren die Geschichte sehr passend. Die Zeichnungen sehen drollig aus, sind voller Dynamik und lassen gleich erahnen, wie es in Wichtelstadt aussieht. Die Schrift ist normal groß gedruckt, das Buch richtet sich an selberlesende Kinder ab acht Jahren, zum Vorlesen ist es auch schon für jüngere Zuhörer geeignet.

Es gibt wohl kaum Kinderbücher mit abwechslungs- und einfallsreicherer Personenauswahl als die Bücher der Einschwein-Reihe. Da jeder Bewohner von Wichtelstadt im Alter von zehn Jahren sein eigenes Fabelwesen bekommt, tummeln sich im Ort die schillerndsten, buntesten und skurrilsten Charaktere. Einschwein ist zu allen nett und freundlich und hat immer eine gute Idee auf Lager. Diesmal muss es lernen, dass es nicht immer nur darum geht, es allen recht zu machen, sondern auch mal seinen eigenen Bedürfnissen zu folgen. Denn „Einschwein ist schließlich kein Einkaufsladen“. Das niedliche Fabelschwein muss man wie seine unkomplizierte, patente Gefährtin Emmi einfach mögen. Die beiden lernen erneut besondere Fabelwesen kennen wie den fleißigen Schuftinger Scholli oder die Gefühlsfee Pinea, die auf den Köpfen der Personen lesen kann wie in einem Buch. Und das sind nur zwei der phantastischen Geschöpfe, die oft für schräg-komische Situationen sorgen.

Was ist nur mit Einschwein los? Und was hat es mit der geplanten Baumfällung auf sich? Einschwein und Emmi erleben ein einzigartiges, magisches Abenteuer, diesmal mit Zelt, Wald, natürlich allerlei verschiedenen Fabelwesen, wichtigen Wichtelstädtern, viel Humor und Herz. Die Familie Brix geht auf Wollen-Urlaub, die Geschichte befasst sich mit den eigenen Wünschen und Bedürfnissen, die von anderen akzeptiert werden müssen, aber manchmal auch ihre Grenzen haben. Ebenso wird das Thema Umweltschutz angesprochen. Herrlich unterhaltsam zudem die Anspielungen auf absurde Ämterbürokratie, der man selbst in Wichtelstadt nicht entkommt. Hier ist es zum Beispiel per Antrag möglich, seinen idyllischen Fabelort, der Ort, in dem die Kinder der Familien zum ersten Mal auf ihr Fabelwesen treffen, in eine Mehrzweckhalle neben der Toilette zu verlegen.
Das lange Warten auf ein neues Buch der Reihe hat sich definitiv gelohnt. „Fabelwesen zelten selten“ ist ein rundum gelungenes, fröhliches, zauberhaftes, phantasievolles und außergewöhnlich charmantes Kinderbuch. Wir können von Einschwein einfach nicht genug bekommen.

Bewertung vom 01.08.2022
Engel, Henrike

Ein Leben für das Glück der Kinder / Die Hafenärztin Bd.2


sehr gut

Kurzweiliger, mitreißender historischer Kriminalroman mit interessanter Personenkonstellation

1911 kümmern sich die Ärztin Anne Fitzpatrick und die Pfarrerstochter und angehende Lehrerin Helene Curtius um Familien, die von Hamburg aus nach Amerika auswandern möchten. Helene unterrichtet dort teils stark traumatisierte Kinder, Anne widmet sich der medizinischen Versorgung der Auswanderer während der Quarantäne vor der Überfahrt. Als einige Kinder rätselhafte Symptome zeigen, ein Junge gar stirbt und es zu einem verdächtigen Todesfall im zwielichtigen Umfeld des Hafens kommt - ein Zuhälter wird ermordet- ruft das Kommissar Berthold Rheydt auf den Plan. Ob die Ereignisse zusammenhängen? Irgendetwas scheint hier ganz und gar nicht mit rechten Dingen zuzugehen.

Autorin Henrike Engel schreibt gut verständlich und flüssig in der Vergangenheit. Abwechselnd schildert sie, wie Ärztin Anne, Pfarrerstochter Helene und Kommissar Berthold das Geschehen erleben.
Das Cover, eine vornehm gekleidete Dame vor einer historischen Hamburger Stadtansicht, erinnert stark an das Titelbild des ersten Bandes der Reihe „Die Hafenärztin“. Dass die beiden Bände zusammengehören, ist sofort offensichtlich. Den Titel des Buches „Ein Leben für das Glück der Kinder“ empfinde ich als kitschig,„aufgeblasen“ und unpassend, er wird meiner Meinung nach dem Inhalt des Buchs, das ich als historischen Kriminalroman bezeichnen würde, nicht gerecht.

Wiedersehen mit den vielfältigen Charakteren des ersten Bandes: Die engagierte Ärztin Anne Fitzpatrick scheint nicht die zu sein, für die sie sich ausgibt. Um ihre Vergangenheit macht sie ein großes Geheimnis, hat sie doch sogar ihren Geburtsnamen abgelegt. Anne geht ihrem Beruf mit Leidenschaft nach, kümmert sich mit großem Einsatz um die Kranken und Schwächeren. Pfarrerstochter Helene Curtius möchte Lehrerin werden und beruflich auf eigenen Beinen stehen. Eine Ehe sieht sie nicht als Erfüllung an, Unabhängigkeit hingegen schon. Mitunter mangelt es ihr noch an Lebenserfahrung, dann zeigt sie sich in manchen Situationen etwas naiv. Vor allem ihrem Vater ist Helenes moderne, emanzipierte Einstellung ein Dorn im Auge. Und dann ist da noch Kommissar Berthold Rheydt, der immer noch von den Geistern seiner Vergangenheit heimgesucht wird und nach wie vor sehr unter dem Verlust seiner Familie leidet. Er ist alles anderer als ein makelloser, strahlender Held, stürzt sich mit Haut und Haaren in die Aufklärung seiner Fälle und macht sich im Beruf und beim Fußball schon mal mehr als die Hände schmutzig.
Einige der vorkommenden Charaktere erfüllen durchaus so manche Klischees, aber die recht unkonventionellen, auf unterschiedliche Art für ihre Zeit recht fortschrittlichen Hauptcharaktere machen immer wieder neugierig, vermögen auch zu überraschen. Im Zusammenwirken entfalten die drei eine interessante Dynamik, die Personenkonstellation des Romans gefällt mir insgesamt daher gut.

Was hat es mit den rätselhaften Todesfällen auf sich? Henrike Engel hat einen logisch nachvollziehbaren, raffinierten und mitreißenden Kriminalfall konstruiert. Nach und nach wird klar, wie die verschiedenen Einzelaspekte der Handlung miteinander verwoben sind, dabei kommt es durchaus zu einigen unvorhersehbaren Entwicklungen. Auch die Privatleben der drei Hauptfiguren, ihre Beziehungen zueinander stehen im Fokus des Romans. Die Autorin liefert den Lesern zudem ernste Themen zum Nachdenken: Menschenhandel oder die Fragen nach Gerechtigkeit, Moral, Schuld und Selbstjustiz. Mich hat auch der zweite Teil der Reihe prima unterhalten: ein fesselnder Fall mit aufregendem Finale, überzeugenden, faszinierenden Figuren, ein wenig Familiendrama und viel Gefühl. Ich bin gespannt, wie es mit Anne, Helene und Berthold weitergeht und kann diese Reihe allen, die historische Kriminalromane mit emotionalen Verwicklungen mögen, nur weiterempfehlen.

Bewertung vom 01.08.2022
Krupitsky, Naomi

Die Familie


ausgezeichnet

„Wie es sich anfühlen kann, denkt Sofia. Wie leicht es sein kann, in die Rolle zu schlüpfen, die für einen anderen gemacht wurde.“

Es war einmal in New York: In den 1920er Jahren bekommen die Freunde Carlo und Joey, die der Mafia angehören, fast zeitgleich ihre Töchter Antonia und Sofia. Die beiden Mädchen werden trotz ihrer Unterschiedlichkeit engste Vertraute, beste Freundinnen. Als Carlo versucht, bei der „Familie“ auszusteigen, verschwindet er spurlos. Antonia muss ohne Vater aufwachsen, auch ihre Mutter scheint daraufhin abwesend. Die Beziehung zwischen Sofia und Antonia entwickelt sich im Laufe der Zeit zunehmend kompliziert. Aber auch wenn nun eine Distanz zwischen den Freundinnen herrscht, werden die Mädchen durch die Umstände und ihre Geschichte immer miteinander verbunden bleiben.

Naomi Krupitsky schreibt in ungewöhnlichem und äußerst beeindruckenden Stil im Präsens. Sie erzählt glasklar und bildhaft, auch zwischen und hinter den Zeilen. Ein kurzer Satz sagt bei der Autorin viel mehr aus als das Offensichtliche, wie folgender Satz beweist: „Im Herbst 1928 gehen Sofia und Antonia zum ersten Mal in die Schule, und mit jedem Tag verdoppelt sich die Größe der Welt.“ Diese intensive Erzählweise schafft eine ganz besondere Atmosphäre. Die Sprache wirkt dabei authentisch, mir gelang es problemlos, mich in die Geschichte hineinzuversetzen.

Beide Mädchen teilen dasselbe Los, sie sind von Geburt an Teil der „Familie“, gehen aber unterschiedlich damit um. Während sich Sofia eher spontan, temperamentvoll, ungestüm und wild gibt und andere ob ihrer Extrovertiertheit sofort für sich einnimmt, wirkt Antonia eher zurückhaltend und nachdenklich. Den Verlust ihres Vaters kann sie nicht verwinden. Aber auch Sofia ist nicht glücklich. Mit 17 fühlt sie sich beispielsweise so: „Siebzehn ist ein Abgrund. Sie empfindet eine Kluft zu ihren früheren Ichs, deren Kummer eindeutiger war. Und die Zukunft - mittlerweile so nah, dass die Mauern der Gegenwart unter deren Gewicht nachgeben- ist immer noch eine strudelnde Panik. Sofia kommt sich allein vor. Verbindungslos.“
Antonias Mutter bleut ihrer Tochter stets ein: „Lass die Finger von Männern mit Pomade im Haar!“, womit sie auf die Mitglieder der Mafia anspielt. Doch ihr eigenes Schicksal droht sich bei ihrer Tochter und deren Freundin zu wiederholen.

Wer sich einmal mit der Familie eingelassen hat, kommt nie wieder von ihr los. Diese Erfahrung macht Carlo, Antonias Vater, und auch den Mädchen ist die ständige Gefahr, in der sie sich befinden, sehr bewusst. Eine falsche Entscheidung könnte die letzte sein. Sofia und Antonia träumen von Flucht, wissen aber genau, dass diese unmöglich ist. Naomi Krupitsky beschreibt sehr eindrucksvoll, wie betroffene Familien von der Mafia kontrolliert, ja erdrückt werden. Die Mafia prägt die Mädchen auf unveränderliche Weise, auch wenn die furchtbaren kriminellen Machenschaften hier kaum direkt und detailliert dargestellt werden. Paradoxerweise scheinen die Mädchen sogar behütet aufzuwachsen, die Gefahr allerdings immer im Nacken. Als Carlos die Mädchen einmal vor dem Wasser warnt, könnte er eigentlich auch die Mafia meinen: „Mädchen, dreht dem Meer nie den Rücken zu, es ist verschlagen. Sobald ihr es aus den Augen lasst, schleicht es sich hinterrücks an.“
Es braucht kein Blutvergießen, um die schonungslose Grausamkeit der Mafia zu schildern.
Sie wird auch ohne explizite Gewaltszenen sehr deutlich spürbar.
Naomi Krupitsky verfügt über ein außergewöhnliches Erzähltalent, schildert mit wunderschöner Sprache die Geschichte einer schicksalhaften Verbundenheit, schreibt von Liebe, Verrat, Kriminalität, Flucht und letzte Auswege. Keine actionreicher, brutaler Mafiakrimi, sondern ein absolut lesenswertes, nahegehendes Porträt einer Freundschaft. Die Geschichte zweier Familien innerhalb der Familie. Ein großartiges Debüt.

Bewertung vom 01.08.2022
Dusy, Tanja

Salate zum Sattessen


gut

Nicht Fisch, nicht Fleisch - ansprechend gestaltetes Kochbuch mit nicht ganz überzeugendem Grundkonzept

Salate sind nur Beilage, manchmal eher notwendiges Übel, schließlich muss doch die Vitaminversorgung gewährleistet werden? Das Buch „Salate zum Sattessen“ macht Salate zum magischen Hauptgerichtestar und räumt mit dem Vorurteil auf, dass Salate oft nur eine Nebenrolle spielen.
21 Rezepte für besondere Salate finden sich in diesem Kochbuch unter dem Motto „Magic Cooking“. Nach einer kurzen Einleitung wird aufgetischt: „ganz pur“ z.B. „Tomaten-Melone-Salat“ oder „Kartoffelsalat mit Speck“, „ganz klassisch“ wie „Griechischer Salat mit Hähnchen“ oder „Cesar Salad mit Austernpilzen“ oder „ganz kreativ“ wie „Linsensalat mit bunter Bete“ oder „Qinoa-Salat mit Kürbis“. Zwischendurch gibt es allgemeine Abschnitte über den perfekten Salat, Dressings oder Toppings.

Die Rezepte und Texte sind schlicht und klar formuliert. Die Rezept sind auch für Anfänger problemlos nachzukochen, den „Antipasti-Nudelsalat“ habe ich beispielsweise ohne Schwierigkeiten zubereiten können. Dass im Buch immer wieder Begriffe rund um die Magie verwendet werden, wirkt auf mich allerdings etwas gekünstelt und zu gewollt. Die Magie des Buchs hat mich leider nicht erreicht.
Die Gerichte werden auf sehr ansprechenden Fotos perfekt in Szene gesetzt und machen großen Appetit. Die äußerliche Gestaltung ist insgesamt gelungen: kleines Format, stabile Bindung, dickeres Papier, recht hochwertige Aufmachung und ein attraktives Cover.

Zu jedem Rezept gibt es unter der Rubrik „eine fantastische Idee“ oder die „Prise Magie“ Tipps, z.B. kleinen Abwandlungen wie eine zusätzliche Zutat oder ein Alternativgewürz, die das Rezept noch schmackhafter oder raffinierter gestalten. Das gefällt mir.
Die Rezeptauswahl ist allerdings nicht besonders innovativ. Für viele Geschmäcker ist sicherlich etwas dabei, aber es finden sich hier meiner Meinung nach keine magischen „Rezeptneuheiten“.
Für den Preis von 14,99 Euro hätten es für mich außerdem durchaus noch mehr Rezepte sein können.
Nach welchen Kriterien welcher Salat in die Kategorien „Ganz pur“, „Ganz klassisch“ oder „Ganz kreativ“ eingeordnet wird, erschließt sich mir nicht. Ich hätte mir eine klarerer Einteilungen oder alternativ Hinweise am Rezept wie „mit Fisch“,„mit Fleisch“,„vegetarisch“ oder „vegan“ gewünscht. Insgesamt hat mich das attraktiv gestaltete Buch daher leider nicht ganz überzeugt.