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ech
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Bochum

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Insgesamt 747 Bewertungen
Bewertung vom 26.07.2023
Fölck, Romy

Düstergrab / Frida Paulsen und Bjarne Haverkorn Bd.6


sehr gut

Auch Band 6 der Reihe um Frida Paulsen und Bjarne Haverkorn bietet spannende Unterhaltung und viel Lokalkolorit aus der Elbmarsch

In diesem Kriminalroman schickt die Autorin Romy Fölck ihre Ermittler Frida Paulsen und Bjarne Haverkorn in ihren sechsten Fall und konnte mich dabei erneut überzeugen.

Man braucht hier grundsätzlich keine Vorkenntnisse aus den ersten fünf Bänden, um die Geschichte lesen und nachvollziehen zu können. Alle hierfür erforderlichen Informationen zu den Protagonisten und ihrer Vorgeschichte werden gut in die laufende Handlung eingebunden, ohne dabei den Lesefluss zu stören. Um die Entwicklung der Figuren und die eine oder andere eingestreute Anspielung auf frühere Ereignisse in Gänze genießen zu können, empfiehlt es sich aber schon, die Bücher in der richtigen Reihenfolge zu lesen.

Gerade erst hat Frida Paulsen an der Beerdigung ihres alten Schulfreundes Björn Janssen teilgenommen, da steht sie schon wieder vor seinem Grab, weil sich offenbar jemand daran zu schaffen gemacht hat. Und tatsächlich finden die Ermittler im Sarg eine zweite Leiche, ein junges Mädchen, das bereits seit vier Jahren zusammen mit ihrer Zwillingsschwester vermisst wird. Daher wird auch Bjarne Haverkorn, der zur Cold-Case-Abteilung nach Kiel gewechselt ist, in die Ermittlungen mit einbezogen. Die Spuren führen zu einem abgelegenen Hof, auf dem ein Ehepaar nach den archaischen Regeln der Hutterer lebt und offenbar ein Geheimnis zu verbergen versucht. Als ein Anschlag auf ein Mitglied des Ermittlungsteam für große Aufregung sorgt, sind Frida und Bjarne plötzlich gleich an mehreren Fronten unterwegs und gefordert.

Romy Fölck gelingt es hier wieder ganz hervorragend, die Stimmung in der Elbmarsch einzufangen und in ihre gut aufgebaute Geschichte einzubinden. Mit ihrem packenden Schreibstil und den sehr bildhaften Beschreibungen, die das Kopfkino ordentlich ankurbeln, erzählt sie eine atmosphärisch dichte Geschichte mit einer am Ende doch ziemlich überraschenden Auflösung, die auch eine ordentliche Portion Tragik enthält. Auch wenn sich auf den letzten Seiten die Ereignisse förmlich überschlagen und die Autorin hier vielleicht auch ein wenig zu dick aufträgt, ist das Ganze unter dem Strich doch absolut schlüssig und es bleiben auch keine wesentlichen Fragen offen. Die gut gezeichneten und vielschichtig angelegten Charaktere in Haupt- und vermeintlichen Nebenrollen lassen das Geschehen dabei absolut stimmig und lebendig erscheinen. Neben der überzeugenden Kriminalgeschichte kommt aber auch diesmal wieder das Privatleben der Ermittler nicht zu kurz. Diese Passagen fügen sich gut in das Hauptgeschehen ein und tragen ihren Beitrag zum überzeugenden Gesamtbild bei, ohne dabei den Krimiplot in Sachen Spannung auszubremsen. Hinsichtlich der Zukunft einiger der Hauptprotagonisten bleiben am Ende ein paar Fragezeichen und ich bin schon sehr gespannt, wie die Autorin diese Punkte auflösen wird.

Wer auf Spannung und Lokalkolorit aus dem hohen Norden steht, wird hier sehr gut bedient und unterhalten.

Bewertung vom 24.07.2023
Gerling, Volker

Redemptio


ausgezeichnet

Rasanter Thriller mit einem beängstigenden Szenario zum Thema KI

In diesem packenden Thriller entwirft der Autor Volker Gerling, der seine Thriller früher unter dem Pseudonym V. S. Gerling veröffentlicht hat, eine beängstigende Zukunftsvision zum Thema Künstliche Intelligenz (KI) vor, die zugleich erschreckend realitätsnah rüberkommt und so noch lange über das Ende der Geschichte hinaus nachwirkt.

Mit Hilfe des Investors Henry Lasker verkaufen drei junge Programmierer eine neuartige Software mit Namen Redemptio, die die Verbrechensbekämpfung revolutionieren soll, an das Bundesinnenministerium. Die Innenministerin gründet daraufhin eine Spezialeinheit, die mit Hilfe des Algorithmus Verbrechen zukünftig bereits verhindern will, bevor sie geschehen sind. Als wenig später Wolfgang Kofler, der ehemalige Innenminister von Niedersachsen, unter mysteriösen Umständen ums Leben kommt, übernimmt Anabel Plate vom zuständigen LKA die Ermittlungen und merkt schnell, dass an der offiziellen Version eines Einbruchs, der aus dem Ruder gelaufen ist, etwas nicht stimmen kann. Auch Vincent Dost, der für Kofler zuständige Personenschützer vom BKA, will wissen, wie sein Schützling wirklich ums Leben gekommen ist. Durch ihre Ermittlungen geraten Anabel und Vincent selbst in das Visier von Redemptio, denn die KI hat längst ein gefährliches Eigenleben entwickelt, das nicht mehr von außen zu kontrollieren ist.

Mit einem packenden Schreibstil und vielen kurzen Kapiteln mit ständigen Perspektivwechseln, die für ein hohes Erzähltempo sorgen, legt der Autor hier einen rasanten Thriller vor, der einem beim Lesen kaum Zeit zum Luftholen lässt. So hangelt sich die gut aufgebaute Geschichte von Spannungsmoment zu Spannungsmoment und hat dabei zahlreiche überraschende Wendungen auf Lager, die die Geschichte immer wieder in eine neue Richtung lenken. Getragen wird das Ganze von gut gezeichneten und vielschichtig angelegten Protagonisten in Haupt- und vermeintlichen Nebenrollen, die auch durch die Bank reichlich Ecken und Kanten aufweisen. Geschickt lässt der Autor im Laufe der Geschichte die klassischen Grenzen zwischen Gut und Böse immer mehr verwíschen und zeigt dabei, dass gut gemeint nicht immer auch gut gemacht bedeutet.

Ein rundherum gelungener Thriller voller Action und Dramatik, der mich auf ganzer Linie überzeugen und begeistern konnte.

Bewertung vom 24.07.2023
Milewski, André

Alle Feuer der Hölle


ausgezeichnet

Packender historischer Roman um den Ausbruch des Vulkans Mont Pelée im Jahr 1902

Mit diesem historischen Roman stellt der Autor André Milewski zum zweiten Mal einen Vulkanausbruch in den Mittelpunkt einer Geschichte. Nach dem Vulkan Krakatau in Band 1 ist diesmal der Mont Pelée auf der Insel Martinique an der Reihe. Dieser spektakuläre Vulkanausbruch hat im Jahr 1902 tatsächlich stattgefunden, die Angaben zu den Todesopfer schwanken beträchtlich, ihre Zahl wird in einem Spektrum von 28.000 bis zu 40.000 angegeben.

Der Autor orientiert sich in seiner gut recherchierten Geschichte sehr stark an den tatsächlichen Ereignissen und füllt die vorhandenen Zwischenräume auf gelungene Art und Weise und mit großem Einfallsreichtum auf, in dem er eine fiktive Rahmenhandlung um den bereits aus dem ersten Band bekannten Leonhard Mahler hinzufügt, der inzwischen zum Kapitän aufgestiegen ist und mit seinem Frachtschiff Eurybia wenige Wochen vor dem Ausbruch im Hafen von St. Pierre einläuft, wo er auf gute Geschäfte mit den dort ansässigen Rum- und Zuckerhändlern hofft. Die Hafenstadt steht ganz im Zeichen der bevorstehenden Wahlen, die zudem für große Konflikte innerhalb der Bevölkerung sorgen. Und so nimmt man das „Rülpsen“ des Mont Pelée zunächst auch nicht sonderlich ernst, zumal man auf der Insel eh gelernt hat, mit der ständigen Gefahr durch den Vulkan, dessen letzter Ausbruch schon viele, viele Jahre zurückliegt, zu leben.

Mit einem packenden Schreibstil, einem hohen Erzähltempo und überzeugend gezeichneten Protagonisten in Haupt- und vermeintlichen Nebenrollen treibt der Autor seine gut aufgebaute Geschichte voran und baut dabei schnell eine unterschwellige Bedrohung auf, die sich dann in einem krachenden Finale entlädt. Das Personenaufgebot mit einer gut aufeinander abgestimmten Mischung aus historischen und fiktiven Figuren ist schon ziemlich umfangreich, das Personenregister zu Beginn des Buches ist daher recht hilfreich, um hier nicht den Überblich zu verlieren. Ein Nachwort, das Auskunft über Dichtung und Wahrheit gibt, rundet die Geschichte am Ende dann auf hervorragende Art und Weise ab.

Und für Fans der Geheimakten bzw. den Büchern um den jungen Frederik Crichton gibt es mit zwei Gastauftritten am Ende noch ein ganz besonderes Bonbon.

Die überzeugende Mischung aus Spannung und Fakten ergibt in der Summe einen absolut gelungenen historischen Roman, der packende Unterhaltung bietet und mich dabei auf ganzer Linie überzeugen und begeistern konnte.

Bewertung vom 20.07.2023
Frank Esser

Tödliches Duell


sehr gut

Packender Kriminalroman mit einem gut aufeinander abgestimmten Ermittlerteam

In diesem Kriminalroman schickt der Autor Frank Esser das Team um den Aachener Kriminalhauptkommissar Karl Hansen in seinen sechsten Fall, der mich gut und spannend unterhalten konnte.

Für mich war es die erste Begegnung mit dem sympathischen Ermittler und seinem gut aufeinander abgestimmten Team und ich hatte nicht das Gefühl, dass mir hier wesentliche Vorkenntnisse aus den fünf Vorgängerbänden fehlen würden, auch wenn ich sicherlich nicht jede Anspielung auf vorangegangene Ereignisse direkt verstanden habe. Grundsätzlich werden aber alle für das Verständnis erforderlichen Informationen zu den Protagonisten und ihrer Vorgeschichte gut in die laufende Handlung eingebunden, ohne dabei den Lesefluss zu stören.

Diesmal bekommt es Karl Hansen mit einem perfiden Serienmörder zu tun, der Hansen zu einem persönlichen Duell auffordert, bei dem es um das Leben junger Frauen geht, die der Killer in einer Holzkiste lebendig begraben hat. Knapp 24 Stunden haben die Ermittler Zeit, die Frau zu finden, dann bekommen sie eine Nachricht mit den Koordinaten ihres Grabes und das erbarmungslose Spiel beginnt von Neuem. Können die Ermittler diesen grausamen Kreislauf durchbrechen und das Morden stoppen ?

Mit einem packenden Schreibstil, einigen überraschenden Wendungen und ein wenig Lokalkolorit aus Aachen und Umgebung treibt der Autor seine gut aufgebaute Geschichte voran und bestückt sie mit einer ganzen Riege gut gezeichneter und vielschichtig angelegter Protagonisten in Haupt- und vermeintlichen Nebenrollen. Erzählt wird die Geschichte fast ausschließlich aus der Perspektive der Ermittler, kurze Kapitel oder Passagen aus der Täter- bzw. Opfer-Perspektive sorgen für zusätzliche Spannung, ohne dabei schon zu viel über den Täter zu verraten. So ist man als Leser die ganze Zeit auf Augenhöhe mit den Ermittlern, ohne einen wesentlichen Wissensvorsprung zu besitzen, und kann aus den Ermittlungsergebnissen eigene Schlüsse ziehen und Theorien aufstellen, um am Ende doch von der verblüffenden Auflösung überrascht zu werden.

Wer auf spannende Kriminalromane mit gut aufeinander abgestimmten Ermittlern steht, wird hier bestens bedient und unterhalten.

Bewertung vom 17.07.2023
Möller, Lara

Die Spur des Todes Ein spannender Krimi über einen Hamburger Privatdetektiv (eBook, ePUB)


sehr gut

Spannender Kriminalroman aus Hamburg, der mit einer sympathischen Hauptfigur aufwartet, die Lust auf mehr macht

In diesem Kriminalroman schickt die Autorin Lara Möller den Privatdetektiv und Lebenskünstler Christopher Diecks in seinen ersten Fall und bietet dabei neben ordentlich Spannung auch viel Lokalkolorit aus Hamburg. Auch wenn mich das Buch nicht komplett überzeugen konnte, bietet es doch äußerst kurzweilige Unterhaltung.

Christopher Diecks lebt im Hamburger Stadtteil St. Pauli und jongliert gleich zwischen drei Jobs, um über die Runden zu kommen. So kellnert er im Restaurant seines Ex-Stiefvaters, schleppt Möbel für ein Umzugsunternehmen, das auch Haushaltsauflösungen im Angebot hat, und übernimmt zwischendurch immer mal wieder einfache Tätigkeiten für einen Privatdetektiv. Als er im Zuge einer Entrümpelungsaktion in einem verwahrlosten Haus auf mysteriöse Unterlagen stößt und es danach zu einigen merkwürdigen Vorkommnissen rund um das Haus und seinem Inventar kommt, beschließt Christopher, der Sache auf den Grund zu gehen. Doch er ahnt nicht, dass er bei seinen Nachforschungen in ein Wespennest sticht und gefährliche Gegner auf den Plan ruft.

Mit einem packenden Schreibstil und einigen überraschenden Wendungen treibt die Autorin ihre gut aufgebaute Geschichte voran und bestückt sie mit einer ganzen Riege gut gezeichneter und vielschichtig angelegter Protagonisten in Haupt- und vermeintlichen Nebenrollen. Besonders die sympathische Hauptfigur zeigt hier gleich mehrere unterschiedliche Facetten und wächst einem dabei schnell ans Herz. Beim für einen Auftaktband üblichen Spagat, zum einen eine interessante Geschichte zu erzählen, die Lust auf weitere Bände macht, und zum anderen das Setting und die Protagonisten, die diese Geschichten tragen sollen, sorgfältig einzuführen, braucht die Geschichte zwar für meinen Geschmack doch etwas zu lange, um richtig auf Touren zu kommen, vor allem in der zweiten Hälfte wird man dann aber mit reichlich Spannung und einer schlüssigen Auflösung, die keine wesentlichen Fragen offenlässt, belohnt.

Wer auf spannende Kriminalromane mit reichlich Lokalkolorit steht, wird hier gut bedient und unterhalten. Für die weiteren Bände der Reihe bleibt aber durchaus noch ein wenig Luft nach oben.

Bewertung vom 14.07.2023
Summer, Drea

Der Tarotkartenmörder


sehr gut

Gelungener zweiter Band einer spannenden Krimi-Reihe aus dem hohen Norden

In diesem Kriminalroman, der durchaus auch Thrillerqualitäten aufweist, schickt die Autorin Drea Summer ihre beiden Ermittler Stefanie Teufel und Jan Graf in ihren zweiten Fall, der auf der Insel Sylt und dem angrenzenden Festland spielt und mich gut und spannend unterhalten konnte.

Man braucht hier grundsätzlich keine Vorkenntnisse aus dem ersten Band, um die Geschichte lesen und nachvollziehen zu können. Alle dafür erforderlichen Informationen zu den Protagonisten und ihrer Vorgeschichte werden gut in die laufende Handlung eingebunden, ohne dabei den Lesefluss zu stören. Um die Entwicklung der Figuren und die eine oder andere eingestreute Anspielung auf vorangegangene Ereignisse in Gänze genießen zu können, empfiehlt es sich aber schon, die Bücher in der richtigen Reihenfolge zu lesen.

Als ein brutaler Serienmörder, der seine weiblichen Opfer mit Farbe besprüht und einer Tarotkarte im Mund versieht, bereits zum dritten Mal zuschlägt, werden Steffi Teufel und Jan Graf von der Kriminalpolizei in Niebüll zu den bislang stockenden Ermittlungen hinzugezogen. Gelingt es ihnen, endlich Licht ins Dunkel zu bringen ? Die Zeit drängt, denn der Mörder hat bereits sein nächstes Opfer ins Visier genommen. Und dann bekommt auch noch Steffis Halbschwester, die Journalistin Sophie, eine ziemlich bedrohliche Nachricht des unheimlichen Mörders. Gibt es sogar noch weitere Opfer, die bislang noch gar nicht entdeckt wurden ?

Mit einem packenden Schreibstil, einem hohen Erzähltempo und einigen überraschenden Wendungen treibt die Autorin ihre gut aufgebaute und atmosphärisch dichte Geschichte voran und legt dabei geschickt einige falsche Fährten. Immer wieder eingestreute Passagen aus der Perspektive des Mörders sorgen für zusätzliche Spannung, ohne bereits zu viel über seine Identität zu verraten. Fein dosierte Ausflüge in das Privatleben der beiden sympathischen Ermittler lockern das Geschehen zudem immer wieder ein wenig auf, die Krimihandlung steht dabei aber immer im Mittelpunkt der Geschichte. Am Ende erhalten wir dann auch eine überzeugende Auflösung mit einer letzten verblüffenden Wendung, so dass hier keine wesentlichen Fragen offenbleiben. Getragen wird das Ganze von gut gezeichneten und vielschichtig angelegten Protagonisten in Haupt- und vermeintlichen Nebenrollen. Neben interessanten Neuzugängen wie Steffis Halbschwester Sophie und den Großeltern der beiden Ermittler sind auch Lüder und Leyla aus Band 1 wieder mit dabei, nehmen diesmal aber eher tragende Nebenrollen ein. Und auch wenn das Buch meiner Meinung nach nicht mehr ganz die Klasse von Band 1 erreicht, bietet es doch spannende und äußerst kurzweilige Unterhaltung.

Wer auf spannende Thriller aus dem hohen Norden steht, wird hier gut bedient und unterhalten. Auf den nächsten Fall mit diesem überzeugenden Team, für den es ganz am Ende schon einmal einen kleinen Appetithappen gibt, bin ich schon sehr gespannt.

Bewertung vom 11.07.2023
Wolf, Klaus-Peter

Das Versprechen / Ein mörderisches Paar Bd.1


sehr gut

Turbulenter Kriminalroman mit reichlich Humor und viel Lokalkolorit aus Ostfriesland

Mit diesem Buch legt der Autor Klaus-Peter Wolf den ersten Band einer neuen Krimireihe vor, die im gleichen Serienkosmos angesiedelt ist wie seine Ostfriesenkrimis um Ann Kathrin Klaasen und ihr Team. Die Ermittler aus Ostfriesland sind in diesem Buch zwar auch mit an Bord, nehmen hier allerdings eher tragende Nebenrollen ein.

Im Mittelpunkt der Geschichte stehen der altbekannte Dr. Bernhard Sommerfeldt, der inzwischen als Dr. Ernest Simmel eine Klinik in Norden leitet, und seine zukünftige Ehefrau Frauke Winterberg, die zuletzt als Miet-Ehefrau tätig war und in dieser Funktion auch Rupert bei seiner Undercover-Mission unterstützt hat. Als ein 13-jähriger Junge an einer Überdosis Heroin stirbt und der mutmaßliche Dealer aus Mangel an Beweisen freigesprochen wird, beschließt Dr. Sommerfeldt, die Angelegenheit auf seine ganz eigene Art und Weise zu erledigen. Und Frauke entpuppt sich schnell als patente Partnerin, so dass die beiden die ostfriesische Unterwelt gehörig aufmischen und der Polizei eigentlich nichts anderes übrig bleibt, als hinter ihnen aufzuräumen.

Grundsätzlich sind hier keine Vorkenntnisse aus den anderen Ostfriesenkrimis des Autors erforderlich, um das Buch lesen und nachvollziehen zu können. Alle dafür erforderlichen Informationen zu den Protagonisten und ihrer Vorgeschichte werden gut in die laufende Handlung eingebunden, ohne dabei den Lesefluss zu stören. Um die Entwicklung der Figuren und die eine oder andere Anspielung auf vergangene Ereignisse in Gänze genießen zu können, empfiehlt es sich aber schon, zumindest den einen oder anderen Band der Reihe zu kennen.

Mit einem gewohnt lockeren Schreibstil treibt der Autor seine gut aufgebaute Geschichte voran und bietet dabei eine gut aufeinander abgestimmte Mischung aus Krimispannung, Lokalkolorit und Humor, die neben reichlich Spaß auch schnell für eine gewisse Urlaubsstimmung sorgen kann. Gegenüber den „normalen“ Ostfriesenkrimis, bei denen auch schon jede Menge Humor mit dabei ist, drückt der Autor hier noch einmal deutlich stärker auf die Tube und schickt seine Protagonisten mit spürbarem Vergnügen in immer neue absurde Situationen, aus denen sie sich dann wieder befreien müssen. Dabei hangelt er sich oftmals hart an der Grenze zur Parodie entlang, findet aber immer wieder rechtzeitig den Weg zurück. Mit zahlreichen überraschenden Wendungen lenkt der Autor dabei das turbulente Geschehen immer wieder geschickt in eine neue Richtung und liefert am Ende zwar ein rundes Ende, es bleiben aber doch noch einige Erzählfäden offen, die im nächsten Band weitergeführt werden sollen bzw. müssen. Getragen wird das Ganze von gut gezeichneten und vielschichtig angelegten Charakteren in Haupt- und vermeintlichen Nebenrollen, die zum Teil doch ziemlich skurril ausfallen, dabei aber auch jede Menge Spaß machen.

Wer auf lockere, aber dennoch spannende Krimis mit ungewöhnlichen Charakteren steht, wird hier bestens bedient und unterhalten. Eine mehr als gelungene Lektüre für den nächsten Strandurlaub, die aber auch noch ein wenig Steigerungspotential für den nachfolgenden Band lässt.

Bewertung vom 10.07.2023
Kohl, Oliver

Château Noir


ausgezeichnet

Packender Thriller um ein mysteriöses schwarzes Schloss und eine grausame Mordserie

Mit diesem Buch legt der Autor Oliver Koch einen ziemlich düsteren Thriller vor, in dessen Mittelpunkt ein mysteriöses Chateau und eine brutale Mordserie an jungen Frauen stehen.

Im Jahr 1996 wird Kommissar Laurent von der Kriminalpolizei in Rouen mit einer brutalen Mordserie an jungen Frauen konfrontiert, denen die Augen entfernt wurden. Verzweifelt sucht er nach einem Ermittlungsansatz, der ihn zum Täter führt, und stößt schließlich auf das abgelegene Chateau Noir, das eine wechselhafte Geschichte voller grausamer Ereignisse hinter sich hat. Gibt es eine Verbindung zwischen dem schwarzen Schloss und den Morden ?

Mit einem packenden Schreibstil treibt der Autor seine gut aufgebaute Geschichte voran und wechselt dabei immer wieder die Zeitebenen. Parallel zu den Ermittlungen in den Jahren 1996/1997 erzählt er die wechselhafte Geschichte des Chateaus und deckt so auch nach und nach die Geheimnisse der aktuellen Bewohner auf. Schnell entwickelt sich eine unheimliche Sogwirkung, die einen beim Lesen mit jeder Seite tiefer in den Bann der Geschichte zieht, bis sich das Geschehen schließlich in einem fulminanten Showdown entlädt. Dabei geht es durchweg ziemlich blutig zu, die entsprechenden Szenen werden allerdings keineswegs als reiner Effekt eingesetzt und auch nicht allzu plakativ ausgeschmückt, sondern ergeben sich aus den Ereignissen und der Psyche der jeweiligen Täter in Gegenwart und Vergangenheit. Das konsequente und schonungslose Ende bietet eine absolut schlüssige Auflösung, die keine wesentlichen Fragen offenlässt. Getragen wird das Ganze zudem von gut gezeichneten und vielschichtig angelegten Protagonisten in Haupt- und vermeintlichen Nebenrollen.

Wer auf düstere Thriller steht, wird hier bestens bedient und spannend unterhalten. Mich konnte meine erste Begegnung mit Oliver Koch gleich auf ganzer Linie überzeugen und begeistern. Meine Neugierde auf die weiteren Werke des Autoren ist auf jeden Fall geweckt.

Bewertung vom 06.07.2023
Fischer, Claudia

Und du bist ewig Sein


sehr gut

Packender Mystery-Thriller um eine junge Frau, die unter bösen Einfluss gerät

Mit diesem Buch legt die Autorin Claudia Fischer einen packenden Mystery-Thriller vor, in dessen Mittelpunkt eine junge Frau steht, die unter bösen Einfluss gerät und dadurch zur brutalen Mörderin wird. Dabei lässt die Autorin in ihren Beschreibungen wenig bis nichts aus, so dass die Triggerwarnungen im Buch schon ihre Berechtigung haben.

Die junge Marlee Baker kommt nach San Francisco, um sich dort ins wilde Partyleben zu stürzen und dabei ein paar unbeschwerte Tage zu verleben. Doch dann hat sie in dem Hotel, in dem sie untergekommen ist, eine unheilvolle Begegnung, die ihr Leben für immer verändern wird. Kurz darauf wird die örtliche Polizei mit einigen grausamen Morden konfrontiert. Die Polizistin Milly erkennt, dass hier offensichtlich übernatürliche Kräfte am Werk sind und die junge Frau in ihren Bann gezogen haben. Kann sie das Unheil noch aufhalten oder wird sie selbst zum Opfer der bösen Mächte ?

Mit einem packenden Schreibstil und einigen überraschenden Wendungen treibt die Autorin ihre gut aufgebaute und atmosphärisch dichte Geschichte voran und steuert sie schnurstracks auf einen fulminanten Showdown zu. Getragen wird das Ganze von einer Riege gut gezeichneter und vielschichtig angelegter Protagonisten in Haupt- und vermeintlichen Nebenrollen. Der Wechsel zwischen den Perspektiven von Marlee und den Polizisten, die in dem Fall ermitteln, sorgen für ein stimmiges Gesamtbild, das uns Leser immer tiefer in das Grauen hineinzieht. Zudem hat die Autorin auch keine Scheu, vermeintliche Hauptfiguren schon frühzeitig von der Bühne verschwinden zu lassen und sorgt so immer wieder für faustdicke Überraschungen.

Konnte mich die Autorin bislang in erster Linie mit ihren historischen Romanen im Westernambiente überzeigen, zeigt sie hier ein weiters Mal, dass sie es auch in anderen Genres meisterhaft versteht, spannende und packende Unterhaltung zu bieten.

Bewertung vom 05.07.2023
Brand, Christine

Der Feind / Milla Nova ermittelt Bd.5


ausgezeichnet

Komplexer und packender Kriminalroman, der einen tief in die menschlichen Abgründe blicken lässt

Mit diesem extrem spannenden und atmosphärisch dichten Kriminalroman mit absoluten Thrillerqualitäten schickt die Autorin Christine Brand ihren Ermittler Sandro Bandini, Chef der Abteilung Leib und Leben bei der Berner Polizei, und seine Freundin, die Journalistin Milla Nova, in ihren bereits fünften Fall, der mich erneut auf ganzer Linie überzeugen konnte. Ich habe sogar den Eindruck, dass diese Reihe mit jedem Band noch ein bisschen besser wird, obwohl man vorher eigentlich glaubt, dass dies gar nicht mehr möglich wäre.

Man kann das Buch grundsätzlich auch ohne Vorkenntnisse aus den ersten vier Bänden problemlos lesen und verstehen. Alle dafür erforderlichen Informationen zu den Protagonisten und ihrer Vorgeschichte werden gut in die laufende Handlung eingebunden, ohne dabei den Lesefluss zu stören. Um die Entwicklung der Figuren und die eine oder andere eingestreute Anspielung auf frühere Ereignisse in Gänze genießen zu können, empfiehlt es sich aber schon, die Bücher in der richtigen Reihenfolge zu lesen. Für mich war es nunmehr der dritte Band einer Reihe mit großem Suchtpotential.

Diesmal sind es gleich zwei Fälle die Milla sowie Sandro und sein Team in Atem halten. Ein Amoklauf während einer Frauendisko sorgt für zahlreiche Tote und Verletzte. Auch einige Personen aus dem direkten Umfeld von Milla und Sandro sind von den dramatischen Folgen des Anschlags betroffen. Kommt der Täter aus der Gruppe der Incels, fanatischer Frauenhasser, die zu immer radikaleren Methoden greifen ? Zeitgleich wird Bern von einer mysteriösen Mordserie überzogen, bei der die Opfer zunächst rote Stöckelschuhe zugeschickt bekommen, bevor sie brutal ermordet und in einem bizarren Szenario zurückgelassen werden. Das Motiv für diese Morde liegt aber völlig im Dunkeln, zumal sich zunächst auch keine Verbindung zwischen den Opfern herstellen lässt.

Mit einem packenden Schreibstil, einigen überraschenden Wendungen und einem hohen Erzähltempo, dass einem beim Lesen kaum Zeit zum Luftholen lässt, treibt die Autorin ihre gut aufgebaute und ziemlich komplexe Geschichte voran, entwickelt dabei mehrere Erzählstränge, zwischen denen sich nach und nach immer mehr Verknüpfungspunkte ergeben, und liefert am Ende eine verblüffende Auflösung mit einigen bösen Überraschungen, die noch lange über das Ende des Buches nachhallen. Dabei beleuchtet sie das Geschehen aus unterschiedlichen Perspektiven, so dass sich das erschreckende Gesamtbild, dass einen zudem tief in die menschlichen Abgründe blicken lässt, erst stückweise zusammensetzt. Neben den hervorragend aufeinander abgestimmten Ermittlern spielt dabei auch der blinde Nathaniel wieder eine tragende Rolle. Aber auch die übrigen Protagonisten in Haupt- und vermeintlichen Nebenrollen sind durchgehend gut gezeichnet und vielschichtig angelegt. Und wie immer bei Christiane Brand kann sich keine Hauptfigur sicher sein, dass sie so aus der Geschichte herauskommt, wie sie hineingegangen ist. Dieser Band wird sogar zu einer besonders großen Zäsur in der Geschichte der Protagonisten.

Wer auf packende Kriminalromane mit starken Figuren steht, wird hier bestens bedient und unterhalten. Auf den nächsten Band der Reihe bin ich nun schon mehr als gespannt.