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allegra
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Insgesamt 295 Bewertungen
Bewertung vom 03.05.2012
Tripp, Dawn Clifton

Das Liebesspiel


weniger gut

Ich bin seit langem wieder mal wirklich ratlos, wie ich meine Rezension anpacken soll. In diesem Buch spiegelt das Scrabblespiel zwischen den beiden Protagonistinnen Jane und Ada das Leben ihrer beiden Familien. Bei den ausführlich beschriebenen Scrabble-Szenen geht es um die Begriffe, die gelegt werden, aber auch um die Lücken zwischen den Buchstaben, die zu anderen Begriffen ergänzt werden können. Entsprechend geht es beim langen Gespräch zwischen den beiden um Dinge die gesagt werden genau so wie um Dinge, die verschwiegen werden.

Das Buch beinhaltet einerseits sehr viel Poesie. Licht in allen möglichen Formen stellen ein Leitmotiv dar. Ein anderes Objekt, das den Leser von Anfang bis zum Ende begleitet ist ein Boot. Weiße Lilien werden immer wieder erwähnt, die vermutlich auch ihre Bedeutung haben. Daneben noch einiges, wo man das Gefühl hat, das wird noch wichtig werden. Aber so richtig klar wird einem manches nicht. Ich bin sicher, dass dieses Buch Literaturliebhabern sehr viel Stoff bietet für Analysen und Interpretationen. Da ich kein geisteswissenschaftliches Studium genossen habe, fehlt mir vermutlich die Fähigkeit, die wahren Qualitäten des Buches zu schätzen. Dennoch habe ich mich sehr bemüht, den Inhalt zu erschließen. Aber ich bin nicht wirklich zufrieden mit dem Gefühl das zurückbleibt.

Aufgrund der Ankündigung als „Liebesthriller“ habe ich gewisse Erwartungen gehabt, die leider nicht erfüllt wurden. Ich habe kaum Spannung empfunden und die Antworten auf viele Fragen blieben nur vage angedeutet. Das Scrabblespiel, das einen sehr großen Raum einnimmt, habe ich versucht nachzulegen: Entweder, die Beschreibung des Spiels ist trotz Ausführlichkeit nicht genau genug oder es geht tatsächlich nicht so, wie es beschrieben ist. Ich hätte mir mehr von den Bedeutungen der gelegten Begriffe versprochen, ich weiß aber nicht, ob der mir nicht erkennbare Zusammenhang mit der Handlung eine Folge der Übersetzung ist. Es ist ja nicht ganz einfach, die Begriffe aus dem Englischen so zu übersetzen, dass sowohl die Bedeutung als auch die Einordnung ins Scrabble-Netz stimmen.

Etwas Probleme haben mir die zeitliche Einordnung der Handlung bzw. deren Erzählungen bereitet. Das ist aber auch gleichzeitig was am Ende zumindest eine gewisse überraschende Wende liefert.

Eigentlich bin ich nicht zufrieden mit dieser unfertigen, unausgegorenen Rezension. Das ist nicht so wirklich mein Stil. Aber ich habe beschlossen, das mal so stehen zu lassen und es positiv als Stilmittel zu betrachten. Sie bildet eben das Buch so ab, wie ich es bei der Lektüre empfunden habe.

Von mir bekommt dieses Buch nur 2 Punkte für die wirklich schöne sprachliche Ausdrucksweise. Eine Leseempfehlung kann ich nicht aussprechen.

4 von 6 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 20.04.2012
Le Carré, John

Dame, König, As, Spion / George Smiley Bd.5 (2 MP3-CDs)


sehr gut

Mit diesem Hörbuch habe ich, was meine Lese- und Lauscherfahrung betrifft, Neuland betreten. Wir haben zwar sämtliche Thriller von le Carré auf englisch zu Hause, aber für mich waren sie immer etwas schwierig und die Materie ungewohnt. Aus diesem Grund war ich nicht sehr erstaunt, dass mir der Einstieg in dieses Hörbuch erst nicht leicht gefallen ist. Le Carrés Welt des Geheimdienstes unterscheidet sich sehr von der „Whiskey – geschüttelt nicht gerührt“-Welt von James Bond. Sie ist unauffällig, bescheiden und teilweise sogar schmuddelig. Wer von diesem Thriller viel Action, Verfolgungsjagden und Schießereien erwartet, wird enttäuscht werden. Die Handlung ist zum größten Teil aus der Perspektive von George Smiley beziehungsweise Peter Guillam erzählt und besteht vorwiegend aus Gesprächen, Erinnerungen und Berichten, die Smiley oder Guillam lesen. Dazwischen sind wenige kurze Sequenzen, die uns Jim Prideaux näher bringen, der an einer Privatschule französisch unterrichtet und ein eher kauziges Leben führt.

Ich denke, man merkt es diesem Roman an, dass der Autor persönliche Erinnerungen und Erfahrungen eingearbeitet hat. Der Roman ist erstmals 1974 unter dem englischen Titel „Tinker, Tailor, Soldier, Spy“ erschienen sicherlich als Reaktion auf die Enthüllungen der Affäre um Kim Philby, die 1963 dazu geführt hat, dass le Carré den Britischen Geheimdienst verlassen musste. Es lohnt sich, vor der Lektüre oder dem Hören des Hörbuchs, sich mit diesen Entwicklungen etwas vertraut zu machen. So ganz ohne gewisse Kenntnisse über den Kalten Krieg und die wichtigsten Enthüllungen wird man sehr vieles nicht verstehen. Mir fallen praktisch jedes Mal, wenn ich einzelne Passagen noch mal höre, neue Einzelheiten und Zusammenhänge auf.

Der englische Titel „Tinker, Tailor, Soldier, Spy“ bezieht sich auf einen beliebten englischen Abzählreim, der jedem Kind in irgendeiner Abwandlung bekannt ist:
„Tinker, tailor, soldier, sailor, rich man, poor man, beggar man, thief”
Wer der „Tinker“ und der „Tailor“ ist, habe ich bis jetzt nicht sicher herausgefunden. Den „Soldier“ und den „Spy“ meine ich, identifiziert zu haben.

Als Gewohnheitsleser von Thrillern, die in der Gegenwart spielen, fand ich es sehr interessant, wie sich die Agenten gegenseitig informiert hatten, in einem Zeitalter ohne Handy und Computer. Ein Badeanzug vor dem Fenster, ein Plakat an einer Wand oder ein hochgestellter Kragen zeigte dem anderen, ob ein Treffen stattfindet oder ob die Luft rein ist. Mit jeder Verabredung wurden gleichzeitig mehrere Ersatzverabredungen getroffen, falls die erste nicht klappte.

Auf dem Hörbuch gibt es keine Musik oder Hintergrundgeräusche. Der Sprecher Rainer Maria Erhardt versucht beim Lesen verschiedene Stimmen zu intonieren, so dass man bei Gesprächen gut versteht, wer gerade spricht. Bei Hörbüchern, die zu so großem Anteil aus wörtlicher Rede bestehen, ist mir das für das Verständnis sehr wichtig.
Die größeren Kapitel sind durch Untertitel gekennzeichnet, die auf den Inhalt vorbereiten und praktischerweise der Aufteilung der „tracks“ entsprechen. Bei Perspektivwechseln innerhalb der Kapitel hat mir der Sprecher manchmal etwas zu schnell darüber hinweg gelesen, so dass ich öfter zurückgehen musste, um den Übergang zu finden. Aber ich finde das viel weniger schlimm, wenn die Lesung dafür ungekürzt ist.

Ich habe von diesem Buch sehr viel mitgenommen. Anfangs musste ich mir das Verständnis etwas erkämpfen und mir erst etwas historische Hintergründe erarbeiten oder auffrischen. Es ist eine Welt, in der Vertrauen auf Misstrauen trifft und Loyalität auf Verrat, die mir persönlich völlig fremd ist, aber die doch veranschaulicht, wie fragil das Kräftegleichgewicht zur Zeit des Kalten Krieges gewesen ist.

Dame, König, As, Spion ist sicher keine schnelle Lektüre für zwischendurch. Aber wer sich bereits etwas auskennt mit der Materie oder an der jüngeren Geschichte interessiert ist, wird mit spannender und subtiler Unterhaltung

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 16.04.2012
Jary, Micaela

Sehnsucht nach Sansibar


sehr gut

Micaela Jary zeichnet in diesem Buch eine wunderschöne, exotische und farbenprächtige Kulisse in einem geheimnisvollen Land mit einer sehr interessanten Geschichte. Am Ende des Romans erfährt man in einer längeren Fußnote die historischen Zusammenhänge von Sansibar und der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft. Es ist die Zeit von Wilhelm II und seiner offensiven Kolonialpolitik.
Durch die Wahl der drei unterschiedlichen Protagonistinnen erhält man Einblick in völlig unterschiedliche Perspektiven des Lebens in einer Kolonie. Am geheimnisvollsten war für mich das Leben im Harem. Die Art und Weise wie offen sich die Frauen untereinander verhalten war für ein deutsches Mädchen in jener Zeit mehr als ein schockierendes Erlebnis.

Die Charaktere der weiblichen Figuren sind sehr sorgfältig gezeichnet. Sie werden in ihrem Denken und ihren Gefühlen so präzise beschrieben, dass man auch ihr Handeln (meistens) nachvollziehen kann. Mit den Männern wurde ich nicht so wirklich vertraut. So war für mich der geheimnisvolle und attraktive Prinz Omar ibn Salim und seine Liebe zu einer der Frauen schon fast ein bisschen zu klischeehaft geraten. Aber ein bisschen dahin schmelzen muss so ein Liebesroman halt. Da das Ende dann aber nicht durchwegs glücklich, sondern teilweise sogar richtig traurig ausgefallen ist, hat die Geschichte für mich dann aber doch wieder sehr an Glaubwürdigkeit gewonnen.

Sprachlich ist dieser exotische Schmöker allererste Sahne. Man lauscht, riecht und schmeckt durch das ganze Buch hinweg mit. Sei es der salzige, fischige Geruch im Hafen, die staubige Luft zwischen den Ruinen der Steinstadt von Sansibar oder die exotischen Öle beim Baden im Harem. Ein Fest für die Sinne und ein Schmaus fürs Gemüt.


Mein Fazit:

Mit „Sehnsucht nach Sansibar“ ist Micaela Jary ein wunderschönes, romantisches Buch gelungen. Ich konnte herrlich abschalten von meinem Alltag und die ersten sonnigen Mittagspausen genießen. Obwohl ich Liebesromane eigentlich nicht so mag, hat mir dieses Buch sehr gut gefallen, weil ich die exotische, historische Kulisse sehr genossen habe.
Ein schönes Buch für zwischendurch, das sich auf Grund der flüssigen Sprache innerhalb kurzer Zeit lesen lässt und sich deshalb auch bestens eignet als Reiselektüre. – ein Bündel Sonnenstrahlen zwischen Buchdeckeln.

Ich vergebe diesem Buch 4 Sterne und eine Leseempfehlung.

Bewertung vom 10.04.2012
Poznanski, Ursula

Fünf / Beatrice Kaspary Bd.1


sehr gut

Schon nach den ersten zwanzig Seiten war mein Interesse an diesem Buch geweckt. Ich betreibe zwar selber Geocaching nicht, finde es aber ein ganz interessantes Hobby. Die Kombination von Morden – Rätseln – Spiel übt auf mich eine besondere Faszination aus und so war ich sehr gespannt, wie Ursula Poznanski diese Elemente zu einem Thriller verwebt.

Auf einer Wiese wird die Leiche einer Frau gefunden. Auf ihren Füßen sind Koordinaten eintätowiert, die zu einem Fundort eines Caches führen. Neben einer Männerhand beinhaltet die gefundene Plastikdose einen Brief, der sich direkt an die Polizei richtet und ein Rätsel, das zu den Koordinaten des nächsten Caches führt

Von diesen Rätseln hatte ich mir anfangs etwas mehr Beteiligung als Leser erhofft. Man kann sich allenfalls Gedanken machen, wie man vorgehen würde, um die im Rätsel genannten Person zu finden, aber miträtseln ist so gut wie nicht möglich. Da war ich etwas enttäuscht, so dass ich dann auch die Errechnung der Koordinaten rechnerisch nicht nachvollzogen habe, sondern einfach darüber hinweg las. Ich habe dann aber doch begonnen, die Koordinaten wenigstens bei google maps einzugeben und fand es ganz witzig, wenn ich beispielsweise (S. 130 im Buch) bei den Koordinaten N47°48.022 E013°10.910 ein Bild eines Wasserfalls gefunden habe und das Kapitel genau damit beginnt.

Nach etwa 150 Seiten nimmt der Thriller dann Fahrt auf, so dass ich das Buch innerhalb kurzer Zeit fertig gelesen hatte. Die Spannung ist nach dem ersten Drittel ununterbrochen hoch. Man bekommt ausreichend Futter zum Mitdenken und Mitleiden. Es mangelt nicht an Leichen und Blut. Die Handlung ist sehr intelligent aufgebaut, bei den wenigen Nebenschauplätzen ist man lange nicht sicher, inwieweit sie für die Haupthandlung bestimmend sind.

Die Hauptfiguren gefallen mir teilweise sehr gut. Das Ermittlerduo ist jung, dynamisch, sympathisch. Beatrice Kaspary hat als vollberufstätige alleinerziehende Mutter einerseits hohen Identifikationscharakter. Sie ist eine liebevolle Mutter, die sich glücklicherweise für die Betreuung ihrer Kinder auf ihre Mutter und ihren Bruder verlassen kann, wenn beruflich alles drunter und drüber geht. Für meinen Geschmack hatte ich genau ausreichend oft gelesen, dass die Kinder bei Oma schlafen oder das Wochenende bei ihrem Vater verbringen. Mehr hätte ich als störend empfunden. Wenn man selber Kinder hat, weiß man, dass es schwierig ist, alles unter einen Hut zu bringen und will nicht beim Lesen auch noch ständig daran erinnert werden, dass vielleicht jemand zu kurz kommen könnte.

Beatrices Partner, Florin Wenninger ist mir etwas zu glatt geraten. Er ist gut aussehend, stilsicher, liebt ein gepflegtes Ambiente und gute Küche – und weil Geld doch auch ein bisschen sexy ist, ist er auch noch ein bisschen vermögend. Aber er unterstützt Bea optimal und kann guten Kaffee kochen. Ich hoffe erstens, dass es Fortsetzungen dieser Reihe gibt und zweitens, dass sich Florin dann doch noch etwas Ecken und Kanten entwickelt.

Leider etwas klischeehaft geraten ist für mich Hoffmann, Florin und Beatrices Chef bei der Salzburger Polizei. Er ist die typische Nervensäge von Chef, der ständig Resultate einfordert, Bea nicht viel zutraut, weil sie als Frau und allein erziehende Mutter angeblich zu viele private Probleme hat und sich selber überhaupt nicht an den Ermittlungen beteiligt. Dieser Stereotyp von Chef kommt leider bei sehr vielen Krimis so ähnlich zum Zuge, da hätte ich mir mal etwas Abwechslung gewünscht.

Mit Fuenf hat es Ursula Poznanski geschafft, sich nach zwei sehr gelungenen Jugendbüchern auch in die Herzen der erwachsenen Thriller Liebhaber zu schreiben. Ein junges, sympathisches Ermittlerduo und Geocaching, ein modernes Spiel für Erwachsene als Aufhänger sind die Hauptzutaten für diesen spritzigen, modernen Thriller. Ich würde gerne mehr von der Sorte lesen.

2 von 6 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 06.04.2012
Fitzek, Sebastian

Der Augenjäger


sehr gut

Rezension zum Hörbuch:

„Der Augenjäger“ ist die Fortsetzung von „Der Augensammler“ und obwohl es für mich das erste Augen-Buch von Fitzek war, habe ich sofort in die Geschichte herein gefunden. Selbstverständlich habe ich durch die Lektüre von Rezensionen in etwa gewusst, worum es in „Der Augensammler“ geht und hatte sehr schnell den Überblick über die Hauptfiguren gewonnen.

Simon Jäger drückt als Sprecher diesem Hörbuch einmal mehr seinen unverwechselbaren Stempel auf. Er schafft es, die verschiedenen Personen durchgehend mit verschiedenen Stimmen und teilweise leichter Dialektfärbung zu lesen, so dass man zwischendurch vergisst, dass es nur eine Person ist, die liest. Die einzelnen CDs werden mit passender, geheimnisvoller Musik eingeleitet und abgeschlossen, was ich als sehr stimmig empfunden habe.

Zu Beginn der einzelnen Kapitel, die sich im Hörbuch praktischerweise mit den tracks decken, wird angekündigt aus welcher Perspektive - aus Alex Zorbachs oder aus Alina Gregorievs - das Kapitel erzählt wird. Das erleichtert die Orientierung sehr, wenn man mal zurückgehen muss.
Die Erzählstränge von Zorbach sind in der Ich-Perspektive verfasst, was eine besondere Nähe zu ihm verschafft, während die Handlungen mit Alina in der 3. Person geschrieben sind, was den Leser (oder Hörer) in die Position eines Beobachters stellt. Das ist meiner Meinung nach eine sehr gute Lösung und trägt dem Umstand Rechnung, dass Alina blind ist und eine Schilderung aus ihrer Sicht ja nicht möglich wäre.

In diesem Buch lernen wir einen neuen Täter kennen, Dr. Suker, der für mich die Inkarnation eines Albtraums darstellt. Er ist intelligent, gerissen, perfektionistisch und als Augenchirurg ein Meister seines Fachs. Dieser Zwiespalt - einerseits bewundert man seine Expertise auf seinem Fachgebiet und andererseits ist man abgestoßen durch sein grausames, psychopathisches Handeln – macht ihn zu einer sehr interessanten Figur.

Auch die Figur der Alina gefällt mir recht gut. Sie ist auf jeden Fall eine sympathische Protagonistin mit der man mitfiebert und natürlich auch mitleidet. Nicht zuletzt, weil sie blind und dadurch doppelt hilflos ist.

Ich konnte meinen mp3-Player kaum mehr auf die Seite legen und hatte dieses Hörbuch in zwei Tagen fertig gehört. Üblicherweise zieht sich das bei mir auch bei einem so kurzen Hörbuch etwa eine Woche hin. Von der Spannung her und vom Handlungsaufbau hat mir dieser Thriller auf jeden Fall sehr gut gefallen. Den Aufbau der Handlung empfand ich sehr klar und stimmig. Die unerwarteten Wendungen, die sich an Tragik jeweils noch toppen, selbst wenn man das Gefühl hat, es geht nicht mehr schlimmer, haben mir echtes „Thrillerfeeling“ beschert.

Einige Punkte fand ich aber dann doch nicht so gelungen. So trägt für mich die spontane Selbstheilung des Alex Zorbach innerhalb weniger Stunden nicht gerade positiv zur Glaubwürdigkeit bei. Das war mir unnötig viel Dramatik, die den Plot nicht wirklich voran gebracht hat. Durch seine fast übermenschliche Zähigkeit, kann er mir nicht wirklich als Identifikationsfigur dienen.

Leider kann ich so gar nichts anfangen mit dem Trend, den ich in letzter Zeit immer häufiger beobachte, dass „Mystery“ auf Realität trifft. Den Visionen von Alina kann ich so gar nichts Positives abgewinnen. Wenn etwas nicht weitergeht, dann hat sie eine Vision. Das ist mir zu einfach gestrickt. Ein Thriller ist für mich an naturwissenschaftliche Realitäten gebunden; die Geschichte müsste sich so abgespielt haben können.

Insgesamt vergebe ich diesem Buch eine Hör- und Lesempfehlung mit 4 Sternen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 02.04.2012
Marklund, Liza

Weißer Tod / Annika Bengtzon Bd.9


gut

Der Kriminalroman ist eingeteilt in Abschnitte mit den Überschriften Tag 0 bis Tag 10 mit dem jeweiligen Datum und einem Epilog, der einige Tage nach dem Ende eine Rückschau aus Sicht der Hauptfiguren darstellt.

Das Buch beginnt mit einem klassischen Auftakt: Eine Frau wird im tiefen Schnee hinter einer Kindertagesstätte tot aufgefunden. Die Journalistin Annika Bengtzon befindet sich am Fundort und möchte gleich mit den Recherchen für einen Artikel beginnen. Doch sehr bald bricht Unheil über ihre Familie herein. Ihr Ehemann Thomas, der mit einer EU-Delegation die Krisengebiete von Somalia und Kenia besucht, wird durch eine unbekannte terroristische Gruppierung entführt. Annika sieht sich einer Lösegeldforderung gegenüber, die sie unmöglich erfüllen. Der Staatssekretär Jimmy Halenius, der sich als Thomas´ Vorgesetzten verantwortlich fühlt, steht Annika zur Seite und verhandelt mit den Erpressern. Zum großen Teil ist das Buch aus dieser Perspektive erzählt. In einer weiteren Perspektive schildert Thomas als Ich-Erzähler seine Erlebnisse sehr hautnah und als dritten Handlungsstrang erfahren wir aus der Zeitungsredaktion des Abendblattes vom deren Umgang mit den Morden an mehreren Frauen und mit dem Entführungsfall.

Durch die verschiedenen Erzählperspektiven wirkt der Kriminalroman abwechslungsreicher. Man merkt, dass Liza Marklund intensive Recherchen angestellt hat zum Thema Entführungen. Die Schilderungen aus Thomas´ Sicht sind sehr sensibel, aber auch wieder schonungslos und gehen wirklich unter die Haut. Diese Einschübe finde ich sehr gelungen, leider sind immer recht kurz.

Der Umgang mit der Entführung auf Annikas Seite finde ich leider nicht sehr glaubwürdig. Ich kann mir nicht vorstellen, dass man wirklich nur eine Person abstellt für die Betreuung der erpressten Familie und die Ehefrau selber zuständig sein soll für die Logistik, Organisation, Verpflegung inklusive stets geladener Handyakkus. Ich vermute, dass da doch einiges mehr an Technik aufgebaut und bedient werden muss.

Dies ist der 9. Teil der Reihe um Annika Bengtzon. Ich habe bisher erst einen Band davon gelesen. Mir ging es bei diesem aber ähnlich wie in „Lebenslänglich“: Ich werde überhaupt nicht warm mit der Person der Annika, sie kommt mir als sehr oberflächlich vor, sie erscheint egoistisch, besitz ergreifend und nicht selten auch dumm. So ist ihr Handeln für mich oft überhaupt nicht nachvollziehbar. Zum Beispiel wird sie vom „Abendblatt“ für das Lösegeld finanziell unterstützt, wenn sie über den Entführungsfall einen Bericht schreibt und möglichst aussagekräftiges Videomaterial liefert. Das führt dazu, dass sie in den allerunmöglichsten Situationen die Videokamera zückt und für das Publikum weint.

Die Aufklärung des Mordfalles, der eigentlich den Aufhänger für das Buch und die Grundlage für den deutschen Titel des Buches liefert, wird nur im Hintergrund abgehandelt. Die betreffenden Teile sind im Buch teilweise so weit auseinander gestreut, dass ich deren Zusammenhang schon fast vergessen hatte.

Sprachlich ist der Roman sehr flüssig geschrieben und liest sich sehr angenehm. Als stilistische Besonderheit sind mir stellenweise sehr viele Klammern aufgefallen. Das finde ich in informativen Texten in Ordnung, aber in einem Roman doch eher ungewöhnlich.

Für mich hat dieses Buch die hohen Erwartungen, die ich mit dem Namen von Liza Marklund verknüpfe, nicht erfüllt. Dabei sind die Szenen, die aus der Perspektive der Entführungsopfer beschrieben sind wirklich sehr gut. Ich hatte zwischendurch das Gefühl, als wären die verschiedenen Erzählstränge von verschiedenen Personen geschrieben. Insgesamt ist „Weißer Tod“ als Teil einer Serie lesbar und bringt das Privatleben von Annika Bengtzon auch weiter. Aber für mich erscheint der Roman als Ganzes zuwenig abgerundet.

Ich würde gerne 3,5 Sterne vergeben. Da es aber nur ganze Sterne gibt und für 4 dann vergleichsweise doch nicht reicht, bleibt es bei 3 Sternen.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 01.04.2012
Bürkl, Anni

Die Spionin von Wien


weniger gut

Das vorliegende Buch ist in das Genre des historischen Krimis eingeteilt. Es spielt zur Zeit der Revolution in Wien: Nach der Märzrevolution musste Staatskanzler Metternich zurücktreten. Die Demokraten schafften unter anderem die Zensur ab. Im Oktober 1848 besiegten jedoch die Kaisertreuen Truppen unter Windisch-Graetz die Demokraten und schafften die bisherige Ordnung wieder her.

Der Krimi setzt ein im August 1848 als Marianne Theresia von Marbach, genannt Marte mit ihrem Geliebten Georg nach einem längeren Auslandaufenthalt nach Wien zurückkehrt. Marte ist eine sehr aufmüpfige Frau und entspricht in diesem Buch einem wahrhaften Tausendsassa. Einerseits engagiert sie sich für die, in Entstehung begriffenen Frauenbewegung. Sie ist aber auch Autorin von Büchern und Artikeln unter dem Pseudonym Malte Berends. In dieser Rolle stapft sie in Männerkleidung durch die Stadt. In ihrer dritten Rolle geht sie einem weiteren Broterwerb nach, als Spionin für einen englischen Earl. Sie sollte den kaiserlichen Hof ausspionieren. Leider wird nie wirklich klar, was für Details sie in Erfahrung bringen sollte und was mit diesen Informationen geschieht. Und damit nicht genug: Marte ist auch sehr interessiert in der Medizin und da Frauen nicht zum Medizinstudium zugelassen wurden, hat sie auch einzelne Vorlesungen in Männerkleidung besucht.

Da es sich um einen Krimi handelt, mangelt es nicht an Leichen. Erst findet Maltes Verleger einen rätselhaften Tod, später eine Prostituierte und ein ehemaliger Verehrer von Marte. In der Nähe der Leichen taucht immer ein rätselhaftes Flugblatt mit der Überschrift „Libertas Bohemia“, was auf die Unabhängigkeitsbewegung Böhmens hinweist.

Die polizeilichen Ermittlungen finden nur sehr oberflächlich statt, ein Kommissar Gerstl läuft einem alle paar Seiten über den Weg, aber ich hatte nicht das Gefühl, dass seine Bestrebungen zu einer Aufklärung der Verbrechen hinführten. Vielmehr eierte er ziellos herum und tauchte bei allen Verbrechen in Wien auf, egal in welchem Stadtteil sie stattfanden.

Ich hatte mir erhofft, dass mir mit diesem Buch die Revolution von Wien und Österreich etwas näher gebracht wird. Es ist auch so, dass stellenweise die Stimmung wirklich gut eingefangen wurde. Aber um die historischen Zusammenhänge zu verstehen, muss man sich selbständig informieren. Die Erklärungen im Buch reichten mir nicht aus. Ich musste im Internet einiges recherchieren, um wenigstens von der historischen Seite her, etwas von dem Buch zu profitieren. Der Krimi im Buch ist leider völlig flach ausgefallen. Und ebenso finden die Figuren zu keiner nennenswerten Tiefe.

Stellenweise empfand ich das Buch sehr konfus geschrieben. Dabei finde ich es nicht mal so schlimm, wenn man am 29. August schon die Zeitung des 31. August liest. Viel mehr gestört hat mich, dass manche Szenen sehr aufgesetzt wirken und der nötigen Glaubwürdigkeit entbehren. Manchmal hatte ich den Eindruck, es handelt sich um ein Volkstheater oder eine Parodie eines Schillerdramas, wo jedoch der Humor auf der Strecke geblieben ist.

Ich kann dieses Buch leider nicht ohne Vorbehalt weiterempfehlen. Es ist lesbar, wenn man es als sehr kurzen historischen Romans sieht und schon über einige geschichtliche Vorkenntnisse verfügt.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 30.03.2012
Klönne, Gisa

Nichts als Erlösung / Kommissarin Judith Krieger Bd.5 (8 Audio-CDs + 1 MP3-CD)


sehr gut

Da ich noch kein Buch von Gisa Klönne gelesen habe, war ich anfangs etwas unsicher, ob ich auch wirklich alles ausreichend verstehe, vor allem, inwieweit die privaten Verwicklungen des Ermittlerpaares für das Verständnis nötig sind. So war ich dann nicht erstaunt, dass ich bei diesem Hörbuch tatsächlich die erste CD mehrmals hören musste, bis ich den Zusammenhang wirklich geblickt habe. Rückblickend waren aber weniger die Wissenslücken um Judith Krüger und Manni Kozilius dafür verantwortlich, als die verschiedenen Erzählperspektiven, die in einem Hörbuch einfach weniger klar voneinander abgesetzt sind, als in der Leseausgabe.

Es herrscht schwül-heißes Sommerwetter in Köln. Judith Krieger entflieht ihrer Dachgeschosswohnung zu später Nachtstunde, um im Park zu joggen. Dabei stößt sie auf eine gesichtslose männliche Leiche. Es handelt sich um Jonas Vollenweider, der auf der griechischen Insel Samos wohnhaft ist und polizeilich erfasst ist, weil er des Mordes an seiner Familie im Jahr 1986 verdächtigt wurde. Sein Vater war Pädagoge und hat damals das Erziehungsheim „Frohsinn“ geleitet, indem seit dem 2. Weltkrieg Kinder untergebracht wurden.
Wir stoßen hier auf ein gerne verdrängtes Kapitel der neueren deutschen Geschichte. Die Erziehungsmethoden in den Kinderheimen, in denen erst Kriegswaisen und später auch andere Kinder lebten, stammten aus dem Dritten Reich. Im Haus „Frohsinn“ folgte man der Pädagogik des Erziehungsratgebers von Johanna Haarer, der auf Zucht und Ordnung basiert und jegliche individuellen Wünsche und Sehnsüchte der Kinder im Keime erstickt. So wurden „tobende“ Kinder beispielsweise weggesperrt, ohne dann man ihnen sagte wie lange, bis sie resignierten.
Gisa Klönne gelingt es sehr gut, die Auswirkungen auf sensible Weise darzustellen, die so ein rigider Erziehungsstil bis ins Erwachsenenalter hat. Man spürt hier sowohl die intensive Recherchearbeit als auch persönliche Betroffenheit und gesellschaftskritisches Engagement der Autorin.
Dieser Krimi zeichnet sich durch ruhige Ermittlungsarbeit und einzelne psychologisch fein ausgestaltete Charakteren aus. Die Kommissarin Judith Krieger ist für mich etwas flach geblieben. An einigen Stellen wurde auf Geschehnisse aus Vorgängerbänden verwiesen, die ich nicht kenne und mit deren Informationen mir die Ermittlerin bestimmt etwas näher gewesen wäre. Auch das Privatleben von Manni ist zwar immer wieder Thema, aber auch seine Person findet in meiner Vorstellung nicht zu einem abgerundeten Ganzen zusammen. Für das Verständnis des eigentlichen Inhalts sind aber die persönlichen Entwicklungen der Polizisten nicht vonnöten.

Ich empfand dieses Hörbuch auf angenehme Weise durchgehend spannend, auch wenn man auf Action verzichten muss. Die Ermittlungen führen Judith Krüger auf die griechische Insel Samos, deren Landschaft wunderschön beschrieben wird. Auf ihrer Homepage (www.gisa-kloenne.de) stellt die Autorin ein paar eindrucksvolle Bilder zur Verfügung. Mir hat es besonders die dreifarbige Katze angetan.
Etwas enttäuschend fand ich leider das Ende. Die Handlung gewinnt zwar gegen Ende noch mal richtig an Spannung, nicht zuletzt auf Grund eines Waldbrandes, der auf Samos die Menschen bedroht. Wenn man bis jetzt Actionszenen vermisst hat, wäre jetzt der Moment gewesen, das auszugleichen. Aber leider sind die letzten Entwicklungen nur in einer rückblickenden Erzählung aus der Sicht von Judith Krieger verarbeitet. Ich hätte mir hier eine etwas ausführlichere Ausgestaltung gewünscht, stattdessen ließ mich das Ende dieses wirklich sehr aussagestarken Buches etwas ratlos zurück.

Das Hörbuch wird gelesen von Karen Schulz-Vobach, deren Stimme wunderbar harmoniert mit diesem, mehrheitlich aus der Perspektive einer Frau erzählten Krimi. Es gibt keine Musik oder Geräuschekulisse als Untermalung, was ich nicht störend empfinde.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 22.03.2012
Slottke, Kirsten

Mörderische Pläne


sehr gut

Katharina Bergen und Thomas Lauter arbeiten als Team bei der Kriminalpolizei Frankfurt. Da beide relativ nahe beieinander im Hochtaunus wohnen, legen sie ihren Arbeitsweg oft gemeinsam zurück und haben auch privaten Kontakt.
Als Ermittlerpaar erschienen sie mir beide sehr lebendig und sympathisch. Weitere Hauptfiguren sind ein gewisser Felix Kruse, der anfangs als Wache am Senckenbergmuseum arbeitet, der attraktive Physiker Philip Degen, der gerade einen großen wissenschaftlichen Durchbruch errungen hat und ER; eine lange Zeit unbekannte Figur, die mit ER bezeichnet ist.

Der Direktor des Senckenbergmuseums wird tot aufgefunden. Gequält und erstochen findet man seine Leiche direkt unter einem Tyrannosaurus Rex. Bald darauf wir ein weiterer Toter in einem Burger King Restaurant gefunden. - Haben diese beiden Morde etwas miteinander zu tun? Wo liegen die Berührungspunkte?

Das ist die Ausgangslage dieses Krimis, der im Tagebuchstil unter Angabe von Tag und Uhrzeit, verfasst ist. Das Interesse des geneigten Krimilesers ist sehr schnell geweckt. Die anschaulich beschriebenen Schauplätze sind sehr abwechslungsreich: So befindet man sich sowohl in luxuriösen Villen, in einem physikalischen Institut aber auch in kleinen, schmuddeligen Wohnungen in bescheideneren Wohngegenden. Eine richtig gute Mischung. Wenn man Frankfurt und die Umgebung etwas kennt, kann man die Wege sehr gut nachvollziehen und sich die Handlungen gut vorstellen.

Ich spürte bei diesem Buch nie, dass es sich um ein Debüt handelt. Kirsten Slottke schreibt sehr sicher und routiniert und versteht es auch komplizierte Sachverhalte wie Börsenspekulationen oder die Forschung um die Wurmlöcher des Dr. Degen interessant und klar zu erklären und den Handlungsverlauf klar darzustellen, auch wenn verschiedene Schauplätze zum Teil gleichzeitig im Spiel sind. Es fiel mir sehr leicht, bei den sauber ausgeführten polizeilichen Ermittlungen mit zu rätseln. Nach etwa zwei Dritteln des Buches nimmt die Handlung jedoch eine Wendung, die mir persönlich nicht wirklich zusagt. Ich bin sicher, dass es viele Leser geben wird, die das Buch genau aus diesem Grund lieben werden. Aber für mich gibt das leider einen kleinen Abstrich.

Das Cover des Taschenbuches ziert das Gesicht einer antiken Figur vor braunem Hintergrund. Für mich erscheint es so, als dass sie im Sand liegt. Einen Zusammenhang mit dem Inhalt ist auf den ersten Blick nicht erkennbar. Vielleicht nimmt die geheimnisvolle Figur Bezug darauf, dass der Krimi im Senckenberg Museum, einem naturhistorischen Museum in Frankfurt, seinen Anfang nimmt. Ich könnte mir aber auch vorstellen, dass diese antike Figur, die aus einem anderen Zeitalter zu stammen scheint, einen Hinweis auf ein wichtiges Motiv des Buches darstellt. Verstehen wird das jetzt nur jemand, der das Buch selber gelesen hat. Ich zumindest werde nicht mehr verraten.
Ich habe mich bei der Lektüre mit dem Buch anfangs etwas schwer getan, weil es vergleichsweise recht klein gedruckt ist. Der Druck ist aber sehr deutlich kontrastiert, so dass ich mich relativ schnell daran gewöhnt habe und recht flott lesen konnte. Dennoch ist es ungeeignet, um morgens in der halbdüsteren S-Bahn zu lesen.


Ich empfehle dieses sehr eindrucksvolle Debüt Lesern, die offen sind für sehr unerwartete Wendungen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 19.03.2012
Ness, Patrick; Dowd, Siobhan

Sieben Minuten nach Mitternacht


gut

Der 13 jährige Connor wird von einem wiederkehrenden Alptraum geplagt. Immer genau 7 Minuten nach Mitternacht taucht ein Monster auf, das Connor über die schwierigsten Tage seines Lebens hinweg begleitet. Seine Mutter hat Krebs und muss schwer belastende Chemotherapien über sich ergehen lassen. Connor hat große Schwierigkeiten damit zurecht zu kommen. Das Monster, das ihn nachts heimsucht führt ihn tief in seine Seele und geht mit ihm gemeinsam den schweren Weg des Abschiednehmens.

Patrick Ness nimmt eine Idee von Siobhan Dowd auf, die ihr Buch leider nicht mehr vollenden konnte, da sie an Krebs gestorben ist. Es gelingt dem Autor von der ersten Seite hinweg den Geist dieser Frau aufzufangen und die Geschichte so authentisch zu erzählen, dass man immer wieder innehalten muss zum Nachdenken.

Das Buch ist mit vielen großflächigen schwarz weiß Zeichnungen von Jim Kay illustriert, die die beklemmende Atmosphäre der ohnehin schon bildstarken Worte noch unterstreichen.
Mich hat das Buch sehr in seinen Bann gezogen. Es ist eigentlich ein Kinder- und Jugendbuch. Ich würde es allerdings von Kindern nicht unbetreut lesen lassen. Es ist absolut wichtig, dass man über die belastenden Inhalte sprechen kann und ich würde es auch nicht jedem Kind empfehlen, weil es durchaus Angst machen kann. Ich könnte mir gut vorstellen, dass man das Buch auch in Jugendgruppen oder im Religions- oder Ethikunterricht lesen könnte.

Das Buch behandelt ein sehr wichtiges Thema, das allzu oft ein Tabu in unserer Gesellschaft darstellt. Es ist ansprechend gestaltet, sprachlich angenehm formuliert und durch den hohen Bildanteil auch von Weniglesern zu bewältigen. Ich kann es für Kinder jedoch nur empfehlen, wenn es mit der nötigen Sensibilität geschenkt, vorgelesen und besprochen wird; d.h. eine Empfehlung mit Einschränkung.

8 von 15 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.