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Elohym78
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Horhausen

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Insgesamt 408 Bewertungen
Bewertung vom 26.08.2016
Graham, Winston

Von Anbeginn des Tages / Poldark Bd.2


gut

Endlich ist Ruhe in die Ehe von Ross und Demelza Poldark eingekehrt. Die Gemüter haben sich ob der unpassenden Hochzeit zwischen einem Adligen und seiner Dienstmagd beruhigt. Um ihr Glück perfekt zu krönen, kommt ihre Tochter Julia zur Welt. Doch schon droht das nächste Unheil, denn der Absatz von Kupfer sinkt immer weiter und Ross sieht nur eine Möglichkeit: Er muss mit anderen Leidgeprüften eine eigene Gesellschaft gründen, um nicht ganz im Ruin zu enden. Doch kaum ist an dieser Front eine kurze Kampfpause eingekehrt, flammt an anderer Stelle Unruhe auf.

Das Cover zeigt das hübsche Gesicht Demelzas. Glücklich scheint sie in die Zukunft zu blicken. Darunter ist ein Küstenabschnitt zu sehen, Ein Reiter steht auf einer Klippe und blickt in den Sonnenuntergang. Ich finde das Coverbild gut zum Buch gewählt, da es Aufbruch, Ruhe und Glück symbolisiert. Aber durch das Meer auch eine ungezügelte Kraft, die nicht von Menschenhand zu beeinflussen ist. Also alles, was in dem Buch auch zu finden ist.

Teil eins von Winston Graham hatte mir nicht so gut gefallen, aber die sprunghafte Unruhe, die mich dort gestört hatte, konnte ich in diesem Band zum Glück nicht mehr finden. Bzw. nur an wenigen Stellen und da hat es mich nicht gestört. Vermutlich wäre es mir überhaupt nicht aufgefallen, wenn ich nicht danach gesucht hätte. Auch die Handlung gefiel mir wesentlich besser, denn für mich war diese strukturierter und damit auch spannender und packender. Sie knüpft nahtlos am ersten Band an. Graham geizt mit Rückblicken, was mir auf den ersten Blick natürlich gut gefiel, da die Geschehnisse noch sehr present waren. Doch ich könnte mir vorstellen, dass wenn eine längere Zeit vergangen wäre, der ein oder andere erklärende Satz hilfreich gewesen sein könnte.

Auch bei den Charakteren konnte ich für mich eine deutliche Verbesserung herauslesen. Schneller und intensiver war die Verbindung, die ich zu den Protagonisten eingehen konnte und ja, auch sympathisch wurden sie mir endlich. Trotzdem vermisse ich einen gewissen Tiefgang der Personen und auch Abwechslung. Für meinen Geschmack ähneln sie sich ziemlich und ich könnte nicht sagen, dass ein Charakter heraussticht und mich begeistern konnte.

Mein Fazit
Leider werde ich kein Fan der Serie, da sie mir zu oberflächlich ist und mich nicht recht berühren konnte.

Bewertung vom 26.08.2016
Stradal, J. Ryan

Die Geheimnisse der Küche des Mittleren Westens (eBook, ePUB)


sehr gut

Eva Thorvald wird von ihrer Tante und ihrem Onkel groß gezogen, da ihr Vater verstorben und ihre Mutter abgehauen ist. Sie ist ein eigenbröderlisches Kind, dass mehr die Umgebung auf sich wirken lässt, als selber zu agieren. Doch Eva hat einen Plan und diesen verfolgt sie, ohne auch nur ein einziges Mal vom Weg abzukommen. Sie will die beste Köchin Amerikas werden.

Das Cover zeigt auf der einen Seite eine Moonglow-Tomatenranke in einer schimmernden, orangenen Pracht. Auf der anderen Seite sind Chocolate-Habanero-Chilis. Beide Pflanzen vereinen sich unten und bilden eine Einheit. In der Mitte des Covers befindet sich ein kleines Ruderboot mit einem Pärchen, das sich gegenübersitzt, ein stolzer Hirsch beobachtet die Szene. Ich finde das Cover sehr schön zum Inhalt des Buches gewählt, da es für mich liebevolle Weichheit und feurige Liebe widerspiegelt. Gegensätze in trauter Zweisamkeit. Wunderbar ausgewogen.

J. Ryan Stradal überzeugte mich mit seinem Buch! Der Schreibstil war ruhig, aber fesselnd und unglaublich intensiv. Die Handlung an sich ist gar nicht so spektakulär, aber die Charaktere lassen das Buch zu etwas ganz besonderem werden.
Die Protagonistin Eva steht im Mittelpunkt, vielmehr ihr Lebensweg und die Menschen, die sie bis an ihr Ziel, Meisterköchin zu werden, begleitet haben. Besonders spannend zu beobachten war, dass es nicht aus Evas Sicht erzählt wurde, sondern von den Personen, die ihr auf ihrem Weg Beistand geleistet haben. Und da ist ganz interessant, dass die jeweilige Stimmung intensiv eingefangen wurde.
Es begann mit den Eltern Lars und Cynthia Thorvald. Cynthia verlässt ihre Familie, da sie weder Mann noch Kind haben möchte, sondern viel mehr ihre Freiheit genießen will. Doch die Liebe Lars' zu seiner Tochter, reicht für zwei und das spricht aus jeder einzelnen Seite des Buches.
Der Sprung zu Evas Cousine Braque war da schon fast ein Kulturschock! Denn Braque ist vulgär, nutzt eigentlich nur Schimpfworte und ist voller Hass und Wut auf die Welt. Auch dies bringt Stradal meisterhaft rüber.
Eigentlich ist das ganze Buch mehr ein Puzzle, jedes Teilchen fügt sich perfekt und nahtlos ineinander, so dass zum Schluss das Gesamtbild entsteht.

In dem Buch tauchen einige Rezepte auf, die mich zum Nachkochen reizten. Hab ich auch gemacht und es wurde lecker!

Mein Fazit
Ein richtig schönes, bewegendes Buch! Lebendig!

Bewertung vom 26.08.2016
Ernst, Susanna

So wie die Hoffnung lebt


sehr gut

Nach einem langen Krankenhausaufenthalt kommt Jonah Tanner in ein Kinderheim. In ein besonderes, denn hier sind nur Kinder mit einer schwierigen Vergangenheit. Dort lernt er den Weg zurück ins Leben. Mit Hilfe der Erzieher, aber ganz besonders mit Hilfe von Milow, der schnell sein bester Freund wird und von Katelyn Christina Williams. Katie ist durch eine Tragödie verstummt und nur Jonah gegenüber öffnet sie sich. Aus einer kindlichen Freundschaft wird mit den Jahren Liebe. Bis das Schicksal erneut zuschlägt.

Das Cover ist in einem hellen Blauton gehalten. Mitten drauf prangt ein riesiges, knallrotes Luftballonherz, an dem ein Mädchen hängt. Um ehrlich zu sein, trifft es meinen Geschmack überhaupt nicht und wenn ich nicht die Leseprobe gelesen hätte, wäre ich an dem Buch einfach vorbei gegangen. Auf mich wirkt das Bild kitschig. Doch hier wird wirklich deutlich, dass man - ganz speziell ich - sich nicht von Bildern beeinflussen lassen sollte. Denn das Buch ist sehr tiefgründig und wunderschön und man sollte ihm wirklich eine Chance geben!

Schon in der Leseprobe hat Susanna Ernst mich von ihrem wunderschönen, berührenden Schreibstil überzeugen können. In dem Buch bestätigt sich ihre einfühlsame Art, die mir wirklich sehr nah ging. Sie schildert harte Schicksalsschläge weich und gefühlsbetont, so dass ich mit den Tränen kämpfte. Ohne Probleme tauchte ich in die Geschichte ein und ließ mich von Ernst führen und ihre Protagonisten auf ihrem schweren Lebensweg begleiten.

Jonah Tanner kommt nach dem Tod seiner Familie in ein Kinderheim. Er muss sich dort eingliedern, ob er will oder nicht. Seine anfängliche Angst und Unsicherheit schildert die Autorin so deutlich, dass ich mit dem Jungen fürchtete, lachte, lebte und neuen Lebensmut fasste. Dabei hatte ich nicht das Gefühl, dass Ernst mich in eine Richtung schiebt, sondern sie bot mir den Weg an und ich folgte ihr mehr als bereitwillig. Das Heimleben schilderte sie bildlich und lockerte es durch viele kleine Begebenheiten auf.

Besonders gut haben mir die Wechsel in der Sprache gefallen. Als ihre Protagonisten noch Kinder und Jugendliche waren, war die Sprache einfacher, mehr wörtliche Rede, kurz das Leben erschien machbar und zukunftsorientiert. Als das Erwachsensein zuschlug, wurde es ernst, tiefer und auch die Spannung nahm zu. Das lag nicht nur an dem Lebensweg, den Jonah und Katie eingeschlagen hatten, oder besser gesagt an der Art zu leben, die ihnen das Schicksal auf ticktierte, sondern auch an dem Reifungsprozess, den wir alle im Alter eben durchmachen. Das ist der Susanna Ernst wirklich toll gelungen.

Getragen wird das Buch nicht so sehr von der Handlung, sondern vielmehr durch die beiden Charaktere Jonah und Katie, die das Werk zu einem unvergesslich schönen Leseereignis machen. Natürlich sind die Schicksalsschläge in der Kindheit und auch die im späteren Leben Wegweiser für sie, aber beide wären ohne die Liebe zueinander, nicht dort, wo sie jetzt stehen. Der Glaube an den jeweils anderen berührte mich tief. Selten haben mich Figuren so bewegt wie diese beiden.

Mein Fazit
Ein wunderschönes Buch!

Bewertung vom 26.08.2016
Cline, Emma

The Girls


gut

Evie Boyd ist eine typische Jugendliche: Ihre Eltern haben sich getrennt und sind mehr mit sich selber beschäftigt, als mit ihrer Tochter, die sich mehr und mehr zurückzieht. Ihr Vater hat eine neue Freundin und auch ihre Mutter ist auf der Suche nach einem neuen Mann an ihrer Seite, die Evie alle nicht gefallen. Ihre beste Freundin Connie, wendet sich von ihr ab und so ist Evie auf der Suche nach Anerkennung.
Diese findet sie bei den Mitgliedern einer Sekte, die auf einer Ranch leben. Angefixt von Suzanne, einer jungen Frau, die Evie fasziniert und in ihren Bann zieht. Suzanne ist eine Art Vorbild für sie, die sie nicht nur in die Welt der Drogen, der Kriminalität und des Sex einführt, sondern auch ihr Weltbild maßgeblich beeinflusst.

Das Cover zeigt das intensiv blickende Auge einer jungen Frau. Die Wimpern sind stark getuscht und verklebt. Auf mich wirkt der Blick auf der einen Seite billig und auf der anderen stark und berührend. Eine Mischung, die mich zusammen mit dem Klapptext zu diesem Buch haben greifen lassen.

Ich hatte mich sehr auf das Buch von Emma Cline gefreut. Sprach es doch von Intensität, Suche nach sich selber und Spannung. All dies habe ich auch in dem Buch gefunden, aber leider weniger intensiv als gedacht. Cline lässt die Handlung Ende der sechziger Jahre spielen, mitten in der Hochzeit von Sex, Drugs and Rock 'n Roll. Aber auch des Plastikwahns; ich fand es sehr amüsant zu lesen von den Klamotten und den anderen Sachen, die gerade in Mode waren. Das fand ich sehr gut von der Autorin umgesetzt und gab einen tollen Rahmen für die Handlung des Buches. Nicht nur für die Handlung an sich, sondern auch, um die Menschen zu verstehen, die damals lebten. Ich denke, dass viele zwar von der Zeit hörten, aber sie nicht direkt erlebt haben. Und gerade für diese Leser war es sehr wichtig zu schildern, wie es war, was die Menschen antrieb und bewegte.
Eingebettet in die Zeit wird es vielleicht etwas verständlich, wie junge Menschen in eine der vielen Sekten abrutschen können, die wie Pilze aus dem Boden schießen. In eine Sekte, die die eigenen Wünsche komplett zurückstellt und der man alles geben muss. Sich selbst genauso, wie die innere Einstellung und Überzeugung. Traurig, erschreckend und auch bewegend. Allerdings fehlt mir persönlich total die Möglichkeit und auch die Einstellung, das nachzuvollziehen, denn wie man sich in so einem Müllberg, in so einem Elend und in so einer Armut wirklich wohlfühlen kann, dort leben möchte und das sogar nach außen vertritt, ist für mich schleierhaft. Das kann nicht alles nur an Drogen liegen. Mich persönlich konnte die Autorin nicht abholen und in die Handlung hineinziehen.

Im Mittelpunkt steht die vierzehn Jahre alte Evie Boyd, die nach der Trennung ihrer Eltern auf der Suche nach sich selber ist. Ich denke nicht, dass sie aufgrund der Trennung diesen Weg eingeschlagen hat, sondern einfach wegen ihrer Jugend, weil sie Zeit in den Ferien hatte, probieren wollte und sich eben so leicht verführen ließ, wie dass sie es auch selber wollte. Vielleicht erschien mir das auch nur so, da Evie diese Episode ihres Lebens rückblickend aus der heutigen Zeit erzählte und direkt klar ist, dass sie aus der Nummer rauskommt.
Die Mitglieder der Sekte werden in meinen Augen gar nicht mal als so böse dargestellt, oder als die üblen Verführer, mit denen ich gerechnet hatte. Hier hätte ich mir mehr Tiefgang gewünscht, mehr Intensität, denn ich konnte mich nicht recht fallen lassen und in die Geschichte aufgehen.

Mein Fazit
Für mich hätte es mehr Tiefgang sein können.

Bewertung vom 26.08.2016
Bierach, Barbara

Lügenmauer / Emma Vaughan Bd.1


sehr gut

Charles Fitzpatrick wird erdrosselt von seiner Haushälterin aufgefunden. Der Kirchenmann wurde ermordet, von einem Bekannten wie es scheint, denn Einbruchspuren jeglicher Art fehlen. Inspector Emma Vaughan und ihr Partner James Quinn bekommen diesen heiklen Fall zugeteilt, was viele in dem kleinen Ort Sligo nicht wirklich gerne sehen. Denn Emma ist eine Frau, dazu noch eine Zugezogene und somit quasi eine Fremde. Trotzdem, oder gerade deswegen stürzt sie sich voller Eifer in diesen Fall und entdeckt schnell, dass unter der Oberfläche des beliebten und geschätzten Kirchenoberhauptes mehr ist, als auf den ersten Blick ersichtlich.

Das Cover zeigt einen alten irischen Friedhof: Eine kleine, etwas verfallen wirkende Kirche mir ihren Grabstätten, eingefasst von einer Mauer, inmitten der typisch irischen Natur. Viele Hügel, an denen sich Wasserfälle ihren Weg nach unten suchen, grünes Gras und ein grauer Himmel. Genauso stelle ich mir Irland vor. Ein Bild, welches sehr gut den Titel und auch den Inhalt des Buches widerspiegelt. Einfach perfekt.

Normalerweise mag ich Kriminalromane nicht, da es in meinen Augen nichts halbes und nichts ganzes ist. Kein entspannter Roman, aber auch keine packende Handlung. Doch Barbara Bierach konnte mich bereits in der Leseprobe von ihrem Schreibstil überzeugen, so dass ich dieses Buch einfach lesen musste! Sie kombiniert Spannung und Ruhepausen sehr geschickt, so dass ich mich entspannt treiben lassen konnte und doch von der Handlung so in den Bann geschlagen war, dass ich ihr Werk kaum aus der Hand legen konnte.
Auch die Thematik hat mir gut gefallen. Ein Mord an einem protestantischen Kirchenoberhaupt, mitten im katholischen Irland. Denn so lange sind die Zeiten der IRA noch nicht vorbei, dass die grausame und unsinnige Gewalt noch in den Köpfen der Menschen verankert ist. Nicht vergeben und auch nicht vergessen, schlummert das Wissen um die Grausamkeiten noch unter der Oberfläche. Doch Bierach berührt dieses Thema sanft und bezieht keine Stellung, was mir gut gefiel, außer das Gewalt im Sinne des Glaubens immer Schwachsinn ist und daraus nie etwas Gutes entstehen kann.
Die Ermittlungen führen Inspector Vaughan tief in die Vergangenheit und ich begleitete sie gerne in diese. Die zeitlichen Sprünge lockerten das Buch auf und hielten Spannung und Lebendigkeit aufrecht.

Wie in sehr, sehr vielen Krimis ist der Ermittler sympathisch, trägt aber ein Schicksal mit sich herum. Für mich ist dies mittlerweile eine feststehende Note, die mich nervt. Natürlich gefällt mir Emma Vaughan, aber muss denn wirklich der Ermittler jedes Mal Probleme haben?
Emma ist eine alleinerziehende Mutter, die sich von ihrem gewalttätigen Ehemann getrennt hat, mit einem pubertierenden Jugendlichen klar kommen muss und mit ihrem Ansehen im Polizeiapparat zu kämpfen hat. Gut geschrieben von Bierach, keine Frage und ich konnte mich mit Leichtigkeit in Emmas Gefühle und das was sie antreibt, hineinversetzen.
Wie nicht anders zu erwarten ist ihr Partner gut gelaunt, bejaht das Leben und scheint verliebt in seine Chefin zu sein. So weit so vorhersehbar.
Trotzdem gefielen mir die Protagonisten und ich bin ihnen gerne in ihren Ermittlungen gefolgt.

Mein Fazit
Ein kurzweiliger Kriminalroman mit vorhersehbarer Handlung und Charakteren, die mir trotzdem gut gefielen.

Bewertung vom 26.08.2016
Graham, Winston

Abschied von gestern / Poldark Bd.1


weniger gut

Als Ross Poldark aus dem Krieg aus Amerika kommt, sieht seine Zukunft nicht rosig aus: Sein Vater ist verstorben, sein Cousin steht kurz davor Ross ehemalige Geliebte zu heiraten und das Familienanwesend ist heruntergekommen. Erst als er die kleine Demelza rettet und zu sich in sein Heim holt, findet er neuen Lebensmut und schöpft Kraft für die Zukunft.

Das Cover zeigt den Protagonisten Ross Poldark. Er guckt mit einer Mischung aus Wehmut und Wut den Betrachter an. Eine Narbe ziert sein Gesicht, die ihn nicht verunstaltet, sondern interessant macht. Unter diesem Charakterkopfbild spiegelt sich Mondlicht im Meer. Eine einsame Gestalt steht am Ufer und sieht hinaus. Versunken.

Winston Graham hat einen ruhigen, eindringlichen Schreibstil. Er schildert Ross Poldarks Leben und das seiner Umgebung in ruhigen, sehr ruhigen Zügen, so dass ich oft den Faden verlor, da Graham sich, wie es mir schien, in seiner Beschreibung verlor. Deswegen kamen mir einige Sprünge in der Geschichte unzusammenhängend vor und auch die geführten Unterhaltungen waren eher flach, statt lebendig. Ich liebe historische Romane, die in dieser Epoche spielen, aber der Autor hätte sein Buch jetzt, gestern oder in der Zukunft spielen lassen können, es fiele nicht weiter auf. Gerne hätte ich mehr über die Vergangenheit erfahren, aber Graham ließ mich einfach keine Einblicke nehmen. Sehr schade, denn wenn dieses Buch einfach mehr Tiefgang hätte, wäre es wirklich wunderbar geworden.

Auch mit den Protagonisten Ross und Demelza bin ich nicht wirklich zurecht gekommen. Sie wirken beide auf mich oberflächlich und aalglatt, nicht recht greifbar und unnahbar. Gerne gehe ich mit den Charakteren eine Pakt ein, eine Verbindung, aber das war hier nicht möglich.
Auf der einen Seite der verarmte Adlige Ross Poldark und auf der anderen die eh schon arme Demelza. Denn trotz Armut sind immer noch die Standesunterschiede da, die man nicht übersehen darf. Zumindest nicht, wenn man etwas auf sich hält. Und doch schaffte der Autor es auch hier wieder, den Konflikt zu zerschreiben und unwichtig erscheinen zu lassen.

Mein Fazit
Egal welche Seite ich betrachtete, ich kam einfach nicht in das Buch hinein. Handlung und Charaktere waren nicht meins.

Bewertung vom 26.08.2016
Milchman, Jenny

Night Falls. Du kannst dich nicht verstecken


sehr gut

Mitten an einem gewöhnlichen Abend im November, brechen zwei Sträflinge in das Leben von Sandra, ihrem Mann Ben und ihrer Tochter Ivy ein. Sie nehmen die kleine Familie als Geisel, setzen Ben außer Gefecht und erpressen damit die beiden Frauen. Sie sollen den Häftlingen bei ihrer Flucht über die grüne Grenze nach Kanada helfen. Doch als sie zum Aufbruch bereit sind, setzt ein heftiger Schneesturm ein. Und der Sturm birgt manch eine böse Überraschung, denn er hat auch Erinnerungen im Gepäck...

Das Cover zeigt ein verfallenes Farmhaus mitten im Nirgendwo. Das Holz ist marode, die Fenster eingeschlagen und es strahlt Verfall und Einsamkeit aus. Ein Trampelpfad schlängelt sich durch ein Feld mitten auf das Anwesen zu. Das Bild gefällt mir sehr gut, aber leider fehlt mir der Zusammenhang mit dem Buch völlig. Einzig die Abgelegenheit des Hauses passt zur Geschichte. Trotzdem war es zusammen mit dem Klapptext ausschlaggebend, warum ich mich zu diesem Bch hingezogen fühlte.

Ein Abend, wie er typisch in einer Kleinfamilie ist: Der Vater kommt spät von der Arbeit, die Mutter hat gekocht und plagt sich mit den alltäglichen Sorgen herum, während die Tochter zickend auf ihrem Zimmer sitz, da keiner sie versteht. Nur der Familienhund hält zu ihr. Doch in diese alltägliche und absolut triviale Situation, bricht das nackte Grauen herein. Jenny Milchman lässt ihr Buch in aller Ruhe beginnen, stellt ihre Charaktere vor und plötzlich, wie aus dem Nichts, auch wenn man es doch kommen sieht, explodiert die Handlung förmlich! Voller grandioser Spannung, mit Energie und packenden Schilderungen fesselt die Autorin mich an ihr Buch. Und das so sehr, dass es mir mehr als schwer fiel, er überhaupt aus der Hand zu legen. Besonders gut hat mir gefallen, dass die Geschehnisse, trotz ihrer auf den ersten Blick simplen Handlung, absolut nicht vorhersehbar sind. Immer wieder tauchen neue Wendungen auf, mit denen ich nicht gerechnet hätte.

Milchman lässt immer wieder Rückblicke in die Kindheit und die Entwicklung des Häftlings Nick einfließen. Für mich lockerte dies die Erzählung noch mehr auf, auch wenn es eigentlich nicht notwendig gewesen wäre. Sie dienten dazu, seine Sicht der Welt noch zu vertiefen und zu unterstreichen. Trotzdem gelang es der Autorin nicht ganz so gut, Einblicke in diesen kranken Charakter zu gewähren. Vieles blieb mir verborgen, was ich schade fand, denn auch die anderen Personen blieben mir weitestgehend fremd.
Im Mittelpunkt stehen neben Nick, Sandra und ihre Tochter Ivy. Ivy als bockige Heranwachsende ist in meinen Augen noch am stärksten gelungen, da ihre Zickereien einfach wie aus dem Leben gegriffen sind. Sie wirkt authentisch. Zumindest bis zum dem Moment, an dem sie sich von ihrer Kindheit verabschiedet und zu schnell, aus der Situation der Geiselnahme heraus, erwachsen wird. Der Wandel verlief einfach zu perfekt.
Dies beobachtete ich auch an ihrer Mutter Sandra, die mit jeder Aufgabe stärker und tatkräftiger wurde. Natürlich erschüttern sie die Geschehnisse, aber sie fügt sich viel zu schnell und zu leicht in die Rolle des Opfers.
Für mich sind die Charaktere mehr Zierde zu der hervorragenden Geschichte, leben diese aber nicht. Den Erzählfluss stört das absolut nicht, aber es ist ein kleines Manko.

Mein Fazit
Ein absolut packender Thriller!

Bewertung vom 04.06.2016
Bell, Anna

Eigentlich bist du gar nicht mein Typ


sehr gut

Nach der Trennung von ihrem Freund, versinkt Abi Martin im Tal der Trauer und des Selbstmitleides. Nichts kann sie erfreuen, alles bringt sie zum Weinen. Doch als Joseph ihr ihre Sachen vor die Tür stellt, findet Abi in dem Karton eine Liste mit zehn Dingen, die Joseph vor seinem 40. Geburtstag machen möchte. Kurzentschlossen macht Abi sich die Liste zu eigen. Ihr Ziel: Bis zum Ende dieser, Joseph zurück zu erobern! Während Dinge wie Tee trinken im Rizz und eine Weinprobe durchführen noch simpel und machbar klingen, sind Windsurfen und Abseilen von einem Hochhaus eine ganz andere Nummer. Mit Hilfe ihrer Freundin Sian, wagt Abi den ersten Schritt...

Ich muss zugeben, dass wenn ich das Buch im Regal gesehen hätte, wäre ich einfach daran vorbeigegangen. Sogar mit einem zügigen Schritt, denn solch kitschige Frauenromane mit Herz-Schmerz sind absolut nicht mein Ding! Doch dann habe ich die Leseprobe des Buches gelesen und war angenehm überrascht. So angenehm, dass ich dieses Buch einfach unbedingt lesen wollte!
Anna Bell hat mich nicht enttäuscht! Statt eines langweiligen Kitschromans, fand ich mich in einer lustigen, spannenden und sehr lebendigen Geschichte wieder, die mich zu Tränen rührte, mich lachen ließ und sogar zum Nachdenken brachte. Bell schreibt voller Lebensmut und Kraft, die mich erstaunten und zu einem Fan von ihr werden ließen. Natürlich ist die Geschichte an vielen Stellen mehr als vorhersehbar, aber statt dass mich dies störte, fand ich es eher schön, denn so gab die Geschichte mir Halt und das Ende kam nicht überraschend. Die Dialoge sind spritzig und zusammen mit den schnellen Wechsel der Handlung ließen das Buch einfach so an mir vorbeirauschen, ohne dass ich mitbekam, wie die Zeit vergeht.

Abi beschäftigt sich voller Hingabe damit, Josephs Liste abzuarbeiten. Es dauert nicht lange und es ist eigentlich nicht mehr Josephs Liste, sondern ihre! Die Wandlung, die Abi durchläuft, fand ich spannend und schön zu beobachten. Zu Beginn des Buches ist sie eine bodenständige Frau; festen Beruf, feste Beziehung, festen Freundeskreis, feste Rituale. Alles spontane bringt sie aus dem Tritt und lässt sie unruhig werden. Doch nach und nach lernt Abis sich und ihre Stärken kennen und fast Vertrauen in ihre Fähigkeiten. Gelingt ihr mal was nicht auf Anhieb, versucht sie es einfach erneut, ohne in Starre oder Panik zu verfallen. So blöd es klingen mag, aber sie wächst an sich und ihren Aufgaben. Es machte mir solche Freude, Abi dabei zuzusehen und sie begleiten zu dürfen! Kreiste ihre Welt zuvor um sich selber, lässt sie jetzt auch andere Menschen zu sich. Damit möchte ich nicht sagen, dass ein geordnetes Leben in festen Bahnen schlecht ist, aber vielleicht sollte man hin und wieder nach rechts und links blicken. Es gibt so viel Schönes und Neues zu entdecken!

An Abis Seite ist ihre langjährige Freundin Sian, die selber mit der Liebe und einer festen Bindung wenig am Hut hat. Schön finde ich, dass sie das Thema Beziehung nicht ewig in den Vordergrund stellt, sondern Abi zu neuem Mut verhilft und sie nach Kräften unterstützt. Eine Freundin wie Sian zu haben, ist wirklich wundervoll!
Dank der Liste lernt sie den Fahrradhändler Ben kennen, der sie in allem unterstützt. Er selbst ist eher der Adrenalinjunkie und findet es süß, Abi zu unterstützen. Bis, ja bis aus dem süß mehr zu werden scheint. Denn Abi beeinflusst nicht nur sich, sondern auch ihre Umgebung positiv. Dank ihrer Geschichte reflektieren ihre Mitmenschen ihr Leben und machen erstaunliche Entdeckungen.

Mein Fazit
Es ist eine Stelle aus diesem Buch, die es sehr gut trifft:

Ich möchte das Leben spüren!

Bewertung vom 04.06.2016
Kuhn, Krystyna

Der zweite Verrat / Monday Club Bd.2


gut

Gerade versuche Faye sich nach dem Verlust ihrer besten Freundin Amy und dem miterlebten Tod Virginias zu fangen, bricht auch schon die nächste Katastrophe über sie herein. Denn der Monday Club macht ernst und will Faye und ihre Gabe unbedingt in ihre Finger bekommen. Zum Glück stehen ihre Freunde ihr zur Seite, doch können eine Handvoll Jugendliche gegen den mächtigen Monday Club bestehen?

Ich fand es sehr angenehm, dass direkt zu Beginn des Buches eine kleine Zusammenfassung des ersten Teils vermerkt war, so dass mir die Handlung direkt wieder präsent war und ich das Buch ohne Anlaufschwierigkeiten genießen konnte. Viele betten diese Rückblicke in die neuen Geschehnisse ein, was natürlich auch eine Möglichkeit ist, aber mir persönlich gefällt es so besser.
Auf mich wirkt Krystyna Kuhns Schreibstil unglaublich ruhig-spannend. Eine merkwürdige Mischung, die ich nicht recht greifen und beschreiben kann. Während des Lesens kommt, wie ich leider nur ungerne zu gebe, häufig Langeweile auf und ich muss mich zwingen, weiterzulesen. Doch dann kommen wieder Passagen, an denen ich wie gebannt in das Buch starre und die Zeit vergeht wie nichts, da mich die Handlung so dermaßen gefangen nahm. Was mich auch total verblüfft, dass ich auch die Geschehnisse an sich nicht ganz greifen und fassen kann. Immer wenn ich denke, ja, jetzt hab ich es! Geht die Handlung wieder in eine völlig andere Richtung und ich sitze ratlos da. Spannend, da es nicht vorhersehbar ist und dann verzweifel ich auch wieder, da ich das Buch und somit auch die ganze Serie einfach nicht verstehe! Ich werde wohl auf den dritten Band warten, damit sich endlich alle Rätsel lösen!

Die Charaktere sind leider nicht ganz so schillernd, wie ich sie mir erwünscht habe. Faye Mason, die Protagonistin umgibt zwar stets ein Schleier, den ich noch nichts durchdringen konnte, aber was durch blitzt, finde ich nicht ganz so packend. Auf der einen Seite ist sie eine normale Jugendliche, die mit Schule, Freundschaft, erster Liebe und Rebellion gegen ihren Vater kämpft und auf der anderen Seite ist eine unheimliche Organisation hinter ihr her. Denn Faye hat Kräfte, die sich keinem, weder ihr noch dem Leser, wirklich zeigen.
Ihre Freunde, die sie begleiten, ihr zur Seite stehen und sie versuchen zu beschützen, wirken auf mich leicht farblos. Kuhn gibt einfach zu wenig von ihnen preis, als dass ich mit ihnen eine Beziehung aufbauen könnte.
Da finde ich ihre Tante Liz schon interessanter. Sie behütet Faye auf der einen Seite und verrät sie auf der anderen. Bisher gelingt ihr der Verrat beiden Seiten gegenüber.

Mein Fazit
Leider konnte mich Teil zwei nicht wirklich überzeugen.