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Magda
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Köln

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Insgesamt 324 Bewertungen
Bewertung vom 03.12.2023
Hjorth, Michael;Rosenfeldt, Hans

Die Schuld, die man trägt / Sebastian Bergman Bd.8


ausgezeichnet

Endlich! Drei Jahre mussten wir auf die Fortsetzung der Sebastian-Bergman-Reihe warten. Band Nr. 8 habe ich an wenigen Tagen durchgelesen, er steht seinen Vorgängern in nichts nach.
Die Reichsmordkommission unter der Leitung von Sebastians Tochter Vanja wird zur Aufklärung des Mordes an einer Frau, deren Leichnam in einem Schweinestall gefunden wird, herangezogen. An die Wand wurde mit roter Farbe gesprüht „Lös das hier, Sebastian Bergman“. Nach dieser Aufforderung bleibt der Reichsmordkommission keine andere Wahl, als Sebastian hinzuziehen. Es stellt sich heraus, dass Sebastian die Frau vor vielen Jahren gekannt hatte. Auch bei einem weiteren Mordfall kurze Zeit später kannte er das Opfer.
Neben der Hauptfigur Sebastian spielen Ellinor, Sebastians Ex-Freundin, Cathy, die Tochter eines von Sebastians Patienten und Billy, ein ehemaliger Ermittler der Reichsmordkommission, der sich als Serienmörder entpuppt hatte, eine größere Rolle. Billy war Vanjas bester Freund, und einerseits vermisst sie ihn, andererseits wirft sie sich vor, dass sie nicht erkannt hatte, dass Billy ein psychopathischer Triebtäter war. Vanjas Leben dreht sich mittlerweile um ihre Familie, die dreijährige Tochter Amanda und deren Vater Jonathan. Zu ihrer Mutter Anna hat sie ein schwieriges Verhältnis.
Auch dieser Bergman-Band ist ein absoluter Pageturner, ein exzellenter Thriller. Die Darstellung der Protagonist*Innen ist den Autoren wieder einmal fabelhaft gelungen, sie sind authentisch und haben sich im Laufe der Reihe weiterentwickelt. Ich empfehle, vor dem Lesen von „Die Schuld, die man trägt“ die vorherigen Bände zu lesen, um etwaige Verständnisschwierigkeiten zu vermeiden. Auch dieser Band endet mit einem Cliffhanger und offenen Fragen, deswegen hoffe ich sehr auf einen oder mehrere Nachfolgebände. Die Reihe bleibt meine absolute Lieblingsreihe, und ich kann sie allen empfehlen, die gern Thriller und Krimis lesen.

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 29.11.2023
Sommerfeld, Helene

Zeit der Hoffnung / Die Töchter der Ärztin Bd.2 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Es handelt sich um den zweiten Band der Reihe „Die Töchter der Ärztin“ von Helene Sommerfeld. Die Töchter der Ärztin, das sind Antonia und Henny, beide sind in die Fußstapfen ihrer Mutter Ricarda getreten und ebenfalls Ärztinnen geworden.
Wie bereits am Cover ersichtlich spielt sich das Leben der beiden Frauen in Berlin und Los Angeles ab, auf der Vorderseite sieht man die beiden mit Hennys Tochter Vicky unter Palmen, auf der Rückseite ist das Panorama Berlins abgebildet.
Der Roman beginnt 1929 mit der Hochzeit von Henny und Victor und der zeitgleichen Geburt von Friedas Zwillingen. Antonia, von allen Toni genannt, kehrt aus Afrika nach Berlin zurück. Sie ist dort beinahe bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen und trauert um ihren Geliebten Ben, der den Absturz nicht überlebt hatte. In Berlin findet sie sowohl eine neue Stelle als auch eine neue Liebe. Doch da ist auch noch Guntram, ihr früherer Kommilitone, den sie nicht vergessen kann.
Victor ist Filmproduzent und folgt dem Ruf Hollywoods. Währenddessen wird Henny aufgrund einer Verwechslung von SA-Männern fast zu Tode geprügelt. Der Überfall gibt Henny den Ausschlag, Victor nach Los Angeles zu folgen.
Hennys Cousin Franz ist Nationalsozialist und Reichstagsabgeordneter der NSDAP. Er wütet dagegen, dass der Vater seines Neffen Felix jüdischer Abstammung ist, es ziehen dunkle Gewitterwolken am Familienhorizont auf.
Henny lernt in Hollywood die Schriftstellerin Vicki Baum kennen, deren Buch „Menschen im Hotel“ mit Victors Hilfe verfilmt werden soll. Sie behandelt die kleine Tochter von Marlene Dietrich und macht die Bekanntschaft Scott Fitzgeralds, der mit seinem Roman „Der große Gatsby“ der damaligen Gesellschaft einen Spiegel vorgehalten hatte.
Auch dieser Band der „Töchter der Ärztin“ hat mir sehr gut gefallen. Helene Sommerfeld beschreibt bildhaft und authentisch das Leben der reichen Oberschicht in den 1930er Jahren in Berlin und in Hollywood, fiktive und historische Personen und Ereignisse wurden meisterhaft miteinander verbunden. Über eine Fortsetzung würde ich mich sehr freuen, da ich sehr gern erfahren würde wie es mit Henny und Victor, Vicky und Leo, Frieda und Jonathan, Felix und Felicitas und nicht zuletzt mit Toni und Guntram weitergeht. Von mir eine große Leseempfehlung für alle Leser*Innen von historischen und Familienromanen.

Bewertung vom 24.11.2023
Roth, Charlotte

Die Sehnsucht brennt / Die Wintergarten-Saga Bd.2


ausgezeichnet

Es handelt sich um den zweiten Teil der Trilogie über die drei „Wunderweiber“ aus dem Wintergarten-Varieté in Berlin.
Im ersten Teil ging es vorrangig um Nina von Veltheim, die aus der ländlichen Uckermark nach Berlin gezogen ist, um in einem Theater oder Varieté Regisseurin bzw. Intendantin zu werden. Die ersten beiden Künstlerinnen des von ihr zusammengestellten Ensembles waren Jenny Alomis, die Schlangenfrau, und Sonia Spielmann, die Schnellmalerin. Nina hat es geschafft, für ihre Wunderweiber ein dauerhaftes Engagement im Wintergarten, einem von Berlins berühmtesten Varietétheatern, zu bekommen.
1929 arbeitet Nina bereits seit fünf Jahren mit ihren Wunderweibern im Wintergarten. Das Ensemble ist sehr erfolgreich, die Vorstellungen sind jeden Abend ausverkauft. Nina lebt in einer eheähnlichen Beziehung mit dem bekannten Schauspieler Anton Wendland, und die beiden wünschen sich ein Kind.
Jenny Alomis ist der Star des Wunderweiber-Ensembles. Die Kontorsionistin ist Baltendeutsche aus Riga, die bereits seit vielen Jahren mit ihrem Sohn Viktor in Berlin lebt. Jenny breitet über ihre Vergangenheit den Mantel des Schweigens aus, niemand weiß, wer Viktors Vater ist. Sie ist vor ihm auf der Flucht, er ist ihr auf den Fersen. Durch die täglichen Verrenkungen hat Jenny chronische Rückenschmerzen, und es ist fraglich, wie lange sie ihren Beruf noch wird ausüben können. Als sie eines Abends ein ihr nur allzu bekanntes Gesicht im Publikum entdeckt, packt sie spontan das Notwendigste zusammen und ergreift mit ihrem inzwischen 13jährigen Sohn die Flucht. Ninas Bruder Carlo macht sich auf die Suche nach ihr, da sie die Frau ist, die er liebt und die er heiraten will.
Der zweite Teil der Wunderweiber-Trilogie hat mir noch besser als der Vorgängerband gefallen. Es war spannend, von den Ereignissen in Jennys Kindheit und Jugend zu erfahren, die dazu geführt haben, dass sie zur alleinerziehenden Schlangenfrau im Wintergarten geworden ist. Auch die Darstellung der zahlreichen Nebencharaktere fand ich sehr gelungen, allen voran Anton, Viktor und Carlo. Der Schreibstil ist authentisch und bildhaft, die Autorin versetzt uns ins Berlin der Goldenen Zwanziger, ich fühlte mich mittendrin im Geschehen, wie eine Zuschauerin im Wintergarten. Besonders sympathisch waren mir Friedhelm mit seiner Ente Pandora und Sonia, die Schnellmalerin, über die wir hoffentlich im dritten Band mehr erfahren werden. Von mir eine Leseempfehlung für Leser*Innen von historischen Romanen, insbesondere diejenigen, die sich für die Weimarer Republik interessieren.

Bewertung vom 23.11.2023
Schneefuß, Elke

Die Postbotin (eBook, ePUB)


gut

Ich lese sehr gern historische Romane und habe mich sehr auf das Buch gefreut. Das Cover ist wunderschön, anhand der Kleidung der abgebildeten Frau erkennt man, dass die Handlung in Berlin nach dem Ersten Weltkrieg spielt.
In den recht langen Kapiteln lernen wir die junge Postbotin Regine und ihre Freundin Evi kennen, beide arbeiten bei der Reichspost.
1919: Da während des Krieges die Männer an die Front mussten, wurden Frauen als Briefzustellerinnen eingestellt. Nach Kriegsende sollen die Heimkehrer wiedereingestellt, und die weiblichen Aushilfen entlassen werden. Regine schließt sich mit einigen anderen Frauen zusammen, gemeinsam wollen sie gegen die Massenentlassungen vorgehen. Unterstützt werden sie dabei von dem ehrgeizigen Gewerkschafter Kurt.
Regines Eltern wünschen sich, dass ihre Tochter den Bäckermeister Smolka heiratet, der zwar viel älter als Regine ist, ihr dafür aber ein Leben in Wohlstand bieten könnte. Regine hat ihr Herz jedoch bereits an Kurt verloren.
Evi arbeitet als Telefonistin und hatte eine Affäre mit dem verheirateten Oberpostrat Eckstein. Sie leidet sehr unter der Trennung von Eckstein und kann ihn nicht vergessen. Schon bald erfährt sie, dass ihr ehemaliger Geliebter sich ihrer Kollegin Gretchen zugewandt hat.
Evi sucht verzweifelt nach ihrem Bruder Gerald, von dem sie seit Jahren nichts mehr gehört hatte. Evis Mutter Bernardine vermisst ihren Sohn auch sehr, der Vater ist Musiker und lebt von Bernardine getrennt.
Leider konnte mich der Roman nicht ganz überzeugen oder begeistern. Er hat einige Längen, und die Handlung plätschert ohne Höhepunkte dahin. Die Liebesgeschichte zwischen Regine und Kurt bleibt blass und emotionslos. Eigenartig fand ich, dass Evi sich häufig mit ihrer Nachfolgerin an der Seite von Eckstein trifft und austauscht anstatt die Freundschaft zu beenden. Das Leben der kleinen Leute in Berlin nach dem Ersten Weltkrieg wird authentisch dargestellt, der Schreibstil ist flüssig und bildhaft. Der Roman ist für Leser*Innen von historischen Romanen durchaus empfehlenswert.

Bewertung vom 19.11.2023
Janson, Karin

Eine Frau, ihr Bus und der unverschämt kluge Plan


ausgezeichnet

Es handelt sich um den Debütroman der Autorin, und es ist der erste Teil einer Reihe um Annie, eine Frau im mittleren Alter, die schon einiges im Leben durchgemacht hatte und nunmehr mit einem roten Oldtimer-Postbus übers Land fährt, in dem sie Unterwäsche verkauft.
Annie, Mitte 40 und von einer Krebserkrankung genesen, verliert ihren Job als Altenpflegerin. Als sie bei ihrem letzten Kunden einen alten Postbus entdeckt, beschließt sie spontan, ihn zu erwerben, hauptsächlich, um die Unterwäsche, die sie vor ihrer Erkrankung zum Verkauf erworben hat, an die Frau zu bringen.
Bevor sie krank wurde, wollte sie mit ihrer besten Freundin Ǻsa eine Modeboutique für Dessous eröffnen, Ǻsa hat sie jedoch im Stich gelassen und anstelle der Boutique eine Pflegedienststelle eröffnet.
Nicht nur das zerrüttete Verhältnis zur ehemaligen besten Freundin belastet Annie. Auch die Beziehung zu ihrem Mann Mårten hat sich während ihrer Krankheit verändert, Mårten ist vom Ehemann zum Pfleger mutiert, und ihr 17jähriger Sohn Simon hat Probleme in der Schule. Eine große Rolle in dem Buch spielen ebenfalls Annies polyamouröse Schwester Fia, die als Automechanikerin den alten Postbus fahrtüchtig macht und immer zur Stelle ist, wenn Annie sie braucht.
Was Annie fortwährend begleitet, sind die Erinnerungen an ihre Mutter. Als sie während ihrer Tour übers Land Menschen aus ihrer Kindheit und Jugend begegnet, wird ihr bewusst, dass sie nicht die ganze Wahrheit über den Tod ihrer Mutter kennt.
Der Roman ist in viele kurze Kapitel unterteilt, anhand der Kapitelnamen wird entweder ersichtlich, an welchem Ort die Handlung gerade spielt oder was in dem Kapitel passiert, z.B. Die erste Kundin, Vollgas voraus, Das große Fest.
Annies Roadtrip durch das ländliche Schweden hat mir sehr gut gefallen. Annie lernt viele interessante und witzige Menschen kennen, die teilweise zu guten Freunden werden. Der Schreibstil ist flüssig und bildhaft, während des Lesens saß ich neben Annie in ihrem BH-Bus, habe die vorbeifliegende Landschaft bewundert und mich mit ihr über ihre Familie und die Kundinnen unterhalten. Eine kurzweilige Lektüre über eine mutige Frau, die ihr Leben umkrempelt und ein erfolgreiches kleines Unternehmen auf die Beine stellt. Von mir eine Leseempfehlung für Leserinnen, die ebenfalls in der Mitte des Lebens stehen.

Bewertung vom 16.11.2023
Stern, Anne

Lindy Girls


sehr gut

Anne Stern zählt zu meinen Lieblingsautorinnen, und ich habe mich schon sehr auf ihr neues Buch gefreut. Das Cover finde ich wunderschön mit der goldenen Schrift und den beiden jungen Frauen, die nach der damaligen Mode gekleidet sind. Wie ihre Reihe um die Hebamme Hulda Gold spielt der Roman zu Zeiten der Weimarer Republik in Berlin.
1928: Wally Kaluza leitet eine Tanzschule und träumt davon, eine Tanzgruppe zu gründen, die so herausragend ist, dass sie in den schönsten Revuepalästen der Stadt auftreten kann. Nach und nach findet sie acht tanztalentierte Mädchen und das schweißtreibende stunden- und tagelange Training in den Abendstunden beginnt. Tagsüber gehen die jungen Frauen einem Broterwerb nach.
Alice arbeitet in einer Fabrik und ernährt mit ihrem Verdienst auch ihren Bruder. Thea kommt aus behüteten Verhältnissen, und hat ihr Elternhaus verlassen, um einer arrangierten Ehe zu entkommen. Gila ist Sekretärin in einer Zeitungsredaktion und träumt davon, einen Roman zu schreiben.
Toni Lindberg ist ein alter Bekannter von Wally, er bietet sich als Manager der Tanzgruppe an. Da Wally bereits die Erfahrung machen musste, dass die meisten Männer ungern mit Frauen verhandeln, geht sie auf Tonis Angebot ein. In der Tat schafft dieser es, der Gruppe Aufträge zu beschaffen.
Die Kapitel sind aus der Perspektive der Protagonist*Innen geschrieben: Wally, Alice, Gila, Thea, Toni, Jo und Friedrich. Jo kennt Wally noch aus ihrer gemeinsamen Heimat Beuthen in Schlesien, er ist auch der Einzige, der Wallys Geheimnis kennt. Friedrich ist Straßenbahnfahrer und rettet Alice‘ Bruder Benjamin, bevor dieser von Nazis fast totgeprügelt wird.
Leider konnte mich dieser Roman von Anne Stern nicht ganz so begeistern wie ihre anderen Werke, was daran liegen könnte, dass ich mit Charleston, Shimmy, Lindy Hop und der dazugehörigen Musik nicht viel anfangen kann, die Beschreibung des Tanztrainings und der Auftritte jedoch sehr viel Raum in dem Roman einnimmt. Hinzu kommt, dass es in dem Roman sehr viele Protagonist*Innen gibt, deren Probleme und Gedanken nur kurz angerissen werden: Armut und Hungersnot, Straßenkinder, aufkommender Nationalsozialismus, Antisemitismus, unerwiderte Liebe, ungewollte Schwangerschaft/Abtreibung, Kriegstrauma, Drogenkonsum. Es hätte mir besser gefallen, wenn die Autorin sich, wie in ihren anderen Romanen, auf eine oder zwei Protagonistinnen konzentriert hätte und deren Probleme tiefgründiger behandelt hätte. Nichtsdestotrotz liebe ich Anne Sterns poetischen und bildhaften Schreibstil und spreche eine Leseempfehlung für Leser*Innen von historischen Romanen und insbesondere solchen, denen die Musik der 1920er Jahre gut gefällt.

Bewertung vom 15.11.2023
Meyer, Kai

Die Bibliothek im Nebel


ausgezeichnet

Der Roman spielt auf drei Zeitebenen: 1917, 1928 und 1957. Im Mittelpunkt steht die Liebesgeschichte zwischen Artur und Mara, die 1917 beginnt und 1957 ihr Ende findet.
1917: Artur lebt bei seiner Tante in Sankt Petersburg. Die Ferien verbringt die Familie an der Côte d’Azur. Arturs Onkel besitzt einen Verlag. An der französischen Riviera trifft sich die Familie Kalinin jedes Jahr mit den Eisenhuths, einer deutschen Verlegerfamilie aus Leipzig.
In Sankt Petersburg lernt Artur die junge Malerin Mara kennen. Nicht nur er, sondern alle, die sie kennenlernen, verfallen Mara auf Anhieb. Mara begleitet die Familie an die Côte d’Azur, wo ihr Schicksal und das der beiden Familien seinen Lauf nimmt.
1928: Die elfjährige Liette verbringt ihre Ferien bei ihrem Onkel im Château Trois Grâces. Ihr Onkel macht dubiose Geschäfte mit einem aus Russland stammenden Doktor und tut alles, um in den Besitz des Hotels zu kommen, welches Liettes Eltern gehört.
1957: Liette besitzt das Château, in dessen Nähe die verlassene Villa der Eisenhuths steht. Die rechtmäßige Besitzerin der Villa ist Mara. Sie beauftragt den ehemaligen Reporter Thomas Jansen damit, Mara zu finden.
Die Kapitel spielen abwechselnd auf verschiedenen Zeitebenen und enden meist mit einem Cliffhanger. Die Geschehnisse von 1917 werden aus Arturs, die von 1928 und 1957 aus Liettes bzw. Thomas‘ Perspektive dargestellt.
Mara und Artur begegnen sich in Sankt Petersburg, Leipzig, Frankreich und Karelien. Mara hat was von einem Geist, mit ihren weißen Kleidern und den goldenen Augen. Ihr Weg ist mit Leichen gepflastert, es ist unmöglich, sie zu überführen.
Genau wie „Die Bücher, der Junge und die Nacht“ konnte mich auch dieses Buch von Kai Meyer begeistern. Dem Autor ist eine perfekte Mischung aus historischem Roman, Familiensaga, Krimi, Fantasy, Action, und Mystery gelungen. Das Ende ist grandios, alles endet da, wo es begonnen hat. Ein Highlight, das mir noch lange im Gedächtnis bleiben wird und ein Roman, den ich wirklich allen, die gerne lesen, empfehlen kann.

Bewertung vom 06.11.2023
Sahler, Martina;Wolz, Heiko

Gwendolyns Hoffnung / Die Zuckerbaronin Bd.2


ausgezeichnet

Nachdem ich den ersten Teil der Zuckerbaronin verschlungen habe, wollte ich unbedingt wissen, wie es mit den drei Schinder-Schwestern weitergeht.
Bayern, 1911: Gwendolyn hat Alexander von Wallenstein geheiratet und leitet mit ihm zusammen die Zuckerfabrik. Allerdings ist Alexander längst nicht so fleißig wie sie und vertreibt sich die Zeit lieber mit Glückspiel, Automobil fahren und Trinkgelagen. Dann taucht Lisa mit dem kleinen Matti auf, den sie als Alexanders Sohn ausgibt. Alexander hatte einige Jahre zuvor mit Lisa eine Affäre. Lisa kommt aus Leipzig, wo Alexander studiert hat.
Martha ist in die Fußstapfen ihres verstorbenen Vaters getreten und schmuggelt Saccharin über die Schweizer Grenze ins Deutsche Reich. Als Martha, Benno und Helena von ihrem Schweizer Geschäftspartner zu einer Hochzeit eingeladen werden, lernt Helena auf der Feier Andrin, einen der Schmuggler, näher kennen. Eine Verbindung zwischen Helena und dem Schweizer würde Martha sehr begrüßen, und als Helena von einer Schweizer Familie gebeten wird, als Kindermädchen auszuhelfen, überredet Martha ihre Schwester, für einige Wochen in der Schweiz zu bleiben. Schon bald muss Helena feststellen, dass Andrin kein Mann ist, an den sie sich binden möchte.
In einigen Kapiteln erfahren wir einiges über den Siegeszug des Saccharins in den USA, dessen größter Verfechter der damalige US-Präsident, William H. Taft, war. Er beauftragte die Chemieindustrie damit, die Unbedenklichkeit von Saccharin in Lebensmitteln nachzuweisen. Im Deutschen Reich hingegen gab es ein Süßstoffgesetz, nach dem Lebensmittel mit Saccharin gekennzeichnet werden mussten und ein weiteres, nach dem es nur auf Rezept in Apotheken erworben werden konnte.
Der Schreibstil ist flüssig, bildhaft und fesselnd, ich habe auch den zweiten Band sehr gern gelesen und kann beide Bücher Leser*Innen von historischen Romanen empfehlen. Über eine Fortsetzung der Reihe würde ich mich sehr freuen.

Bewertung vom 04.11.2023
Brammer, Mikki

Dieses schöne Leben


ausgezeichnet

Ein wunderbarer Debütroman über das Leben und den Tod, der mich zum Nachdenken gebracht hat.
Clover, 36 Jahre alt, ist Sterbe-Doula, sie begleitet Menschen an ihren letzten Tagen, Wochen oder Stunden. Den Beruf hat sie gewählt, nachdem ihr geliebter Großvater, bei dem sie aufgewachsen ist, alleine sterben musste, während sie im Ausland war.
In Rückblenden erfahren wir, welche Erlebnisse in Clovers Jugend dazu geführt haben, dass sie noch nie eine Beziehung hatte, und bis auf ihren 87jährigen Nachbarn Leo keine Freunde hat. Sie lebt mit zwei Katzen und einem Hund zwischen den Möbeln und Büchern ihres Großvaters und schafft es auch dreizehn Jahre nach seinem Tod nicht, sie zu entsorgen.
In der freien Zeit zwischen ihren Aufträgen schaut sie sich romantische Liebeskomödien an und beobachtet mit ihrem Fernglas das glückliche Paar in der Wohnung gegenüber. Einmal in der Woche spielt sie mit Leo Mahjongg.
Dann nimmt ihr Leben einige Wendungen. Die quirlige Sylvie zieht in das Haus ein. Sie lässt sich nicht von Clovers Unnahbarkeit abschrecken und findet Clovers Beruf nicht wie die meisten anderen morbide, sondern interessant und faszinierend.
In einem Death Café trifft Clover auf Sebastian, dessen Großmutter Claudia unheilbar krank ist. Sebastian engagiert Clover als Sterbebegleiterin für Claudia, die ein aufregendes Leben geführt hatte. In den 1950er Jahren, vor ihrer Heirat, war sie als Fotoreporterin unterwegs. Auf ihren Reisen hat sie Hugo, ihre große Liebe getroffen, aber auch wieder verloren. Clover beschließt, Hugo für Claudia wiederzufinden.
Ich habe viel Neues gelernt, so wusste ich nicht, dass es Death Cafés gibt, Treffpunkte für Menschen, die über den Tod oder die Bewältigung ihrer Trauer sprechen wollen. Den Beruf der Sterbe-Doula kannte ich auch nicht, einen Beruf, den Clover mit sehr viel Herz und Hingabe ausübt. Die letzten Worte der Sterbenden ordnet sie in drei Kategorien ein: Geständnisse, Bedauern und Ratschläge. Bei einigen Geständnissen musste ich schmunzeln, manches, was Menschen am Ende ihres Lebens bedauern, hat mich zum Nachdenken gebracht.
Im Nachwort schreibt die Autorin, dass sie ein Buch über den Tod schreiben wollte, das Spaß macht und aufmunternd ist. Das ist ihr hervorragend gelungen. Ein wunderbarer Roman, der mir noch lange im Gedächtnis bleiben wird. Von mir eine große Leseempfehlung.

Bewertung vom 02.11.2023
Leciejewski, Barbara

In Liebe, deine Lina / Mühlbach-Saga Bd.1


ausgezeichnet

Diese Kombination aus einem historischen Roman und einer Familien-und Liebesgeschichte hat ein wunderschönes Cover.
Ende des 19. Jahrhunderts: Lina und Albert wachsen zusammen in dem kleinen pfälzischen Dorf Mühlbach am Glan auf. Während Lina aus einer armen Familie kommt, ist Albert des Sohns des Kaufmanns und Besitzers der örtlichen Schmiede. Als Lina schwanger wird, verweigern Alberts Eltern ihm die Erlaubnis, Lina zu heiraten. Sie bringt ihr Kind zur Welt und wird von allen Dorfbewohnern geächtet. Nur Karl steht zu ihr, der selbst unehelich geboren wurde. Er bietet Lina an, mit ihm nach Bremen zu gehen, wo sie ein neues Leben als Ehepaar beginnen.
Auch wenn sich Lina in Bremen schnell einlebt, so hat sie doch starkes Heimweh und große Sehnsucht nach ihrer Heimat Mühlbach und ihrem Bruder Walter. Obwohl Karl eigentlich nie wieder zurück möchte, so lässt er sich schließlich überreden, und fährt mit Lina und der kleinen Charlotte in die Pfalz. In dem kleinen Dorf ist die Zeit stehen geblieben, Lina und Karl und auch ihre kleine Tochter bleiben für die Mehrheit der Pfälzer die Geächteten.
Die aufgeweckte Charlotte bekommt in Mühlbach mit, dass Karl nicht ihr leiblicher Vater ist, damit bricht für sie eine Welt zusammen. Die Tatsache, dass sie zwei Väter hat, belastet ihr Leben von nun an ungemein und sie macht sich unablässig Gedanken, ob ihr Vater sie genauso lieb hat wie seine beiden leiblichen Kinder.
Dieser erste Roman, den ich von der Autorin gelesen habe, hat mich sehr begeistert. Ich lese sehr gern historische Romane und bin besonders von der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg fasziniert. „In Liebe, deine Lina“ war für mich der erste Roman, in dem es um das Alltagsleben der Mittelschicht geht, da Familie Schäfer weder arm noch reich ist. Was den Roman auch noch besonders macht, ist, dass er auf wahren Begebenheiten beruht, da die Autorin die Geschichte ihrer Urgroßeltern und Großeltern aufgeschrieben hat. Der erste Teil endet mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs, und ich freue mich, dass es einen zweiten Teil geben wird, in dem Charlotte im Mittelpunkt stehen wird. Von mir eine große Leseempfehlung sowohl für Leser*Innen von historischen Romanen als auch von Liebes- und Familienromanen.