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rewa
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wien

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Insgesamt 387 Bewertungen
Bewertung vom 24.05.2021
Pesch, Volker

Der letzte Grund


sehr gut

Die geplante Teilnahme des Traditionsschiffs Sansibar an der Hanse Sail beginnt gleich mit einem doppelten Unglück. Nicht nur,dass es im Hafen gesunken ist, findet man auch noch eine unbekannte Leiche darin. Hauptkommissarin Doro Weskamp wird mit der Mordermittlung beauftragt. Während sie zuerst vermutet, dass es vielleicht der verschwundene Bootsmann Clemens Kasten sein könnte, steht auch die Möglichkeit von Sabotage im Raum, da Windkraftgegner gegen die Teilnahme des Seglers sind. Wer also hat ein Motiv das Schiff zu versenken und eine Leiche zu hinterlassen? Erst als Doro einen alten Koffer an Bord findet und Dinge darin sind, die an furchtbare Ereignisse aus dem Zweiten Weltkrieg hinweisen spürt sie, dass sie einer größeren Sache auf der Spur ist. Nicht immer handelt Doro konzentriert und es passiert ihr so manches Missgeschick, das sie von sich eigentlich gar nicht gewohnt ist und schon bald stellt sich auch für sie die Frage ob sie genauso wie Clemens Kasten ein ,,Kriegsenkel“ ist, wo die unsichtbaren Schatten der Vergangenheit auch über ihr liegen.

Der Roman ,,Der letzte Grund“ erzählt eine spannende Geschichte deren Ursprung in der Vergangenheit liegt und die nachfolgenden Ereignisse in der Gegenwart ihr Ende finden. Der Autor Volker Pesch hat dabei ein interessantes Thema angeschnitten, nämlich das der sogenannten ,,Kriegsenkel“. Sehr gut wird darin auch die Widersprüchlichkeit der Experten beschrieben, ob Gene oder die Erziehung und Erlebnisse der Eltern die Nachkommen möglicherweise beeinflussen. Die Protagonisten Clemens und Doro müssen sich damit immer wieder auseinander setzen und speziell bei der Kommissarin merkt man dabei, wie verletzlich sie manchmal ist, ohne wirklich den Grund dafür zu kennen. Sie ist eine sympathische und auch empathische Person, die stets versucht alles richtig zu machen, selbst wenn ihr dabei Fehler unterlaufen. Mit ihrer weiblichen Gegenspielerin Dr. Andres hat ihr der Autor eine interessante Frau gegenüber gestellt, wo beide immer wieder tiefgründige Gespräche führen. Aber auch der Polizeiseelsorger Tom Schroeder ist für sie ein besonderer Gesprächspartner, wo man spürt, dass sich beide auf eine gewisse Art und Weise verbunden fühlen. Die Geschichte rund um den Mord und dem versunkenen Schiff wird dabei einfühlsam erzählt. Es sind menschliche Schicksale, die nie ganz aufgearbeitet worden sind und somit auch jetzt noch viele Jahre später ihren Tribut verlangen.
Das Cover ist jetzt für mich nicht wirklich ansprechend, da es ein wenig altertümlich rüber kommt. Dafür ist dann die Geschichte gut erzählt und mit ein wenig Lokalkolorit hat der Autor das Leben und Handeln der Menschen gut nachempfunden. Es ist auch ein Eintauchen in die menschliche Seele, die zeigt, wie verletzlich diese sein kann. Das Ende ist jetzt nicht unbedingt das, was ich mir erwartet habe, aber darüber kann ich hinwegsehen, weil die Geschichte interessant und auch spannend war.

Bewertung vom 22.05.2021
Schönberg, Torsten

Der Stempelmörder


gut

Was muss man wohl machen, damit man ein guter Österreicher wird? Diese Frage stellen sich tagtäglich Juri Sonnenburg und sein Freund Georg, die beide in einem Männerwohnheim leben und sich dem knallharten Integrationsprogramm ,, Piefke 5“ unterziehen müssen. Ihre Aufgaben sind zwar nicht immer von Erfolg gekrönt und bei ihrer Arbeit geht es nicht immer korrekt zu, trotzdem sind beide willens ihre Chance zu nützen um gute Österreicher zu werden. Dass aber in ihrem Umfeld ständig Leichen den Weg pflastern und der sogenannte ,,Stempelmörder“ offenbar ganz in ihrer Nähe ist, ist natürlich nicht optimal. Und so passieren ständig ,,Unfälle“ und sonstige Missgeschicke, die sie durch viele Wiener Bezirke führt und ihre Verfolger sind dabei nicht immer gut auf sie zu sprechen.
,,Der Stempelmörder“ , ist ein mehr als skurriler Wien Krimi von Torsten Schönberg. Die Geschichte an sich, wie man ein guter Österreicher werden kann ist witzig und originell aufgearbeitet. Egal ob Juri und Georg im ,,Arbeitslosenstrandbad“ als Bademeister arbeiten sollen, wo eigentlich beide nicht schwimmen können, oder sie als ökologische Bedienstete mit ihrem Esel ausrücken und Müll einsammeln, stets hinterlassen sie ein Chaos. Dabei hat der Autor wirklich witzige Szenen beschrieben, wo man oft nur den Kopf schütteln konnte, was die beiden gerade anrichten. Auch wenn es ein Roman ist, den man nur mit einem oder sogar zwei Augenzwinkern lesen sollte, hat es doch auch Szenen gegeben die mir zu überdreht oder auch unpassend waren wie Frauen, die im Keller gefangen gehalten werden , wo sie fremden Männern zur Verfügung stehen müssen oder dass man mit einem Stilett auf Leichen einsticht um zu überprüfen, ob sie wirklich tot sind. Diese Handlungen hätte ich nicht gebraucht. Manchmal hatte ich auch das Gefühl, dass der Autor zu viel in einer Szene unterbringen wollte und es so rasant zur Sache ging, dass ich ein wenig den Überblick dabei verloren habe, was gerade geschehen ist. Wer Wien nicht kennt, wird in dem Roman viele interessante Plätze und Orte kennen lernen und auch über manche skurrile geschichtliche Begebenheit etwas erfahren. Diejenigen, die Wien kennen, werden sich gut unterhalten über die verrückten Szenen von der MA 84, die eigentlich MA48 heißt oder das Arbeitslosenstrandbad, das eigentlich das Arbeiterstrandbad an der Alten Donau ist. Es ist somit auch eine kleine touristische Führung durch Wien. Wer also Juri und Georg auf ihrer abenteuerlichen Reise durch Wien begleiten möchte und sich gerne immer wieder überraschen lassen will, der ist bei dem Stempelmörder in besten Händen.

Bewertung vom 18.05.2021
Korten, Astrid

Die Stille vor Lilou (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Der Lehrer Jules Lefevre ist glücklich mit seiner Frau Malin und seiner kleinen Tochter Lilou. Doch ein Burn Out zwingt ihn in die Knie und die lange Zeit zu Hause macht ihm immer mehr zu schaffen. Als ihm Paul Moreau, der Rektor seiner Schule, einen Besuch abstattet gerät seine Gedanken- und Gefühlswelt völlig außer Kontrolle. Plötzlich misstraut er jedem und in seiner Wahnvorstellung passieren Dinge, die ein normales Denken nicht mehr möglich machen. Da schlägt das Schicksal zweifach zu und Jules hat nur ein Ziel, er will den vernichten, der in seinen Augen sein Leben zerstört hat.
Die Autorin Astrid Korten, die bekannt ist für ihre spannenden Psychothriller ist, hat mit dem Roman ,, Die Stille vor Lilou“ einen Roman der stillen Art geschrieben, der den Leser aber sofort in seinen Bann zieht.
Ihr Protagonist, der an Burn Out erkrankt ist, wird in einen Strudel an Wahnvorstellungen hineingezogen, wo der Leser selbst Stück für Stück darin verwickelt wird, wo es scheinbar kein Entkommen gibt. Man findet sich in Szenen wieder, wo man selbst nicht mehr entscheiden kann, ob Jules sich alles nur einbildet, oder ob es sich wirklich so abspielt. Gekonnt lässt die Autorin seine Gedanken und Gefühle durcheinander wirbeln, wo man erkennt, dass diese Krankheit nicht zu unterschätzen ist. Aber, dass es auch schwer für die Familie ist, damit um zugehen. Fiktion und Wirklichkeit vermischen sich und es entstehen Gedanken, die sogar gefährlich werden können. Astrid Korten zeigt auf beängstigende Art und Weise auf, wie sich ein Mensch dabei verändern kann und dass richtige Hilfe dabei von Nöten ist. Ihr Protagonist hat diese nicht und so entsteht ein bedrückender und spannender Roman, wo man in diversen Zeitsprüngen mitverfolgen kann, wie das Leben von Jules immer mehr aus den Fugen gerät. Man leidet mit ihm mit, man spürt, dass in seinem Inneren ein Kampf statt findet, den er nicht gewinnen kann. Die Schicksalsschläge sind berührend und intensiv beschrieben. Die Autorin zeigt auch, wie wichtig es ist professionelle Hilfe an zu nehmen, wenn man sie braucht und dass im Grunde jeder ein Burn Out bekommen kann. Da unser Alltag, sowohl beruflich als auch privat, immer stressiger und anstrengender wird. Die Protagonisten schweigen, anstatt zu reden und somit wird die Stille immer lauter. Das Cover passt auch wunderbar zu der Geschichte, da sie die Verletzlichkeit der menschlichen Seele mit dem kleinen Vogel in den geöffneten Händen gut darstellt. Ein berührender Roman von Astrid Korten, wo sie menschliche Schicksale wieder einmal intensiv und zu Herzen gehend erzählt.

Bewertung vom 15.05.2021
van Hooven, Andreas

Über dem Cäcilienpark


sehr gut

In einer kleinen Großstadt im Nordwesten leben Menschen wie du und ich. Sie haben Ängste, Sorgen, aber auch Hoffnungen und Wünsche.
,,Über dem Cäcilienpark“ entführt der Andreas van Hooven den Leser in 12 Erzählungen in eine Welt von Protagonisten, die es überall geben könnte.
Es sind die kleinen Geschichten, die der Autor über diese Menschen berichtet. Immer wieder greift er am Rande auch das Thema Corona auf und man ist als Leser hautnah dabei, wenn es um einen Musiker geht, der seine Kunst zwar ausleben möchte, es aber nicht darf. Und sich dabei die Frage stellt, ob man nicht auch etwas Verbotenes machen darf, wenn das Feuer der Leidenschaft zur Musik stärker ist, als die Vorschriften. Aber auch familiäre Probleme wie Arbeitslosigkeit können der Auslöser sein für eine Kettenreaktion die letztendlich zeigt, dass viele Menschen nur das sehen, was sie sehen wollen ohne zu hinterfragen nach dem warum. Der Autor lässt dabei seine Protagonisten leiden und lachen, hoffen und verzweifeln und so manche Geschichte bleibt offen, sodass der Leser selbst die Möglichkeit sein eigenes Ende zu finden. Es sind viele unterschiedliche Kurzgeschichten, wo der Autor seine eigenen Gedanken zu Papier bringt, wo ich aber nicht immer den richtigen Zugang gefunden habe.
Der Autor versucht immer wieder seinen Figuren, egal wie schlecht es ihnen ergeht, immer noch einen kleinen positiven Lichtblick zu schenken, was mir gut gefallen hat. Selbst der Protagonist, der weiß, dass er bald sterben wird, gestaltet sein restliches Leben mit Freude und Spaß.
Aber auch alltägliche Themen wie politische Debatten unter Freunden und deren Wichtigkeit stellt er in den Raum. Es sind auch immer Geschichten dabei, die zum Nachdenken anregen und man selbst entscheiden kann, wie man selbst handeln würde.
Dass er auch einen feinen Humor besitzt zeigt er auch immer wieder wenn z.B sein Paketzusteller eine abenteuerliche Fahrt bestehen muss, nicht nur mit seinen Paketen, sondern auch mit einem kleinen ,,Anhängsel“ der besonderen Art.
,,Über dem Cäcilienpark“ ist also eine kleine Sammlung an Geschichten aus dem Alltag vieler Menschen, die unter uns leben und vielleicht an uns selbst erinnern oder an den Nachbarn von neben an.

Bewertung vom 08.05.2021
Wehnhardt, Daniel

Zorn der Lämmer


ausgezeichnet

Die Juden, die 1945 den Holocaust überlebt haben, haben im Grunde alles verloren. Keine Heimat mehr, viele Familien einfach ausgelöscht und keine Hoffnung auf ein besseres und neues Leben. Da beginnt sich ein Trupp aus hasserfüllten Menschen sich zusammen zu setzen und unter der Leitung des ukrainischen jüdischen Partisanen Abba Kovner beginnt in Wilna ein bewaffneter Widerstand gegen die Deutschen. Doch die erhoffte Unterstützung der Ghettobewohner bleibt aus und so ziehen sie sich in die Wälder der Umgebung zurück um dort weiter zu kämpfen. Einzig seine engen Freunde wie die Frauen Vitka oder Ruzka oder Josef, der selbst vor einfachen Bauernfamilien nicht halt macht und diese kaltblütig tötet, stehen treu zu ihm. Mit der Zeit wird aber Abbas Rache und Hass auf die Deutschen immer größer und die jüdische Untergrundorganisation Nakam entsteht. Während immer mehr europäische Juden versuchen nach Palästina zu fliehen und sich dort ein neues Leben erhoffen, verfolgt Abba einen grausamen Plan, nämlich die Tötung von Millionen von Menschen, egal ob schuldig oder nicht. Denn sein Hass auf die deutsche Bevölkerung ist so groß, dass er einfach nur noch Rache will dafür, was man den Juden im Krieg angetan hat.
In dem zeitgeschichtlichen Roman ,, Zorn der Lämmer“ lässt der Autor Daniel Wehnhardt ein spannendes und ziemlich unbekanntes Kapitel der deutsch- jüdischen Nachkriegsgeschichte emotional, brutal und erschütternd aufleben. Da der Autor sehr viel und intensiv recherchiert hat, wird man als Leser sofort in die Geschehnisse rund um Abba Kovner und seinem Rachefeldzug hinein katapultiert. Man bekommt dabei in unterschiedlichen und stets abwechselnden Kapiteln immer wieder die Möglichkeit die Beweggründe und Handlungen von verschiedenen Personen hautnah mit zu erleben. Manchmal sind es recht viele Namen, die dabei vorkommen, wo es nicht immer leicht war den richtigen Überblick zu behalten. Egal, ob es gerade die Partisanen sind, die sich durch Schlamm und Dreck durch den Wald schlagen, oder ob die Jüdische Brigade Jagd auf untergetauchte Deutsche Offiziere macht, die Beschreibungen sind dabei sehr bildhaft und intensiv. Der Schreibstil passt sich sehr gut an den Erlebnissen, Gedanken und Gefühlen der Menschen an und so manche Szene ist so bildhaft, dass man als Leser die Luft anhalten muss, weil man sich diese Grausamkeit gar nicht vorstellen mag. Ungeschönt und geschichtlich leider wahr werden Menschen Schicksale erzählt, die so vieles erleiden mussten. Dabei stellt sich dem Leser immer wieder die Frage, ob jemand wirklich das Recht hat Vergeltung zu üben an Menschen, die an den Kriegswirren gar nicht beteiligt waren. Abba Kovner ist von seinem Hass so zerfressen, dass es bei ihm nur Auge um Auge und Zahn um Zahn heißt. Es ist ein erschütternder Roman wo es der Autor geschafft hat nicht nur viele Protagonisten einzubauen, die es damals wirklich gegeben hat, sondern auch geschichtliche Ereignisse, die tatsächlich stattgefunden haben dem Leser anschaulich näher zu bringen.

Bewertung vom 01.05.2021
Caligo, Lucian

Verlorene Geschichten


ausgezeichnet

In der Kurzgeschichtensammlung ,, Verlorene Geschichten“ entführt der Autor Lucian Caligo den Leser in ein Reich der Fantasie, wo man nicht nur einem frechen Kobold, oder einer KI begegnet, die sich über ihre Arbeit Gedanken macht, sondern auch vielen anderen mehr oder weniger unheimlichen Gestalten.
Der Autor zeigt dabei eine große Bandbreite an verschiedenartigen Geschichten, wo man nicht nur ob des witzigen Humors und herrlichen Dialogen, die Protagonisten bei ihren Abenteuern begleiten darf, sondern auch emotionale Geschichten, wo man selbst mit einem Untoten mitleidet und hofft, dass seine arme Seele endlich Erlösung findet.
Der Schreibstil des Autors ist angenehm zu lesen und er weiß seine Pointen Punktgenau zu
setzen, was bei einigen seiner Geschichten eine herrliche Abwechslung ist. Aber ebenso schafft er es eine düstere Stimmung herauf zu beschwören und tragische und brutale Szenen gut zu beschreiben, dass man sich selbst mitten drin im Geschehen wieder findet.
Auffällig ist auch, dass es einige weibliche Heldinnen und Kämpferinnen gibt, die genau wissen was sie wollen.
In 10 verschieden langen Kurzgeschichten wird sicher jeder seine Lieblingsgeschichten heraus finden können da er SF, mystisches oder Fantasie bietet. Originelle Einfälle und viele sympathische Protagonisten machen die Geschichten zu einem Lesevergnügen. Egal ob Geisterwesen, Drachen, Kopfgeldjägerin, Ritter oder eine KI jeder und jede von ihnen entführt den Leser in eine andere Welt, wo das Ende nicht immer so ist, wie man vermuten würde.

Bewertung vom 24.04.2021
Morlock, Bernhard

Titania (eBook, ePUB)


sehr gut

Ein Klassentreffen mit dem Motto der 80 er Jahre wirft die erfolgreiche Anwältin Ellen völlig aus der Bahn. Denn damals sind Dinge passiert, die für viele Menschen weitreichende Folgen hatte. Ihre Trennung von Sebastian war für sich furchtbar, als ihre Freundin Dorothea gestand, ein Verhältnis mit ihm zu haben. Doch als diese danach einen Selbstmordversuch beide Beine verlor, war für alle ein harter Schlag. Und nun soll es ein Wiedersehen mit allen bei diesem Klassentreffen geben, wo keiner weiß, was sie erwarten wird.
,,Titania“ von Bernhard Morlock beschreibt die emotionale und berührende Liebes- und Lebensgeschichte zweier Menschen, die einen langen und beschwerlichen Weg gehen mussten, um an ihr beider Ziel zu kommen. Der Autor lässt in dem Roman das Flair der 80er Jahre aufleben mit den Gedanken und politischen Strömungen der damaligen Zeit. Manche seiner Protagonisten scheinen in ihrer Vergangenheit stecken geblieben zu sein. Sei es, weil sie mit Dingen von damals nicht positiv abschließen konnten, oder weil sie hoffen, dass sie die Gefühle und Ansichten von früher einfach in die jetzige Zeit mitnehmen können. Der Grundtenor der Geschichte handelt von Schuldgefühlen, falschen Entscheidungen, aber auch von Hoffnung, dass sich doch noch alles zum Guten wenden lässt. Die Sprache und Ausdrucksweise des Autors ist gefühlvoll und lässt auch einen Hauch Nostalgie aufkommen, da sich seine Protagonisten stets gewählt und wohldurchdacht äußern. Es ist keine Hektik zu erkennen, sondern alles wird ruhig und gemächlich erzählt. Es
gibt immer wieder Rückblenden, wo die verschiedenen Protagonisten ihre Erlebnisse aus ihrer Sicht schildern. Die Reisen in die Vergangenheit zeigen Bilder auf, wo man als Leser direkt spürt, wie
viel Leid eine unbedachte Handlung auslösen kann und die darauf folgende Kettenreaktion an tragischen Ereignissen sich über viele Jahre hinweg zieht. Der Autor lässt seine Protagonisten zwar leiden, aber er bietet ihnen auch die Möglichkeit Fehler wieder gut zu machen. Selbstzweifel, Schuldgefühle und Enttäuschung stehen der Erkenntnis gegenüber, dass jeder für sein handeln und seine getroffenen Entscheidungen grade stehen muss. Ellen und Sebastian haben in ihrer Vergangenheit zwar Fehler gemacht und verletzte Gefühle waren noch nie ein guter Ratgeber, aber ein unsichtbares Band hat sie über die Jahre hinweg miteinander verbunden. Der Autor lässt nun bis zum Schluss den Leser mit fiebern ob es den beiden gelingt einen gemeinsamen Weg gehen zu
können, oder ob das Band ihrer damaligen Liebe für immer zerrissen ist.

Bewertung vom 11.04.2021
Ambronn, D.G.

Und was ist mit Rosemarie?


gut

In einem Waldstück wird die Leiche von Viktor Bleßmann gefunden, erschlagen und versteckt im Kofferraum seines eigenen Wagens.
Die Kommissare Kühl und Jörgensen begeben sich nun auf Mördersuche, die sich nicht als ganz leicht gestaltet. Warum wurde Bleßmann getötet und sein Geld hat man aber nicht mitgenommen? Bleßmanns Frau Ines, die zugibt einen Liebhaber zu haben und auch ihre vorlaute Tochter Monika, zählen schon bald zu den Verdächtigen. Doch bald taucht ein weiterer Name auf, wo anscheinend keiner so recht weiß wer das eigentlich ist. Wer ist diese geheimnisvolle Rosemarie und ist vielleicht doch der Liebhaber von Ines mehr in den Mordfall involviert als er zugibt?
Der Roman ,, Und was ist mit Rosemarie“ ist ein 2020 zufällig wieder entdeckter Kriminalroman von D.G.Ambronn, den er bereits 1984 geschrieben hat. Man landet also in einer Zeit, als es als Zahlungsmittel noch die D- Mark gegeben hat und das ganze Flair an alte Krimi Ermittlungen der damaligen Fernsehserien erinnert. Der Name Kühl für den Kommissar scheint dabei gut gewählt zu sein. Er ermittelt scheinbar so, wie er möchte, ohne Respekt den Verdächtigen gegenüber aber auch seinen jungen Mitarbeiter Jörgensen behandelt er immer wieder gönnerhaft von oben herab. Ich weiß, dass es immer wieder unsympathische Figuren in einem Roman gibt, aber diesen Kommissar fand ich durchgehend als überheblich und auch unprofessionell. Die weiblichen Figuren waren teilweise so, dass sie unselbständig und unterwürfig gewirkt haben wo man gemerkt hat, dass die Männer damals noch das Sagen hatten. Die Tochter hingegen war einfach nur peinlich, wie sie mit ihrer Mutter umgesprungen ist und auch sonst den Erwachsenen gegenüber sehr frech und aufsässig war. Der junge Kommissar war so, wie man sich einen guten Ermittler vorstellt, empathisch, bemüht den Fall zu lösen, selbst wenn er im Dienst sich verführen lässt und Alkohol trinkt.
Die Geschichte war spannend und hat gezeigt welch weitreichende Folgen Erlebnisse aus der Vergangenheit für die Gegenwart haben können und Erinnerungen von früher oftmals in einer großen Enttäuschung enden können, wenn man versucht diese wieder aufleben zu lassen. Der Epilog war für mich ein interessanter Abschluss der zum Nachdenken angeregt hat.