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Danni89

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Insgesamt 243 Bewertungen
Bewertung vom 14.10.2014
Jonas, Melanie;Jürgen Kaffer;Schulze Lohoff, Margitta

It's Gintime


sehr gut

Bereits ein erster Blick in „It's Gin Time“ verschafft dem Leser den Eindruck, dass es sich eben nicht um ein staubtrockenes Sachbuch handelt. Natürlich kommt auf insgesamt rund 140 Seiten der informative Teil über den berühmten Wacholderschnaps keineswegs zu kurz, aber der Fokus liegt dennoch auf dem Unterhaltungswert.

Die Autoren haben es sich zum Ziel gemacht, dem Leser das „Lebensgefühl Gin“ zu vermitteln und haben dies – natürlich abhängig davon, wie hoch man seine Erwartungen setzt – auch auf eine gewisse Weise geschafft. Aufgeteilt in die vier Kapitel „Sunset“, „Dusk“, „Midnight“ und „Dawn“ entführen sie den Leser eben sogar wörtlich in eine Nacht der Welt des Gins. Eingeleitet wird jedes Kapitel dabei mit einigen Bildern, die die Ausgangsstimmung des Kapitels widerspiegeln sollen, bevor dann in relativ kurzen Artikeln von verschiedenen Autoren auf alle möglichen Aspekte des Gins eingegangen wird. So werden neben klassischen Informationen etwa über den Anbau oder die Zusammensetzung des Gins auch viele kleine Anekdoten rund um die Spirituose erzählt, wobei die Darreichungsform stets variiert und das Lesen damit nie langweilig wird. So wird eine „Informationsflut“ etwa durch das Einfließen von Interviews oder die clevere Nutzung von Randbemerkungen und nicht zuletzt durch das Abdrucken diverser Cocktail-Rezepte sichtlich aufgelockert – wenngleich es für meinen Geschmack von letzteren eindeutig zu wenig gab, dafür dass es sich um ein Buch handelt, das sich einem klassischen Cocktail-Bestandteil gewidmet hat.

Auch darüber hinaus habe ich noch einige weitere kleine Kritikpunkte: Zum Einen mag das etwas andere Format des Buches vielleicht ebenso innovativ wie die Grundidee an sich sein, mir persönlich gefällt es allerdings nicht, denn für meinen Geschmack ist es für ein gemütliches Schmökern zu unhandlich.
Außerdem beinhaltet das Buch für mich zu viele reine Bilderseiten. Mit Sicherheit sollen diese eben dazu beitragen, „das Lebensgefühl Gin zu vermitteln“, aber ich finde, eine (höchstens zwei) solcher Doppelseiten mit Bildern von Gingläsern, Gin-Trinkern sowie dem dazu passenden Essen und der dem aktuellen Thema entsprechenden Atmosphäre pro Kapitel wären völlig ausreichend gewesen, zumal diese Seiten auch nicht sich vom Rest des Buches abhebend in Hochglanz gedruckt worden sind.

Dies sind allerdings nur kleine Mankos, die der Gesamtqualität des Buches in meinen Augen nur wenig Abbruch tun.
Insgesamt wurde mit „It's Gin Time“ und seinem angenehmen Softcover mit praktischem Lesebändchen aber eine innovative Idee von den Autoren gut umgesetzt mit dem Ergebnis eines tollen Geschenkbuchs für Gin-Liebhaber.

Bewertung vom 14.10.2014
Safier, David

Plötzlich Shakespeare


weniger gut

"Au Mann, ich war ja so etwas von einem Frauenklischee!" ... So heißt es gleich auf der ersten Seite und nach 314 weiteren Seiten bleibt mir nur zu sagen: Ja, Rosa, das bist du!

Die Protagonistin Rosa ist unzufrieden mit ihrem Leben, besonders nachdem sie erfahren hat, dass ihr Ex, den sie immer noch zu lieben glaubt, heiraten will - und sie zerfließt daher in Selbstmitleid. Nach einer Hypnose findet sich Rosa nun nicht nur im London des Jahres 1596, sondern auch noch gemeinsam mit der Seele Shakespeares in dessen Körper wieder. Selbstverständlich lernen sich die beiden im Verlaufe der Geschichte immer besser kennen, auch wenn sie dabei das eine oder andere Mal etwas aneinander geraten. Nun muss Rosa nicht nur versuchen, die Probleme, in die sich Shakespeare hinein manövriert hat, als er noch Herr seines eigenen Körpers war, zu lösen, so gut es eben geht, sondern sie muss auch die Wahre Liebe finden, denn dies ist ihr einziger Weg zurück in ihr altes Leben ...

Zwar liest sich das Buch flüssig und locker weg und einige seltene Male brachte mich die Situationskomik zum Schmunzeln, insgesamt bediente der Roman für meinen Geschmack aber eindeutig zu viele Klischees. Auf mich wirkte die Handlung oft unbedingt zum Komischen hin konstruiert und das hat mein Lesevergnügen doch stark beeinträchtigt. Schade eigentlich, denn die Idee an sich fand ich durchaus interessant und auch der Klappentext hat meine Neugier geschürt. Doch leider blieb die Umsetzung für meinen Geschmack um Einiges hinter den Erwartungen zurück - sowohl in Hinblick auf den Inhalt als auch auf den Unterhaltungswert.

Bewertung vom 14.10.2014
Langer, Siegfried

Vater, Mutter, Tod


ausgezeichnet

Ich empfinde es als unheimlich schwierig, einen kurzen Überblick über den Inhalt des Buches zu geben, ohne dabei etwas Entscheidendes zu verraten, dass das Lesevergnügen trüben könnte. Aus diesem Grunde hier nur der Klappentext, um einen kleinen Eindruck zu vermitteln:

Wenn dir das Liebste genommen wird - was würdest du tun?
Ein Vater, der große Schuld auf sich lädt.
Eine Mutter, die alles tun würde, um ihren Sohn zurückzubekommen.
Ein kleiner Junge, der tot in einer Berliner Wohnung liegt.
Eine Frau, deren Erinnerungen sie betrügen.
Kommissar Manthey sucht nach den Zusammenhängen. Er will ein Kind retten - um jeden Preis. Und stößt auf einen Abgrund aus Verzweiflung und Wahn.

Der Autor versteht es, in jedem einzelnen Kapitel genau das richtige Maß an Informationen für den Leser zu verarbeiten, dass sowohl die Spannung, also auch dessen Neugier geschürt wird. Dabei verwendet er einen leicht eingängigen Schreibstil, ohne dabei in endlose Beschreibungen abzudriften, so dass die Spannung wirklich von Zeile zu Zeile getragen wird. Die insgesamt meist relativ kurz gehaltenen Kapitel stellen dabei nicht den chronologischen Handlungsablauf nach, sondern springen immer wieder zwischen den Sichtweisen einiger Protagonisten hin und her. Wo der jeweilige Abschnitt zeitlich in das Gesamtgeschehen einzuordnen ist, ist immer jeweils zu Beginn des Kapitels angegeben - meist gemessen am Zeitpunkt der "Katharsis", laut Duden dem "Sichbefreien von psychischen Konflikten und inneren Spannungen durch emotionales Abreagieren" und das beschreibt es ziemlich treffend. Erst nach gut der Hälfte des Buches beginnt sich dem Leser langsam, Stück für Stück der Zusammenhang der sprunghaften Geschehnisse zu offenbaren. Dieser Aufbau, einige geschickt gesetzte Überraschungseffekte, die tiefgründige Darstellung der Hauptcharaktere und das inhaltliche Gesamtkonzept machen diesen Thriller zu einem bemerkenswerten Vertreter seines Genres.

Es ist schon lange her, dass mich ein Thriller von der ersten bis zur letzten Seite derart fesseln konnte, ohne dabei für meinen Geschmack auch nur eine dramaturgische Schwachstelle aufzuweisen. Bei "Vater, Mutter, Tod" handelt es sich wirklich um einen Pageturner erster Klasse - einmal angefangen, wird man das Buch nicht mehr aus der Hand legen wollen. Vielen Dank, Herr Langer, für dieses ausgezeichnete Lesevergnügen!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 14.10.2014
Hellberg, Åsa

Sommerfreundinnen


ausgezeichnet

Im Alter zwischen Mitte Vierzig und Mitte Fünfzig stehen die besten Freundinnen Sonja, Rebecka, Maggan und Susanne mitten im Leben: Seit einem Unfall geht die ehemalige Kindergärtnerin Maggan darin auf, sich um ihren 5-jährigen Enkel zu kümmern, während sie ihr eigenes Leben stets hinten an stellt; Rebekka ist eine Geschäftsführerin, die ihren Beruf lebt und sich Gedanken macht, welchen Sinn ihr Leben ohne ihren Job noch hätte; als Stewardess ist Susanne hauptsächlich in Hotels zu Hause und lebt aktuell mit den Konsequenzen der Affäre, die sie mit einem verheirateten Piloten hatte - alles hat also seinen geregelten Lauf... bis Sonja ganz plötzlich und für die anderen drei völlig unerwartet verstirbt.
Doch für Sonja selbst kam das Ende alles andere als überraschend, nachdem sie sich nach der Diagnose einer Herzkrankheit gegen eine Operation und für das Leben entschieden hat. Und so konnte Sonja nicht nur ihr Leben in vollen Zügen genießen, sondern auch ihren Tod detailliert planen – was in erster Linie ein Testament umfasst, mit Hilfe dessen sie ihre drei besten Freundinnen auch über den Tod hinaus noch positiv beeinflussen und auf eine Reise zu sich selbst schicken will. Ganz nach dem Motto „niemand darf so ehrlich sein wie eine Tote“ zeigt Sonja ihren Liebsten auf, was ihr zu Lebzeiten aufgefallen ist und ihr nicht gefallen hat. Rebecka, Maggan und Susanne sollen sich fragen, was wirklich wichtig ist im Leben und wie weit sie in ihrem jetzigen Alltag doch von ihrem persönlichen Glück entfernt sind.

Nachdem zwar die Grundidee des Buches selbst schon vielversprechend genug ist, muss dazu noch gesagt sein, dass es wirklich angenehm geschrieben ist. In recht übersichtlichen Kapiteln mit teilweise passend eigebauten Rückblenden werden die Schicksale der vier Freundinnen spannend und interessant erzählt. Beim Lesen hat man vielleicht so manches mal das Gefühl, dass eine Szene auf den ersten Blick zu abrupt endet, aber im Nachhinein passt es gut in die jeweilige Situation und hat in etwa den Effekt eines „Cliffhangers“, wie man ihn etwa vom Film her kennt– ein Stilmittel, welches mir gerade bei der Kürze der Kapitel als sehr geschickt gewählt aufgefallen ist.
Auch über die Wahl der stilistischen Mittel hinaus ist der Roman in sich sehr schlüssig. Einige Ereignisse erscheinen vielleicht etwas vorhersehbar, aber das ist fast unumgänglich. Andere Geschehnisse überraschen dafür genug, um leicht darüber hinwegzusehen, was den Gesamteindruck der Erzählung einfach stimmig macht und dem Leser ein Gefühl guter Unterhaltung gibt.

Alles in allem handelt es sich bei „Sommerfreundinnen“ um eine wunderschöne Geschichte über Freundschaft, Liebe, Glück und vor allem vielleicht darüber, dass es nie zu spät ist, sein Leben richtig anzufangen.
Von mir also eine ganz klare Leseempfehlung – ich werde das Buch bestimmt nicht zum letzten Mal gelesen haben.

Bewertung vom 14.10.2014
Hennig, Tessa

Mama mag keine Spaghetti


gut

Hanna hat's nicht leicht. Nach fast 25 Jahren Ehe frisch von ihrem Mann Michael getrennt muss sie Tag für Tag glücklich verheirateten Paaren begegnen und diesen dann auch noch Hypotheken vermitteln, damit sie ihr neues gemeinsames Leben mit der Erfüllung ihrer Träume beginnen können. Ihre Gefühle dabei im Griff zu haben, ist für Hanna gar nicht so einfach. Und damit noch nicht genug ist ihre Tochter Julia auch noch nach Italien durchgebrannt, wo sie nun ihren Freudn Lorenzo heiraten will.
Also macht sich Hanna zur Hochzeit auf den Weg nach Bella Italia, wo sie nicht nur ihre zukünftige „Schwieger-Familie“ kennenlernen soll, sondern sich auch noch mit den Früchten der Midlife-Crisis ihres Ex-Mannes, namentlich seiner zwanzig Jahre jüngeren Freundin Katrin, auseinandersetzen muss. Zwischen italienischem Temperament, kleinen und großen Eifersüchteleien, sowie dem einen oder anderenans Licht kommenden Geheimnis ist das absolute Familienchaos selbstverständlich vorprogrammiert und lässt in diesem gut 350-Seiten-Roman nicht lange auf sich warten!

Bei „Mama mag keine Spaghetti“ von Tessa Hennig handelt es sich in meinen Augen um einen gut geschriebenen Unterhaltungsroman, der als Sommerlektüre bestimmt gut geeignet ist. Insgesamt werden zwar viele deutsche wie italienische Klischees bedient und so einiges wirkt ein bisschen überspitzt, so dass ich so manches Mal nicht umhin konnte, zu denken „Das nun auch noch?!“, aber wenn man alles nicht ganz so ernst nimmt, fühlt man sich beim Lesen des Buches bestimmt gut unterhalten. Übertrieben oder nicht, die Geschichte ist gut gestrickt, irgendwo in sich schlüssig, doch recht kreativ und schlichtweg amüsant.

Bewertung vom 14.10.2014
Backman, Fredrik

Ein Mann namens Ove


ausgezeichnet

Alle lieben Ove! Warum? Tja, zu Beginn des Buches weiß das wohl noch keiner so genau, aber gerade diese Entwicklung macht dieses gut 360-seitige Werk eben aus!

Der Leser lernt Ove schon früh als einen sehr gradlinigen, ehrlichen und besserwisserischen Menschen kennnen. Jeden Morgen macht er seine Kontrollrunde durch die Siedlung, notiert sich Autokennzeichen, um „Zu-lange-Parkern“ auf die Schliche zu kommen, begutachtet die Mülltrennung und so weiter. Kurzum: So einen pedantischen und anstrengenden Nachbarn wünscht sich wohl keiner. Und doch kann man nicht umhin, Ove ins Herz zu schließen und seine Einstellung zum Leben einen gewissen Respekt zu zollen, je mehr von seiner Vergangenheit und der Unzahl an Schicksalsschlägen, die er ertragen musste, aufgedeckt wird.
Genaueres dazu sei an dieser Stelle natürlich nicht verraten, nur soviel, denn letztendlich ist es das, worum es in diesem Buch eigentlich geht: Am Anfang des Romans wurde Ove gerade sein geregelter Alltag genommen, als man ihn gegen seinen Willen in den Frühruhestand versetzt hat. Nachdem kurz davor auch noch seine geliebte Frau verstorben ist, bleibt ihm so in seinen Augen also nichts mehr. Er sieht keinen Sinn mehr in seinem Leben und beschließt, seiner Frau so bald wie möglich zu folgen. Doch dieses Vorhaben scheint leichter gesagt als getan, vor allem wenn einem das Schicksal ständig Steine etwa in Form neuer (und in Oves Augen völlig unfähiger) Nachbarn oder Herausforderungen für sein beachtliches Pflichtbewusstsein in den Weg legt.

Der Schreibstil ist dabei doch etwas speziell, hat meinen Geschmack aber gut getroffen. Oves Leben wird mit verhältnismäßig wenigen Dialogen erzählt und ist größtenteils stark an seine Gedanken angelehnt, so dass sich einige Passagen dabei auch gerne mal wiederholen. Dies ist aber nicht so stark ausgeprägt, dass es einem beim Lesen negativ auffallen würde. Vielmehr gelingt es dem Leser dadurch sehr gut, sich in den Kopf von Ove und dessen stellenweise doch recht spezieller Logik hineinzuversetzen. Dazu tragen ebenso die regelmäßig auftauchenden Kapitel bei, die Oves Vergangenheit beleuchten; Schlüsselereignisse seines Lebens, die ihn zu dem Menschen gemacht haben, der er nun ist. Und so begibt sich der Leser auf eine emotionale Achterbahnfahrt zwischen der unterhaltsamen Kuriosität von Oves Gedankengängen, den stark bewegenden Ereignissen seiner Vergangenheit und der wohlig rührenden Entwicklung seines gegenwärtigen Lebens.

Insgesamt hat Fredrik Backmans Debüt-Roman „Ein Mann names Ove“ also alles, was man sich von einem guten Buch wünscht: eine kreative aber dennoch irgendwo realistische Geschichte, die ans Herz geht, einen hohen Unterhaltungswert und natürlich einen – für manche früher, für manche später, aber irgendwann definitiv für alle – liebenswerten Protagonisten. Oves Geschichte ist mal zum Lachen, mal zum Weinen, mal zum Nachdenken und stets empfehlenswert!

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 14.10.2014
Bomann, Corina

Die Schmetterlingsinsel


sehr gut

Diana Wagenbach befindet sich an einem Schlüsselpunkt in ihrem Leben, als sie ihren Ehemann mit einer anderen Frau erwischt hat und einen beunruhigenden Anruf aus England erhält: Ihre Tante Emmely hatte einen Schlaganfall und befindet sich nun im Krankenhaus. Ohne lange über ihre Entscheidung nachzudenken, macht sich die junge Anwältin auf den Weg zu ihrer Tante und deren Anwesen, wo unterdessen der Butler schon schwer beschäftigt ist. Kaum dort eingetroffen, beginnt für Emmelys Nichte nämlich eine Art Schnitzeljagd (entlang der vom Butler nach strikten Anweisungen platzierten Hinweise), um ein lang- und wohlgehütetes Familiengeheimnis aufzudecken, dessen Erkundung Diana in ein fernes Land des Tees führen soll – genau so, wie es sich ihre Tante vorgestellt hatte.
Die Geschichte wird dabei abwechselnd zwischen Vergangenheit und Gegenwart erzählt und das Geheimnis damit Stück für Stück von zwei Perspektiven her gelüftet. Insgesamt gelingt es der Autorin sehr gut, den Ort, an dem sich der Leser gerade befindet, bildlich und nahezu malerisch derart einzufangen und in passende Worte zu fassen, dass man sich im Geiste so richtig dorthin versetzen kann. Dennoch konnte ich stellenweise leider nicht umhin mir zu wünschen, dass besagte Umschreibungen auch mal ein wenig kürzer ausfallen würden, damit beide interessanten Handlungsstränge schneller voran kommen – dieses konstant aufrecht erhaltene Interesse am Fortlauf der Geschehnisse würde zwar eigentlich für das Buch sprechen, bei insgesamt mehr als 500 Seiten wurde es mir persönlich dann aber irgendwann leider ein wenig lästig.
Insgesamt hat mir der Roman doch recht gut gefallen: den Schreibstil habe ich als sehr angenehm zu lesen und flüssig empfunden, die Charaktere wirkten nahezu durchweg sympathisch sowie in sich stimmig und schließlich war die Geschichte selbst wirklich gut durchdacht und spannend erzählt. Punktabzug gibt es von mir daher nur für die stellenhafte Langatmigkeit der Erzählung, aber das ist eben Geschmacksache.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 14.10.2014
Auerbach & Keller

Unter allen Beeten ist Ruh' / Pippa Bolle Bd.1


ausgezeichnet

Bei "Unter allen Beeten ist Ruh'", erschienen als List Taschenbuch, handelt es sich um das erste gemeinsame Werk des Autorinnen-Duos Auerbach und Keller. Hauptfigur des selbst ernannten "Schrebergarten-Krimis" ist die junge Übersetzerin Pippa Bolle.
Nachdem Pippa Jahre lang in Italien gelebt und gearbeitet hat, kehrt sie nach der Trennung von ihrem Ehemann in ihre Berliner Heimat zurück. Da die Freiberuflerin in Deutschland aber erst wieder richtig Fuß fassen muss, lebt sie zunächst wieder in ihrem Elternhaus. Zwar mangelt es ihr dort nicht an sozialen Kontakten und auch die kulinarischen Trostpflaster ihrer zahlreichen Nachbarn sind nicht zu verachten, allerdings erschweren ihr diese Umstände das konzentrierte Arbeiten an teilweise doch sehr trockenen Übersetzungen erheblich. Deswegen kommt es ihr ganz gelegen, als ihre beste Freundin Karin ihr berichtet, dass ihr Vater sich auf eine lange Urlaubsreise begeben will und Pippa deswegen kurzerhand sein Domizil beziehen und dieses während seiner Abwesenheit hüten könnte: Eine kleine Parzelle mit Häuschen auf der (fiktiven) Havel-Insel Schreberwerder. Diese Gelegenheit kommt für Pippa wie gerufen und so nimmt sie das Angebot nur allzu gerne an.
Kaum angekommen begegnet sie auch schon den verschiedensten Persönlichkeiten, die sie alle aufs Herzlichste in der Inselgemeinschaft willkommen heißen. Doch die Idylle wird zu diesem Zeitpunkt bereits von den Plänen des Unternehmers Lutz Erdmann getrübt: Dieser will nämlich die Parzellen der Insel nach und nach aufkaufen, um ein Hanf-Hotel bauen und Schreberwerder damit in eine lukrative Urlaubsinsel verwandeln zu können - und dabei scheint er alle erdenklichen Mittel einzusetzen. Jedoch hat er bei seinen Plänen die Rechnung ohne die Daueranwohner der Insel gemacht, die unter gar keinen Umständen verkaufen wollen. Dies sollte Pippa aber eigentlich nicht an ihren Vorhaben hindern. Als nun aber völlig unerwartet die erste Tote gefunden wird, scheinen Pippas Übersetzungsarbeiten in ruhiger Atmosphäre mal wieder in den Hintergrund zu rücken, denn jetzt beginnt sie ihre eigenen Ermittlungen rund um den seltsamen Todesfall ...

Meiner Meinung nach handelt es sich bei diesem "Schrebergarten-Krimi" um einen wirklich gelungenen und unterhaltsamen Roman. "Miss Marple war gestern: Jetzt ermittelt Pippa Bolle in ihrem ersten Fall" verspricht der Klappentext und so ist es auch: Die Hobbydetektivin macht auf mich durchweg einen sympathischen Eindruck und ihre Ermittlungen wirken nicht zu albern oder gekünstelt. Aber auch die restliche bunte Auswahl an (teilweise doch recht skurrilen) Charakteren auf Schreberwerder und Umgebung steht ihr in nichts nach: Allesamt liebevoll umschrieben wachsen sie einem nahezu ausnahmslos bereits nach wenigen Seiten ans Herz - sei es beispielsweise der ausschließlich im Dialekt sprechende "Inselkoch", der ständig reimende Fährenkapitän oder die äußerst lebhaften "Inselkinder".
Was die Auflösung des Falles betrifft, kann ich nur sagen, dass ich sie weder als zu offensichtlich noch als zu sehr aus der Luft gegriffen empfunden habe. Ich habe mich wirklich zu jedem Zeitpunkt der Geschichte in erster Linie gut unterhalten gefühlt, ohne dass es verwirrende Wendungen oder Ähnliches gab, die das Lesevergnügen eingeschränkt hätten. Für einen Unterhaltungsroman, der nicht den Anspruch erhebt, ein Gänsehaut-Krimi zu sein, der erst über mehrere tausend Ecken zu einem für den Leser völlig überraschenden und außergewöhnlichen Ende kommt, passt meines Erachtens einfach alles.

Fazit: Ich würde dieses Buch sofort jedem als ausgesprochen kurzweilige Lektüre empfehlen - ideal zum Beispiel für schöne Sonnentage im Garten - und hoffe auf weitere Werke rund um Pippa und all die anderen illusteren Charaktere.

Bewertung vom 14.10.2014
Auerbach & Keller

Dinner for one, Murder for two / Pippa Bolle Bd.2


ausgezeichnet

Bei „Dinner for One, Murder for Two“ handelt es sich nach dem Debüt-Roman „Unter allen Beeten ist Ruh“ des Autoren-Duos Auerbach & Keller um den zweiten Fall für den Rotschopf und Mützen-Fan Pippa Bolle.
Nachdem Pippa sich von ihrem Äffaren-liebenden Mann Leo getrennt und aus dem sonnigen Süden zurück ins kalte Deutschland gefunden hat, läuft es karrieretechnisch nicht gerade ideal für sie: Als Übersetzerin werden ihr nur wenig lukrative und uninteressante Aufgaben zugesprochen und um ihr ohnehin schon recht knappes Geld beisammen zu halten, wohnt sie im Haus ihrer Eltern. Nur ihr soziales Umfeld ist dafür aber einfach klasse und steht voll und ganz hinter ihr.
So trifft es sich für sie aber dennoch sehr gut, dass sie überraschend den Auftrag erhält, auf das Cottage und die Tiere ihrer Großmutter in England aufzupassen, während diese wohl mal zur Probe in Berlin wohnen möchte. Bald sind dann auch schon die Koffer gepackt und Pippa findet sich nicht nur in einer eingeschworenen, wenngleich aber sehr liebenswerten Dorfgemeinschaft inklusiver alter Bekannte aus Kindheitstagen wieder, sondern auch inmitten einer jungen Schauspiel-Truppe, die unter Leitung eines äußerst exzentrischen deutschen Regisseurs eine moderne Fassung von Shakespeares „Hamlet“ einstudieren und in ihrer Freizeit die nahegelegenen Sehenswürdigkeiten erkunden wollen. Bei dieser hochexplosiven Mischung an speziellen Persönlichkeiten sind Problemchen jeglicher Art definitiv vorprogrammiert und werden sodann auf insgesamt rund 430 Taschenbuch-Seiten auf eine herrlich unterhaltsame Art und Weise ausgelebt!
Den besonderen Charme dieses Buches macht mal wieder die bunte Mischung an herrlich illustren Charakteren aus, deren Zusammenspiel einfach ein großartiges Lesevergnügen beschert – und dabei spreche ich nicht nur von den menschlichen Protagonisten, vielmehr war etwa mein absoluter Liebling der dicke Kater von Pippas Großmutter, der nicht nur vom ganzen Dorf geliebt und umsorgt wurde, sondern auch eine derart akurate Menschenkenntnis besaß, dass man sich manches Mal nur allzu gerne eine Scheibe davon abschneiden würde.
Was den Krimi-Anteil betrifft, so spricht für den zweiten Roman um Pippa Bolle eindeutig, dass der gesamte Verlauf dieses Handlungsstrangs sehr unvorhersehbar und bemerkenswert strukturiert und spannend aufgebaut ist. Natürlich handelt es sich hierbei um keinen Thriller, bei dem sich einem die Nackenhaare aufstellen, aber dennoch wird der Leser durchweg gut bei der Stange gehalten, so dass man das Buch auch bei teilweise vielleicht ein wenig unspektakulären Kapiteln einfach nicht aus der Hand legen möchte.
Mit seinen tollen Landschaftsbeschreibungen, den wundervollen Protagonisten, der spannenden und gleichzeitig stets überraschenden Geschichte und dabei auch noch sehr angenehm zu lesenden Kapiteln handelt es sich bei „Dinner for One, Murder for Two“ um einen bemerkenswerten Wohlfühl-Krimi, den ich für ein paar durchweg unterhaltsame Lesestunden jederzeit gerne weiterempfehle.