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Sabine
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Köln
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Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 411 Bewertungen
Bewertung vom 07.02.2014
Schlink, Bernhard

Der Vorleser


sehr gut

Ein sehr interessantes Buch mit seinen grad mal gut 200 Seiten, das mich beim Lesen zwar unterhalten hat, aber auch jetzt noch nachhallt und mich nicht loslässt. Viele verschiedene Themen werden in dem Buch behandelt, doch immer wieder geht es um Schuld und Sühne, um Würde und Scham. Dabei ist das Buch nicht anklagend oder wertend, sondern bietet einfach nur eine Schilderung der Dinge. Spannend aber, was das Erlebte mit den Menschen macht, und hier steht der Vorleser im Mittelpunkt, dessen ganzes Leben geprägt ist von seiner frühen Liebesbeziehung zu Hanna und ihrem späteren Widersehen im Gerichtssaal.
Beeindruckt hat mich der Schreibstil Schlinks, der einfach wirkt durch seine klaren und kurzen Sätze, dabei immer sachlich und deskriptiv bleibt und das Ganze zu einem distanzierten Schreibstil macht, der sich aber fantastisch lesen lässt. Dabei werden sowohl Alltäglichkeiten beschrieben, wie zum Beispiel das schon als Ritual anmutende „baden – vorlesen – sich lieben“, aber es werden auch tiefsinnige Gedanken verfolgt und analysiert. Und trotz des ganzen Philosophierens über Scham, Schuld und Sühne kommt der Vorleser für sich zu keiner Lösung. Einzig bleibt, dass er nicht von dieser Frau lassen kann und diese frühe Liebesbeziehung sein ganzes Leben beeinflusst hat.
Ich konnte mich gut auf das Buch einlassen und mochte den Erzählstil. Die Charaktere sind mir nicht sonderlich sympathisch, aber ähnlich wie den Vorleser beschäftigen auch mich die Themen, die die Lebensgeschichte Hannas bei ihm auslöst. Und dieses Beschäftigen reicht weit über das reine Lesen des Buches hinaus – noch immer lässt es mich nicht los und macht etwas mit mir. Wer also bereit ist, sich darauf einzulassen und nicht nur eine Liebesgeschichte oder einen Bewältigungsroman der Nazi-Zeit sucht, dem würde ich dieses Buch empfehlen.

9 von 16 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 07.02.2014
Benedikt, Caren

Die Duftnäherin


sehr gut

Ich hatte von diesem Buch sehr viel Gutes gehört und dementsprechend hoch waren meine Erwartungen. Und leider war ich zunächst etwas enttäuscht, denn die ersten 50 Seiten des Buches habe ich als oberflächlich und plätschernd empfunden, obwohl es eigentlich direkt spannend beginnt und man zu Beginn mitten in die Geschichte geworfen wird. Erst im Laufe des Buches wurde dann auch ich überzeugt, es war spannend und ich konnte „Die Duftnäherin“ kaum aus den Händen legen.
Der Schreibstil ist einfach und sehr angenehm zu lesen, ich finde ihn passend für einen historischen Roman – nicht zu modern und der damaligen Zeit angepasst. Beschreibungen tauchen da auf, wo man sie braucht, um sich Dinge, Personen oder Landschaften vorstellen zu können, zu keinem Zeitpunkt aber verliert sich das Buch in langatmigen Szenerien, so dass der Wälzer rasch gelesen war.
Die Figuren waren mir zum Teil zu „einfach“ gestrickt – gerade bei der Protagonistin Anna und ihrem Vater ist mir das aufgefallen. Anna ist ein durch und durch gutes Mädchen, die einem zwar ans Herz wächst, die aber leider keine Ecken und Kanten aufweist. Sie ist lieb und nett und man möchte sie ständig in den Arm nehmen und beschützen. Ihr Vater Helme dagegen ist einfach nur böse, hinterhältig und intrigant und nichts an dieser Figur erscheint nett oder gar liebenswert. Mir persönlich haben Margrite und der Großvater am besten gefallen – diese Figuren waren gut ausgearbeitet, sie haben eine Vergangenheit, die ihr Handeln und Tun erklärt, wirken dadurch echt und authentisch. Dass sie sich im Laufe des Buches weiter entwickeln, macht sie umso sympathischer und glaubwürdiger.
Im Buch werden viele Themen angesprochen und Caren Benedikt schafft es prima, historische Fakten mit Erdachtem zu verknüpfen. Fesselnd war für mich vor allem die Judenvertreibung aus Köln, ein Kapitel der Geschichte, das mir nicht wirklich präsent war, ich aber sehr interessant und gut dargestellt fand. Auch die Pest in Deutschland wird kurz angeschnitten, leider aber wirklich nur am Rande erwähnt - einen Roman über die Pest in Deutschland sollte man also nicht erwarten. Mehr will ich aber nicht verraten, nur so viel, dass es wirklich sehr spannend wird, die Geschehnisse sich zum Teil überschlagen bis hin zu einem dramatischen letzten Drittel, in dem man noch mal so richtig um die Charaktere bangen muss.

Mein Fazit
Ein spannender historischer Roman, in dem man die junge Anna auf ihrer Flucht vor ihrem gewalttätigen Vater begleitet. Geschickt verknüpft die Autorin dabei historische Fakten mit den erdachten Figuren, die einem rasch ans Herz wachsen. Der angenehm und flüssig zu lesende Schreibstil sowie die sich überschlagenden Ereignisse haben bei mir dazu geführt, dass ich diesen Wälzer in kürzester Zeit beenden konnte. Daher vergebe ich für spannende Lesestunden im historischen Köln und Bremen wohl verdiente 4 Sterne.

Bewertung vom 07.02.2014
Herrndorf, Wolfgang

Tschick


sehr gut

Immer wieder hatte ich das Buch in die Hand genommen, jetzt habe ich es als Hörbuch endlich gehört. Da ich relativ unvoreingenommen war, bin ich schließlich auch nicht enttäuscht worden.
Den Anfang fand ich noch ein wenig schleppend, zumal mich die Geschichte noch nicht richtig fangen konnte. Maik und Tschick kommen aus ganz verschiedenen Welten – jeder hat eine eigene Geschichte und arm oder reich scheint nicht der Garant für Glück oder Unglück. Doch mit Beginn der Reise im geklauten Lada, einem Road-Movie der besonderen Art, hatte auch mich die Geschichte gepackt. Sie ist witzig und skurril und sicherlich sollte man nicht über die Glaubwürdigkeit des Geschehenen nachdenken. Doch gerade die unmöglichen Dinge, die Maik und Tschick erleben, lassen einen zwar lachen, regen aber auch zum Nachdenken an und hinterlassen Spuren. Ich habe die beiden gerne begleitet und vieles wird auf witzige Art und ohne den belehrenden Zeigefinger klar gemacht. Dabei sind zentrale Themen neben Freundschaft und Vertrauen auch das Schubladendenken und Vorurteile, vor allem aber die Kunst, das Leben zu genießen – so, wie es kommt, reich oder arm.
Abschrecken sollte man sich nicht von der Sprache des Buches – sie ist zwar witzig und frech, manchmal aber auch sehr umgangssprachlich und oft auch vulgär. Mich hat das anfangs gestört, doch im Nachhinein muss ich sagen, dass die Sprache passend ist für das Buch – und ich es mir anders auch gar nicht mehr vorstellen kann.

6 von 8 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 07.02.2014
Edmondson, Elizabeth

Die Gärten von Landrake Hall


weniger gut

Cornwall 1934. Cleo verbringt das Wochenende auf Landrake Hall, nachdem ihre Mutter Rosina den Lord geheiratet hat. Doch keiner scheint sich über ihren Besuch wirklich zu freuen, egal auf wen sie trifft schwingt eine gewisse Feindseligkeit in der Luft. Nach und nach erfährt sie die tragische Familiengeschichte, doch die vielen tödlichen Unfälle in der Vergangenheit lassen Cleo aufhorchen. Als sie auch noch erfährt, dass der Lord erpresst wird, macht sie sich ernsthaft Sorgen.
Ich hatte mich sehr auf den Roman gefreut, denn ich mag Bücher, die auf zwei Zeitebenen spielen und in denen es gilt, ein Familiengeheimnis zu lüften. In diese Geschichte bin ich leider nicht gut reingekommen. Zu viele Personen tauchen schon zu Beginn der Geschichte auf und werden nicht gut eingeführt, insgesamt passiert in dem Roman nicht wirklich viel. Es sind vor allem Beschreibungen und Gespräche, die die Geschichte ausmachen und erst in der Mitte kommt es zu Rückblicken in die Vergangenheit. Ich habe den ganzen Verlauf als sehr langatmig empfunden und konnte nicht eintauchen in die Szenerie. Erst die letzten 70 Seiten werden spannend und konnten mich fesseln, doch trotz des guten Schlusses konnte hat mich das Buch nicht überzeugen können.
Dabei ist der Schreibstil einfach und gut verständlich, die Beschreibungen des Landsitzes und der Umgebung so, dass Bilder vor meinen Augen entstanden sind. Doch mit den Charakteren wurde ich leider nicht richtig warm. Cleo war mir einfach zu blass gestaltet als dass ich sie interessant finden konnte, Lord Landrake war mir durch seine – auch für die Zeit - altmodischen Ansichten einfach unsympathisch und seine drei Kinder schienen mir zickig und frech. Lediglich Fitz konnte mich überzeugen, denn er hatte ein Herz und zeigte sich sehr menschlich.
Das angepriesene Geheimnis entwickelte sich nur sehr langsam und zögerlich, die mysteriösen Todesfälle tauchen erst in der Mitte des Buches auf, so dass ich oft geneigt war, den Roman abzubrechen. Leider muss ich sagen, dass mich die Geschichte nicht fesseln konnte und ich von einem spannenden Familiengeheimnis-Roman leider nichts gespürt habe. Doch ich will der Autorin noch eine Chance geben – dieses Buch jedoch erhält von mir nur 2,5 Sterne.

Bewertung vom 07.02.2014

Der Erdbeerpflücker


gut

Die drei Freundinnen Jette, Caro und Merle wohnen zusammen in einer WG. Während Jette und Merle ihr junges Leben genießen, scheint sich Caro immer mehr in sich zurückzuziehen. Jette fällt auch auf, dass sie wieder begonnen hat, sich selbst zu verletzen. Nur mühsam kann sie die Freundin bewegen, mit ihr zu reden. Dabei erfährt Jette, dass Caro einen neuen Freund hat, der sich jedoch sehr merkwürdig und geheimnisvoll verhält. Er verrät Caro nicht seinen Namen und sie soll auch anderen gegenüber nichts von ihm erzählen. Dabei ist sie doch so sehr verliebt – sie glaubt fest daran, dass der Unbekannte der Mann für ihr Leben ist. Wenige Tage später wird ein totes Mädchen gefunden – es ist Caro.
Mehr will ich zur Geschichte gar nicht verraten, meiner Meinung nach verrät auch der Klappentext schon viel zu viel und nimmt dadurch Spannung.
Ich habe das Buch als Hörbuch gehört und der Aufbau hat mir sehr gut gefallen. Aus Sicht verschiedener Personen werden die Ereignisse erzählt, und jeder Sprecher hat eine eigene Rolle. Alle konnten mich überzeugen und haben den Figuren durch ihre Stimmen Charakter gegeben.
Doch wer einen Krimi oder Thriller sucht, in dem man mitraten und -rätseln kann, wer der Killer ist, dem wird dieses Buch nicht gerecht werden. Denn man kennt von Anfang an den Mörder und auch aus seiner Sicht werden Szenen geschildert. Gerade ihn lernt man sehr gut kennen, seine Vergangenheit, seine Gefühlswelt und was ihn bewegt, so zu handeln, wie er es tut. Seine kranke Seele wird dabei sehr offensichtlich und man erhält Einblick in die Gefühlswelt eines Serienmörders.
Jette als Protagonistin ist mir zwar nicht unsympathisch, aber oft konnte ich ihre Handlungsweisen nicht gut nachvollziehen. Zunächst scheint sie wie eine selbstbewusste junge Frau, die weiß, was sie will, doch im Laufe des Romans handelt sie zunehmend unstrukturiert und planlos.
Das Buch ist in einem einfachen Sprachstil gehalten und der Zielgruppe angepasst. Spannung ist bei diesem Thriller bei mir leider nicht aufgekommen, erst gegen Schluss konnte mich die Geschichte mitreißen und ich habe dem Ende entgegengefiebert. Dennoch empfehle ich gerade Jugendlichen das Buch, behandelt es doch ein wichtiges Thema und stellt vielleicht auch einen guten Einstieg in das Genre „Thriller“ dar.

Bewertung vom 04.02.2014
Sparks, Nicholas

Wie ein einziger Tag


gut

Nach den vielen guten Meinungen wollte nun auch ich einmal ein Buch von Nicholas Sparks lesen, nachdem mich andere Werke als Hörbuch oder Film nicht überzeugen konnten. Und tatsächlich liest sich der Roman auch wirklich klasse. Der Schreibstil passt wunderbar zur Geschichte, er ist verträumt und romantisch, schön zum Lesen und wunderbar zum Abtauchen. Da das Buch auch noch sehr kurz ist, ist die Geschichte rasch zu Ende gelesen.
Doch leider konnte auch der wunderbare Schreibstil nicht verhindern, dass mir dieses Buch nicht richtig gefallen konnte. Zu kitschig ist mir die ganze Geschichte, zu realitätsfern (auch wenn es ja die Geschichte der Großeltern von Sparks Ehefrau sein soll) und zu schmalzig.
Klar habe ich auch mit gefiebert mit den beiden und wollte natürlich, dass sie beide ein Paar für immer werden und letztlich ist es auch geschickt gemacht, dass man erst gegen Ende erfährt, für wen der beiden sich Allie entscheidet. Dennoch waren mir die Charaktere alle zu glatt und zu perfekt. Der attraktive Naturmann Noah, die schöne und künstlerische Allie, die Schwiegermutter, die das Glück des Kindes lenken will und der Ehemann, dem in letzter Sekunde seine Fehler und Schwächen aufgehen. Keiner hat so richtige Kanten und Ecken, alle sind lieb und nett.
Was mir gefallen hat ist der Rahmen der Geschichte, denn sie beginnt nicht mit dem Sommer, in dem sich Allie und Noah kennenlernen, sondern im Altenheim, wo ein Mann sich um seine kranke Frau kümmert. Man weiß zunächst nicht, ob es Noah oder ihr ehemals Verlobter ist und erfährt dies auch erst am Ende der Geschichte, die mit dem Ehepaar im Altenheim endet.

Mein Fazit
Ein netter und unterhaltsamer Liebesroman, der sich wegen des romantischen und wunderbaren Schreibstils rasch lesen lässt, der jedoch nicht darüber hinwegtäuschen kann, dass es sich um einen einfachen und für mich kitschigen Liebesroman handelt. Herr Sparks und ich werden wohl einfach keine Freunde werden. Dennoch war mir das Buch 3 Sterne wert.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 04.02.2014
Bayer, Thommie

Das Aquarium


sehr gut

Schon die erste Seite hat mich völlig eingefangen, in dem Barry seine Gefühle nach dem Unfall beschreibt, dass er nicht mehr derselbe Mensch ist und Gesellschaft anderer nicht ertragen kann. Thommie Bayers Schreibstil ist einfach aber treffsicher und genau, dabei angenehm zu lesen. So hat also auch dieses Buch mich schon direkt zu Anfang in seinen Bann gezogen.
Doch die Geschichte beginnt langsam, man lernt erst Barry kennen und im Verlauf dann erst June. Langsam und vorsichtig tasten die beiden sich aneinander heran und bis sie sich ihre Geschichten erzählen, vergeht eine Weile. Beide haben Ungewöhnliches erlebt, vielleicht ist das eine oder andere auch ein wenig konstruiert, dennoch für mich echt und glaubhaft. Bei Barry ist es der Schmerz um eine verlorene Liebe, seine Trauer, die das Leben bestimmt. Bei June spielt zwar auch Trauer eine Rolle, im Vordergrund jedoch steht ihr ungewöhnlicher Charakter, der Hörigkeit und Unterwürfigkeit zum Leben zu brauchen scheint.
Beide Charaktere sind mir ans Herz gewachsen, jeder mit seinem eigenen Schmerz, den ich auch oft nachvollziehen konnte, wenn ich auch nicht jede Handlung der Protagonisten verstanden habe. Aber ich habe mit ihnen gefühlt und war drin in der Geschichte – ich habe mit ihnen gelebt und gelitten. Dabei sind es wirklich ungewöhnliche Menschen mit deutlichen Ecken und Kanten, jeder in seiner Form extrem und fast schon obsessiv.
Was ich allerdings gar nicht mochte sind die sehr plastisch und detailliert beschriebenen Liebesszenen. Sicherlich sind sie wichtig, um June ein wenig verstehen zu können, dennoch hätten sie meiner Meinung nach nicht in dieser Ausführlichkeit dargestellt werden müssen. Da hätten auch Andeutungen gereicht, um dem Leser die Problematiken vor Augen zu führen.
Das Ende hatte ich so schon geahnt, dennoch war es fesselnd und hat das letzte Drittel des Buches noch mal richtig spannend gemacht.

Mein Fazit
Ich mochte das Buch mit seinen eigenwilligen Charakteren und einer ungewöhnlichen, vielleicht ein wenig zu konstruierten Geschichte. Es lässt sich gut und angenehm lesen, mich konnten die Figuren und deren Erlebtes fesseln und am Ende wird das Buch dann auch richtig spannend. Lediglich die doch sehr detailliert beschriebenen Liebesszenen wären meiner Meinung nach in dieser Ausführlichkeit nicht notwendig gewesen - daher ziehe ich einen Stern ab und vergebe 4 Sterne.

Bewertung vom 26.01.2014
Beauman, Sally

Engel aus Stein


ausgezeichnet

Viele Jahre hat das Buch auf meinem SuB gelegen und wie so oft völlig zu Unrecht! Natürlich hat mich die Dicke des Buches abgeschreckt, und zu allem Überfluss sind es nicht nur viele Seiten, sondern diese auch noch eng und mit kleiner Schrift bedruckt. Und dennoch – es hat sich gelohnt!

„Engel aus Stein“ ist eine grandiose Familiengeschichte, fast schon ein Epos, die die Geschichte der Familie Cavendish erzählt, die immer wieder gekreuzt wird von der eigentümlichen und skurrilen Constance Shawcross. Sie beginnt im Jahre 1910 und endet 17 Jahre später – dabei lernt man unzählige Personen kennen, die jedoch geschickt nach und nach eingeführt und vorgestellt werden. Es ist sicherlich zum Einen eine Familiengeschichte, jedoch auch ein Krimi, in dem es gilt, einen Mord aufzuklären, zum Anderen darf natürlich auch die eine oder andere Liebesgeschichte nicht fehlen. Das Buch besticht jedoch doch die fantastischen Charaktere, die alle ihren Ecken und Kanten haben, wunderbar ausgearbeitet sind und durch ihre Skurrilität ins Auge fallen. Jeder scheint ein Geheimnis zu haben, das er versucht zu verbergen und das aus unterschiedlichsten Gründen. Viele Themen beherrschen das Buch und es fällt schwer, sie in einzelne Worte zu fassen, neben Liebe und Vertrauen, Freundschaft und Enttäuschung geht es vor allem auch um Wahrheiten und Lügen.

Der größte Teil der Geschichte wird aus Sicht von Viktoria Cavendish erzählt, die letzte Lebende der Familie, die versucht, die Rätsel ihrer Kindheit zu lösen. Sie findet alte Briefe und Tagebücher und kann zuletzt auch durch Gespräche mit Freunden der Familie das Rätsel um ihre eigene Kindheit lösen, Dabei spielt Constance, ihre Patentante, eine zentrale Rolle und eigentlich ist auch sie die heimliche Protagonistin des Romans. Sie ist mir nicht wirklich sympathisch, oft konnte ich nur den Kopf schütteln über ihr Denken und Handeln und dennoch übt sie auch auf mich eine wahnsinnige Faszination aus, der ich mich kaum entziehen konnte. Es gleicht schon eher einer Charakterstudie über Constance, so tiefgründig und detailliert ist gerade ihre Figur dargestellt. Aber auch die anderen kommen bei der Darstellung nicht zu kurz. Hier gibt es keine „normalen“ Charaktere, jeder ist irgendwie besonders, manche erscheinen vielleicht krank und skurril. Und dennoch ist die ganze Geschichte glaubhaft. Immer wieder gibt es Wendungen, die ich so nicht erwartet hätte, dadurch bleibt die Geschichte spannend und unvorhersehbar. Gerade die letzten 200 Seiten waren sehr spannend, hier konnte ich das Buch kaum mehr aus der Hand legen.

Anfangs musste ich mich jedoch erst einlesen in die Geschichte, dabei ist der Schreibstil gut lesbar und angenehm. Es tauchen zu Beginn viele Personen auf, die aber gut eingeführt werden, so dass ich nie den Überblick verloren habe. Sally Beauman setzt Beschreibungen dort ein, wo sind notwendig sind, greift jedoch nicht zu übermäßigen bildhaften Ausschweifungen über Flora und Fauna. Im Mittelpunkt des Romans stehen eindeutig die Charaktere, ihr Denken und Handeln. Der Mittelteil des Romans hatte vielleicht die eine oder andere Länge, die ich jedoch verschmerzen konnte, da man stets erkennen konnte, wohin die Geschichte will.

Mein Fazit
Man sollte sich nicht abschrecken lassen durch die vielen eng bedruckten Seiten, denn lässt man sich auf dieses Werk ein, wird man mit einem spannenden Generationenroman belohnt, der durch exzellente Charaktere besticht, deren Denken und Handeln einen immer wieder überraschen und so den Roman spannend und unvorhersehbar bis zum Schluss machen. Nur wegen der wenigen Längen im Mittelteil ziehe ich einen halben Stern ab, daher 4,5 Sterne!