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ech
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Bochum

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Insgesamt 747 Bewertungen
Bewertung vom 21.08.2023
Linell, Alexa

Projekt 22


sehr gut

Packender Wissenschafts-Thriller, der mich vor allem durch seine gelungene Figurenzeichnung überzeugen konnte

Bei ihrem Romandebüt gelingt der Autorin Alexa Linell gleich ein spannender Wissenschafts-Thriller, der mich vor allem durch seine gelungene Figurenzeichnung überzeugen konnte.

Die junge Alice flieht aus der elterlichen Villa im bayrischen Grünwald, als sie die Befürchtung hat, dauerhaft in eine mysteriöse Anstalt abgeschoben zu werden, die unter der Kontrolle eines zwielichtigen und skrupellosen Pharmakonzerns steht. Doch Alice ist für den Konzern von enormer Wichtigkeit und so wird schnell die Jagd auf sie eröffnet. Einer der Jäger ist der charismatische Viktor, mit dem Alice bereits einige unangenehme Erfahrungen gemacht hat. Verzweifelt versucht Alice, in Hamburg unterzutauchen, weiß aber nicht, wem sie dabei überhaupt noch trauen kann.

Nachdem ich die Autorin bislang nur durch einige ihrer Kurzkrimis kannte, die in diversen Anthologien erschienen sind, beweist sie mit ihrem ersten Roman nun, dass sie auch die Langstrecke beherrscht. Mit einem packenden Schreibstil treibt sie ihre gut aufgebaute Geschichte voran und baut dabei schnell Spannung auf, die auch bis zum Schluss hält. Am Ende des überzeugenden Spannungsbogens wartet dann ein krachender Showdown mit einer überraschenden, aber dennoch schlüssigen Auflösung. Getragen wird das Ganze von gut gezeichneten und vielschichtig angelegten Protagonisten in Haupt- und vermeintlichen Nebenrollen, bei denen die Grenzen zwischen Gut und Böse alles andere als eindeutig sind und die daher immer wieder für Überraschungen gut sind. Das Ende kam für meinen Geschmack dann zwar etwas zu abrupt und lässt auch ein paar kleinere Fragen offen. Meinen Lesegenuss konnte dieser Umstand aber nur unwesentlich trüben.

Wer auf packende Wissenschafts-Thriller mit facettenreichen Protagonisten steht, wird hier unter dem Strich gut bedient und spannend unterhalten.

Bewertung vom 17.08.2023
Schmidt, Frank

Unkaputtbar


sehr gut

Gelungene Einblicke in das Innenleben eines Fußballtrainers der etwas anderen Art

Seit 2007 ist Frank Schmidt Trainer beim 1. FC Heidenheim 1846, der aus dem Heidenheimer SB hervorgegangen ist, dem Verein, bei dem er zuvor 4 Jahre als Spieler tätig war, bevor er dann seine aktive Laufbahn beendet hat. Übernommen hat er den Verein in der Oberliga Baden-Württemberg und er sollte das Amt zunächst auch nur übergangsweise ausüben. Doch es entwickelte sich eine einzigartige Erfolgsgeschichte, die im Sommer 2023 mit dem Aufstieg in die Bundesliga seinen (vorläufigen ?) Höhepunkt gefunden hat.

In diesem Buch blickt Frank Schmidt nun auf seine bisherige Laufbahn als Trainer und Spieler zurück, bietet dabei tiefe Einblicke in sein Innenleben und nimmt bei seinen Ausführungen, wie man es von ihm kennt, kein Blatt vor dem Mund. Auf persönliche Angriffe oder gar Abrechnungen verzichtet er dabei allerdings, sondern zeigt sich jederzeit als fairer Sportsmann. Während solche Biographien in der Regel mit Unterstützung von Journalisten oder professionellen Autoren verfasst werden, stammt dieses Buch komplett aus der Feder von Frank Schmidt und bietet so einen ungefilterten Blick auf den Menschen und seine Ansichten über Fußball. Nur seine Frau und Holger Sanwald, der „Macher“ beim 1. FC Heidenheim, dürfen in kurzen Einschüben einen Blick von außen auf Frank Schmidt werfen.

Während die Zeit bis Ende 2022 in Form eines Life-Tickers aufbereitet wird, der die wichtigsten Wegmarken aufnimmt, zwischen denen auch durchaus einmal größere Zeitsprünge liegen können, beleuchtet er die Rückrunde der Aufstiegssaison zwischen Januar und Ende Mai 2023 in Form eines echten Live-Tickers, der überzeigend das Gefühl vermittelt, dass man als Leser hier direkt dabei ist und Frank Schmidt bei seiner Arbeit über die Schulter bzw. in den Kopf schauen kann.

Eine mitreißende Sport-Biographie über einen Trainer der etwas anderen Art, der sich im durchkommerzialisierten Fußball doch deutlich von vielen anderen Protagonisten des Sports abhebt.

Auch wenn mir persönlich an der einen oder anderen Stelle dann doch so ein wenig der neutrale und einordnende Blick auf das Geschehen gefehlt hat, kann ich dieses Buch jedem Fußballinteressierten nur wärmstens ans Herz legen.

Bewertung vom 16.08.2023
Schulz, Dennis

Weil ihr es verdient


ausgezeichnet

Harter und kompromissloser Thriller mit einem grandiosen Schauplatz

Mit diesem Buch legt der Autor Dennis Schulz einen harten und kompromisslosen Thriller vor, der für etwas zartere Gemüter nicht wirklich geeignet ist. Eine Verfilmung dieser Geschichte würde wohl definitiv als FSK18 eingestuft werden müssen und die Triggerwarnungen im Buch sind auch mehr als berechtigt.

Als Jennifer Bode die Nachricht erhält, dass sie den bekannten Autoren und Urbexer Flynn Anduin zu einem ganz besonderen Lost Place begleiten darf, ist die Freude zunächst groß. Dass sich die weiteren Teilnehmer der Tour zum verwaisten Kreuzfahrtschiff Greenland Halvorsen, das nach einer Havarie vor der Küste Grönlands liegt, als ziemlich sperrig und geheimnisvoll entpuppen, schreckt sie auch nicht besonders. Wenn sie allerdings gewusst hätte, welches Grauen sie an Bord des Schiffes erwartet, hätte sie auf den Trip sicherlich verzichtet. Diese Erkenntnis kommt aber zu spät, denn nun geht es nur noch um das nackte Überleben, da ein mysteriöser Gegner, der Vollstrecker, längst die Jagd auf die Gruppe eröffnet hat.

Mit einem packenden Schreibstil und einigen überraschenden Wendungen treibt der Autor seine gut aufgebaute Geschichte voran und schickt seine Protagonisten (und damit auch uns Leser) von einem zuweilen auch recht blutigen Schockmoment in den nächsten. Dabei erzählt er die Geschichte im Wesentlichen aus der Perspektive von Jennifer, immer wieder eingestreute Passagen aus der Perspektive des Vollstreckers sorgen für zusätzliche Spannung, ohne bereits zu viel über seine Hintergründe zu verraten, diese werden in Form von Rückblenden erst nach und nach deutlich. Getragen wird das Ganze von gut gezeichneten und vielschichtig angelegten Charakteren in Haupt- und vermeintlichen Nebenrollen. Besonders hervorheben muss man hier auch den besonderen Schauplatz der Geschichte, der hier fast schon die Rolle eines zusätzlichen Protagonisten einnimmt. Das fast menschenleere Kreuzfahrtschiff bietet reichlich Möglichkeiten für Spannungsmomente, die der Autor auch sehr gut zu nutzen weiß. So entwickelt sich eine atmosphärisch dichte Geschichte, in der die Bedrohung mit jeder Seite steigt, bis sich das Ganze am Ende in einem fulminanten und äußerst konsequenten Showdown mit einer ziemlich überraschenden Auflösung entlädt.

Auf das Lesen des Klappentextes sollte man hier nach Möglichkeit verzichten, da dort schon verraten wird, aus welchen Motiven Jennifer an dem Trip teilnimmt, während sich dies in der Geschichte erst nach und nach erschließt und im weiteren Verlauf auch eine durchaus zentrale Rolle einnimmt. Meinen Lesegenuss konnte dieser Umstand aber nicht schmälern.

Wer auf Thriller der etwas härteten Art steht und kein Problem mit blutigen Einlagen hat, wird hier bestens bedient und unterhalten.

Bewertung vom 14.08.2023
Ealain, Celeste

Werde sichtbar


sehr gut

Düsterer Fantasy-Roman mit einer charismatischen Hauptfigur, die es mir aber lange Zeit ziemlich schwer gemacht hat, sie zu mögen

Mit diesem Buch legt die Autorin Celeste Ealain einen eher düsteren Fantasy-Roman vor, der in erster Linie durch seine charismatische Hauptfigur besticht, die es mir allerdings lange Zeit nicht wirklich leicht gemacht hat, sie zu mögen.

Kilian Burrow verfügt über eine besondere Gabe, die es ihm ermöglicht, die Menschen in seiner Umgebung zu manipulieren, und er nutzt diesen Umstand auch gerne und ziemlich rücksichtslos aus. Dass er dadurch in seinem direkten Umfeld reichlich verbrannte Erde hinterlässt, stört ihn nicht besonders. Doch dann stellt eine unheilvolle Begegnung sein bisheriges Leben auf den Kopf und er wird gezwungen, sich den Folgen seiner Manipulationen zu stellen und über sein Handeln nachzudenken.

Mit einem packenden Schreibstil und immer wieder wechselnden Erzählperspektiven treibt die Autorin ihre gut aufgebaute Geschichte voran und bestückt sie mit einer ganzen Riege gut gezeichneter und vielschichtig angelegter Protagonisten in Haupt- und vermeintlichen Nebenrollen. Dabei entwickelt sie zunächst mehrere unterschiedlich Erzählstränge, die auf den ersten Blick wenig miteinander zu tun haben, im weiteren Verlauf aber immer mehr ineinandergreifen. Dieses Stilmittel sorgt zu Beginn noch für jede Menge Fragezeichen, der Nebel lichtet sich dann aber nach und nach und legt das komplexe Beziehungsgeflecht rund um Kilian frei. Am Ende ergibt sich eine schlüssige Auflösung, die keine wesentlichen Fragen offenlässt und darüber hinaus auch noch eine böse Schlusspointe auf Lager hat. Kilians Läuterung wird insgesamt gut und glaubwürdig beschrieben, am Ende rutscht das Ganze aber meiner Meinung nach etwas zu sehr ins Märchenhafte ab, dies ist aber wohl eher Geschmackssache. Unter dem Strich überwiegen eh die positiven Leseeindrücke, mein erstes Buch der Autorin konnte mich gleich gut und spannend unterhalten. Zudem hat mich die Geschichte zum Nachdenken darüber angeregt, welche Fußabdrücke man im Leben hinterlässt und welche Konsequenzen eigene Entscheidungen für andere Menschen haben können.

Wer auf düstere und atmosphärisch dichte Fantasy-Geschichten mit eher ungewöhnlichen Figuren steht, wird hier insgesamt gut bedient und unterhalten.

Bewertung vom 10.08.2023
Künzer, Nia;Schmelzer, Bernd

Warum Frauen den besseren Fußball spielen


sehr gut

Sehr kurzweiliges und informatives Buch mit einem etwas zu reißerischen Titel

In diesem Buch beleuchten die ehemalige Spielerin Nia Künzer, die aktuell als Expertin für die ARD tätig ist, und der TV-Reporter Bernd Schmelzer, der seit Jahren Spiele der Frauen kommentiert, die aktuelle Situation (Stand: Februar 2023) des Fußballs der Frauen, werfen einen durchaus kritischen Blick zurück in die Vergangenheit und wagen einen Ausblick auf mögliche Entwicklungen in der Zukunft und die Schwierigkeiten, die dabei noch zu überwinden sind.

Während der Haupttext eher sachlich gehalten ist und sich dabei auf unterschiedliche Quellen beruft, die auch immer deutlich gekennzeichnet sind, gibt es immer wieder kleinere und auch größere Einschübe, in denen die beiden Autoren ihre persönliche Meinung einfließen lassen und diese Passagen auch mit zahlreichen Anekdoten und Details aus ihrer eigenen Vergangenheit anreichern. Dies sorgt für äußerst kurzweilige Unterhaltung, die aber zugleich auch jede Menge Fakten über den Fußball der Frauen vermittelt.

Die Unterschiede beim Fußball der Frauen gegenüber dem der Männer werden hier klar verständlich herausgearbeitet, zugleich wird deutlich, dass es immer noch eine riesige Kluft gibt und der Fußball der Frauen noch einen weiten Weg vor sich hat, bis er endlich den Stellenwert erreicht, den er meiner Meinung nach schon längst verdient hat.

Der Titel ist durchaus ein wenig provokant gewählt und könnte durch das eher enttäuschende Abschneiden der deutschen Mannschaft bei der diesjährigen Weltmeisterschaft in Australien und Neuseeland auch einiges an hämischen Reaktionen hervorrufen. Der Inhalt spiegelt diese Verpackung dann aber keineswegs wieder, sondern zeichnet sich durch einen fairen und ausgewogenen Umgang mit dem Thema aus.

Auch wenn ich am Ende des Buches keine klare Antwort darauf bekommen habe, warum Frauen denn nun den besseren Fußball spielen, kann ich dieses Buch jedem Interessierten am Thema nur wärmstens ans Herzen legen. Ein gelungenes Plädoyer für den Fußball der Frauen, der vielleicht nicht besser, aber in vielen Punkten doch wesentlich sympathischer ist wie sein männliches Gegenstück.

Bewertung vom 07.08.2023
Aurass, Dieter

Wasserstoff


sehr gut

Rasanter Thriller zu einem ziemlich aktuellen Thema

Mit diesem Buch legt der Autor Dieter Aurass einen rasanten Thriller rund um das hochaktuelle Thema Wasserstoff vor und schickt dabei mit Wolf Wurmleitner einen interessanten Ermittler ins Rennen, der sich durchaus für weitere Auftritte empfehlen kann.

In München werden kurz hintereinander drei Menschen ermordet, die allesamt an der revolutionären Entwicklung neuer Wasserstofftanks, die endlich die Probleme des Wasserstoffantriebs lösen sollen, beteiligt waren und dabei offenbar kurz vor dem Durchbruch standen. Wegen der besonderen Brisanz des Falles schickt Kriminaloberrat Lorbach vom LKA München mit Wolf Wurmleitner seinen ungewöhnlichsten Mitarbeiter ins Rennen, der unter dem Radar und losgelöst von der Mordkommission ermitteln soll. Auch Clarissa Mendig und Engelbert Zachert, zwei Mitarbeiter der ermordeten Forscher, wollen herausfinden, warum ihre Chefs sterben mussten und wo die Forschungsergebnisse abgeblieben sind. Dabei geraten sie und ihre Mitstreiter ins Visier eines mysteriösen Auftragskillers, der ebenfalls hinter den Papieren her ist und keine Skrupel kennt, um sein Ziel zu erreichen.

Mit einem packenden Schreibstil und einigen überraschenden Wendungen treibt der Autor die gut aufgebaute Geschichte voran und steuert sie dabei schnurstracks auf einen (im wahrsten Sinne des Wortes) krachenden Showdown zu, der keine wesentlichen Fragen offenlässt. Kurze Kapitel mit immer wieder wechselnden Erzählperspektiven sorgen für ein hohes Erzähltempo, dass einem beim Lesen kaum Zeit zum Luftholen lässt. Das der Autor selbst lange Jahre als Kriminalbeamter tätig war und somit weiß, worüber er hier schreibt, merkt man seinen Beschreibungen auch jederzeit an. Getragen wird das Ganze von gut gezeichneten und vielschichtig angelegten Protagonisten in Haupt- und vermeintlichen Nebenrollen. Man muss hier auch nicht besonders technikaffin sein, um der Geschichte folgen zu können, denn der Autor fügt an einigen Stelle kurze Einschübe hinzu, die die Hintergründe der beschriebenen Technologie allgemeinverständlich erklären. Einziger kleiner Kritikpunkt ist hier, dass der Autor an einigen Stellen und besonders beim Showdown vielleicht doch ein wenig zu dick aufträgt. Meinen Lesegenuss konnte dieser Umstand aber insgesamt nur wenig trüben.

Wer auf spannende Thriller mit ungewöhnlichen Protagonisten steht, wird hier unter dem Strich gut bedient und unterhalten.

Bewertung vom 03.08.2023
Petermann, Axel;Mattfeldt, Petra

Der Sandmann / Im Kopf des Bösen Bd.1


ausgezeichnet

Packender und atmosphärisch dichter Kriminalroman, der auf einem wahren Fall beruht

In diesem Kriminalroman, der auf einem wahren Fall aus den 30er-Jahren beruht, schicken die Autorin Petra Mattfeldt und der Profiler Axel Petermann ein neues Ermittler-Duo ins Rennen, dass mich direkt auf ganzer Linie überzeugen und begeistern konnte.

Die ambitionierte Fallanalytikerin Sophie Kaiser, die durch ihr leichtes Asperger-Syndrom einen etwas anderen Blick auf die Dinge hat und es dadurch im Kreise ihrer Kollegen nicht immer leicht hat, wie der Spitzname „RoboCop“ verrät, ist Teil einer Sonderkommission, die einen Serienkiller jagt, dem die Presse den Namen „Sandmann“ gegeben hat. Dieser entführt kleine Jungen, behält sie einige Zeit in seiner Gewalt und legt sie dann mit einem Teddybären im Arm irgendwo ab. Als nun zum ersten Mal einer dieser Jungen lebend aufgefunden wird, erhofft sich die SOKO endlich einen Durchbruch bei ihren Ermittlungen. Zeitgleich wird Leonhard Michels von der Kriminalpolizei in Lübeck an den Schauplatz eines Familiendramas gerufen, bei dem der Vater seine Frau, seine drei Kinder und seine Schwiegereltern erschossen hat, um sich anschließend selbst zu richten. Eigentlich ein klarer Fall, doch dann ergibt sich plötzlich eine Verbindung zum Sandmann.

Mit einem packenden Schreibstil und einigen überraschenden Wendungen treiben die beiden Autoren ihre gut aufgebaute Geschichte voran und erzählen sie aus den wechselnden Perspektiven von Sophie und Leonhard. Immer wieder eingestreute Passagen aus der Sicht der entführten Jungen sorgen für zusätzliche Spannung, ohne dabei schon zu viel zu verraten. So bekommen wir am Ende eine verblüffende, aber dennoch schlüssige Auflösung präsentiert, die keine wesentlichen Fragen offenlässt. Dass Axel Petermann auf einen reichhaltigen Erfahrungsschatz als Ermittler und Profiler zurückgreifen kann, merkt man dem Buch jederzeit an. Die Ermittlungen und die Arbeit der operativen Fallanlyse werden sehr realitätsnah beschrieben, ohne dass die Geschichte dadurch an Spannung verliert. In den Beschreibungen wird sehr viel Wert auf Details gelegt, die durch Sophies besondere Auffassungsgabe oftmals auch noch eine besondere Wichtigkeit erhalten. Zudem wird dadurch das Kopfkino beim Lesen ordentlich angekurbelt. Getragen wird das Ganze von gut gezeichneten und vielschichtig angelegten Charakteren in Haupt- und vermeintlichen Nebenrollen. Hier sind besonders Sophie und Leonhard hervorzuheben, die im Laufe der Geschichte zu einem echten Dream-Team zusammenwachsen und sich so nachdrücklich für weitere Auftritte empfehlen, die auch bereits angekündigt sind.

Ein Nachwort, das zusätzliche Informationen zum wahren Fall liefert, der diesem Buch zugrunde liegt und zudem darüber aufklärt, was hier Dichtung und was Wahrheit ist, rundet diesen rundherum gelungenen Auftaktband am Ende hervorragend ab.

Wer auf spannende und atmosphärisch dichte Kriminalromane mit ungewöhnlichen Ermittlern steht, wird hier bestens bedient und unterhalten. Auf weitere Auftritte dieses tollen Duos bin ich nun schon sehr gespannt.

Bewertung vom 01.08.2023
Korten, Astrid

Overkill - Tod der Schwalben


ausgezeichnet

Packender und abgründiger Thriller vor dem aktuellen Hintergrund des Krieges in der Ukraine

Mit diesem Thriller legt die Autorin Astrid Korten den dritten Band ihrer Reihe Overkill rund um die Münchener Ermittlerin Mo Celta vor. Nachdem sie Band 2 noch zusammen mit Eva-Maria Silber verfasst hat, ist dieser Band wieder alleine ihrer Feder entsprungen. Geblieben ist aber eine spannende und ziemlich komplexe Geschichte, die einen tief in die menschlichen Abgründe blicken lässt und so eine unheimliche Wucht entfaltet.

Man braucht hier grundsätzlich keine Vorkenntnisse aus den ersten beiden Bänden, um die Geschichte lesen und nachvollziehen zu können. Alle dafür erforderlichen Informationen zu den Protagonisten und ihrer Vorgeschichte werden gut in die laufende Handlung eingebunden, ohne dabei den Lesefluss zu stören. Zudem nimmt Mo Celta diesmal, wie schon in Band 1, eher eine tragende Nebenrolle ein. Der Hauptpart wird hingegen von neuen Charakteren bestritten. Um die Entwicklung von Mo Celta und die eine oder andere eingestreute Anspielung auf vorangegangene Ereignisse in Gänze genießen zu können, empfiehlt es sich aber schon, die Bücher in der richtigen Reihenfolge zu lesen.

Mo Celta nimmt an einem Austauschprogramm der EU-Ermittlungsbehörden in Kiew teil und ermittelt dort an der Seite von Polizeihauptmann Felix Bojko. Dass es ihr in Wahrheit darum geht, Hinweisen zum Verbleib ihrer Schwester Elisa nachzugehen, die angeblich im Donbass untergetaucht ist, verrät sie ihrem neuen Partner allerdings nicht. Als in der Geisterstadt Pripyat, die mitten im Sperrgebiet rund um den Reaktor in Tschernobyl liegt, die verstümmelte Leiche eines jungen Mannes gefunden wird, müssen Mos private Pläne aber erst einmal hintenanstehen. Bei dem Toten handelt es sich um den Sohn des russischen Ex-Ministers Kanyukov. Und da der den ukrainischen Ermittlungsbehörden nicht traut, schickt er den Polizisten Alexej Markow, der in Pripyat aufgewachsen ist, von Moskau aus in die Ukraine, um den Mörder zu finden und zu töten. In den Wirren des gerade erst begonnenen russischen Angriffskrieges beginnt für Felix und Alexej, die getrennt voneinander ermitteln, ein Rennen gegen die Zeit, denn der Mörder verfolgt einen perfiden Plan und hat längst weitere Opfer ins Visier genommen.

Mit einem packenden Schreibstil, einem perfekt funktionierenden Spannungsbogen und äußerst vielschichtig angelegten Protagonisten in Haupt- und vermeintlichen Nebenrollen treibt die Autorin ihre gut aufgebaute Geschichte voran und sorgt dafür, dass man das Buch beim Lesen gar nicht mehr aus der Hand legen will. Darüber hinaus bietet sie zahlreiche überraschende Wendungen auf, die das Geschehen immer wieder in eine neue Richtung lenken, bis man nach einem fulminanten Showdown schlussendlich eine überzeugende Auflösung präsentiert bekommt, die keine wesentlichen Fragen offenlässt und noch einen besonderen Knalleffekt auf Lager hat. Kurze Kapitel aus den immer wieder wechselnden Perspektiven von Felix und Alexej sorgen für ein hohes Erzähltempo, dass einen immer tiefer in das Geschehen hineinzieht, so dass man den Abgründen der Protagonisten mit jeder Seite einen Schritt näherkommt. Der Krieg in der Ukraine und die Reaktorkatastrophe von Tschernobyl mit all ihren Folgen bieten dabei eine ziemlich düstere Kulisse für die Geschichte, die dem Buch so auch seinen ganz besonderen Stempel aufdrückt.

Ich kann dieses Werk jedem Liebhaber von spannenden und abgründigen Trillern nur wärmstens empfehlen, mich konnte der dritte Band der Reihe auf jeden Fall erneut auf ganzer Linie überzeugen und begeistern.

Bewertung vom 31.07.2023
Black, Joe

Babylons Vermächtnis


sehr gut

Rasanter und actionreicher Abenteuer-Thriller, der einem beim Lesen kaum Zeit zum Luftholen lässt

Mit diesem Abenteuer-Thriller legt der Autor Joe Black den ersten Band seiner Reihe um den Unterwasserarchäologen Konstantin Nikolaidis und die Paläografin Ilana Shaik vor, mit dem er mich gleich gut und spannend unterhalten konnte.

Als Konstantin Nikolaidis in einer versunkenen Ruine vor der Hafenstadt Alexandria auf Goldmünzen mit rätselhaften Inschriften stößt, wendet er sich an Ilana Shaik, die gerade in Aleppo einige verschollen geglaubte Schriftrollen aus dem 7. Jahrhundert untersucht, und bittet sie um Rat. Dabei finden beide heraus, dass die Münzen aus der Zeit der Templer stammen. Doch der Fund hat längst das Interesse geheimnisvoller Kräfte geweckt, die im Hintergrund die Fäden ziehen, und so finden sich Ilana und Konstantin schnell inmitten einer gnadenlosen Jagd wieder, bei der sie nicht mehr wissen, wer dabei noch Freund und wer schon Feind ist.

Der Autor legt hier einen klassischen Abenteuerroman vor und sorgt dabei für einen gelungenen Mix aus prickelnder Action und geheimnisvollen Rätseln. Kurze Kapitel mit ständig wechselnden Erzählperspektiven sorgen dabei für ein hohes Erzähltempo, dass einem beim Lesen kaum Zeit zum Luftholen lässt. Allerdings habe ich durch diesen Stil zu Beginn doch ein wenig gebraucht, bis ich endgültig in die Geschichte hineingefunden habe. Hat man dieses Anfangsprobleme aber erst einmal überwunden, sorgen ein packender Schreibstil, zahlreiche überraschende Wendungen und gut gezeichnete Protagonisten in Haupt- und vermeintlichen Nebenrollen für atemberaubende Spannung auf einem konstant hohen Niveau. Die Hauptgeschichte spielt im Zeitraum von 2011 bis 2013 und greift einige tatsächliche Ereignisse dieser Zeit auf, wie z.B. den Bürgerkrieg in Syrien, und bindet sie in das Geschehen ein. Zudem orientiert sich die gut recherchierte Geschichte an bekannten Mythen aus dem frühen Mittelalter und den Theorien dazu (wie man im Anhang nachlesen kann), verknüpft diese geschickt miteinander und füllt die vorhandenen Zwischenräume auf gelungene Art und Weise und mit großem Einfallsreichtum auf.

Wer auf spannende Abenteuerromane mit hohem Actionanteil steht, wird hier gut bedient und unterhalten. Für die weiteren Bände der Reihe bleibt aber durchaus noch ein wenig Luft nach oben.

Bewertung vom 27.07.2023
Bauhaus, Ben

Jagd auf einen Toten / MK4 Berlin Bd.2 (eBook, ePUB)


sehr gut

Auch Band 2 der Reihe besticht durch eine spannende Geschichte und ein gut aufeinander abgestimmtes Ermittler-Team

Mit diesem Kriminalroman legt der Autor Ben Bauhaus den zweiten Band seiner Krimireihe rund um das Team der Mordkommission 4 beim LKA Berlin vor. Und auch dieser Band konnte mich wieder gut und spannend unterhalten.

Man braucht hier keine Vorkenntnisse aus dem ersten Band, um die Geschichte lesen und nachvollziehen zu können. Alle hierfür erforderlichen Informationen zu den Protagonisten und ihrer Vorgeschichte werden gut in die laufende Handlung eingebunden, ohne dabei den Lesefluss zu stören. Um die Entwicklung der Figuren und die eine oder andere eingestreute Anspielung auf frühere Ereignisse in Gänze genießen zu können, empfiehlt es sich aber doch, die Reihe in der richtigen Reihenfolge zu lesen.

Diesmal bekommen es MK4-Leiter Craig Bishop und seine Kollegen Marika Kleebaum, David Brenner und Neuzugang Nadir Almasi mit zwei brutalen Morden an wohlhabenden Geschäftsleuten zu tun. Die Morde tragen die Handschrift eines dänischen Auftragskillers, der allerdings schon seit Jahren als tot gilt. Ist der Killer von den Toten wiederauferstanden oder ist hier ein Nachahmungstäter am Werk ? Der komplexe Fall fordert die volle Aufmerksam des Teams, da ist es wenig hilfreich, dass die aufkommende Liebe zwischen Marika und Davids bestem Freund Nadir für Spannungen sorgt.

Mit einem packenden Schreibstil und einigen überraschenden Wendungen treibt der Autor seine gut aufgebaute und atmosphärisch dichte Geschichte voran und liefert am Ende eine überraschende, aber doch absolut schlüssige Auflösung, die keine wesentlichen Fragen offenlässt. Bei der komplexen Geschichte voller Lügen und Täuschungen muss man aber schon sehr aufmerksam lesen, damit einem kein entscheidendes Detail entgeht. Getragen wird das Ganze von gut gezeichneten und vielschichtig angelegten Protagonisten in Haupt- und vermeintlichen Nebenrollen. Nachdem das Grundpersonal und das Setting im Auftaktband erfolgreich eingeführt wurden, erhalten die Figuren hier nun deutlich mehr Raum zur Entfaltung, den sie auch überzeugend nutzen. So ist mir das gut aufeinander abgestimmte Team im Laufe der Geschichte noch ein wenig mehr ans Herz gewachsen. Fein dosierte Ausflüge in das Privatleben der Akteure lockern das Geschehen immer wieder ein wenig auf, die Krimihandlung steht hier aber immer im Mittelpunkt der Geschichte.

Wer auf spannende Kriminalromane mit interessanten und eher ungewöhnlichen Ermittlern steht, wird hier bestens bedient und spannend unterhalten.