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allegra
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Insgesamt 295 Bewertungen
Bewertung vom 02.07.2012
Morell, Leon

Der sixtinische Himmel, 6 Audio-CDs


ausgezeichnet

Leon Morell lässt den Leser Rom zur Zeit der Renaissance an der Seite Michelangelos erkunden. Die verschiedenen, teilweise völlig gegensätzlichen Stadtteile erwachen durch anschauliche Erklärungen und Beschreibungen zum Leben. Man erlebt einerseits die zermürbenden Streitigkeiten von Michelangelo mit seinem Widersacher, dem Baumeister Bramante, andererseits die Kämpfe, die der Künstler Michelangelo mit sich selber ausficht bis er die optimalen Lösungen für seine Darstellungen findet. Ganz nebenbei erfährt man auch einiges über Kunstgeschichte, über die einzelnen Arbeitsschritte zur Erstellung eines Freskos und die Schwierigkeiten mit denen die Künstler zu kämpfen hatten.

Die Charaktere sind ausgesprochen sorgfältig ausgearbeitet und in meinen Augen sehr gelungen. Papst Julius erscheint als sehr starker und kämpferischer Papst, der aber durchaus sehr menschliche Schwächen hat und auch echte Bewegtheit und Gefühle zeigen kann. Michelangelo ist einerseits der Künstler, der ganz in seinen künstlerischen Figuren aufgeht, noch bevor sie geschaffen sind. Er steht aber doch mit beiden Beinen im Leben und muss sehr viele praktische, auch bauliche Entscheidungen treffen, die vorerst mit Kunst wenig zu tun haben. Das überaus arbeitsintensive und anspruchsvolle Werk erfordert neben handwerklichem Geschick auch unternehmerische Fähigkeiten. Oft kämpft er gegen wirtschaftliche Probleme an, sei es, weil der Papst mehr bestellt, als er bezahlt oder sei es, weil ihn seine Familie durch riskante Spekulationsgeschäfte fast in den Ruin treibt.

Aurelio macht eine große Reifeentwicklung durch. Er reist als noch sehr kindlicher junger Mann nach Rom und wird dort mit sehr vielen Aspekten des Lebens konfrontiert, auf die er aufgrund seiner bäuerlichen Herkunft überhaupt nicht vorbereitet ist. Im Gegensatz zu den Charakteren von Michelangelo und Papst Julius hätte ich mir bei Aurelio etwas mehr Ecken und Kanten gewünscht. Er wird als rundum gutherziger, neugieriger junger Mensch dargestellt. Erst gegen Ende findet er zu sich selber, trifft eigene, nicht unbedingt weise Entscheidungen und stellt sich auch gegen seinen Lehrmeister.

Meine Lieblingsszene in diesem Buch war die Enthüllung der ersten Hälfte des Freskos. Das war echtes Gänsehautgefühl! Morell hat es wunderbar geschafft die Anspannungsgeladene Stimmung und das darauf folgende erlösende Staunen in Worte einzufangen. Allein dafür, lohnt es sich das Buch zu lesen beziehungsweise dem Hörbuch zu lauschen.

Wolfgang Condrus verleiht mit seiner reiferen Stimme Michelangelo einen sehr würdevollen Auftritt in diesem Hörbuch. Er schafft es auch, die anderen Charaktere lebendig und glaubhaft zu intonieren, ohne bei den weiblichen Figuren ins Lächerliche abzudriften.
Condrus liest sehr ruhig und relativ langsam. Er wird an passenden Stellen auch mal sehr leise bis zu einem Flüstern, was die Stimmung im Buch sehr gut verdeutlicht.

Ein wunderbares Lauscherlebnis.

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 22.06.2012
Stevens, Taylor

Die Touristin / Mission Munroe Bd.1


gut

Meine Inhaltsangabe:

„Die Touristin“ ist der erste Teil einer Serie um Vanessa Munroe, einer Superagentin, die ihren Lebensunterhalt damit verdient, für verschiedene Auftraggeber Informationen über mögliche wirtschaftliche Entwicklungsmöglichkeiten in Drittweltländern ausfindig zu machen. In diesem Buch ist jedoch alles anders. Ein steinreicher amerikanischer Ölmilliardär heuert Munroe an, um seine vermisste Stieftochter Emily in Afrika zu suchen. Sie ist vor 4 Jahren auf einer Weltreise im afrikanischen Dschungel spurlos verschwunden. Da die Entlohnung sehr üppig ausfällt, nimmt Munroe den Auftrag an, wohl wissend, dass er in ihr alte Wunden aufreißen wird. Ihre Vergangenheit ist mehr als problematisch. Als Missionarstochter ist sie auf einer afrikanischen Missionsstation aufgewachsen. Sehr früh hat sie sich jedoch einer Gruppe von Waffen- und Drogenschmugglern angegliedert und ein für ein 14 jähriges Mädchen, völlig unangemessenes Leben geführt. Munroe reist zurück zu ihren Wurzeln, nimmt wieder Kontakt auf mit Francisco Beyard, mit dem sie während ihrer Zeit im Dschungel befreundet war und macht sich auf die Suche nach Emily. Ihre Spur führt nach Äquatorialguinea.


Meine Meinung:

Dieses Buch lässt sich von der sprachlichen Ausdrucksweise her, sehr flüssig lesen. Die Autorin schafft es, Spannung aufzubauen und den Leser mit interessantem Hintergrundwissen zu versorgen. Mir hat dieser Thriller eine mir bisher völlig unbekannte Region Afrikas näher gebracht. Die Beschreibungen von der Art, seine Bedürfnisse mit Zuwendungen zu erkaufen, dem für unsere Verhältnisse gewöhnungsbedürftigen Umgang mit der Zeit, aber auch der Willkür der Verwaltung und Regierung fand ich sehr interessant.

Die Figur der Vanessa Munroe, die sich in ihren Einsätzen manchmal Michael nennt und auch gerne als Mann auftritt, ist sicherlich sehr interessant und eröffnet viele Möglichkeiten für spannende Thriller. Man muss sich Munroe so etwas wie ein Supergirl mit etwas androgynen Zügen vorstellen. Das mag in einem Actionthriller durchaus etwas hergeben. Für mich erscheint diese Figur allerdings in vielen Belangen überzogen und dadurch erscheint die ganze Geschichte nicht wirklich glaubwürdig.

Die Nebenfiguren, ein ebenfalls gut durchtrainierter Agent namens Bradford, der Vanessa auf Geheiß ihres Auftraggebers begleiten muss sowie Francisco Beyard, der Vanessa in unterstützt, haben mir besser gefallen.

Die Suche nach Emily im Dschungel und in Städten Afrikas ist sehr spannend und interessant beschrieben. Ich habe mich während einigen Tagen recht gut unterhalten gefühlt, musste mich aber doch hin und wieder etwas motivieren, das Buch in die Hand zu nehmen, weil ich Vanessas persönlicher Hintergrund und ihre Befähigungen doch für sehr abgefahren halte.
Rückblickend muss ich sagen, dass das Leseerlebnis dieses Buches, mit Ausnahme der Informationen über Äquatorialguinea, für mich doch recht belanglos war. Ich habe diese Rezension nur zwei Wochen nach der Lektüre verfasst und musste schon intensiv blättern, bis ich die Namen der Hauptfiguren wieder präsent hatte.


Mein Fazit:

Ein spannender Thriller, der nicht allzu anspruchsvoll ist und zum Beispiel auf einer Reise schnell weg gelesen werden kann. Meinen Geschmack trifft das Buch aber leider nicht, weil für mich die Figur der Vanessa Munroe als überzogen gezeichnet ist. Ich werde die weiteren Teile der Serie vermutlich nicht lesen und vergebe diesem Buch drei Sterne, mit einer eingeschränkten Leseempfehlung.

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 07.06.2012
Vanek, Tereza

Das Geheimnis der Jaderinge


ausgezeichnet

Das Geheimnis der Jaderinge bringt dem Leser in der Rahmenhandlung die junge Hamburger Reederstochter Viktoria Virchow näher, die 18xx nach China reist. Die Beschreibungen der Schauplätze sind sehr anschaulich und abwechslungsreich. Mir haben es vor allem Viktorias Ausflüge in die Chinesenviertel von Schanghai und Bejing angetan. Der Trubel der chinesischen Märkte, Theater, die Armut, aber auch das Leid von verwaisten Kindern hat die Autorin sehr gut rüber gebracht Durch die anschaulichen Beschreibungen kann man sich richtig tragen lassen und hört, riecht und fühlt mit.
Eindrucksvoll fand ich auch die wochenlange Reise von Schanghai nach Peking in einer Sänfte.

Die Hauptfiguren sind sehr sorgfältig charakterisiert. Ich habe eine sehr gute Vorstellung gewinnen können von Viktoria, aber auch von der Familie Huntingdon. Viktoria trifft in Schanghai auf Max von Brandt, der von 1875 – 1893 deutscher Gesandter in China war und bekannt ist als Verfasser zahlreicher Bücher und Abhandlungen über Ostasien.

In der Binnenhandlung wird die Geschichte einer Soldatin erzählt, die aus einem ländlichen chinesischen Dorf stammt und es zu hohem militärischen Grad bringt in der Armee der Rebellen. Diesen Teil fand ich recht anspruchsvoll zu lesen, weil ich etwas Mühe hatte, mir die chinesischen Namen zu merken. Hier wäre eine Personenliste unter Angabe von fiktiven und historischen Persönlichkeiten hilfreich gewesen. Mit ein bisschen mehr Anstrengung als sonst und einem kleinen bisschen Recherche war aber genau dieser Teil wirklich ein Gewinn.

Im zweiten Teil der Rahmenhandlung kommt auch die Liebe nicht zu kurz. Viktoria lernt einen interessanten jungen Man kennen und kommt ihm näher. Diese Ausführungen hätten für mich etwas knapper gehalten sein können, ich war von den geschichtlichen Entwicklungen so hingerissen, dass ich diese Liebesgeschichte nicht noch gebraucht hätte. Ich fand es dann auch sehr schön, dass das Ende offen blieb. Im Jahr 2012 kommt der Folgeroman zu „Das Geheimnis der Jaderinge“ heraus, dann werden wir mehr wissen.

Hinten im Buch ist ein sehr informatives Nachwort abgedruckt und eine Aufstellung von wichtigen historischen Daten.

Der Schreibstil von Tereza Vanek gefällt mir ausnehmend gut. Das Buch liest sich angenehm flüssig in einem guten Rhythmus. Durch die anschaulichen Beschreibungen kann man sich richtig tragen lassen und hört, riecht und fühlt mit.

Dieses Buch ist für mich so, wie ein historischer Roman sein sollte. Ich konnte wunderbar eintauchen in das China im 19. Jahrhundert, habe viel Neues zu einem interessanten Kapitel der chinesischen Geschichte gelernt und fühlte mich wunderbar unterhalten. Für mich war das ganz sicher nicht das letzte Buch von Tereza Vanek.

Eine ganz klare Leseempfehlung mit 5 Sternen.

3 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 06.06.2012
Löffler, Rainer

Blutsommer / Martin Abel Bd.1


ausgezeichnet

Inhalt

Die junge, ehrgeizige Polizistin Hannah Christ will unbedingt mit dem erfolgreichsten Fallanalytiker, Martin Abel, zusammenarbeiten. Abel ist nicht nur für seine sehr hohe Aufklärungsquote bekannt, sondern auch für sein eher schwieriges Verhalten, das Teamarbeit manchmal ganz schön erschwert. Nach einer schmerzhaften Scheidung hat er sich eingeigelt, was sich am Verhalten wie auch äußerlich zeigt. Selbst bei warmen Temperaturen trägt ein Jackett.
Eine sehr blutige Mordserie in Körn bringt Hauptkommissar Greiner an seine Grenzen. Er erkennt, dass er mit klassischer Polizeiarbeit nicht weiterkommt und greift auf die operative Fallanalyse zurück. Obwohl er dieser Methode gegenüber sehr skeptisch ist, fordert er einen Spezialisten aus Stuttgart an, Martin Abel, an dessen Seite Hannah Christ, die von seiner Expertise als Fallanalyst lernen möchte.

Durch sehr unkonventionelles Arbeiten gelingt es Abel tatsächlich recht schnell den Täterkreis einzugrenzen. Im Verlaufe der Ermittlungen wird er auch gegenüber Hannah offener, so dass sich eine kleine Romanze zu entwickeln beginnt.

Die Lösung des Falles ist spannend, sehr blutig und unerwartet. Mehr darf nicht verraten werden.


Meine Meinung

Martin Abel erinnert mich als Ermittler an eine Mischung zwischen Hunter (Chris Carter) und Adrian Monk. Er teilt nicht nur die Initialen mit ihm sondern auch die Vorliebe, braune Jacketts zu tragen. Wer die Serien von Monk schon gesehen hat, kann sich beim Lesen bildlich vorstellen, wie Abel am gerichtsmedizinischen Institut „mit der Leiche tanzt“.

Mit dem Charakter der Hannah Christ hatte ich etwas Mühe. Sie ist für mich nicht so wirklich zum Leben erwacht. Ihre Tendenz zur Zickigkeit hat für mich etwas kollidiert mit ihrem Wunsch, unbedingt mit Abel zusammen zu arbeiten, um von ihm beruflich zu profitieren. Die Art, wie sie sich ihm genährt hat, passte für mich nicht wirklich.

Die Ermittlungen bestehen aus einer Kombination von klassischer Polizeiarbeit mit Befragungen, Spurensicherung, Gerichtsmedizin und Abels bisweilen skurrilen Verrenkungen, wenn er sich in die Position des Täters, beziehungsweise des Opfers begibt.

Für mich war „Blutsommer“ von Anfang bis zum Ende ein überaus spannendes Lesevergnügen. Ich wusste bis zum Schluss nicht, wer der Täter ist, obwohl ich zwischendurch mal einen Moment lang sogar den richtigen Gedanken hatte. Für sehr sensible Leser würde ich das Buch allerdings nicht empfehlen, es ist wirklich voller abstruser Perversitäten, die aber leider – wie auch im Nachwort vom Autor erwähnt – durchaus Parallelen zur Realität haben.

Was mir nicht wirklich gefallen hat, ist die sich entwickelnde Romanze. Die fand ich nicht glaubwürdig und für diesen Krimi unnötig. Die Familie Lerch, die einem im Prolog schon fast ans Herz wächst, wir leider im Buch nur noch an einer Stelle erwähnt. Ich hätte gerne gewusst, wie es ihnen später ergangen ist.


Mein Fazit

„Blutsommer“ ist für mich ein sehr gelungenes Debüt. Ich würde gerne mehr von Martin Abel lesen und freue mich schon jetzt auf den neuen Fall.

Von mir eine Lesempfehlung mit 4,5 Sternen.

16 von 24 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 28.05.2012
Lahmer, Melanie

Knochenfinder / Kommissarin Natascha Krüger Bd.1


sehr gut

Der Roman Knochenfinder spielt in der Szene der Geocacher und ist nicht das erste Buch, das im Umfeld dieses Volkssports spielt. Ich selber habe kürzlich „Fünf“ von Ursula Poznanski gelesen und vermutlich gibt es auch noch weitere. Melanie Lahmer findet einen etwas anderen Zugang zu diesem Hobby. Die Schnitzeljagd mit GPS wird sehr gut erklärt, so dass man dem Krimi auch als „Nichtcacher“ sehr leicht folgen kann. Man spürt, dass Melanie Lahmer diesem Hobby auch selber sehr gerne nachgeht.

Der Schauplatz dieses Kriminalromans ist Siegen, eine Stadt im Dreiländereck von Nordrhein-Westfalen, Hessen und Rheinland-Pfalz. Für Natascha Krüger ist Siegen am Ende der Welt. Das Siegerland ist ein ehemaliges Bergbaugebiet und man erfährt einiges über den Bergbau und die Industrialisierung in der Region. Ich fand das sehr interessant, weil es für mich völlig unbekannt ist. Die anschaulichen Beschreibungen in freier Natur haben mir sehr gut gefallen.

Die Hauptfigur, Natascha Krüger, wird sehr schön eingeführt. Sie ist jung, sympathisch, natürlich hübsch, aber auch bodenständig und sie ist Katzenliebhaberin. Interessanterweise ist sie Synästhetin. Das heißt, sie nimmt Zahlen und Gerüche auch als Farben wahr. Das wird mir im Buch etwas zu häufig erwähnt, was aber möglicherweise mein persönliches Problem ist, weil ich mich schon öfter mit der Thematik befassen musste. Diese Gabe trägt letztendlich mit zur Aufklärung des Falles bei und spielt so durchaus eine wichtige Rolle. Natascha bildet mit ihren Kollegen Jörg Lorenz und Hannes Winterberg ein Team. Wir erfahren einiges aus Winterbergs Privatleben, das nicht immer ganz so einfach ist, wie es sich ein Polizeibeamter wünschen würde. Da René die gleiche Schule wie seine Söhne besucht, führen die Ermittlungen auch ins Umfeld von Winterbergs Sohn Niklas.

Was mir nicht so gut gefallen hat, war eine sich anbahnende Liebesbeziehung zwischen Natascha und Simon, einem Kollegen aus einer anderen Abteilung. Das war mir teilweise etwas zu dick aufgetragen, hat aber die Geschichte doch voran gebracht, sodass man auch nicht darauf verzichten könnte. Vermutlich sollte dieses Techtelmechtel für den Romantikfaktor sorgen. Das hat bei mir aber nicht so wirklich gewirkt.

Die Dialoge empfinde ich nicht durchwegs gleich gut gelungen. Sie wirken auf mich stellenweise etwas aufgesetzt. Die Gespräche zwischen den Polizisten finde ich durchaus authentisch, aber bei anderen Figuren wirken die Gespräche manchmal doch ziemlich gestelzt.

Die Anzahl der Figuren, sowohl bei der Polizei, wie auch unter den Zeugen ist angenehm überschaubar. Die Protagonisten sind genau beschrieben und charakterisiert, so dass ich eine gute Vorstellung von ihnen gewonnen habe.

Obwohl man im Prolog und im ersten Kapitel gleich mitten in der Geschichte ist, nimmt die Spannung dann doch nur langsam zu. Ich empfand sie eher als subtiles, sich steigerndes Unbehagen. Durch die quälende Ungewissheit habe ich mit Renés Eltern mitgefühlt. Was kann schlimmer sein, als nicht zu wissen, was dem eigenen Kind zugestoßen ist?
In der zweiten Hälfte hat mich das Buch dann richtig mitgerissen. Ich musste einfach wissen, was mit dem Jungen passiert ist, so dass ich das Buch sehr schnell ausgelesen hatte.

Ich muss zugeben, dass ich, was den Täter betrifft, lange auf einer falschen Fährte war.



Mein Fazit

Ich habe mich mit diesem Debüt gut unterhalten gefühlt. Ich konnte das Buch flüssig lesen und hatte keinerlei Verständnisprobleme, weil das Geocaching sehr gut erklärt wird. Einen kleinen Abzug mache ich, weil mir das Motiv des Täters nicht plausibel genug ist und weil am Ende der Lektüre immer noch einige kleine Unklarheiten herrschten, obwohl ich meinte, aufmerksam gelesen zu haben.

Ein viel versprechendes Erstlingswerk - von mir erhält dieser erfrischende, junge Krimi eine Leseempfehlung mit 4 Sternen.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 28.05.2012
Ludwig, Stephan

Zorn - Tod und Regen / Hauptkommissar Claudius Zorn Bd.1


sehr gut

Das Erstlingswerk „Zorn, Tod und Regen“ von Stephan Ludwig spielt in einer fiktiven deutschen Stadt, die an einem größeren Fluss liegt, aber nie genauer benannt wird. Hauptkommissar Zorn und sein Kollege Schröder sind mit der Aufklärung eines Mordfalls betraut, von dem anfangs lediglich das Blut des Opfers vorhanden ist. Bald darauf passieren weitere Verbrechen, bei denen es lange Zeit unklar ist ob und wie sie zusammen hängen.

Zorn ist ein Ermittler, der mich etwas an Chris Carters Hunter oder Ian Rankins Rebus erinnerte. Er ist desillusioniert, was seine Tätigkeit als Polizist betrifft, sieht sich als Aktensortierer und hat keinerlei beruflichen Ehrgeiz. Gegenüber Mitarbeitern legt er oft eine sehr schnodderige und rücksichtslose Art an den Tag. Er ist vergesslich, hält Verabredungen nicht ein, bricht gerne Regeln und arbeitet eher spontan und intuitiv. Sein Partner Schröder bildet sowohl äußerlich, wie charakterlich einen Gegenpol. Er hat ein sehr gutes Gedächtnis, arbeitet sehr gewissenhaft, systematisch und gründlich und ist auch, obwohl er übergewichtig ist, körperlich erstaunlich ausdauernd.

Der Krimi ist in drei Teile unterteilt. Im ersten lernt man das Umfeld und die Protagonisten kennen, im zweiten wird die Handlung bis kurz vor der Auflösung vorangetrieben und im dritten Teil folgt ein unerwarteter Showdown. Unterstrichen wird die düstere Stimmung durch die Witterung. Im Verlauf der der Geschichte, die Ende April / Anfang Mai spielt, regnet es ununterbrochen, was am Ende pünktlich zum Showdown in heftigen Überschwemmungen mündet. Nach der Auflösung hört der Regen auf und die Aufräumarbeiten in der Stadt beginnen.

Über den Inhalt möchte ich nicht mehr schreiben. Jedes bisschen mehr, könnte zuviel sein. Der Krimi lebt von seiner Spannung, die von Anfang an kontinuierlich ansteigt.
Die Schilderungen von Misshandlungen empfand ich als recht drastisch, sie hörten aber immer dann auf, wenn ich dachte, dass ich das Buch jetzt mal aus der Hand legen musste. Der Krimi ist nichts für sehr Zartbesaitete, aber wer Thriller generell mag, wird damit keine Probleme haben.

Mich hat dieses Debüt ziemlich genau 4 Tage bestens unterhalten. Die ersten zwei Tage habe ich relativ wenig gelesen und ab der Hälfte konnte ich das Buch kaum mehr weglegen.

Ganz kleine Abstriche mache ich, weil mir vor allem im ersten Teil die Figuren etwas überzeichnet erschienen sind und ich in einem Fall so gar nicht nachvollziehen konnte, weshalb eine Figur nicht besser bewacht wurde, obwohl die Ermittler klar ausgesprochen haben, dass die Person in Gefahr ist. Das war für mich nicht nachvollziehbar. Mir hat auch nicht so gut gefallen, dass der Krimi vom Schauplatz her nicht festgelegt ist. Ich bin zwar nicht so der Fan von Regiokrimis mit Lokalkolorit, aber ich weiß doch gern, wo eine Geschichte spielt.


Von mir eine ganz klare Leseempfehlung mit 4 Sternen.

6 von 8 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 21.05.2012
Belago, Linda

Im Land der Orangenblüten


gut

Die Landschaftsbeschreibungen auf der Hinreise zur Zuckerrohrplantage sind sehr anschaulich, man begegnet da auch zum ersten Mal den Orangenblüten, die dem Buch den Titel verleihen. Leider habe ich mir etwas mehr Informationen zu den Arbeiten auf den Plantagen, den Anbau und die Verarbeitung des Zuckerrohrs sowie über den Handel mit diesen Rohstoffen erhofft. Das Buch ist zum größten Teil aus der Perspektive von Julie erzählt und da sie als Herrin der Plantage Rozenburg nur für das Wohnhaus zuständig ist, ist das auch stimmig, dass sie sich nicht bei den Arbeiten um die Zuckerproduktion aufhält. Dennoch hätte das meiner Ansicht nach dazugehört. Obwohl das Sklavendorf durchaus eine Rolle spielt, sind mir die Behausungen der Sklaven nicht genau genug beschrieben. Ich konnte kein Gefühl dafür entwickeln, wie ihr Alltag in ihren Hütten aussieht, obwohl durchaus viel Information über die Sklaven und ihr Zusammenleben mit entlaufenen Sklaven, den Buschnegern, vorhanden sind.

Im Laufe des Buches werden zahlreiche Charaktere eingeführt, die aber zu einem guten Teil keine wesentliche Rolle spielen. Sie bleiben in der Luft hängen und man wartet lange, ob sie noch mal eine einen Auftritt haben. Die Hauptfiguren sind sehr sorgfältig charakterisiert und herausgearbeitet. Juliette entwickelt sich vom jungen Mädchen zur Frau, die endlich ihre eigenen Entscheidungen fällt. Bei Karl spürt man, dass er auch eine sanfte Seite haben muss, sie bleibt aber innerhalb dieses Romans zeitlich wie örtlich ausgesperrt, so dass man nur mit seinen unangenehmen Charakterzügen konfrontiert wird.

Für mich sind die Figuren generell zwar anschaulich, aber doch zu einseitig gezeichnet. Sie sind entweder gut oder böse, was ich nicht als glaubwürdig empfinde. Einen gewissen Übergang konnte ich nur bei Karls Tochter Martina feststellen, die eine gewisse Entwicklung durchmacht, die dafür sehr plötzlich, praktisch über Nacht. Wie sie mit Enttäuschungen umgeht, kann man dem Buch wiederum nicht entnehmen.

Sprachlich hat mir dieses Buch sehr zugesagt. Es liest sich locker und flüssig, der Satzbau ist abwechslungsreich, die Formulierungen sicher und die Wortwahl treffend.

Meine Highlights in diesem Schmöker waren die Ausflüge mit dem Boot in den Dschungel. Da hatte ich wirklich das Gefühl ich sehe das Dickicht und höre die Vögel und spüre die Mücken, die das Bötchen umschwirren.

Das Cover ist sehr liebevoll gestaltet und vermittelt durch die Kombination des Landschaftsbildes mit den Orangenblüten und der historischen Zeichnung einer Sklavin an einem Fluss einen guten Eindruck vom Inhalt und macht richtig Lust, das Buch in die Hand zu nehmen.


Mein Fazit:

Dieses Buch ist ein Vertreter des Genres „Love&Landscape“, das diesen Sommer die Buchläden im Sturm zu erobern scheint. Dabei handelt es sich um Liebesromane vor exotischer Kulisse, meist mit historischem Hintergrund.
Wir haben in diesem Roman jede Menge Liebe, verbotene und weniger verbotene, es gibt wunderschöne Landschaftsbeschreibungen und der Roman ist zeitlich fixiert und spielt vorwiegend in den Jahren 1859 – 1863, dem letzten Jahren der Sklaverei in den niederländischen Kolonien, was die Handlung am Rande beeinflusst. Somit erfüllt er alle Voraussetzungen, die ein Buch dieses Genres haben muss.

Dennoch gibt es einige Punkte, die mir nicht so gefallen haben. Ich habe zu wenig von der im Klappentext erwähnten Zuckerrohrplantage erfahren, die Charaktere sind mir zu schwarz/weiß gezeichnet und einige Figuren und Nebenschauplätze haben die Lektüre aus meiner Sicht unnötig in die Länge gezogen, ohne dass sie die Handlung weitergebracht hätten.

Für Liebhaber von Liebesromanen und Familiensagas stellt dieses Buch eine angenehme, leichte und unterhaltsame Sommerlektüre dar.

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.