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Lilli33
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 596 Bewertungen
Bewertung vom 31.05.2023
Motte, Anders de la;Nilsson, Måns

In Schweden stirbt es sich am schönsten / Die Österlen-Morde Bd.2


ausgezeichnet

Ein undurchsichtig verzwickter Fall

Inhalt:
Endlich bietet sich für die Jungermittlerin der Polizei in Simrishamn, Tove Esping, die Chance, allein in einem Mordfall zu ermitteln. Da wird ihr wieder der Stockholmer Polizist Peter Vinston zur Seite gestellt, der in Österlen auf Urlaub ist. Von der Zusammenarbeit war Esping schon beim letzten Mal nicht gerade begeistert. Aber bei der Suche nach dem Mörder eines Antiquitätenhändlers und einer verschwundenen wertvollen Schale rauft sich das ungleiche Ermittlerpaar nach und nach zusammen …

Meine Meinung:
Schon der erste Band der Reihe hat mir gut gefallen, der aktuelle, zweite Band sogar noch mehr. Die Handlung ist noch verzwickter und undurchsichtiger. Ständig schlägt sie Haken. Kaum denkt man, der Täter ist nun klar, gibt es eine 180-Grad-Wende und man steht wieder vor dem Nichts. Oder es kommt ein weiteres Verbrechen hinzu. Das ist wirklich gut gemacht, bringt Spaß und erzeugt Spannung. Mehr Spannung als im ersten Fall des Ermitterduos. Über einige Dialoge lässt sich trefflich schmunzeln, ohne dass es allzu albern wirkt. Auch die Ausgewogenheit zwischen polizeilichen Ermittlungen und Privatleben hat für mich gestimmt.

„In Schweden stirbt es sich am schönsten“ hat mich als fast ganz unblutiger cosy Krimi sehr gut unterhalten und mir ein paar spannende und entspannende Lesestunden beschert.

Den ersten Band muss man nicht unbedingt gelesen haben, aber natürlich erleichtert seine Kenntnis das Einordnen vieler Personen und ihrer Verhaltensweisen.

Die Österlen-Morde:
1. Der Tod macht Urlaub in Schweden
2. In Schweden stirbt es sich am schönsten

Bewertung vom 22.05.2023
Klüpfel, Volker;Kobr, Michael

Die Revanche des Monsieur Lipaire / Die Unverbesserlichen Bd.2


gut

Nette Unterhaltung, aber zu seicht

Inhalt:
Ausgerechnet die Urkunde, die die Unverbesserlichen der Familie Vicomte wiederbeschafft haben, soll nun für die Vernichtung ihrer Existenzen sorgen. Ganz klar: Dagegen müssen Guillaume, Karim, Paul, Delphine, Lizzy und Jacqueline etwas tun …

Meine Meinung:
Schon der 1. Band dieser Reihe „Der große Coup des Monsieur Lipaire“, konnte mich nicht hundertprozentig begeistern, aber er hatte wenigstens noch den Reiz des Neuen und eine einigermaßen spannende Handlung.

Im 2. Band nun habe ich die Spannung fast vergeblich gesucht. Sie lässt sich erst gegen Ende ein bisschen blicken. Das Buch ist trotzdem ganz nett zu lesen - seichte Unterhaltung eben, zuweilen ein bisschen zu bemüht witzig.

Der Roman (als Kriminalroman würde ich das Buch keinesfalls bezeichnen - der Verlag auch nicht) lebt nicht von seiner Handlung, sondern definitiv von seinen Charakteren, die mir nach wie vor gut gefallen in ihrer Diversität. Jeder ist ein Unikat, aber alle sind extrem liebenswert. Auch die stimmungsvollen Beschreibungen der Côte d’Azur tragen zum Lesegenuss bei und lassen bei mir immer wieder Urlaubsfeeling aufkommen.

Die letzten Seiten des Buches legen den Grundstein für den nächsten Band. Aber keine Sorge, es gibt keinen unerträglichen Cliffhanger.

Kenntnisse des 1. Bandes sind von Vorteil, für das Verständnis der Handlung und Personen aber sicher nicht unbedingt nötig.

Die Reihe:
1. Der große Coup des Monsieur Lipaire
2. Die Revanche des Monsieur Lipaire

Bewertung vom 16.05.2023
Hohberg, Annette

Was die Nacht an den Tag bringt


sehr gut

Wenn Träume zerbrechen …

Inhalt:
Auf Bali wartet die junge Chiara vergeblich auf ihren Geliebten, der mit ihr ein neues Leben anfangen möchte. Die ältere Johanna sucht auf der Insel Erinnerungen an ihren gerade verstorbenen Ehemann. Beide sehnen sich nach demselben Mann, Georg. Durch Zufall lernen die zwei ungleichen Frauen sich kennen und eine schicksalsträchtige Entwicklung setzt sich in Gang.

Meine Meinung:
Auch wenn mich dieser Roman emotional nicht so berühren konnte wie frühere Bücher von Annette Hohberg und wie ich es bei dem Thema erwartet hatte, hat er mir doch ein paar schöne und nachdenkliche Lesestunden beschert.

Abwechselnd begleiten wir Chiara und Johanna, wobei mir Chiara definitiv näher gekommen ist und mir die Figur tiefgründiger erschien. Vielleicht liegt das daran, dass sie quirliger, lebendiger und auch tragischer daherkommt als Johanna. Letztere wirkt ein wenig grau und farblos.

Die Verknüpfung der beiden Frauenschicksale ist der Autorin auf jeden Fall sehr gut gelungen. Gemeinsamkeiten und Gegensätze sind gut ausgearbeitet. Die Atmosphäre ist einerseits durch Sorge und Trauer gedämpft, andererseits durch die Beschreibungen von Bali, seiner Menschen, Rituale und Traditionen lebendig und bunt.

Der Schreibstil ist wie von Annette Hohberg gewohnt durchzogen von poetisch Bildern und Vergleichen, leicht und locker zu lesen, aber trotzdem nicht simpel.

Bewertung vom 15.05.2023
Boyle, T. C.

Blue Skies (deutschsprachige Ausgabe)


sehr gut

Ein Warnschuss

Inhalt:
Ottilie, ihr Mann Frank und ihr Sohn Cooper leben in Kalifornien, wo die Sonne immer heißer brennt und das Wasser immer knapper wird. Cooper ist Insektenforscher. Ottilie versucht, ihren Teil zum Schutz der Umwelt beizutragen, indem sie als Proteinquelle Grillen züchtet, Heuschrecken zubereitet und sich auch sonst ein bisschen zurückhält.

Tochter Cat hingegen, die in Florida lebt, macht der ständige Regen und das Hochwasser zu schaffen. Trotzdem lebt sie mehr oder weniger sorglos in den Tag hinein, ohne sich um den Klimawandel zu scheren.

Und als wäre die Klimakatastrophe nicht schlimm genug, ereilen die Familie auch noch ganz private Schicksalsschläge …

Meine Meinung:
Am liebsten hätte ich das Buch schon nach den ersten paar Seiten abgebrochen, denn es beginnt mit Cat, deren Verhalten mir zutiefst zuwider war. Über eine solch oberflächliche Person wollte ich gar nichts weiter lesen. Zum Glück gab ich meinem ersten Impuls aber nicht nach, sonst hätte ich einen klasse Roman verpasst!

Mit dem Schwenk nach Kalifornien zu Ottilie und Cooper konnte T.C. Boyle mich dann richtig packen. Diese beiden zeigen, wie wir dem Klimawandel begegnen können. Ob wir dabei genug ausrichten können, sei dahingestellt.

Das ganze Szenario wirkt erschreckend realistisch, auch wenn Kalifornien und Florida und erst recht Deutschland vielleicht noch ein gutes Stück davon entfernt sind. An manchen Punkten der Erde dürfte es zumindest zeitweise schon so weit gekommen sein. Die Beschreibung unseres eventuellen zukünftigen Lebens durch T.C. Boyle sehe ich als Warnschuss, den wir tunlichst zum Umdenken nutzen sollten.

Die Mischung aus Familienroman und Klimadystopie fand ich sehr gelungen. So kommt der Autor ohne erhobenen Zeigefinger aus. Der Schreibstil war mir allerdings ein wenig zu trocken und zu distanziert. Ich habe beim Lesen die Charaktere nur begleitet, was schon mal nicht schlecht war. Lieber hätte ich mich allerdings mit ihnen identifiziert und ihre Gefühle und Emotionen mitgelebt. Nichtsdestotrotz kann ich den „Blue Skies“ nur empfehlen.

Bewertung vom 12.05.2023
Schillack, Alexander;Spahr, Johanna

Hunde erziehen ohne Schimpfen


sehr gut

Empfehlenswert

Alexander Schillack arbeitet als Verhaltensberater für Hundehalter*innen in Wuppertal und Johanna Spahr hat eine Hundeschule in Hamburg. Sie kommen in diesem Buch recht sympathisch rüber, vor allem weil sie sich auch nicht als perfekt präsentieren. So pöbelt zum Beispiel Alexander Schillacks Hund auch nach vielen Jahren noch Artgenossen an der Leine an. Für mich ist dies kein Zeichen von Unfähigkeit des Besitzers, sondern zeigt die Tatsache, dass jeder Hund ein Individuum ist und man mit manchen Eigenarten dieses Individuums einfach leben muss. Dies wird auch in dem Buch immer wieder thematisiert. Mit den Genen werden viele Verhaltensweisen schon vorgegeben und lassen sich durch Training nicht unbedingt komplett ändern. Es sollte uns auch egal sein, was andere Menschen von uns denken, weil wir unseren Hund scheinbar nicht richtig erziehen. Auch halten Autor und Autorin dazu an, sich auf das eigene Bauchgefühl zu verlassen. Wenn man sich mit Tipps und Anleitungen Außenstehender nicht wohlfühlt, hat es keinen Sinn, diese auf Teufel komm raus anzuwenden.

„Hunde erziehen ohne Schimpfen“ erklärt, wie Hunde lernen, und erläutert, warum wir überhaupt mit dem Hund schimpfen, obwohl dies in der Regel keinen positiven Einfluss auf das Verhalten des Hundes hat - im Gegenteil. Das Buch sensibilisiert für Situationen, die der Hund nicht verstehen kann und daraus folgend ein von uns nicht gewolltes Verhalten zeigt, was wiederum zu einem unfairen Verhalten des Menschen gegenüber dem Hund führt. Es gibt auch Tipps für Situationsmanagement und Trainingsanleitungen für ausgewählte Verhaltensziele, die ich als wirklich brauchbar empfand. Diese werden oft mit Bildern/Fotos veranschaulicht.

Die theoretischen Inhalte waren mir an manchen Stellen etwas zu ausufernd, da hätte ich mir stattdessen noch mehr Anleitung für die Praxis gewünscht. Im Großen und Ganzen ist dies aber ein empfehlenswerter Erziehungsratgeber, ganz besonders auch für Menschen, die noch ganz am Anfang stehen und vielleicht noch überlegen, ob sie sich einen Hund ins Haus holen und wenn ja, ob es ein Welpe (welcher Rasse?) oder ein Hund aus dem Tierheim sein soll. So kann man dann von Anfang an bestimmte Fehler gleich vermeiden.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 09.05.2023
Stuart, Douglas

Young Mungo


sehr gut

Eine erschütternde Milieustudie

Inhalt:
Glasgow, 1990er Jahre. Der fünfzehnjährige Mungo lebt mit seiner Mutter, seinem Bruder Hamish und seiner Schwester Jodie in einem Arbeiterviertel, das von Armut und Gewalt geprägt ist. Der sanfte Junge, der keiner Fliege etwas zuleide tun kann, wird zwischen der Gewalt seines Bruders und der Vernachlässigung durch die alkoholkranke Mutter, die er trotzdem über alles liebt, zerrieben. Mit dem Nachbarjungen James erlebt er ganz neue Gefühle. Gefühle, die er nicht ausleben darf in dieser von Homophobie erfüllten Welt.

Meine Meinung:
Anfangs fiel es mir sehr schwer, in die Handlung hineinzufinden. Das Geschriebene erschien mir zu distanziert und konnte mich nicht erreichen. Zudem haben mich die Zeitenwechsel gestört, die ich nicht gut einordnen konnte, da sie völlig übergangslos erfolgen.

Doch irgendwann war der Knoten dann geplatzt und ich vollkommen in der Geschichte angekommen. Was ich dann zu lesen bekam, ging mir wirklich an die Nieren. Das ist harter Tobak, den Douglas Stuart uns da zumutet - nichts für zart besaitete Leser’innen. Der Roman strotzt nur so vor Gewaltszenen, die schonungslos beschrieben werden und leider sehr realistisch wirken.

Lichtblicke dazwischen sind die liebevolle Beziehung zwischen Mungo und seiner Schwester Jodie und später dann auch die Liebe zu James, die einerseits Hoffnung gibt, aber auch schmerzhaft ist.

Triggerwarnung (bei Bedarf bitte rückwärts lesen):
GNUGITLAWEGREV HCUARBSSIMSEDNIK

Bewertung vom 08.05.2023
Stanisic, Sasa

Wolf


ausgezeichnet

Ein tolles Mut-mach-Hörbuch über Mobbing

Inhalt:
Kemi muss gegen seinen Willen in ein Ferienlager. Fast seine ganze Klasse ist dort und ihm ist schon vorher klar, dass Marko und seine Freunde genau wie in der Schule den Außenseiter Jörg piesacken werden. Doch anders als in der Schule ist es im Ferienlager nicht so einfach wegzuschauen. Und so macht sich Kemi im Lauf dieser Ferienwoche immer mehr für Jörg stark.

Meine Meinung:
Das Hörbuch wird von dem aus Bosnien stammenden Autor Saša Stanišić selbst gelesen. Zuerst hat mich sein deutlicher Akzent irritiert. Schnell wurde dies jedoch anders und ich empfand ihn als sehr charmant und durch die „fehlende Perfektion“ genial passend für den jugendlichen Ich-Erzähler, zumal Saša Stanišić dieser Figur durch entsprechende Akzentuierung wirklich hervorragend Leben einhaucht.

Kemi mochte ich sofort. Er ist ein kleiner Rebell, ein Querulant, ein Klugscheißer, aber auf eine gute Weise. Er hat null Bock auf das Ferienlager, die Mücken, die Zecken, die Natur an sich, das Klettern, das Basteln, die Betreuer und schon gar nicht auf seine Mitschüler - außer vielleicht auf Benisha. Aber um die anzusprechen, reicht sein Mut nicht.

Auf das Mobbing, dem sein Hüttenmitbewohner Jörg ausgesetzt ist, hat Kemi auch keinen Bock, ist sich dabei aber bewusst, dass, gäbe es Jörg nicht, er selbst das Opfer wäre. Auch wenn Kemi sich am liebsten aus allem raushalten würde, kann er Jörg nicht im Stich lassen.

Es gelingt Saša Stanišić, Kemis Gedanken wunderbar einzufangen. Auf mich wirkten sie sehr authentisch. Der Schreibstil ist dabei auch einfach klasse. Die Sprache ist zum Teil poetisch, mal ernst und mal witzig - eine Gratwanderung bei einem solchen Thema, die der Autor mit Bravour gemeistert hat.

Bewertung vom 07.05.2023
Raabe, Marc

Der Morgen / Art Mayer-Serie Bd.1


ausgezeichnet

Ein tolles Ermittlerduo

Inhalt:
Art Mayer hatte die Polizei eigentlich verlassen, doch nun überredet ihn sein ehemaliger Vorgesetzter, wieder zurück zu kommen und im aktuellen Fall zu ermitteln - auf Wunsch des Bundeskanzlers persönlich. Dessen Adresse fand man nämlich mit Blut auf den Bauch einer Frauenleiche geschrieben. Dem erfolgreichen Ermittler Art wird die noch unerfahrene Kollegin Nele Tschaikowski zur Seite gestellt. Reibereien sind vorprogrammiert …

Meine Meinung:
Marc Raabe versteht es hervorragend, eine spannende Geschichte zu erzählen. Die Seiten fliegen nur so dahin; ich bin von Anfang an tief in die Handlung eingetaucht und habe mitgerätselt und mitgebangt.

Die Ereignisse in der Gegenwart sind furchtbar - aber ebenso die in der Vergangenheit, von denen wir in Rückblenden lesen dürfen. Dass beides miteinander zu tun hat, wird schnell klar. Doch die genauen Zusammenhänge ergeben sich natürlich erst zum Schluss.

Marc Raabes neues Ermittlerduo Art Mayer und Nele Tschaikowski hat mir gut gefallen. Art ist auf den ersten Blick ein Griesgram und Querulant, wie er im Schulbuch steht. Lernt man aber seine Geschichte kennen, entwickelt man ganz schnell Verständnis für seine Macken. Dass er sich bei einem so komplizierten und komplexen Fall nicht mit der blutigen Anfängerin Nele Tschaikowski abgeben will, macht ihn zwar nicht sympathisch, ist aber verständlich.

Fast noch besser als Art gefiel mir Nele. Sie ist unheimlich ehrgeizig und tough. Ihr ist ganz klar, dass sie in der rauen Männerwelt des BKA keinen Fuß in die Tür bekommt, wenn sie Schwächen zeigt. Und so lässt sie sich von Arts grobem Verhalten nicht unterkriegen, sondern bietet ihm die Stirn, was schließlich sogar ihm imponiert und die beiden zu einem echten Team zusammenwachsen lässt.

Nach diesem gelungenen Auftakt von Marc Raabes neuer Thrillerreihe bin ich nun gespannt auf die Fortsetzung, die für Frühjahr 2024 unter dem Titel „Dämmerung“ geplant ist.

Bewertung vom 01.05.2023
Lunde, Maja

Der Traum von einem Baum / Klima Quartett Bd.4


gut

Relativ unspektakulärer Abschluss des Klima-Quartetts

Inhalt:
Longyearbyen, Spitzbergen, im Jahr 2110. Abgeschottet von der übrigen Welt leben hier noch einige wenige Menschen mit Respekt gegenüber der Natur. Hier befindet sich auch die globale Saatgutkammer, in der Samen aus aller Herren Länder aufbewahrt werden, um damit zu gegebener Zeit die Erde retten zu können. Als eine Krankheit alle bis auf fünf Kinder bzw. Jugendliche dahinrafft, muss eine Entscheidung getroffen werden. Sollen die fünf weiterleben wie bisher oder die restliche Welt um Unterstützung bitten - im Austausch gegen die Samen …

Meine Meinung:
Nachdem die ersten drei Bände des Klima-Quartetts mehr oder weniger im Jahresabstand erschienen sind, ließ Band 4 vier Jahre auf sich warten. Umso gespannter war ich nun auf den Abschlussband. Vielleicht hat die lange Zeit meine Erwartungen zu hoch anwachsen lassen, denn leider konnte „Der Traum von einem Baum“ mich nicht komplett begeistern.

Sprachlich sehr schön, leicht poetisch und eindringlich erzählt, konnte mich die Handlung nicht hundertprozentig überzeugen. Es wird aus zwei Perspektiven erzählt, wobei die von Tommy, dem ältesten Überlebenden aus Longyearbyen, den weitaus größten Raum einnimmt. Der von Tao - der Leserschaft bereits aus Band 1 bekannt - spielt dagegen keine so große Rolle.

Tommy begleiten wir dabei nicht nur in der Gegenwart, wo schon so einiges angedeutet wird, was schiefgelaufen ist, sondern viel mehr noch in der jüngeren Vergangenheit. So erfahren wir nach und nach, was geschehen ist. Dieses Konstrukt ist vom Spannungsaufbau her ganz gut gelungen. Allerdings lag für mein Empfinden der Fokus zu sehr auf Tommy und den anderen Kindern und weniger auf dem Klima und seinen Auswirkungen. Für mich persönlich kam störend hinzu, dass ich Tommys Verhalten des Öfteren nicht nachvollziehen konnte und er mir oft nicht wirklich sympathisch war, obwohl er sich hingebungsvoll um seine kleinen Brüder kümmert.

Insgesamt fand ich den Abschlussband des Klima-Quartetts zwar interessant zu lesen, aber nicht hundertprozentig befriedigend. Trotzdem gehört er einfach zu der Reihe dazu und ich bereue es nicht, den Roman gelesen zu haben, hätte ihn mir aber um einiges tiefgründiger gewünscht.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 28.04.2023
Brand, Christine

Der Feind / Milla Nova ermittelt Bd.5


ausgezeichnet

Super fesselnder Krimi um Incels und andere abgründige Täter

Inhalt:
Bei einem Amoklauf in der Frauendisko wird die Lebensgefährtin von Kommissarin Bettina Flückiger lebensgefährlich verletzt; viele andere Frauen sterben. Bettina setzt die Ergreifung des Täters auf ihre eigene Agenda. Als ob die Truppe um Sandro Bandini, den Chef der Abteilung Leib und Leben der Berner Kantonspolizei, damit noch nicht genug zu tun hätte, werden auch noch mehrere Männer ermordet und ihre Leichen in entwürdigender Weise drapiert.

Parallel zu den Ermittlungen der Polizei recherchiert Sandros Freundin und Journalistin Milla Nova auf ihre eigene Weise zu den Fällen. Dass dabei mal wieder sie und auch der blinde Nathaniel in große Gefahr geraten, wird Leser der Reihe vielleicht nicht wundern.

Meine Meinung:
Bei dieser Reihe fiebere ich wirklich jedem neuen Band entgegen und freue mich tierisch darauf. Dies ist bereits der fünfte. Er kann aber, wie die Vorgänger, ohne Vorkenntnisse gelesen werden. Natürlich macht es jedoch noch mehr Spaß, wenn man die Figuren von Anfang an begleitet, zumal auch die ersten vier Bände absolut klasse geschrieben und lesenswert sind.

Wie gewohnt ermitteln hier zwei Teams parallel in denselben Fällen. Die Polizei ist dabei weitgehend an die Vorschriften gebunden, während Milla so manches Mal fünf gerade sein lässt. Es ist immer wieder interessant zu sehen, wie man mit unterschiedlichen Ermittlungsansätzen zum Ziel kommt.

Ich kann dabei gar nicht sagen, welchem Team ich lieber folge. Alle Handlungsstränge sind sehr fesselnd und spannend. Am besten ist es, wie sie ineinandergreifen und zusammen die Handlung vorantreiben. Dabei liegt mal die Polizei, mal Milla vorne. Die Perspektivwechsel sorgen für allerlei Cliffhanger, die natürlich zum Weiterlesen animieren.

Die Story ist erschreckend und dabei sehr aktuell und realitätsnah. Die Autorin fängt sehr gut die Stimmung ein. Immer wieder zeigt sie auf, was diese furchtbaren Taten mit den ermittelnden Polizisten machen, wie ihnen die Bilder vom Tatort und der Druck, unter dem sie stehen, zusetzen. Dies wirkt sehr authentisch und gibt einem beim Lesen das Gefühl, tief in der Geschichte mit drin zu stecken.

Fazit:
Mit „Der Feind“ hat Christine Brand wieder einen sehr spannenden Kriminalroman mit einem aktuellen Thema vorgelegt, der seinen Vorgängerbänden in nichts nachsteht. Von mir gibt es eine absolute Leseempfehlung.

Die Reihe:
1. Blind
2. Die Patientin
3. Der Bruder
4. Der Unbekannte
5. Der Feind

Triggerwarnung (bei Bedarf bitte rückwärts lesen):
GNUGITLAWEGREV